Samstag, 22. März 2025

Jethro Tull – Curious Ruminant

 



Jethro Tull – Curious Ruminant


Besetzung:

Ian Anderson – vocals, flute, acoustic guitar, mandolin
Jack Clark – electric guitar
David Goodier – bass guitar
John O'Hara – piano, keyboards, hammond organ, accordion
Scott Hammond – drums
James Duncan – drums, cajon
Andrew Giddings – piano, keyboards, accordion




Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Folk, Art Rock


Trackliste:

1. Puppet And The Puppet Master (4:05)
2. Curious Ruminant (6:00)
3. Dunsinane Hill (4:17)
4. The Tipu House (3:31)
5. Savannah Of Paddington Green (3:13)
6. Stygian Hand (4:16)
7. Over Jerusalem (5:55)
8. Drink From The Same Well (16:41)
9. Interim Sleep (2:32)

Gesamtspieldauer: 50:34



„Curious Ruminant“ ist bereits das 24. Studioalbum von Jethro Tull. Nachdem zwischen der Platte „The Jethro Tull Christmas Album“ aus dem Jahr 2003 und „The Zealot Gene“ im Jahr 2022 ganze neunzehn Jahre lagen, veröffentlicht Ian Anderson nun wieder regelmäßig unter dem Namen seiner Band und weniger in Form von Solo-Alben. „Curious Ruminant“ erschien am 7. März 2025 auf dem Plattenlabel InsideOut Music.

Auf „Curious Ruminant“ bekommt man Folk Rock zu hören, wie er von Jethro Tull ähnlich Ende der 70er Jahre aufgeführt wurde. Die Querflöte scheint dabei immer mehr im Vordergrund zu stehen und befeuert damit natürlich dieses Alleinstellungsmerkmal in der Musik von Jethro Tull und bewirkt, dass man die Musik sofort zuordnen kann. Dies gelingt auch durch den Gesang des Ian Anderson, der auf „Curious Ruminant“ zwar gealtert, aber keineswegs zerbrechlich klingt.

Die einzelnen Stücke gehen ins Ohr, ohne dabei jedoch zu viel Eindruck zu hinterlassen. Sicherlich wird man als Jethro Tull Fan beim Hören von „Curious Ruminant“ nicht enttäuscht, der ganz große Wurf ist das Album allerdings nicht geworden, eher eine solide Platte, die so jedoch nur von Jethro Tull veröffentlicht werden kann. Die einzelnen Lieder gebären sich dabei mal etwas rockiger, wie gleich der Opener „Puppet And The Puppet Master“ oder der Titeltrack, dann aber auch folkig, wie zum Beispiel die Nummer „Stygian Hand“. Ian Anderson reizt genau diese Bandbreite aus, ohne dabei jedoch bis in die Extreme abzudriften.

Beim fast siebzehnminütigen „Drink From The Same Well“ könnte man allein schon von der Länge des Stücks her auf einen progressiven Titel tippen. Nun, in der ersten Hälfte des Liedes hört man ein Instrumentalstück, bei dem erneut die Querflöte im Vordergrund steht. Unterstützt wird das Ganze entweder durch das Piano oder ein Akkordeon. Progressiv ist daran im Grunde genommen nichts mehr. Dann, etwa aber der Mitte, beginnt das eigentliche Stück mit Gesang. Eine schöne Nummer, die allerdings nur wenige Minuten andauert, um schließlich im dritten Teil wieder in die erste, instrumentale Passage zu münden. Beendet wird das Album mit dem kurzen, mit Sprechgesang versehenen Stück „Interim Sleep“, welches so gar nicht zum Rest der Platte passen will.

