Samstag, 30. November 2019

Mott – Drive On




Mott – Drive On


Besetzung:

Nigel Benjamin – lead vocals, rhythm and acoustic guitars
Ray Major – lead and slide guitars, backing vocals
Morgan Fisher – piano, backing vocals, organ, synthesizer
Pete Overend Watts – bass, rhythm guitar, backing vocals, lead vocals on "Love Now"
Dale "Buffin" Griffin – drums, backing vocals, percussion


Label: Sony Music


Erscheinungsjahr: 1975


Stil: Rock, Glam Rock


Trackliste:

1. By Tonight (3:46)
2. Monte Carlo (4:42)
3. She Does It (3:29)
4. I'll Tell You Something (4:26)
5. Stiff Upper Lip (4:39)
6. Love Now (2:50)
7. Apologies (0:50)
8. The Great White Wail (5:11)
9. Here We Are (5:30)
10. It Takes One To Know One (4:32)
11. I Can Show You How It Is (2:52)

Gesamtspieldauer: 42:53



„Drive On“ heißt das im September 1975 veröffentlichte Album der englischen Band Mott, die man noch ein Jahr zuvor unter dem Namen Mott The Hoople kannte. Nach dem letzten Mott The Hoople Studioalbum „The Hoople“ hatte Gitarrist Ariel Bender die Band wieder verlassen, obwohl dieser erst auf „The Hoople“ den vorherigen Gitarristen Mick Ralphs ersetzt hatte. Für das nach „The Hoople“ eingespielte Live-Album mit dem schlichten Titel „Live“ konnte man Mick Ronson gewinnen, der damals in der David Bowie Begleitband spielte. Als nun allerdings auch Sänger, Gitarrist und Songschreiber Ian Hunter die Band verließ, um mit eben jenem Mick Ronson sein erstes Solo-Album aufzunehmen, entschieden die restlichen verbliebenen Bandmitglieder, dass die Zeit nun reif für einen neuen Bandnamen wäre und so wurde aus Mott The Hoople kurzum Mott. „Drive On“ erschien ursprünglich auf dem Plattenlabel CBS Records und wurde im Jahr 2006 wiederveröffentlicht. Nigel Benjamin hieß nun der Sänger und Gitarrist und wurde durch Ray Major an der Gitarre unterstützt. Zwei Singles wurden aus dem Album ausgekoppelt. Dies waren die Lieder „Monte Carlo” / „Shout It All Out” und „By Tonight” / „I Can Show You How It Is”.

„Drive On“ war kein großer Erfolg mehr, aber die Platte erreichte immerhin noch Platz 35 der britischen Charts. In den USA kletterte das Album lediglich noch auf Platz 160. Der Grund dafür ist einfach erklärt. Auf „Drive On“ befindet sich keine besonders gute oder besonders eindrucksvolle Musik mehr. Das Album plätschert so dahin, ganz „nett“ alles, mal mit härterem Rock, mal mit etwas Glam Rock verziert. Großartige Spuren hinterlässt diese Scheibe nicht mehr und auch wenn es keine wirklich schlechte Platte ist, so gibt es darauf wenig zu hören, was man immer wieder genießen möchte. Mainstream Rock der eher langweiligen Sorte, das ist das, was von „Drive On“ haften bleibt.

Meine Favoriten auf „Drive On“ heißen „The Great White Wail” und „Here We Are“. Dies sind auch gleichzeitig die beiden längsten Titel des Albums. Es ist dabei nicht ein gewisser Ohrwurmcharakter, der die beiden Nummern auszeichnet, denn es sind keine Ohrwürmer. Es ist die durchaus vorhandene Abwechslung, die diesen beiden Titeln innewohnt. Keine „Standard“-Rock-Lieder, sondern differenziert umgesetzte Stücke, die die Platte insgesamt auflockern und damit zu den interessanteren Stücken gehören.

