Samstag, 31. Juli 2021

Big Big Train – Common Ground

 



Big Big Train – Common Ground


Besetzung:

Nick D’Virgilio – drums, percussion, vocals, mellotron, ebow guitar, synthesizer, cp70, fender rhodes electric piano. Arpeggiator, soundscapes
David Longdon – lead and backing vocals, acoustic guitar, mellotron, synthesizer, electric 6 and electric 12-sting guitars, vibraphone, tambourine, flute
Rikard Sjöblom – piano, hammond organ, farfisa organ, fender rhodes piano, church organ, mellotron, vocals, electric 6 and electric 12-sting guitars, fender rhodes and wurlitzer electric piano, clavinet
Gregory Spawton – bass, bass pedals, acoustic guitar, 12-sting acoustic guitar, mellotron, vocals


Gastmusiker:

Carly Bryant – vocals
Dave Foster – guitars
Aiden O’Rourke – violin and soundscapes
Dave Desmond – trombone
Stuart Roberts – trumpet
Nick Stones – french horn
John Storey – euphonium
John Truscott – tuba




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Rock, Progressive Rock


Trackliste:

1. The Strangest Times (5:07)
2. All The Love That We Can Give (8:05)
3. Black With Ink (7:23)
4. Dandelion Clock (4:14)
5. Headwaters (2:26)
6. Apollo (7:50)
7. Common Ground (4:53)
8. Atlantic Cable (15:06)
9. Endnotes (6:58)

Gesamtspieldauer: 1:02:06



Big Big Train waren mit ihrer Musik schon immer Grenzgänger zwischen Pop, Rock und Progressive Rock. Und gerade dieser progressive Ansatz im Stile der englischen Bands in den frühen 70er Jahren machte für mich auch den Reiz der Musik von Big Big Train aus. Mit ihren letzten Alben „Folklore“ (2016), „Grimspound“ (2017), „The Second Brightest Star“ (2017) sowie „Grand Tour“ (2019) konnten sie dieses musikalische Genre neben dem 2009er Album „The Underfall Yard“ gut abbilden. Wenn ich nur an „Roman Stone“ vom Album „Grand Tour“ denke… großes Kino für mich.

Doch was hört man nun auf ihrem dreizehnten Studioalbum mit dem Titel „Common Ground“?

Um es gleich vorweg zu nehmen, viele der Zutaten, die die Musik von Big Big Train auch vorher bereits ausmachten, sind auch auf „Common Ground“ enthalten. Das gibt es diesen mehrstimmigen Gesang, der immer wieder überzeugt und irgendwie besonders klingt. Es gibt in den Liedern Tempo- und Rhythmuswechsel und vor allen Dingen das Spiel mit den musikalischen Atmosphären haben die Musiker nicht verlernt. Da wird man in sanfte Melodien eingehüllt, dann prescht die Musik wieder zielstrebig nach vorne. Das ist zu hören in den Liedern mit Gesang, aber auch in den zwei Instrumentalstücken „Headwaters“ und „Apollo“. Ganz besonders gelungen empfinde ich auch immer wieder den Bläsereinsatz in den Liedern von Big Big Train, der gerade auf diesem Album den letzten Titel „Endnotes“ zu einem wahrlich hymnischen und feierlichen Abschluss des Albums werden lässt.

Und natürlich entwickeln sich die Lieder mit jedem weiteren Durchlauf weiter, wie dies häufig bei progressiver Musik der Fall ist. Oftmals muss man sich diese Musik erst mal genauer erschließen, bis man sie richtig genießen kann. Genauso ist es mit den Titeln auf „Common Ground“, die mir mit jedem weiteren Mal des Hörens besser gefallen. Alles gut also? Nicht ganz, denn die oben bereits erwähnte Mischung aus Pop, Rock und progressiven Tönen schwenkt für meinen Geschmack manchmal doch ein wenig zu sehr in Richtung des Pops. Gleich beim Eröffnungsstück „The Strangest Times“ musste ich beim ersten Anhören erst mal schlucken. Das klingt schon sehr nach groovendem Pop, den ich von Big Big Train so nicht erwarte und auch von dieser Band gar nicht so hören möchte. Auch das Titellied, eine Mischung aus Folk und Pop und Rock kann mich da nicht so restlos überzeugen und klingt für mich etwas zu alltäglich.

Doch genug kritisiert, Musik ist und bleibt immer auch Geschmackssache. Und da packen mich am ehesten solch Lieder wie „Dandelion Clock“. Nicht nur, dass David Longdon hier ganz ähnlich wie Peter Gabriel singt, auch ansonsten klingt die Nummer wie eine kleine Reminiszenz an Genesis in den 70er Jahren. Die beiden bereits erwähnten Instrumentalnummern gehen auch gut und abwechslungsreich ins Ohr und das gilt ebenso für „Atlantic Cable“, dem längsten Lied auf „Common Ground“. Viele Wendungen, sowohl vom Tempo, wie vom Rhythmus und auch von den Melodien lassen diesen Titel zu einer kleinen musikalischen Reise werden, die Spaß macht angetreten zu werden. Und der bereits erwähnte wunderschöne Abschluss mit dem Lied „Endnotes“ steht stellvertretend für das Besondere in der Musik von Big Big Train.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle auch die schöne Aufmachung der CD in Form eines kleinen Büchleins. Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben und dies wertet die CD nochmals auf.

Fazit: Auch wenn „Common Ground“ mich nicht ganz so überzeugt wie manches Vorgängeralbum von Big Big Train, so ist es doch ein hörenswertes Album geworden. Wer Big Big Train mag, wird darauf sicherlich etwas für sich entdecken. Die paar poppigen Stellen zu viel werden durch klasse, deutlich progressivere Abschnitte aufgewogen. Für mich ein lohnenswertes Album. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Dandelion Clock, Endnotes



Donnerstag, 29. Juli 2021

Amon Düül II – Tanz der Lemminge

 



Amon Düül II – Tanz der Lemminge


Besetzung:

Chris Karrer – guitars, violin, vocals
John Weinzierl – guitars, piano, vocals
Lothar Meid – bass, double bass, vocals
Peter Leopold – drums, percussion
Karl-Heinz Hausmann – electronics
Falk Rogner – organ, electronics


Gastmusiker:

Jim Jackson – organ, choir-organ, piano
Alois Gromer – sitar
Renate Knaup-Kroetenschwanz – vocals
Rolf Zacher – vocals




