Sonntag, 30. November 2014

The Hooters – Nervous Night




The Hooters – Nervous Night


Besetzung:

Eric Bazilian – lead vocals, guitars, bass, mandolin, saxophone
Rob Hyman – lead vocals, keyboards, melodica
Andy King – bass guitar, vocals
John Lilley – guitar
David Uosikkinen – drums


Label: CBS


Erscheinungsdatum: 1985


Stil: Rock, Pop


Trackliste:

1. And We Danced (3:48)
2. Day By Day (3:24)
3. All You Zombies (5:58)
4. Don't Take My Car Out Tonight (3:55)
5. Nervous Night (3:58)
6. Hanging On A Heartbeat (4:20)
7. Where Do The Children Go (5:29)
8. South Ferry Road (3:43)
9. She Comes In Colors (4:12)
10. Blood From A Stone (4:13)

Gesamtspieldauer: 43:07




„Nervous Night” heißt das zweite Studioalbum der amerikanischen Rockband The Hooters und wurde im Jahre 1985 veröffentlicht. Oder sollte man besser Pop-Band sagen, denn die Übergänge zwischen diesen Musikgenres in der Musik der Hooters sind durchaus fließend. Nun, „Nervous Night“ ist das mit Abstand erfolgreichste Album der US-Amerikaner und hält gleich zu Beginn des Albums, mit die größten Hits der Band für ihre Hörer parat.

War es in Deutschland der Titel „All You Zombies“, der den größten Erfolg als Single einfuhr, so waren es in den USA „And We Danced“ und vor allen Dingen „Day By Day“, welche die höchsten Chartplatzierungen erreichten. Und genau so wie die beiden letztgenannten Titel, so klingen die Hooters im Grunde genommen durchweg, über die ganze Scheibe hinweg. Ziemlich geradlinig ins Ohr gehend, absolut unkompliziert, ein wenig fröhlich, etwas rockig, jedoch nicht zu sehr und durchaus melodiös.

„All You Zombies“ klingt dagegen etwas anders. Sehr viel dunkler und rockiger und auch rhythmischer, mit einem etwa stärkeren Groove versehen. Zudem auch genau so schnell eingängig, wie die anderen Nummern auf dem Album. Nun, die restlichen Stücke sind, wie bereits angedeutet, eher mit den ersten beiden Nummern zu vergleichen. Fröhlicher und unkomplizierter Pop-Rock ist hier zu hören, der keinem etwas antut. Leider läuft das dann manches Mal allerdings auch einfach so durch, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, denn ganz so zünden können die Melodien nun doch nicht mehr. Als leichte Hintergrundmusik durchaus geeignet – und das ist jetzt noch nicht einmal böse oder abwertend gemeint.

Fazit: Ein „nettes” Album ist „Nervous Night” geworden. Durchaus auch eine Scheibe, die unterhalten kann. Wer eher auf anspruchsvolle Musik steht, der ist hier, mit dieser Scheibe, allerdings ganz schlecht bedient. Die Hooters wollen hier sanft und unkompliziert unterhalten, das gelingt ihnen auch mit der Platte. Dabei ist „All You Zombies“ auch noch ein toller Song. Was will man mehr? Neun Punkte.

Anspieltipps: And We Danced, Day By Day, All You Zombies



Samstag, 29. November 2014

Led Zeppelin – In Through The Out Door




Led Zeppelin – In Through The Out Door


Besetzung:

John Bonham – drums
John Paul Jones – bass guitar, mandolin, keyboards, synthesizer, piano
Jimmy Page – electric & acoustic guitars, gizmotron, production
Robert Plant – lead vocals


Label: Swan Song Records


Erscheinungsdatum: 1979


Stil: Rock


Trackliste:

1. In The Evening (6:51)
2. South Bound Saurez (4:14)
3. Fool In The Rain (6:13)
4. Hot Dog (3:17)
5. Carouselambra (10:34)
6. All My Love (5:56)
7. I'm Gonna Crawl (5:30)

Gesamtspieldauer: 42:36




„In Through The Out Door” ist das achte Studioalbum von Led Zeppelin und irgendwie auch das letzte offizielle. Denn „Coda“, die Platte die 1982 noch nachgeschoben wurde, war nur noch eine Pflichterfüllung nach dem Tode John Bonhams, der etwas über ein Jahr nach der Veröffentlichung von „In Through The Out Door” verstarb. Und diese Scheibe ist äußerst umstritten bei den Fans der Band. Meistens belegt diese gerade erwähnte Platte „Coda“ den letzten Platz, wenn es um das schlechteste Led Zeppelin Album geht. Oftmals findet sich dann allerdings auch „In Through The Out Door” auf dem vorletzten Platz.

Nun, was Led Zeppelin hier vielleicht ein wenig übertrieben haben ist die Tatsache, dass auf dieser Platte unglaublich viele verschiedene Musikgenres bedient werden. Rock, Pop, Rock’n’Roll, Country, Blues, Boogie Woogie und was weiß ich nicht noch alles. Ach ja, brasilianischer Samba ist auch dabei, wie man auf „Fool In The Rain“ hören kann. Das ist natürlich eine ganz heftige Mixtur, bei der auch noch zu bedenken ist, dass die Gitarren hier deutlich in den Hintergrund treten und die Platte dieses Mal durchaus vom Keyboard dominiert wird.

Trotzdem ist die Scheibe nicht so schlecht, wie viele sie sehen. Gleich die erste Nummer „In The Evening“ hat es bereits in sich. Ein wirklich guter Rock Song, der sofort ins Ohr geht. Kraftvoll und im Mid-Tempo angesiedelt, wäre die Nummer auch auf früheren Platten ein Höhepunkt gewesen. Weiteres Highlight ist sicherlich der Titel „All My Love”, den Robert Plant für seinen, mit fünf Jahren verstorbenen Sohn geschrieben hat. Bis auf diese doch etwas seltsame Keyboardfanfare in der Mitte des Liedes, eine wirklich gelungene Nummer. Ohrwurmcharakter inklusive.

Nun und der Rest? Da gibt es immer wieder Höhepunkte, wenn auch nicht durchgängig. Und klar, Boogie Woogie oder auch Samba-Töne, mag man von Led Zeppelin irgendwie nicht hören. Von daher ist diese Platte nicht durchgängig uneingeschränkt zu genießen. Allerdings stellt sich bei mehrmaligem Hören durchaus ein Gewöhnungseffekt ein, wie immer man diesen auch werten möchte.

Fazit: Ein paar Höhepunkte, ein paar seltsame Ausflüge und auch eine ganze Menge Mittelmaß kennzeichnen dieses letzte Studioalbum Led Zeppelins, bei dem noch alle vier Musiker unter den Lebenden weilten. Trotzdem bekommt man hier wahrlich keine schlechte Musik geboten, sondern zum Teil eben unbekannte Seiten von Led Zeppelin. Durchaus interessant. Neun Punkte.

