Donnerstag, 27. September 2018

Crippled Black Phoenix – I, Vigilante




Crippled Black Phoenix – I, Vigilante


Besetzung:

Justin Greaves – drums, guitar, percussion, reverb
Joe Volk – vocals
Karl Demata – guitar, bottleneck, national, mandolin
Christian Heilmann – bass
Daisy Chapman – synthesizer, piano, vocals
Charlotte Nicholls – cello
Merijn Royaards – drums


Gastmusiker:

Danny Ashbury – hammond organ, synthesizer
Marc Ophidian – sample / electronics
Liz Purnell – trombone
Emma Hooper – viola
Sue Lord – violin


Label: KScope


Erscheinungsdatum: 2010


Stil: New Art Rock


Trackliste:

1. Troublemaker (8:29)
2. We Forgotten Who We Are (10:49)
3. Fantastic Justice (7:53)
4. Bastogne Blues (11:59)
5. Of A Lifetime (6:19)
6. Burning Bridges (2:28)

Gesamtspieldauer: 47:59



„I, Vigilante“, zu Deutsch „Ich , der Bürgerwehrler“ oder „Ich, der Selbstjustizler“, ist die vierte Veröffentlichung der britischen Band Crippled Black Phoenix um den Multi-Instrumentalisten Justin Greaves. Im Jahr 2010 erschien das Album auf dem Plattenlabel und wird in manchen Registern zu den EPs gezählt, was bei einer Laufzeit von knapp fünfzig Minuten einigermaßen seltsam erscheint. Ursprünglich war die Platte allerdings auf dem Label Invada Records veröffentlicht worden und dort waren die letzten beiden Stücke lediglich als Bonus Tracks vertreten gewesen – trotzdem hatte die Spielzeit noch fast vierzig Minuten betragen.

„I, Vigilante“ ist ein sehr beeindruckendes und überzeugendes Album geworden, welches Musik im Bereich des New Art Rock mit einigen Ausflügen hin zum Progressive Rock enthält. Die einzelnen Stücke sind dabei tieftraurig gehalten und handeln von Tragödien, die diverse Menschen ereilten. Das klingt packend, einnehmend, dicht und mitreißend. Neben der Gitarre kommt eine besondere Rolle dem Piano zu, welches das beherrschende Instrument bei den Titeln „We Forgotten Who We Are“ und „Fantastic Justice“ ist. Dazu noch der Klang des Cellos der Charlotte Nicholls und fertig sind die tiefbewegenden Stücke, die vielschichtig aufgebaut sind, aus mehreren unterschiedlichen Passagen bestehen und dabei durchaus auch zu rocken verstehen. Großartig gemacht.

Der nächste Höhepunkt auf „I, Vigilante“ heißt „Bastogne Blues“ und ist ebenfalls eine sehr bewegende Nummer. Hier erzählt zunächst ein Kriegsveteran, der an der Ardennenschlacht in Bastogne während des zweiten Weltkriegs beteiligt war, wie er einen jungen deutschen Soldaten erschießen musste, da dieser ihn sonst selbst erschossen hätte. Dies tut ihm unendlich leid und verfolgt ihn seitdem. Dieser deutsche Soldat, halb noch ein Kind, sah mit seinen blonden Haaren und seinen blauen Augen fast wie ein Engel aus. Und dieser Engel besucht ihn seitdem im Schlaf und er muss weinen und wird ihn nicht mehr los. Dies alles erzählt dieser Veteran und man hört dabei die verzerrten Töne eines Funkgerätes auf der Suche nach der richtigen Frequenz. Dann setzt die Musik ein, erneut tieftraurig, berührend und packend. Man kann gar nicht anders, als sich all das vorzustellen und hört ergriffen zu. Auch diese Nummer ist sehr überzeugend gemacht und kommt ohne jegliches Pathos oder Kitsch aus.

Bliebt noch „Of A Lifetime“, ein Journey Cover, welches von Daisy Chapman gesungen wird. Das Lied ist eine Rock-Nummer, die nicht zum Rest der Platte passen will. Ganz nett zwar, aber man versteht sofort, warum dieses Lied zunächst lediglich ein Bonus Track war. „Burning Bridges“ ist schließlich ein Titel aus dem gleichnamigen Film mit Clint Eastwood und Telly Savalas. Dieser fügt sich noch weniger in das Gesamtbild der Platte ein, klingt poppig und fröhlich und stellt einen durchaus etwas seltsamen Abschluss des Albums dar.

Fazit: „I, Vigilante“ ist ein sehr überzeugendes Album geworden. Packende und bewegende Musik bekommt man auf der Scheibe zu hören, die trotz viel Tiefgang rockt. Alles auf „I, Vigilante“ ist abwechslungsreich, auch wenn das wie beim letzten kurzen Ausklang der Platte nicht immer gelungen ist. Dafür ist der Rest umso mitreißender. Wer anspruchsvolle Musik mag, welche man so leider nie im Radio hört, die einen leichten Einschlag hin zum Progressive Rock besitzt und dabei immer ins Ohr geht, der oder dem sei „I, Vigilante“ von Cripppled Black Phoenix sehr ans Herz gelegt. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: We Forgotten Who We Are, Fantastic Justice, Bastogne Blues