Erscheinungsjahr: 1971


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Syntelman‘s March Of The Roaring Seventies (15:51)

a) In The Glass Garden (1:39)
b) Pull Down Your Mask (4:39)
c) Prayer To The Silence (1:04)
d) Telephonecomplex (8:26)

2. Restless Skylight-Transistor-Child (19:33)

a) Landing In A Ditch (1:12)
b) Dehypnotized Toothpaste (0:52)
c) A Short Stop At The Transylvanian Brain-Surgery (5:00)
d) Race From Here To Your Ears (5:30)
- Little Tornadoes (2:08)
- Overheated Tiara (1:46)
- The Flyweighted Five (1:26)
e) Riding On A Cloud (2:33)
f) Paralyzed Paradise (3:07)
g) H.G. Wells‘ Take Off (1:26)

Chamsin Soundtrack:

3. The Marilyn Monroe Memorial Church (18:05)
4. Chewinggum Telegram (2:41)
5. Stumbling Over Melted Moonlight (4:33)
6. Toxicological Whispering (7:45)

Gesamtspieldauer: 1:08:47



Das dritte Album der deutschen Krautrockband Amon Düül II mit dem Titel „Tanz der Lemminge“ war ursprünglich, wie schon die Vorgängerscheibe „Yeti“, als Doppelalbum erschienen. Allerdings handelt es sich in diesem Fall im Grunde genommen um zwei Platten. Ursprünglich stellte die erste LP das eigentliche Album dar, auf der zweiten Scheibe hört man dagegen die Filmmusik zum Film „Chamsin“, also den entsprechenden Soundtrack. Veröffentlicht wurde „Tanz der Lemminge“ im März 1971 auf dem Plattenlabel United Artists Records.

Die ehemalige erste Seite des Albums, also das Lied „Syntelman‘s March Of The Roaring Seventies“, wurde hauptsächlich von Chris Karrer geschrieben und wird größtenteils von der akustischen Gitarre beherrscht. Viele Ideen wurden hier zusammengetragen, meist sehr melodiös klingend, die dann durchaus stimmig miteinander verwoben wurden. „Restless Skylight-Transistor-Child“, die ehemalige zweite Seite des Doppelalbums, entspringt mehr den Ideen des anderen Gitarristen der Band, John Weinzierl. Jetzt klingen Amon Düül II um einiges härter als noch mit dem vorherigen Lied. Jetzt wird durchaus auch mal sehr heftig gerockt und nicht immer müssen die Melodien ein Wohlgefühl auslösen, denn das Gehörte klingt nun auch mal schräg und verschroben. Aber auch sphärische Passagen weist das Stück auf, ebenfalls gelungen mit den rockigeren Abschnitten verbunden.

Damit wären wir bereits beim ersten und einzigen Stück auf der ehemaligen dritten Schallplattenseite, das erste Lied des Soundtracks „The Marilyn Monroe Memorial Church“. Diese Nummer klingt von sphärisch bis experimentell, weist nicht immer eine Melodie auf, sondern spielt konsequent mit den Atmosphären. Das wird mal brachial, mal sehr spacig umgesetzt. Die restlichen drei Stücke beinhalten dann schließlich wieder etwas mehr „Struktur“, wobei „Toxicological Whispering“ sogar richtig cool groovt.

Fazit: Insgesamt stellt „Tanz der Lemminge“ eine sehr experimentelle Scheibe dar, die der Band auch sehr viel Ansehen im Ausland einbrachte. Möchte man mal progressive Rockmusik „Made in Germany“ hören, wie sie sich Anfang der 70er Jahre präsentierte, so wird man mit diesem Album bestens bedient. Klar, auf die Musik sollte man sich konzentrierten, das ist nichts, was man einfach so nebenbei hören könnte. Konzentration lohnt hier definitiv. Und „Tanz der Lemminge“ macht mit jedem weiteren Hören irgendwie noch mal mehr Laune. Garantiert. Elf Punkte.

Anspieltipps: Syntelman‘s March Of The Roaring Seventies



Dienstag, 27. Juli 2021

A.R. & Machines – Transformation (Remixe 96)

 



A.R. & Machines – Transformation (Remixe 96)


Besetzung:

Achim Reichel – echo guitar (aufgenommen zwischen 1970 und 1974)


Gastmusiker:

Michael Wehr – keyboard and rhythm programming
Jochen Petersen – soprano saxophone and flute
Olaf Casalich – percussion
Edgar Froese – keyboards




Erscheinungsjahr: 1996


Stil: Psychedelic Rock, Pop


Trackliste:

1. Chasing Rainbows / Das Träumen Hinterher (4:23)
2. Esoteric Eric (5:48)
3. Gone With The Wind / Hinfort Mit Dem Wind (5:49)
4. Jay Guru Dev (5:09)
5. In The Inn Of Sixth Sense/ In der Herberge Zum Sechsten Sinn (5:25)
6. Prickel Pit (6:50)
7. In The Labyrinth Of The Mind / Im Irrgarten Des Geistes (4:48)
8. Saxoflow (5:42)

Gesamtspieldauer: 43:57



Achim Reichel war den neuen technischen Möglichkeiten in der Musik schon immer sehr zugetan. Sonst hätte er wohl auch nie A.R. & Machines gegründet. Im Jahr 1995 machte er dann Bekanntschaft mit einem computergestützten Hard Disc Recording System. Zusammen mit Michael Wehr, der sich die Vertriebsrechte für einen solchen Rechner namens „Audioframe“ gesichert hatte, bereitete Achim Reichel einige seiner Lieder im Jahr 1996 neu auf – unter Zuhilfenahme eben jener neuen technischen Möglichkeiten.

Das Ergebnis, welches man auf „Transformation (Remixe 96)“ zu hören bekommt, bewegt sich in einem Bereich, der mit Psychedelic Rock nur noch sehr wenig zu tun hat. Man hört auf dieser Scheibe Synthesizer-Musik, die oftmals poppig klingt und an manchen Stellen sogar tanzbar ist. Muss man mögen oder eben nicht. An manchen Stellen klingt das ganz interessant, „Esoteric Eric“ und „In The Inn Of Sixth Sense/ In der Herberge Zum Sechsten Sinn“ seien an dieser Stelle genannt. Wenn ein Lied wie „In The Labyrinth Of The Mind / Im Irrgarten Des Geistes“ allerdings mit künstlichen Streichern überfrachtet wird, finde zumindest ich da deutlich schlechter einen Zugang zu. Und solch poppige Nummern wie „Prickel Pit“ mögen für die Disco oder den Club sicherlich geeignet sein, Begeisterungsstürme werden damit allerdings nicht mehr erzeugt.

