Dienstag, 31. März 2020

Big Big Train – English Electric Part Two




Big Big Train – English Electric Part Two


Besetzung:

Nick D'Virgilio – drums, backing vocals
Dave Gregory – electric guitar, banjo, mellotron
David Longdon – lead vocals, flute, vibes, tambourine, banjo, accordion, melodica, keyboards, acoustic guitar, birds and bees, mandolin
Danny Manners – keyboards, piano, double bass
Andy Poole – keyboards, acoustic guitar, mandolin, backing vocals, baritone bee
Gregory Spawton – bass guitar, electric guitar, slow moog, backing vocals, mandolin, acoustic guitar, keyboards


Gastmusiker:

Abigail Trundle – cello
Andy Tillison – organ, Moog, keyboards
Ben Godfrey – cornet, trumpet, piccolo trumpet
Daniel Steinhardt – electric guitar
Dave Desmond – trombone
Eleanor Gilchrist – violin
Geraldine Berreen – violin
Jan Jaap Langereis – recorders
Jon Truscott – tuba
John Storey – euphonium, trombone
Lily Adams – backing vocals
Martin Orford – backing vocals
Rachel Hall – violin
Sue Bowran – violin
Teresa Whipple – viola
Verity Joy – backing vocals
Violet Adams – backing vocals


Label: English Electric Recordings


Erscheinungsjahr: 2013


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Judas Unrepentant (7:17)
2. Worked Out (7:30)
3. Winchester From St. Giles’ Hill (7:15)
4. The Lovers (5:32)
5. Leopards (3:54)
6. Keeper Of Abbeys (6:59)
7. The Permanent Way (8:15)
8. East Coast Racer (15:44)
9. Curator Of Butterflies (8:42)

Gesamtspieldauer: 1:11:12




„English Electric Part Two” heißt das achte Studioalbum der englischen Progressive Rock Band Big Big Train. Selbstverständlich ist diese Scheibe auch inhaltlich der Nachfolger des ein Jahr zuvor erschienen Albums „English Electric Part One”. Der zweite Teil, bei dem erneut Geschichten der Arbeiter aus England erzählt werden, wurde ursprünglich am 4. März 2013 auf dem bandeigenen Plattenlabel English Electric Recordings veröffentlicht. Im Jahr 2016 kam es zu einer Wiederveröffentlichung der Scheibe – genau wie beim Vorgänger. Doch auch hier wurde die ursprüngliche Titelfolge einigermaßen durcheinandergewürfelt. Die beiden Stücke „Judas Unrepentant“ und „Winchester From St. Giles‘ Hill“ waren zuerst auf dem ersten Teil von „English Electric“ enthalten. Das Lied „The Lovers“ ist dagegen sogar eine ganz neue Nummer. Den Titel „Swan Hunter“, ursprünglich auf „English Electric Part Two” zu finden, gibt es nun auf dem ersten Teil zu hören. Da die Lieder sich inhaltlich wie auch musikalisch ergänzen, stellen diese Neuanordnungen allerdings kein größeres Problem dar – wenn man beide Alben besitzt.

Auch auf dem neu angeordneten „English Electric Part Two” hört man Progressive Rock neuerer Prägung, der dann allerdings doch wieder sehr an die sicherlich vorhandenen musikalischen Vorbilder Genesis zu Beginn bis Mitte der 70er Jahre erinnert. Alles klingt harmonisch auf diesem Album, sehr melodiös und auch eingängig. Die einzelnen Titel sind sehr abwechslungsreich arrangiert, bestehen zumeist aus mehreren Teilen, die ineinander übergehen. Kompliziert klingt da nichts, keine frickeligen Passagen gibt es auf der Platte zu hören, keine Experimente. Alles klingt melodisch, harmonisch, eingängig.

Alles? Nein, leider doch nicht. Die glücklicherweise sehr kurze Nummer „Leopards“ zerrt dann doch an den Nerven. Das ist Musik, die alles nochmals überhöht. Was bleibt ist ein anbiederndes, absolut langweiliges Lied, welches nur so vor flachem Mainstream trieft. Also doch lieber gleich zu den Höhepunkten der Scheibe. Diese heißen „Judas Unrepentant”, „The Permanent Way” und „East Coast Racer”. Auch dieses Mal hört man keinen komplizierten Progressive Rock, jedoch wunderschön eingängige Musik, die sich während des Stückes vom einen zum anderen Teil entwickelt. Wer es mag in Melodien und Harmonien zu schwelgen, die oder der wird genau bei diesen drei Liedern besonders fündig werden.

Fazit: Es steht Big Big Train auf der Verpackung drauf, Big Big Train Musik bekommt man auf „English Electric Part Two” dann auch zu hören. Keine Experimente, nichts Abgefahrenes. Dafür sehr viel eingängigen Progressive Rock, bei dem sehr viel Wert auf die Melodie gelegt wird. Wer also die harmonische und melodiöse Variante des Progressive Rock bevorzugt, die oder der kann mit „English Electric Part Two” nicht viel falsch machen. Elf Punkte.

Anspieltipps: Judas Unrepentant, The Permanent Way, East Coast Racer



Sonntag, 29. März 2020

Pearl Jam – Gigaton




Pearl Jam – Gigaton


Besetzung:

Jeff Ament – bass
Mike McCready – guitar
Stone Gossard – guitar
Eddie Vedder – guitar, vocals
Matt Cameron – drums, percussion


Gastmusiker:

Josh Evans – keyboards
Boom Gaspar – keyboards
Brandon O’Brien – keyboards


Label: Monkeywrench Records


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. Who Ever Said (5:11)
2. Superblood Wolfmoon (3:49)
3. Dance Of The Clairvoyants (4:25)
4. Quick Escape (4:46)
5. Alright (3:43)
6. Seven O‘Clock (6:14)
7. Never Destination (4:18)
8. Take The Long Way (3:41)
9. Buckle Up (3:36)
10. Comes Then Goes (6:02)
11. Retrograde (5:22)
12. River Cross (5:54)

Gesamtspieldauer: 57:08



Ich freue mich immer sehr, wenn ich höre, dass von einer Band, die mich schon eine lange Zeit meines Lebens begleitet, wieder ein neues Album erscheint. Nun also Pearl Jam, die 1990 in Seattle gegründet wurden und mit „Gigaton“ am 27. März 2020 ihr elftes Studioalbum veröffentlichen. Dreißig Jahre gibt es die Band nun also schon, mit „Ten“ wurde das erste Album vor 29 Jahren veröffentlicht. Ich kann es kaum glauben! So lange ist das bereits her. Nun, manches Mal lohnt die Vorfreude auf neue Veröffentlichungen, ein anderes Mal wird man vom neuen Werk einer Band ein klein wenig enttäuscht. Und wie sieht es bei Pearl Jam aus, knappe sieben Jahre nach „Lightning Bolt“ aus dem Jahr 2013?

