Montag, 17. Februar 2014

Ludwig Hirsch – Komm Großer Schwarzer Vogel




Ludwig Hirsch – Komm Großer Schwarzer Vogel


Besetzung:

Ludwig Hirsch – Gesang


Gastmusiker (keine Angaben):

Robert Opratko – Arrangement


Label: Universal Music Group


Erscheinungsdatum: 1979


Stil: Liedermacher


Trackliste:

1. Ich Hab's Wollen Wissen (4:43)
2. Das Geburtstagsgeschenk (3:23)
3. Tante Dorothee (3:54)
4. Der Clown (3:48)
5. Herbert (4:34)
6. 1928 (5:55)
7. Die Gottverdammte Pleite (4:07)
8. Komm Großer Schwarzer Vogel (6:49)
9. An Euch (3:30)

Gesamtspieldauer: 40:44




Nein, das kann man kann nicht wirklich behaupten, dass Ludwig Hirsch singt. Meistens handelt es sich nämlich bei dem Österreicher um einen Sprechgesang, der mit melodischer und sehr melancholischer bis sentimentaler Musik unterlegt wurde. Die Musik ist dabei ruhig und überaus harmonisch und solch Titel wie „Das Geburtstagsgeschenk“, bei dem er deutlich flotter zu Werk geht und in welches sogar Country-Anleihen mit einfließen, bleiben genauso die Ausnahme wie „Der Clown“, bei dem sogar einige Bläser ihren Auftritt bekommen. Die Musik selbst ist bei Ludwig Hirsch auch eher Mittel zum Zweck. Der Österreicher erzählt Geschichten, manchmal sehr marode angehaucht, oftmals witzig und pointiert.

Genau dieser Umstand macht die Musik des Ludwig Hirsch so eindringlich. Sanfte Klänge, dazu diese tiefe, erzählende Stimme des Österreichers und fertig ist eine Art von Musik, der man einfach zuhören muss, um nichts zu verpassen. Klar trifft einen das nicht immer und jeder wird hier auch seine ganz besonderen Höhepunkte entdecken, genauso wie Lieder, mit denen man dann deutlich weniger anzufangen weiß. Was bleibt ist allerdings immer dieses Spiel von Musik in Verbindung mit dem gesprochenen Wort, welches häufig zum Nachdenken anregt, manchmal ein Lächeln auf das Gesicht zaubert und wieder ein anderes Mal dem Hörer ein schön-schauriges Gruseln über den Rücken schickt.

Zwei Titel sollen hier aber noch besondere Erwähnung finden. Da ist zum einen „1928“. Auf dem Cover der Platte und im Booklet der CD steht: „Musik & Text: Ludwig Hirsch & Robert Opratko“. Das wiederum ist überaus überraschend. Klar der Text ist mit Sicherheit von Ludwig Hirsch und seinem Komponistenpartner und man überlegt die ganze Zeit, was er denn gegen die Mickey Mouse und Walt Disney haben könnte. Die ersten Zweidrittel der Musik, stammen aber wohl kaum von diesen beiden Musikern. Wenn das nicht – fast haargenau – Pink Floyds „Shine On You Crazy Diamond“ ist und sie dafür nicht Tantiemen an Pink Floyd hätten abttreten müssen, dann wäre das schon sehr überraschend. Aber, ein spannendes Lied ist es allemal geworden, ein Lied über welches man nachdenkt. Ebenfalls sehr eindringlich ist der Titel „Die Gottverdammte Pleite“. Die akustische Gitarre und das Piano stehen im Zentrum dieser Geschichte, welche erst am Ende des Liedes aufgelöst wird. Überaus schwermütig entfaltet Ludwig Hirsch hier seine musikalische Welt vor dem Hörer. Ein sehr eindringlicher und auch lustiger Titel, zumindest wenn man auf schwarzen Humor steht, dem man auch nach vielen Jahren immer noch gespannt lauscht.

Fazit: Sicherlich keine einfache Musik, wenn es um zerhackte Menschen geht, den Todeswunsch eines Kindes oder um Verzweiflung allgemein. Psychisch sattelfest sollte man von daher wohl auf jeden Fall sein, bevor man sich diese Platte des Ludwig Hirsch „reinzieht“. Es ist bei diesem Album, bei aller Harmonie und Melodiösität, weniger die Musik die bewegt, es ist dieses Zusammenspiel aus Musik und Text und dessen Darbietung, welches diese Platte hörenswert werden lässt. Elf Punkte.

Anspieltipps: 1928, Die Gottverdammte Pleite