Fazit: Lieder mit den neuen technischen Möglichkeiten zu bearbeiten gerade, wenn es sich um Instrumentalmusik handelt, ist definitiv eine interessante Angelegenheit, zumal dadurch fast ganz neue Lieder zu entstehen scheinen. Nicht immer klingt das allerdings restlos überzeugend. Und genau das ist auch mit den überarbeiteten Stücken von Achim Reichel passiert. Klingt mal interessant, mal irgendwie seltsam. Sehr viel Geschmackssache. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Esoteric Eric, In The Inn Of Sixth Sense



Sonntag, 25. Juli 2021

Coldplay – Everyday Life

 



Coldplay – Everyday Life


Besetzung:

Guy Berryman – bass guitar, percussion
Will Champion – drums and percussion, keyboards, backing vocals, guitar
Jonny Buckland – guitars, keyboards
Chris Martin – lead vocals, guitars, piano, keyboards


Gastmusiker:


Aluna – choir vocal
Garine Antreassian – choir vocal
Jocelyn 'Jozzy' Donald – choir vocal
Nadeen Fanous – choir vocal
Marwa Kreitem – choir vocal
Apple Martin – choir vocal
Moses Martin – choir vocal
Bashar Murad – choir vocal
Ben Oerlemans – choir vocal
Bill Rahko – choir vocal
Norah Shaqur – choir vocal
Stromae – vocals
Omorinmade Anikulapo-Kuti – alto saxophone (track 7)
Babatunde Ankra – trombone (track 7)
Drew Goddard – guitar
Daniel Green – keyboards
Samir Joubran – oud
Wissam Joubran – oud
Adnan Joubran – oud
Femi Kuti – horn
Made Kuti – orchestrionics
Ayoola Magbagbeola – tenor saxophone
Max Martin – keyboards
Gbenga Ogundeji – trumpet
Bill Rahko – keyboards
Davide Rossi – strings
Rik Simpson – keyboards


Label: Parlophone


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Pop


Trackliste:

1. Sunrise (2:31)
2. Church (3:50)
3. Trouble In Town (4:38)
4. Broken (2:30)
5. Daddy (4:58)
6. WOTW / POTP (1:16)
7. Arabesque (5:40)
8. When I Need A Friend (2:35)
9. Guns (1:55)
10. Orphans (3:17)
11. Èkó (2:37)
12. Cry Cry Cry (2:47)
13. Old Friends (2:26)
14. Bani Adam (3:14)
15. Champion Of The World (4:17)
16. Everyday Life (4:18)

Gesamtspieldauer: 53:36



„Everyday Life“ heißt das achte Studioalbum der britischen Band Coldplay. Es wurde am 22. November 2019 auf dem Plattenlabel Parlophone in Europa und auf Atlantic Records in den USA veröffentlicht. Das Album ist in zwei Hälften unterteilt, wobei die erste Hälfte mit „Sunrise“ und die zweite Hälfte mit „Sunset“ betitelt ist. Zwischen beiden Hälften finden sich acht „Lieder“, die lediglich das Läuten von Big Ben wiedergeben, nicht in den Credits des Albums zu finden sind und auf dem Computer als „G“, „O“, „D“, „=“, „L“, „O“, „V“, „E“ erscheinen. Insgesamt dauert dieser Einschub ganze 39 Sekunden. Mit den Liedern „Orphans“, „Arabesque“, „Everyday Life“ und „Champion Of The World“ wurden insgesamt vier Singles zur Unterstützung des Albums ausgekoppelt.

Die musikalischen Stile auf „Everyday Life“ reichen von Pop über Rock zu Soul, Folk, Gospel und sogar klassischen Adaptionen, wie man mit dem Eröffnungslied „Sunrise“ sogleich hören kann. Durch diesen Stilmix kommt man unweigerlich in die Situation, nicht alles auf dieser Platte gut zu finden, soweit man sich nicht in allen genannten Genres zu Hause fühlt. Auf solch Titel wie „Broken“ oder „Cry Cry Cry“ hätte zumindest ich gut verzichten können. Viele der weiteren Stücke klingen ganz nett, ohne dabei jedoch das Potential zu besitzen längerfristig hängenzubleiben. Angenehm zum Anhören, aber das war es dann auch schon.

Ganz anders sieht das beim Lied „Trouble In Town“ aus. Tolle poppig-rockige Nummer mit einer überwiegend sehr düsteren, getragenen Stimmung, die zwischendrin auch mal eskaliert. Davon hätte ich gern mehr auf diesem Album gehört. Ebenfalls noch sehr überzeugend klingen Coldplay beim letzten Stück und gleichzeitig dem Titellied „Everyday Life“. Diese Nummer hätte so auch auf einem der ersten Coldplay Alben enthalten sein können. Schöne, eingängige Melodie dazu der sehnsüchtig klingende Gesang des Chris Martin. Das passt perfekt.

Kommerziell erfolgreich war „Everyday Life“ auf jeden Fall. In Deutschland kletterte das Album zwar „Lediglich“ bis auf Platz 4 der Charts, dafür erreichte es jedoch im Vereinigten Königreich und den USA sogar die Spitze der entsprechenden Album-Hitparaden. In Großbritannien übrigens zum achten Mal, beim achten Album.

Fazit: Nicht alles überzeugt auf „Everyday Life“, dem achten Studioalbum von Coldplay. Doch die Platte besitzt durchaus auch ihre Höhepunkte. Leider hat die Band ihren Stilmix hier ein klein wenig übertrieben, sodass man sich schwer auf die Musik einstellen kann. Ein einmal betretender Pfad wird dabei sofort wieder verlassen. Gewiss, das sorgt für Abwechslung – allerdings auch für etwas Seufzen. Acht Punkte.