Gespannt legt man die CD ein und was als erstes auffällt ist, dass man sehr viel Abwechslung auf „Gigaton“ zu hören bekommt. Rockige Lieder stehen gleichberechtigt neben deutlich sanfteren Stücken und auch der Mid-Tempo-Bereich wird abgebildet. Insgesamt ist die Atmosphäre auf „Gigaton“ allerdings eine deutlich ruhigere, als noch auf den Alben zu Beginn der Karriere von Pearl Jam. Das ist kein Grunge mehr wie in den 90ern, sehr viel eher abwechslungsreicher Alternative Rock. Was beim Durchhören des Albums ebenfalls sofort deutlich wird ist, dass man „Gigaton“ vom ersten bis zum letzten Takt durchhören kann, ohne verzweifelt nach der Fernbedienung zu suchen, um einen Titel zu überspringen. Ausfälle gibt es keine auf dieser Scheibe zu beklagen. Das Album läuft in einem Zug durch und lässt an mehreren Stellen aufhorchen.

Schließlich fällt weiter auf, dass Pearl Jam auf diesem Album sehr viel Wert auf die eingängige Melodie gelegt haben. Vieles auf „Gigaton“ geht gut ins Ohr, egal ob rockig oder zurückhaltender arrangiert und eingespielt. Eingängige Melodien, die der Gesang des Eddie Vedder wunderschön unterstreicht. Insgesamt verringert sich das Tempo der Stücke gegen Ende der Platte allerdings. Zum Schluss dominieren sehr viel mehr die ruhigeren Momente in der Musik von Pearl Jam.

Und die Höhepunkte? Ganz gewiss Geschmackssache und jede und jeder wird auf „Gigaton“ sicherlich ihre und seine eigenen Favoriten heraushören. In meinem Fall sind dies der Opener „Who Ever Said“, eine rockige Nummer, bei der der Fuß ganz automatisch mitwippen muss – ganz gleich ob er will oder nicht, das Lied groovt. „Alright“ beginnt so wunderschön verwunschen und ist schließlich eines jener sanften Lieder von Pearl Jam, in denen der Gesang des Eddie Vedder wunderschön zur Geltung kommt. „Seven O‘Clock“ ist eine Nummer, die im Mid-Tempo gehalten ist und mir sofort ins Ohr ging. Und schließlich möchte ich an dieser Stelle auch noch „River Cross“ erwähnen, das letzte Lied auf „Gigaton“. Wieder ein eher ruhiges Stück, welches eine ganz besondere Stimmung verbreitet. Diese wird durch eine etwa um 1850 gebaute Orgel vermittelt. „River Cross“ entstand bereits im Jahr 2015 und diese, schon auf dem ursprünglichen Demo zu hörende Orgel, wurde auch für die Endversion des Liedes auf dem Album verwendet.

Positiv möchte ich an dieser Stelle auch noch das Cover-Bild des Fotografen Paul Nicklen und die Aufmachung der CD überhaupt erwähnen. In dem Hardcover befindet sich eingeheftet ein kleines Büchlein, selbstverständlich mit allen Texten, den Credits und einigen künstlerisch gestalteten Bildern. Sehr gelungen.

Fazit: Knappe sieben Jahre hat es gedauert, bis Pearl Jam ihren Fans ein neues Studioalbum präsentieren. Das Warten hat sich gelohnt. „Gigaton“ klingt abwechslungsreich, die Lieder gehen ins Ohr und rocken auch mal. Nicht mehr ganz so viel wie früher auf den ersten Alben, trotzdem überzeugt dieses Album – durch viel Abwechslung und tolle Melodien. Elf Punkte.

Anspieltipps: Who Ever Said, Alright, Seven O’Clock, River Cross



Freitag, 27. März 2020

The Ocelots – Started To Wonder




The Ocelots – Started To Wonder


Besetzung:

Ashley Watson – vocals, guitar, piano
Brandon Watson – vocals, guitar, banjo, harmonica


Gastmusiker:

Lorcan Byrne – percussion
Cillian Byrne – keyboards
Harry Christensen – bass


Label: The Ocelots


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Folk


Trackliste:

1. Gold (4:59)
2. The Switch (3:20)
3. Dream The Day Away (4:06)
4. Lost (3:53)
5. Strangers In The Stairways (3:29)
6. Postcards (3:13)
7. Colors In The Dark (4:26)
8. To Call It Living (4:59)
9. Behind The Beautiful Forevers (4:20)

Gesamtspieldauer: 36:49



Legt man das Debutalbum der beiden Zwillingsbrüder Ashley und Brandon Watson auf, so ist man erst einmal überrascht, falls man sich vorher etwas über die Band der beiden Iren schlau gemacht hat. The Ocelots heißt diese Band und man liest, dass man hier zwei 22-jährige Brüder hört, die zusammen mit drei weiteren Musikern dieses Album mit dem Namen „Started To Wonder“ eingespielt haben.

Soweit noch nichts Besonderes. Das Außergewöhnliche daran ist allerdings die Musik der beiden Brüder, die es auf diesem musikalischen Debut zu hören gibt. Man bekommt auf diesem Album Folk serviert, der absolut nicht so klingt, als ob zwei solch junge Musiker sich hierfür verantwortlich zeichnen könnten. Die Lieder auf „Started To Wonder“ klingen so ausgereift, durchdacht und nach ganz viel Erfahrung. Mag sein, dass den beiden hier ihre Erlebnisse und Erfahrungen als Straßenmusiker weitergeholfen haben. Das Ergebnis lässt sich jedenfalls bestens genießen.

„Started To Wonder“ ist ein Album angefüllt mit folkigen Klängen, zumeist sanft eingespielt, mal neben der Gitarre noch durch das Banjo, ein anderes Mal durch die Mundharmonika bereichert. Gemein ist allen Titeln auf dem Album, dass sie wunderschöne Melodien transportieren, in die sich allerbestens eintauchen lässt. Alles klingt überzeugend auf „Started To Wonder“ und keine Nummer fällt gegenüber der anderen ab.

Soweit so gut. Doch noch eine Besonderheit birgt die Musik der Ocelots. Und dies ist der wunderschöne, perfekt abgestimmte Gesang der beiden irischen Musiker. Mehrstimmige Harmoniegesänge, die wechseln, sich ergänzen, gegenseitig unterstützen oder aber eine Art Zwiegespräch darstellen. Das klingt wunderschön und erinnert mich passagenweise sogar an David Crosby, Steven Stills und Graham Nash. Ich habe das nirgendwo gelesen, könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass dies auch musikalische Vorbilder von Ashley und Brandon Watson sind.

