Die „Greasy Truckers Party“ ist ein Live-Album aus dem Jahr 1972, das von verschiedenen Künstlern bei einem Konzert der Greasy Truckers im Februar 1972 im Roundhouse in London aufgenommen wurde. Bei dem Konzert traten die Bands Man, Brinsley Schwarz und Hawkwind sowie der Musiker Magic Michael auf. Das Album war ursprünglich ein Doppelalbum, welches von Man die beiden Lieder „Spunk Rock“ und „Angel Easy“ enthielt. Im Zuge der Wiederveröffentlichung des Man-Liedkataloges wurden nun alle fünf damals auf dem Konzert von Man gespielten Stücke auf eine CD gepresst.
Bei der Musik auf „Greasy Truckers Present Man“ handelt es sich um eine Mischung aus Blues Rock und einer Art Jam Session. Die vier Musiker dürfen sich in ihrem Spiel mal so richtig ausleben. Spannend klingt dies heute wohl hauptsächlich für Man Fans oder Musik Historiker. Ansonsten klingt dieses Album wie ein wilder Improvisationsritt durch den Blues Rock Anfang der 70er Jahre.
War man bei diesem Konzert dabei, war dies sicherlich spannend. Auf Platte wirkt und klingt es für nicht eingefleischte Fans allerdings ziemlich lang.
Fazit: Ein Live-Album von Man, welches es so noch nicht gab, da bisher nur zwei Lieder aus diesem Konzertmitschnitt auf dem ursprünglichen Doppelalbum vorhanden waren. Für Man Fans sicher klasse, für alle anderen eher langweilig. Vier Punkte.
Im Jahr 2003 veröffentlichten Jethro Tull ihr bisher letztes Studioalbum unter diesem Namen. „The Jethro Tull Christmas Album” hieß dieses und darauf befanden sich – keine Überraschung – alte und neue Jethro Tull Stücke in weihnachtlichem Gewand sowie traditionelle, weihnachtliche Lieder, die auf den Jethro Tull Sound angepasst wurden. Und dann? Dann gab es noch einige Solo-Veröffentlichungen von Ian Anderson, die unter seinem Namen oder unter der „Überschrift“ Jethro Tull’s Ian Anderson erschienen. Die bekannteste Platte dürfte hier wohl „Thick As A Brick 2“ aus dem Jahr 2012 sein.
Und jetzt folgt also im Jahr 2022 das 22. offizielle Studioalbum von Jethro Tull mit dem Titel „The Zealot Gene“. Wie fast immer bei Jethro Tull so hatte es auch dieses Mal wieder im Vergleich zur letzten Veröffentlichung eine Neubesetzung der Musiker gegeben. Und selbst Martin Barre, der seit dem zweiten Jethro Tull-Album „Stand Up“ auch an allen folgenden Alben bis zum bereits erwähnten „Christmas Album“ beteiligt war, war von Ian Anderson ausgetauscht worden. Joe Parrish-James und Florian Opahle ersetzen ihn und sind nun an der Gitarre zu hören. Erstgenannter allerdings lediglich beim Titel „In Brief Visitation“.
Doch nun zur Musik auf „The Zealot Gene“. Es gibt Bands, die erkennt man nach nur wenigen Takten, da sie ganz speziell klingen. Bei Jethro Tull geht das noch schneller. Ein kurzes Brummen und schon erklingt beim Opener „Mrs Tibbets“ die Querflöte des Ian Anderson und kurz danach setzt sein unverwechselbarer Gesang ein. Eindeutig Jethro Tull – von daher wird man schon mal nicht enttäuscht, denn auch die weiteren Titel klingen unverwechselbar nach Jethro Tull. Ian Anderson ist hier keine Experimente eingegangen.
Laut eigener Aussage wollte Ian Anderson mit „The Zealot Gene“ ein eindeutiges Rockalbum machen. Das ist ihm gelungen, jedoch nur zum Teil, denn ein „eindeutiges“ Rockalbum ist „The Zealot Gene“ nicht geworden. Vielmehr wechseln sich auf diesem Album rockige Titel – gut, auch eindeutig rockige Titel – mit folkigen Nummern ab, wobei letztere zum Teil sogar akustisch eingespielt wurden. Spaß macht da das Zuhören durchaus, denn Langweile kommt bei dieser Abwechslung niemals auf.
