Freitag, 28. November 2025

Gazpacho – Magic 8-Ball

 



Gazpacho – Magic 8-Ball


Besetzung:

Jan Henrik Ohme – vocals
Thomas Alexander Anderson – keyboards
Jon-Arne Vilbo – guitar
Mikael Kramer – violin, mandolin and guitars
Kristian Torp – bass
Robert Risberget Johanson – drums and percussion


Label: KScope


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Starling (9:11)
2. We Are Strangers (4:46)
3. Sky King (5:02)
4. Ceres (3:22)
5. Gingerbread Men (7:09)
6. Magic 8-Ball (3:09)
7. Immerwahr (7:41)
8. The Unrisen (6:14)

Gesamtspieldauer: 46:38



Im Jahr 2003 begann die norwegische Band – mit dem etwas überraschenden und gar nicht so skandinavischen Namen – Gazpacho Alben zu veröffentlichen. Am 31. Oktober 2025, an Helloween, erschien nun ihr zwölftes Studioalbum mit dem Titel „Magic 8-Ball“ auf dem Plattenlabel KScope.

Einmal mehr verstehen die Norweger dabei eine musikalisch süße Melancholie zu erzeugen, die einen warm einhüllt. Wunderschöne Melodien entwickeln sich auf diesem Album, driften nicht ab, sondern verweilen in schönen Harmonien ohne dabei auch nur den Hauch von Langeweile zu verströmen. Freilich sollte man als Hörer diesen Klängen positiv gegenüber stehen. Denn wer fickeligen ProgRock erwartet dürfte sicherlich enttäuscht werden. Wer jedoch schöne Harmonien und sanfte Wechsel in Stimmung und Atmosphäre zu schätzen weiß, die oder der kommt hier voll auf seine Kosten.

Über allem schwebt dabei diese bereits erwähnte Melancholie, durchtränkt von Sentimentalität. Es macht einfach Spaß hier zuzuhören und in diese musikalischen Welten einzutauchen. Letztendlich hört man auf „Magic 8-Ball“ New Artrock in seiner fast schon zerbrechlich klingenden Ausführung. Die Texte handeln vom Schicksal, von Zufällen und der ständigen Veränderung unserer Identität. Von daher ist der Titel „Magic 8-Ball“ gut gewählt, da dieser zufällige Antworten auf „Ja-und-Nein-Fragen“ gibt. Gruselig und nach Helloween klingt auf diesem Album weder die Musik, noch die Texte, umso mehr jedoch einnehmend.

Fazit: Mag man auch die sanfte, melodiöse und melancholische Ausprägung des Progressive Rocks dann ist man mit diesem Album sehr gut bedient. Es reicht nicht ganz an das Meisterwerk der Band „Demon“ heran, viel fehlt jedoch nicht. Sehr hörenswert. Für Fans sowieso. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Starling, Sky King, Gingerbread Men



Donnerstag, 16. Oktober 2025

Sylmar – Matching Caskets

 



Sylmar – Matching Caskets


Besetzung:

Keine weiteren Angaben


Label: Stem Distribution


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Rock, Progressive Rock



Trackliste:

1. White Bread (3:27)
2. Flyswatter (4:12)
3. Bardo (3:20)
4. Canal (4:33)
5. Pontious (4:52)
6. Doppler (3:20)
7. Vidalia's Dementia (4:48)
8. Babysitter (2:47)
9. LA Waitlist (3:45)

Gesamtspieldauer: 35:08



„Matching Caskets“ heißt das dritte Studioalbum der US-amerikanischen Band Sylmar aus Cincinnati. Es erscheint am morgigen 17. Oktober 2025 und wird im November von der Band auf einer Tour durch Österreich und Deutschland auch live vorgestellt.

Das Quintett wurde 2016 gegründet und die Musiker fühlen sich in einigen musikalischen Genres zu Hause. Stoner-Rock, Pop, Folk, Independent Rock und auch jazzige Elemente beinhaltet die Musik von Sylmar. Doch dies ist immer noch nur ein Genre-Ausschnitt, wenn man „Matching Caskets“ lauscht. Definitiv kommen hier auch Hörerinnen und Hörer mit einem Faible für Progressive Rock auf ihre Kosten.

Krumme Takte, versetzte und mehrstimmige Gesangseinlagen, sanfte und laute Passagen, die gekonnt und völlig überraschend ineinander überführt werden, auch mal schrägere Töne sowie immer wieder neue Wendungen innerhalb eines Liedes lassen hier nie Langeweile aufkommen. Dazu folgen die Lieder häufig keinem Schema mit Strophe-Refrain-Solo-Strophe-Refrain. Nein, die üblichen Liedstrukturen werden aufgehoben und lassen die Musik noch spannender und überraschender erklingen.

Auf dem Cover des Albums ist ein Porzellan-Engelchen und ein ebensolches Teufelchen zu sehen. Dies spiegelt sehr schön die musikalische Bandbreite von Sylmar auf „Matching Caskets“ wider, die sich auch in den Texten wiederfindet, die von Angst und Liebe, Größenwahn und Weltflucht handeln.

Fazit: „Matching Caskets“ von Sylvan ist beileibe kein langweiliges Album geworden. Gerade Freundinnen und Freunde des Progressive Rock werden an dieser Scheibe viel Spaß haben. Die Musik überrascht immer wieder und geht dabei auch ins Ohr. Wer Sylmar live erleben möchte hat bereits nächsten Monat die Chance dazu. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Canal, Babysitter


Tourdaten:

12.11. Frischzelle Bessunger Knabenschule - Darmstadt
14.11. Terminus - Saarbrücken
16.11. Stellwerk - Hamburg
21.11. Kasseturm - Weimar
22.11. Galerie Fango - Cottbus
28.11. Loop - Wien
29.11. Lost Weekend - München



Montag, 6. Oktober 2025

Crippled Black Phoenix – The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature

 



Crippled Black Phoenix – The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature


Besetzung:

Justin Greaves – guitars, drums, samples, saw, synthesizers, bass, ebow, backing vocals
Belinda Kordic – vocals, backing vocals
Helen Stanley – synthesizers, piano, trumpet, hammond
Andy Taylor – guitars


Gastmusiker:

Robin Tow – additional drums
Martin Hyde – additional drums
Ryan Patterson – vocals
George Paco Nitschke – saxophone, synthesizer, vocoder
Wesley J. Wasley – bass
Matt Crawford – bass
Kostas Panagiotou – accordion, piano, hammond
Justin Storms – vocals




