Spock’s Beard – V
Besetzung:
Neal Morse – vocals, piano, synthesizer, acoustic guitar
Dave Meros – bass, stand-up bass, vocals, french horn
Ryo Okumoto – hammond organ, mellotron
Alan Morse – electric guitar, vocals, cello, sampler
Nick D’ Virgilio – drums, percussion, vocals
Gastmusiker:
Katie Hagen – french horn
Chris Carmichael – violin, viola, cello
Kathy Ann Lord – english horn
Joey Pippin – trumpet
Label: Inside Out Music
Erscheinungsdatum: 2000
Stil: RetroProg
Trackliste:
1. At The End Of The Day (16:28)
2. Revelation (6:05)
3. Thoughts (Part II) (4:39)
4. All On A Sunday (4:04)
5. Goodbye To Yesterday (4:40)
6. The Great Nothing (27:02)
I. From Nowhere
II. One Note
III. Come Up Breathing
IV. Submerged
V. Missed Your Calling
VI. The Great Nothing
Progressive Rockmusik? War da nicht mal was in den 70ern? Gibt es denn heutzutage noch Bands, die sich dieser Stilrichtung verschrieben haben? Dreimal ein klares „Ja“. Spock’s Beard, eine Band um den Kopf Neal Morse, hält das Banner „Progressive Rockmusik“ auch zu Beginn dieses Jahrtausends noch hoch. Und mit „V“, irgendwie logischerweise dem fünften Output der amerikanischen Formation, haben sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein richtig gutes Album vorgelegt.
„At The End Of The Day“ beginnt mit dem Sound von Hörnern, wie ein Stück klassische Musik. Und es ist nicht nur wegen seiner Länge von knapp sechzehneinhalb Minuten ein tolles Lied, welches das Herz des Progfans höherschlagen lässt. Rhythmuswechsel, schöne Melodien, schräge Töne, laute und ruhigere Passagen, der Einsatz diverser Instrumente – all diese Stilmittel finden sich auf „At The End Of The Day“. Ein langes Stück Musik, welches nie langweilig wird und immer wieder mit überraschenden Wechseln aufwartet.
Aber auch in ihren kürzeren Titeln geizen die „Bärte“ nicht mit Abwechslung. „Revelation” besteht aus zwei Teilen, einem ruhigen, sphärischen sowie einem fast schon Hardrock-mäßigen und deutlich schnelleren Part. „Thought’s (Part II)“ beginnt anschließend herrlich schwebend mit Gesang und Akustik-Gitarre, bevor es ebenfalls an Fahrt aufnimmt. Und dann kommt er, ein Gesangsteil, der so sehr an beste Gentle Giant Zeiten erinnert. Es folgen noch Streicher und – und – und. In diesem viereinhalbminütigen Stück steckt so viel Abwechslung, wie es einem Musikhörer in der heutigen Zeit nur noch ganz selten geboten wird.
„All On A Sunday“, die nächste Nummer auf dem Album, nähert sich anschließend fast schon der Musikrichtung „Pop“ und erinnert schwer an die Beatles. Wohingegen „Goodbye To Yesterday“ zunächst sehr getragen daherkommt, dann zwar auch an Tempo gewinnt, allerdings nicht wirklich ein „lauteres“ Lied wird. Für mich ist der Song fast schon an der Grenze zum „Schmalzigen“ und auch das schlechteste Lied auf der CD.
Aber dann kommt er noch, der Höhepunkt oder das Werk, des gesamten Albums: „The Great Nothing“. Abwechslungsreicher kann man Musik nicht darbieten. Hier hauen die fünf Amerikaner alles raus, was es „rauszuhauen“ gibt an Melodien, Rhythmen, Instrumentierung, und Atmosphäre. Ein genialer Song, den man nicht mit „kurz mal reinhören“ begreifen kann, dazu ist die Stelle, die man gerade erwischt hat mit Sicherheit zu unterschiedlich zu der Stelle zwei Minuten davor oder danach.
Fazit: Wer die „alten“ Yes mag, gemixt mit etwas „alten“ Genesis und einem Hauch Gentle Giant, den wird das Album begeistern. Und nochmal, dieses Stück Musik entstand nicht in den 70ern, sondern zur Jahrtausendwende. Und von mir gibt es dafür 11 Punkte.
Anspieltipps: Alle Stücke, wobei man sich mit dem “Anspielen” nicht wirklich einen Gefallen erweist, dazu ist die Musik einfach zu abwechslungsreich und selbst in einem Lied zu unterschiedlich.