Anspieltipps: Trouble In Town, Everyday Life



Freitag, 23. Juli 2021

Little Feat – Feats Don‘t Fail Me Now

 



Little Feat – Feats Don‘t Fail Me Now


Besetzung:

Paul Barrère – guitar, vocals
Sam Clayton – percussion, vocals
Lowell George – vocals, guitar
Kenny Gradney – bass
Richie Hayward – drums, vocals
Bill Payne – keyboards, vocals


Gastmusiker:

Gordon DeWitty – clavinet ("Spanish Moon")
Fred White – drums ("Spanish Moon")
Emmylou Harris – backing vocals
Bonnie Raitt – backing vocals
Fran Tate – backing vocals
Tower of Power – horns




Erscheinungsjahr: 1974


Stil: Blues, Funk


Trackliste:

1. Rock & Roll Doctor (2:58)
2. Oh Atlanta (3:29)
3. Skin It Back (4:12)
4. Down The Road (3:46)
5. Spanish Moon (3:06)
6. Feats Don‘t Fail Me Now (2:27)
7. The Fan (4:29)
8. Medley: Cold Cold Cold / Tripe Face Boogie (9:59)

Gesamtspieldauer: 34:29



„Feats Don‘t Fail Me Now“ heißt das vierte Studioalbum der US-amerikanischen Rockband Little Feat. Es erschien am 9. August 1974 auf dem Plattenlabel Warner Brothers Music. Das Album-Cover wurde erneut von Neon Park gestaltet.

Auch auf dieser Platte hört man ein Little Feat Album mit viel Blues Musik und zusätzlich einigen funkigen Ausflügen. Das klingt inzwischen leider überholt und überaus langweilig. „Feats Don‘t Fail Me Now“ ist mit noch nicht einmal 35 Minuten Spieldauer sowieso sehr kurz ausgefallen. Doch auf dem Album befindet sich mit dem Titel „Medley: Cold Cold Cold / Tripe Face Boogie“ ein zehnminütiges Stück, was bereits auf dem zweiten Album „Sailin‘ Shoes“ in Form der zwei Lieder enthalten ist. Zwar werden beide Nummern hier etwas variiert, doch ein Album mit einer Interpretation von sich selbst zu veröffentlichen weist auf ganz viel Einfallslosigkeit hin.

Dies zumal, weil die Lieder auf „Feats Don‘t Fail Me Now“ inzwischen absolut langweilig und belanglos klingen. Nichts davon bleibt hängen, nichts davon möchte man öfters hören. Klar experimentieren die Musiker hier bei den Titeln. „The Fan“ und auch das bereits erwähnte Medley „Cold Cold Cold / Tripe Face Boogie“ fischen sogar etwas in dem damals gerade aktuellen Progressive Rock, indem sie an der einen oder anderen Stelle experimenteller klingen, doch das lässt „Feats Don‘t Fail Me Now“ noch lange nicht zu einem interessanten, geschweige denn guten Album werden.

Die einzige Nummer, die sich etwas lohnt auf „Feats Don‘t Fail Me Now“ gehört zu werden ist das eben erwähnte „The Fan“. Etwas experimenteller, etwas aufwendiger, etwas besser. Der ganze Rest des Albums ist längst überholt. Und sich selbst zu interpretieren, dazu gehört bei solch kurzer Laufzeit jede Menge Abgezocktheit.

Fazit: Langweilige Musik, irgendwo zwischen Blues und Funk angesiedelt. Der Blues überwiegt allerdings. Inzwischen wirkt und klingt das alles langweilig und leider absolut belanglos. Und sich selbst in Form eines Medleys auf einem Album zu interpretieren zeugt von ganz wenig Kreativität. Drei Punkte.

Anspieltipps: The Fan



Mittwoch, 21. Juli 2021

AnnenMayKantereit – Alles Nix Konkretes

 



AnnenMayKantereit – Alles Nix Konkretes


Besetzung:

Christopher Annen – Gitarre
Henning May – Gesang, Klavier, Gitarre
Severin Kantereit – Schlagzeug
Malte Huck – Bass


Gastmusiker:

Ferdinand Schwarz – Trompete („Bitte bleib”)
Julia Gruber – Posaune („Bitte bleib”)


Label: Vertigo


Erscheinungsjahr: 2016


Stil: Rock, Pop


Trackliste:

1. Oft gefragt (3:13)
2. Pocahontas (3:04)
3. Es geht mir gut (2:40)
4. 3. Stock – 4:12)
5. Wohin du gehst (2:59)
6. Mir wär‘ lieber, du weinst (3:17)
7. Bitte bleib (4:41)
8. Neues Zimmer (2:57)
9. Barfuß am Klavier (3:15)
10. 21, 22, 23 (2:48)
11. Länger bleiben (4:36)
12. Das Krokodil (2:42)

Gesamtspieldauer: 40:29



„Alles Nix Konkretes“ heißt das erste offizielle Studioalbum der Kölner Band AnnenMayKantereit. Es wurde am 18. März 2016 auf dem Plattenlabel Vertigo beziehungsweise Universal Music veröffentlicht und kletterte bereits in der Woche des Erscheinens auf Platz 1 in die deutschen und österreichischen Albumcharts.

Die zwölf Lieder auf „Alles Nix Konkretes“ gehen alle schnell ins Ohr, sind dabei häufig eher ruhig und sanft gehalten. Doch ab und an ziehen die vier Musiker auch mal das Tempo an und dann wird sogar deutlich und innig gerockt und gegroovt. Markenzeichen der Musik von AnnenMayKantereit ist sicherlich die raue Stimme des Henning May, die unabhängig von der Stimmung des jeweiligen Liedes immer perfekt zu passen scheint.

In diesem Mix aus getragenen Tönen und rockigeren Ansätzen überzeugen mich gerade die eher ruhigeren Stellen auf „Alles Nix Konkretes“. Die Lieder „Oft gefragt“, „Neues Zimmer“ und „Barfuß am Klavier“ bilden dabei die melodiösen Höhepunkte des Albums. Lieder zum Träumen und im Falle von „Oft gefragt“ auch mit einem Text ausgestattet, der rührt. Da sich jedoch auch die anderen Lieder durchaus lohnen gehört zu werden, ist „Alles Nix Konkretes“ eine gute Scheibe geworden, die Spaß macht und es sogar schafft die Gefühle von Hörerinnen und Hörern anzuregen.

Fazit: Das Debut von AnnenMayKantereit überzeugt mit schönen und eingängigen Melodien. In die Musik kann man tief eintauchen und darin träumen. Richtige Ausfälle finden sich auf der Scheibe nicht und mit der Nummer „Oft gefragt“ sogar ein Höhepunkt ganz besonderer Art. Macht Laune. Neun Punkte.

