Sonntag, 18. November 2012

Birth Control – Operation




Birth Control – Operation


Besetzung:

Bruno Frenzel – guitars, vocals
Bernd Koschmidder – bass-guitar
Reinhard Sobotta – organ, keyboards
Bernd Noske – drums, percussion, vocals


Label: Repertoire Records


Erscheinungsdatum: 1971


Stil: Rock, Krautrock, Progressive Rock


Trackliste:

1. Stop Little Lady (7:20)
2. Just Before The Sun Will Rise (7:39)
3. The Work Is Done (6:00)
4. Flesh And Blood (3:29)
5. Pandemonium (6:36)
6. Let Us Do It Now (11:13)


Bonus Tracks:

7. Hope (Single Version) (4:21)
8. Rollin' (Single Version) (3:56)
9. The Work Is Done (Single Version) (4:02)
10. What's Your Name (Single Version) (3:37)
11. Believe In The Pill (Single Version) (3:43)

Gesamtspieldauer: 1:01:56




„Operation“ nannte die Berliner Krautrock-Band Birth Control ihr zweites Werk. Und damit verursachten die vier Musiker gleich einmal Ärger. Nicht jedoch wegen der auf dem Album enthaltenden Musik, vielmehr wegen dem Cover. Dort sieht man nämlich neben Papst Paul VI. eine Art Kakerlake, die gerade dabei ist, einige Babys zu verspeisen. Damit wollten Birth Control (wie auch durch ihren Namen) gegen die Enzyclica Humanae Vitae des Papstes, der darin die Abtreibung ungeborenen Lebens strikt ablehnte, protestieren. Das war vielen Plattenläden deutlich zu viel kreative Freiheit und sie verweigerten sich, dieses Album zu verkaufen. So wurde zumindest für den britischen Markt ein neues Cover entworfen. Nun waren allerdings zwei riesige Kondome darauf zu sehen - was einen Streik der englischen Packerinnen hervorrief. Dieses Album wollten sie nicht berühren.

Musikalisch ist die Platte eine Mischung aus geradlinigem Rock, mit immer mal wieder eingestreuten progressiven Abschnitten. Geschrieben wurden alle Titel von Gitarrist Bruno Frenzel, der 1983 an den Folgen eines Stromschlags, erlitten auf einer Schweizer Bühne, verstarb. Äußerst kraftvoll klingt das Ganze. Mit einer Ausnahme kommt kein Lied ohne einen treibenden Groove daher, der auch mal an die rockigeren Stellen in den Veröffentlichungen von Grobschnitt erinnert. Dabei weiß zusätzlich der Orgel- beziehungsweise Keyboardeinsatz zu überzeugen. Man kommt dabei gar nicht umhin, den Füßen freien Lauf zu lassen und mit zu wippen.

Für Freunde progressiver Rockmusik sind wohl die Titel „Just Before The Sun Will Rise“ und „The Work Is Done“ sicherlich am Interessantesten. Und natürlich das ursprünglich letzte Lied der Platte: „Let Us Do It Now“. Hier fehlt auch dieser stampfende Rhythmus – die Nummer wird mit einem Piano Solo eingeleitet und entwickelt sich während seiner über elfminütigen Dauer zu einem sehr abwechslungsreichen, manchmal verträumten, melodischen und immer wieder überraschenden Musikstück, welches dem Genre „Progressive Musik“ deutlich am nächsten kommt. Fast durchgängig orchestral untermalt kommt es hier zum, in diesem Fall geglückten Treffen von Bläsern und Streichern, klassischen Rockinstrumenten, Glocken und elegischen Gesangseinlagen.

Fünf Zugaben wurden auf der Wiederveröffentlichung durch Repertoire Records mit dazugepackt. Hier rockt es jetzt dann allerdings durchgängig, wobei die Single „Hope“ durchaus hörenswert ist. Leider finden sich auf meiner Ausgabe im Booklet keine Angaben zu den beteiligten Personen. Wer das Orchester bei „Let Us Do It Now“ ist, kann ich daher ebenfalls nicht nachvollziehen. Auch ob weitere Musiker an der Entstehung der Platte mitwirkten bleibt hier im Dunkeln.

Fazit: Wer der etwas härteren Rockmusik, die jedoch niemals Metal ist, auch etwas abgewinnen kann, der liegt hier schon mal richtig. Krautrock ist auf „Operation“ zu hören, Krautrock der rockt, allerdings auch immer wieder diese progressiven Ansätze offenbart. Dazu gesellt sich am ursprünglichen Ende des Albums noch eines der gut gemachten Annäherungen zwischen Klassik und Rock, sodass dieses Album vielleicht nicht ganz die Qualität der nachfolgenden Veröffentlichungen erreicht - viel fehlt jedoch nicht. Neun Punkte.

Anspieltipps: Just Before The Sun Will Rise, The Work Is Done, Let Us Do It Now, Hope



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