Fazit: Nachdem sich Mott The Hoople neu ausrichten mussten, da einige Musiker die Band verlassen hatten, wurde ein neuer Name gewählt. Mott hieß die Formation nun, die musikalische Ausrichtung hatte sich dabei jedoch kaum geändert. Auch auf „Drive On“ gibt es Rock zu hören, der mal etwas härter klingt, dann wieder in das Genre des Glam Rock eintaucht. Alles ganz nett, aber nicht mehr begeisternd. Sieben Punkte.

Anspieltipps: The Great White Wail, Here We Are



Dienstag, 26. November 2019

Agnes Obel – Citizen Of Glass




Agnes Obel – Citizen Of Glass


Besetzung:

Agnes Obel – vocals, choirs, percussion, piano, mellotron, spinet, celesta and other keys


Gastmusiker:

Kristina Koropecki – cello
Charlotte Danhier – cello
Frederique Labbow – cello
John Corban – violin
Daniel Matz – trautonium
Daniel Matz – shakers and timbra


Label: Play It Again Sam


Erscheinungsjahr: 2016


Stil: Kammer-Pop


Trackliste:

1. Stretch Your Eyes (5:11)
2. Familiar (3:56)
3. Red Virgin Soil (2:43)
4. It’s Happening Again (4:20)
5. Stone (3:56)
6. Trojan Horses (5:33)
7. Citizen Of Glass (2:49)
8. Golden Green (3:58)
9. Grasshopper (2:38)
10. Mary (5:47)

Gesamtspieldauer: 40:55



Auch auf dem dritten Album der Dänin Agnes Obel hört man zarten, mitunter zerbrechlich wirkenden Pop, der sehr unaufdringlich aus den Lautsprechern strömt. „Citizen Of Glass“ heißt das Werk und wurde am 21. Oktober 2016 auf dem Plattenlabel Play It Again Sam veröffentlicht. Der Titel des Albums ist dabei dem deutschen Begriff des „gläsernen Bürgers“ entnommen, einen Ausdruck, den es im Engluischen eigentlich gar nicht gibt.

Agnes Obel wollte den Einsatz des Pianos auf ihrem dritten Album im Vergleich zu den beiden früheren Veröffentlichungen etwas zurückfahren und den Schwerpunkt somit auch auf andere Tasteninstrumente legen. So hört man auf „Citizen Of Glass“ neben Violinen und Celli das Cembalo, ein Spinett, eine Celesta sowie ein Trautonium, ein elektronisches Musikinstrument aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Atmosphärisch ist die Musik der Dänin allerdings dieselbe geblieben. Wunderschöne Harmonien formen Melodien, die sanft und weich und überaus eingängig klingen. Die Musik der Agnes Obel klingt dabei sehr viel eher traurig denn fröhlich, düster denn hell. Diese Stimmung in Verbindung mit der Instrumentierung und der warmen Stimme der Musikerin schafft eine ganz eindringliche Atmosphäre, welche zu genießen lohnt.

Es gibt viele Höhepunkte auf „Citizen Of Glass“ zu entdecken, die Lieder „Familiar“, „Red Virgin Soil“, „Trojan Horses“ sowie „Golden Green“ seien an dieser Stelle genannt. Wunderschöne Melodien gibt es bei diesen vier Titeln zu hören, sanft und weich und sehr eingängig. „Red Virgin Soil“ ist dabei sogar eine reine Instrumentalnummer und eher ungewöhnlich für Lieder der Agnes Obel. Diese Melodiösität und Eingängigkeit findet man allerdings auch bei den restlichen Stücken des Albums, welches keine Ausfälle aufweist. Wer also eher die sanften und melodischen Töne in der Musik bevorzugt, die oder der wird mit „Citizen Of Glass“ etwas Besonderes für sich entdecken können.

