Sonntag, 17. März 2013

Quicksilver Messenger Service – Happy Trails




Quicksilver Messenger Service – Happy Trails


Besetzung:

John Cipollina – guitar and vocals
Greg Elmore – drums, percussion and vocals
Gary Duncan – guitar and vocals
David Freiberg – bass, piano and vocals


Label: Repertoire Records (ursprünglich Capitol Records)


Erscheinungsdatum: 1969


Stil: Blues Rock, Psychedelic Rock, Jam Rock


Trackliste:

1. Who Do You Love - Part I (3:33)
2. When Do You Love (5:15)
3. Where Do You Love (6:07)
4. How Do You Love (2:46)
5. Which Do You Love (4:39)
6. Who Do You Love - Part II (3:01)
7. Mona (7:02)
8. Maiden Of The Cancer Moon (3:01)
9. Calvary (13:21)
10. Happy Trails (1:29)

Gesamtspieldauer: 50:13




Dieses Album der amerikanischen Band aus San Francisco, Quicksilver Messenger Service, ist schon etwas Besonderes. In der Liste des „Rolling Stones Magazines“ der 500 besten Alben aller Zeiten erscheint es auf Platz 189. Der Titel „Mona“ rangiert in der Liste der besten Gitarren-Songs aller Zeiten desselben Magazins auf Platz 88. Und schließlich taucht in einer weiteren Liste John Cipollina als die Nummer 32 der besten Gitarristen aller Zeiten auf. Nun, mit solchen Listen ist das natürlich immer so eine Sache. Stimmen die, oder stimmt das nicht, was dort wie angeordnet wurde. Letztendlich bleibt es dann doch häufig eine Geschmackssache. Was ist das denn nun für eine Musik, die die Band mit dem eigentümlichen Namen Quicksilver Messenger Service auf „Happy Trails“ dem Hörer da präsentiert?

Die erste Seite der Platte wurde live im Fillmore, einem Konzertsaal in San Francisco aufgenommen. Diese Live-Atmosphäre ist am deutlichsten im Part „Where Do You Love“ zu vernehmen, bei dem das Publikum mit eingebunden wurde. Ansonsten hört man nur sehr wenig von dieser Live-Situation. Lediglich am Ende des zweiten „Where Do You Love“-Parts ist das Publikum mit ausgiebigem Applaus zu vernehmen. Alle Teile des Albums gehen ineinander über, nur der kurze Titeltrack „Happy Trails“, am Ende der Platte, eine unsägliche Country-Nummer, ist durch Stille von den anderen Songs abgesetzt.

Beim ersten und letzten Teil der ganzen „Do You Love“-Parts handelt es sich um eine Adaption eines Bo Diddley Rock’n’Rolls, der hier in den Blues überführt wurde. In den einzelnen folgenden Abschnitten erhält dann jeder der vier Musiker seinen eigenen größeren Auftritt in Form eines ausgiebigen Solos. Das wirkt mitunter improvisiert, dabei aber durchgehend spannend. „Spannend“ ist allerdings auch das richtige Stichwort für das Zusammenspiel der zwei Gitarristen John Cipollina und Gary Duncan, die sich gegenseitig richtiggehend zur Höchstform anstacheln und steigern. Überhaupt hört man an jeder Stelle des Albums vier Vollblutmusiker, die ihr Handwerk bestens verstehen. So ist die ehemalige erste Plattenseite zu einem langen Blues-Rock-Song geworden, meist instrumental gehalten, der jede Menge Groove entwickelt und selbst den nicht so bluesbegeisterten Musikhörer mitreißen kann.

Die zweite Seite der ehemaligen LP enthielt angeblich ebenfalls live eingespielte Titel, die allerdings anscheinend nachträglich durch Studioversionen ersetzt wurden. An der Art der Musik hat sich dabei jedoch nichts geändert. Lange Soli, mitunter improvisiert wie auf einer Jam-Session klingend, mal mehr treibend, mal etwas sphärischer und immer spannend anzuhören. Der Titel „Mona“ ist dabei übrigens wieder eine überarbeitete Bo Diddley-Nummer und der Titeltrack eine Adaption der Titelmelodie der Roy Rogers-Show und ganz untypisch, wie oben bereits erwähnt, ein Country-Lied. Die beiden restlichen Stücke „Maiden Of The Cancer Moon“ und das richtiggehend mitreißende „Calvary“ entstammen aus der Feder Gary Duncans.

Fazit: Im Grunde genommen kann ich mit Blues leider häufig nicht allzu viel anfangen. Diese etwas rockigere und fast schon improvisierte Version dieser Stilrichtung auf „Happy Trails“ gefällt allerdings sogar mir. Natürlich ist hier keine Musik zu hören, die man neben einem Gespräch mitlaufen lassen kann. Nein für „Happy Trails“ von Quicksilver Messenger Service muss man sich Zeit nehmen, man muss sich auf diese Musik voll und ganz einlassen können, damit sie ihren Zauber auch entfalten kann. Für Freunde des Blues auf jeden Fall geeignet. Liebhaber gitarrenlastiger Musik kommen hier auch bestens auf ihre Kosten. Für Menschen mit einem Hang zur progressiven Musik allerdings ebenfalls zu empfehlen, denn ein wenig geht die Scheibe auch in diese Richtung. Hier lohnt es sich wahrlich mal ein Ohr zu riskieren. Ob die Platte allerdings zu Recht den Platz 189 der besten Alben aller Zeit einnimmt und der Titel „Mona“ der 88 beste Gitarren-Song ist, das wage ich zu bezweifeln. Aber Geschmackssache eben. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Die “Do You Love”-Teile genau wie “Mona” und vor allem “Calvary”