Erscheinungsjahr: 2024


Stil: Progressive Rock, Art Rock


Trackliste:

1. We Forgotten Who We Are (11:17)
2. You Put The Devil In Me (6:17)
3. 444 (7:23)
4. Goodnight, Europe (Pt2) (8:37)
5. (-) (4:39)
6. Song For The Unloved (14:21)
7. Whissendine (6:58)
8. Blizzard Of Horned Cats (4:43)


Horrific Honorifics Number Two

1. Vengeance (4:16)
2. Self Control (5:23)
3. Blueprint (4:03)
4. And That’s Sad (6:52)
5. Hammer Song (4:52)
6. When A Blind Man Cries (3:22)
7. My Pal (3:50)
8. Goin‘ Against Your Mind (8:52)

Gesamtspieldauer CD1 (1:04:18) und CD2 (41:34): 1:45:52



Das Doppelalbum, bestehend aus „The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature“ und „Horrific Honorifics Number Two“, ist kein offizielles Album der englischen Band Crippled Black Phoenix. Erschienen im Jahr 2024 enthält die erste Scheibe Lieder der Band – der Albumtitel deutet bereits darauf hin – die bereits in anderen Versionen auf vorherigen Alben veröffentlicht worden sind. „Horrific Honorifics Number Two“ enthält dagegen Cover-Versionen von Liedern und Bands, die die Musik von Crippled Black Phoenix beeinflusst haben, wie man im Booklet nachlesen kann.

Beim Hören von „The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature“ hat man – kaum überraschend – öfters so ein Déjà Vu Erlebnis, da einem die Lieder meist schon bekannt vorkommen, wenn man auch die früheren Alben der Band kennt. Hier werden sie nun oftmals in der Live-Version wiedergegeben, was sie etwas kraftvoller, als die ursprünglichen Studioversionen erscheinen lässt. Zum Teil erklingen hier die Lieder auch in ursprünglicheren Versionen. Mitunter wurden zudem die Texte leicht verändert, trotzdem erkennt man die Nummern natürlich.

„Horrific Honorifics Number Two“ enthält unter anderem Stücke von New Model Army, der Sensational Alex Harvey Band, Deep Purple oder auch „Self Control“ von Laura Branigan. Eine recht krude Mischung, wobei den Liedern allerdings eindeutig der Stempel von Crippled Black Phoenix aufgedrückt wurde. Mal überzeugen diese Nummern mehr, mal weniger. Letzteres immer dann, wenn man das Original nur zu gut im Ohr hat.

Die Hard-Cover CD-Box ist sehr schön und informativ gestaltet. Zu jeder Nummer erhält man noch einige Informationen. Zudem sind auch einige Bilder und natürlich die Texte enthalten. Hier lohnt das Blättern definitiv.

Fazit: Lohnend ist das Album für Fans zumindest aufgrund der ersten Scheibe. Hier erhalten die Lieder zum Teil einen ganz neuen Anstrich, klingen mitunter rockiger und sind hier auch in meist längeren Versionen enthalten. Wenn man allerdings neu in den musikalischen Kosmos der Engländer einsteigen möchte, lohnen ganz sicher die Original-Platten mehr. Und „Horrific Honorifics Number Two“? Eine Zugabe, die man so mitnimmt, aber wohl selten auflegen wird. Zehn Punkte.

Anspieltipps: We Forgotten Who We Are, Goodnight, Europe (Pt2), Song For The Unloved



Samstag, 4. Oktober 2025

The Stranglers – Dark Matters

 



The Stranglers – Dark Matters


Besetzung:

Jean-Jacques Burnel – bass, lead (1, 3, 8, 10, 11) and backing vocals, acoustic guitar (6)
Dave Greenfield – keyboards, backing vocals
Baz Warne – guitar, lead (2–7, 9) and backing vocals
Jim Macaulay – drums, percussion, backing vocals


Gastmusiker:

Louie Nicastro – additional keyboards
Matthew Bourne-Jones – trumpet (4)


Label: Coursegood Limited


Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Rock


Trackliste:

1. Water (4:49)
2. This Song (3:22)
3. And If You Should See Dave... (3:37)
4. If Something's Gonna Kill Me (It Might As Well Be Love) (4:58)
5. No Man‘s Land (2:28)
6. The Lines (1:39)
7. Payday (3:06)
8. Down (3:04)
9. The Last Men On The Moon (5:37)
10. White Stallion (4:47)
11. Breathe (5:51)

Gesamtspieldauer: 43:21



„Dark Matters“ heißt das achtzehnte Studioalbum der britischen Rockband The Stranglers. Das Album wurde am 10. September 2021 auf dem Plattenlabel Coursegood Limited veröffentlicht. Auf acht der elf Titel von „Dark Matters“ ist noch der im Jahr 2020 an Covid-19 verstorbene Keyboarder und Gründungsmitglied der Stranglers Dave Greenfield zu hören. Gleichzeitig ist die Platte das erste Studioalbum, welches ebenfalls ohne Gründungsmitglied und Schlagzeuger Jet Black aufgenommen wurde, der sich 2015 aus gesundheitlichen Gründen aus der Band zurückzogen hatte und im Jahr 2022 verstarb.

„Dark Matters“ stieg auf Platz 4 in die offiziellen britischen Albumcharts ein und ist damit das höchstplatzierte Studioalbum der Stranglers seit Feline aus dem Jahr 1983. Es wurde vom Magazin Vive Le Rock in seiner Ausgabe vom Dezember 2021 als „Album des Jahres“ ausgezeichnet. Die Lieder „And If You Should See Dave...“, „If Something‘s Gonna Kill Me (It Might As Well Be Love)“ sowie „This Song“ waren vorab als Singles veröffentlicht worden.

Das Album ist eine Mischung aus New Wave-angehauchten Rocktiteln mit sanfteren Nummern. Dabei ist der so typische Klang der Stranglers immer noch deutlich herauszuhören. Und natürlich spielt auch der Tod von Dave Greenfield eine inhaltliche Rolle. Dies wird besonders deutlich bei den Titeln „And If You Should See Dave...“ und „If Something‘s Gonna Kill Me (It Might As Well Be Love)“. Bei letztgenanntem Titel kommt auch die „New Wave-Vergangenheit“ der Band am stärksten zum Tragen.

