Hüma Utku – Gnosis
„Gnosis“ ist wahrlich eine Erkenntnis. Und zwar die, dass sich Musik im Kopf abspielt. Das, was man auf dieser Platte der türkischen Wahlberlinerin Hüma Utku hören kann, rast durch die Ohrmuschel entlang der Windungen und Verzweigungen durchs ganze Gehirn und erfüllt einen komplett. Utku startet hier einen Frontalangriff auf den primären Cortex und eröffnet mit ihren phänomenalen Schallwellen einen wahren Klangkosmos.
„Gnosis“ ist in einer Vinylauflage von gerade mal 300 Exemplaren bei Karlrecords erschienen, dazu gibt es den Download über bandcamp, einem Musikportal, auf dem ich mich schon oft genug verloren habe. Hier findet man unglaublich viel, gute und neue Musik. Die CD ist einfach „out“. Vinyl klingt besser, ist was für Sammler, dazu die kostengünstigeren Download Möglichkeiten.
Hüma Utku verbindet Istanbul und Berlin, zwei Weltstädte mit ihren reichen Kulturen, die die Musikerin offensichtlich geprägt haben. Ihr Sound umfasst Ambient, Industrial, Drone, das alles verpackt in einem elektronischen Mantel voller Tiefe und Düsternis. Titel wie „All the universe conspires“ und „A gift from the dark ages“ drücken genau das aus, was man hier hören, erfühlen, erfahren kann. „Ich sehe mich als Istanbulerin, aber Berlin ist mein Zuhause“, erzählte sie der taz in einem Interview. Utku lebt seit nunmehr sieben Jahren in der deutschen Hauptstadt, in der viele türkische Kulturschaffende eine neue oder eine vorübergehende Wahlheimat gefunden haben. Hüma Utku spielt bewusst mit dem musikalischen Grenzüberschreiten und Grenzverschieben. Ihre Musik ist eine Herausforderung, der man sich stellen muss. Zeit, Ruhe und der Wille, ihren Klangvorgaben zu folgen. Dann erlebt man Musik in ganz neuen Tönen. „Gnosis“ ist ein fantastisches Album, ein „Highlight“ dieses Jahres.