Freitag, 13. November 2020

Sólstafir – Endless Twilight Of Codependent Love

 



Sólstafir – Endless Twilight Of Codependent Love


Besetzung:

Aðalbjörn Tryggvason – guitar, vocals
Sæþór M. Sæþórsson – guitar
Svavar Austmann – bass
Hallgrímur J. Hallgrímsson – drums, backing vocals


Gastmusiker:

Helena Dumell – violin “Rökkur”
Viggi Pada – backing vocals “Drýsill”
Jon Riderdron – percussion “Drýsill”
Dauf Jonssen – piano “Or”




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Alternative Rock, Progressive Rock


Trackliste:

1. Akkeri (10:10)
2. Drýsill (8:52)
3. Rökkur (7:06)
4. Her Fall From Grace (6:35)
5. Dionysus (5:30)
6. Til Moldar (4:28)
7. Alda Syndanna (4:30)
8. Or (6:58)
9. Úlfur (8:48)

Gesamtspieldauer: 1:03:01



„Endless Twilight Of Codependent Love“ heißt das bereits siebte Album der isländischen Band Sólstafir. Es erschien am 6. November 2020 auf dem Plattenlabel Season Of Mist und mit dieser Scheibe haben sich die Isländer noch ein wenig weiter von ihren ursprünglichen Wurzeln des ProgMetals entfernt.

Nicht, dass es diese Elemente gar nicht mehr auf „Endless Twilight Of Codependent Love“ zu hören geben würde, doch sie sind zurückgefahren worden zugunsten von eher psychedelischen Tönen, die oftmals deutlich sanfter ausfallen. Das macht die Musik der Isländer noch ein wenig abwechslungsreicher. Solch ein Lied wie die Nummer „Rökkur“, welche mit einer sehr melancholisch klingenden Violine eingeleitet wird, anschließend eine tiefschwarze musikalische Atmosphäre entwickelt, zu der Aðalbjörn Tryggvason bewegend und verzweifelt auf Isländisch singt, gab es zu Beginn der Karriere der Band so noch nicht zu hören.

Überhaupt die Atmosphäre auf „Endless Twilight Of Codependent Love“. Diese klingt allgemein düster und dunkel, manchmal fast ein wenig verwunschen, wofür isländische Musiker ein feines Gespür zu haben scheinen, obwohl Sólstafir weder nach Sigur Rós und schon gar nicht nach Björk klingen. Doch dieses Spiel mit den Atmosphären, das beherrschen auch die Musiker von Sólstafir bestens – in den sanfteren, wie in den härteren Passagen des Albums.

Inhaltlich beschäftigen sich die Lieder – die bis auf „Her Fall From Grace“ alle auf Isländisch eingesungen wurden – mit der menschlichen Psyche und den Abgründen, die sich darin immer wieder auftun. Es geht um Ängste, es geht um Süchte. Wandelt die Musik zwischen bretterharten Passagen und eher sphärischen Abschnitten hin und her, so gilt dies ebenso für den Gesang. Diese Verzweiflung in der Stimme habe ich bereits erwähnt, an anderer Stelle klingt Aðalbjörn Tryggvasons Gesang fast schon zerbrechlich, um sich dann beim Titel „Dionysus“ alles, wirklich alles von der Seele zu schreien.

Sehr gelungen auf „Endless Twilight Of Codependent Love“ sind ebenso die Melodien. Die Musik des Albums geht nämlich ins Ohr. Selbstverständlich verstärkt sich dieser Effekt auch noch mit dem wiederholten Mal des Hörens, wodurch die einzelnen Lieder schnell zu Freunden werden, die man schon lange zu kennen glaubt.

Fazit: Dunkel klingt es auf „Endless Twilight Of Codependent Love“ und sehr abwechslungsreich und gleichzeitig auch sehr eingängig. Das sind Zutaten, die dieses Album zu einem sehr überzeugenden Album werden lassen. Die Musik passt perfekt in die Zeit, in der wir gerade leben – und damit ist nicht nur der November gemeint. Intensiv. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Drýsill, Rökkur, Úlfur