Donnerstag, 26. Juni 2025

Arctic Monkeys – AM

 





Besetzung:

Alex Turner – lead and backing vocals, guitar
Matt Helders – drums, backing vocals
Jamie Cook – guitar
Nick O'Malley – bass, backing vocals, baritone guitar


Gastmusiker:

James Ford – keyboards (tracks 3, 6–12)
Josh Homme – backing vocals (tracks 3 and 11)
Pete Thomas – percussion (track 7)
Bill Ryder-Jones – additional guitar (track 8)




Erscheinungsjahr: 2013


Stil: Independent Rock


Trackliste:

1. Do I Wanna Know? (4:32)
2. R U Mine? (3:21)
3. One For The Road (3:26)
4. Arabella (3:27)
5. I Want It All (3:05)
6. No.1 Party Anthem (4:03)
7. Mad Sounds (3:35)
8. Fireside (3:01)
9. Why‘d You Only Call Me When You‘re High? (2:41)
10. Snap Out Of It (3:13)
11. Knee Socks (4:17)
12. I Wanna Be Yours (3:04)

Gesamtspieldauer: 41:48



„AM“ heißt das fünfte Studioalbum der englischen Rockband Arctic Monkeys. Es wurde am 9. September 2013 auf dem Plattenlabel Domino Recording Company veröffentlicht. Das Album wurde zu einem der erfolgreichsten Alben der Arctic Monkeys, es führte in mehreren Ländern die Charts an und erreichte in vielen weiteren Ländern Top-Ten-Positionen. An der Spitze der UK-Album-Charts verkaufte es sich in der ersten Woche über 157.000 mal und wurde mit 73.000 verkauften Exemplaren zu einem der meistverkauften Vinyl-Alben des Jahrzehnts.

„AM“ gewann den Brit Award für das britische Album des Jahres und wurde für den Grammy Award für die beste Rock-Performance („Do I Wanna Know?“) und den Mercury Prize nominiert. In diversen Listen wird das Album geführt. Der New Musical Express nannte es das beste Album des Jahrzehnts und nahm es in seine Liste der „500 Greatest Albums of All Time“ auf. Und auch das Rolling Stone Magazin nahm es in die 2020-Ausgabe seiner Liste der „500 Greatest Albums Of All Time“ auf.

Ganz schön viele Lobeshymen, die man als Freund des Rocks nicht unbedingt verstehen muss. Aber so ist das eben mit solchen Ranglisten, diese sind und bleiben eben doch auch nur Geschmackssache. Doch was hat es jetzt mit „AM“ auf sich? Nun, die Platte ist wahrlich kein schlechtes Album. Sehr viele musikalische Einflüsse lässt die Band mit in das Album einfließen. So hört man auf „AM“ Pop, Blues Rock, Hard Rock, R&B, Funk und Soul und auch leichte Hip-Hop-Anleihen. Dabei erklingt das Album in sich geschlossen, die unterschiedlichen musikalischen Genres fügen sich perfekt zusammen ohne, dass dies irgendwie konstruiert klingen würde.

Einen Ausfall gibt es auf der Platte ebenso nicht zu beklagen. Man legt „AM“ auf und kann das Album in einem durchhören, ohne den Tonarm an dieser oder jener Stelle etwas weitersetzen zu müssen. Das klingt alles gut und eingängig und macht auch Spaß beim Zuhören. Doch packt es einen auch so sehr, dass es zu den besten Alben aller Zeiten gezählt werden sollte? Nein, definitiv nicht!

Auf „AM“ hört man guten und abwechslungsreiche Rockmusik – perfekt produziert. Dabei überzeugen die einen Titel etwas mehr, die anderen etwas weniger. Den absoluten „Übersong“ gibt es jedoch nicht – genauso wenig wie den Totalausfall. Die Lieder gehen unaufgeregt ins Ohr und haben auch einen gewissen Wiedererkennungswert. Klasse auch die Gesangsharmonien, mit Stimmen, die oftmals fast an die Bee Gees erinnern. Was dieses Album allerdings über andere Platten dieses Jahres oder gar Jahrzehnts erheben soll, das erschließt sich einem nicht. Alleine in diesem Jahr veröffentlichten unter anderem Amplifier, Steven Wilson, Haken oder Motorpsycho Alben, die deutlich mehr Eindruck hinterlassen. Aber – Geschmackssache eben.

Fazit: „AM“ von den Arctic Monkeys ist ein eingängiges und abwechslungsreiches Album geworden, was man immer wieder gern auflegt und hört. Die einzelnen Lieder gehen ins Ohr und „wachsen“ mit jedem Durchlauf noch etwas weiter. Es macht Spaß zuzuhören, denn man wird auf eine sehr vielschichtige musikalische Reise mitgenommen, die viele Stile einschließt und niemals langweilig wird. Spannend ist das allemal. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Do I Wanna Know?, Arabella, Fireside



Dienstag, 24. Juni 2025

Kasabian – The Alchemist’s Euphoria

 



Kasabian – The Alchemist’s Euphoria


Besetzung:

Sergio Pizzorno – vocals, guitars, bass, synthesizers, piano, drum programming
Chris Edwards – bass guitar, backing vocals
Ian Matthews – drums, percussion
Tim Carter – guitar, organ, additional percussion, drum programming, additional programming (tracks 6, 9, 11, 12)


Gastmusiker:

Fraser T. Smith – additional keyboard, bass and drum programming


Label: Sony Music


Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Pop, Rock, Techno, HipHop


Trackliste:

1. Alchemist (2:40)
2. Scriptvre (3:49)
3. Rocket Fuel (3:02)
4. Strictly Old Skool (3:07)
5. Alygatyr (3:46)
6. Æ Space (0:48)
7. The Wall (3:29)
8. T.U.E (The Ultraview Effect) (5:45)
9. Stargazr (4:57)
10. Chemicals (3:31)
11. Æ Sea (0:33)
12. Letting Go (3:03)

Gesamtspieldauer: 38:35



„The Alchemist‘s Euphoria“ heißt das siebte Studioalbum der britischen Band Kasabian. Es wurde am 12. August 2022 auf dem Plattenlabel Sony Music veröffentlicht. Ganze fünf Jahre hatte es gedauert, bis nach „For Crying Out Loud“ diese neue Platte erschien. Inzwischen hatte sich auch einiges bei Kasabian getan. Serge Pizzorno war nun alleiniger Leadsänger geworden, denn der frühere Frontmann Tom Meighan war wegen einer Verurteilung aufgrund häuslicher Gewalt gegenüber seiner damaligen Freundin und jetzigen Frau im Jahr 2020 aus der Band entlassen worden. Gleichzeitig ist es das erste Album mit dem Gitarristen Tim Carter als festes Mitglied, der seit „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ aus dem Jahr 2009 an allen Alben der Band mitgewirkt hat und 2013 als Tourgitarrist zur Band stieß.