Allerdings nicht nur bei dieser Nummer wissen die Stranglers erneut mit tollen Melodien zu überzeugen, die sofort ins Ohr gehen und schnell zu guten Freunden werden. Auf „Dark Matters“ findet sich kein Füllmaterial, jedes der elf Stücke wirkt und klingt. Somit wird das achtzehnte Studioalbum der Englänger zu einem eingängigen und auch abwechslungsreichen Erlebnis, das man gerne auflegt. New Wave, Rock und im Falle des sanften „The Lines“ sogar Folk passen auf dieser Platte perfekt zusammen.

Fazit: Neun Jahre nach „Giants“ veröffentlichen die Stranglers wieder ein Album und dieses überzeugt und macht Spaß zu hören. Die Trauer über den Tod Dave Greenfields ist auf dem Album präsent, trotzdem verliert sich die Platte nicht in einer Moll-Orgie. Es sind die Melodien, die Ideen und die Abwechslung, die dieses Album zu einem sehr hörenswerten werden lassen. Elf Punkte.

Anspieltipps: If Something's Gonna Kill Me, The Lines, Down, White Stallion, Breathe



Donnerstag, 2. Oktober 2025

Anna Katarina – While I Was Dreaming

 




Anna Katarina – While I Was Dreaming


Besetzung (ohne Instrumentenangabe):

Anna Katarina


Gastmusiker:

Keith Sinclair
Max Ley
Rob Thomson
Andy Schichter
Aline Deanna


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Pop, Folk


Trackliste:

1. 29 Problems (3:22)
2. Riptide (3:33)
3. The Wind (3:35)
4. Saturday Morning (4:12)
5. Playing It Cool (2:59)
6. No More Drowning (3:38)
7. December (3:36)
8. Sturdust And Wine (4:06)
9. Background Noise (3:25)
10. La Vie En Rose (3:44)

Gesamtspieldauer: 36:32



Anna Katarina ist eine kanadische Singer-Songwriterin, die unter anderem vom Exclaim!-Magazine als eine der spannendsten aufstrebenden Künstlerinnen Kanadas bezeichnet wird. Ihre Musik pendelt zwischen Independent Pop, Rock, und Folk und wird oft mit Stevie Nicks, Sheryl Crow und Joni Mitchell verglichen.

Spannend klingt das Album „While I Was Dreaming“ auf jeden Fall, welches am 3. Oktober 2025 veröffentlicht wird. Anna Katarina schreibt ihre Stücke selbst und zeigt dabei ein sicheres Gespür für die schöne Melodie. Ganz egal, ob es mal poppiger, rockiger oder folkiger klingt, die Lieder der Platte gehen ins Ohr. Musik, die unterhält und Spaß macht gehört zu werden.

In den rockigeren, wie auch in den mehr getragenen Stücken, weiß Anna Katarina zu überzeugen. Ihre Stimme wirkt, reißt mal mit, lässt an anderer Stelle den eigenen süßen Blues aufkommen. Gerade jetzt, wenn die Tage kürzer und die Nächte wieder länger werden, fesselt diese eindringgliche Musik und lädt zum Träumen und Mitwippen ein.

Da trifft es sich gut, dass man diesen Monat die Lieder Anna Katarinas sogar live genießen kann. Für fünfzehn Konzerte gastiert die Kanadierin in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Wer Zeit hat und eine wunderschöne neue Stimme in der Musik hören möchte, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Fazit: Anna Katarina überzeugt mit ihrem Songwriting, ihrer Stimme und den Stimmungen, die sie damit zu transportieren versteht. Musik zum Träumen. Lohnenswert.

Anspieltipps: The Wind, Stardust And Wine


Tourdaten:

10.10.25 Magdeburg - Volksbad
11.10.25 Norderstedt - Music Star
13.10.25 Berlin - Zimmer 16
15.10.25 Hamburg - Stellwerk
17.10.25 Hanau - Brückenkopf
18.10.25 Lienz, Österreich - Mukl 9900
19.10.25 Bad Kötzting - Bahnhof
20.10.25 Wien, Austria - Loop
22.10.25 Zwickau - Liederbuch
23.10.25 Lichtenau-Immeldorf - Weißes Roß
24.10.25 München - Lost Weekend
25.10.25 Wallisellen, Schweiz - 8304 Bar & Lounge
26.10.25 Schalksmühle - Breddermann Café
27.10.25 Aachen - Domkeller
28.10.25 Hannover - Hölderlin Eins
30.10.25 Düsseldorf - KJA 
31.10.25 Saarbrücken - Terminus



Dienstag, 30. September 2025

Jordsjø – Salighet

 



Jordsjø – Salighet


Besetzung:

Håkon Oftung – vocals, flute, guitar, bass, keyboards
Kristian Frøland – vocals, percussion, drums


Gastmusiker:

Mats Lemjan – clarinet
Vilde Mortensen Storesund – vocals
Ståle Langhelle – keyboards ("Ura")




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Invokasjon (2:52)
2. Sankeren (7:21)
3. Salighet I (6:17)
4. Salighet II (6:10)
5. Ura (6:38)
6. Danseritualer Fra Jordsjø - Prosesjon & Ekstase (2:54)
7. Stjernestigen (10:22)

Gesamtspieldauer: 42:37



„Salighet“ heißt das fünfte Album der norwegischen Band Jordsjø. Das Album erschien im Jahr 2023 auf dem Plattenlabel Karisma Records. „Salighet“ heißt übersetzt „Seligkeit“ und wenn man dem Genre Progressive Rock viel abgewinnen kann, dann kann sich beim Hören dieses Albums durchaus so etwas wie Seligkeit einstellen – oder auch einfach „nur“ Freude.

„Salighet“ klingt spannend und abwechslungsreich und ist eine progressive Scheibe geworden, die mitunter auch jazzige Einfärbungen bereithält. Dies vor allen Dingen gegen Ende des Albums bei dem Titel „Danseritualer Fra Jordsjø - Prosesjon & Ekstase“, aber auch abschnittsweise im Lied „Sankeren“. Danach klingt das Album fast schon getragen und sanft mit „Stjernestigen“ aus, wobei die zwischenzeitlichen Ausbrüche in dieser Nummer immer sehr melodiös erklingen und gar nicht mehr jazzig. Zwei ziemliche Extreme gegen Ende der Scheibe und davor?

