Mittwoch, 28. März 2012

Pink Floyd – Meddle





Pink Floyd – Meddle


Besetzung:

David Gilmour –guitar & vocals
Nick Mason – percussion
Richard Wright – keyboards & vocals
Roger Waters – bass guitar & vocals


Label: EMI


Erscheinungsdatum: November 1971 / 1994 / 2011


Stil: Psychedelic Rock


Trackliste:

1. One Of These Days (5:57)
2. A Pillow Of Winds (5:07)
3. Fearless (6:05)
4. San Tropez (3:40)
5. Seamus (2:13)
6. Echoes (23:31)




Mit “Meddle” verhält es sich ähnlich, wie beim ein Jahr zuvor erschienenen Album “Atom Heart Mother”. Auch auf „Meddle“ gibt es wieder ein Stück, welches eine ursprüngliche LP-Seite vollständig füllt. Auf der zweiten Album-Seite waren dann noch etwas kürzere Songs untergebracht. Und auf „Meddle“ wird mit diesen kürzeren Songs allerdings begonnen.

Das erste Lied der Scheibe heißt „One Of These Days“. Es beginnt mit Windgeheul aus dem sich eine treibende, instrumentale Nummer entwickelt. Diese wird immer weiter gesteigert, bis sie in einen Part übergeht, der zum einen auf seine Weise „sphärisch“, wie auch verstörend, vibrierend und völlig unkonventionell ist. Dieser Teil wird beschlossen durch die verzerrte Aussage Nick Masons: “One of these days I'm going to cut you into little pieces.'' Dazu befragt antwortete Roger Waters, dass dieses Statement einem englischen Disc-Jockey gewidmet und „böse“ gemeint sei. Anschließend explodiert der Song quasi und geht in ein wundervolles, treibendes und nicht enden wollendes Solo David Gilmours über. Wahrlich ein beeindruckendes Lied, welches so wohl nur von Pink Floyd zur damaligen Zeit geschrieben werden konnte.

Es folgen einige deutlich weniger spektakuläre Titel. Den Anfang macht „A Pillow Of Winds”. Unspektakulär - ja, aber trotzdem auch ganz in der Tradition Pink Floyds. Dieses Stück hätte man so auch auf „More“ oder „Atom Heart Mother“ finden können. „A Pillow Of Winds” verfügt über eine nette Melodie und vor allem die Gitarre, die hier im Hintergrund fast schon weint, drückt dem Song diese wehmütige, melancholische Stimmung auf, die ideal für regnerische Tage scheint. „Fearless“ orientiert sich dann schon eher an der Musik, die auf „Obscured By Clouds“ zu finden sein wird. Wieder eine ruhige Nummer, die nichts Experimentelles oder Psychedelisches aufzuweisen hat und allein von dieser, auch wieder melancholischen bis sentimentalen Stimmung lebt. Legendär dabei auch das Ende des Liedes, bei dem Liverpool Fußballfans „You never walk alone“ anstimmen, ein Stück, welches heute auch in den Fußballstadien Deutschlands zur Einstimmung der Fans vor dem Spiel nicht fehlen darf.

„San Tropez“ swingt im Anschluss daran sogar. Ein Titel, völlig ungewöhnlich für Pink Floyd. Verständlich, dass viele Fans mit diesem Stück nur relativ wenig anfangen können, da es nur sehr wenig mit den anderen Veröffentlichungen der Band zu tun hat. Noch krasser wird das bei „Seamus“, der Name des Liedes und gleichzeitig der Name eines Hundes, der während des Stücks auch ausgiebig „zu Wort“ kommt. Dieser Hund hatte die Angewohnheit zur Musik zu jaulen und so wurde, inspiriert durch diese Tatsache, ein Lied daraus gestrickt. Es ist ein Blues geworden und dieser wird regelmäßig, bei Umfragen unter Fans welches denn das schlechteste Stück im Songkatalog von Pink Floyd wäre, auf die vorderen Plätze gewählt. Wahrlich seltsam.

Dann folgt die ehemalige zweite Seite der Platte und mit „Echoes“ ein Lied, welches bei Fans, jetzt genau andersherum, häufig zum besten Lied der Band gewählt wird. Und „Echoes“ ist wirklich ein unglaublich mitreißendes Stück Musik, das so überaus unkonventionell ist, sodass man es nur schwerlich mit anderen Liedern vergleichen kann. Am ehesten vielleicht noch mit „Atom Heart Mother“, aber das auch nur am Rande. „Echoes“ ist psychedelischer Rock in seiner reinsten Form. „Echoes“ verbreitet Atmosphäre wie kaum ein anderes Lied. „Echoes“ ist, in all seinen Schattierungen, keine leichte Kost sondern ein Stück, auf dass man sich einlassen können muss. Am ehesten ist es wohl mit Kopfhörern an seinem Lieblingsplatz zu konsumieren. Es beginnt mit einem Klavierton, der an ein Echolot eines U-Bootes erinnert. Dann entwickelt sich eine wunderschöne Melodie, die von David Gilmour und Richard Wright gemeinsam gesungen wird. Es folgt ein Part, der von einem Gitarrensolo dominiert wird und schließlich ein orgellastiger Abschnitt, der dann immer wirrer, skurriler, abgefahrener, sphärischer und verstörender wird. Schließlich klingt alles so, als ob man sich ganz allein in einem dunklen Wald befinden würde, in dem Eulen und Käuze ihre Schreie in das Dunkel hinausschreien, dass es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Hier gibt es jetzt keinen Rhythmus mehr, hier findet sich keinerlei Melodie, alles ist nur noch Atmosphäre und Stimmung. Alles ist nur noch ein Klanggebilde. Doch dann, langsam, ganz langsam setzt der Synthesizer Richard Wrights ein und erzeugt diese Stimmung, die man wenige Jahre später wieder auf „Shine On You Crazy Diamond“ hören wird. Man hört das Echolot erneut und langsam steigert sich das Lied erneut. Die schwebende Melodie wird unterstützt durch einen vibrierenden Generator-Sound, der sich steigert und steigert. Und alles mündet perfekt arrangiert wieder in den ersten, melodiösen Part des Liedes. Ganz, ganz großes Kino.

Fazit: Auf „Meddle“ gibt es zwei Stücke, die, wenn man sie nicht kennt - Pink Floyd nicht kennt. Und vor allem „Echoes“ ist so ein Stück, ohne welches die Musikgeschichte deutlich ärmer wäre. Dann gibt es zwei ganz „nette“ Stücke auf dem Album und zwei Nummern, die irgendwie weniger gelungen sind. Da diese allerdings auch die kürzesten Stücke darstellen, kann man das verschmerzen und das Album erreicht immer noch 14 Punkte.

Anspieltipps: One Of These Days, Echoes



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