Mit den Liedern „Alygatyr“, „Scriptvre“, „Chemicals“ sowie „The Wall“ wurden insgesamt vier Singles aus dem Album ausgekoppelt.

Über das Album sagte Pizzorno, dass es „einige ziemlich obskure Wendungen nimmt“ und einen „großen, epischen Sound hat, aber auch eine persönliche Note. Neben den wuchtigen Parts gibt es auch einige sanftere Seiten. Als Ganzes ist es eine wunderschöne Sache und die kohärenteste Platte, die wir je gemacht haben. Es ist ein emotionaler Trip.“

Das kann man so sehen, muss man aber nicht. „The Alchemist‘s Euphoria“ klingt hauptsächlich brachial und aggressiv. Die sanften Stellen auf dem Album muss man schon genau suchen. Da gibt es zum einen die beiden kurzen Einsprengsel „Æ Space“ und „Æ Sea“, die eher mit sphärisch umschrieben werden können. Dann ist da noch das wirklich etwas sanftere „The Wall“ und schließlich ganz am Ende der Platte „Letting Go“, ein Lied welches sogar etwas im Folk angesiedelt ist. Ansonsten gibt es diese „ruhigeren“ Momente noch phasenweise in einzelnen Liedern.

Größtenteils „knallt“ „The Alchemist‘s Euphoria“ jedoch ohne, dass es sich dabei um Hard Rock handeln würde. Knallharte Beats, fast schon im Techno angesiedelt und auch mal eine HipHop-Einlage lassen das Album durchaus zu einer fordernden Angelegenheit werden, die man nicht mal so nebenbei hören kann. Die Lieder klingen größtenteils eingängig, ohne sich dabei allerdings zu einem Ohrwurm zu entwickeln.

Fazit: Ob es nun am Weggang von Tom Meighan lag oder allgemein der damaligen Bandphase geschuldet ist, kann natürlich schwer festgestellt werden. „The Alchemist‘s Euphoria“ ist kein schlechtes Album geworden, gehört allerdings auch nicht zu den Großtaten der Briten. Es lässt einen etwas nachdenklich und mit gemischten Gefühlen zurück. „The Alchemist‘s Euphoria“ klingt jedoch definitiv wie ein Album von Kasabian – und das wird den Fan freuen. Acht Punkte.

Anspieltipps: T.U.E (The Ultraview Effect), Letting Go



Sonntag, 22. Juni 2025

Pattern-Seeking Animals – Spooky Action At A Distance

 



Pattern-Seeking Animals – Spooky Action At A Distance


Besetzung:

Ted Leonard – lead vocals and guitar
Jimmy Keegan – drums, percussion and vocals
Dave Meros – basses
John Boegehold – synthesizers, programming, mellotron, guitars, electric sitar, charango, ronrocco, vihuela, mandocello, autoharp, string arrangements and vocals


Gastmusiker:

Abbie Parker – backing vocals (1, 4, 10)
Alex Bone – tenor sax (4)
Diane Boothby – backing vocals (1, 2, 5, 6, 10)
Gary Cambra – additional guitar (10)
Holly Rix – backing vocals (7, 9)
Ivy Marie – backing vocals
Liz Hanks – cello (1)
Maisie Ireland – cor anglais (4)
Marcela Detroit – backing vocals (6)
Rich Mangicaro – percussion (4, 7, 8, 9)
Sue Winsberg – flute (4, 9)
Vesislava – cello (3)
Eliza James – violin (5, 6)
Rebecca Schlappich Charles – violin (5, 6)
Jennifer Wu – violas (5, 6)
Danica Pinner – cello (5, 6)




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Progressive Rock, Art Rock


Trackliste:

CD1:

1. The Man Made Of Stone (7:03)
2. Window To The World (3:58)
3. What Awaits Me (5:22)
4. He Once Was (12:16)
5. Underneath The Orphan Moon (3:52)
6. Clouds That Never Rain (5:20)
7. Bulletproof (4:18)
8. Somewhere North Of Nowhere (6:48)
9. Summoned From Afar (7:35)
10. Love Is Still The Light (4:43)

CD2:

1. There Goes My Baby (3:52)
2. Orphans Of The Universe (Live at Progstock 2022) (10:41)
3. Elegant Vampires (Live at Progstock 2022) (4:29)
4. Time Has A Way (Live at Progstock 2022) (13:13)


Gesamtspieldauer: CD1 (1:01:19) und CD2 (32:17): 1:33:36



In sehr schöner Regelmäßigkeit hält, die aus aktuellen und ehemaligen Spock’s Beard Mitgliedern bestehende Band Pattern-Seeking Animals, das Banner des amerikanischen Progessive Rocks hoch. Seit der ersten Veröffentlichung im Jahr 2019 vergingen zwischen zwei Veröffentlichungen maximal zwei Jahre. Dieses Mal hat es lediglich ein Jahr gedauert, bis nach „Only Passing Through“ im Jahr 2022 mit „Spooky Action At A Distance“ bereits das vierte Studioalbum der Pattern-Seeking Animals erschien.

Und erneut enttäuschen die vier Musiker keineswegs. Komponist John Boegehold hat erneut ein Album zusammengestellt, welches nur so von schönen Harmonien und eingängigen Melodien strotzt. Dabei sind es wieder einmal – wie könnte es bei einer Band im Umkreis des Progressive Rocks auch anders sein? – die längeren Titel, die besonders überzeugen. Viele Wendungen, atmosphärische- und Rhythmuswechsel, spannende Steigerungen, rockige Passagen neben ganz leisen Tönen und dazu noch wunderschöne Gesangsharmonien. Diese Mischung begeistert einmal mehr und wurde gerade in den Longtracks perfekt umgesetzt.

