Donnerstag, 25. Januar 2018

Motorpsycho – The Tower




Motorpsycho – The Tower


Besetzung:

Tomas Järmyr – drums, percussion, vocals
Hans Magnus Ryan – guitars, vocals, keyboards
Bent Sæther – bass, vocals, guitar, keyboards


Gastmusiker:

Alain Johannes – vocals (3), messenger guitar (4,7), cigar box guitar (4), flute (6)


Label: Stickman Records


Erscheinungsdatum: 2017


Stil: Progressive Rock, Alternative Rock, Psychedelic Rock, Space Rock


Trackliste:

CD1:

1. The Tower (including The Wishboner) (8:44)
2. Bartok Of The Universe (6:08)
3. A.S.F.E. (6:53)
4. Intrepid Explorer (9:52)
5. Stardust (3:34)
6. In Every Dream Home (There's A Dream Of Something Else) (8:35)


CD2:

7. The Maypole (including Malibu and Stunt Road) (3:39)
8. A Pacific Sonata (15:30)
9. The Cuckoo (7:29)
10. Ship Of Fools (14:41)

Gesamtspieldauer CD1 (43:25) und CD2 (41:19): 1:24:44




„The Tower“ nannte die norwegische Band Motorpsycho ihr bereits einundzwanzigstes Album seit der Debut-Platte im Jahr 1991. Das Doppelalbum erschien im September 2017 auf dem Label Stickman Records im restlichen Europa, wohingegen in Skandinavien, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und den USA der Vertrieb über Rune Grammofon läuft. Hörte man auf den ersten Alben von Motorpsycho noch harten Rock der eher geradlinigen Sorte, so hielten auf den späteren Veröffentlichungen der Band auch die Genres Progressive Rock und Psychedelic Rock mit Einzug in die Musik der Norweger.

Bestes Beispiel für den durchaus vorhandenen progressiven Ansatz der Band ist das Album „The Tower“. Nicht durchgängig zwar, jedoch immer wieder gibt es hier Überraschendes zu hören, alles ummantelt von deftigem Rock, der mitreißt. Ist das Space Rock oder Alternative Rock, der hier die Verpackung darstellt? Wohl beides und im Grunde genommen nur eine unwichtige Definitionsfrage. Das wirklich Wichtige an diesem Doppel-Album ist, dass es mitreißt, packt und berührt. Viel lebt auf „The Tower“ von der Wiederholung, der Redundanz in der Musik, in der einem ein Motiv, ein Akkord kompromisslos und gnadenlos immer und immer wieder neu präsentiert wird. Dabei wird die Vorgabe leicht variiert, verändert, leiser und lauter, rhythmischer und spaciger angespielt. Niemals kommt dabei auch nur der Hauch von Langweile auf. Die Musik rockt einem das Trommelfell weich, klingt hypnotisch und unfassbar mitreißend.

Dies funktioniert nicht bei allen zehn Titel gleich und gut, einen richtigen Ausfall gibt es auf der Scheibe allerdings nicht zu beklagen. Diese Musik wirkt, wenn man auf Rock auch in der kräftigeren Ausprägung steht. Dafür gibt es einige Höhepunkte auf „The Tower“, die man einmal gehört, nicht mehr missen möchte. Es sind vor allen Dingen die Longtracks, die hier am meisten überzeugen können. Das mitreißende „Intrepid Explorer“, welches Züge des Psychdelic Rock aufweist. Oder „In Every Dream Home (There's A Dream Of Something Else)“. Diese Nummer klingt so leicht und doch so kraftvoll, mit der Querflöte aufgelockert und geht wunderbar ins Ohr. Doch der Höhepunkt der Scheibe soll erst ganz am Schluss kommen. Das knapp fünfzehnminütige „Ship Of Fools“ ist das Meisterwerk dieses Albums. Sanft und zerbrechlich beginnt das Lied mit einer Art schrägen Spieluhr-Sound, dem Zeit gegeben wird, sich im Ohr festzusetzen. Dann setzten die Gitarren ein und wiederholen ein Riff immer wieder und wieder und wieder. Dazu gesellen sich schräge Sounds und Töne und das Lied steigert sich und steigert sich und steigert sich. Wenn Musik hypnotisch klingen kann, um die Zuhörerin und den Zuhörer in eine Art musikalische Trance zu versetzen, dann hier, bei dieser Nummer. Wahrlich groß.

Fazit: Musik kann wunderbar begeistern. Gut, im Falle von Motorpsycho und ihrem Album „The Tower“ sollte man durchaus eine gewisse Affinität zu den nicht ganz geradlinigen Sounds und zu härterem Rock verspüren. Dazu benötigt man Spaß und Hingabe zu intensiven und fast schon hypnotisierenden Wiederholungen, die im eigenen musikalischen Weltbild nicht langweilig, sondern begeisternd klingen, da sie sich immer wieder leicht verändern und steigern. Auf die Nuancen kommt es an. Schafft man dies, so ist „The Tower“ eine mitreißende Scheibe, die wirkt und begeistert. Vierzehn Punkte.

Anspieltipps: Intrepid Explorer, In Every Dream Home, Ship Of Fools