Dienstag, 23. Juni 2020

Neil Young – Homegrown




Neil Young – Homegrown


Besetzung:

Neil Young – guitar (1, 2, 5, 7-12), harmonica (1, 4, 7-12), piano (2, 3), wine glass (6), piano strings (6), narration (6), vocals (1-5, 7-12)


Gastmusiker:

Ben Keith – pedal steel guitar (1, 2), lap slide guitar (5, 8, 10), dobro (12), wine glass (6), piano strings (6), narration (6), vocals (2, 8, 10, 12)
Tim Drummond – bass (1, 2, 4, 5, 8, 10, 12), vocals (8, 10)
Levon Helm – drums (1, 2)
Karl T. Himmel – drums (5, 8, 10, 12)
Robbie Robertson – guitar (9)
Emmylou Harris – backing vocals (2, 12)
Sandy Mazzeo – backing vocals (8)
Stan Szelest – piano (8), wurlitzer piano (10)


Label: Reprise Records


Erscheinungsjahr: 2020 (aufgenommen 1974 und 1975)


Stil: Folk


Trackliste:

1. Separate Ways (3:32)
2. Try (2:49)
3. Mexico (1:40)
4. Love Is A Rose (2:17)
5. Homegrown (2:47)
6. Florida (2:58)
7. Kansas (2:11)
8. We Don’t Smoke It No More (4:51)
9. White Line (3:14)
10. Vacancy (3:58)
11. Little Wing (2:12)
12. Star Of Bethlehem (2:48)

Gesamtspieldauer: 35:22




Zunächst kurz zur Geschichte des Albums:

Obwohl „Homegrown“ am 19. Juni 2020 veröffentlicht wurde, wurden alle Titel bereits zwischen dem 16. Juni 1974 und dem 21. Januar 1975 eingespielt. Die Orte der Aufnahmen waren dabei Nashville, Woodside und Los Angeles in den USA sowie im Falle des Liedes „Whiteline“ London, England. Als das Album schließlich fertiggestellt war, waren Neil Young die Lieder wohl zu dunkel und zu persönlich, wie er in einem Interview mit dem Rolling Stone Magazine vom 14. August 1975 erzählte: „Diese Platte (Homegrown) ist vielleicht eher das, was die Leute jetzt (1975) lieber von mir hören würden, aber es war einfach ein sehr trauriges Album. Es war die dunklere Seite von Harvest. Viele der Songs hatten damit zu tun, dass ich mit meiner alten Dame (Schauspielerin Carrie Snodgress) Schluss gemacht habe. Es war ein bisschen zu persönlich ... es machte mir Angst.“ Und somit veröffentlichte Neil Young am 20. Juni 1975 die Platte „Tonight‘s The Night“. Ein Album, welches übrigens auch schon zwei Jahre zuvor entstanden war. „Homegrown“ verschwand somit erst mal in der Versenkung, bis eben zum 19. Juni 2020.

Doch so ganz stimmt auch das nicht, denn nicht alle zwölf Titel des Albums werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. „Homegrown“ und „Star Of Bethlehem“ erschienen zum Beispiel bereits auf dem Album „American Stars ‘n Bars“. Jenes „Star Of Bethlehem“ sowie „Love Is A Rose“ auch auf dem Sampler „Decade“. „Little Wing“ befindet sich auf dem 1980er Album „Hawks & Doves“. Die beiden Stücke „Kansas“ und „Mexico“ sind zwar nicht auf Platte gepresst, allerdings auf dem Konzertfilm „Neil Young Trunk Show“ enthalten.

Nun zur Musik:

„Homegrown“ wurde nun genau so veröffentlicht, wie es ursprünglich geplant war. Selbst das ursprüngliche Cover ist hier zu sehen. Stilistisch passt „Homegrown“ sehr viel besser zu „Harvest“, als jenes nach „Harvest“ veröffentlichte „On The Beach. Auf „Homegrown“ hört man Folk Rock, der ab und an auch mal Country-Anleihen enthält. Sehr gut zu hören beim letzten Titel „Star Of Bethlehem“. Auch „Try“ ist eine Nummer, die dem Country sehr nahe kommt. „We Don’t Smoke It No More“ ist dagegen ein groovender Blues-Titel, der außer dem Namen des Titels keinen Gesang enthält, dafür eine umso sehnsüchtiger klingende Mundharmonika. Schließlich gibt es auf „Homegrwon“ mit dem Stück „Florida“ noch etwas Außergewöhnliches für ein Neil Young Album. Ein Traum wird erzählt, dazu wird mit einem nassen Finger über den Rand eines Glases gestrichen, sodass sich ein langanhaltender Ton ergibt. Das klingt sehr surreal und ist definitiv kein Lieblingslied für Freundinnen und Freunde melodischer Musik.

Den Rest der Platte kann man sehr gut dem Folk Rock zuordnen. Meist klingt dieser wirklich melancholisch bis traurig, im Falle von „Vacancy“ allerdings sogar rockig. Die Lieder gehen dabei gut ins Ohr und klingen nach. Man fühlt sich musikalisch sofort in die Zeit um „Harvest“ zurückversetzt. „Homegrown“ klingt gut und in sich geschlossen, es macht Spaß hier zuzuhören, wenn man die frühen Werke des Neil Young mag und zu schätzen weiß.

Die Höhepunkte des Albums sind wie immer Geschmackssache. Mir hat es besonders das sanfte, mit dem Piano instrumentierte „Mexico“ angetan, welches leider nur recht kurz ausfällt. Dazu überzeugt auch „Kansas“ sehr. Erneut ein sanftes Lied, dieses Mal ist es allerdings die akustische Gitarre, die den Gesang des Neil Young begleitet. Das bereits erwähnte „Vacancy“ reißt mit und lockert die Platte insgesamt auf. „Little Wing“ schließlich ist wieder eine ruhige Nummer, die etwas getragen klingt und mit einer schönen Melodie versehen ist.

Fazit: Überraschend, dass Neil Young dieses Album nicht schon früher veröffentlichte, denn es lohnt sich gehört zu werden. Wem Harvest gefällt, die oder der dürfte auch mit „Homegrown“ etwas für sich finden. Schöne Musik, die Erinnerungen aufkommen lässt, obwohl man viele Lieder noch nie gehört hat. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Mexico, Kansas, Vacancy



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