Fazit: Ein wunderschönes, sanftes Folk Album ist den beiden irischen Brüdern Ashley und Brandon Watson mit ihrem Debutalbum „Started To Wonder“ gelungen. Musik die wärmt und bezüglich des Gesangs außergewöhnlich klingt. Sehr zu empfehlen. The Ocelots kommen auf Tour im April und Mai. Ob diese Konzerte in der jetzigen Situation „mit diesem Virus“ stattfinden oder verschoben werden… Da sollte man nachfragen, lohnt sich. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Strangers In The Stairways



15/04/20 – Göttingen – Apex 
21/04/20 – Kiel – Prinz Willy 
23/04/20 – Unna – Spatz & Wal 
25/04/20 – Twist – Heimathaus 
28/04/20 – Hamburg – Freundlich & Kompetent 
29/04/20 – Lübeck – Tonfink 
30/04/20 – Gießen – Irish Pub 
02/05/20 – Rodgau – Maximal 
03/05/20 – Freiburg – Klimperstube 
06/05/20 – Stuttgart – Club CANN 
07/05/20 – Kronach – Struwwelpeter 
08/05/20 – Bugewitz – Weitblick 
10/05/20 – Viechtach – Altes Spital 
12/05/20 – Nürnberg – Salonfestival 
13/05/20 – Übersee – Freiraum 
15/05/20 – München – Milla 
16/05/20 – Wien – Haus der Musik



Donnerstag, 26. März 2020

Haley Johnsen – London Sessions – Live From Abbey Road




Haley Johnsen – London Sessions – Live From Abbey Road


Besetzung:

Haley Johnsen – acoustic and electric guitar, stomp box & foot tambourine


Label: Haley Johnsen Music LLC


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Folk, Blues


Trackliste:

1. Lift Me Up (3:45)
2. Sideways (3:37)
3. Feel The Water (4:45)
4. Teardrop Canvas (4:39)
5. Everything Comes Back Again (4:15)
6. Weekend (3:46)
7. When I Loved You (4:19)
8. Keep On Saying Goodbye (4:20)

Gesamtspieldauer: 33:30




Haley Johnsen ist eine Singer- Songwriterin, aus Oregon, USA. Morgen, am 27. März erscheint ihr neuestes Studioalbum mit dem Titel „London Sessions – Live From Abbey Road“, welches sie am 27. Februar 2019 live im legendären Studio One der Abbey Road Studios einspielte. Auf dem Cover ist noch vermerkt, dass dies in der Zeit von 16:45 bis 21:47 Uhr vonstattenging. Falls dies wirklich so zutrifft, ist es die am schnellsten eingespielte Studio-Scheibe, die ich kenne. Nur Live-Alben können dies wohl toppen.

Man hört auf „London Sessions – Live From Abbey Road“ die wunderschöne und sehr variantenreiche Stimme der Haley Johnsen, die sich selbst mit nur wenig Perkussion und einer Gitarre begleitet. Der musikalische Stil des Albums wandelt dabei zwischen Folk und gegen Ende der Scheibe deutlich mehr bluesigen Einflüssen. Die Musik selbst ist meist eher sanft gehalten, die Stimme der US-Amerikanerin steht ganz eindeutig im Vordergrund auf „London Sessions – Live From Abbey Road“. Und das ist schön so, denn genau damit wissen die Lieder der Haley Johnsen allesamt zu überzeugen.

Damit und mit den schönen Melodien, die die Lieder zu kleinen Perlen werden lassen, welche auch länger im Ohr bleiben. Dies gilt vor allen Dingen für die schönen Folk-Songs des Albums wie „Feel The Water“, „Teardrop Canvas“ oder auch „Everything Comes Back Again“, welche hintereinander angeordnet auch gleichzeitig die Höhepunkte des Albums darstellen.

Fazit: Ein überzeugendes Debut Album ist Haley Johnsen mit „London Sessions – Live From Abbey Road“ gelungen. Folk und Blues vereint auf einem Album, welches seine Stärken in der sehr überzeugenden Stimme der Haley Johnsen und den eingängigen und melodiösen Folk-Titeln hat. Im Januar und Februar war die Musikerin auf zahlreichen Bühnen in Österreich und Deutschland zu hören. Es ist gerade jetzt und in dieser Zeit aus mehreren Gründen zu hoffen, dass wir sie bald wieder so erleben dürfen. Acht Punkte.

Anspieltipps: Feel The Water, Teardrop Canvas



Mittwoch, 25. März 2020

Modest Mouse – Strangers To Ourselves




Modest Mouse – Strangers To Ourselves


Besetzung:

Isaac Brock – vocals, guitar, twelve-string, piano, rhodes, mellotron, bass, ebow, baritone guitar, korg ms-20
Jeremiah Green – drums, conga, sequencers, electronic drums, djembe, death whistle, vibes, korg, kalimba, cigar box guitar, backing vocals
Tom Peloso – bass, synth, rhodes, piano, upright piano, cornet, kalimba, acoustic guitar, backing vocals
Jim Fairchild – guitar, rhodes, ukulele, backing vocals
Russell Higbee – bass, rhodes, upright bass, guitar, pump organ, vibes, electric piano, baritone guitar, euphonium, kalimba, cornet, organ, backing vocals
Lisa Molinaro – viola, cello, bass, vocals
Ben Massarella – percussion
Darrin Wiener – modular synthesizer, field recordings, machine sequencing


Gastmusiker:

Davey Brozowski – percussion
James Mercer – vocals
Jose Medeles – drums, percussion, vibes
William Slater – banjo on "The Ground Walks, With Time In A Box", piano, rhodes, modular synth, backing vocals
Maureen Pandos – upright bass
Tristan Forney – tuba
Corrina Repp – backing vocals
Jeremy Sherrer – timbales, mpc programming, backing vocals
Tucker Martine – percussion
Seth Lorinczi – bass
Ryan Baldoz – backwards bass


Label: Epic Records


Erscheinungsjahr: 2015


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. Strangers To Ourselves (3:24)
2. Lampshades On Fire (3:07)
3. Shit In Your Cut (4:43)
4. Pistol (A. Cunanan, Miami, FL. 1996) (3:41)
5. Ansel (2:56)
6. The Ground Walks, With Time In A Box (6:11)
7. Coyotes (3:30)
8. Pups To Dust (3:30)
9. Sugar Boats (4:03)
10. Wicked Campaign (3:33)
11. Be Brave (3:31)
12. God Is An Indian And You‘re An Asshole (1:17)
13. The Tortoise And The Tourist (3:40)
14. The Best Room (4:24)
15. Of Course We Know (5:22)

Gesamtspieldauer: 57:01




„Strangers To Ourselves“ heißt das sechste Studioalbum der US-amerikanischen Alternative-Rock-Band Modest Mouse. Es wurde am 17. März 2015 auf dem Plattenlabel Epic Records veröffentlicht. Mit den Liedern „Lampshades On Fire“, „Coyotes“, „The Best Room“, „The Ground Walks, With Time In A Box“ sowie „Of Course We Know“ wurden insgesamt fünf der fünfzehn Lieder des Albums separat als Singles veröffentlicht. Das Album-Cover zeigt ein Luftbild des Venture Out RV Resorts in Mesa, Arizona.