Beim Progressive Rock scheiden sich die Freunde dieser Musik oftmals in zwei Lager. Jene, denen es gar nicht experimentell genug sein kann, die frickelige Passagen lieben, auch mal atonale Töne als wahre Bereicherung und Auflockerung betrachten. Und dann sind da auf der anderen Seite die Hörer, welche die Harmonie und die wunderschöne Melodie suchen. Gemein ist beiden Gruppen die Freude an der Abwechslung, am unerwarteten Verlauf eines Titels. Die Pattern-Seeking Animals bedienen mit ihrem vierten Album allerdings „nur“ die zweite Fraktion, diese dann aber absolut konsequent. Das Album geht ins Ohr und macht Spaß.

Rockige Klänge, folkige Passagen, hymnische Abschnitte und auch ein wenig Pop paaren sich auf „Spooky Action At A Distance“ – und das in einer sehr gelungenen und überzeugenden Art und Weise. Übersetzt heißt der Albumtitel „Gespenstische Wirkung in der Ferne“ und widerspricht eigentlich dem idealen Hören des Albums. Dieses genießt man nämlich am besten ganz nah auf den Ohren, mit Kopfhörern auf seinem Lieblingsplatz.

Die zweite CD enthält das etwas poppige und eingängige There Goes My Baby“ sowie drei Live-Aufnahmen, je eine von den ersten drei Veröffentlichungen. Die Qualität der Aufnahmen ist sehr gut und man hört kaum, dass es sich dabei um Live-Einspielungen handelt. Vor allen Dingen die drei Live-Mitschnitte sind sehr hörenswert und eine schöne Zugabe.

Fazit: Auch das vierte Album der Pattern-Seeking Animals weiß zu überzeugen. Wer die ersten drei Platten der Band mochte, wird von „Spooky Action At A Distance“ sicherlich nicht enttäuscht werden. Eine Weiterentwicklung der Musik der Band gibt es nicht, der mit dem ersten Album eingeschlagene musikalische Weg wird konsequent fortgesetzt. Viele dürfte das freuen. Elf Punkte.

Anspieltipps: The Man Made Of Stone, He Once Was, Summoned From Afar



Freitag, 20. Juni 2025

Werner Bekker – Lightwoven

 



Werner Bekker – Lightwoven


Besetzung:

Keine weiteren Angaben


Gastmusiker:

Werner Bekker – vocals, guitars


Label: Tic Tac Bang


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Folk


Trackliste:

1. Goodbye Honey (3:56)
2. Coloured By Thoughts (4:24)
3. Compromise (3:48)
4. Creaking Door (4:49)
5. Daisy (4:43)
6. Broken Record (4:27)
7. Mood (3:01)
8. I Can Take It (4:26)
9. Long Fuse (3:37)

Gesamtspieldauer: 37:15



Manchmal spielt das Leben einfach verrückt und es passieren Dinge, auf die man gerne verzichtet hätte. Situationen, die einem Abgründe eröffnen und wenn man schließlich glücklicherweise doch nicht ganz abstürzt ist, es überstanden hat, dann beschäftigen einen diese Momente noch sehr lange. Um die daraus resultierenden Gefühle aufzuarbeiten fangen manche Menschen an zu trinken, einige suchen sich professionelle Hilfe, reden viel mit anderen Leuten darüber, finden Unterstützung bei Freunden und der Familie oder versuchen alles mit Kreativität zu verarbeiten.

Letzteren Weg ist der südafrikanische Sänger und Songwriter Werner Bekker gegangen und verarbeitete seine schwierigsten emotionalen Lebensmomente in Musik – in nachdenkliche Texte und in sanfte Melodien, angereichert mit vielen Emotionen. Somit hört man auf „Lightwoven“ gefühlvolle Musik, die einen packt und unter die Haut geht. Die sanften Titel entfalten ihre Wirkung sofort und laden zu süßer Melancholie ein, während der man selbst eigene Erlebnisse reflektiert. Melancholisch, sentimental, auch traurig, jedoch immer mit einem kleinen Silberstreif am Horizont versehen, wie schon der Albumtitel vermitteln will. Werner Bekker sagt selbst über die Platte: „Dieses Album hat mir geholfen, Dinge zu verarbeiten, die ich nicht laut aussprechen konnte. Ich hoffe, es hilft auch jemand anderem.“

Die einzelnen Lieder ähneln sich von der Stimmung her ohne, dass dies zu Langeweile führen würde. Man taucht mit dem ersten Lied ein in diese Atmosphäre und wird erst nach dem Ausklingen des letzten Stücks daraus entlassen. Manchmal hört man Werner Bekker singen, dabei fast ausschließlich begleitet von seiner Gitarre, wie beim bewegenden „Mood“. Im anschließenden und mitreißenden „I Can Take It“ wiederum hört man Perkussion und Streicher. Doch ganz egal, wie opulent oder zurückhaltend die Lieder instrumentiert sind, dieses sanfte Gefühl der Melancholie sowie diese emotionale Intensität bleibt stets zugegen.

„Lightwoven“ wird heute, am 20. Juni, auf dem Label Tic Toc Bang veröffentlicht und ist auf allen gängigen Streaming-Plattformen verfügbar.

Fazit: Mit „Lightwoven“ ist dem Südafrikaner Werner Bekker ein sehr einfühlsames und packendes Album gelungen, welches all jene Hörerinnen und Hörer begeistern wird, welche Emotionalität, Gefühle und auch die stillen Momente in der Musik lieben. Das Album überzeugt vom ersten bis zum letzten Akkord und trägt einen beim Hören sanft. Sehr empfehlenswert. Elf Punkte.

Anspieltipps: Compromise, Mood, I Can Take It



Samstag, 10. Mai 2025

The Pineapple Thief – Last To Run

 



The Pineapple Thief – Last To Run


Besetzung:

Bruce Soord – vocals, guitars
Steve Kitxch – keyboards
Jon Sykes – bass, backing vocals
Gavin Harrison – drums, percussion


Gastmusiker:

Beren Matthews – additional guitar, backing vocals


Label: KScope


Erscheinungsjahr: 2024


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. All Because Of Me (3:31)
2. Last To Run (4:07)
3. Election Day (4:15)
4. The World To Me (6:42)
5. No Friend Of Mine (3:03)

Gesamtspieldauer: 21:40



Am 31. Oktober 2024 erschien die EP „Last To Run“, es ist bereits die zweite Veröffentlichung von The Pineapple Thief im Jahr 2024. Nach dem großen Erfolg von „It Leads To This“ wollte man wohl passend zur beginnenden US-Tournee gleich noch mal ein paar Titel nachlegen. Die fünf Lieder EP sind auch während der Aufnahmesessions zu „It Leads To This“ entstanden, hatten es dann allerdings doch nicht auf die Platte geschafft.

