Freitag, 4. Mai 2012

Hawkwind – Doremi Fasol Latido





Hawkwind – Doremi Fasol Latido


Besetzung:

Dave Brock – vocals, lead guitar, 12 string guitar
Nik Turner – vocals, sax, flute
Lemmy Kilmister – vocals, bass, 6 string guitar
Dik Mik – generators and hot electronics
Del Dettmar – synthesizer
Simon King – drums


Label: EMI


Erscheinungsdatum: 1972


Stil: Space Rock


Trackliste:

1. Brainstorm (11:33)
2. Space Is Deep (6:23)
3. One Change (0:51)
4. Lord Of Light (6:59)
5. Down Through The Night (3:05)
6. Time We Left This World Today (8:44)
7. The Watcher (4:17)


Bonus Tracks:

8. Urban Guerilla (Bonus Track) (3:42)
9. Brainbox Pollution (Bonus Track) (5:43)
10. Lord Of Light (Single Version Edit) (Bonus Track) (4:02)
11. Ejection (Bonus Track) (3:48)




Bei der dritten Veröffentlichung der britischen Spacerocker von Hawkwind hat es zwei Umbesetzungen gegeben. Und diese betrafen die Rhythmusfraktion der Band. Am Bass konnte sich nun Lemmy Kilmister austoben, bis er das ein paar Jahre später bei Motörhead noch ein wenig intensivier ausleben durfte. Und am Schlagzeug wirbelte jetzt Simon King, der den Job von Terry Ollis übernommen hatte.

Von der Musik her hat sich auf „Doremi Fasol Latido“, im Vergleich zum Vorgänger, allerdings nicht zu viel geändert. Die dritte Scheibe Hawkwinds kommt ganz im Gewand der zweiten Platte daher. Wieder hört man kraftvollen Rock, harte Riffs, eine treibende Rhythmusabteilung und das Ganze aufgelockert mit Geräuschen, die die Musiker dem Synthesizer entlockten. Und fertig war sie erneut, die perfekte Zutatenliste für ein Spacerock Album.

Der erste Tracke, „Brainstorm” ist wieder der Longtrack des Albums. Und dieses Mal ist der Zugang ein klein wenig schwieriger, als beim Pendant „You Shouldn't Do That” auf dem Vorgängeralbum “In Search Of Space”. Bei „Brainstrom“ wird etwas weniger Wert auf die spacige Atmosphäre gelegt, hier kommt es vielmehr sofort zum „Brainstorming“ in Form von verkrampften Nackenmuskeln und durchgeschüttelten Gehirnwindungen. Das ist das Headbanging-Lied pur. Kraftvoller, völlig humorloser Rock, der keine Kompromisse kennt. Und dabei fallen diese spacigen Einspielungen des Synthesizers deutlich weniger ins Gewicht. Nachteil hier allerdings der Gesang von Nik Turner. Der kommt irgendwie sehr uninspiriert aus den Boxen und die Sänger von Hawkwind erweisen sich erst dann als akzeptable Vokalakrobaten, wenn sie im Chor auftreten. Da wirkt das Ganze schließlich etwas überzeugender.

„Space Is Deep“ heißt die zweite Nummer des Albums. Ein schöner Beginn mit der Akustik-Gitarre, flankiert vom „Space-Sound“ der Audiogeneratoren, ein Gesang, der dieses Mal deutlich besser passt und fertig ist das eingängige und deutlich ruhigere Stück. So bleibt es allerdings nur bis etwa zur Mitte des Titels. Dann kommen auch die E-Gitarren ins Spiel und es entwickelt sich eine richtig gute Nummer, die jetzt deutlich schneller voranschreitet und dabei ein wenig hypnotisierend und psychedelisch wirkt. Das Ende des Liedes hätte man so oder so ähnlich auch von Pink Floyd auf den Platten um 1970 hören können.