Anspieltipps: In The Evening, All My Love



Freitag, 28. November 2014

Rainbow – Difficult To Cure




Rainbow – Difficult To Cure


Besetzung:

Ritchie Blackmore – guitars
Don Airey – keyboards
Roger Glover – bass, percussion
Joe Lynn Turner – vocals
Bobby Rondinelli – drums


Label: Polydor


Erscheinungsdatum: 1981


Stil: Hard Rock


Trackliste:

1. I Surrender (4:05)
2. Spotlight Kid (4:54)
3. No Release (5:37)
4. Magic (4:09)
5. Vielleicht Das Nächste Mal (Maybe Next Time) (3:20)
6. Can't Happen Here (5:00)
7. Freedom Fighter (4:24)
9. Difficult To Cure (5:58)

Gesamtspieldauer: 42:53




„Difficult To Cure” ist das fünfte Album von Rainbow. Es wurde 1981 veröffentlicht und war ein riesiger Schritt der Band hin zum Mainstream Rock, um auch auf dem amerikanischen Musikmarkt endlich punkten zu können. Hatte Ronnie James Dio die Band bereits 1978 aufgrund von Streitigkeiten mit Ritchie Blackmore verlassen, so war der Auftritt Graham Bonnets als Sänger von Rainbow lediglich auf das Album „Down To Earth“ beschränkt. Hier auf „Difficult To Cure” war nun beim Singen Joe Lynn Turner zu hören. Ein Amerikaner, durch den sich Ritchie Blackmore ebenfalls noch einen Schub für den nordamerikanischen Markt erhoffte. Joe Lynn Turner macht seine Sache auf dem Album auch sehr gut, eine außergewöhnliche Stimme besitzt er jedoch nicht.

Mit den ersten Alben von Rainbow hat diese Scheibe hier nicht mehr viel gemein. Alles wirkt sehr geschliffen und irgendwie kantenlos. Eingängiger Hard Rock sollte zu hören sein, der auch Chartplatzierungen aufweisen sollte. Das gelang auch, denn die Nummer „I Surrender“ stieg bis auf Position 3 der britischen Hitparade und bedeutete damit gleichzeitig die höchste Chartposition einer Rainbow-Single überhaupt. Geschrieben worden war das Stück von Russ Ballard, der in dieser Zeit öfters als Songschreiber für Ritchie Blackmore tätig war.

Die Musik ist allgemein sehr massentauglich. Sicherlich befindet sich kein richtig schlechter Titel auf dem Album, herausragend ist das jedoch auch nicht mehr, da im Grunde genommen absolut austauschbar und leider auch ein wenig belanglos. Mit den zwei Instrumentalnummern „Vielleicht Das Nächste Mal (Maybe Next Time)“ und „Difficult To Cure“, in welchem sogar Beethovens Neunte mit verarbeitet wurde, geht die Band zumindest mal etwas andere Wege. Hier beweist Ritchie Blackmore zudem einmal mehr, dass er durchaus immer gewillt war, auch mal über den Tellerrand hinauszusehen. Außerdem kann er hier deutlich zeigen, dass er mit zu den besten Gitarristen seiner Zeit zählte.

Fazit: Ein durchschnittliches Album ist „Difficult To Cure“ geworden. Mit zumeist auch sehr durchschnittlichen Titeln. Klar ist das nicht schlecht, essentiell jedoch auch nicht. Die Platte kann man immer mal wieder auflegen, aber sie wird dabei keine großartigen Spuren hinterlassen. Ganz nett gemachter Mainstream Rock eben. Acht Punkte.

Anspieltipps: I Surrender, Vielleicht Das Nächste Mal



Donnerstag, 27. November 2014

Jethro Tull – War Child




Jethro Tull – War Child


Besetzung:

Ian Anderson – flute, acoustic guitar, saxophones, vocals
Martin Barre – electric guitar, spanish guitar
John Evan – piano, organ, synthesisers, accordion
Jeffrey Hammond – bass guitar, string bass
Barriemore Barlow – drums, percussion


Gastmusiker:

David Palmer – orchestral arrangements


Label: Chrysalis


Erscheinungsdatum: 1974


Stil: Folk Rock, Hard Rock, Progressive Rock


Trackliste:

1. War Child (4:36)
2. Queen And Country (3:01)
3. Ladies (3:19)
4. Back-Door Angels (5:29)
5. Sealion (3:37)
6. Skating Away (On The Thin Ice Of The New Day) (3:58)
7. Bungle In The Jungle (3:37)
8. Only Solitaire (1:39)
9. The Third Hoorah (4:51)
10. Two Fingers (5:11)

Gesamtspieldauer: 39:19




„War Child“ ist das siebte Studioalbum von Jethro Tull und wurde im Oktober 1974 veröffentlicht. Nachdem die Band um Ian Anderson mit „Thick As A Brick“ und dem durchaus umstrittenen „A Passion Play“ zwei Alben veröffentlicht hatte, auf denen jeweils nur zwei Titel zu finden waren, je einer nämlich auf Seite 1 und Seite 2 der Schallplatte, so sollte nun wieder ein eher „normales“ Album veröffentlicht werden. Wichtig war der Band dabei auch, dass dieses nicht mehr so düster klingen sollte, wie noch „A Passion Play“.

Als Ergebnis bekommt der Hörer hier nun zehn Rock Songs geboten. Sehr abwechslungsreich das Ganze, durchaus. Manche der Titel sind eher ruhig gehalten und gehen überdies in die Richtung Folk Rock. Bestes Beispiel hierfür ist wohl die sehr eingängige Nummer „Skating Away (On The Thin Ice Of The New Day)“. Auch härtere Töne gibt es jetzt vermehrt zu hören, mitunter trifft hier der Begriff Hard Rock durchaus voll ins Schwarze. Nur Progressive Rock, den findet man auf „War Child“ nur noch am Rande, wenn er denn überhaupt mal angedeutet wird.

Von der Instrumentierung her gibt es auch etwas nicht ganz so Alltägliches für ein Jethro Tull Album. Neben dem relativ häufigen Einsatz der Spanischen Gitarre durch Martin Barre, ist es auch John Evan, der etwas Besonderes beiträgt. Dies ist der vermehrte Akkordeon-Einsatz, der so und in dieser Häufigkeit auch auf keiner anderen Jethro Tull Platte zu hören ist und in Verbindung mit Hard Rock durchaus positive Reizpunkte setzt. Dazu gesellen sich die wirklich gelungenen Orchester-Arrangements des David Palmer und der hier ebenfalls deutlich häufiger zum Tragen kommende Saxophon-Einsatz des Ian Anderson. Alles auch Punkte, die „War Child“ irgendwie außergewöhnlich werden lässt in der Diskographie von Jethro Tull.

Fazit: Für mich reicht diese Scheibe nicht an „A Passion Play“ und erst recht nicht an „Thick As A Brick“ heran, die beiden Vorgängeralben. Hörenswert ist „War Child“ jedoch allemal. Zwar ist die Scheibe eine einigermaßen „normale“ Rockplatte geworden, jedoch trägt diese deutlich die Überschrift „Jethro Tull“. Spannend und abwechslungsreich ist das allerdings durchaus, lohnenswert zu hören zudem. Zehn Punkte.