Bruce Soord sagt über „Last To Run“, dass die einzelnen Stücke schließlich später noch weiterentwickelt wurden und somit ganz neue Facetten aufwiesen, die es dann doch noch lohnenswert machten, sie zu veröffentlichen.

Nun, „Last To Run“ klingt definitiv nach Pineapple Thief und Freunde der Band dürfte diese EP sicherlich auch zusagen – auch wenn sich darauf kein „Überlied“ befindet. Doch die Nummern klingen rockig, gehen gut ins Ohr und ergänzen das vorherige Album ein wenig. Muss man diese EP besitzen? Das ist natürlich wie immer eine Frage des Geschmacks, und ob man wirklich alles von „seiner“ Lieblingsband besitzen möchte. Essentiell im musikalischen Kosmos von The Pineapple Thief ist „Last To Run“ allerdings nicht.

Fazit: Eine schöne Ergänzung zum vorherigen Album „It Leads To This“. Nicht mehr und nicht weniger. Acht Punkte.

Anspieltipps: Last To Run



Donnerstag, 8. Mai 2025

Motorpsycho – Serpentine

 



Motorpsycho – Serpentine


Besetzung:

Håkon Gebhardt – drums, vocals, percussion
Hans Magnus Ryan – guitars, vocals, percussion
Bent Sæther – bass, vocals, guitar, piano




Erscheinungsjahr: 2002


Stil: Alternative Rock, Pop


Trackliste:

1. Serpentine (3:30)
2. Shane 2Am (2:53)
3. Little Ricky Massenburg (4:12)
4. Safu (4:36)
5. Fade To Gray (5:37)

Gesamtspieldauer: 20:50



Rund um die Veröffentlichung ihres 2002er Werkes „It’s A Love Cult“ hatten die drei norwegischen Musiker noch etwas Material, welches ihrer Meinung nach wohl nicht auf das reguläre Album passte. Kurzerhand wurde im selben Jahr auch noch eine EP mit dem Titel „Serpentine“ veröffentlicht.

„Serpentine“ ist nicht nur der Titel der EP und auch gleich das erste Lied auf dieser Veröffentlichung, sondern dieses Lied befindet sich auch auf dem Album „It’s A Love Cult“ selbst. Überraschenderweise dort sogar in einer knapp zwei Minuten längeren Version. Musikalisch ist das Stück ansonsten identisch, es fehlen auf der EP allerdings der Mittelteil und das Ende. Nun, das ist sicherlich noch kein Grund zum Kauf der EP und auch kein Grund gesondert eine EP zu veröffentlichen.

Trotzdem lohnt diese kurze Scheibe, wenn man mal eine ganz andere Seite der Norweger hören möchte. Auf den ersten vier Titeln klingen Motorpsycho oftmals ruhiger, auch poppiger als auf anderen Veröffentlichungen des ersten Jahrzehnts in den 2000ern. Somit passt das Stück „Serpentine“ stilistisch sehr gut zu den nächsten drei Liedern. An einigen Stellen fühlt man sich sogar fast etwas an die Beatles erinnert. Erst im letzten Titel „Fade To Gray“ klingt es dann doch etwas rockiger und ab der Mitte dieses Titels gleitet die Musik schließlich in ein langes, vibrierendes Solo, welches einen kraftvoll – und für die EP ansonsten ganz untypisch – rockig aus der EP geleitet.

Fazit: Die EP „Serpentine“ ist sicherlich eher etwas für Leute, die alles von „ihrer“ Band besitzen wollen, Komplettisten soll es ja auch geben. Insgesamt ist „Serpentine“ eine kurze, überwiegend sehr eingängige Reise durch etwas andere Musik von Motorpsycho. Neun Punkte.

Anspieltipps: Little Ricky Massenburg, Fade To Gray



Freitag, 2. Mai 2025

Adam Lytle – Altars

 



Adam Lytle – Altars


Besetzung:

Adam Lytle – vocals, nylon string guitar, mellotron, synthesizer, fuzz guitar


Gastmusiker:

Jonathan Schenke – synthesizer, piano, rhodes, samples, snaps
Cameron Kapoor – electric guitar
William Logan – drums, percussion, additional piano
Kevin Copeland – electric bass
Oli Deakin – electric guitar, keyboards
Mauro Refosco – percussion
Kristina Moore – background vocals


Label: selfrelease


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Independent Rock


Trackliste:

1. Savage Thunder (3:44)
2. Lead On Desire (3:01)
3. Sister Wave (2:55)
4. Midnight Shakes The Memory (3:36)
5. That Was Me (2:56)
6. Sanctuary (3:09)
7. Heaven (6:22)
8. Black Masses (3:22)
9. Nothing Lies Beyond (2:59)
10. Hollow Eyes (3:29)
11. Sea Of Tears (4:29)

Gesamtspieldauer: 40:07



Manches Mal hat man sehr viel Glück und entdeckt etwas Neues in der Musik, eine Musikerin, einen Musiker, eine Band, die man noch nicht kannte und die oder der einen schon nach den ersten Takten des Hörens mitreißt. Adam Lytle ist solch ein Musiker, von dem ich gestehen muss noch nie gehört zu haben. Ein Fehler, denn der ehemalige Frontmann von Quicksilver Daydream und Wild Leaves ist inzwischen auf Solopfaden unterwegs und hat mit „Altars“ ein Album veröffentlicht, das einen packt und begeistert und welches unbedingt gehört gehört.