Den progressiven Ansatz in der Musik von Jethro Tull gibt es allerdings nur noch am Rande. Die Lieder sind kompakt gestaltet und zumeist zwischen drei und vier Minuten lang. Überzeugen können die einzelnen Lieder trotzdem und erinnern im Falle der folkigen Nummern an die Alben Ende der 70er Jahre „Songs From The Wood“, „Stormwatch” und „Heavy Horses“. Bei den rockigeren Titeln können dann durchaus Assoziationen zum 74er Album „Warchild“ aufkommen. Etwas gewöhnungsbedürftig klingt zu Beginn sowie im weiteren Verlauf das zweite Lied „Jacob‘s Tales“, bei welchem immer wieder eine Mundharmonika zum Einsatz kommt. Ein schönes Instrument, doch im Zusammenhang mit der Musik bräuchte ich das auf einem Jethro Tull Album nicht unbedingt. Einen leichten progressiven Touch besitzen noch die beiden Stücke „Mine Is The Mountain“ sowie „The Betrayal Of Joshua Kynde“.
Inhaltlich sieht es dann noch mal ganz anders aus. Da finden sich beim Album „The Zealot Gene“ Parallelen zur vierten und einer der bekanntesten Platten der Band, zu „Aqualung“ aus dem Jahr 1971. Beide Alben befassen sich inhaltlich mit dem Thema Religion und was Eiferer und allzu fanatische Ideologien für Unglück und Leid über diese Welt gebracht haben. Daher auch der Titel des Albums „The Zealot Gene“. Dem Wortursprung aus dem Altgriechischen nach bedeutet der Name der Zeloten, die im 6. Jahrhundert nach Christus gelebt haben, Eiferer.
Nun, unabhängig vom Inhalt und ob man Rock oder Folk auf „The Zealot Gene“ hört, alle Lieder klingen eingängig, melodiös und eindeutig nach Jethro Tull. Das wird sicherlich alle Fans der Band freuen. Dabei klingt die Musik nicht wie ein Aufguss alter Lieder, sondern wie eine Erweiterung des Liedkatalogs der Band um Ian Anderson. Manchmal ist es einfach auch schön, dass auch neue Musik einer Band, einer Musikerin oder eines Musikers so klingt, wie man sie auf vorherigen Alben lieben und zu schätzen gelernt hat – wenn sie denn nicht nur kopiert. Und genau das machen Jethro Tull auf „The Zealot Gene“ nicht, wodurch sich das Album für alle, die die Musik von Jethro Tull lieben auch lohnen wird.
Fazit: Für alle, die die Musik von Jethro Tull lieben ist dieses Album gedacht. Ian Anderson geht auf „The Zealot Gene“ keine Experimente ein und Jethro Tull klingen wir Jethro Tull. Dabei sind die Lieder keine Kopien bereits lang veröffentlichter Lieder, sondern weiten das Repertoire von Jethro Tull aus. Macht Spaß zu hören. Elf Punkte.
Anspieltipps: Mine Is The Mountain, Sad City Sisters, The Betrayal Of Joshua Kynde
„Ainavihantaa“ heißt das dritte Album der finnischen Progressive Rock Band Malady. „Ainavihantaa“ erschien am 17. Dezember 2021 auf dem Plattenlabel Svart Records und beinhaltet Musik, die an frühere, aus dem letzten Jahrhundert stammende Progressive Rock Veröffentlichungen erinnert, welche mit leichten Jazz-Elementen angereichert wurden.
Insgesamt klingt die Musik der Finnen auf „Ainavihantaa“ sehr abwechslungsreich. Sphärische Abschnitte wechseln sich mit rockigeren Passagen ab. Sehr eingängige Melodien werden von leicht jazzigen Anleihen abgelöst. Nicht zuletzt der Einsatz von Saxophon, Querflöte und Klarinette tragen immer wieder zu diesem jazzigen Eindruck aber auch zur Eingängigkeit bei, je nachdem wie sie eingebracht werden. Und genau das macht auch die Musik von Malady auf „Ainavihantaa“ aus, die hier so herrlich unvorhersehbar klingt und immer wieder spannende Wendungen aufweist.
Dabei ist dieses Album eine jener Platten, die sich definitiv öfters gehört gehören. Viele der Melodiebögen erschließen sich einem nicht beim ersten, sondern erst mit dem dritten, vierten oder gar fünften Mal des Hörens – doch dann wirken sie umso eingängiger und überzeugender. Die Lieder „Vapaa Ja Autio“ und „Haavan Väri“ sind übrigens reine Instrumentalnummern. Doch das fällt im Gesamterlebnis des Albums kaum weiter auf, denn da die anderen Titel auf Finnisch eingesungen werden, wirkt der Gesang bei den genannten Liedern eher wie ein zusätzliches Instrument, welches das Hörerlebnis noch erweitert.