Davor startet das Album mit „Invokasjon“ ungemein rockig, mit tollem Flöteneinsatz und mal verzerrten, dann wieder akustischen Gitarren. Auch das sich anschließende „Sankeren“ startet mit einem rockigen Gitarrenlauf, um dann in ein melodisches und abwechslungsreiches Stück überzugehen, welches durch den Gesang auf Norwegisch für deutsche Ohren fast schon verwunschen klingt. Die Nummer ändert wieder ihren musikalischen Ansatz und klingt dann – wie oben bereits erwähnt – fast schon jazzig.

Anschließend folgen die beiden Titelnummern „Salighet I“ und „Salighet II“. Ganz klar die Höhepunkte der Platte, da hier die beiden Musiker einen wunderschön melodiösen Progressive Rock zelebrieren, der einen bereits beim ersten Hören einfängt. Tolle Musik, in die sich so trefflich und wunderbar eintauchen lässt, wenn man denn auf überraschende Wendungen, diverse Stimmungen in einem einzigen Lied, viele Tempo- und Rhythmuswechsel steht. Das Herz des Progressive Rock Fans schlägt zumindest hier höher.

Der Titel „Ura“ schließt sich da an, ebenfalls sehr hörenswert, wenn auch nicht ganz so überzeugend wie die beiden Titelnummern.

Fazit: Neben Jordsjø gibt es einige skandinavische Bands, die die Flagge des Progressive Rocks hochhalten. Und Jordsjø können das besonders gut. Musik mit vielen Überraschungen, eingängig, melodiös, fordernd und niemals langweilig. Musik für die Kopfhörer auf dem Lieblingsplatz. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Salighet I, Salighet II, Stjernestigen



Sonntag, 28. September 2025

Kendall Lujan – Lucky Penny

 



Kendall Lujan – Lucky Penny


Besetzung:

Kendall Lujan – vocals, backing vocals, guitars, mellotron, wurlitzer


Gastmusiker:

Dominik-Lukas Schmidt – guitars, percussion
Colin Schmidt – upright and electric bass
Axel Milsted – wurlitzer, mellotron, grand piano
Micah Hummel – drums, percussion


Label: Rola Music


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Folk


Trackliste:

1. How Ya Doing (2:19)
2. Weird Birthday Song (3:20)
3. Lucky Penny (4:39)
4. Return To Sender (2:41)
5. You Got Me (2:34)
6. Time (4:06)
7. I Want To Be In Love With You (3:26)
8. Untitled Love Song (3:23)
9. Boston (4:26)
10. Goodbyes (3:59)

Gesamtspieldauer: 34:57



Im Februar 2025 wurde das Album „Lucky Penny“ der US-amerikanischen Musikerin und Sängerin Kendall Lujan aus Portland veröffentlicht. Zehn Lieder gibt es auf „Lucky Penny“ zu hören. Dabei wird Kendall Lujan häufig unter der Rubrik „Folk“ eingeordnet. Hört man allerdings dieses Album merkt man schnell, dass dies viel zu kurz gegriffen ist. Auf „Lucky Penny“ erklingen neben besagtem Folk auch Pop, Bossa Nova, Country sowie mitunter auch fast schon jazzige Töne.

Nachhaltig klingt das, was nicht zuletzt am Gesang der Musikerin liegt, denn den vergisst man so schnell nicht mehr. Dieser hört sich oftmals leicht weinerlich an und verleiht der Musik dadurch eine ganz besondere Note. Diese Stimmfärbung wird über all die unterschiedlichen musikalischen Genres ausgebreitet, kommt allerdings am besten und intensivsten bei den schönen folkigen Balladen zum Tragen.

Die Musik klingt träumerisch, manchmal fast schon verwunschen und kann in genau diesen Momenten auch am meisten überzeugen. Schön zudem die Texte, die sich lohnen mit verfolgt zu werden. Insgesamt ist „Lucky Penny“ eine sehr kurzweilige und abwechslungsreiche Platte geworden, die man auch bald live verfolgen und anhören kann.

Im Frühjahr spielte Kendall Lujan bereits einige Konzerte in Europa. Im Februar und März 2026 wird diese Tour nun fortgesetzt. Orte und Termine am Ende dieser Rezension.

Fazit: Kendall Lujan verfügt über eine Stimme, die man so sicherlich nicht allzu oft hört. In Verbindung mit sanften Folk-Liedern kommt diese ganz besonders zum Tragen und verzaubert die Zuhörerinnen und Zuhörer. Schöne Melodien, die sanft und fast schon zerbrechlich klingend vorgetragen werden. Musik zum Träumen und zum genau Zuhören. Ohne Bewertung.

Anspieltipps: Time, Untitled Love Song, Boston

19/02/2026 – Dornbirn – Spielboden
20/02/2026 – Karlsruhe – Café Nun
21/02/2026 – Köln – Club Subway
23/02/2026 – Münster – Pension Schmidt
24/02/2026 – Hannover – Hölderlin Eins
25/02/2026 – Berlin – Lark
26/02/2026 – Hamburg – Nochtwache
27/02/2026 – Flensburg – Kühlhaus
28/02/2026 – Sønderborg – Sønderborghus
03/03/2026 – Kopenhagen – Råhuset
05/03/2026 – Köln – Wohngemeinschaft
06/03/2026 – Düren – Komm
10/03/2026 – München – Lost Weekend
11/03/2026 – Graz – Music-House
12/03/2026 – Vienna – Sargfabrik
13/03/2026 – Linz – Volkshaus Franckviertel



Freitag, 26. September 2025

Jon Anderson & The Band Geeks – True

 





Besetzung:

Jon Anderson – vocals
Richie Castellano – guitars, bass, keyboards, vocals
Andy Ascolace – drums, percussion, keyboards, vocals
Andy Graziano – guitar, vocals
Christopher Clark – keyboards
Robert Kipp – hammond organ, vocals
Ann-Marie Nacchio – additional vocals


Label: Frontiers


Erscheinungsjahr: 2024


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. True Messenger (5:49)
2. Shine On (4:17)
3. Counties And Countries (9:50)
4. Build Me An Ocean (3:19)
5. Still A Friend (5:01)
6. Make It Right (6:06)
7. Realization Part Two (3:32)
8. Once Upon A Dream (16:31)
9. Thank God (3:48)

Gesamtspieldauer: 58:17



Der „Yes-Kosmos“ ist so unfassbar vielfältig, dass man öfters mal den Überblick verliert, wer denn gerade Mitglied bei Yes ist und wer im Moment wo und mit wem eine neue Platte veröffentlicht. Nun also Jon Anderson mit der Band Geeks, die bereits seine Tour-Band war. „True“ erschien am 23. August 2024 auf dem Plattenlabel Frontiers.