Fazit: Auch das dritte Album der dänischen Musikerin Agnes Obel überzeugt durch Sanftheit in Verbindung mit wunderschönen Melodien. Gerockt wird da nicht, hauchzart wird die Musik in Szene gesetzt, die zum Träumen und Austruhen einlädt. Die Stimmung der Platte passt in den Herbst, die Tage werden kürzer und Agnes Obel unterstreicht mit ihrer Musik die innere süße Melancholie. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Familiar, Red Virgin Soil, Trojan Horses, Golden Green



Samstag, 23. November 2019

Nive And The Deer Children – First Feet




Nive And The Deer Children – First Feet


Besetzung:

Nive Nielsen – vocals, guitar, ukulele, banjo


Gastmusiker:

Jan De Vroede –guitars, organs, keyboards, omnichord, percussion and things

The Deer Children:
Alain Auger –drums (11)
Anders Pedersen – guitars, slide (2)
Andrew Collberg – drums & percussion (1, 5, 6)
Brian Lopez – guitars, oiano (1, 6)
Charles Lee Shapiro – guitars, backing vocals, banjo, saw, bass, drums (3, 4, 9, 12)
Children Of UPI – choir (4)
Evan Bradford – moog (5, 9)
Fillip Wauters – guitars, banjo, pedal steel (9, 10)
Gabriel Sullivan – guitars (1, 6)
Heidinnguaq Jensen – vocals (4)
Howe Gelb – guitar, fun machine, celesta, piano (1, 6, 7)
Janneke – vocals (3, 5)
Jeppe Skovbakke – bass (12)
Jeroen Baert – violins (5)
John Parish – percussion (11)
John Ashley – drums (5, 9)
Kiffy Myers – bendy-slidey (3)
Lisa Gamble – saw, electronics (10)
Miannguaq Jensen – vocals (4)
Nikolaj Heyman – guitar, bass, drums (2, 3, 5, 6, 9)
Palle Hjort – piano, organ, synthesizer (7, 10)
Patrick Damphier – drums, guitar, bass (3)
Peter Dombernowsky – drums & percussion (2, 10)
Ralph Carney – horns & reeds, lap steel, flute (1, 6, 11)
Seraphine Stragier – cello, voice, harp, bells (3, 5)
Tobias Wagner – accordion (4)
Thøger Tetens Lund – bass, cello, guitar (1, 2, 12)
Tim Vandenberg – bass, cello, piano & percussion (3, 5, 10)


Label: Glitterhouse Records


Erscheinungsjahr: 2015


Stil: Folk, Pop


Trackliste:

1. Still The Same (3:02)
2. Are You Ready? (3:13)
3. Walking (4:08)
4. Tulugaq (3:38)
5. Happy (4:04)
6. Slip (3:34)
7. Wrong (3:08)
8. Human (2:50)
9. Space Song (3:43)
10. Ole (4:17)
11. In My Head (2:58)
12. Grandma Marie (3:12) + Hidden Noise (1:40)

Gesamtspieldauer: 44:32




Ende des Jahres 2015 war es wieder soweit. Nive Nielsen, geboren und auch in Grönland lebend, veröffentlichte unter dem Namen Nive And The Deer Children ihr zweites Studioalbum auf dem Plattenlabel Glitterhouse Records. „First Feet“ heißt dieses zweite Album und steht dem Debut „Nive Sings!“ in nichts nach.

Auch auf „First Feet“ gibt es eine sanfte Mischung aus poppigen bis folkigen Liedern zu hören, die allesamt eingängig und melodiös klingen. Zusammenfügendes und stilbildendes Element in der Musik der Nive Nielsen ist ihre fast schon kindlich naive Stimme, die zwar überhaupt nicht wandlungsfähig klingt, dafür einnehmend und ein klein wenig schüchtern. Die meisten Lieder werden auf Englisch eingesungen, doch bei den Titeln „Tulugaq“ und „Ole“ hört man die Musikerin auch in ihrer Muttersprache singen.

