Freitag, 11. Mai 2012

Electric Light Orchestra – Balance Of Power





Electric Light Orchestra – Balance Of Power


Besetzung:

Jeff Lynne – lead vocals, background vocals, guitars, bass guitars, keyboards, piano
Bev Bevan – drums, percussion
Richard Tandy – keyboards, piano, sequence programming


Label: Sony BMG


Erscheinungsdatum: 1986


Stil: Pop, Disco Musik


Trackliste:

1. Heaven Only Knows (2:58)
2. So Serious (2:41)
3. Getting To The Point (4:32)
4. Secret Lives (3:32)
5. Is It Alright (3:26)
6. Sorrow About To Fall (4:06)
7. Without Someone (3:51)
8. Calling America (3:30)
9. Endless Lies (3:00)
10. Send It (3:07)


Bonus Tracks:

11. Opening (0:26)
12. Heaven Only Knows (Alternate Version) (2:32)
13. In For The Kill (3:16)
14. Secret Lives (Alternate Version) (3:26)
15. Sorrow About To Fall (Alternate Mix) (3:50)
16. Caught In A Trap (3:47)
17. Destination Unknown (4:13)

Gesamtspieldauer: 56:17




Eigentlich ist es unglaublich, wenn man sich das Album „Balance Of Power“ von ELO, dem Electric Light Orchestra, anhört. Die Band startete Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts mit einem Musikstil, den man durchaus als progressiv bezeichnen konnte. 16 Jahre später und auf ihrem 12. und bisher vorletzten Album, ist davon nichts, aber auch gar nichts mehr übrig geblieben. Da mag mancher entsetzt gewesen sein, wie sehr sich die Musiker von Genesis in den späteren Jahren von ihren Wurzeln entfernt hatten und wie mainstreammäßig und radiotauglich deren Musik wurde. ELO schafft das ganz mühelos zu toppen. Die Musik auf „Balance Of Power“ ist so was von belanglos, so was von poppig, dass es wahrlich schwer fällt, dafür Worte zu finden.

Die Songs sind gänzlich Schlager-Stücke. Nur der englische Text weist darauf hin, dass diese Lieder in der „Deutschen Hitparade“ mit Dieter Thomas Heck keine Chance bekommen hätten. Von der Art der Musik her, wären allerdings fast sämtliche Stücke prädestiniert für eine Darbietung in dieser Sendung gewesen. Hier gibt es die seichten Melodien, die nichtssagenden Texte und den Sound des Drum-Computers bis zum Abwinken. Und dann schreibt Jeff Lynne im Booklet zur CD die zwei folgenden Sätze: „This was to be the last ELO album of that century. Even so I think it turned out to be one of the better ones (the album, not the century)”. Kann man sich so sehr täuschen?

Mit ganz viel Mühe, mit gaaanz viel Mühe kann man immerhin noch drei Stücke entdecken, die sich wenigstens ein klitzekleines bisschen aus dieser Tristesse hervorheben. Da ist zum einen „So Serious“ und zum anderen „Endless Lies“. Beide Titel sind in ihrem Aufbau zumindest etwas anspruchsvoller - und besitzen eine Melodie, die wenigstens ein wenig ins Ohr geht. Und auch unter den Bonus Tracks findet sich noch ein ganz netter Titel mit „In For The Kill“. Und auch bei dieser Nummer ist es die Melodie, die gelungen ist, auch wenn einen die Rhythmusmaschine fast in den Wahnsinn treibt. Der Rest der Platte ist unsäglich. Da gibt es solche peinlichen Rock’n’Roll-Stücke wie „Send It“, solche, an Belanglosigkeit kaum zu überbietenden Nummern, wie zum Beispiel „Calling America“. Da hört man solch synthetische Lieder wie „Secret Lives“ oder „Is It Alright“. Allein die Rhythmusfraktion - einfach nur schlecht und plastikmäßig. Schade für die Zeit, die man mit dem Hören verschenkt.

Loben muss man Jeff Lynne bei der wiederaufgelegten CD zumindest für die Anzahl der Bonus Lieder, die er den Hörern mit zur Verfügung stellt. Kennt man diese Stücke allerdings schließlich, so kann man sich auch fragen: „Warum nur will er uns so lange quälen?“ Übrigens auch beim Coverdesign hat das Electric Light Orchestra schon mal mehr Kreativität an den Tag gelegt. Aber das sollte hier vielleicht alles auch nicht sein.

Fazit: Fettigsten und poppigtsen Pop bekommt man auf „Balance Of Power“ zu hören. Das ist Musik ohne jeglichen Anspruch, mit der noch eben schnell ein bisschen Geld verdient werden sollte. So wirkt es zumindest. Doch auch das klappte nicht - „Balance Of Power“ ist und war ein Ladenhüter. Und wenn man sich die Musik anhört, ist man in keinster Weise darüber überrascht. Drei Punkte.

Anspieltipps: So Serious, Endless Lies, In For The Kill







1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Okay, ich will nur kurz ein paar zentrale Punkte ansprechen. Dieses Album ist nicht mal so eben schnell auf den Markt geworfen worden, sondern der Künstler hat daran jahrelang herumgefeilt und geändert und geändert und geändert. Dieses Album war Lynne trotz persönlicher Krise nicht weniger wichtig als alle anderen zuvor. Anspruchslos ist es auch keineswegs. Komplex und kunstvoll kann man auf ganz unterschiedliche Art sein. Bei ELO sind es bei den späteren Alben zum Beispiel die Komplexität der Aufnahmetechnik und das vielschichtige Klangpanorama. Nicht jeder kann Klanggebilde so auftürmen, dass es in sich stimmig ist. Ausserdem sucht Lynne immer nach interessanten Studioeffekten, spannungsgeladenen Akkordwechseln und starken Melodien. wer das Booklet liest, erfährt, wie viel Jeff Lynne mit der Studiotechnik experimentiert hat, auch mit digitalen Effekten. Die Behauptung, dass hier keine guten Melodien zu hören sind, ist für mich schwer nachvollziehbar. wenn einer Hooklines bietet, dann Jeff Lynne. Die Texte sind auch nicht belanglos, sondern immer in Kombination mit dem Klanggebilde zu sehen. Sie runden die Atmosphäre ab, und dieses Album hat so was wie ein verstecktes Konzept, nämlich das Ende von einer Beziehung auf verschiedenen Ebenen, und Neuanfang. Das Gesicht-Cover ist in seiner Schlichtheit sehr passend, denn Lynne wollte damit dem ELO im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Gesicht geben, weniger Verspieltheit als bei BOP, rhytmhmischer, etwas reduzierterer 80ies-Sound. Auch unter der Oberfläche gibt es viel zu entdecken. Schon mal die versteckte Anspielung auf Joe Meeks Telstar in Calling America (ein Song über Satelliten) entdeckt? Und was SEnd It betrifft: die einen nennen das einfallslos, ich hingegen sehe darin ein innovatives Konzept, nämlich Technobilly. Bemerkt, dass hier einerseits mit Rockabillyelementen (Besen) gespielt wird, andererseits dann die Hightech-Instrumente dazukommen. Und es gibt so viele weitere interessante Ansätze. So wie bei Destination Unknown habe ich das Saxofon noch bei keinem anderen Popsong gehört.

Fazit: Tolles Album, wenn man den Achtzigersound mag.