Yes veröffentlichten ohne Jon Anderson im Jahr 2023 ihr bisher letztes Werk „Mirror To The Sky“, welches tatsächlich nur noch in Ansätzen an die Großtaten der Band in den 70er Jahren erinnert. Legt man nun „True“ von Jon Anderson auf so merkt man sehr schnell, dass der frühere Sänger der Band diese spezielle Yes-Atmosphäre in der Musik noch deutlich treffender und überzeugender weiterträgt. „True“ klingt eindeutig nach Yes-Musik aus längst vergangenen Jahrzehnten.

Die Stimme des Jon Anderson hört sich immer noch wie in den 70er Jahren an, wunderschöne Melodiebögen entfalten sich, die Jon Anderson so wunderbar gesanglich umzusetzen und in die er so überzeugend einzutauchen versteht. Dazu diese esoterischen bis kryptischen Texte, fühlt beziehungsweise hört sich irgendwie nach Déjà Vu an. Alle Zutaten der früheren Yes sind vorhanden, dabei klingt auf „True“ nichts wie eine billige Kopie. Die Musik der ehemaligen Pioniere des Progressive Rocks wurde einfach fünfzig Jahre später um ein paar Takte und Melodien erweitert. Yes-Freunde wird es freuen und sie werden es gerne hören.

Die Lieder erklingen oftmals hymnenartig, beinhalten Wendungen und viele wunderschöne, mehrstimmige Gesangsarrangements gibt es dabei zu entdecken. Auch Keyboard, Gitarre und Bass scheinen mit in die neue Zeit „herübergerettet“ worden zu sein und so erklingt „True“ der Bedeutung entsprechend, wie die „wahre“ Musik von Yes, die auch im 21. Jahrhundert noch geschrieben und aufgenommen werden kann.

Fazit: Wer Spaß an der Musik der früheren Yes hat, der kann mit „True“ von Jon Anderson und der Band Geeks ganz bestimmt nichts falsch machen. „True“ klingt mehr nach Yes und vor allen Dingen auch besser als vieles, was die Band – mit oder ohne Jon Anderson – in den letzten Jahrzehnten veröffentlichte. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Make It Right, Once Upon A Dream



Mittwoch, 24. September 2025

David Gilmour – Luck And Strange

 



David Gilmour – Luck And Strange


Besetzung:

David Gilmour – guitar (all), piano (1), lead vocals (2–4, 7–9), ukulele (3), höfner bass (3, 8), farfisa organ (3), backing vocals (2-4, 6–8), keyboards (6, 9), hammond organ (7), bass guitar (9), leslie piano (9), cümbüş (8)


Gastmusiker:

Richard Wright – electric piano, hammond organ (2)
Romany Gilmour – lead vocals (6), backing vocals (2–4, 6–8), harp (5–6)
Gabriel Gilmour – backing vocals (3, 4)
Rob Gentry – synthesiser (1–4, 6, 9), keyboards (3, 6, 8–9), piano (4, 6, 8–9), organ (7)
Roger Eno – piano (1, 9)
Guy Pratt – bass guitar (2, 3, 6–9)
Adam Betts – percussion (2, 4, 6–9), djembe (3), drums (4)
Steve DiStanislao – drums (2)
Steve Gadd – drums, percussion (3, 6–9)
Tom Herbert – bass guitar (4)
Charley Webb - backing vocals
Hattie Webb - backing vocals
Louise Marshall - backing vocals
Edmund Aldhous – organist and director of music at Ely Cathedral
Ely Cathedral Choir – vocals
Angel Studios Choir – vocals
Angel Studios Orchestra


Label: Sony Music


Erscheinungsjahr: 2024


Stil: Rock


Trackliste:

1. Black Cat (1:32)
2. Luck And Strange (6:56)
3. The Piper‘s Call (5:15)
4. A Single Spark (6:04)
5. Vita Brevis (0:46)
6. Between Two Points (5:47)
7. Dark And Velvet Nights (4:44)
8. Sings (5:14)
9. Scattered (7:33)

Bonus Tracks:

10. Yes, I Have Ghosts (3:50)
11. Luck And Strange (Original Barn Jam) (13:59)

Gesamtspieldauer: 1:01:44



„Luck And Strange“ heißt das fünfte Studioalbum des ehemaligen Pink Floyd Gitarristen David Gilmour. Veröffentlicht wurde das Album am 6. September 2024 auf dem Plattenlabel Sony Music. Für die Texte zeichnet sich größtenteils David Gilmours Frau Polly Samson verantwortlich. Aber auch ihre beiden Kinder Romany und Gabriel tragen zum Album bei. Gabriel wie Romany als Backgroundsänger, Romany übernimmt allerdings beim „Between The Points“-Cover der Montgolfier Brothers sogar den Gesang und ist bei diesem Lied, wie beim kurzen Instrumentalstück „Vita Brevis“, ebenso an der Harfe zu hören.

Mit der ersten, kurzen Instrumentalnummer „Black Cat“ wird man in das Album eingeführt. Sehnsüchtig klingt dieses Lied und erinnert entfernt durchaus auch an manch stimmungsvolles Stück von Pink Floyd. Dies ist allerdings, neben einigen unverkennbaren Gitarrenklängen, der einzige Vergleich, der sich bei „Luck And Strange“ zu Pink Floyd ziehen lässt. „Luck And Strange“ ist ein reines David Gilmour Solo-Album und klingt auch genau so.

Dabei hört man beim zweiten Titel „Luck And Strange“ sogar Richard Wright an den Keyboards. Das Lied entstammt einer Jam-Session in David Gilmours Studio im Jahr 2007, wurde also ein Jahr vor Richard Wrights Tod aufgenommen. Die ganze Jam-Session ist auf der CD-Ausgabe als Bonus-Track beigefügt. Schön, hier noch mal Richard Wright hören zu können. Das Lied selbst ist eine eingängige, allerdings auch unspektakuläre Nummer, bei der man jedoch gerade in den höheren Lagen nicht überhören kann, dass David Gilmour im Jahr 2024 auch bereits 78 Jahre geworden ist.