Anspieltipps: War Child, Skating Away, The Third Hoorah



Mittwoch, 26. November 2014

Grobschnitt – Rockpommel’s Land




Grobschnitt – Rockpommel’s Land


Besetzung:

Eroc – drums, percussion, electronic effects, lyrics, odd devicy brainwaves
Lupo – lead guitars, acoustic guitars, duck-bum-like background vocals
Mist – keyboards, theme and conception of the story
Pop – bass guitar, ardent advocate of the vegetable and other kingdoms
Wildschwein – lead vocals, electric and acoustic guitars, beer annihilation


Label: Brain Metronome


Erscheinungsdatum: 1977


Stil: Progressive Rock, Krautrock


Trackliste:

1. Ernie’s Reise (10:56)
2. Severity Town (10:05)
3. Anywhere (4:13)
4. Rockpommel’s Land (20:55)

Gesamtspieldauer: 46:09




„Rockpommel’s Land“ ist das vierte Studioalbum der deutschen Krautrocker von Grobschnitt. Veröffentlicht wurde es im Jahr 1977 und enthält dabei äußerst symphonischen Progressive Rock. Das Konzeptalbum erzählt die Geschichte von Ernie, einem Tagträumer, der in einem seiner Abenteuer mit dem Vogel Maraboo in die Stadt „Severity Town“ fliegt, dort Freundschaften schließt und seinen Freunden letztendlich aus der Unterdrückung heraushilft.

Alles auf „Rockpommel’s Land“ ist melodisch und harmonisch. Eingängiger Progressive Rock wird hier geboten. Die aggressiven Töne oder Abschnitte, die es im Prog auch immer wieder zu hören gibt, diese fehlen hier absolut und vollständig. „Rockpommel’s Land“ ist auf Harmonien ausgerichtet, das einzige, was manches Mal etwas rauer klingt, das ist die Stimme Wildschweins, die mitunter ruhig auch ein klein wenig lieblicher hätte klingen können, in all diesem „Wohlklang“. Die Musik erinnert stark an die offensichtlichen Vorbilder Grobschnitts aus England, die nur wenige Jahre zuvor ebensolche Musik veröffentlichten. 1977 waren diese „Vorbilder“ jedoch, offensichtlich beeinflusst durch die aufkommende Punk-Welle, zumeist deutlich poppiger oder rockiger geworden. Grobschnitt hält mit diesem Album jedoch die Fahne des melodiösen und sanften Progressive Rock hoch.

Es wird viel erzählt auf „Rockpommel’s Land“. Soll heißen, ausgedehnte Instrumentalpassagen - wie zum Beispiel auf „Solar Music“ gibt es hier nicht zu hören. Die Stimme Wildschweins ist allgegenwärtig. Auch drängt sich kein Instrument besonders in den Vordergrund. Alles scheint gleichberechtigt zu sein und genau so wirkt die komplette Scheibe dann auch, wie ein Miteinander verschiedener Musiker, die Spaß am Zusammenspiel haben. Die Musik geht schnell ins Ohr und verbleibt dort auch, wenn man denn auf diese melodische Melange aus Prog Rock und Krautrock steht.

Fazit: Durchaus gelungen, was Grobschnitt hier ihren Hörern bieten. Wenn man sich dann noch die Zeit nimmt, die Kopfhörer aufsetzt und es sich auf dem Sofa bequem macht, dann ist diese dreiviertel Stunde Spieldauer des Albums wie ein kleiner Film vor dem geistigen Auge, denn dem Text kann man auch sehr gut ohne allzu große Englischkenntnisse folgen. Empfehlenswert für alle Freunde von Yes, Genesis und auch Renaissance, die diese Bands gerade wegen ihrer harmonisch melodiösen Musik der frühen 70er Jahre lieben. Natürlich auch ein Meilenstein in der Diskographie von Grobschnitt selbst. An Solar Music kommt die Scheibe allerdings nicht heran. Elf Punkte.

Anspieltipps: Sollte man gesamt durchhören.



Dienstag, 25. November 2014

Various Artists – Troubadours – Folk And The Roots Of American Music




Various Artists – Troubadours – Folk And The Roots Of American Music


Die amerikanische Folk Music wird seit rund einhundert Jahren aufgezeichnet. Gitarre, Banjo, Mundharmonika, Gesang. Ganz schlicht, ganz einfach, doch umso ausdrucksstärker. Da wird nicht geschnörkelt, da wird nicht viel Zeit mit Solos verloren, da wird gesungen, um eine Botschaft zu vermitteln. Folk Music war die Grundlage für vieles, was wir heute hören. Einige Namen stechen heraus, wie Woody Guthrie, Pete Seeger, Bob Dylan oder Joan Baez. Doch es gibt viel mehr Stimmen zu entdecken.

Bear Family Records liefert mit der vierteiligen CD Serie “Troubadours – Folk and the Roots of American Music” eine umfassende Sammlung. Viermal drei CDs. Folk Music zum Eintauchen. Geschichten aus dem amerikanischen Jahrhundert. Vom Gewerkschaftskampf, der Wirtschaftskrise, den Kriegen und der Bürgerrechtsbewegung. Folk Music hat sich eingemischt, war zum hochpolitisch, hat Standpunkte bezogen, hat einen Soundtrack für das Leben am Rande des “American Dream” geliefert.

Diese CD Reihe ist eine fantastische Liedersammlung aus teils bekannten und noch mehr unbekannten Songs und Künstlern. Es ist eine Dokumentation, die zum Einmischen, zum Hinsehen, zum Nachlesen auffordert. “Which side are you on” zum Beispiel, ein Lied aus dem Jahr 1941, gesungen von den Almanac Singers. Dahinter steckten  Millard Lampell, Lee Hays, Pete Seeger und Woody Guthrie. Nur zwei Jahre lang existierte diese Formation, doch sie war Teil einer durchaus bedeutenden Anti-Rassismus, Anti-Kriegs und Pro-Gewerkschafts Bewegung in den USA. Im Rückblick auf die 40er Jahre wird das leider allzuoft übersehen. Amerika war (und ist) nicht nur Kriegsmaschinerie.

Die vierteilige Serie “Troubadours – Folk and the Roots of American Music” auf insgesamt 12 CDs, begleitet von umfangreichen Booklets fordert den Hörer richtiggehend dazu auf, sich mit diesem Teil der amerikanischen Geschichte zu befassen. Und es lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Es ist eine etwas andere Lehrstunde, es sind diese Geschichten, die mich persönlich anziehen, begeistern. Manches rauscht, manches knistert, das macht gar nichts aus, ganz im Gegenteil, es bringt einem der Musik nur näher. Hier hört man die Wurzeln, hier kann man verfolgen, welche Einflüsse die frühen Pioniere, wie die Carter Family, auf die nächste und die übernächste Generation hatten.

