Mittwoch, 4. März 2015

Yes – The Ladder




Yes – The Ladder


Besetzung:

Jon Anderson – lead vocals
Steve Howe – lead and acoustic guitars, steel, mandolin, backing vocals
Billy Sherwood – guitars, backing vocals
Chris Squire – bass, backing vocals
Alan White – drums, percussion, backing vocals
Igor Khoroshev – keyboards, backing vocals


Gastmusiker:

Randy Raine-Reusch – world instruments
Rhys Fulber – dance loops
Tom Keenlyside – piccolo, tenor saxophone on "Lightning Strikes"
Derry Burns – trumpet on "Lightning Strikes"
Rod Murray – trombone on "Lightning Strikes"
Tom Colclough – alto saxophone on "Lightning Strikes"
Neil Nicholson – tuba on "Lightning Strikes"


Label: Eagle Records


Erscheinungsdatum: 1999


Stil: ArtPop, Progressive Rock


Trackliste:

1. Homeworld (The Ladder) (9:34)
2. It Will Be A Good Day (The River) (4:53)
3. Lightning Strikes (4:35)
4. Can I? (1:31)
5. Face To Face (5:03)
6. If Only You Knew (5:42)
7. To Be Alive (5:07)
8. Finally (6:01)
9. The Messenger (5:13)
10. New Language (9:19)
11. Nine Voices (3:22)

Gesamtspieldauer: 1:00:25




„The Ladder“ heißt das achtzehnte Studioalbum der britischen Progressive Rockband Yes und wurde im Jahr 1999 veröffentlicht. Viele Fans waren sich vor der Veröffentlichung sehr unsicher, ob es noch mal einen Schritt schlechter werden könne als bei „Open Your Eyes“, dem Vorgängeralbum. War der Bodensatz schon erreicht oder sollte es qualitativ nochmal ein wenig bergab gehen? Oder vielleicht würde es doch wieder besser werden? Nun, wenn die Platte mit „Lightning Strikes“ beginnen würde und sich daran „Can I?“ sowie „Face To Face“ anschließen würden, ich bin mir sicher, ich hätte es nicht weiter ertragen und die CD sofort wieder aus dem Player herausgeholt und nie wieder angehört. Yes versuchen hier wahrlich irgendwie mit karibischen Klängen zu punkten. Bei den beiden erstgenannten Stücken hört man das sehr offensichtlich heraus, bei „Face To Face“ zwar nur noch etwas dezenter, jedoch klingt das ebenfalls nach ziemlich billigem Pop, überaus einfallslos und extrem langweilig. Außerdem habe ich das unbestimmte Gefühl, dass die Band damit gerade die Deutschen Fans ein wenig auf den Arm nehmen möchte, denn ich bin mir absolut sicher, dass Jon Anderson auf „Can I?“ „Bäh, bäh, bäh Du depperter Depp, Du!“ singt. Ganz eindeutig… Der Grund für diesen karibischen Touch in der Musik liegt übrigens darin, dass Jon Anderson und Alan White vorher eine Zeitlang in der Karibik verbrachten und sich dort ganz offensichtlich „inspirieren“ ließen.

Unfassbar grausam so etwas, dabei sollte es dieses Mal doch ganz anders werden. „The Ladder“ sollte laut Plattenfirma eine Mischung aus „Fragile“, „Going For The One“ und den Alben der Rabin-Ära werden. Also durchaus Progressive Rock, allerdings mit einem Ansatz, der auch massenkompatibel und damit gut zu verkaufen wäre. Um dies zu erreichen wurde Bruce Fairbairn engagiert, der zuvor Bands wie Bon Jovi, Aerosmith, AC/DC, Poison, The Cranberries, die Scorpions und Kiss produzierte hatte. Außerdem traf sich die Band dieses Mal im Studio und erarbeitete zusammen neues Material für das neue Album. Bei „Open Your Eyes“ waren noch hauptsächlich Chris Squire sowie Billy Sherwood für die Kompositionen zuständig gewesen, die sie aus altem Material an den Yes-Sound adaptiert hatten. Nun, die Band schrieb die Lieder in Zusammenarbeit, die Texte wurden von Jon Anderson hinzugesteuert. Aus den zahlreichen Vorschlägen wählte dann Bruce Fairbairn, die seiner Meinung nach besten heraus und diese wurden schließlich nochmals überarbeitet und schließlich aufgenommen. „Homeworld (The Ladder)“ war dabei übrigens nicht für die Platte vorgesehen. Erst als Jon Anderson den Text etwas änderte, da man darüber nachdachte, das Lied als Untermalung des Computerspiels „Homeland“ zu veröffentlichen, wurde es dem Album hinzugefügt. Das Science Fiction Computerspiel „Homeland“ wurde schließlich veröffentlicht, jedoch ohne den Yes-Song.