Die Lieder des Albums sind allesamt im Bereich des Rocks angesiedelt. Ziemlich geradlinig und rhythmisch fließen die einzelnen Nummern aus den Boxen und gehen dabei mal mehr, mal etwas weniger ins Ohr. Einen Ausfall gibt es dabei jedoch glücklicherweise nicht zu beklagen. Einen Höhepunkt – sieht man mal vom Umstand ab, dass man hier Rick Wright nochmals zu hören bekommt – gibt es jedoch auch nicht zu entdecken. Das Album läuft durch und man merkt, dass man das letzte Lied der CD erreicht hat, wenn sich David Gilmour und Richard Wright gegenseitig in den Soli des Jams abwechseln und daran durchaus Spaß zu haben scheinen, wie man am Lachen zum Ende des Liedes hört.

Fazit: David Gilmour ist ein klasse Gitarrist. Seine wahre Stärke auch in Bezug auf das Songwriting konnte er allerdings immer nur in Verbindung zu den Kollegen von Pink Floyd zeigen. So ist „Luck And Strange“ ein gutes, aber auch unaufgeregtes Solo-Album geworden, ein Rock-Album, welches kaum Spuren hinterlassen wird. Neun Punkte.

Anspieltipps: Scattered



Samstag, 30. August 2025

Neil Young – Early Daze

 




Neil Young – Early Daze


Besetzung:

Neil Young – guitar, vocals, piano (4), vibes (5), handclaps (6)



Gastmusiker:

Danny Whitten – guitar, vocals, handclaps (6)
Billy Talbot – bass, handclaps (6)
Ralph Molina – drums, vocals, handclaps (6)
Jack Nitzsche – piano (1–3)




Erscheinungsjahr: 2024


Stil: Country Rock


Trackliste:

1. Dance Dance Dance (2:35)
2. Come On Baby Let's Go Downtown (4:12)
3. Winterlong (3:39)
4. Everybody's Alone (2:31)
5. Wonderin' (2:19)
6. Cinnamon Girl (3:01)
7. Look At All The Things (2:58)
8. Helpless (4:38)
9. Birds (3:38)
10. Down By The River (9:02)

Gesamtspieldauer: 38:38



„Early Daze“ ist das 47. Studioalbum des kanadischen Musikers Neil Young, welches er mit seiner Begleitband Crazy Horse eingespielt hat. Aufgenommen wurde das Album allerdings bereits zwischen dem 17. Januar und dem 17. Oktober 1969. Neil Young hatte bereits mehrfach auf dieses Album hingewiesen, die einzelnen Lieder waren inzwischen auch alle bereits auf verschiedenen Kompilationen oder Alben veröffentlicht worden, in dieser ursprünglich vorgesehenen Fassung allerdings noch nicht.

Man hört den Liedern deutlich an, dass sie nicht im Jahr 2024 entstanden sind und auch nicht in diesem Jahr aufgenommen wurden. Auch enthält die Platte keine allzu großen musikalischen Höhepunkte mehr parat, da man die Lieder eben schon kennt und diese auch nicht die absoluten Höhepunkte im Schaffen des Neil Young darstellen – mit der Ausnahme „Down By The River“. Zudem ist die Platte mit noch nicht einmal vierzig Minuten Laufzeit auch relativ kurz geraten.

Trotzdem werden Neil Young Fans wohl große Freude an der Scheibe haben, zeigt sie doch, wie sich die Lieder ursprünglich angehört und wie sie sich dann weiter entwickelt haben. Zudem klingt jeder Titel nach Neil Young und nur – unverwechselbar – nach Neil Young. Somit macht das Hören durchaus Spaß und man wird vom Sound her in ein ganz anderes, längst vergangenes Jahrzehnt katapultiert. Augen zu und wirken lassen.

Fazit: Neil Young scheint einen unerschöpflichen Fundus an zunächst nicht veröffentlichten Alben haben, deren Lieder dann irgendwo anders aufgetaucht sind, um jetzt, viele Jahrzehnte später, wieder in der ursprünglich vorgesehenen Version und Reihenfolge veröffentlicht zu werden. Für Neil Young Fans lohnt sich das unbedingt und für Leute, die auch mal soundtechnisch in die Musik Ende der 60er Jahre eintauchen möchten ebenfalls. Acht Punkte.

Anspieltipps: Down By The River



Montag, 28. Juli 2025

Rome – Civitas Solis

 



Rome – Civitas Solis


Besetzung:

Jerome Reuter – vocals, guitars, synthesizers, drums
Tom Gatti – synthesizers, programming, bass guitars and modulations




Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Rock, Pop, Art Rock


Trackliste:

1. La France Nouvelle (3:19)
2. In Brightest Black (3:03)
3. Tomorrow We Live (3:46)
4. Food For Powder (3:43)
5. Ad Vindicta (3:13)
6. By Tradition (3:34)
7. Dannazione (1:06)
8. Bring Me The Head Of Romanez (2:55)
9. The Western Wall (3:58)
10. White Flags (3:37)
11. Jupiter (3:11)
12. Mar'yana (3:28)
13. Men Against Time (3:27)
14. Herculaneum (2:42)

Gesamtspieldauer: 45:08



Am 24. Mai 2025 veröffentlichte Jerome Reuter gleich drei Alben. „Civitas Solis“, „The Dublin Session II“ und „Anthology 2016-2025”. Jerome Reuter, alias Rome, hat seit 2005 deutlich über zwanzig Platten veröffentlicht, drei Alben am selben Tag sind allerdings auch für den sehr regen Luxemburger durchaus etwas Besonderes. Zudem ist „Civitas Solis“, um dieses Album geht es hier, eine ganz besondere Veröffentlichung, da es sich dieses Mal bei Rome tatsächlich fast schon um ein Bandprojekt handelt. Denn in den Credits wird angegeben: „Für die Zwecke dieser Aufnahmen war „Rome“ Jerome Reuter und Tom Gatti.“ Überraschend, denn sonst ist Rome gleichzusetzen mit Jerome Reuter.

Nun, an der Musik des Luxemburgers hat dieser Umstand jedoch nichts geändert. Erneut hört man sehr eingängige Lieder, die von der sonoren Stimme des Jerome Reuter dominiert werden. Bereits beim ersten Mal des Hörens glaubt man diese Titel schon mal gehört zu haben. Keine Überraschung, die Musik von Rome erfüllt die Hoffnungen der Fans, die sich genau jene melodiösen und zumeist etwas melancholisch klingenden Lieder wünschen. Und selbst die kurzen französischen und deutschen Passagen gibt es auch auf „Civitas Solis“ wieder zu hören.