Amerika, Deine Musik. “Troubadours – Folk and the Roots of American Music” ist ein wunderbares Geschichtsalbum zum Hören.

Montag, 24. November 2014

Yes – Going For The One




Yes – Going For The One

Besetzung:

Jon Anderson – lead vocals, harp
Chris Squire – 4-, 6-, and 8-string bass guitars, backing vocals
Steve Howe – acoustic and electric guitars, pedal steel guitar, backing vocals
Rick Wakeman – polymoog and minimoog synthesizers, church organ, piano, mellotron, choir arrangement
Alan White – drums, tuned percussion


Gastmusiker:

Richard Williams Singers – choir


Label: Atlantic Records


Erscheinungsdatum: 1977


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Going For The One (5:36)
2. Turn Of The Century (7:43)
3. Parallels (6:11)
4. Wonderous Stories (3:53)
5. Awaken (15:35)

Gesamtspieldauer: 38:59




„Going For The One“ betitelten die fünf Musiker von Yes ihr achtes Studioalbum, welches im Sommer des Jahres 1977 veröffentlicht wurde. Hatten Yes in den ersten sechs Jahren ihres Bestehens bereits sieben Studioalben veröffentlicht, so waren nun bereits drei Jahre seit „Relayer“, dem Vorgängeralbum, vergangen. Rick Wakeman war zurückgekehrt und übernahm wieder die Tasteninstrumente, der Schweizer Patrick Moraz hatte die Band aufgrund musikalischer Differenzen verlassen. Für den Fan sprang noch eine Änderung sofort ins Auge. Waren vorher zumeist irgendwelche Fantasy-Landschaften auf den Covern abgebildet, so kann man das Cover für „Going For The One“ durchaus als steril bezeichnen. Man sieht einen unbekleideten Mann von hinten, der vor einem mehrfach angeordneten Wolkenkratzer steht. Dafür zeichnete sich dieses Mal nicht mehr der Fantasy-Künstler Roger Dean verantwortlich, sondern die Gestaltung wurde von Storm Thorgerson und seiner Firma Hipgnosis übernommen, die vor allem durch die Plattencover von Pink Floyd Berühmtheit erlangte.

Patrick Moraz wollte weiter den etwas jazzigen Stil der Band auf „Relayer“ ausbauen, womit die anderen Musiker so überhaupt nicht einverstanden waren, somit war eine Trennung unumgänglich geworden. Nachdem dann schließlich Rick Wakeman die ersten Ideen zum neuen Album gehört hatte und ihm zugesichert wurde, dass er sich zudem um seine Solokarriere kümmern könnte, stieg dieser wieder bei Yes ein. Der Sound der Band sollte nun nach dem Willen der Musiker wieder eingängiger und „massentauglicher“ werden.

Dann legt man die Platte auf, beziehungsweise die Scheibe ein, und ist erst mal überrascht. Nein, man ist sich sogar sicher, dass hier nur ein Fehler vorliegen kann. Irgendetwas muss bei der Verpackung schief gelaufen sein, man hat irgendeine Rock’n’Roll-Combo aus Versehen in die Hülle eines Yes Covers gepackt. Wirklich, das Album startet mit Rock’n’Roll-Musik. Gut bereits nach wenigen Sekunden weiß man dann, dass hier doch Yes zu hören sind und zwar mit dem Titellied des Albums „Going For The One“. Jetzt wird es nämlich durchaus ein wenig Yes-typischer und ist eben kein normaler Rock’n’Roll mehr, eher ein Rocker à la Yes. Nun richtig überzeugend ist das jedoch nicht, auch wenn Steve Howe sich hier mal so richtig im Solo ausleben kann. Mit jedem weiteren Hören geht die Nummer sogar sehr gut ins Ohr, jedoch absolute Begeisterung kann dieses Lied trotzdem nicht hervorrufen. Das gilt ebenfalls für den zweiten „Rocker“ der Scheibe, „Parallels“ aus der Feder Chris Squires. Dieses Mal ist die Nummer auch nicht so eingängig wie noch das Titellied. Rockig zwar, aber es klingt irgendwie ein wenig überladen, da die Soli auf der Gitarre und der Orgel gleichzeitig gespielt werden und Jon Anderson darüber auch noch singt. Nun und besonders melodiös ist das dann auch nicht mehr.

Das sieht beim zweiten Stück des Albums „Turn Of The Century“ allerdings schon ganz anders aus. Die Nummer ist zwar ein wenig proggig und vertrackt, klingt aber genau so, wie man Yes von früheren Alben, vor „Relayer“, her kannte. Zunächst sehr ruhig gehalten, entwickelt sich das Lied dann immer weiter, wird lauter und schneller, bleibt seinen Harmonien jedoch treu. „Wonderous Stories“ ist dagegen eine wunderschöne Ballade. Melancholisch verträumt, geht diese sofort in Ohr und besitzt auch diesen besonderen Wiedererkennungswert, der manchen Titeln einfach innewohnt.

Bliebe noch das Hauptstück der Platte „Awaken“, welches nicht nur wegen seiner Laufzeit von bald sechzehn Minuten an frühere Tage erinnert. Mit „Awaken“ sind Yes wieder einmal auf ihrem Höhepunkt angekommen. Ein unglaublich komplexes Lied, bestehend aus mehreren Teilen. Mal treibend, dann wieder sanft fließend, melodisch, aber auch fordernd und sehr, sehr spannend. Hier passt einfach alles. Yes nehmen einen mit „Awaken“ auf eine musikalische Reise, die es lohnt gehört und genossen zu werden. Progressive Rock von seiner besten Seite.

Fazit: Nicht alles auf „Going For The One“ ist überzeugend. Rock’n’Roll mag ich auch gar nicht von dieser Band hören. Da gibt es genügend andere Combos, die das sehr viel besser können. Aber ich möchte von Yes Progressive Rock hören und genau dieses Musikgenre zelebrieren die fünf Musiker mit „Awaken“ exzellent. Zweifellos der Höhepunkt der Platte. Dazu gibt es mit „Turn Of The Century” und „Wonderous Stories“ zwei weitere, wahrlich gelungene Tracks, die das Album für Freunde des Progressive Rock sehr lohnenswert werden lassen. Und noch etwas soll hier nicht unerwähnt bleiben. Der Punk hatte seinen Siegeszug begonnen, der Progressive Rock war den meisten Hörern viel zu komplex und ausufernd geworden. Und dann kommen Yes im Jahr 1977 daher und legen diese Platte vor. Vielleicht sind die beiden rockigen Titel kleine Zugeständnisse an den geänderten Musikgeschmack der damaligen Zeit. Dem Rest der Platte ist dieser Zeitgeist jedoch so etwas von egal. Hier wird weiter Musik gemacht, wie zu den Hochzeiten des Progressive Rock: kompromisslos kompliziert, vertrackt und melodiös harmonisch. Danke Yes. Elf Punkte.