Schwierig ist es bei diesem Album einen Höhepunkt herauszuheben. Es überzeugt jeder der sechs Titel. Gerne nenne ich an dieser Stelle jedoch die beiden ersten Nummern „Alava Vaara“ sowie „Vapaa Ja Autio“, da sie zum einen der Hörerin wie dem Hörer einen sehr schönen Gesamteindruck des Albums vermitteln. Einmal mit Gesang, einmal ohne. Zum anderen sind es auch Lieder, die bereits nach dem ersten bis zweiten Durchlauf hängenbleiben und die man auch später sofort mit Malady in Verbindung bringen wird.
Fazit: Progressive Rock mit leichten retro und leichten jazzigen Ansätzen bekommt man auf „Ainavihantaa“ von Malady zu hören. Alles klingt sehr abwechslungsreich, mitunter auch sehr melodiös, dann wieder ein klein wenig „verwinkelter“. Spaß macht das Zuhören für alle Freundinnen und Freunde des Progressive Rocks definitiv und wenn man dem Album eines vorwerfen muss, dann ist es die doch etwas knapp bemessene Laufzeit von etwas über 37 Minuten. Elf Punkte.
„The Sensual World“ heißt das sechste Studioalbum der englischen Musikerin Kate Bush. Es wurde am 16. Oktober 1989 auf dem Plattenlabel EMI veröffentlicht und kletterte bis auf Platz 2 der britischen Albumcharts. In Deutschland erreichte es immerhin Platz 10, in den USA Platz 43. Das Titellied sowie die beiden Stücke „This Woman‘s Work“ und „Love And Anger“ wurden aus dem Album als Singles ausgekoppelt.
Auf „The Sensual World“ hört man eingängigen bis gefälligen Pop, der vom ersten bis zum letzten Stück eine gleichbleibende Qualität aufweist. Sonderlich experimentell klingt Kate Bush auf diesem, ihrem sechsten Studioalbum nicht mehr. Da allerdings auch kein Titel besonders oder besonders wenig überzeugt, läuft das Album als Einheit durch und hinterlässt dabei jedoch leider nur sehr wenige Spuren.
Wer die Musik der Kate Bush mag, die oder der kommt mit diesem Album natürlich trotzdem auf ihre beziehungsweise seine Kosten. Die unverwechselbare Stimme der Engländerin steht wieder einmal im Vordergrund der Musik, die mehrstimmigen Arrangements wissen ebenso zu überzeugen wie die Melodien. Alles klingt einmal mehr sehr eingängig und unaufgeregt. Mitunter glaubt man sich beim Hören eines Kate Bush-Albums in einem Märchen zu befinden, so besonders klingt ihre Stimme. Nur eine etwas abwechslungsreichere „Handlung der Geschichte“ hätte man sich dabei noch gewünscht. Und da genügt die tolle und gesanglich außergewöhnliche Einführung im Lied „Rocket‘s Tail“ leider nicht.
Fazit: „The Sensual World“ erreicht nicht die Klasse des Vorgängeralbums „Hounds Of Love“. Doch auch „The Sensual World“ ist wahrlich keine schlechte Scheibe geworden. Kate Bush Fans dürften sowieso von diesen Klängen überzeugt sein und werden nicht enttäuscht werden. Was jedoch etwas fehlt, dass ist das besondere Lied, welches man immer wieder auf einer Kate Bush Veröffentlichung findet. Acht Punkte.
Auf dem Plattenlabel Grönland Records ist am 21. Januar 2022 das Album „As Long As The Light“ erschienen. Darauf zu hören sind Michael Rother und seine italienischen Lebensgefährtin Vittoria Maccabruni mit elektronischer Musik, die eine Mischung aus Pop und Ambient darstellt.
„As Long As The Light“ ist ein spannendes und durchaus facettenreiches Album geworden, auf dem eingängige Synthesizer-Teppiche mit Sequenzer-Rhythmen und Gitarrenklängen verbunden werden. Um das Ganze noch variantenreicher klingen zu lassen, singt Vittoria Maccabruni bei einzelnen Stücken sanfte Pop-Melodien ein oder man hört Atemgeräusche und Herzschläge, die in ersterem Fall wohl von Michael Rother stammen.