Fazit: Wenn man auf die Musik von Jethro Tull steht, dann kann man mit „Curious Ruminant“ definitiv nichts falsch machen. Alle Fans der Band wird es freuen. Der große oder besondere Wurf ist Ian Anderson mit dem Album allerdings nicht mehr gelungen. Das klingt alles ganz nett – ohne Ausreißer nach unten. Wird man dieses Album allerdings retrospektiv zu den Großtaten der Band zählen? Kaum. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Savannah Of Paddington Green



Donnerstag, 20. März 2025

Steven Wilson – The Overview

 



Steven Wilson – The Overview


Besetzung:

Steven Wilson – vocals, keyboards, acoustic bass, bass guitar, piano, acoustic guitars, electric guitars, strings, harmonium, percussion, sound design, drum programming, handclaps, celesta


Gastmusiker:

Randy McStine – sound design / fx, vocals, guitars, backing vocals, moog, ukulele
Russell Holzman – drums
Adam Holzmann – mellotron, hammond organ, piano, modular synthesizer, rhodes piano, moog
Willow Beggs – vocals
Theo Travis – jasonsaxes, ambient flutes, soprano saxophone
Andy Partridge – lyrics
Rotem Wilson – voice
Niko Tsonev – guitar solo
Craig Blundell – drums


Label: Fiction


Erscheinungsjahr: 2025


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Objects Outlive Us (23:19)

    - No Monkey's Paw
    - The Buddha Of The Modern Age
    - Objects: Meanwhile
    - The Cicerones
    - Ark
    - Cosmic Sons Of Toil
    - No Ghost On The Moor
    - Heat Death Of The Universe

2. The Overview (18:21)

    - Perspective
    - A Beautiful Infinity I
    - Borrowed Atoms
    - A Beautiful Infinity II
    - Infinity Measured In Moments
    - Permanence

Gesamtspieldauer: 41:40



Steven Wilson meinte in einem Interview, dass er sich auf keinen Fall wiederholen möchte. Und dies macht er mit seinem neuen Album „The Overview“ auch keinesfalls. Einmal mehr bewegt sich Steven Wilson auf neuen musikalischen Pfaden, die dieses Mal nicht nur wegen der beiden langen Nummern von jeweils etwa zwanzig Minuten, wieder in Richtung Progressive Rock tendieren. Oder mag man es New Artrock nennen? Egal, „The Overview“ wirkt und klingt überzeugend.

„The Overview“ ist ein Konzeptalbum geworden, welches sich mit dem Universum, der Erde, der Menschheit und deren Platz in eben diesem Universum beschäftigt. Dabei wechselt die Musik genretechnisch von Ambient über Pop und Rock zu Elektronik. Weiter gibt es Artrock, Progressive Rock sowie einen kurzen Fusion-Ausflug zu hören. Auch wenn sich „The Overview“ stark von den Vorgängeralben Steven Wilsons und auch jenen von Porcupine Tree unterscheidet, so hört man trotzdem sehr schnell heraus, dass es sich hier um eine Steven Wilson Platte handelt. Sind es die Harmonien, die Genrewechsel oder auch der Gesang des Engländers, immer wieder stößt man unweigerlich auf Passagen in der Musik, die eindeutig auf Steven Wilson hindeuten.

Dabei erhört man auch andere Einflüsse in der Musik auf „The Overview“. Mal ist es ein Abschnitt mit einer Reminiszenz an David Bowie, dann wieder ein kurzer Abschnitt, der mich sehr an „Starless“ von King Crimson erinnert. Alles klingt dabei in sich schlüssig, sowohl die Genreübergänge, wie auch jene gerade erwähnten Anspielungen – bewusst oder unbewusst gewählt. Dies gilt ebenso für neue gesangliche Facetten, die Steven Wilson mit Falsett-Gesang erklingen lassen oder Fusion-artige Passagen, die unweigerlich zum Vibrieren des Trommelfells führen.

Beide Titel überzeugen für sich. Der Titeltrack beginnt dabei nochmals überraschend mit pulsierenden Synthesizer-Sounds, ist insgesamt auch deutlich Synthesizer-lästiger, als der erste Titel „Objects Outlive Us“. Er weist jedoch trotzdem auch wieder sehr viel Abwechslung und genreübergreifende Musik auf. Obwohl anders gestaltet, ergänzen sich beide Nummern zu einem großen Ganzen und insgesamt zu einem sehr gelungenen Album.