Zwei kürzere Stücke enthält das Album, „Dannazione“ ist dabei fast schon mit experimentell zu umschreiben und beinhaltet Sprechgesang, der von einem Synthesizer-Teppich unterlegt wird. Das letzte Lied „Herculaneum“ ist ein Instrumentalstück, mit dem man aus dem Album geleitet wird. Ansonsten sind die Lieder mal langsamer, mal etwas rhythmischer und treibender angelegt. Tempo und Rhythmus werden durchaus variiert. Was jedoch allen Titeln immer innewohnt ist diese Eingängigkeit, die Jerome Reuter so unverwechselbar zu zelebrieren weiß. Spaß macht das Zuhören hier definitiv, etwas Neues entdeckt man allerdings nicht mehr. Die Alben des Luxemburgers ähneln sich sehr, erweitern dabei das Angebot an schönen Melodien – die immer nach Rome klingen. Die Fans wird es freuen.

Fazit: Tatsächlich klingen alle Rome-Platten irgendwie ähnlich und dann doch immer wieder überzeugend. Beim ersten Hören sitzt man da und glaubt alles bereits zu kennen und trotzdem ist es neu und wenn das letzte Lied ausgeklungen ist, gefällt einem die Platte erneut – wie alle anderen Scheiben zuvor, die auch so klangen. Irgendwie kommt da keine Langeweile auf. Verstehe das wer will. Zehn Punkte.

Anspieltipps: La France Nouvelle, Ad Vindicta



Freitag, 18. Juli 2025

Bright Eyes – Five Dice, All Threes

 



Bright Eyes – Five Dice, All Threes


Besetzung:

Conor Oberst – vocal, acoustic and electric guitars, baritone acoustic guitar
Mike Mogis – pedal steel, electric guitar, manjo, dobro, mandolin, banjo
Nathaniel Walcott – piano, trumpet, synthesizers, organs, mellotron, electric piano, celeste, glockenspiel, string and horn arrangements


Gastmusiker:

Jason Boesel – drums (tracks 2–7, 9–11, 13), vocals (tracks 4, 7, 11, 13), percussion (tracks 2, 6, 10)
Alex Orange Drink – vocals (tracks 2, 4, 7, 8, 11, 13), whistling (track 2)
Amy Carey – whistling (track 2)
Vikram Devasthali – trombone (tracks 2, 4, 13)
Josh Johnson – alto, tenor, and baritone saxophones (tracks 2, 4, 7, 13)
Macey Taylor – bass (tracks 2–11, 13), vocals (tracks 4, 11, 13)
Griffin Goldsmith – drums (track 3–8, 10, 13), percussion (tracks 2, 6, 10), vocals (tracks 4, 7, 9, 11, 13)
Adam Reich – acoustic guitar (tracks 5, 7), electric guitar (track 8)
Cat Power – vocals (track 6)
Corina Figueroa Escamilla – vocals (track 7)
James King – tenor and baritone saxophones (track 7)
Jake Bellows – vocals (track 10), guitar (track 10)
Paul Cartwright – violin (tracks 11)
Luanne Homzy – violin (tracks 11)
Jennifer Takamatsu – violin (tracks 11)
Zach Dellinger – viola (tracks 11)
Vanessa Freebairn-Smith – cello (tracks 11)
Matt Berninger – vocals (track 12)
Michaela Favara – vocals (track 13)
Sarah Greenwell – vocals (track 13)
Jamie Montes – vocals (track 13)




Erscheinungsjahr: 2024


Stil: Independent Rock, Independent Pop


Trackliste:

1. Five Dice (1:40)
2. Bells And Whistles (4:07)
3. El Capitan (3:54)
4. Bas Jan Ader (3:54)
5. Tiny Suicides (4:44)
6. All Threes (5:24)
7. Rainbow Overpass (3:01)
8. Hate (4:52)
9. Real Feel 105° (3:25)
10. Spun Out (3:36)
11. Trains Still Run On Time (3:47)
12. The Time I Have Left (3:32)
13. Tin Soldier Boy (5:01)

Gesamtspieldauer: 51:04



„Five Dice, All Threes“ ist das bereits elfte Studioalbum der US-amerikanischen Band Bright Eyes. Es wurde am 20. September 2024 auf dem Plattenlabel Dead Oceans veröffentlicht. Das Album enthält Kollaborationen mit Alex Orange Drink, Cat Power und Matt Berninger. Die beiden Lieder „Bells and Whistles“ und „Rainbow Overpass“ wurden vorab als Singles im Juni und Juli desselben Jahres veröffentlicht.

Nachdem es zuvor ganze neun Jahre gedauert hatte, bis die Fans das nächste Album der Band hören konnten, waren es dieses Mal lediglich vier Jahre, bis ein neues Album erschien. Und auch „Five Dice, All Threes“ klingt – so viel sei bereits verraten – eindeutig nach Bright Eyes. Das wiederum liegt allerdings nicht nur an der einprägsamen Stimme des Conor Oberst. Es ist diese Verbindung aus experimentellen Ansätzen in Verbindung mit schönen Melodien, die die Musik von Bright Eyes durchaus zu etwas Besonderem werden lässt.

„Five Dice, All Threes“ beginnt mit einer Soundkollage, in die ein kleines Hörspiel eingebettet wurde und endet am Ende von „Tin Soldier Boy“ ebenso. Dazwischen befinden sich Lieder, alle im Bereich des Rocks, manchmal auch im Pop angesiedelt, die vielleicht nicht gleich beim ersten Mal, jedoch mit den weiteren Durchläufen ins Ohr gehen. Das klingt alles locker und zumeist sogar irgendwie positiv, was für ein Bright Eyes Album auch nicht selbstverständlich ist. Der Gesang des Conor Oberst, der mitunter fast schon weinerlich klingt, befeuert dieses Mal auch fröhlichere Stimmungen ohne dabei einen Widerspruch hervorzurufen. Selbst hier passt seine außergewöhnliche Gesangsstimme.