Und so erschließt sich einem beim Hören ein wahrlich abwechslungsreiches Album, welches trotz manch experimentelleren Ansatzes immer warm und eingängig klingt und keine kalten Synthesizer-Kollagen für die Hörerin und den Hörer bereithält. Alles klingt melodiös und beim letzten Lied „Happy (Slow Burner)“ glaubt man fast dem Abspann eines spannenden Films zu lauschen.
Alles wirkt, immer wieder entstehen neue Klanglandschaften, entwickeln sich neue, eingängige Melodien. Dann blubbert es mal an dieser Stelle, dort schnarrt es und alles ist maximal in ein sich im Mid-Tempo bewegendes Gesamtbild eingebettet. Das klingt entspannt und entspannend und trotzdem auch spannend, weil nie vorhersehbar. Zwar ist „As Long As The Light“ kein Album geworden, auf dem die Musik neu erfunden wird, doch darauf werden viele Mosaiksteinchen sehr gelungen verbunden und machen Spaß auf diese Weise gehört zu werden.
Fazit: Entspannte elektronische Musik gibt es auf „As Long As The Light“ zu hören, die mit Gesang, Geräuschen und auch Gitarrenklängen angereichert wurde. Alles erklingt sehr unaufgeregt und die Spannung der Scheibe liegt in ihrer Vielseitigkeit, denn die Musik ist sehr entspannt. Elf Punkte.
„25“ heißt das dritte Studioalbum der englischen Sängerin Adele, das am 20. November 2015 auf dem Plattenlabel XL Recordings veröffentlicht wurde. Der Titel „25“ bezieht sich wieder auf das Alter der Adele Atkins zur Zeit der Entstehung des Albums. „25“ war das weltweit meistverkaufte Album des Jahres 2015 mit 18,4 Millionen verkauften Exemplaren innerhalb des Jahres und hat sich weltweit bisher über 22 Millionen Mal verkauft, was es zum viertbestverkauften Album des 21. Jahrhunderts, zum zweitbestverkauften Album der 2010er Jahre (hinter „21“). Die Lieder „Hello“, „When We Were Young“, „Send My Love (To Your New Lover)“ sowie „Water Under The Bridge“ wurden auch als Singles veröffentlicht.
Auf „25“ hört man Pop mit souligen Einsprengseln und leichten R&B-Ansätzen. Definitiv ist „25“ massenkompatibel, was natürlich nicht zuletzt auch die Verkaufszahlen belegen. Freilich hat die Engländerin eine schöne Stimme, es packt einen trotzdem nicht allzu viel auf dieser Scheibe. Man hört hier größtenteils radiotaugliche Musik, die überwiegend eingängig aus den Boxen strömt ohne dabei allzu viel Eindruck zu hinterlassen. Die Lieder klingen alle etwas pathetisch überladen und gehen zwar auch bereits beim ersten Mal des Hörens ins Ohr, dieses Gefühl des Besonderen fehlt den Nummern allerdings.
Der erste Titel des Albums, das Lied „Hello“ dürfte wohl auch das bekannteste Stück auf „25“ sein. Und gleichzeitig ist dieses Lied auch der Höhepunkt des Albums. Wer dieses Stück kannte und sich aufgrund dessen das Album zulegte, dürfte einigermaßen enttäuscht gewesen sein, denn qualitativ reichen die restlichen zehn Lieder nicht an dieses heran. Selbstverständlich ist „25“ kein schlechtes Album geworden oder gar eines, bei dem man den Raum fluchtartig verlassen müsste. Aber es ist ein auf Massentauglichkeit getrimmtes Album, welches sich ideal für „Nebenbeihörer“ eignet.
Fazit: Die Lieder auf „25“ gehen ins Ohr, mal mehr, mal weniger. Den Höhepunkt der Scheibe bekommt man gleich zu Beginn zu hören, ansonsten lebt diese Scheibe nicht von den Liedern, sondern vom Gesang der Adele Atkins, die diesen hier wunderbar variantenreich einsetzt. Dadurch wird „25“ jedoch nicht zu einem tollen Album. Die Musik bleibt Durchschnitt und tut keinem weh. Acht Punkte.
Knut Kippersund Nesdal – lead vocals and keyboards
Eivind Strømstad – electric and acoustic guitars, electric baritone guitar, 12-string acoustic guitar, mandolin, keyboards, programming and backing vocals
Åsa Ree – violin, percussion and backing vocals
Ingvild Nordstoga Eide – viola and backing vocals
Ole Gjøstøl – acoustic grand piano, keyboards, programming, electric organ, glockenspiel and backing vocals
Morten Strypet – electric bass and backing vocals
Mats Lillehaug – drums, percussion and backing vocals
Meer ist eine norwegische Band, die sich im Jahr 2008 – ursprünglich als Duo – gegründet hat. Im Jahr 2012 erschien eine erste EP, 2016 dann das erste vollständige Album „Night By Day“. Am 29. Januar 2021 wurde schließlich das zweite Album der Band mit dem Titel „Playing House“ auf dem Plattenlabel Karisma Records veröffentlicht.