Nun, wer Modest Mouse mag, die oder der wird auch „Strangers To Ourselves“ mögen. Die Platte kommt ganz in der Tradition der letzten beiden Alben „Good News For People Who Love Bad News“ (2004) und „We Were Dead Before The Ship Even Sank“ aus dem Jahr 2007 daher. Leicht schräge Melodien, witzige Texte und dabei jede Menge Harmonien, die sich schnell einprägen. Die Musik von Modest Mouse ist dabei unverwechselbar, was nicht nur am jederzeit wiederzuerkennenden Gesang des Isaac Brock liegt. Denn, auch wenn sich die Musik auf diesem Album nicht mehr ganz so experimentell anhört, wie an mancher Stelle der früheren Veröffentlichungen, klingt nichts auf „Strangers To Ourselves“ nach Konformität. Modest Mouse spielen in ihrem eigenen musikalischen Kosmos. Der mag mitunter verschroben klingen, doch gerade das macht nicht nur das Besondere, sondern auch den Reiz dieser Musik aus, die immer auch ins Ohr geht.

Viele der Lieder auf „Strangers To Ourselves“ überzeugen. Lediglich bei „Pistol (A. Cunanan, Miami, FL. 1996)“ und „The Tortoise And The Tourist“ benötigt man mehrere Anläufe, um mit den Stücken vertraut und „warm“ zu werden. Vielleicht gelingt dies auch nie. Macht nichts, es gibt genügend Höhepunkte auf dem Album. Stellvertretend sei an dieser Stelle das letzte Lied genannt, die Nummer „Of Course We Know“. Herrlich schräger Sound und trotzdem eingängig und melodiös.

Fazit: Ganz im Stile der beiden Vorgängeralben gehalten, so kann auch „Strangers To Ourselves“ mit Alternative Rock der eher speziellen Art überzeugen. Etwas schräg und ungewöhnlich klingt das zu jeder Zeit und sicherlich muss man sich in das musikalische Gebilde der US-Amerikaner erst einmal einhören, um diese Musik vollends genießen zu können. Schafft man dies, wird man reich belohnt. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Shit In Your Cut, Be Brave, The Best Room, Of Course We Know



Montag, 23. März 2020

Paul Simon – There Goes Rhymin’ Simon




Paul Simon – There Goes Rhymin’ Simon


Besetzung:

Paul Simon – vocals, acoustic guitar


Gastmusiker:

Pete Carr – electric guitar, acoustic guitar
Jimmy Johnson – electric guitar
Cornell Dupree – electric guitar on "Tenderness"
Al Gafa, David Spinozza – guitar
Jerry Puckett – electric guitar
David Hood – bass guitar
Gordon Edwards – bass guitar
Bob Cranshaw – bass guitar
Vernie Robbins – bass guitar
Richard Davis – double bass
Barry Beckett – piano, fender rhodes, hammond organ, piano, vibraphone
Paul Griffin – piano
Bob James – fender rhodes, harmonium, piano, keyboards
Bobby Scott – piano
Carson Whitsett – hammond organ
Don Elliott – vibraphone
Roger Hawkins – percussion, drums
Rick Marotta – drums
Grady Tate – drums
James Stroud – drums
Airto Moreira – percussion
The Onward Brass Band – horns
The Dixie Hummingbirds – group vocals
Rev. Claude Jeter – falsetto vocals
Maggie and Terre Roche – backing vocals
Allen Toussaint – horn arrangements
Quincy Jones – string arrangements
Del Newman – string arrangements


Label: Columbia Records


Erscheinungsjahr: 1973


Stil: Pop


Trackliste:

1. Kodachrome (3:35)
2. Tenderness (2:55)
3. Take Me To The Mardi Gras (3:30)
4. Something So Right (4:36)
5. One Man‘s Ceiling Is Another Man‘s Floor (3:48)
6. American Tune (3:47)
7. Was A Sunny Day (3:44)
8. Learn How To Fall (2:47)
9. St. Judy‘s Comet (3:21)
10. Loves Me Like A Rock (3:40)

Bonus Tracks der remasterten Album-Version aus dem Jahr 2004:

11. Let Me Live In Your City (Work In Progress) (4:22)
12. Take Me To The Mardi Gras (Acoustic Demo) (2:31)
13. American Tune (Unfinished DEmo) (4:03)
14. Loves Me Like A Rock (Acoustic Demo) (3:24)

Gesamtspieldauer: 50:09




„There Goes Rhymin“ Simon“ heißt das dritte Solo-Studioalbum des US-amerikanischen Musikers Paul Simon, welches am 5. Mai 1973 ursprünglich auf den Plattenlabeln Columbia Records und Warner Brother Records veröffentlicht wurde. „There Goes Rhymin“ Simon“ kletterte bis auf Platz 2 der US Billboard-200-Charts.

Mit seiner früheren Musik im Duett mit Art Garfunkel hat „There Goes Rhymin“ Simon“ überhaupt nichts mehr zu tun. Auf dem Album hört man einen manchmal fast schon kruden Stilmix von Soul mit Musical Einschlägen beim Lied „Tenderness“, über Gospel „Loves Me Like A Rock“, weiter zu Soul mit Dixieland bei dem Lied „Take Me To The Mardi Gras“. Etwas poppig klingt es bei „Kodachrome“. Eher nach Blues hört sich dann wieder „Something So Right“ an. „One Man‘s Ceiling Is Another Man‘s Floor“ ist ein langsamer Rock’n’Roll und natürlich gibt es auch noch ein paar folkige Einflüsse, insgesamt jedoch viel zu viele verschiedene Genres.

Leider können die einzelnen Titel in ihren Genres ebenfalls nicht überzeugen. Die Lieder sind zumeist sehr langweilig und gehen auch nicht ins Ohr. Die Platte tröpfelt so vor sich hin, darauf einstellen kann man sich sowieso nicht und gefesselt wird man von überhaupt nichts. Das Album klingt aus und es macht sich eine irgendwie geartete Erleichterung breit. Endlich vorbei. Angeblich hat Paul Simon dieses Album innerhalb kürzester Zeit eingespielt. Man glaubt das tatsächlich herauszuhören – an jeder Stelle.

Fazit: Ein sehr uneinheitliches und auch unausgegorenes Album ist hat „There Goes Rhymin“ Simon“ geworden. Musikalische Langweile mit nur wenigen, sehr wenigen Titeln, die sich lohnen gehört zu werden. Musik kann begeistern – oder eben langweilig sein. Leider trifft Letzteres zumeist auf dieses Album zu. Eine Enttäuschung. Vier Punkte.