Besonders gelungen klingt die Musik von Bright Eyes auf „Five Dice, All Threes“, wenn die Bläser oder Streicher ihren Einsatz haben. Überhaupt die Instrumentierung der Lieder. Bläser und Streicher habe ich bereits erwähnt, dann aber hier mal ein Banjo, da ein Glockenspiel, eine Mandoline, ein Pfeifen, Saxophon, Gesprächsfetzen und und und. Genau das macht auch die Musik dieser außergewöhnlichen Band aus, die für sich selbst gar nicht mal so unvorhersehbar ist – wenn man sie schon länger verfolgt – im Vergleich zu anderen Bands jedoch immer wieder unfassbar überrascht.

Doch trotz all dieser Eigenschaften schafft es „Five Dice, All Threes“ nicht an die großen Alben der Band Anfang der 2000er Jahre anzuknüpfen. Das wiederum liegt daran, dass die Lieder zwar überzeugen, wenn man sie mehrmals gehört hat, jedoch deutlich weniger nachhallen. Es macht Spaß das Album zu hören, wenn es allerdings verklungen ist, vergisst man es auch schnell. Besonderen Alben passiert das nicht. Auch nicht manch anderen Bright Eyes Alben. Trotzdem hebt sich diese Musik sehr positiv von dem Einheitsbrei ab, den man sonst meist zu hören bekommt.

Fazit: „Five Dice, All Threes“ ist ein gutes Album geworden. Es reicht nicht ganz an die Großtaten der Band zum Anfang des Jahrtausends heran, doch es unterhält und es macht Spaß zuzuhören – auch wenn es keinen länger anhaltenden Eindruck hinterlässt. Ich muss mir unbedingt aufschreiben „Five Dice, All Threes“ regelmäßig aufzulegen, denn irgendwie lohnt es schon. Zehn Punkte.

Anspieltipps: All Threes, Tin Soldier Boy



Donnerstag, 26. Juni 2025

Arctic Monkeys – AM

 





Besetzung:

Alex Turner – lead and backing vocals, guitar
Matt Helders – drums, backing vocals
Jamie Cook – guitar
Nick O'Malley – bass, backing vocals, baritone guitar


Gastmusiker:

James Ford – keyboards (tracks 3, 6–12)
Josh Homme – backing vocals (tracks 3 and 11)
Pete Thomas – percussion (track 7)
Bill Ryder-Jones – additional guitar (track 8)




Erscheinungsjahr: 2013


Stil: Independent Rock


Trackliste:

1. Do I Wanna Know? (4:32)
2. R U Mine? (3:21)
3. One For The Road (3:26)
4. Arabella (3:27)
5. I Want It All (3:05)
6. No.1 Party Anthem (4:03)
7. Mad Sounds (3:35)
8. Fireside (3:01)
9. Why‘d You Only Call Me When You‘re High? (2:41)
10. Snap Out Of It (3:13)
11. Knee Socks (4:17)
12. I Wanna Be Yours (3:04)

Gesamtspieldauer: 41:48



„AM“ heißt das fünfte Studioalbum der englischen Rockband Arctic Monkeys. Es wurde am 9. September 2013 auf dem Plattenlabel Domino Recording Company veröffentlicht. Das Album wurde zu einem der erfolgreichsten Alben der Arctic Monkeys, es führte in mehreren Ländern die Charts an und erreichte in vielen weiteren Ländern Top-Ten-Positionen. An der Spitze der UK-Album-Charts verkaufte es sich in der ersten Woche über 157.000 mal und wurde mit 73.000 verkauften Exemplaren zu einem der meistverkauften Vinyl-Alben des Jahrzehnts.

„AM“ gewann den Brit Award für das britische Album des Jahres und wurde für den Grammy Award für die beste Rock-Performance („Do I Wanna Know?“) und den Mercury Prize nominiert. In diversen Listen wird das Album geführt. Der New Musical Express nannte es das beste Album des Jahrzehnts und nahm es in seine Liste der „500 Greatest Albums of All Time“ auf. Und auch das Rolling Stone Magazin nahm es in die 2020-Ausgabe seiner Liste der „500 Greatest Albums Of All Time“ auf.

Ganz schön viele Lobeshymen, die man als Freund des Rocks nicht unbedingt verstehen muss. Aber so ist das eben mit solchen Ranglisten, diese sind und bleiben eben doch auch nur Geschmackssache. Doch was hat es jetzt mit „AM“ auf sich? Nun, die Platte ist wahrlich kein schlechtes Album. Sehr viele musikalische Einflüsse lässt die Band mit in das Album einfließen. So hört man auf „AM“ Pop, Blues Rock, Hard Rock, R&B, Funk und Soul und auch leichte Hip-Hop-Anleihen. Dabei erklingt das Album in sich geschlossen, die unterschiedlichen musikalischen Genres fügen sich perfekt zusammen ohne, dass dies irgendwie konstruiert klingen würde.

Einen Ausfall gibt es auf der Platte ebenso nicht zu beklagen. Man legt „AM“ auf und kann das Album in einem durchhören, ohne den Tonarm an dieser oder jener Stelle etwas weitersetzen zu müssen. Das klingt alles gut und eingängig und macht auch Spaß beim Zuhören. Doch packt es einen auch so sehr, dass es zu den besten Alben aller Zeiten gezählt werden sollte? Nein, definitiv nicht!

Auf „AM“ hört man guten und abwechslungsreiche Rockmusik – perfekt produziert. Dabei überzeugen die einen Titel etwas mehr, die anderen etwas weniger. Den absoluten „Übersong“ gibt es jedoch nicht – genauso wenig wie den Totalausfall. Die Lieder gehen unaufgeregt ins Ohr und haben auch einen gewissen Wiedererkennungswert. Klasse auch die Gesangsharmonien, mit Stimmen, die oftmals fast an die Bee Gees erinnern. Was dieses Album allerdings über andere Platten dieses Jahres oder gar Jahrzehnts erheben soll, das erschließt sich einem nicht. Alleine in diesem Jahr veröffentlichten unter anderem Amplifier, Steven Wilson, Haken oder Motorpsycho Alben, die deutlich mehr Eindruck hinterlassen. Aber – Geschmackssache eben.

Fazit: „AM“ von den Arctic Monkeys ist ein eingängiges und abwechslungsreiches Album geworden, was man immer wieder gern auflegt und hört. Die einzelnen Lieder gehen ins Ohr und „wachsen“ mit jedem Durchlauf noch etwas weiter. Es macht Spaß zuzuhören, denn man wird auf eine sehr vielschichtige musikalische Reise mitgenommen, die viele Stile einschließt und niemals langweilig wird. Spannend ist das allemal. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Do I Wanna Know?, Arabella, Fireside