Anspieltipps: Awaken



Sonntag, 23. November 2014

Van Der Graaf Generator – A Grounding In Numbers




Van Der Graaf Generator – A Grounding In Numbers


Besetzung:

Peter Hammill – voice, piano, electric guitar, ashbory bass
Hugh Banton – organs, bass pedals, bass guitar, hapsichord, piano, glockenspiel, 10 string bass, guitar
Guy Evans – drums, percussion, guitar


Label: Esoteric Recordings


Erscheinungsdatum: 2011


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Your Time Starts Now (4:15)
2. Mathematics (3:38)
3. Highly Strung (3:36)
4. Red Baron (2:23)
5. Bunsho (5:03)
6. Snake Oil (5:21)
7. Splink (2:37)
8. Embarrassing Kid (3:07)
9. Medusa (2:12)
10. Mr. Sands (5:22)
11. Smoke (2:30)
12. 5533 (2:42)
13. All Over The Place (6:04)

Gesamtspieldauer: 48:50




„A Grounding In Numbers“ heißt das elfte Studioalbum von Van Der Graaf Generator und dieses stellt durchaus etwas Besonderes dar. Denn wann gab es das schon einmal, dass auf einem Van Der Graaf Generator Album dreizehn verschiedenen Titel zu finden sind, die oftmals nur mit drei Minuten Laufzeit ausgestattet wurden? Genau, noch nie! Trotzdem hört man auf „A Grounding In Numbers“ Progressive Rock, der durchaus auch mal ein wenig vertrackter sein kann, zudem jedoch immer wieder sehr melodiöse Passagen aufweist.

Inhaltlich befasst sich die Scheibe mit Zahlen und ganz allgemein mit der Mathematik. Veröffentlicht wurde das Album am 14. März, im amerikanischen schreibt man das als 3.14, also die ersten drei Ziffern der Zahl Pi. Zufall? Sicherlich kein Zufall ist jedoch, dass Van Der Graaf Generator hier auf „A Grounding In Numbers“ wieder mal aus dem Vollen schöpfen. Auch wenn es dieses Mal keinen Longtrack mehr gibt, so vereinen diese dreizehn Nummern doch alles in sich, was die Musik von Van Der Graaf Generator schon immer ausgenmacht hat. Hier gibt es die schwer zugänglichen Stellen genauso wie die lieblichen, das Ohr umschmeichelnden Passagen. Alles klingt voll, ist ein klein bisschen weniger rockig geraten, als noch der Vorgänger und die Orgel hat hier das Duell für sich entschieden und ist nun wieder etwas dominanter als die Gitarre.

Ebenfalls etwas ungewöhnlich in der Musik von Van Der Graaf Generator sind Instrumentalstücke. Auch diese gibt es hier zu bestaunen und zwar in Form der sehr entspannten Titel „Red Baron“ und „Splink“, wobei letzteres Lied gegen Ende durchaus als „schräg“ zu bezeichnen ist. Höhepunkte der Scheibe sind das sehr eingängige „Mathematics“, auf denen Van Der Graaf Generator wie in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts klingen. Auch „Snake Oil“ gehört zu den besonderen Titeln der Platte, die einen auf eine Zeitreise vierzig Jahre in die Vergangenheit schicken möchten. Dazu noch die letzte und gleichzeitig längste Nummer „All Over The Place“. Dieses klingt zunächst ein wenig mitttelalterlich, woran sich mehrere, sehr spannende und melodiöse, typisch nach Van der Graaf klingende, jedoch nicht mehr unbedingt einer Epoche zuzuordnende Abschnitte anschließen.

Fazit: Es gibt nicht allzu viele Bands oder einzelne Musiker, die über solch einen langen Zeitraum nie eine einzige Platte veröffentlicht haben, die nicht deutlich vom restlichen Durchschnitt der eigenen Diskographie abfällt. Im Bereich des progressiven Rocks lässt sich da wohl überhaupt kein Beispiel finden. Doch eines gibt es, ein Vertreter dieses Genres, der mit jeder Platte zu überzeugen wusste und diese Band heißt Van Der Graaf Generator. Auf „A Grounding In Numbers“ sind die Titel kürzer geworden, die Qualität ist jedoch geblieben. Durchaus empfehlenswert. Elf Punkte.

Anspieltipps: Mathematics, Snake Oil, All Over The Place



Samstag, 22. November 2014

Wovenhand – The Laughing Stalk




Wovenhand – The Laughing Stalk


Besetzung:

David Eugene Edwards – guitar, piano, banjo and vocals
His Grace, Sir Charles French – guitar
Ordy Garrison – drums
Gregory Garcia – bass
Jeffrey Linsenmeier – organ


Label: Glitterhouse Records


Erscheinungsdatum: 2012


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. Long Horn (4:56)
2. The Laughing Stalk (5:02)
3. In The Temple (5:14)
4. King O King (4:18)
5. Closer (3:18)
6. Maize (4:06)
7. Coup Stick (4:28)
8. As Wool (5:42)
9. Glistening Black (5:48)

Gesamtspieldauer: 42:51




„The Laughing Stalk” ist das bereits siebte Studioalbum von Wovenhand oder sollte man besser sagen das siebte Soloalbum des David Eugene Edwards? Es erschien im Jahr 2012 und knüpft stilistisch exakt am Vorgängeralbum „The Threshingfloor“, welches zwei Jahre zuvor veröffentlicht wurde, an. Erneut benötigt man sehr viele Durchläufe dieser Scheibe, um die Musik besser fassbar zu machen. Wieder wirkt alles düster, fast sogar schon dunkel. Die christlichen Botschaften, die David Eugene Edwards mit seinen Liedern zu transportieren versucht, wirken musikalisch gesehen eher einschüchternd, als aufmunternd.

Natürlich ist dies auch kein Alternative Country mehr, höchstens noch in ganz, ganz kleinen Ansätzen. Zu hören gibt es auf „The Laughing Stalk” hauptsächlich Alternative bis Independent Rock, der sehr treibend vorgetragen wird. Zeit zum „Ausruhen“ gibt es hier nicht. Die Musik prescht in ihrer Finsternis nach vorne, versucht den Hörer zu treffen ohne, dass ihr das so richtig gelingen will – höchstens mal phasenweise. Ausfälle gibt es zwar keine auf diesem Album, jedoch fehlen nicht nur die richtigen Höhepunkte. Die Scheibe läuft einfach so durch, leider auch immer wieder, egal wie oft man diese in den CD-Spieler einlegt. Ein wenig wirkt das Ganze so, als ob David Eugene Edwards mit 16 Horsepower auf dem Höhepunkt seines Schaffens war, welchen er auch noch mit zu den Anfängen von Wovenhand hinüberretten konnte. Nun aber, bereits einige Jahre nach 16 Horsepower, scheinen ihm irgendwie die Ideen und Einfälle ausgegangen zu sein.