Anspieltipps: Oft gefragt, Neues Zimmer, Barfuß am Klavier



Montag, 19. Juli 2021

Various Artists – Movements




Various Artists – Movements


Diese Jahresenden sind schon seltsam. Man friert oft, man mummelt sich ein, genießt die wenigen Sonnenstrahlen, die es gibt, beginnt über das nachzudenken, was im vergangenen Jahr war, passiert ist. Ein Gefühlsgemenge zwischen „high and low“. Manche freuen sich auf die kommenden Feiertage, für andere ist die stille Zeit nur ein Graus.

Und dann liegt da dieses Klangbuch vor mir. Touch Records, ein experimentelles Label mit Sitz in England und den USA, legt nun zum Jahresende „Touch Movements“ vor, ein Bilderbuch mit Soundtrack. Das klingt zu einfach. Es ist vielmehr ein audio-visuelles Erlebnis, das man in aller Ruhe und mit viel Zeit genießen sollte. Ein Eintauchen in Fotos, die ihre eigenen Geschichten erzählen und dazu einladen, weitergesponnen zu werden. Augenblicke, die das Leben um uns herum liefert. Blicke, die der Betrachter selbst kennt. Erinnerungen, die in einem wach werden.

Dazu „Musik“, die ganz anders ist. Die immer wieder die Frage aufwirft, was Musik eigentlich ist, sein kann, sein sollte. Ein Soundtrack des Alltags. Mal „Field Recordings“, mal Drone Music, mal Orgelmusik, mal Klanglandschaften, mal verspielte Sequencerfolgen. Mal direkt, mal ganz sanft, mal monumental, mal leicht vorbei gestrichen. Touch ist kein Label für die Popkultur. Das wird auf „Movements“ ganz deutlich. Es ist vielmehr ein Klangspiegel der Gesellschaft. Hier hört man hin, was man zu hören glaubt und daraus entsteht Musik. Der Alltag als Orchester, bearbeitet von Soundtüftlern, die hier künstlerisch vorgehen, dort unverfälscht die Welt erklingen lassen. Entstanden ist ein Soundtrack für dieses Fotobuch und viel mehr. Es ist nicht die „Music for the Masses“. Es ist vielmehr diese ganze persönliche Musikerfahrung. Voller Herausforderungen, voller Erinnerungen, voller Gedankengänge. Ein tief bewegendes Klangbild zwischen den Jahren.

Samstag, 17. Juli 2021

IQ – Frequency

 



IQ – Frequency


Besetzung:

Andy Edwards – drums and percussion
Michael Holmes – guitars and keyboards
John Jowitt – bass guitar
Peter Nicholls – lead vocal and backing vocals
Mark Westworth – keyboards




Erscheinungsjahr: 2009


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Frequency (8:31)
2. Life Support (6:29)
3. Stronger Than Friction (10:31)
4. One Fatal Mistake (4:53)
5. Ryker Skies (9:47)
6. The Province (13:45)
7. Closer (8:12)

Bonus Track der remasterten Wiederveröffentlichung:

9. The Province (live) (13:42)

Gesamtspieldauer: 1:15:54



„Frequency“ heißt das zehnte Studioalbum der britischen Progressive-Rock-Band IQ. „Frequency“ wurde im Mai 2009 auf dem Plattenlabel Giant Electric Pea veröffentlicht und war das erste und einzige Album auf dem Keyboarder Mark Westworth sowie Schlagzeuger Andy Edwards zu hören sind. Gleichzeitig ist es das letzte Album mit Bassist John Jowitt.

Wenn man ein IQ-Album erwirbt, dann kann man schon im Voraus ziemlich genau erahnen, was man zu hören bekommt. IQ bewegen sich in ihrer Musik im Bereich des Progressive Rocks, der sehr stark angelehnt ist an jene Musik dieses Genes, wie sie bereits Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts von einigen englischen Bands zu hören war. Eingängige Melodien, Lieder, welche sich wandeln und entwickeln und zu kleinen musikalischen Reisen mutieren. Und genau mit diesen Zutaten ist auch die Musik auf „Frequency“ ausgestattet.

Die Eingängigkeit steht dabei ganz oben in der Musik von IQ. Sanfte Akkorde umspielen das Ohr, wandeln sich, entwickeln sich hin zu schnelleren Passagen, die ihrerseits wieder in sanfte Abschnitte münden. IQ erfinden auf „Frequency“ einmal mehr die Musik nicht neu, doch sie weiten ihren musikalischen „Ansatz“ aus. Und so werden all diejenigen, die auch die früheren Alben der Band mochten, auch mit dieser Platte ihre Freude haben und auf ihre Kosten kommen.

Die Höhepunkte auf „Frequency“ sind der Opener und gleichzeitig das Titellied sowie das längste Lied des Albums, „The Province“. Dieses gibt es auf der remasterten Ausgabe des Albums in Form eines Live-Titels nochmals als Zugabe. Beide Lieder, Titellied wie längste Nummer, beinhalten alles, was die Musik von IQ ausmacht. Eben jene wunderschönen Melodien und die spannenden atmosphärischen Wechsel. Sehr überzeugend.

Fazit: IQ stehen für spannenden und eingängigen Progressive Rock, der eindeutig jene Musik dieses Genres in den 70er Jahren zum Vorbild hat. Trotzdem ist das, was man bei IQ zu hören bekommt kein Plagiat. Vielmehr erweitern sie auch mit „Frequency“ dieses musikalische Spektrum, welches sich definitiv zu hören lohnt. Elf Punkte.

Anspieltipps: Frequency, The Province



Donnerstag, 15. Juli 2021

Send Medicine – By Telepathy & Reputation

 



Send Medicine – By Telepathy & Reputation


Besetzung:

David Ozinga – drums
Trevor Tallakson – bass, piano
Ryan Patrick Glennan – vocals, theremin, synthesizer
Marc Agostini – guitar, vocals
Julian Hacquebard – vocals, guitar, piano, synthesizer




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Alternative Rock, Psychedelic Rock


Trackliste:

1. Trouble (5:24)
2. To Photograph Mary (3:14)
3. Scorpio Long Ago (4:04)
4. Roses Are Contagious At Dawn (4:01)
5. Alligator Lady (3:53)
6. Second Biggest Fan (4:49)
7. High In The Rain (5:04)
8. Evangelic Designer (5:14)
9. Days Go By (4:54)

Gesamtspieldauer: 40:41



Send Medicine, das ist eine Band aus den USA, die ursprünglich vom Kanadier Julian Hacquebard in Toronto im Jahr 2011 gegründet wurde. Dieser zog schließlich nach Los Angeles und veröffentlicht mit seiner Band am 16. Juli 2021 mit der Scheibe „By Telepathy & Reputation“ bereits das dritte Album von Send Medicine. Stetiger Wechsel in der Besetzung waren bisher genauso ein Markenzeichen von Send Medicine wie die musikalischen Genres, in denen sich die beteiligten Musiker bewegten. Seit 2017 spielt die Band jedoch in dieser aktuellen Besetzung zusammen und auf „By Telepathy & Reputation“ hört man nun Alternative Rock mit sehr starkem psychedelischem Einschlag.