Auf ihrer Internetseite beschreiben die Musiker ihre Musik als eine Mischung aus orchestralem Pop, klassischer Musik und progressivem Rock. Das ist eine ganz zutreffende Umschreibung der Musik der Norweger, wenn es auch die klassische Musik nur sehr am Rande und mit viel Fantasie zu hören gibt. Auf „Playing House“ hört man reich instrumentierten, oftmals schwelgerischen Pop, der durchaus auch progressive Ansätze aufweist. Gerade zu Beginn des Albums bekommt man wunderschöne Melodien zu hören, die dann auch überraschende Wendungen vollführen.
Im weiteren Verlauf des Albums klingt es dann noch etwas poppiger und die Melodien verstehen nicht mehr ganz so zu packen. Teilweise wird dabei atmosphärisch durch Chöre und einen orchestralen Ansatz sogar das Genre des Musicals angekratzt. Manchmal ist weniger eben doch mehr. Die Höhepunkte des Albums sind für mich die ersten beiden Lieder „Picking Up The Pieces“ und „Beehive“ sowie das ebenfalls sehr schöne „Child“. Doch auch die anderen Titel wissen größtenteils zu gefallen, auch wenn sie nicht ganz an diese Nummern heranreichen, da weniger eingängig oder dann doch zu überbordend orchestriert und produziert. Doch Hörerinnen und Hörer, die auch bombastische, an das Musical heranreichende Musik mögen, werden dies sicherlich ganz anders bewerten.
Fazit: Ein schönes und hörenswertes Album ist „Playing House“ der norwegischen Band Meer geworden. Dass auch die poppige Variante progressiver Musik überzeugen kann, beweisen die acht norwegischen Musiker auf diesem Album. Manchmal geht es zwar ein wenig weit in Richtung Musical-Musik, doch insgesamt überwiegt ein sehr positiver Eindruck dieses eingängigen Albums. Elf Punkte.
Anspieltipps: Picking Up The Pieces, Beehive, Child
„Brightside“ heißt das vierte Studio-Album der Lumineers aus Denver, Colorado, deren einzige feste Mitglieder die beiden Musiker Wesley Schultz und Jeremiah Fraites sind. „Brightside“ wurde innerhalb zweier Sessions im Jahr 2021 aufgenommen und erschien am 14. Januar 2022 auf dem Plattenlabel Decca.
Auf „Brightside“ hört man einmal mehr die Stärke der Lumineers und das sind wunderschöne, sanfte Melodien, die sofort ins Ohr gehen. Diese Eingängigkeit zusammen mit dem leicht zerbrechlich klingenden Gesang des Wesley Schultz machen ein Lumineers-Album aus. Und so lohnt es sich auch bei diesem Album sich etwas Zeit zu nehmen, es sich gemütlich zu machen und dieser ruhigen, unaufgeregten Musik zu lauschen und sie wirken zu lassen. Die Lieder scheinen mit jedem weiteren Durchgang zu wachsen, werden noch vertrauter wie ein lieber Freund, den man nicht mehr missen möchte.
„Brightside“ ist ein schönes Album geworden, wenn es auch nicht ganz an den Vorgänger „III“ heranreicht, auf dem die Lieder für mich noch einen Tick intensiver klangen. Doch packend und ergreifend klingen auch die Stücke auf diesem vierten Album der Lumineers. Ein wenig bemängeln muss man allerdings die Laufzeit von lediglich einer halben Stunde. Das wäre selbst in Zeiten, als noch keine CDs gab eine kurze Darbietung gewesen.
Doch das Album lohnt sich trotzdem und gerade nach mehrmaligem Durchhören scheint es noch schöner und wertvoller zu klingen. Ausfälle hört man keine auf „Brightside“, dafür viele Höhepunkte. Mein persönliches Highlight ist das letzte Lied des Albums, das Lied „Reprise“. Ganz sicher Geschmackssache, denn auch die anderen acht Lieder lohnen gehört zu werden und so wird sicher jede und jeder hier einen Favoriten für sich finden – oder gar mehrere.
