Donnerstag, 26. Dezember 2013

Hawkwind – Astounding Sounds, Amazing Music




Hawkwind – Astounding Sounds, Amazing Music


Besetzung:

Robert Calvert – vocals
Dave Brock – electric guitar, keyboards, backing vocals
Nik Turner – saxophone, flute, vocals (on "Kadu Flyer")
Paul Rudolph – bass guitar, electric guitar
Simon House – violin, keyboards
Simon King – drums
Alan Powell – drums


Label: Cherry Red Records


Erscheinungsdatum: 1976


Stil: Space Rock, Rock


Trackliste:

1. Reefer Madness (6:03)
2. Steppenwolf (9:46)
3. City Of Lagoon (5:12)
4. The Aubergine That Ate Rangoon (3:37)
5. Kerb Crawler (3:47)
6. Kadu Flyer (5:32)
7. Chronoglide Skyway (4:42)

Bonus Tracks:


8. Honky Dorky (3:17)
9. Kerb Crawler (3:44)
10. Back On The Streets (3:06)
11. The Dream Of Isis (2:57)

Gesamtspieldauer: 51:42




Manchmal muss man sich eben selbst loben. Nicht viel anders kann man den Titel des sechsten Hawkwind Albums „Astounding Sounds, Amazing Music“ deuten. Robert Calvert war nun festes Mitglied der Band geworden und die Musik bewegt sich auf der Platte irgendwo zwischen Space-Sound und Rock. Nun, ist die Musik auf dieser Platte aber wirklich so „erstaunlich“, wie es uns die Band mit dem Album-Titel weismachen will? Wie so oft, so liegt auch hier die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Zutreffend ist dieses Adjektiv sicherlich bei den ersten beiden und längsten Titeln der Platte. „Reefer Madness” startet mit einer Zugsirene und dem Rattern eines ankommenden Zuges, rockt dann los und ist phasenweise sogar sehr eingängig, was nicht zuletzt an dem tollen Pianopart im Refrain liegt. Ausgedehnte Instrumentalpassagen gibt es hier ebenfalls zu hören, in die startende Flugzeuge mit integriert wurden und dann weist das Lied wieder Abschnitte auf, die von verfremdeten Stimmen leben. Das Ganze klingt sehr psychedelisch und geht schließlich erneut in diesen wahrlich schönen und treibenden Pianoteil über.

„Steppenwolf” bezieht sich auf den gleichnamigen Roman von Hermann Hesse und fällt am ehesten wohl ebenfalls in die Kategorie Psychedelic Rock. Und da darf es natürlich auch nicht fehlen, dass Robert Calvert zumindest einen Satz immer wieder auf Deutsch wiedergibt: „Isch weiß nicht, was isch sagen soll!“ Klasse gelungen ist hier die ganze Atmosphäre des Liedes, die durch schöne Violin-Läufe und abschnittsweise auch durch einen fetten Orgel-Sound untermalt wird.

„City Of Lagoon” und „The Aubergine That Ate Rangoon” sind im Anschluss daran etwas spacige Instrumental-Nummern, die dann aber so gar nicht mehr “erstaunlich”, sondern eher ein wenig langweilig klingen. Auch „Kerb Crawler” kann nicht so richtig überzeugen. Ein Rock-Song, unterfüttert mit spacig klingenden Keyboard-Einschüben. Besser wird es da schon wieder mit „Kadu Flyer”. Ein sehr melodiöses Stück im Mid-Tempo. Sicherlich nicht der Höhepunkt im Schaffen von Hawkwind, trotzdem eine ganz nette Nummer, was nicht zuletzt an der zweiten Hälfte des Liedes liegt, welches ein wenig experimentell geraten ist und in dem dieses Mal eine Sitar und orientalische Klänge dazu eingesetzt werden, einen psychedelischen Eindruck zu hinterlassen. Dies bewirkt darüber hinaus, dass in dem Lied eine fast schon meditative Stimmung erzeugt wird. Das ursprünglich letzte Lied der Platte war „Chronoglide Skyway”, eine sehr sphärische und auch wieder spacige Instrumental-Nummer, die nur allzu typisch ist für den Klang von Hawkwind.

Auf der 2009 wiederveröffentlichten und remasterten Version des Albums sind vier Zugaben den offiziellen Stücken angehängt worden. „Honky Dorky“ ist dabei ein Lied, welches einmal mehr auf die „Macht“ des Repetitiven in der Musik setzt. Im Grunde genommen ist das Stück ein langes Synthesizer-Solo, in dem ein immer wieder wiederholter und unverständlicher Satz mantraartig wiedergegeben wird. „Kerb Crawler” wird in einer etwas anderen Single-Version wiedergegeben. Bei „Back On The Streets” handelt es sich um einen sehr langweiligen Rock-Song, der so gar nichts Besonderes aufweist, wohingegen „The Dream Of Isis” wieder dieses meditative Moment aufgreift, sphärisch und ein klein wenig hektisch klingt und dabei trotzdem noch hörenswert bleibt.

Fazit: „Astounding Sounds, Amazing Music“ lebt ganz klar von den ersten beiden Liedern. Dieses können durchaus auch den Stempel „erstaunlich“ tragen. Noch besser wäre vielleicht sogar „ungewöhnlich“. Der ganze Rest der Platte ist dann – vielleicht noch mit Ausnahme von „Kadu Flyer” – längst nicht mehr so überzeugend. Entweder handelt es sich dann um etwas sphärische Instrumentalmusik oder aber um biederen Rock, den man glaubt schon hunderte Male gehört zu haben, ohne dass er einen jemals berührt hätte. Nein, richtig toll ist das Album nicht mehr. Da gibt es Besseres von Hawkwind. Neun Punkte.

Anspieltipps: Reefer Madness, Steppenwolf, Kadu Flyer