Fazit: Wieder mal neue Töne von Steven Wilson, der sich eben auch nicht wiederholen möchte. Gelungen, kann man sagen. „The Overview“ klingt anders, als die bisherigen Platten des Steven Wilson und dabei abwechslungsreich und spannend. Tolle Musik, um Eindrücke aus dem Weltall zu genießen – obwohl die Platte definitiv keine Ambient-Platte ist. Elf Punkte.

Anspieltipps: Bei zwei Liedern, beide.



Mittwoch, 12. März 2025

Eloy – Echoes From The Past

 



Eloy – Echoes From The Past


Besetzung:

Frank Bornemann – vocals, guitar
Steve Mann – keyboards
Klaus-Peter Matziol – bass
Stephan Emig – drums, percussion


Gastmusiker:

Tobias Reckfort – several additional keyboards on 1, 2, 4, 6, 7, programmings on 6
Nic Knoll – several additional keyboards on 1, 4, 6,7, 8
Arthur Kühfuss – backing vocals
Finn Mac Cozmac – backing vocals
Carinha – backing vocals
Elin Bell – backing vocals
Anke Renner – backing vocals
Kim Baete – backing vocals




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Conspiracy (5:44)
2. Compassion For Misery (3:04)
3. Echoes From The Past (5:39)
4. Danger (4:41)
5. Deceptive Glory (5:09)
6. Warning Signs (6:33)
7. Fate (3:20)
8. The Pyre (9:21)
9. Farewell (5:17)

Gesamtspieldauer: 48:53



„Echoes From The Past“ ist nicht nur das zwanzigste Studioalbum von Eloy, wenn man den Soundtrack „Code Name: Wild Geese“ von 1984 nicht mitrechnet, es ist auch der dritte und abschließende Teil der Trilogie um das Leben und Wirken der französischen Nationalheldin Jeanne d’Arc. „Echoes From The Past“ erschien im Jahr 2023 auf dem Plattenlabel Drakkar Entertainment.

Nun, lange muss man nicht in die Platte hineinhören, um zu spüren, dass es sich bei „Echoes From The Past“ um ein Eloy-Album handelt. Bereits im ersten Stück „Conspiracy“ gibt es eine Passage, die unüberhörbar an „Poseidon’s Creation“ aus dem 1977er Album „Ocean“ angelehnt ist. Doch auch ansonsten klingt diese Platte nach Eloy. Natürlich ist da der Gesang Frank Bornemanns, dessen Stimme nun etwas gealtert klingt – kein Wunder bei inzwischen 78 Jahren. Doch dieser Gesang gehört einfach zu Eloy und ist nicht wegzudenken. Schließlich sind es auch der Synthesizer-Sound sowie das Gitarrenspiel, alles Zutaten, die eindeutig nach Eloy klingen.

Alle Zutaten eines überzeugenden Eloy-Albums sind auch auf „Echoes From The Past“ enthalten. Opulente Instrumentierung, schöne Melodien und viele atmosphärische Wechsel im Liedaufbau. Das klingt mal sphärischer, dann wieder rockig, und das ein oder andere überzeugende Gitarrensolo lässt Frank Bornemann auch wieder mit einfließen. Kopfhörer auf, ein gemütliches Plätzchen gesucht und eine kleine musikalische geschichtliche Reise kann beginnen, die inhaltlich aber bekanntlich kein Happy End nahm. Dafür kann die Musik Eloy-Fans umso mehr überzeugen.

Im Booklet sind glücklicherweise alle Texte in einem Heftchen mit abgedruckt, wenn man denn die Geschichte mit verfolgen möchte ist das sicher eine angenehme Zugabe. Dazu gibt es noch ein kleines Poster, was allerdings natürlich sehr klein gefaltet werden musste. Trotzdem kein 08/15 Cover und insgesamt natürlich wertiger als jedes Streaming-Format.

Fazit: Wer die Musik von Eloy bereits lange verfolgt und diese zu schätzen weiß, der wird auch „Echoes From The Past“ mögen. Eloy experimentieren auf dieser Scheibe nicht mit ihrem musikalischen Stil, sondern präsentieren Musik, die nach Eloy klingt und die so wohl auch von Eloy-Fans gewünscht wird. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Danger, Farewell