Auf „Altars“ erklingt wunderbar eingängige, rockende, sanfte und vor allen Dingen auch sehr abwechslungsreiche Musik welche mich atmosphärisch ein wenig an Mark Lanegans Platte „Straight Songs Of Sorrow“ erinnert. Auch auf „Altars“ schwebt über allem eine gewisse Schwere bis Melancholie, die perfekt jene Geschichten transportiert, die Adam Lytle in seinen Liedern erzählt. Er selbst sagt dazu: 

„Ich bin daran interessiert, ein breites Spektrum menschlicher Emotionen in meinen Liedern auszudrücken. Es gibt eine Dualität von Licht und Dunkelheit in allem. Ich glaube, es liegt in der Verantwortung des Künstlers, beide Seiten zu erforschen, auch wenn es manchmal unangenehm ist.“

Nun, „unangenehm“ klingt da musikalisch sicherlich nichts – außer man steht nicht so sehr auf Emotionen. Denn auf „Altars“ hört man vierzig Minuten Musik, verteilt auf elf Lieder, die ohne Ausnahme ins Ohr gehen und einen auch emotional packen. Die Texte handeln von unterschiedlichsten Geschehnissen, die Adam Lytle aufgreift und zu packenden Geschichten verarbeitet, welche zum Nachdenken anregen und sich lohnen gehört zu werden. Die Dualität von Licht und Dunkelheit ist hier wahrlich vorhanden. Die Musik klingt perfekt auf die jeweilige Dramaturgie abgestimmt, eine Vorgehensweise, die man in der heutigen, schnelllebigen Musikwelt kaum mehr zu hören bekommt.

Fast schon schwebend und leicht in sanften Passagen oder kurz vor dem Eskalieren im Verlauf von „Heaven“, das ist die Bandbreite, die man auf „Altars“ geboten bekommt. All dies perfekt arrangiert, vom Gitarrenspiel, über die Rhythmusfraktion und den Synthesizer- und Piano-Einsatz. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle auch der wunderschöne Hintergrundgesang der Kristina Moore. Und so ergibt sich der Umstand, dass die Lieder gleich beim ersten Hören ins Ohr gehen, doch man glaubt bei jedem weiteren Durchgang wieder etwas Neues herauszuhören und zu entdecken. Absolut spannend und überzeugend geschrieben und gespielt.

Die Platte wird mit dem starken und doch sanften „Savage Thunder“ eingeleitet und klingt mit „Sea Of Tears“ genau so aus, wie es der Titel bereits sagt. Ist das Lied schließlich ausgeklungen, atmet man tief durch und fängt wieder mit der ersten Nummer an – denn auch die neuen Lieder dazwischen möchte man schnell wieder hören.

Fazit: Ein wahrlich überzeugendes Album ist dem aus Brooklyn, New York, stammenden Musiker Adam Lytle mit „Altars“ gelungen. Independent Rock, melancholisch und abwechslungsreich, der ins Ohr geht und den man einfach immer wieder hören muss. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Savage Thunder, That Was Me, Sea Of Tears



Samstag, 26. April 2025

Heather Nova – Breath And Air

 



Heather Nova – Breath And Air


Besetzung:

Heather Nova – vocals, acoustic guitar


Gastmusiker:

Chris Bond – drums, percussion, guitar, bass, synthesizers, piano, rhodes, backing vocals
Andrew “Bear” Bond – bass, piano, synthesizers
Midori Jaeger – cello


Label: V2 Records


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Pop, Folk


Trackliste:

1. Hey Poseidon (5:02)
2. Ebbs And Flows (5:14)
3. November Skies (4:01)
4. Breath And Air (4:16)
5. From Up Here (4:37)
6. Butterflies And Moths (4:21)
7. A Human Experience (3:26)
8. Ghost In My Room (5:30)
9. Beginner (4:12)
10. The Lights Of Sicily (4:25)
11. I Blame It On Myself (4:18)
12. Magnificent (4:47)
13. Farewell (3:18)

Gesamtspieldauer: 57:33



„Breath And Air“ heißt das zwölfte Studioalbum der aus den Bermudas stammenden Musikerin Heather Nova. Es wurde am 21. Februar 2025 auf V2 Records veröffentlicht. Und beim Auflegen der Platte wird einem sofort bewusst, dass dies eindeutig ein Heather Nova Album ist, zu markant hört man die Stimme der Musikerin in Verbindung zur sanften Musik, die da aus den Boxen strömt.

„Fast gehaucht“ könnte man Musik wie Gesang an vielen Stellen umschreiben. Alles wirkt irgendwie ganz dezent und zerbrechlich und alle Lieder dieses neuen Albums gehen einem unweigerlich ins Ohr und rühren an den Emotionen. Wunderschön trägt Heather Nova ihre Lieder vor, alles erklingt so wunderbar unaufgeregt und eingängig, dass man nach dem ausklingenden „Farewell“ emotional gepackt auf den Plattenspieler blickt.

Alle dreizehn Titel auf „Breath And Air“ gehen ins Ohr und überzeugen. Möchte man es eher rockig oder „härter“, ist man bei Heather Nova definitiv falsch. Die Musikerin erzeugt mit ihrer Stimme, ihrem Gesang – in Verbindung zur Musik – einnehmende Atmosphären und Stimmungen, die einen immer dann packen, wenn man die Ruhe des Alltags sucht oder dem eigenen Blues freien Lauf lassen möchte. „Breath And Air“ enthält Folk, der melodiös und sanft die Ohren umspielt. Wer eingängige Melodien mag, wird hier definitiv fündig.

Fazit: „Breath And Air“ ist ein Heather Nova Album und klingt auch nach Heather Nova. Keine Kompromisse, Folk, sehr eingängig und immer melodiös und sanft. Wer die Musik der aus den Bermudas stammenden Musikerin schon immer mochte, wird von diesem neuen Album von Heather Nova definitiv nicht enttäuscht sein. Elf Punkte.

Anspieltipps: Butterflies And Moths, The Lights Of Sicily



Donnerstag, 24. April 2025

Friend Of A Friend – Desire!

 



Friend Of A Friend – Desire!


Besetzung:

Claire Molek
Jason Savsani


Gastmusiker:

Keine weiteren Angaben




Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Electronic Rock, Art Rock


Trackliste:

1. Oasis (3:23)
2. Anna (3:46)
3. FTV (2:41)
4. Gloria (4:33)
5. Mama (2:49)
6. Beautiful ppl (3:41)
7. Desire (3:21)
8. Moonlight (2:24)
9. Hh2 (4:05)
10. Maverick (2:57)

Gesamtspieldauer: 33:45



Friend Of A Friend, das ist ein US-amerikanisches Duo, bestehend aus Claire Molek und Jason Savsani, welches mit „Desire!“ bereits ihr drittes Studioalbum vorlegt. „Desire!“ erscheint am 25. April 2025 auf dem Plattenlabel Earth Libraries und die Musik auf der Scheibe macht dem Albumtitel alle Ehre, denn die Lieder auf „Desire!“ klingen nach Sehnsucht und Begierde – und dabei ist mit Sicherheit kein Schmachten nach Liebe gemeint.