Fazit: Nein, „The Laughing Stalk” ist kein schlechtes Album. Wirklich nicht. Wenn es das erste ist, welches man von Wovenhand hört, kann es durchaus passieren, dass man beeindruckt ist von dieser dunklen Stimmung und dem vollen Sound dieses Alternative Rock. Wenn man die Band jedoch seit ihrem Beginn verfolgt, fällt auf, dass vieles schon mal da war und nun noch in leicht abgewandelter Form wiedergegeben wird. Dazu fehlen auch die wirklich eingängigen Melodien, die aus der Masse herausragen. Diese gibt es einfach nicht auf „The Laughing Stalk”. Was bleibt ist ein durchschnittliches Album. Acht Punkte.

Anspieltipps: Long Horn, Maize, Glistening Black



Freitag, 21. November 2014

Gentle Giant – In A Glass House




Gentle Giant – In A Glass House


Besetzung:

Derek Shulman – vocals, alto and soprano saxophone and recorder
Gary Green – 6 and 12 string guitars, mandolin, percussion and alto recorder
Kerry Minnear – all keyboards, tune percussion, recorder and vocals
Ray Shulman – bass guitar, violin, acoustic guitar, percussion and backing vocals
John Weathers – drums and percussion


Label: Vertigo


Erscheinungsdatum: 1973


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. The Runaway (7:24)
2. An Inmates Lullaby (4:31)
3. Way Of Life (7:53)
4. Experience (7:50)
5. A Reunion (2:11)
6. In A Glass House (8:08)

Gesamtspieldauer: 37:57




„In A Glass House” heißt das fünfte Album von Gentle Giant. Im Jahre 1973 wurde es veröffentlicht, ist es dabei sehr viel schneller zugänglich, als die meisten anderen Platten der Band. Dies alles vor dem Hintergrund, dass der dritte Shulman Bruder Gentle Giant gerade verlassen hatte, um wieder als Lehrer zu arbeiten. Aber es gab noch mehr Schwierigkeiten. Die Plattenfirma machte Schwierigkeiten, weil sie die Musik von Gentle Giant auf „In A Glass House“ für nicht zugänglich und damit unverkäuflich ansah. Das amerikanische Label der Band ging da sogar noch einen Schritt weiter und veröffentlichte die Platte gar nicht erst in den USA. Der Grund war derselbe, Kosten würden entstehen und die Scheibe selbst klang den Marketing Leuten einfach nicht verkäuflich.

Gentle Giant zelebrierten zu dieser Zeit Progressive Rock, der sehr viel komplizierter war, als jener der Kollegen von zum Beispiel Genesis oder Yes. Nicht weiter verwunderlich, dass der Band der große Durchbruch somit nie restlos gelang. Sehr schade, denn alleine dieses Album hätte so viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Hier gibt es treibende und rockige Parts zu hören, verträumte Abschnitte, sehr melodiöse Passagen, gleichberechtigt neben deutlich vertrackteren Abschnitten. Hier wird der Rhythmus mal aus zerschlagenen Gläsern generiert, ein anderes Mal hört man ein wunderschön verträumtes Glockenspiel, welches überhaupt keine Perkussion mehr benötigt. Die fünf Musiker spielen auf „In A Glass House“ Alt- und Sopran-Saxophon, 6- und 12-String akustische und elektrische Gitarren, Moog, Hammond Orgel, Piano, Orgel, Klavichord, Celesta, Glockenspiel, Marimba, Vibraphone, Pauke, Cello, Bass, Violine, elektrische Violine, Tamburin, Schlagzeug und Kuhglocke. Und dazu wurden keinerlei Gastmusiker eingeladen, alles wurde selbst eingespielt. Zu all diesen Instrumenten gesellt sich dann der oftmals noch mehrstimmig arrangierte Gesang und fertig ist das volle und intensive Klangerlebnis, welches immer wieder auch von Überraschungen wie plötzlichen Rhythmus- und Tempowechseln, lauteren und leiseren Passagen lebt.

Fazit: Progressiv Rock von seiner besten Seite bieten hier die fünf Musiker von Gentle Giant. Abwechslungsreich, voller Ideen und Einfälle, wunderbar umgesetzt und durchaus auch eingängig gehalten. Sicherlich wieder mal keine Musik für das Radio, wohl auch deshalb blieb Gentle Giant der große Erfolg immer versagt. Dafür ist die Musik der Band so unfassbar anders als alles andere, was man sonst so zu hören bekommt. Genau dies macht die Musik von Gentle Giant so spannend und hörenswert. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: The Runaway, An Inmates Lullaby



Donnerstag, 20. November 2014

Pearl Jam – No Code




Pearl Jam – No Code


Besetzung:

Jeff Ament – bass guitar, guitar, chapman, vocals,
Stone Gossard – guitar, vocals, lead vocals on "Mankind"
Jack Irons – drums
Mike McCready – guitar, piano
Eddie Vedder – lead vocals, guitar, harmonica


Gastmusiker:

Brendan O'Brien – piano


Label: Sony Music


Erscheinungsdatum: 1996


Stil: Alternative Rock, Grunge


Trackliste:

1. Sometimes (2:41)
2. Hail, Hail (3:42)
3. Who You Are (3:50)
4. In My Tree (3:59)
5. Smile (3:52)
6. Off He Goes (6:03)
7. Habit (3:36)
8. Red Mosquito (4:04)
9. Lukin (1:02)
10. Present Tense (5:47)
11. Mankind (3:29)
12. I'm Open (2:58)
13. Around The Bend (4:35)

Gesamtspieldauer: 49:38




No Code” nannten Pearl Jam ihr viertes Album, welches 1996 veröffentlicht wurde. Neben Nirvana wird Pearl Jam mit als Erfinder des Grunge gehandelt, kein Wunder, sie kommen ebenfalls aus Seattle… Inzwischen sind Pearl Jam auch die einzigen, die noch regelmäßig Platten veröffentlichen. Nun, dann legt man „No Code“ in den CD-Spieler ein und denkt sich: „Grunge? Komisch, klingt meistens wie Alternative Rock. Aber die Platte ist doch von 1996, da war Grunge doch noch richtig in.“

Im Grunde genommen egal, wie das hier bediente Musikgenre genannt wird, es geht immer um die Musik selbst, die muss eben gefallen beziehungsweise etwas in sich tragen. Und genau das können die einzelnen Titel auf „No Code“ durchaus. Guter und eingängiger Alternative Rock wird hier zumeist geboten, der auch ohne große Umwege ziemlich schnell ins Ohr geht. Aber es ist natürlich nicht nur Alternative Rock, der hier zu hören ist. Selbstverständlich verwöhnen Pearl Jam die Ohren der Hörer auch mit Grunge, wie bei „Hail, Hail“, „Habit“ oder „Mainkind“. Dann gibt es mit „Lukin“ sogar einen sehr kurzen Punk-Ausflug. Haben Pearl Jam jemals schon einmal härter geklungen? Nun und „I’m Open“ ist fast schon als kleiner Ausflug in die experimentelle Musik zu sehen.

