Samstag, 29. September 2012

Laurie Anderson – Mister Heartbreak




Laurie Anderson – Mister Heartbreak


Besetzung:

Laurie Anderson – vocals, violin, synclavier, whistle, vocoder, electronic conches


Gastmusiker:

William S. Burroughs – vocals
Adrian Belew – guitar
Nile Rodgers – guitar
Anton Fier – drums
Bill Laswell – bass
Daniel Ponce – iya, ikonkolo, shekere, double bell from the Cameroons
Peter Gabriel – vocals, backing vocals, Linn drums, synclavier
David Van Tieghem – playwood, bowls, simmon drums, drums
Sang Won Park – kayagum
Michelle Cobbs – backing vocals
Dolette Mc Donald – backing vocals
Brenda Nelson – backing vocals
Phoebe Snow – backing vocals
Atsuko Yuma – backing vocals
Connie Harvey – japanese chorus
Janet Wright – japanese chorus
Bill Blaber – soprano sax


Label: Warner Brothers Records


Erscheinungsdatum: 1984


Stil: ArtPop


Trackliste:

1. Sharkey's Day (7:47)
2. Langue D'Amour (6:18)
3. Gravity's Angel (6:06)
4. Kokoku (7:08)
5. Excellent Birds (3:18)
6. Blue Lagoon (7:09)
7. Sharkey's Night (2:30)

Gesamtspieldauer: 40:16




Auch mit ihrem zweiten Album „Mister Heartbreak“ aus dem Jahr 1984 ist es Laurie Anderson gelungen etwas Außergewöhnliches, beileibe nicht Alltägliches zu erschaffen. Auf der Platte hört man ArtPop in Perfektion, der sicherlich nie als Produkt für die breite Musikhörerschaft angedacht war und dieses auch niemals sein wird.

Immer wiederwirkt die Musik richtiggehend experimentell – ohne dabei jedoch den Anschein zu erwecken unfertig oder unausgegoren zu wirken. Nein, das ist alles sehr geplant, was Laurie Anderson hier Mitte der 80er auf Rille pressen ließ. Die Lieder leben vom Zusammenspiel des gesprochenen und des gesungenen Wortes, von plötzlichen Stimmungswechseln und immer wieder ganz neuen Ideen.

„Sharkey's Day” weist so zum Beispiel einen sehr einprägsamen Refrain auf, der auch noch länger haften bleibt. Bei „Langue D'Amour“ gibt es dann allerdings kaum mehr eine Melodielinie. Laurie Anderson erzählt ihre Geschichte, mal mit klarer Stimme, ein anderes Mal stark elektronisch verfremdet. Und „Gravity's Angel“, Track Nummer drei des Albums, hätte in seiner ganzen Machart und Stimmung auch perfekt auf den Vorgänger „Big Science“ gepasst. Hier klingt Laurie Anderson so, wie sie bereits zwei Jahre zuvor geklungen hat – und das ist keineswegs negativ gemeint. Schöne Melodie, schöner Gesang, mal sehr hoch, mal gesprochen und beim Refrain wird sie von Peter Gabriel unterstützt.

„Kokoku“ ist die „Perle“ des Albums. Hier hört sich irgendwie alles sehr sphärisch und fast schon ein wenig lieblich an - zumindest wenn schließlich der japanische Background-Gesang einsetzt. Allerdings klingt das irgendwie so faszinierend, dass man überhaupt nicht in Versuchung gerät, diese Musik auch nur ein wenig in die Richtung Schmalz zu verfrachten. Alles ist so neu, so unverbraucht und auch ein wenig experimentell, verfügt weder über eine „richtige“ Strophe oder einen „richtigen“ Refrain, sodass man nur die Chance hat dieser Musik etwas abgewinnen zu können, wenn man sich die Zeit zum mehrmaligen Eintauchen einräumt.

„Excellent Birds“ kennt man auch von Peter Gabriels „So“. Zumindest von der Wiederveröffentlichung der CD, denn darauf ist es nun auch enthalten. Das Lied wird hier ein wenig variiert, hauptsächlich ist allerdings auch in dieser Version Peter Gabriel beim Gesang zu hören. Bei „Blue Lagoon“ verzichtet Laurie Anderson wieder weitestgehend auf eine Melodie, alles scheint irgendwie Sphäre und Stimmung zu sein. Der Text ist erneut auch eingesprochen und nicht gesungen. Beendet wird die Platte mit Sharkey's Night, dem Ringschluss nach dem Opener „Sharkey's Day“. William Burroughs spricht dieses Mal den Text ein. Und auch hier bleibt festzustellen, dass Laurie Anderson auf eine Melodie größtenteils verzichtet hat.

Fazit: Auch “Mister Heartbeat” ist Laurie Anderson gelungen. Das Album beschäftigt einen und ist keine 08/15-Musik. Allerdings ist es auch keine Musik, die man immer und immer wieder einlegt, dazu ist das Ganze deutlich zu fordernd. Und diese tollen Melodien, die auf „Big Science“ häufig entdeckt werden konnten, sind dieses Mal rarer gesät. Schade, aber neun Punkte wert.

Anspieltipps: Sharkey's Day, Gravity's Angel, Kokoku, Excellent Birds