Sonntag, 21. Oktober 2018

Lift – Meeresfahrt




Lift – Meeresfahrt


Besetzung:

Henry Pacholski – vocals
Wolfgang Scheffler – keyboards
Michael Heubach – keyboards
Till Patzer – flute, saxophone, clarinette
Frank-Endrik Moll – drums
Gerhard Zachar – bass guitar
Werther Lohse – vocals, drums (nur Titel 5)


Label: AMIGA (Wiederveröffentlicht durch Sony Music Entertainment)


Erscheinungsdatum: 1979


Stil: Art Rock, Deutsch Rock, Progressive Rock


Trackliste:

1. Wir fahrn übers Meer (4:46)
2. Nach Süden (4:17)
3. Scherbenglas (2:30)
4. Tagesreise (8:35)
5. Meeresfahrt (15:11)
6. Sommernacht (3:41)

Gesamtspieldauer: 39:02



„Meeresfahrt“ heißt das zweite Album der Dresdener Band Lift. Die Platte erschien zunächst im Jahr 1979 auf dem DDR Plattenlabel Amiga und wurde später mehrmals wiederveröffentlicht und anderem auch von Sony Music Entertainment. An vielen Stellen wird diese Platte auch unter der Überschrift „Lift 2“ geführt, was bei einem ziemlich eindeutigen Titel wie „Meeresfahrt“ durchaus überraschend ist. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren Sänger Henry Pacholski sowie Bassist Gerhard Zachar bereits verstorben. Als die Band im Jahr 1978 auf einer Tour durch Polen war, wurde sie in einen Verkehrsunfall verwickelt, während dem diese beiden Musiker ums Leben kamen. Keyboarder Michael Heubach wurde dabei zudem schwer verletzt. Hatte sich das Line-Up der Band bereits vor „Meeresfahrt“ in Bezug zum Debut deutlich verändert, so musste dies gezwungenermaßen nach „Meeresfahrt“ ein weiteres Mal geschehen.

„Meeresfahrt“ startet mit einer unsäglichen Pop-Rock-Nummer mit dem Titel „Wir fahrn übers Meer“. Ein Stampftitel mit viel Mundharmonika und Lagerfeuertext. Unsäglich. Das Gestampfe wird mit dem Lied „Nach Süden“ besser, die Musik allerdings nicht sonderlich. Dieses Lied ist eine poppige Nummer, die irgendwann dankenderweise auch verklingt. Mit „Reiseliedern“ scheinen es Lift irgendwie nicht gehabt zu haben, wobei sie sicher auch lieber in den Westen gefahren wären. „Scherbenglas“ wurde anschließend mit jede Menge Streichern eingespielt und erinnert mich etwas an Mittelaltermusik. Ist auszuhalten. Mit „Tagesreise“ beweisen die Dresdener dann, dass sie doch „Reiselieder“ schreiben können. Die Nummer ist fest im Progressive Rock verhaftet und deutlich interessanter als die kürzeren Nummern zuvor. Wenn dabei allerdings im Chor intoniert wird, klingt es auf seine Art unangenehm. Trotzdem, die einzelnen Teile des Liedes sind spannend aufgebaut, rocken, sind gut arrangiert und wissen zu überzeugen.

Ebenso verhält es sich mit dem Titellied und gleichzeitig längsten Stück des Albums „Meeresfahrt“. Das Lied beginnt langsam und eingängig, mit schönem Flötenspiel auf einem Orgelteppich und steigert sich in seinem weiteren Verlauf. Langanhaltende Instrumentalpassagen kennzeichnen dieses Stück ostdeutschen Progressive Rocks und genau in diesen ausschweifenden Abschnitten ohne Gesang liegt auch die Stärke von „Meeresfahrt“. Das klingt sehr spannend und an jeder Stelle auch sehr melodiös und durchdacht. Beendet wird das Album wieder mit einem etwas kürzeren Stück. „Sommernacht“ ist erneut eine Nummer, die deutlich gegen die beiden längeren Stücke abfällt und einmal mehr diesen sehr seltsam und nach Lagerfeuer klingenden Chorgesang aufweist.

Fazit: Die beiden längeren Stücke auf „Meeresfahrt“, dem zweiten Album von Lift, wissen durchaus zu überzeugen. Die restlichen vier Lieder können vielleicht dann überzeugen, wenn man mit ihnen groß wurde. Heutzutage zum ersten Mal gehört, klingen sie seltsam langweilig und wie aus lang vergangenen Zeiten, woher sie natürlich auch stammen. „Meeresfahrt“ lohnt im Mittelteil für Freunde des Progressive Rock, in seiner gesamten Ausführung für Menschen, die mit dieser Musik groß wurden. Acht Punkte.

Anspieltipps: Tagesreise, Meeresfahrt



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