Die Spannbreite ist also enorm auf „No Code“. Und egal in welcher musikalischen Atmosphäre sich die Musiker um Eddie Vedder auch bewegen, die einzelnen Titel wirken immer. Einige wenige Durchläufe genügen da bereits, um die einzelnen Perlen für sich zu entdecken. Genauso breit gefächert wie das Musikgenre ist auch das Tempo der einzelnen Tracks. Hier gibt es den sanften Titel, neben einigen Nummern, die im Mid-Tempo angesiedelt sind und auch laute Kracher, die das Pendel zur sehr rockigen Seite ausschlagen lassen. An der Qualität der Lieder ändert dies jedoch ebenfalls nichts, hörenswert bleibt das alles allemal.

Fazit: Das vierte Album noch Pearl Jam ist ein sehr abwechslungsreiches geworden. Lief der Verkauf dieser Scheibe zunächst noch recht schleppend an, da viele Fans von Pearl Jam Grunge in Reinkultur hören wollten und sonst anscheinend nichts, so wird die Platte inzwischen sogar als Geheimtipp für die Wahl zum besten Pearl Jam Album gehandelt. Sei’s drum, dies bleibt natürlich Geschmackssache, festzuhalten ist auf jeden Fall, dass „No Code“ eine gute und unterhaltsame Platte geworden ist, die über keinerlei Ausfälle verfügt. Macht Spaß, wenn man auf Rock steht. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Sometimes, Smile, Red Mosquito, I’m Open



Mittwoch, 19. November 2014

David Bowie – Reality




David Bowie – Reality


Besetzung:

David Bowie – vocals, guitar, keyboards, percussion, saxophone, stylophone, synthesizer


Gastmusiker:

Sterling Campbell – drums
Matt Chamberlain – drums
Gerry Leonard – guitar
Earl Slick – guitar
Mark Plati – bass guitar, guitar
Mike Garson – piano
David Torn – guitar
Gail Ann Dorsey – backing vocals
Catherine Russell – backing vocals
Matt Chamberlain – drums on "Bring Me The Disco King" and "Fly"
Tony Visconti – bass guitar, guitar, keyboards, vocals
Mario J. McNulty – additional percussion and drums on "Fall Dog Bombs The Moon"
Carlos Alomar – guitar on "Fly"


Label: Sony Music


Erscheinungsdatum: 2003


Stil: Rock, Pop


Trackliste:

1. New Killer Star (4:41)
2. Pablo Picasso (4:06)
3. Never Get Old (4:25)
4. The Loneliest Guy (4:12)
5. Looking For Water (3:29)
6. She'll Drive The Big Car (4:35)
7. Days (3:19)
8. Fall Dog Bombs The Moon (4:04)
9. Try Some, Buy Some (4:25)
10. Reality (4:24)
11. Bring Me The Disco King (7:45)

Gesamtspieldauer: 49:24




Das vierundzwanzigste Studioalbum David Bowies erschien im Jahr 2003 unter dem Titel „Reality“. Nun sollte es erst einmal zehn Jahre dauern, bis mit „The Next Day“ schließlich die fünfundzwanzigste Scheibe erschien. Nun, „Reality“ ist die fünfte Platte in Folge, die jetzt wieder deutlich mehr überzeugen kann. Alles was David Bowie nach „Scary Monsters“ und bis „Outside“ veröffentlichte, ist für den Fan der frühen Werke des Engländers nur schwer verdauliche Kost gewesen. „Reality“ schließt sich jetzt glücklicherweise allerdings dem Reigen der letzten vier Platten an und offenbart wieder einen Künstler, der nicht nur im Mainstream des billigen Pop mitschwimmen möchte, sondern auch gerne Mal ganz andere Wege geht und somit durchaus innovativ aus der Reihe tanzt.

„Reality“ weist eine ganz große Spannbreite verschiedenster Pop-Songs auf, die fast durchgängig überzeugen können. Da gibt es solch einen fast schon mystisch verwunschenen Titel wie „The Loneliest Guy“, nur ganz sanft instrumentiert und gesanglich mit nichts anderem zu vergleichen, was David Bowie bisher eingesungen hat, so zerbrechlich klingt seine Stimme hier. Dann ist da dieser Höhepunkt der ganzen Scheibe „Days“. Wenn Pop-Musik immer so klingen würde, wäre ich der größte Pop-Fan auf Erden. Tolle und eingängige Melodie und bewegender Text. Solche Nummern zu komponieren, können nicht viele Künstler.

Jedoch auch der Rest, egal ob der Titel jetzt „Pablo Picasso“ heißt, ordentlich rockt und groovt oder aber den Namen „Never Get Old“ trägt und ein wenig funkig ist, überzeugen kann das alles. Einige Höhepunkte warten auch noch am Ende der Scheibe auf den Hörer. „Fall Dog Bombs The Moon“ klingt wieder etwas rockiger, bei „Try Some, Buy Some” fühlt man sich, in einer Zeitmaschine sitzend, zu den Anfängen des David Bowie zurückversetzt. Der Titelsong „Reality“ ist dann wieder eher ein Rocker, jedoch ebenfalls überaus eingängig. Lediglich mit der letzten Nummer, „Bring Me The Disco King“, die allerdings überhaupt nicht nach Disko klingt, da weiß ich so überhaupt nichts mit anzufangen. Das Lied hört sich ein wenig soulig gequält an und passt so überhaupt nicht zum Rest der Platte.

Fazit: Wieder ein sehr überzeugendes und abwechslungsreiches Album des David Bowie. Leider sollte es, wie bereits erwähnt, für die nächsten zehn Jahre die letzte Platte bleiben, die David Bowie veröffentlichte, da er im Jahr 2004 einen Herzinfarkt erlitt und danach erst einmal kürzer trat. David Bowie Fans dürften das Album lieben und auch andere Hörer, die auf gut gemachten, nicht ganz alltäglichen Pop stehen, werden Gefallen an diesem bunten Strauß musikalischer Einfälle finden. Manche Musiker können es einfach und David Bowie gehört definitiv dazu. Elf Punkte.

Anspieltipps: The Loneliest Guy, Days, Try Some Buy Some



Dienstag, 18. November 2014

Jethro Tull – Aqualung




Jethro Tull – Aqualung


Besetzung:

Ian Anderson – vocals, acoustic guitar, flute
Clive Bunker – drums and percussion
Martin Barre – electric guitar, descant recorder
John Evan – piano, organ, mellotron
Jeffrey Hammond – bass guitar, alto recorder, odd voices, backing vocals


Label: Chrysalis


Erscheinungsdatum: 1971


Stil: Folk Rock, Progressive Rock, Hard Rock


Trackliste:

1. Aqualung (6:38)
2. Cross Eyed Mary (4:10)
3. Cheap Day Return (1:23)
4. Mother Goose (3:53)
5. Wond'ring Aloud (1:56)
6. Up To Me (3:16)
7. My God (7:13)
8. Hymn 43 (3:19)
9. Slipstream (1:13)
10. Locomotive Breath (4:26)
11. Wind Up (6:04)

Gesamtspieldauer: 43:32




„Aqualung“ heißt das vierte Album der englischen Band Jethro Tull und es wurde im Jahr 1971 veröffentlicht. Unterschiedliche Meinungen herrschen darüber, ob dies nun ein Konzeptalbum, es wäre dann das erste von Jethro Tull, sei oder eben nicht. Ian Anderson hat dies zumindest immer verneint und er müsste es im Grunde genommen eigentlich am besten wissen. Behandelt werden auf „Aqualung“ auf jeden Fall die Themen „Obdachlosigkeit“ und als großer Überbegriff das Thema „Religionen“. Der Titel „Aqualung“ stellt dabei gleichzeitig auch den Namen eines fiktiven Obdachlosen dar.