Anspieltipps: Kodachrome, American Tune



Samstag, 21. März 2020

Korn – Life Is Peachy




Korn – Life Is Peachy


Besetzung:

Jonathan Davis – lead vocals, bagpipes, additional guitars – "Kill You" and "Mr. Rogers"
Head – guitars, vocals
Munky – guitars
Fieldy – bass guitar
David Silveria – drums


Label: Epic Records


Erscheinungsjahr: 1996


Stil: Nu Metal


Trackliste:

1. Twist (0:48)
2. Chi (3:54)
3. Lost (2:55)
4. Swallow (3:38)
5. Porno Creep (2:01)
6. Good God (3:20)
7. Mr. Rogers (5:10)
8. K@#ø%! (3:02)
9. No Place to Hide (3:31)
10. Wicked (4:00)
11. A.D.I.D.A.S. (2:32)
12. Lowrider (0:58)
13. Ass Itch (3:39)
14. Kill You (8:37)

Gesamtspieldauer: 48:12




Mit „Life Is Peachy“ betitelte die US-amerikanischen Nu-Metal-Band Korn ihr zweites Studioalbum. Dieses erschien am 15. Oktober 1996 auf dem Plattenlabel Epic Records. Drei Singles wurden mit den Liedern „No Place To Hide“, „A.D.I.D.A.S.“ und „Good God“ aus dem Album ausgekoppelt und veröffentlicht. „Life Is Peachy“ kletterte in den USA bis auf Platz 3 der Charts und verkaufte sich nochmal besser, als das bereits sehr erfolgreiche und selbstbetitelte Debut-Album.

Schaut man sich das Coverbild an, welches von Martin Riedl entworfen wurde, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter. Beim Anhören der Musik von „Life Is Peachy“ passiert einem dies leider allerdings auch. „Leider“, weil die Musik ein sehr unbehagliches Gefühl hervorruft. Ging die Musik auf dem Debut „Korn“ noch ins Ohr, so klingt sie auf „Life Is Peachy“ auch hart, zudem aber kalt und auf eine gewisse Weise abweisend. Das Album enthält keine Musik, mit der man sich schnell anfreundet – zumindest dann nicht, wenn man eine Harmonie ab und an zu schätzen weiß. „Life Is Peachy“ kracht brachial, ist laut angelegt und klingt mitunter fast verstörend. Trotz des großen Erfolgs war und ist das Album bei Kritikern wie Fans stark umstritten, denn es ist alles andere als einfach es für sich zu erschließen.

„Life Is Peachy“ besitzt keinen Titel, der besonders über den anderen herausragen würde. Der mit dem ersten Lied eingeschlagene Weg der Musik wird auf der Platte konsequent weiterverfolgt und immer wieder bedient. „Swallow“ gibt den Charakter des Albums sehr gut wieder. Überaschenderweise ist dies das Lied, mit dem ich beim ersten Mal des Hörens am wenigsten anfangen konnte, welches sich aber mit der Zeit immer weiterentwickelte. Insgesamt ist auf „Life Is Peachy“ ein Trend zu erkennen, dass Lieder zu Beginn des Albums noch etwas zugänglicher klingen, gegen Ende der Platte wird es immer verstörender und kälter.

Fazit: Hart, härter, „Life Is Peachy“. Auf dem Album geht es um Härte, kalte Härte. Wer schöne Melodien und Harmonien sucht, wird auf diesem Album definitiv nicht fündig werden. Irgendwie ist dieses Album eine Scheibe geworden, mit der man sich abreagieren, mit der man sich den ganzen Frust aus dem Leib schreien kann. Muss manchmal vielleicht auch sein. Sechs Punkte.

Anspieltipps: Swallow



Freitag, 20. März 2020

My Ugly Clementine – Vitamin C




My Ugly Clementine – Vitamin C


Besetzung:

Sophie Lindinger – Bass, Gesang
Mira Lu Kovacs – Gitarre, Gesang
Kathrin Kolleritsch – Schlagzeug, Gesang
Nastasja Ronck – Gitarre, Gesang


Label: Ink Music


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Pop, Rock


Trackliste:

1. Playground (3:06)
2. My Dearest Friend (2:42)
3. Who (3:03)
4. Hairwashsong (4:22)
5. Try Me (4:22)
6. Cool For You (4:19)
7. Never Be Yours (4:04)
8. Don't Talk To Me (2:59)
9. The Good The Bad The Ugly (2:46)
10. Peptalk (4:20)

Gesamtspieldauer: 36:08



My Ugly Clementine, das ist eine Anfang 2019 in Wien gegründete Band, die mit dem Album „Vitamin C“ heute, am 20. März 2020, ihr erstes Studioalbum veröffentlicht. Zuvor waren im letzten Jahr mit den Liedern „Never Be Yours“, „The Good The Bad The Ugly“ sowie „Playground“ bereits einzelne Titel veröffentlicht worden. Das weibliche Trio um die Songschreiberin Sophie Lindinger ist inzwischen um eine weitere Musikerin angewachsen und präsentiert sich nun mit der zweiten Gitarristin Nastasja Ronck als Quartett.

Auf „Vitamin C“ hört man geradlinigen Rock, der durchaus auch Einflüsse der Pop-Musik zulässt. Viele der Titel gehen dabei gleich mit dem ersten Mal des Hörens ins Ohr und hallen darin zudem auch länger nach. Auf „Vitamin C“ erklingt eine Art „Gute-Laune-Musik“, angefüllt mit Rhythmen, die zum Mitwippen einladen. Da gibt es jede Menge schöne Melodien zu entdecken, die packen und die man einfach mitsingen möchte. Sehr gelungen ist auch, dass man alle vier Musikerinnen beim Gesang hört, was das Album zusätzlich nochmals auflockert und Abwechslung bereitet. Dies, obwohl der musikalische Stil relativ einheitlich gehalten ist, lediglich beim letzten Titel „Peptalk“ kommt es zu einem Stilwechsel in Richtung des Blues.

So kann man diese Scheibe vom ersten bis zum letzten Titel durchhören, ohne die Fernbedienung griffbereit liegen zu haben oder aber den Weg zum Plattenspieler beginnen zu müssen. „Vitamin C“ läuft durch, lässt immer wieder aufhorchen und das Schöne an dem Album ist zudem, dass die einzelnen Stücke mit jedem weiteren Durchlauf nicht nur vertrauter, sondern zudem auch noch eingängiger zu werden scheinen. Dieser poppige Rock überzeugt.

Fazit: Ein sehr schönes und eingängiges Debut ist den vier Musikerinnen von My Ugly Valentine mit „Vitamin C“ gelungen. Musik, die ins Ohr geht, unkompliziert und direkt. Wer Lust hat die Band auch mal live zu erleben, die oder der kann sie im Herbst erleben. Die ursprünglichen Konzerttermine wurden aufgrund der Corona-Krise auf neue Termine verschoben. Diese Daten habe ich unten angehängt. Zudem kann man nachlesen, dass für die Originaltermine gekaufte Karten an allen genannten Orten ihre Gültigkeit behalten, bei Bedarf auch retourniert werden können. Auch ist der Kartenvorverkauf für die neuen Termine ab sofort wieder geöffnet.