Fazit: Auch „Brightside“ lohnt sich für alle Fans der Lumineers und jene, die auch die ruhigeren Momente in der Musik genießen können. Man hört wunderschöne Melodien, die schnell ins Ohr gehen. Unaufgeregte, zumeist sehr ruhige, nachdenkliche Musik, die bewegt. Ein schönes Album, welches allerdings recht kurz ausgefallen ist. Trotzdem wegen der tollen Musik für mich sehr lohnend und hörenswert. Elf Punkte.
Es ist sehr schön, dass es in diesen seltsamen bis verrückten Zeiten auch noch Dinge gibt, auf die man sich einfach verlassen kann. Und dazu gehört definitiv auch das neue Album von Magnum. „The Monster Roars“ heißt es und es ist tatsächlich bereits das 22. Studioalbum der englischen Band, die im Jahr 1972 in Birmingham gegründet wurde und deren erste Platte „Kingdom Of Madness“ im August 1978 erschien.
Was die Band um die beiden Gründungsmitglieder Tony Clarkin und Bob Catley seitdem in schöner Regelmäßigkeit abliefert sind Alben, die im Rock beheimatet sind und bei denen niemals die eingängige Melodie aufgrund von Härte „geopfert“ wird. Die Melodie spielt immer eine große Rolle bei einem Magnum-Lied. Genau so verhält es sich auch mit „The Monster Roars“. Elf Titel befinden sich darauf, die allesamt schnell ins Ohr gehen und einfach Spaß machen gehört zu werden. Magnum gehen dabei keine Experimente ein und setzen auf Bewährtes. Die Fans werden es ihnen danken. Lediglich die Bläser beim Titel „No Steppin‘ Stones“ hören sich für Magnum etwas ungewöhnlich an, lockern die Platte damit allerdings sogar etwas auf.
Es macht einfach Laune dieses Album zu hören, da die Titel allesamt wirken, kein Stück wie das andere klingt und sich die Lieder durch ihre eingängigen Melodien schnell festzusetzen verstehen. Die Ideen von Songschreiber Tony Clarkin zünden immer noch und die Stimme von Sänger Bob Catley erklingt auch mit seinen 74 Jahren noch überzeugend. Es gibt keine Ausfälle auf „The Monster Roars“ nur jede Menge Höhepunkte. Da kein Lied enttäuscht, sind die „Lieblingslieder“ des Albums bei zwölf gelungenen Titeln natürlich persönliche Geschmackssache. In meinem Fall wären dies das mit wunderschönen Piano-Parts ausgestattete „All You Believe In“ sowie das rockige „Come Holy Men“.
Fazit: Auch auf „The Monster Roars“ hört man all jene Zutaten, die ein Magnum Album hörenswert werden lassen. Auch mit diesem 22. Album der englischen Band bekommt man eingängigen und abwechslungsreichen Rock geliefert, der mit wunderschönen Melodien zu überzeugen weiß. Ein typisches Magnum-Album eben, welches trotzdem keine Kopie vorheriger Veröffentlichungen darstellt. Lohnt sich. Zehn Punkte.
Lars Bygdén erfuhr zu Beginn der Produktion von „Dark Companion“, seinem vierten Solo-Album, dass seine Frau Ulrika an Krebs erkrankt war. Dieser Schicksalsschlag begleitete die Entstehung des Albums, welche sich immer weiter hinzog. „Dark Companion“ wurde schließlich erst nach dem Tod seiner Frau fertiggestellt. Das Album erschien im Jahr 2018 auf dem Plattenlabel Massproduktion.
Vor diesem Hintergrund ist man wahrlich nicht mehr überrascht, wenn man das Album auflegt. Denn die Musik, die man hier zu hören bekommt klingt durchweg traurig und getragen. Mitunter auch tieftraurig, somit selbstverständlich auch sanft, ruhig, an manchen Stellen fast schon zerbrechlich klingend. „Dark Companion“ ist so ein Novemberalbum, welches perfekt in die dunklen, oftmals auch nasskalten Tage passt, an denen die Sonne einfach nicht aufgehen möchte. Es ergreift und bewegt.
Die Lieder sind durchweg im selben Stil gehalten. Auch wenn man einem der zwei Instrumentalstücke, „Goodbye I“ und „Goodbye III“ zuhört, wechselt die Stimmung ebenso wenig. Die Musik klingt genauso ergreifend und tieftraurig. Sich eine Dreiviertelstunde in diese Stimmung fallen zu lassen kann jedoch durchaus auch anstrengend sein. Die elf Titel des Albums klingen zwar durchweg melodiös und eingängig, trotzdem hätte man sich irgendwie zumindest eine kleine Auflockerung gewünscht.