Es ist vielmehr die Musik in Verbindung mit der Stimme der Claire Molek, die diesen Eindruck hervorruft. Die Atmosphäre auf „Desire!“ packt einen bereits beim ersten Mal des Hörens, bedingt durch den manchmal rauen, schließlich wieder zerbrechlich und manchmal eben auch sehnsüchtig – wie beim Titellied – erklingenden Gesang, in Verbindung mit eingängigen Gitarren- oder auch beunruhigend anschwellenden Synthesizer-Klängen. Dazu gesellen sich Rhythmuswechsel, welche manche der Lieder zu kleinen musikalischen Reisen werden lassen.

Die Lieder in der ersten Hälfte des Albums klingen sofort deutlich eingängiger, während das Album im weiteren Verlauf ein wenig experimenteller und irgendwie verwunschener klingt. Die Stimmung wird dunkler und unheimlicher, dabei sind beide Seiten der Musik von Friend Of A Friend, die hier auf „Desire!“ gezeigt werden, sehr hörenswert und packend.

Die häufig greifbar bedrohliche Atmosphäre der Lieder mag auch vom Entstehungsort herrühren, den die beiden Musiker für das Album gewählt hatten. Dies kann man im Material zum Album nachlesen und ob man nun esoterisch oder spirituell angehaucht ist oder eben nicht, diese Umstände lassen sich beim Hören der Scheibe sehr gut heraushören. Das Album entstand in einem weitläufigen, viktorianischen Herrenhaus in Illinois, das wegen seiner Abgeschiedenheit, den hallfreundlichen Räumen und der ruhigen Wüstenumgebung ausgewählt wurde. Seltsames Knarren und unerklärliche Geräusche erfüllten jedoch die Nächte, und sowohl Claire als auch Jason, die sich normalerweise von alten Häusern nicht abschrecken lassen, schliefen mit offener Tür und hatten das untrügliche Gefühl, dass sie nicht allein waren. Nach drei Tagen erhielten sie einen ominösen Anruf des Hausbesitzers. „Er begann das Gespräch ganz beiläufig“, erinnert sich Jason, ‚und sagte dann nur: ‘Übrigens, die Leute in der Stadt könnten Ihnen sagen, dass es in dem Haus spukt.'“ Der Besitzer erzählte weiter, dass das Haus im 19. Jahrhundert ein Treffpunkt für Spiritualisten gewesen sei und der erste dokumentierte Exorzismus in den Vereinigten Staaten hier stattgefunden habe.

Mit diesen kleinen Zusatzinformationen macht das Hören nochmal etwas mehr Spaß und lässt die Lieder noch intensiver wirken, denn diese Erfahrungen sind in den Entstehungsprozess stark mit eingeflossen, wie die Musiker berichten – und das spürt man auch. Kein Wunder also, dass die Titel irgendwie verwunschen, dunkel und zum Teil leicht mystisch klingen. Was dabei zudem großartig gelungen ist, ist das Verschmelzen von akustischen und elektronischen Instrumenten zu einem Ganzen, welches sich zu hören lohnt und die Atmosphäre perfekt transportiert.

Fazit: „Desire!“ von Friend Of A Friend klingt spannend und anders, als was man in heutiger Zeit so oft vorgesetzt bekommt. Musik, die angenehm andere Wege beschreitet, dabei trotzdem ins Ohr geht und auch den künstlerischen und experimentellen Aspekt nicht vergisst. Sehr hörenswert für alle, die mit den Hitsendern und dem Mainstream dieser Welt wenig anfangen können. Elf Punkte.

Anspieltipps: Anna, FTV



Freitag, 18. April 2025

IQ – Dominion

 



IQ – Dominion


Besetzung:

Paul Cook – drums and percussion
Neil Durant – keyboards
Tim Esau – bass guitar, bass pedals and backing vocals
Michael Holmes – guitars, keyboards and backing vocals
Peter Nicholls – lead vocals and backing vocals


Label: GEP


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. The Unknown Door (22:33)
2. One Of Us (3:10)
3. No Dominion (6:25)
4. Far From Here (12:44)
5. Never Land (8:16)

Gesamtspieldauer: 53:10



Ganze sechs Jahre dauerte es dieses Mal, bis die englische Progressive Rock Band IQ ihr neuestes Werk mit dem Namen „Dominion“ veröffentlichte. „Dominion“ ist das dreizehnte Studioalbum der Engländer und erschien auf ihrem neuen Plattenlabel der Band GEP. Solch eine lange Spanne zwischen zwei Alben gab es bisher noch nicht, doch das Warten hat sich für alle IQ-Fans oder auch Retro-Prog-Liebhaber definitiv gelohnt. 

Mag man den Sound der Band, dann kann man mit dieser Scheibe definitiv nichts falsch machen. Weiterentwicklung? Fehlanzeige! Doch genau das ist auch gut so und wird alle Freunde von IQ erfreuen. Auf „Dominion“ klingen IQ wie IQ und zelebrieren ihre Musik wie man sie inzwischen seit über vier Jahrzehnten kennt. Lieder im Stile des Progs der 70er Jahre, mit vielen Wendungen, mal rockiger, mal sanfter, wenig vertrackt, dafür umso melodischer, zum Teil symphonischer und eingängiger.

Hört man die Scheibe öfters, so wird sie zu einem Gesamtereignis, in dem jedes Lied perfekt zum anderen passt. Besonders gelungen sind hierbei der Opener „The Unknown Door“, der quasi Titeltrack „No Dominion“ sowie „Far From Here“. Nicht gerade überraschend, dass zwei der längsten Stücke hier aufgeführt sind, denn IQ schaffen es auch nach vielen Jahren noch in langen Liedern den Spannungsbogen aufzubauen und zu halten. Es macht einfach Spaß diesen vielen Stimmungswechseln in den Liedern zu lauschen.

Die Musik schrieb einmal mehr Michael Holmes, für die Texte zeichnet sich Peter Nicholls verantwortlich, der auf dem Album durchaus noch wie auf der ersten Platte „Tales From The Lush Attic“ aus dem Jahr 1983 klingt. Das Alter des Musikers spielt allerdings in die Texte hinein, die von der Verarbeitung negativer Erlebnisse und vom Umgang mit dem Tod handeln.