Anspieltipps: Playground


Die neuen Termine:

Mi, 23.09.2020; Krems – Kino im Kesselhaus
Do, 24.09.2020; St. Pölten – Cinema Paradiso
Fr, 25.09.2020; Vöcklabruck – OKH
So, 27.09.2020; Berlin – Prachtwerk
Mo, 28.09.2020; Hamburg – UWE
Mi, 30.09.2020; Insbruck – Bäckerei
Do, 01.10.2020; Dornbirn – Spielboden
Fr, 02.10.2020; Salzburg – ArgeKultur
Sa, 03.10.2020; Passau – Zeughaus
Fr, 04.10.2020; Wien – Arena
Mi, 02.12.2020; Nürnberg – MUZclub
Do, 03.12.2020; München – Milla
Sa, 05.12.2020; Darmstadt – HoffArt
Do, 10.12.2020; Graz – Orpheum extra
Sa, 12.12.2020; Weyer – Bertholdsaal



Donnerstag, 19. März 2020

CocoRosie – Put The Shine On




CocoRosie – Put The Shine On


Besetzung:

Bianca Casady – all instruments & vocals
Sierra Casady – all instruments & vocals


Gastmusiker:

Thelxepeia van der Borch – vocals (track 1)
Nico Kalwill – guitar (track 1 & 8), bass (tracks 8 & 9)
Asya Sorshneva – violin (tracks 1, 3, & 12)
Lacy Lancester – drums (track 1, 4 & 11)
Justin “Jay McK” McKinney – bass (tracks 2, 3, 6 & 8)
Mark Simmons – drums (tracks 3, 6 & 8)
Bobby Sparks II – keyboards (tracks 6 & 8)
Tavahn Ghazi – guitar & drums (track 7)
Douglas Wieselman – bass, clarinet (track 11)


Label: Marathon Artists


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Pop


Trackliste:

1. High Road (4:06)
2. Mercy (4:00)
3. Restless (5:48)
4. Smash My Head (4:26)
5. Where Did All The Soldiers Go (4:44)
6. Hell‘s Gate (5:18)
7. Did Me Wrong (3:40)
8. Lamb And The Wolf (4:32)
9. Slow Down Sun Down (4:30)
10. Burning Down The House (4:39)
11. Ruby Red (4:30)
12. Aloha Friday (4:20)

Gesamtspieldauer: 54:39



Dieses Mal dauerte es viereinhalb Jahre, bis das Schwestern-Duo Bianca und Sierra Casady ihr neues und damit bereits siebtes Studioalbum veröffentlichten. „Put The Shine On“ heißt dieses und man muss ein wenig Lächeln, wenn man liest, dass die Musik der beiden in Paris lebenden US-Amerikanerinnen mit „New Weird America“ oder gar „Freak Folk“ umschrieben wird.

Freak Folk? Nun, ungewöhnlich klingt die Musik von CocoRosie auf jeden Fall. Da hört man poppige Klänge, eine kleine Prise Rock, Electronica, Hip Hop und noch so einiges mehr. Das war auf früheren Alben bereits so und Bianca und Sierra Casady entwickeln ihre Lieder auch auf „Put The Shine On“ immer noch genreübergreifend. Doch das ist noch nicht das Besondere an der Musik der beiden Schwestern. CocoRosie klingen völlig anders als andere Bands. Unverwechselbar. Manchmal irgendwie verwunschen, mystisch, dann wieder schräg und ausgefallen, auf jeden Fall immer besonders. Neben der Musik trägt auch der Gesang von Bianca und Sierra Casady einiges zu diesem Gesamteindruck bei, der mal gesungen, mal flüsternd, flehend, fordernd, gesäuselt, weinerlich oder einfach nur wunderschön und zart aus den Boxen fließt.

Genauso abwechslungsreich wie der Gesang, so klingt auch die Musik. Die Lieder können sich sehr eingängig anhören, an anderer Stelle schließlich deutlich fordernder und gar nicht mehr so leicht zugänglich. Mit jedem Durchlauf erfasst man diese Musik jedoch besser und intensiver und die einzelnen Nummern werden schließlich zu Freunden. Schräg und skurril klingt das dann zwar teilweise immer noch, doch irgendwie merkt man, dass es genau so und nur so wirklich wirken kann. Musik kann so beeindruckend sein.

Fazit: CocoRosie klingen auch auf ihrem neuesten Werk „Put The Shine On“ wie CocoRosie. Melodisch und skurril, eingängig und schräg. All dies vereinigen die zwei Schwestern auf ihrem Album und lassen es dadurch erneut zu besonderer Musik werden. Hörenswert für alle, die das Außergewöhnliche suchen. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Where Did All The Soldiers Go, Aloha Friday



Dienstag, 17. März 2020

The Boomtown Rats – Citizens Of Boomtown




The Boomtown Rats – Citizens Of Boomtown


Besetzung:

Pete Briquette – bass guitar, keyboards, programming
Garry Roberts – guitars
Simon Crowe – drums, vocals
Bob Geldof – vocals, guitars, harmonica


Gastmusiker:

Darren Beale – lead guitar, moog, backing vocals
Alan Dunn – keyboards, backing vocals
Paul Cuddeford – guest guitar on “Passing Through”
Serafina Cusack – backing vocals
Luciano Cusack – backing vocals


Label: BMG


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Rock


Trackliste:

1. Trash Glam Baby (3:54)
2. Sweet Thing (3:11)
3. Monster Monkeys (4:25)
4. She Said No (3:55)
5. Passing Through (4:35)
6. Here‘s A Postcard (3:52)
7. K.I.S.S. (3:10)
8. Rock ‘n‘ Roll Yé Yé (4:54)
9. Get A Grip (4:00)
10. The Boomtown Rats (5:19)

Gesamtspieldauer: 41:20



Jede und jeder, die oder der ihre und seine Jugend zumindest noch zum Teil in den 70ern oder 80ern verbracht hat, kennt noch dieses Gefühl. Man bekam von Freunden gesagt, hörte davon im Radio oder las darüber in der Zeitung, dass diese oder jene Band ein neues Album herausbringen würde. Das war die Zeit, als man sich Platten gekauft hat, schließlich gespannt das Albumcover in Händen hielt, sich die Bilder ansah, die Scheibe auflegte und diese auch mehrmals von vorne bis hinten durchhörte, bis man sich eine erste Meinung darüber bilden konnte. Am nächsten Tag wurde dann mit den Kumpels und Freundinnen über das neue Album diskutiert. „Downloaden“ war damals noch eine Beschäftigung eines Baggerfahrers oder Fuhrunternehmens und Musik schien irgendwie wertvoller gewesen zu sein.

Genau in dieser Zeit waren die Boomtown Rats aktiv. Im Jahr 1975 gegründet, erschien 1977 das erste selbstbetitelte Album, 1984 mit der Scheibe „In The Long Grass“ das bisher letzte. Und jetzt, 36 Jahre später, erscheint das siebte Album der irischen Band um Bob Geldof mit dem Titel „Citizens Of Boomtown“. Bob Geldof ist für mich „Live Aid“, die Boomtown Rats stehen für mich für „I Don’t Like Mondays“ und „Banana Republic“. Als ich im Januar dieses Jahres hörte, dass nach dieser langen Zeit wieder ein Album der Iren erscheint, war ich zugegebenermaßen sehr gespannt. Von der ursprünglichen Besetzung des letzten Albums ist lediglich Keyboarder Johnnie Fingers nicht mehr dabei. Bob Geldof, Garry Roberts, Pete Briquette und Simon Crowe hatten bereits 2013 wieder zusammengefunden und Konzerte gegeben – nun also das neue Album.