Nun, was gibt es noch außer diesem Karibik-Tönen, die wahrlich niemand von Yes hören möchte? Jede Menge recht belanglosen Pop, den man auch nicht unbedingt braucht. Trotzdem ist „The Ladder“ besser geworden als noch das Vorgängeralbum. Das wiederum liegt darin begründet, dass es auf diesem achtzehnten Studio-Album eben doch noch Titel gibt, die durchaus hörenswert sind. Da ist zum einen der Opener „Homeland (The Ladder)“. Schöne Melodie, ein paar ganz nette Einfälle bezüglich der Dramaturgie des Titels. Außerdem klingen hier Yes auch nach Yes der etwas früheren Jahre. Die Nummer setzt sich aus mehreren Teilen zusammen und ist eben kein 08/15-Titel. Auch das allerletzte Stück des Albums weiß zu überzeugen. „Nine Voices“ ist eine schöne und ruhige Nummer, die hauptsächlich vom Gesang des Jon Anderson und der akustischen Gitarre lebt. Dazu gesellt sich dann wohl noch eine Sitar, die in den Credits unter „World Instruments“ Erwähnung findet und sanfte Orgeltöne. Klingt einfach schön der Titel. Ebenfalls „It Will Be A Good Day (The River)” kann ich durchaus etwas, wegen der wahrlich ins Ohr gehenden Melodie, abgewinnen. Nein, Progressive Rock ist das hier dann natürlich nicht mehr. Den gibt es in Ansätzen aber noch bei „The Messenger“ und „New Language“ – ebenfalls zwei Titel, die durchaus hörenswert sind, wenn auch längst nicht mehr überragend. Übrigens verstarb der Produzent Bruce Fairbairn leider sehr überraschend im Alter von lediglich 49 Jahren direkt nach den letzten Aufnahmen, sodass ein Teil des Abmischens seinen Mitarbeitern zufiel. Einfluss auf die Qualität der Songs hatte das jedoch gewiss nicht.

Fazit: „The Ladder“ gestaltet sich als Album, bei dem man auch leidensfähig sein muss. Es gibt durchaus einige schöne Stellen auf der Scheibe, dann aber auch wieder ganze Lieder, bei deren Hören man ratlos und kopfschüttelnd dasitzt und einfach nicht glauben kann, dass es sich hierbei tatsächlich um Yes-Stücke handelt. Nun, die Platte verkaufte sich auch nicht besser als „Open Your Eyes“, richtig überraschend ist das nicht, denn viele Fans, die der Band schon dreißig Jahre gefolgt waren, konnte das Gesamtergebnis sicherlich nicht zufrieden stellen. Und neue Hörerkreise erschloss man sich mit diesem Album sicherlich auch keineswegs. Nach der Tour zum Album fiel die Band erst einmal wieder auseinander – wie schon so oft. Billy Sherwood fand es jetzt überraschenderweise interessanter und spannender von nun an Jingles für eine Werbefirma zu komponieren. Igor Khoroshev, der gerade frisch aufgenommenes Mitglied bei Yes geworden war, wurde hingegen von den restlichen Musikern wieder gefeuert, da er nach einem Konzert im Jahr 2000 eine junge Frau sexuell belästigt hatte. Was bleibt ist ein Album mit ein paar ganz netten Einfällen und Melodien und auch grausigen Stellen. Acht Punkte.

Anspieltipps: Homeworld (The Ladder), Nine Voices



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