Donnerstag, 29. Oktober 2015

Vic Chesnutt – Drunk




Vic Chesnutt – Drunk


Besetzung:


Vic Chesnutt – lead vocals, guitars, ukulele, whisteling, harmonica, backing vocals, samples


Gastmusiker:

Jeorge Seder – bass
Norman der Sluys – drums
Rob Veal – bass, drums, backing vocals, guitar
Stevie Smith – voice


Label: Texas Hotel


Erscheinungsdatum: 1993


Stil: Indie Folk


Trackliste:

1. Sleeping Man (4:39)
2. Bourgeois And Biblical (2:03)
3. (Voice of Stevie Smith) (0:33)
4. One Of Many (2:16)
5. Supernatural (3:36)
6. When I Ran Off And Left Her (2:55)
7. Dodge (4:10)
8. Gluefoot (2:21)
9. untitled (0:34)
10. Drunk (3:31)
11. Naughty Fatalist (3:15)
12. Super Tuesday (1:25)
13. Sleeping Man (Syd Straw Version) (4:45)
14. Kick My Ass (2:19)

Gesamtspieldauer: 38:30




Im Jahr 1983 verunglückte Vic Chesnutt mit einem Auto, welches er betrunken gesteuert hatte. Seitdem war der gebürtige US Amerikaner aus Florida hauptsächlich auf den Rollstuhl angewiesen. Dieser Vorfall verfolgte ihn logischerweise sein ganzes Leben und drückte sich auch in seinem Werk, seiner Musik aus, die größtenteils alles andere als fröhlich und optimistisch klingt. Das Ganze gipfelte schließlich in seinem Selbstmord am 25. Dezember 2009, den er wohl aus Angst beging, die anstehenden Krankenhauskosten für seine weitere Behandlung nicht mehr zahlen zu können.

Nun, depressiv klingt auch das dritte Album des Vic Chesnutt mit dem Titel „Drunk“ aus dem Jahr 1993. Folk Musik ist darauf zu hören, sehr traurige Folk Musik, die äußerst zurückhaltend und oftmals auch zerbrechlich klingt und wirkt. Meist werden die Lieder nur sehr sanft instrumentiert, laut wird es dabei nie. Diese Musik schlägt dabei auch einen leichten Bogen hin zum Alternative Country, der allerdings nicht stark ausgeprägt ist. Wer hier jetzt jedoch ganz normalen amerikanischen Folk erwartet, die oder der dürfte überrascht werden, denn im Werk des Vic Chesnutt ist nur Weniges „normal“.

Die Musik auf dieser Scheibe ist nicht immer gleich sehr eingängig. Manches Mal wirkt es auch ein wenig so, als wolle Vic Chesnutt mit Absicht den einen oder anderen Ton falsch singen oder spielen, um sich irgendwie abzuheben, vom ganzen Rest der Musiker. So ist die Platte an manchen Stellen durchaus eben nicht nur melodiös. Das ist sie jedoch bei den beiden Nummern „One Of Many“ und „Supernatural“. Denn auch wenn diese Scheibe nicht zu den besten gehört, die Vic Chesnutt veröffentlichte – man denke da nur an sein sehr überzeugendes Projekt „Brute“ – so enthält sie doch mit diesen beiden Nummern zwei, die mit zum Besten gehören, welche der US Amerikaner jemals geschrieben hat. Sanfter und eingängiger und sehr nachdenklicher Folk, der wahrlich gehört werden sollte.

Fazit: An manchen Stellen ist „Drunk” durchaus ein Beißer, weil man auch nicht genau weiß, wie Vic Chesnutt diese oder jene Stelle gemeint haben könnte. Überzeugend ist das durchaus wahrlich nicht immer. Dann gibt es allerdings auch diese wunderschönen Stellen auf „Drunk“, diesem so melancholischen und so nachdenklichen Album. Nicht immer, aber immer wieder überzeugend. Acht Punkte.

Anspieltipps: Sleeping Man, One Of Many, Supernatural