Tatsächlich klingen nicht nur die Texte der Band zum Teil fast schon surreal, es ist auch die Musik, die immer wieder tief in das Genre Psychedelic Rock bis Psychedelic Pop eintaucht. So ähnlich dürfte wohl heutzutage auch die Musik jener Musiker klingen, die Ende der 60er Jahre musikalisch in diesen Gefilden unterwegs waren, wenn sie ihre Musik im Jahr 2021 schreiben und veröffentlichen würden. Von daher erfinden Send Medicine den Psychedelic Rock nicht neu, doch sie transformieren ihn in die Gegenwart. Das hört sich jederzeit spannend und überzeugend an, wenn Julian Hacquebard seine Worte fast schon gehaucht ins Mikrofon singt und dabei von getragenen, leicht schrägen Melodien begleitet wird.

„By Telepathy & Reputation“ enthält Musik, die ohne großartige Variationen durchläuft. Es gibt da wenig Spielraum für Ausschläge nach oben oder unten. Die einzelnen Lieder laufen durch und damit wird der einmal eingeschlagene Sound von Send Medicine auf „By Telepathy & Reputation“ kompromisslos fortgesetzt. Das mag man mögen oder aber langweilig finden, konsequent ist es auf jeden Fall. Und auch wenn die Unterschiede zwischen den einzelnen Titeln nicht so offensichtlich oder übermäßig „erhörbar“ sind, so seien an dieser Stelle doch die beiden Nummern „Second Biggest Fan“ und „Evangelic Designer“ als Höhepunkte angeführt. Hier gehen Send Medicine noch ein wenig mehr ins Ohr. Die restlichen Stücke reihen sich allerdings atmosphärisch ganz nah bei diesen Liedern ein.

Fazit: „By Telepathy & Reputation“ von Send Medicine enthält Psychedelic Rock, der eindeutig im 21. Jahrhundert angesiedelt ist. Inspiriert wurde die Musik sicherlich von jener, die ungefähr fünfzig Jahre zuvor entstand. Doch das lässt das Album keinen Deut schlechter oder langweiliger erklingen. Psychedelic Rock bis Pop, der im Hier und Jetzt spielt. Neun Punkte.

Anspieltipps: Second Biggest Fan, Evangelic Designer



Dienstag, 13. Juli 2021

Mark Lanegan – Bubblegum

 



Mark Lanegan – Bubblegum


Besetzung:

Mark Lanegan – vocals, guitar on 6


Gastmusiker:

PJ Harvey – vocals on 2, 9
Chris Goss – guitar on 1, 5, piano on 5, vocals on 5, choir vocal on 7
Tracey Chisholm – tape manipulation on 1, 4, drum machines on 3, 10
Molly McGuire – bass on 1, 10, background vocals on 4
Aldo Struyf – feedback on 1, synthesizer on 4, 5, 7, 9, 10, 13, piano on 5, organ on 5, 10, tape manipulation on 7
David Catching – organ on 1, guitar on 2, 3, 4, 10, lead guitar on 4, 5, 10, 15
Wendy Rae Fowler – piano on 1, vocals on 3, 6, background vocals on 4, choir vocal on 7
Joshua Homme – guitar on 4, 9, bass on 2, 4, 5, drums on 2, 3, 4, 5, lead guitar on 3, 9
Keni Richards – drums on 2
Jim Vincent – electronic drums on 2
Mike Johnson – lead guitar on 2
Ian Moore – background vocals on 2
Bukka Allen – organ on 2
Alain Johannes – lead guitar on 4, guitars on 11, 12, 13, 14, bass on 11, 12, 13, 14, drums on 11, 12, 13, 14, electronic drums on 11, 14 strings on 11, synthesizer on 11, background vocals on 12, keyboards on 12, 13, organ on 14
Natasha Shneider – background vocals on 4
Brett Netson – background vocals on 4
Greg Dulli – background vocals on 4
Nick Oliveri – background vocals on 4, bass on 7, choir vocal on 7
Jonathan Russo – bass on 4
Izzy Stradlin – vocals on 7
Duff McKagan – vocals on 7
Troy Van Leeuwen – piano on 7, guitar on 7, 9
Joey Castillo – drums on 7
John Kastner – guitar on 8, 15, background vocals on 8
Eddie Nappi – bass on 8
Dimitri Coats – lead guitar on 8, 15, drums on 8, 15, piano on 8
Mathias Schneeburger – guitar on 8, background vocals on 8, piano on 15
Melanie Campbell – bass on 15




Erscheinungsjahr: 2004


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. When Your Number Isn‘t Up (3:01)
2. Hit The City (2:48)
3. Wedding Dress (3:07)
4. Methamphetamine Blues (3:16)
5. One Hundred Days (4:36)
6. Bombed (1:08)
7. Strange Religion (4:07)
8. Sideways In Reverse (2:46)
9. Come To Me (3:45)
10. Like Little Willie John (3:53)
11. Can‘t Come Down (3:37)
12. Morning Glory Wine (4:27)
13. Head (3:04)
14. Driving Death Valley Blues (2:48)
15. Out Of Nowhere (2:43)

Gesamtspieldauer: 49:14



„Bubblegum“ heißt das sechste Solo-Album des US-amerikanischen Musikers Mark Lanegan. „Bubblegum“ erschien im Jahr 2004 auf dem Plattenlabel Beggars Banquet Records unter dem Namen „Mark Lanegan Band“. Neben Mark Lanegan hört man auf dem Album auch PJ Harvey, Josh Homme und Nick Oliveri von den Queens Of The Stone Age, Greg Dulli von The Afghan Whigs und Duff McKagan und Izzy Stradlin von Guns N‘ Roses. „Bubblegum“ ist das bisher kommerziell erfolgreichste Album des Mark Lanegan und erreichte immerhin Platz 39 der US Billboard Charts und in Deutschland kletterte die Platte bis auf Platz 67.