Fazit: Mit „Dominion“ ist IQ ein sehr überzeugendes Album gelungen, was alle IQ-Fans und auch Freunde des Retro-Prog überzeugen und auch gefallen wird. Eingängige Musik, nie vorhersehbar durch viele Wendungen, doch immer melodiös. Das Zuhören macht definitiv Spaß. Elf Punkte.

Anspieltipps: The Unknown Door, No Dominion



Samstag, 22. März 2025

Jethro Tull – Curious Ruminant

 



Jethro Tull – Curious Ruminant


Besetzung:

Ian Anderson – vocals, flute, acoustic guitar, mandolin
Jack Clark – electric guitar
David Goodier – bass guitar
John O'Hara – piano, keyboards, hammond organ, accordion
Scott Hammond – drums
James Duncan – drums, cajon
Andrew Giddings – piano, keyboards, accordion




Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Folk, Art Rock


Trackliste:

1. Puppet And The Puppet Master (4:05)
2. Curious Ruminant (6:00)
3. Dunsinane Hill (4:17)
4. The Tipu House (3:31)
5. Savannah Of Paddington Green (3:13)
6. Stygian Hand (4:16)
7. Over Jerusalem (5:55)
8. Drink From The Same Well (16:41)
9. Interim Sleep (2:32)

Gesamtspieldauer: 50:34



„Curious Ruminant“ ist bereits das 24. Studioalbum von Jethro Tull. Nachdem zwischen der Platte „The Jethro Tull Christmas Album“ aus dem Jahr 2003 und „The Zealot Gene“ im Jahr 2022 ganze neunzehn Jahre lagen, veröffentlicht Ian Anderson nun wieder regelmäßig unter dem Namen seiner Band und weniger in Form von Solo-Alben. „Curious Ruminant“ erschien am 7. März 2025 auf dem Plattenlabel InsideOut Music.

Auf „Curious Ruminant“ bekommt man Folk Rock zu hören, wie er von Jethro Tull ähnlich Ende der 70er Jahre aufgeführt wurde. Die Querflöte scheint dabei immer mehr im Vordergrund zu stehen und befeuert damit natürlich dieses Alleinstellungsmerkmal in der Musik von Jethro Tull und bewirkt, dass man die Musik sofort zuordnen kann. Dies gelingt auch durch den Gesang des Ian Anderson, der auf „Curious Ruminant“ zwar gealtert, aber keineswegs zerbrechlich klingt.

Die einzelnen Stücke gehen ins Ohr, ohne dabei jedoch zu viel Eindruck zu hinterlassen. Sicherlich wird man als Jethro Tull Fan beim Hören von „Curious Ruminant“ nicht enttäuscht, der ganz große Wurf ist das Album allerdings nicht geworden, eher eine solide Platte, die so jedoch nur von Jethro Tull veröffentlicht werden kann. Die einzelnen Lieder gebären sich dabei mal etwas rockiger, wie gleich der Opener „Puppet And The Puppet Master“ oder der Titeltrack, dann aber auch folkig, wie zum Beispiel die Nummer „Stygian Hand“. Ian Anderson reizt genau diese Bandbreite aus, ohne dabei jedoch bis in die Extreme abzudriften.

Beim fast siebzehnminütigen „Drink From The Same Well“ könnte man allein schon von der Länge des Stücks her auf einen progressiven Titel tippen. Nun, in der ersten Hälfte des Liedes hört man ein Instrumentalstück, bei dem erneut die Querflöte im Vordergrund steht. Unterstützt wird das Ganze entweder durch das Piano oder ein Akkordeon. Progressiv ist daran im Grunde genommen nichts mehr. Dann, etwa aber der Mitte, beginnt das eigentliche Stück mit Gesang. Eine schöne Nummer, die allerdings nur wenige Minuten andauert, um schließlich im dritten Teil wieder in die erste, instrumentale Passage zu münden. Beendet wird das Album mit dem kurzen, mit Sprechgesang versehenen Stück „Interim Sleep“, welches so gar nicht zum Rest der Platte passen will.

Fazit: Wenn man auf die Musik von Jethro Tull steht, dann kann man mit „Curious Ruminant“ definitiv nichts falsch machen. Alle Fans der Band wird es freuen. Der große oder besondere Wurf ist Ian Anderson mit dem Album allerdings nicht mehr gelungen. Das klingt alles ganz nett – ohne Ausreißer nach unten. Wird man dieses Album allerdings retrospektiv zu den Großtaten der Band zählen? Kaum. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Savannah Of Paddington Green



Donnerstag, 20. März 2025

Steven Wilson – The Overview

 



Steven Wilson – The Overview


Besetzung:

Steven Wilson – vocals, keyboards, acoustic bass, bass guitar, piano, acoustic guitars, electric guitars, strings, harmonium, percussion, sound design, drum programming, handclaps, celesta


Gastmusiker:

Randy McStine – sound design / fx, vocals, guitars, backing vocals, moog, ukulele
Russell Holzman – drums
Adam Holzmann – mellotron, hammond organ, piano, modular synthesizer, rhodes piano, moog
Willow Beggs – vocals
Theo Travis – jasonsaxes, ambient flutes, soprano saxophone
Andy Partridge – lyrics
Rotem Wilson – voice
Niko Tsonev – guitar solo
Craig Blundell – drums


Label: Fiction


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Objects Outlive Us (23:19)

    - No Monkey's Paw
    - The Buddha Of The Modern Age
    - Objects: Meanwhile
    - The Cicerones
    - Ark
    - Cosmic Sons Of Toil
    - No Ghost On The Moor
    - Heat Death Of The Universe

2. The Overview (18:21)

    - Perspective
    - A Beautiful Infinity I
    - Borrowed Atoms
    - A Beautiful Infinity II
    - Infinity Measured In Moments
    - Permanence

Gesamtspieldauer: 41:40



Steven Wilson meinte in einem Interview, dass er sich auf keinen Fall wiederholen möchte. Und dies macht er mit seinem neuen Album „The Overview“ auch keinesfalls. Einmal mehr bewegt sich Steven Wilson auf neuen musikalischen Pfaden, die dieses Mal nicht nur wegen der beiden langen Nummern von jeweils etwa zwanzig Minuten, wieder in Richtung Progressive Rock tendieren. Oder mag man es New Artrock nennen? Egal, „The Overview“ wirkt und klingt überzeugend.