Jetzt habe ich mir „Citizens Of Boomtown“ mehrmals angehört und natürlich schwingt dabei auch eine gehörige Portion Nostalgie mit. „Citizens Of Boomtown“ klingt größtenteils rockig – das ist der erste Eindruck, den man beim Durchhören der zehn Lieder erhält. Gleich zwei Lieder hinterlassen dabei tiefere Spuren. Leider allerdings keinen guten Eindruck. „Rock ’n’ Roll Yé Yé“ klingt während der Strophe ganz nett, doch der zunächst positive Eindruck des Liedes wird durch den Refrain völlig zerstört. „Yeah, Yeah Rock’n’Roll“ oder „Come On, Come On Rock ’n’ Roll“ wird da sogar gleich im Chor intoniert. Das klingt schon ziemlich platt und nach eher langweiligem Stadionrock, für den die Boomtown Rats eigentlich nicht standen. Schließlich noch das letzte Lied des Albums, „The Boomtown Rats“. Ich kann es mir irgendwie nur so erklären, dass die Musiker um Bob Geldof dachten, sie müssten ihre Musik „modern“ klingen lassen. Jetzt dröhnt da eine Art Rave aus den Boxen, mit ganz viel Drum-Computer und ordentlich Beat, den ich von den Boomtown Rats so nicht erwartet hätte und irgendwie auch gar nicht hören wollte. Geschmackssache sicherlich, aber eben eine andere Art der Musik – nicht meine und im Grunde genommen auch nicht die der Boomtown Rats. Weder auf diesem Album noch auf einem der vorherigen.

Doch nun zu den schönen Dingen, der überzeugenden Musik der Platte. Diese wächst nämlich mit jedem Durchlauf. Ist es zunächst so, dass die Scheibe durchläuft und man sich denkt „Okay, das ist es also nun“, so scheinen bereits beim zweiten Hören Lieder eingängiger, spannender geworden zu sein. Und dieser Eindruck verstärkt sich mit jedem weiteren Hören von „Citizens Of Boomtown“. „Trash Glam Baby“, „Monster Monkeys“, „Here‘s A Postcard“ sind allesamt Nummern, die mir immer besser gefallen. Vor allen Dingen „Monster Monkeys“ finde ich klasse. Gute, melodiöse Nummer, versehen mit einem schönen und intelligenten Text. Insgesamt klingen die Lieder zu Beginn des Albums etwas überzeugender. Etwa ab dem auch nicht sonderlich überzeugenden „K.I.S.S.“ wird es schwieriger mit der Musik der Boomtown Rats warm zu werden… Aber ganz ehrlich. Nach dem achten Durchlauf konnte ich auch schon mehr mit dem „The Boomtown Rats“-Rave anfangen, vor allen Dingen mit dem zweiten Teil des Liedes – Musik ist manchmal unergründlich.

Fazit: Nein, auf „Citizens Of Boomtown“ findet sich kein zweites „I Don’t Like Mondays“. Auch erfinden die Iren auf dem Album die Musik nicht neu. Zum Teil klingt das etwas gewöhnungsbedürftig, vieles hört sich solide an und manches Lied wirklich gelungen. So ist das neue Werk der Boomtown Rats keine „Überplatte“ und kein „Meilenstein“ geworden. Doch schlecht ist das, was man hier zu hören bekommt ebenfalls nicht. Ja, ich freue mich, dass die vier Musiker nochmals ein Album aufgenommen haben. Nostalgie schwingt da schon ein wenig mit, gebe ich gern zu. Macht aber nichts. Es gibt Schlimmeres. Neun Punkte.

Anspieltipps: Monster Monkeys



Sonntag, 15. März 2020

Psychotic Waltz – The God-Shaped Void




Psychotic Waltz – The God-Shaped Void


Besetzung:

Dan Rock – guitars, keyboards
Devon Graves – vocals, flute, keyboards, additional guitar on “Demystified”
Ward Evans – bass
Norman Leggio – drums
Brian McAlpin – guitars, keyboards


Gastmusiker:

Genia Lackey – additional keyboards on “The Fallen”


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Rock, Metal, Progressive Metal


Trackliste:

1. Devils And Angels (6:29)
2. Stranded (4:49)
3. Back To Black (3:52)
4. All The Bad Men (3:59)
5. The Fallen (5:49)
6. While The Spiders Spin (5:49)
7. Pull The String (4:54)
8. Demystified (5:12)
9. Season Of The Swarm (5:57)
9. Sisters Of The Dawn (6:41)
10. In The Silence (5:16)

Gesamtspieldauer: 58:47



Am 1. Juli 1996 hatte die US-amerikanische Progressive Metal Band Psychotic Waltz mit „Bleeding“ ihr viertes und für lange Zeit letztes Studioalbum veröffentlicht. Am 14. Februar 2020, knappe 24 Jahre später, erscheint nun mit „The God-Shaped Void“ das nicht mehr für möglich gehaltene fünfte Studioalbum von Psychotic Waltz auf dem Plattenlabel InsideOut Music. „The God-Shaped Void“ bedeutet auf Deutsch „Die gottgeformte Leere“ oder „Das gottgestaltete Nichts“, doch Leere kommt beim Hören des Albums keineswegs auf. Und das Album ist auch kein „Nichts“ in der Diskographie von Psychotic Waltz und schon gar keines in der heutigen Musiklandschaft.

Aufgenommen haben Psychotic Waltz das Album in derselben Besetzung, mit der sie auch schon die erste Scheibe „A Social Grace“ im Jahr 1990 eingespielt haben. Damals wie heute besteht die Band damit aus Sänger, Flötist und Keyboarder Devon Graves, der auch mal „Buddy Lackey“ genannt wird. Mit dabei sind ebenfalls wieder die Gitarristen Dan Rock und Brian McAlpin, Bassist Ward Evans sowie Schlagzeuger Norman Leggio. Schon cool, wenn man auch nach dreißig Jahren immer noch zusammenfindet.

Auf „The God-Shaped Void“ hört man kraftvollen Rock bis Metal, der manchmal immer noch diesen gewissen progressiven Charakter aufweist. Abwechslungsreich klingt sie, die Musik von Psychotic Waltz auf ihrem fünften Album. Dieses Spiel mit „laut“ und leise“, den Intensitäten und Atmosphären, darauf verstehen sich die Musiker immer noch bestens. Geradlinig verläuft die Musik von Psychotic Waltz sowieso selten. Immer wieder hört man überraschende Wendungen, was neben diesen Stimmungsvariationen zusätzlich zum progressiven Eindruck der Musik beiträgt. Als Beispiel seien hier die Lieder „The Fallen“ und „Demystified“ erwähnt, welche auf knappen sechs Minuten jeweils die ganze Bandbreite der Musik von Psychotic Waltz enthalten.