Alle Lieder auf „First Feet“ klingen eingängig. Am meisten gefallen mir die Nummern „Still The Same“, „Are You Ready?”, „Happy”, „Human” und „Ole”. Hier zeigt die Grönländerin ihr Gespür für die schöne und eingängige Melodie, die niemals platt klingt, besonders gut. Da sich auch die restlichen Titel leicht und sanft und melodiös anhören, ist diese Platte für alle diejenigen bestens geeignet, die Musik auch zum Relaxen und Entspannen einsetzen. Das funktioniert mit „First Feet“ bestens. Nur sollte man nicht bis ganz zum Schluss hinhören. Die letzten knappen fünfzig Minuten des Albums sind Lärm und Geschrei. Warum das noch sein musste, weiß wohl nur Nive selbst.

Fazit: Erneut ist der Grönländerin Nive Nielsen, die unter dem Namen Nive And The Deer Children veröffentlicht, mit dem Album „First Feet“ eine sehr schöne und sanfte Platte gelungen. Eingängiger Pop, melodiöser Folk und umgekehrt. Sanfte Musik mit einer sanft naiven Stimme untermalt. Zum Entspannen allerbestens geeignet. Elf Punkte.

Anspieltipps: Still The Same, Are You Ready?, Happy, Human, Ole



Freitag, 22. November 2019

Novalis – Nach Uns Die Flut




Novalis – Nach Uns Die Flut


Besetzung:

Ernst Herzner – Gesang
Lutz Rahn – Tasten
Detlef Job – Gitarren
Hartwig Biereichel – Schlagzeug
Hinrich Schneider – Bass


Gastmusiker:

Christoph Busse – Gesang
Linda Fabian – Gesang


Label: Vertigo


Erscheinungsjahr: 1985


Stil: Pop, Schlager


Trackliste:

1. Die Show ist aus (3:44)
2. Im Neonlicht der Nacht (4:10)
3. Drachen im Wind (3:38)
4. Nach uns die Flut (4:21)
5. Wo sind die Sieger am Ende der Nacht (3:53)
6. ... und wenn die Gitarren brennen (3:25)
7. Hamburg (ertrinken möchte‘ ich nicht in Dir) (4:48)
8. Heute oder nie (4:01)
9. Gingst vorbei (3:19)
10. 100 Tage und Nächte verloren in Altona (4:04)
11. Wohin willst Du gehn (4:18)
12. Applaus Applaus (2:50)

Gesamtspieldauer: 46:37




Das elfte Studioalbum der Hamburger Band Novalis heißt „Nach Uns Die Flut“. Es war auch gleichzeitig die letzte Studioveröffentlichung der Band und erschien im Jahr 1985. Ernst Herzner hat nun den Gesangspart übernommen, nachdem Fred Mühlböck Novalis nach dem letzten Album „Bumerang“ verlassen hatte. Die Stimme von Ernst Herzner erinnert ein wenig an eine Mischung von Herbert Grönemeyer und Stefan Waggershausen, zumindest kommen bei mir an diversen Stellen solche Assoziationen auf.

Auf „Nach Uns Die Flut“ hört man eine Mischung aus Pop und Deutschem Schlager, das Pendel schlägt allerdings deutlich in Richtung Pop aus. Solch ein Lied wie „Drachen im Wind“ ist allerdings Schlager pur – glücklicherweise dann aber doch nicht ganz die Regel auf dem Album. Doch für das Titellied „Nach uns die Flut“ gilt dies schon noch ebenso. Schlimm. Ganz schlimm. Insgesamt müsste diese Platte gar nicht so schlecht sein, solch Lieder wie „Die Show ist aus“ oder „Im Neonlicht der Nacht“ beginnen sogar noch ganz spannend, klingen im weiteren Verlauf dann jedoch immer seichter und belangloser. Und Nummern wie „Wo sind die Sieger am Ende der Nacht“ oder „Heute oder nie“ legt man am Besten gleich das Mäntelchen des Schweigens. Hier fehlt es ganz massiv an den Ideen, um einen guten Titel aufnehmen zu können. Diese Liste lässt sich leider so fortsetzen.

Noch einigermaßen akzeptabel klingen die beiden letzten Stücke auf „Nach Uns Die Flut“, die Lieder „Wohin willst Du gehen“ und „Applaus Applaus“. Ebenfalls im Grunde genommen belangloser Pop mit Schlagerbreitseite, aber immerhin noch mit ganz netten Melodien versehen. Das war es nun allerdings leider definitiv, mehr Worte sollte man über dieses Album nicht verlieren.