„The Overview“ ist ein Konzeptalbum geworden, welches sich mit dem Universum, der Erde, der Menschheit und deren Platz in eben diesem Universum beschäftigt. Dabei wechselt die Musik genretechnisch von Ambient über Pop und Rock zu Elektronik. Weiter gibt es Artrock, Progressive Rock sowie einen kurzen Fusion-Ausflug zu hören. Auch wenn sich „The Overview“ stark von den Vorgängeralben Steven Wilsons und auch jenen von Porcupine Tree unterscheidet, so hört man trotzdem sehr schnell heraus, dass es sich hier um eine Steven Wilson Platte handelt. Sind es die Harmonien, die Genrewechsel oder auch der Gesang des Engländers, immer wieder stößt man unweigerlich auf Passagen in der Musik, die eindeutig auf Steven Wilson hindeuten.

Dabei erhört man auch andere Einflüsse in der Musik auf „The Overview“. Mal ist es ein Abschnitt mit einer Reminiszenz an David Bowie, dann wieder ein kurzer Abschnitt, der mich sehr an „Starless“ von King Crimson erinnert. Alles klingt dabei in sich schlüssig, sowohl die Genreübergänge, wie auch jene gerade erwähnten Anspielungen – bewusst oder unbewusst gewählt. Dies gilt ebenso für neue gesangliche Facetten, die Steven Wilson mit Falsett-Gesang erklingen lassen oder Fusion-artige Passagen, die unweigerlich zum Vibrieren des Trommelfells führen.

Beide Titel überzeugen für sich. Der Titeltrack beginnt dabei nochmals überraschend mit pulsierenden Synthesizer-Sounds, ist insgesamt auch deutlich Synthesizer-lästiger, als der erste Titel „Objects Outlive Us“. Er weist jedoch trotzdem auch wieder sehr viel Abwechslung und genreübergreifende Musik auf. Obwohl anders gestaltet, ergänzen sich beide Nummern zu einem großen Ganzen und insgesamt zu einem sehr gelungenen Album.

Fazit: Wieder mal neue Töne von Steven Wilson, der sich eben auch nicht wiederholen möchte. Gelungen, kann man sagen. „The Overview“ klingt anders, als die bisherigen Platten des Steven Wilson und dabei abwechslungsreich und spannend. Tolle Musik, um Eindrücke aus dem Weltall zu genießen – obwohl die Platte definitiv keine Ambient-Platte ist. Elf Punkte.

Anspieltipps: Bei zwei Liedern, beide.



Mittwoch, 12. März 2025

Eloy – Echoes From The Past

 



Eloy – Echoes From The Past


Besetzung:

Frank Bornemann – vocals, guitar
Steve Mann – keyboards
Klaus-Peter Matziol – bass
Stephan Emig – drums, percussion


Gastmusiker:

Tobias Reckfort – several additional keyboards on 1, 2, 4, 6, 7, programmings on 6
Nic Knoll – several additional keyboards on 1, 4, 6,7, 8
Arthur Kühfuss – backing vocals
Finn Mac Cozmac – backing vocals
Carinha – backing vocals
Elin Bell – backing vocals
Anke Renner – backing vocals
Kim Baete – backing vocals




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Conspiracy (5:44)
2. Compassion For Misery (3:04)
3. Echoes From The Past (5:39)
4. Danger (4:41)
5. Deceptive Glory (5:09)
6. Warning Signs (6:33)
7. Fate (3:20)
8. The Pyre (9:21)
9. Farewell (5:17)

Gesamtspieldauer: 48:53



„Echoes From The Past“ ist nicht nur das zwanzigste Studioalbum von Eloy, wenn man den Soundtrack „Code Name: Wild Geese“ von 1984 nicht mitrechnet, es ist auch der dritte und abschließende Teil der Trilogie um das Leben und Wirken der französischen Nationalheldin Jeanne d’Arc. „Echoes From The Past“ erschien im Jahr 2023 auf dem Plattenlabel Drakkar Entertainment.

Nun, lange muss man nicht in die Platte hineinhören, um zu spüren, dass es sich bei „Echoes From The Past“ um ein Eloy-Album handelt. Bereits im ersten Stück „Conspiracy“ gibt es eine Passage, die unüberhörbar an „Poseidon’s Creation“ aus dem 1977er Album „Ocean“ angelehnt ist. Doch auch ansonsten klingt diese Platte nach Eloy. Natürlich ist da der Gesang Frank Bornemanns, dessen Stimme nun etwas gealtert klingt – kein Wunder bei inzwischen 78 Jahren. Doch dieser Gesang gehört einfach zu Eloy und ist nicht wegzudenken. Schließlich sind es auch der Synthesizer-Sound sowie das Gitarrenspiel, alles Zutaten, die eindeutig nach Eloy klingen.

Alle Zutaten eines überzeugenden Eloy-Albums sind auch auf „Echoes From The Past“ enthalten. Opulente Instrumentierung, schöne Melodien und viele atmosphärische Wechsel im Liedaufbau. Das klingt mal sphärischer, dann wieder rockig, und das ein oder andere überzeugende Gitarrensolo lässt Frank Bornemann auch wieder mit einfließen. Kopfhörer auf, ein gemütliches Plätzchen gesucht und eine kleine musikalische geschichtliche Reise kann beginnen, die inhaltlich aber bekanntlich kein Happy End nahm. Dafür kann die Musik Eloy-Fans umso mehr überzeugen.

Im Booklet sind glücklicherweise alle Texte in einem Heftchen mit abgedruckt, wenn man denn die Geschichte mit verfolgen möchte ist das sicher eine angenehme Zugabe. Dazu gibt es noch ein kleines Poster, was allerdings natürlich sehr klein gefaltet werden musste. Trotzdem kein 08/15 Cover und insgesamt natürlich wertiger als jedes Streaming-Format.

Fazit: Wer die Musik von Eloy bereits lange verfolgt und diese zu schätzen weiß, der wird auch „Echoes From The Past“ mögen. Eloy experimentieren auf dieser Scheibe nicht mit ihrem musikalischen Stil, sondern präsentieren Musik, die nach Eloy klingt und die so wohl auch von Eloy-Fans gewünscht wird. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Danger, Farewell