„The God-Shaped Void“ überzeugt auch durch das Gespür der Band für die eingängige Melodie, für die Harmonie, die sich im Ohr verfängt. Die Musik packt einen schnell, spätestens nach dem zweiten oder dritten Mal des Hörens scheint man auf vertraute Freunde zu treffen, die einen schon sehr viel länger begleiten. Von daher ist es auch sehr schwer die Höhepunkte dieses Albums zu benennen. Zum einen hat da jede und jeder einen anderen Favoriten, zum anderen wachsen alle Lieder auch mit jedem weiteren Durchlauf. Das macht schon sehr viel Spaß, diese Scheibe immer wieder neu zu entdecken. Auch soll an dieser Stelle der überzeugend arrangierte und sehr schön abgestimmte mehrstimmige Gesang nicht unerwähnt bleiben. Psychotic Waltz machen auch im Jahr 2020 keine 08/15-Musik, sondern präsentieren ihren Fans auf „The God-Shaped Void“ durchdachte und packende Musik, die dabei keineswegs konstruiert klingt und viele Ideen beinhaltet, die klasse umgesetzt wurden.

Fazit: Psychotic Waltz können es noch. Auch 24 Jahre nach ihrem letzten Lebenszeichen in Form eines neuen Albums erschaffen die US-Amerikaner noch gute und packende Musik. Natürlich wird auf „The God-Shaped Void“ kein neues Musikgenre geboren. Doch das, was hier zu hören ist, überzeugt und weckt auch Erinnerungen an Musik, die bald ein Vierteljahrhundert in der Vergangenheit entstand. Na und ein bisschen Sentimentalität schwingt beim Hören, Genießen und Empfinden der Musik von Psychotic Waltz auf ihrem neuen Album sicherlich auch mit. Macht ja nichts. Klingt eben einfach cool, gut und ganz schnell vertraut. Elf Punkte.

Anspieltipps: Stranded, The Fallen, Demystified



Samstag, 14. März 2020

Kingswood – Juveniles




Kingswood – Juveniles


Besetzung:

Fergus Linacre – lead vocals
Alex Laska – lead guitar and vocals
Justin Debrincat – drums and backing vocals
Braiden Michetti – bass and backing vocals


Label: Dew Process


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. You Make It So Easy (3:18)
2. Bittersweet (3:19)
3. Ready Steady (2:51)
4. Say You Remember (4:13)
5. If Only (3:14)
6. Snakepit (5:46)
7. Cigarettes In Bed (3:42)
8. Cross My Heart (4:20)
9. Marilyn (3:19)
10. One More Dance (3:56)
11. Candy Blue (3:13)
12. Young, Charming & Funny (3:42)

Gesamtspieldauer: 44:58



Kingswood ist eine australische Alternative Rock Band aus Melbourne, die im Jahr 2009 gegründet wurde. Am 13. März 2020 erschien das dritte Studioalbum des Quartetts auf dem Plattenlabel Dew Process. „Juveniles“ heißt diese Scheibe und sie ist angefüllt mit Rock Musik, die gleich beim ersten Hören zu überzeugen weiß.

„Juveniles“ rockt. Nicht zu kompliziert, sondern sehr direkt und geradlinig. Die Melodien werden von den Australiern nie sträflich behandelt, sondern spielen immer eine zentrale Rolle auf „Juveniles“. Eingängige Melodien hört man auf dem Album, welche verpackt in rockigen Liedern sofort ins Ohr gehen. Da macht das Zuhören bereits mit dem ersten Takt Spaß.

Die Musik von Kingswood ist Gitarren-dominiert, ohne dabei zu hart zu klingen. Diese Ausgewogenheit machen die Lieder noch leichter zugänglich und beim Solo auf „Say You Remember“ glaubt man fast die Gitarre des Brian May heraushören zu können und nochmals zusätzlich vertraute Harmonien machen sich breit.

In dieser Eingängigkeit und irgendwie herauszuhörenden Vertrautheit liegt auch die Stärke der Musik von Kingswood auf „Juveniles“. Das bezieht sich auf fast alle zwölf Titel der Platte. Lediglich die Nummer „Marilyn“ fällt gegenüber den anderen ab. Irgendwie fühle ich mich da zum Teil an Earth, Wind & Fire erinnert. Mag sein, dass dies Absicht ist, stellvertretend steht dieses Lied für das Album allerdings sicher nicht. Somit kann man das Album vom ersten bis zum letzten Takt wirken und genießen.

Fazit: Auf „Juveniles“ hört man modernen und eingängigen Rock, der einfach Spaß macht. Musik die direkt wirkt, ohne Umwege. Da lohnt das Album für Freundinnen und Freunde guter Rock Musik, welche gleich beim ersten Mal ins Ohr geht und auch nach den „zigten“ Mal des Hörens noch wirkt. Umso schöner, dass Kingswood im Herbst auf Europa-Tour kommen. Die Termine sind angehängt. Lohnt sich.

Anspieltipps: You Make It So Easy, Say You Remember, Candy Blue



Fr 04.09. Viechtach | Altes Spital (DE)
Sa 05.09. Bremen | Schütz`n`Fest (DE)
Fr 11.09. Hartberg | Roter Gugl (AT)
Mo 14.09. Darmstadt | Frischzelle (DE)
Mi 16.09. Hannover | LUX (DE)
Mo 21.09. Mainz | Schick und Schön (DE)
Di 22.09. Salzburg | Academy (AT)
Mi 23.09. Röda | Steyr (AT)
Do 24.09. Ebensee | Kino Ebensee (AT)
Fr 25.09. Klagenfurt | Wohnzimmer (AT)
Mo 28.09. Wien | Haus der Musik (AT)
Di 29.09. Dortmund | Subrosa (DE)
Mi 30.09. Chemnitz | Aaltra (DE)
Do 01.10. Berlin | Sage Club (DE)
Fr 02.10. Jena | Rosenkeller (DE)
Sa 03.10. Weikersheim | ClubW71 (DE)
Mo 05.10. Bamberg | Live Club (DE)
Di 06.10. Braunschweig | Eulenglück (DE)
Mi 07.10. Amsterdam | Melkweg (NL)
Do 08.10. Kaiserslautern | Salon Schmitts (DE)
Fr 09.10. Frankfurt | Lotte Lindenberg (DE)
Sa 10.10. Karlsruhe | Kohi (DE)
Mo 12.10. Bremen | Litfass (DE)
Di 13.10. Hannover | Bürgerverein Kleefeld (DE)
Do 15.10. Odense | Posten (DK)
Sa 17.10. Viborg | Ølluminati (DK)
Mi 21.10. Hamburg | Astra Stube (DE)