Dabei befinden sich jene Lieder, die am allermeisten ins Ohr gehen gleich zu Beginn der Platte. „We‘re Not About To Fall Apart“ und „Resurrection Now!“ sind wunderschöne Nummern, die einen in dieses sanfte Album einführen und auch am längsten in Erinnerung bleiben. Dazu gesellt sich noch das Titellied, welches gleich beim zweiten Mal des Hörens wie ein alter Vertrauter wirkt. Da es allerdings auch unter den anderen Titeln keine Ausfälle gibt, lohnt sich „Dark Companion“ definitiv für alle Hörerinnen und Hörer, die sich gerne mal der eigenen Melancholie hingeben möchten, ihren eigenen Blues zu pflegen verstehen und auch dunkle Stimmungen zu schätzen wissen.
Fazit: Das vierte Solo-Album des Schweden Lars Bygdén ist eine sehr intensive Platte geworden. Geprägt durch den Schicksalsschlag der Krankheit seiner Frau, schickt der Musiker auf „Dark Companion“ seine Hörerinnen und Hörer auf eine tieftraurige Reise, die auch wirkt. Musik, die einen packt. Zehn Punkte.
Anspieltipps: We‘re Not About To Fall Apart, Resurrection Now!
„Reverence“ heißt das sechste Studioalbum der australischen Metalcore Band Parkway Drive. Es wurde am 4. Mai 2018 auf dem Plattenlabel Epitaph Records veröffentlicht. Die Lieder „Wishing Wells“, „The Void“, „Prey“ sowie „Shadow Boxing“ wurden als Singles aus dem Album ausgekoppelt. „Reverence“ erreichte in Australien Platz 1 der Charts, in Deutschland immerhin Platz 3. Inhaltlich befasst sich das Album mit Themen wie Religion und Tod. Passend dazu wurde als Coverbild eine restaurierte Fassung des Peter Paul Rubens Bild „Der Höllensturz der Verdammten“ gewählt. Dieses stammt aus dem Jahr 1620, aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und hängt heute in der Alten Pinakothek in München.
Dem Album sagt man nach, dass es eingängiger klingen würde als die vorherigen Veröffentlichungen von Parkway Drive, da Winston McCall nicht mehr nur „schreien“ würde. Wenn man allerdings ein Metalcore-Album bestellt, dann weiß man, was man gewöhnlich erhält. Auch auf „Reverence“ schreit sich Winston McCall die Seele aus dem Leib. Eine Ausnahme ist das Lied „Cemetery Bloom“, bei dem man ihn wirklich nur „normal“ singend oder gar flüsternd zu hören bekommt. Und auch das letzte Lied des Albums, „The Colour Of Leaving“, ist zum einen sowohl sanft gehalten, zum anderen trägt Winston McCall seinen Gesang auch darauf abgestimmt vor. Die Musik des Albums ist allgemein wahrlich eingängig. Hart und brachial zwar ebenso, doch eben auch melodiös. Viele der Lieder gehen sehr schnell ins Ohr und die Melodien verfestigen sich. Manchmal hat man beim Hören das Gefühl, dass mit etwas weniger „Geschrei“ die Band sich noch eine viel größere Fangemeinde erspielen könnte.
Genau das ist mein Problem mit dieser Scheibe. Die Musik klingt und packt. Doch sie wirkt für mich am Überzeugendsten, wenn sie auch mit gesungen Texten dargeboten wird. Immer dann, genau in diesen Abschnitten oder den Instrumentalpassagen klingen Parkway Drive richtiggehend mitreißend. Somit fällt mir meine Wahl des Höhepunktes auch nicht sonderlich schwer. Es sind die beiden bereits erwähnten Stücke „Cemetery Bloom“ und „The Colour Of Leaving“. Bei den anderen Liedern sind es immer wieder Passagen welche begeistern. Jedoch auch Abschnitte, die durch den Gesang deutlich weniger überzeugen.
Fazit: Nun, Metalcore ist so eine Sache, man muss es mögen oder kann eben deutlich weniger damit anfangen. Die Musik auf „Reverence“ ist klasse, der Gesang überzeugt nicht immer. Nur wenige der Stücke des Albums kommen ganz ohne diese Schreierei aus. Mehr davon und das Album wäre noch deutlich hörenswerter geworden. Neun Punkte.