„One Change“ ist ganz kurz, noch nicht mal eine Minute lang. Ein Keyboardlied, bei dem mehr eine Stimmung als eine Melodie wiedergegeben wird und welches sich richtig gut anhört. Eine schöne kleine Abwechslung. Anschließend, bei “Lord Of Light”, ist es dann aber wieder vorbei mit der ruhigen und relaxten Stimmung. Hier wird jetzt wieder gerockt was das Zeug hält. Und das durchgängig. Auch die „weltraummäßigen Synthesizersounds“ treten ein wenig in den Hintergrund, wenn hier etwas spacig klingt, dann kommt es meistens von den Gitarren. Allerdings leidet das Lied etwas an seiner Monotonie. Interessanter und auch eingängiger wird es anschließend mit „Down Through The Night“. Hier stehen wieder mehr die Akustikgitarren im Vordergrund, der Synthesizer erzeugt wieder die berühmten Töne und dann gibt es noch eine Flöte im Hintergrund zu hören, die meist ziemlich abgefahrene Laute von sich gibt. Und dieses Stilmittel, beziehungsweise Instrument, macht den Song wirklich spannend und interessant. Dazu noch der Gesang, der hier passt und schon kann die Nummer vollends überzeugen.

Als sechstes Stück der regulären, ursprünglichen Veröffentlichung folgt „Time We Left This World Today”. Das zweitlängste Stück des Albums beginnt mit einem Frage-Antwort-Gesang. Dieses Vokalarrangement beherrscht die ersten zwei Minuten der Nummer und wird dann in leicht veränderter Form weiter fortgesetzt. Dazu werden der Gitarre einzelne Riffs entlockt und erst etwa ab der Mitte des Stücks bekommt die Musik hier einen etwas kraftvolleren Touch. Allerdings auch wieder nur für kurze Zeit, denn schließlich wird es wieder sphärischer und abgefahrener. So hört man hier ein sehr experimentelles Lied, bei dem auf eine Melodie weitestgehend verzichtet wurde. Hier stehen der Sound und die Atmosphäre im Mittelpunkt und sonst gar nichts.

Beschlossen wurde das Album ursprünglich von „The Watcher” aus der Feder Lemmy Kilmisters. Jetzt bewegen wir uns wieder im Bereich des sanften Rockliedes, welches von der Akustik-Gitarre begleitet, sonst allerdings nur spärlich instrumentiert wird. Nicht unbedingt ein Ohrwurm, aber eine schöne Abwechslung nach der vorherigen Nummer, um wieder ein wenig „herunterzukommen“.

Vier Bonus Tracks befinden sich auf der remasterten Version von 1996. „Urban Guerilla“ ist ein Rock’n’Roll, genau wie „Brainbox Pollution“. Beide Titel erinnern nur entfernt an das Genre „Space Rock“. Geradliniger Rock ist da zu hören, beim zweiten Track noch unterstützt von einem Saxophon. „Lord Of Light” wurde auch als Single veröffentlicht und diese Version gibt es als Bonus Track Nummer 3 zu hören. Hier erscheint das Lied deutlich kompakter, diese Version ist auch drei Minuten kürzer als die ursprüngliche Albumveröffentlichung und klingt in dieser Form gar nicht schlecht. Allerdings fällt hier sofort die schlechte Abmischung des Stücks auf. Es klingt alles irgendwie sehr breiig. Zum Schluss gibt es noch „Ejection“ zu hören. Wieder eine reine Rocknummer, bei der alle spacigen Sounds vergeblich gesucht werden. Für Fans der „schweren“ Gitarren sind diese vier Zugaben wahrlich nicht schlecht gewählt.

Fazit: Auch auf ihrer dritten Platte “Doremi Fasol Latido”, aus dem Jahr 1972, wissen Hawkwind zu gefallen. Wem bereits das Vorgängeralbum gefiel, der wird auch an “Doremi Fasol Latido” Gefallen finden. Allerdings sind hier die Sounds nicht mehr ganz so hypnotisierend und eingängig wie beim Vorgänger „In Search Of Space“. Trotzdem kein schlechtes Album und neun Punkte wert.

Anspieltipps: Brainstorm, Space Is Deep, One Change, Down Through The Night