Samstag, 21. März 2015

Sigur Rós – Von




Sigur Rós – Von


Besetzung:


Jón Þór Birgisson – vocals, guitar, synthesizer
Georg Hólm – bass, synthesizer
Ágúst Ævar Gunnarsson – drums, synthesizer


Label: Smekkleysa


Erscheinungsdatum: 1997


Stil: Post-Rock, Ambient


Trackliste:

1. Sigur Rós (9:47)
2. Oögun (5:50)
3. Hún Jörð (7:18)
4. Leit Að Lifi (2:34)
5. Myrkur (6:14)
6. 18 Sekúndur Fyrir Sólarupprás (0:18)
7. Hafssól (12:25)
8. Veröld Ný Og Óð (3:29)
9. Von (5:12)
10. Mistur (2:16)
11. Syndir Guðs (Opinberun Frelsarans) (7:45)
12. Rukrym (9:01)

Gesamtspieldauer: 1:12:13




Genauso gespenstisch, wie das Cover dieses ersten Albums der isländischen Band Sigur Rós aussieht, so klingt die Scheibe mit dem Titel „Von“, zu Deutsch „Hoffnung“, aus dem Jahr 1997 auch. „Von“ hält so manche Soundkollage, Ambient-Musik sowie einige Titel, die zumindest ein wenig den Aufbau eines ganz „normalen“ Liedes aufweisen, für den Hörer parat.

Stilistisch unterscheidet sich die Platte sehr deutlich von allen weiteren Scheiben, die da noch folgen sollten. Die hier noch als Trio funktionierende Band, kommt dabei mit nur wenigen Instrumenten aus, Orchester-Musiker sind noch nicht mit in den Klang eingebunden. „Von“ beginnt mit einem Lied, welches den Bandnamen „Sigur Rós“ trägt. „Sigur Rós“ bedeutet übersetzt „Sieg“ sowie „Rose“, was keinerlei Sinn ergibt und ein Wortspiel ist, welches aus dem Namen „Sigurrós“ entstand. Diesen trägt die jüngere Schwester Jón Þór Birgissons, die wenige Tage vor der Gründung der Band geboren wurde. Wie man dann allerdings bei den Worten „Sieg“ und „Rose“ oder aber bei den Gedanken an die Geburt eines kleinen Mädchens solch ein Lied komponieren kann, das ist schon äußerst überraschend. Die Nummer „Sigur Rós“ ist Musik, die einem Geisterfilm entsprungen zu sein scheint. Verzweifelte Schreie sind da zu hören, entsetzliche Geräusche und jede Menge grauenvoller Wesen, die hier mit Sicherheit nur eines im Sinn haben, nämlich irgendwelche unschuldigen Menschen zu quälen. So viel zu den Assoziationen, die hier zwangsläufig aufkommen. Die Musik selbst „quält“ jedoch keineswegs. Sie ist dicht und packend, sicherlich nicht als Hintergrundmusik geeignet, jedoch lässt sie beim Hörer, der sich darauf konzentriert, schöne Schauer entstehen, die genüsslich den Rücken herunterlaufen.

Bei „Oögun“ eröffnen sich dem Hörer nun weite und fast schon unendlich scheinende Klangwelten, die allerdings deutlich heller gehalten sind, als noch bei dem Lied zuvor. Ambient Musik ist das, ganz frei gehalten, ohne Struktur. Man hört Hintergrundgeräusche wir Regen oder Stimmengewirr, alles scheint dabei sehr schwerelos zu sein. Die Stimmungen wechseln hierbei von sehr düster, bis deutlich heller. Immer wirkt das Ganze jedoch auch ergreifend und lässt einen beim Hören nicht unberührt. Diese Art der Musik muss man lieben oder man wird sie hassen. Mit „Hún Jörð“ folgt dann die erste Nummer, die über so etwas wie eine Melodie verfügt. Dazu gesellt sich eine „schwere“ Gitarre und man kann hier nun durchaus von einem Rock-Song sprechen. Dieser stellt jedoch vor allem, durch den nicht auf ein Geschlecht zu reduzierenden Gesang des Jón Þór Birgisson, wiederum etwas Besonderes dar.

Es folgen nun Klangkollagen wie „Leit Að Lifi“, rockigere und fast schon als „normal“ zu bezeichnende Stücke wie „Myrkur“ oder eine Spielerei wie „18 Sekúndur Fyrir Sólarupprás“. Letztere ist eine Nummer, die 18 Sekunden dauert und bei der man 18 Sekunden lang gar nichts hört – Stille ist angesagt.

Im weiteren Verlauf des Albums entstehen immer wieder neue Klanggebilde und ganze Klangwelten, die wieder dem Musikgenre des Ambient zuzuordnen sind. Jedoch sind auch solche Stücke zu hören, die dann durchaus schon auf die späteren Werke der Band hinweisen, wenn diese auch noch nicht ganz so ausgereift sind, wie in den darauffolgenden Jahren. Zum Schluss gibt es schließlich mit „Rukrym“ nochmals eine sehr eigenwillige Nummer, die in den ersten fünfeinhalb Minuten nur aus Stille besteht, um dann für dreieinhalb Minuten nochmals einen Abschnitt aus „Myrkur“ wiederzugeben – allerdings rückwärts abgespielt, auf nichts anderes deutet bereits der Titel „Rukrym“ hin.

Fazit: Beeindruckend ist „Von“ von Sigur Rós wahrlich, denn das, was man hier zu hören bekommt, ist sicherlich keine 08/15-Musik, die man laufend hört. Allerdings hört man auf „Von“ auch keine einfache Musik. Begeistern können die Titel zwar durchaus, manches Mal klingt das alles jedoch auch ein wenig zu abgedreht. Die drei Musiker waren zunächst zudem nicht so ganz zufrieden mit dem Ergebnis, die Platte verkaufte sich zu Beginn auch relativ schlecht. Ganze 313 Kopien wurden von diesem Album zunächst in Island verkauft. Das änderte sich erst, als mit „Ágætis Byrjun“ zwei Jahre später der Nachfolger auf den Markt kam und in England sich der Erfolg einstellte. „Ágætis Byrjun“ bedeutet auf Deutsch "Ein guter Anfang". Nun aber ganz ausblenden sollten die Musiker ihren Erstling wahrlich nicht. Kein Meisterwerk zwar und ab und an etwas sperrig, doch wahrlich nicht schlecht und durchaus auch beeindruckend. Neun Punkte.

Anspieltipps: Sigur Rós, Hún Jörð