Fazit: Bei solcher Musik wie auf „Nach Uns Die Flut“ ist es klar, dass die Musiker nach der Fertigstellung eines solchen Albums keine Lust mehr auf Novalis haben. Wenn man bedenkt, wo die Band herkam, welch wirklich gute Musik sie erst zehn Jahre zuvor geschrieben hatte, dann ist das, was man hier zu hören bekommt einfach nur noch traurig. Für die Hörerin und den Hörer sowieso, für die Musiker sicherlich aber auch, denen das Ergebnis kaum gefallen hat und die schließlich den Schlussstrich unter der Bandgeschichte zogen – zumindest im Bereich der Studioalben. Vier Punkte.

Anspieltipps: Wohin willst Du gehen, Applaus Applaus



Mittwoch, 20. November 2019

Leprous – Pitfalls




Leprous – Pitfalls


Besetzung:

Einar Solberg – lead vocals, synthesizer
Tor Oddmund Suhrke – guitar
Øystein Landsverk – guitar
Baard Kolstad – drums
Simen Daniel Børven – bass


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Art Pop, Alternative Rock, Alternative Pop


Trackliste:

1. Below (5:52)
2. I Lose Hope (4:44)
3. Observe The Train (5:07)
4. By My Throne (3:42)
5. Alleviate (3:42)
6. At The Bottom (7:21)
7. Distant Bells (7:22)
8. Foreigner (3:51)
9. The Sky Is Red (11:21)

Gesamtspieldauer: 55:09



Nein, mit ihren musikalischen Anfängen hat das sechste Studioalbum der norwegischen Band Leprous nicht mehr allzu viel zu tun. „Pitfalls“ heißt dieses sechste Album und wurde am 25. Oktober auf dem Plattenlabel InsideOut Music veröffentlicht. Die härteren Gitarren sind deutlich in der Musik der Norweger zurückgefahren worden. Es klingt eindeutig elektronischer. Progressive Metal? Nun, den gibt es dementsprechend auch nicht mehr auf dem Album zu hören. Es ist eher eine Mischung aus Alternative Pop mit einer Prise Rock, der nur ab und an doch mal härter ausfällt, welche die Musik auf der Platte dann doch deutlich besser beschreibt. Diese Mixtur wird allerdings in verschiedenen Varianten und durchaus abwechslungsreich dargeboten.

Inhaltlich verarbeitet Sänger Einar Solberg auf „Pitfalls“ seine depressive Erkrankung der letzten anderthalb Jahre. Die Texte spiegeln dies eindrucksvoll wider. Musikalisch erinnert mich das Ganze ein wenig an Muse, was nicht nur an den Gesangskünsten des Einar Solberg liegt. Dieser hat eine ähnlich variable Stimme mit einem sehr breiten Spektrum wie Kollege Matt Bellamy. Auch der nun wahrlich poppigere Ansatz in der Musik der Norweger erinnert ein wenig an die britischen Kollegen. Allerdings unterscheidet sich hier die Musik von Leprous doch von der von Muse. Ich habe „Pitfalls“ sehr oft gehört in den letzten Wochen und die Musik geht deutlich besser ins Ohr und klingt weniger synthetisch als jene von Muse auf deren letzten Scheiben.

„Below“ und vor allen Dingen die beiden längeren Nummern „Distant Bells“ und „The Sky Is Red“ sind großartige und abwechslungsreiche Stücke. Klasse Melodien, welche in andere, ebenso überzeugende Melodien übergehen. Atmosphärische Wechsel, Rhythmus- und Tempi-Variationen. Schließlich wird auch noch richtig gerockt. Hier kommen Freundin und Freund der aufwendigeren und auch progressiveren Töne letztendlich doch noch auf ihre Kosten. Und es sind genau diese Lieder, die den Gesamteindruck der Platte deutlich nach oben schnellen lassen. Besonders die letzten viereinhalb Minuten des Albums, die sich langsam steigern, lohnen da nochmals sehr laut gehört zu werden, um ganz in die Musik der Norweger eintauchen zu können.