Anspieltipps: Cemetery Bloom, The Colour Of Leaving
Bonus Tracks auf der Wiederveröffentlichung von 2008:
14. Mystery Symphony (9:17)
15. Dark Star (2:45)
16. Pure Vernunft Darf Niemals Siegen (Akustik-Version) (4:18)
Gesamtspieldauer: 1:14:15
„Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“ heißt das siebte Studioalbum der Hamburger Band Tocotronic. Es erschien am 17. Januar 2005 ursprünglich auf dem Plattenlabel L’age D’or und wurde dann im Jahr 2007 auf dem Label Rock-O-Tronic Records in der hier vorliegenden Ausführung wiederveröffentlicht. Die Platte hielt sich neun Wochen in den deutschen Albumcharts und erreichte als Spitzenposition Platz 3.
Auf „Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“ hört man eingängigen Rock, der mit Texten ausgestattet wurde, die weit über jene oftmals weitgehende Belanglosigkeit von Liebesgesäusel hinausgehen. Die einzelnen Lieder gehen musikalisch ziemlich schnell ins Ohr und steigern sich noch, mit jedem weiteren Durchhören des Albums. Auf Experimente verzichten die vier Musiker von Tocotronic dabei, zu kompliziert wird es ebenfalls nicht. Spannend klingt es trotzdem, auch wenn mir auf „Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“ so ein absoluter Ohrwurm fehlt, den ich auf anderen Platten von Tocotronic schon gefunden habe.
Nun, man hört keine Ausfälle auf diesem Album, alle Lieder klingen und wirken. Mit der Zugabe „Mystery Symphony“ bekommt man für tocotronische Verhältnisse sogar ein außergewöhnliches Instrumentalstück geboten. Da ist es dann doch das Experiment, wenn auch auf den Zugaben. Ansonsten gefallen gleich der Opener „Aber Hier Leben, Nein Danke“, „Der Achte Ozean“ sowie das Titellied selbst. Da jedoch alle sechszehn Titel des Albums zu überzeugen wissen und es keine Ausfälle zu betrauern gibt, sind die Unterschiede zu den anderen Liedern fast schon marginal. Somit wird jede und jeder für sich seine eigenen Lieblingsstücke auf „Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“ entdecken, wenn sie oder er die Musik von Tocotronic mag.
Fazit: „Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“ von Tocotronic ist ein solides und dabei überzeugendes Album geworden. Es gibt auf der Platte keine Ausfälle zu beklagen, die Musik klingt und wirkt. Für mich gehört das siebte Studioalbum der Hamburger zwar nicht zu ihren absolut besten Scheiben, ich höre es trotzdem gern. Neun Punkte.
Im Jahr 2016 erschien das vierte Studioalbum der norwegischen Band Airbag. „Disconnected“ heißt dieses und wurde einmal mehr für eine Airbag-Produktion auf dem norwegischen Plattenlabel Karisma Records veröffentlicht.
Auf „Disconnected“ hört man alle Zutaten, die ein Airbag-Album ausmachen. Die sechs Lieder wurden mit eingängigen Melodien ausgestattet und umschwärmen das Ohr der Hörerin und des Hörers zumeist eher sanft. Sehr viel auf „Disconnected“ erinnert dabei an die Musik von Pink Floyd der späteren Jahre, die hier einmal mehr Pate stand. Die Atmosphäre der einzelnen Stücke, die Wechsel zwischen den verschiedenen Abschnitten und sowohl der Keyboardsound wie auch die Gitarren-Soli lassen unweigerlich Assoziationen und Vergleiche in diese Richtung aufkommen. Wer also diese späteren Veröffentlichungen von Pink Floyd mag, kann sich hier seine Lieblingsmusik leicht modifiziert anhören.
Das Album wird noch interessanter, je länger es läuft. Die beiden Höhepunkte auf „Disconnected“ befinden sich dementsprechend auch in der zweiten Hälfte der Platte und heißen „Sleepwalker“ und „Disconnected“ selbst, das Titellied also. Hier geht die Musik jetzt noch ein wenig mehr ins Ohr und erinnert ehrlich gesagt auch noch ein bisschen mehr nach Pink Floyd – muss ja nichts Schlechtes bedeuten.
Fazit: Airbag Fans werden auch dieses Album lieben, denn man hört darauf die typische Musik der Norweger. Dass diese inspiriert wurde von den Kollegen von Pink Floyd spürt man immer wieder. Wer dies als reines „Abkupfern“ empfindet wird sicherlich keinen Spaß an diesem Album haben. Ist man allerdings offen für diese „Ausweitung“ der Musik, steht dem Hörgenuss nicht viel entgegen. Zehn Punkte.