Allgemein gilt diese Platte als ein Meilenstein in der Musik der Band „Jethro Tull“ sowie in der Geschichte des Progressive Rock und beides kann man getrost so stehen lassen. Jethro Tull hatten mit diesem Album ihren Sound gefunden und Ian Anderson strotzt hier nur so vor Ideen und Einfällen und Kreativität. Alles klingt, ist mal rockiger, mal folkiger gehalten, ist angereichert mit stilistischen Wechseln innerhalb der Lieder selbst und geht unwahrscheinlich schnell ins Ohr. Dabei herrscht auf der Platte eine unglaublich große Vielzahl an stilistischen Variationen der einzelnen Musikgenres, dass es einfach nur Freude bereitet in diese eintauchen zu dürfen.

Drei sehr kurze und eindeutig dem Folk zuzuordnende Nummern befinden sich ebenfalls auf dem Album, von denen man sich durchaus auch eine längere Version gewünscht hätte. Vor allem „Cheap Day Return“ weiß hier zu überzeugen. Aber eben nur sehr kurz, vielleicht ein kleines Manko. Wer weiß, wie diese Nummern geraten wären, wenn es damals schon die Laufzeitlänge einer CD gegeben hätte. Nun und dann gibt es auf „Aqualung“ jede Menge Klassiker im Songmaterial von Jethro Tull. Sei dies nun der Titeltrack, das beeindruckende „Cross Eyed Mary“, welches auch einen häufigen Einsatz auf Konzerten der Band fand, das etwas verwunschene „Mother Goose“, das progressive „My God“ oder natürlich das wohl bekannteste Lied von Jethro Tull, „Locomotive Breath“, eine Nummer die auf keiner 70er Party fehlen darf und auch heute noch regelmäßig von den Stationen dieser Welt gespielt wird. Nun, ich hätte jeden anderen Titel hier ebenfalls aufführen können. Jede Nummer wirkt, weiß zu überzeugen, wenn nicht sogar zu begeistern.

Fazit: Wahrlich beeindruckend dieses vierte Album von Jethro Tull. Wenn ich an den Klang der Band denke, dann kommt mir neben „Thick As A Brick“ unweigerlich diese Scheibe in den Sinn, da diese beiden Platten die Musik der Band am treffendsten umschreiben und widergeben. Durch genau diesen Sound wurde Jethro Tull erfolgreich und hebt sich auch deutlich von anderen Bands ab – und damit ist nicht nur die Querflöte des Ian Anderson gemeint. Wahrlich spannende Musik, abwechslungsreich, rockig, eingängig und sehr empfehlenswert. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Cross Eyed Mary, My God, Locomotive Breath und der Rest



Montag, 17. November 2014

Led Zeppelin – Presence




Led Zeppelin – Presence


Besetzung:

John Bonham – drums, percussion
John Paul Jones – four and eight-string bass guitars
Jimmy Page – guitars
Robert Plant – lead vocals, harmonica on "Nobody's Fault But Mine"


Label: Swan Song Records


Erscheinungsdatum: 1976


Stil: Blues Rock, Hard Rock


Trackliste:

1. Achilles Last Stand (10:25)
2. For Your Life (6:24)
3. Royal Orleans (3:00)
4. Nobody's Fault But Mine (6:16)
5. Candy Store Rock (4:12)
6. Hots On For Nowhere (4:44)
7. Tea For One (9:27)

Gesamtspieldauer: 44:28




„Presence“ nannten die vier Musiker von Led Zeppelin ihr siebtes Studioalbum. Im Jahr 1976, also ein Jahr nach dem wirklich gelungenen Doppelalbum „Physical Graffiti“ veröffentlicht, lässt diese Scheibe selbst bei einigen Led Zeppelin Fans ein etwas zwiespältiges Gefühl zurück. Mitunter wird „Presence“ sogar als der Anfang vom Ende der Band bezeichnet. Nun, ganz soweit muss man sicherlich nicht gehen, allerdings ist „Presence“ durchaus anders geworden, als noch die Vorgänger.

Was zunächst einmal auffällt, ist die dieses Mal geänderte Instrumentierung. So hört man auf „Presence“ weder ein Keyboard und auch keine akustische Gitarre mehr. Letzteres weist schon mal auf den Umstand hin, dass hier keine Balladen zu hören sind, von denen Led Zeppelin auf den vorherigen Scheiben einige grandiose Vertreter veröffentlichte. Die Musik auf „Presence“ ist zum Teil sehr viel rockiger, geht oftmals ganz gerade in die Richtung Hard Rock. Und natürlich darf der Blues Rock auch nicht zu kurz kommen. Stellvertretend dafür steht die letzte Nummer der Platte „Tea For One“.

Gut, also härter klingt „Presence“, wieder ein wenig bluesiger vielleicht auch. Und jetzt komme ich zu einem Punkt, der mir auf diesem siebten Led Zeppelin Album sofort auffiel und bis heute auffällt: Es fehlen ein wenig diese Melodien, diese Eingängigkeiten, die ein Lied auch längerfristig im Ohr verweilen lassen. Praktisch völlige Fehlanzeige, die Nummern laufen einfach ein wenig durch, ohne hängenzubleiben. Klar, musikalisch ist das alles perfekt umgesetzt, trotzdem wirken die einzelnen Titel irgendwie nicht so, wie auf früheren Veröffentlichungen. Nun, aber eine Ausnahme gibt es dann doch, ein Titel, der vielleicht doch ein wenig herausragt: der Opener „Achilles Last Stand“. Mit knapp zehneinhalb Minuten ist dieses Lied das drittlängste im Songmaterial von Led Zeppelin und ein richtiger Rocker, der angeblich sogar das Genre Metal streift, was ich hier allerdings nicht ganz so heraushöre. Allerdings ein wirklich gutes und überzeugendes Lied, welches weit aus dem Rest dieser Platte heraussticht.

Fazit: Vielleicht ist es mein nicht vorhandenes Gen den Blues zu spüren, vielleicht meine immer vorhandene Suche nach „der besonderen“ Melodie – ich weiß es nicht. Mit „Presence“ werde ich nicht richtig warm und wurde es auch noch nie und ich befürchte… „Presence“ ist wahrlich kein schlechtes Album und Blues-Fans und auch viele Led Zeppelin Freunde lieben es, für mich ist und bleibt es jedoch eher Durchschnitt. Acht Punkte.

Anspieltipps: Achilles Last Stand