Freitag, 1. Juli 2022

Klaus Schulze – Deus Arrakis




Klaus Schulze – Deus Arrakis


Besetzung:

Klaus Schulze – synthesizers


Gastmusiker:

Wolfgang Tiepold – cello
Eva-Maria Kagermann – voice noises




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Elektronische Musik


Trackliste:

1. Osiris (Part 1-4) (18:28)
2. Seth (Part 1-7) (31:47)
3. Der Hauch des Lebens (Part 1-5) (27:08)

Gesamtspieldauer: 77:23



Leider ist Klaus Schulze am 26. April dieses Jahres verstorben. Seit 1981 begleitet mich dieser elektronische Soundtüftler, als ich ihn auf meinem ersten selbstbezahlten Konzert in Nürnberg sah. Knapp zehn Mark Eintritt kostete damals die Karte, krass viel Geld für mich damals, doch ein Kumpel, der mich mitschleppte meinte, es würde sich lohnen. Klaus Schulze spielte dort vor dem Altar, eingerahmt von Synthesizer-Bergen. Ich hatte keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde, stellte nur fest, dass wir die Jüngsten in dieser Kirche waren. Das, was ich dann hörte, überraschte mich unglaublich und beamte mich damals in völlig fremde Sphären. Ich verließ die Kirche in diesem Herbst 1981 sehr beeindruckt und Klaus Schulze sollte von nun an mit seiner Musik mein Leben begleiten. Mal mehr, mal weniger, doch war er nie ganz verschwunden.

„Deus Arrakis“ ist nun sein letztes und 48. Werk, welches unter seinem Namen erscheint, rechnet man die offiziellen Studioalben, Soundtracks und Live-Alben zusammen. Veröffentlicht wurden allerdings mehr als 100 Werke, zählt man auch Box-Sets oder Alben mit, an denen der zweite Schlagzeuger von Tangerine Dream „nur“ beteiligt war. Inspiriert durch die Neuverfilmung des Film-Klassikers „Dune“ schrieb Kaus Schulze die Musik zu „Deus Arrakis“ und wollte damit dem Autor des Romans „Dune“, Frank Herbert, ein kleines Denkmal setzen.

Auf „Deus Arrakis“ hört man alles, was die Musik von Klaus Schulze schon immer ausgemacht hat. Sphärische Passagen, die sich kaum zu bewegen scheinen, Sequenzer-Abschnitte, die in die Beine fließen und einen automatisch mitwippen lassen. Überlagerte Klangteppiche, die sich entwickeln, ergänzen, ablösen und ineinander übergehen. Dazu jede Menge Atmosphäre. Auf „Deus Arrakis“ erklingt Musik, die für den Moment, in dem sie gehört wird, gemacht wurde und in dem sie wirkt. Keine Chance hier etwas unter der Dusche nachzupfeifen. Es ist der Augenblick, der in der Musik des Klaus Schulze zählt – und dieser kann sich so unglaublich intensiv anhören und anfühlen. Kann man mit dieser Art der Musik etwas anfangen, so überreicht einem Klaus Schulze zum Abschied nochmals ein wunderschönes Geschenk.

„Osiris“, „Seth“ und „Der Hauch des Lebens“ heißen die drei Titel des Albums. Ich bin nicht esoterisch veranlagt und habe auch keine Ahnung was Klaus Schulze dazu bewegte, nach zwei ägyptischen Götternamen dem dritten Lied diese „Überschrift“ zu geben. Doch irgendwie kommt man nicht drum herum, dem Ganzen etwas beizumessen, da es eben das letzte Lied der letzten Platte des Klaus Schulze ist, die er zu Lebzeiten fertigstellte. Das Lied beginnt minimalistisch und traurig, um dann im mittleren Abschnitt etwas an Fahrt zu gewinnen. Doch das währt nur kurz, die Musik fällt zurück in lange, ausgedehnte und sphärische Passagen. Dann, ganz zum Schluss, wirkt alles nochmals freundlicher und lebendiger, durch entsprechende Sequenzer-Passagen unterstrichen, bis alles schließlich völlig frei und atmosphärisch ausklingt, so als ob der Hauch des Lebens ausgehaucht wäre.

Fazit: Einen wahrlich hörenswerten letzten Höhepunkt hat Klaus Schulze mit seinem letzten Album „Deus Arrakis“ nochmals veröffentlicht. Alle Zutaten einer gelungenen Klaus-Schulze-Platte enthält dieses Album. Wer also auf sphärische, elektronische Musik steht, wird sicherlich Gefallen an dem Gehörten finden. Dazu kommt noch, dass es eben die letzte Platte des Klaus Schulze ist. Und das ist sehr, sehr schade… Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Alle drei Lieder