Auf „Bubblegum“ hört man Alternative Rock, der zum einen sehr eingängig sein kann, dann jedoch wieder fast schon verstörend rau und ungebändigt erklingt. Nicht alles also auf „Bubblegum“ geht schnell ins Ohr oder schafft dies manchmal sogar gar nicht. So ist das Album ein wilder Ritt, durch sanfte und dann wieder ausufernde Atmosphären. Spannend klingt das häufig, langweilig wird das Album nie. Insgesamt ist die Stimmung auf „Bubblegum“ eher düster bis dunkel. Fröhliche Lieder sucht man auf dem Album vergeblich. Freilich sollte man sich für die Scheibe auch Zeit nehmen, sie wirken lassen. Vieles, was sich beim ersten Mal des Hörens noch nicht offenbart, erschließt sich dann bei den weiteren Durchläufen.

Besonders gelungen klingen dabei das leider viel zu kurze und sehr sanfte „Bombed“, bei dem man Wendy Rae Fowler, die Ex-Frau von Mark Lanegan im Hintergrund hört. Klasse auch das leicht schräge „Like Little Willie John“. Jetzt mal ein Lied, welches eben gerade nicht viele Anläufe benötigt, um ganz schnell ins Ohr zu gehen. Richtige Ausfälle gibt es auf „Bubblegum“ nicht, sodass es einzig am Geschmack der Hörerin beziehungsweise des Hörers liegt, welche Nummer sie oder er hier favorisiert.

Fazit: „Bubblegum“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album geworden, welches mit einer meist düsteren Atmosphäre aufwartet. Mal erklingen die Lieder sanfter, dann hören sie sich wieder rauer und schräger an. Auf eine bestimmte Stimmung bezüglich des Tempos kann man sich auf dem Album nie einstellen. Gerade das lässt das Hören allerdings zu einer spannenden Reise werden. Acht Punkte.

Anspieltipps: Bombed, Like Little Willie John, Morning Glory Wine



Sonntag, 11. Juli 2021

A-ha – East Of The Sun, West Of The Moon

 



A-ha – East Of The Sun, West Of The Moon


Besetzung:

Morten Harket – lead & backing vocals
Magne Furuholmen – keyboards, backing vocals, lead vocals on "The Way We Talk", harmonica
Paul Waaktaar-Savoy – guitars, bass guitar, drum programming, backing vocals, piano


Gastmusiker:

Jørun Bøgeberg – bass guitar
Per Hillestad – drums
Chris Hughes – drums
Phil Todd – saxophone
Martin Ditcham – percussion




Erscheinungsjahr: 1990


Stil: Pop


Trackliste:

1. Crying In The Rain (4:24)
2. Early Morning (2:58)
3. I Call Your Name (4:53)
4. Slender Frame (3:42)
5. East Of The Sun (4:47)
6. Sycamore Leaves (5:21)
7. Waiting For Her (4:49)
8. Cold River (4:41)
9. The Way We Talk (1:31)
10. Rolling Thunder (5:43)
11. (Seemingly) Nonstop July (2:55)

Gesamtspieldauer: 



„East Of The Sun, West Of The Moon“ heißt das vierte Studioalbum der norwegischen Band A-ha. Es wurde am 27. Oktober 1990 auf dem Plattenlabel Warner Brothers Records veröffentlicht und erreichte in Norwegen, wie bereits die Vorgängeralben, Platz 1 der Charts. In den anderen europäischen Ländern und Japan konnte sich die Platte immerhin in den Charts platzieren.

Auch auf „East Of The Sun, West Of The Moon“ hört man einmal mehr für A-ha-Verhältnisse eingängigen Pop, ohne zu viele Schnörkel, der schnell ins Ohr geht, dabei allerdings kaum Spuren hinterlässt. Geschrieben wurden die Lieder erneut hauptsächlich von Paul Waaktaar-Savoy, meist mit Unterstützung von Magne Furuholmen. Dieser schrieb den kurzen Titel „The Way We Talk“ alleine und ist hier auch mit seinem Gesang zu hören. Für A-ha-Verhältnisse fast schon experimentell und leicht jazzig verspielt. Viel mehr gibt es zu diesem Album kaum zu schreiben, da diese Lieder keinem wehtun, jedoch auch nur wenig zu begeistern verstehen.

Die Höhepunkte auf „East Of The Sun, West Of The Moon“ sind zum einen die Carole King Coverversion „Crying In The Rain“ sowie das sich etwas mystisch bis melancholisch anhörende Titellied „East Of The Sun“, welches sich atmosphärisch nun wirklich mal vom restlichen Pop des Albums angenehm abhebt. Ansonsten gibt es keine Ausfälle, A-ha wussten einmal mehr ihre Klientel zu bedienen, die inzwischen jedoch auch nicht mehr so oft hinhörte, wie die Verkaufszahlen weltweit bereits anzeigten.

Fazit: „East Of The Sun, West Of The Moon“ ist ein typisches A-ha-Album geworden. Eingängiger Pop, ohne große Risiken. Dazu noch eine gelungene Cover-Version von Carole King. Das war es, nicht mehr und nicht weniger. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Crying In The Rain, East Of The Sun



Freitag, 9. Juli 2021

Asia – Omega

 



Asia – Omega


Besetzung:

John Wetton – vocals, bass guitar
Steve Howe – electric, acoustic and steel guitars
Geoff Downes – keyboards
Carl Palmer – drums, percussion




Erscheinungsjahr: 2010


Stil: Rock, Melodic Rock


Trackliste:

1. Finger On The Trigger (4:30)
2. Through My Veins (5:09)
3. Holy War (5:58)
4. Ever Yours (4:04)
5. Listen, Children (5:57)
6. End Of The World (5:40)
7. Light The Way (5:11)
8. Emily (Bonus Track) (5:12)
9. I‘m Still The Same (4:43)
10. There Was A Time (5:56)
11. I Believe (4:41)
12. Don:t Wanna Lose You Now (4:46)

Gesamtspieldauer: 1:01:52



„Omega“ nannte die britische Rockband Asia ihr elftes Studioalbum, welches am 21. April 2010 in Japan bei Melodious Frontier und am 23. April 2010 in Europa bei Frontiers Records veröffentlicht wurde. In Japan waren Asia von Anfang an am erfolgreichsten, von daher ist diese um zwei Tage vorgezogene Veröffentlichung nicht weiter überraschend. „Omega“ ist das vierte Studioalbum, welches Asia in der Originalbesetzung einspielten und die zweite Platte nach der Wiedervereinigung der Band im Jahr 2006. Das Album verkaufte sich allerdings nicht sonderlich erfolgreich und konnte sich lediglich in Japan in den Charts platzieren, wo es bis auf Platz 29 kletterte.