Fazit: Manche Alben wachsen einfach, wenn man sie öfter hört. „Pitfalls“ von Leprous ist solch eine Scheibe, die mit jedem Durchgang ein wenig besser und überzeugender zu werden scheint. Trotzdem kommen die wirklich starken Lieder eher am Ende und nicht alles auf dem Album kann restlos überzeugen. Doch gerade die Höhepunkte der Platte bewirken, dass „Pitfalls“ von Leprous doch noch zu einem guten und hörenswerten Album heranwächst. Elf Punkte.

Anspieltipps: Distant Bells, The Sky Is Red



Montag, 18. November 2019

Big Big Train – Gathering Speed




Big Big Train – Gathering Speed


Besetzung:

Ian Cooper – keyboards
Sean Filkins – lead vocals, blues harp, percussion
Steve Hughes – drums, percussion
Andy Poole – bass
Gregory Spawton – guitars, additional keyboards, backing vocals


Gastmusiker:

Laura Murch – vocals


Label: English Electric Recordings


Erscheinungsjahr: 2004


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. High Tide, Last Stand (7:06)
2. Fighter Command (10:44)
3. The Road Much Further On (8:39)
4. Sky Flying On Fire (6:04)
5. Pell Mell (6:35)
6. Powder Monkey (9:07)
7. Gathering Speed (7:23)

Gesamtspieldauer: 55:41



„Gathering Speed“ heißt das vierte Studioalbum der englischen Progressive Rock Band Big Big Train. Das Album wurde im Jahr 2004 ursprünglich bei Treefrog Records veröffentlicht. Die Wiederveröffentlichung erfolgte 2009 auf dem Plattenlabel English Electric Records. „Gathering Speed“ ist ein Konzeptalbum und allen Fliegerinnen und Fliegern gewidmet, die in der Schlacht um Großbritannien ihr Leben verloren haben. Es ist das erste Album, auf dem Sean Filkins singt, der Martin Read ersetzt hat. Auch ist es die einzige Scheibe von Big Big Train auf der sich kein Lied befindet, welches Greg Spawton allein geschrieben hat.

Mit „Gathering Speed“ hatten Big Big Train ihren Stil im Progressive Rock gefunden. Vieles, gerade die ruhigeren Instrumentalpassagen, klingen ein wenig nach Genesis Anfang der 70er Jahre. Das Vorbild ist unüberhörbar. Aber trotzdem ist es kein Kopieren und diese „Ähnlichkeiten“ beziehen sich auch lediglich auf Passagen, nie auf ganze Titel. Und so spielen die Musiker von Big Big Train mit den Atmosphären, klingen in den sanften Abschnitten wie ihre Vorbilder sehr melodiös und harmonisch, in den etwas rockigeren Abschnitten auch mal etwas vertrackter, ohne dabei jedoch zu kompliziert oder gar atonal zu werden. Es scheint fast so, als hätten die Musiker mit „Gathering Speed“ eine Grundlage für ihr weiteres musikalisches Vorgehen in der Zukunft gelegt.

Es gibt einige schöne Lieder und Passagen auf dem Album zu entdecken. Allerdings erschließen sich die Titel einem noch nicht unbedingt beim ersten Mal des Hörens. Doch diese Platte wird definitiv „schöner“, wenn man ihr mehrere Durchläufe erlaubt. Das längste Stück des Albums wäre als ein Höhepunkt auf „Gathering Speed“ zu nennen. „Fighter Command“ vereinigt alles, was diese Platte ausmacht. Sanfte Melodien, rockigere Abschnitte und ganz viel Eingängigkeit. Dazu bekommt bei diesem Titel mit Laura Murch eine Gastsängerin ihren Einsatz, was zusätzlich zur Abwechslung beiträgt. Wer den Klang des Mellotrons liebt, wird die Nummer „The Road Much Further On“ ebenso ins Herz schließen. Ebenfalls sehr gelungen klingen die Nummern „Pell Mell“ und „Powder Monkey“. Auch hier ist es das Spiel mit den Atmosphären und diese gewisse Reminiszenz an die Musik von Genesis, die das Ganze einnehmend werden lässt.