Obwohl die vier Musiker John Wetton, Steve Howe, Geoff Downes und Carl Palmer mit King Crimson, Yes sowie ELP im Progressive Rock zu Hause waren, so war Asia niemals eine Band, die sich in diesem musikalischen Genre tummelte. Von daher ist es auch nicht weiter überraschend, dass sich die Musik auf „Omega“ ebenfalls mehr im Mainstream Rock, denn in deutlich komplizierteren Gefilden abspielt. Auf „Omega“ befindet sich eingängiger Rock, der jederzeit im Radio gespielt werden kann. Nicht kompliziert, dafür umso schneller, meist bereits beim ersten Mal des Hörens melodiös und eingängig klingend.

Das machen die vier Musiker allerdings ganz gut. Und bei zwei Nummern gelingt ihnen das besonders gut. „Through My Veins“ und vor allen Dingen „There Was A Time“ heißen die beiden Höhepunkte auf „Omega“. Letztgenanntes Stück ist ein melancholisches bis sentimentales Lied über eine verlorene Liebe, die John Wetton wunderschön zu singen versteht. Ich bin eigentlich kein Freund von Liebesliedern, schon gar nicht von manch schmalzigen Auswüchsen dieser Gattung Lied. Doch hier finde ich das in Verbindung mit der Musik wunderschön gelungen. Eine klasse Nummer, die immer wieder sehr hörenswert ist. Und der ganze Rest? Der ist, wie bereits erwähnt, eingängiger Mainstream Rock – nicht mehr und nicht weniger.

Fazit: Viel unspektakulären Mainstream Rock, radiotaugliche Massenware gibt es auf „Omega“ zu hören. Aber dann gibt es auf diesem Album auch zwei Perlen, die es lohnt gehört zu werden. Zwei Lieder, die hängenbleiben und sich gegenüber dem meist nichtssagenden Rest abheben. Das macht „Omega“ leider immer noch nicht zu einem guten Album, trotzdem ist das Hören nicht ganz verschenkt. Acht Punkte.

Anspieltipps: Through My Veins, There Was A Time



Mittwoch, 7. Juli 2021

U.K. – U.K.

 



U.K. – U.K.


Besetzung:

Eddie Jobson – electronic violin, keyboards & electronics
John Wetton – voice & bass
Allan Holdsworth – guitars
Bill Bruford – kit drums & percussion




Erscheinungsjahr: 1978


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. In The Dead Of Night (5:34)
2. By The Light Of Day (4:28)
3. Presto Vivace & Reprise (3:08)
4. Thirty Years (8:09)
5. Alaska (4:42)
6. Time To Kill (4:57)
7. Nevermore (8:13)
8. Mental Medication (7:29)

Bonus Tracks der remasterten Wiederveröffentlichung:

9. In The Dead Of Night (Single Version) (5:38)
10. Mental Medication (Single Edit) (3:25)

Gesamtspieldauer: 53:13



Im Jahr 1978 war die Blütezeit des Progressive Rocks bereits vorüber. Viele der damals in diesem Genre aktiven Bands verhedderten sich im Mainstream Rock oder gar im Allerwelts-Pop. Umso überraschender war es dann, dass sich mit U.K. eine Band aus namhaften Musikern zusammenfand, die nochmals einen Höhepunkt des Progressive Rocks auf Platte pressten. John Wetton, Mitglied bei King Crimson, Family, Uriah Heep und Roxy Music, Bill Bruford, ebenfalls Mitglied von King Crimson und natürlich der Schlagzeuger von Yes, Eddie Jobson spielte bei Curved Air, Roxy Music und in Frank Zappa’s Band sowie Allan Holdsworth, der bei Soft Machine, Gong, Tempest und The Tony Williams Lifetime aktiv war, bildeten U.K. und setzten einen der letzten Progressive Rock Höhepunkte der 70er Jahre.

U.K. von U.K. ist ganz bestimmt kein Mainstreamalbum geworden und sogar für den Progressive Rock etwas Besonderes. Denn auf dieser Platte verschmelzen die Musiker immer wieder die Grenzen zwischen besagtem musikalischen Genre Progresssive Rock und Jazz Rock, der hier vor allen Dingen durch das Gitarrenspiel des Allan Holdsworth mit eingebracht wird. Das Album beinhaltet somit auch keine lieblichen Melodien, die einem sofort ins Ohr gehen. Doch vertrauter werden einem die acht Stücke schnell, wenn man das Album wieder auflegt. Vertrackt bleibt die Musik allerdings an einigen Stellen trotzdem.

Die einzelnen Lieder vollführen viele Wendungen, spielen mit den Atmosphären und Stimmungen und gehen häufig ineinander über. Dabei klingt das Gehörte oftmals eben gerade gar nicht so eingängig, manches Mal sogar auch ein klein wenig sperrig, was die Lieder allerdings sogar auch spannender werden lässt. Immer dann, wenn eine komplexe Struktur in schließlich doch vorhandenen Wohlklang aufgelöst wird, berührt und packt diese Musik nochmals mehr.

U.K. von U.K. ist keine Platte geworden, die man nebenbei hören kann, hier wird schon die ganze Aufmerksamkeit von Hörerin beziehungsweise Hörer verlangt und auch eingefordert, möchte man diese Musik auch verstehen und genießen. Trotzdem erschließt sich auch mir nicht alles auf diesem Album, welches in der remasterten Fassung noch zwei Bonus-Lieder aufweist. Der Klang dieser Ausgabe ist klasse, die beiden Zugaben sind leicht oder stark gekürzte Fassungen zweier Lieder des Albums, um auch hier noch eine Single veröffentlichen zu können.

Fazit: Progressive Rock mit jazzigem Einschlag bekommt man auf U.K. von U.K. zu hören. Nicht alles auf dem Album ist eingängig und melodiös, doch auch diese Passagen gibt es. Und nimmt man sich die Zeit, diese Platte öfters aufzulegen, wird man immer mehr belohnt, denn das Album wächst mit jedem Durchlauf. Zehn Punkte.

Anspieltipps: By The Light Of Day