Fazit: Im Grunde genommen werden Genesis-Fans und zwar Fans derer Musik der ersten Hälfte der 70er Jahre auch „Gathering Speed“ von Big Big Train lieben. Oder sie werden es ablehnen, weil es ihnen zu nachgemacht erscheint? Beides ist sicherlich möglich. Ich liebe die früheren Alben von Genesis und ich mag „Gathering Speed“ von Big Big Train. Schöne Musik, die zwar ähnlich der von Genesis klingt, für mich jedoch immer noch deutlich eigenständig ist. Elf Punkte.

Anspieltipps: Fighter Command, Pell Mell, Powder Monkey



Samstag, 16. November 2019

Various Artists – Sound Portraits From Bulgaria: A Journey To A Vanished World




Various Artists – Sound Portraits From Bulgaria: A Journey To A Vanished World


Das Weltmusiklabel Smithsonian Folkways ist für teils ungewöhnliche Veröffentlichungen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen bekannt. Nun erscheint mit “Sound Portraits from Bulgaria” eine zwei CDs umfassende Box, die sich der bulgarischen Musik der 60er und 70er Jahre widmet. Begleitet wird sie von einem umfassenden Bildband, der Musiker und Aufnahmesituationen von damals portraitiert. Es ist wie ein tiefer Einblick in eine scheinbar längst verschwundene Zeit.

Am Anfang dieser Box steht die Melodie des Schäfers, einer gefühlvollen und durchaus nahegenden Musik- und Fotosammlung, die den Hörer behutsam in die Klangwelt Bulgariens führt. Aufgenommen und gesammelt wurde diese Musik in allen Teilen Bulgariens von dem Musikethnologen Martin Koenig, der in den 60er und 70er Jahren dorthin reiste, in einer Zeit, in der Bulgarien ein eher abgeschottetes, verarmtes Land im damaligen Ost-Block war. Koenig kam, um sich vor Ort über die Tänze zu informieren und, um die Musik aufzunehmen.

Martin Koenig reiste damals mehrmals durch das Land, einem Land, das von den verschiedensten Einflüssen geprägt wurde. Gleich fünf Länder grenzen an Bulgarien, dazu noch das Schwarze Meer. Bulgarien sei wie eine Kreuzung, meint Koenig. „Jede Armee aus dem Osten kam durch Bulgarien, jede aus dem Westen auf dem Weg in den Nahen Osten kam durch das Land. Und jede Armee, jede Volksgruppe, die durchkam, denn es gab auch diesen konstanten Migrationsfluss, jeder brachte seine Musik mit, seine eigenen Klänge. Und das alles beeinflusste das, was schon da war.“

Die CD-Box „Sound Portraits from Bulgaria” gibt dem Hörer einen tiefgehenden Eindruck von der Vielfalt und der Ausdruckskraft der bulgarischen Kultur. Die vielen Bilder in dem 143 Seiten umfassenden Begleitbuch lassen die Musik auf diesen CDs lebendiger werden, denn man erfährt, wie sie aufgenommen wurde. Martin Koenig hat damals mit seinen tragbaren Aufnahmegeräten wahre Klangwunder erschaffen. „Als ich damals in diese bulgarischen Dörfer kam, gab es überall mehrere Leute, die diese Lieder singen konnten. Es ist, wie ein Fenster auf einen verschwundenen Lebensweg zu öffnen, der so reich an Darbietung und kulturellen Traditionen war, und den es nicht mehr gibt. In diesen 50 Jahren ist das alles verloren gegangen.“

Seit den 60er Jahren hat Bulgarien ein Drittel seiner Bevölkerung verloren. Mit ihr verschwand vieles von dem, was in dieser CD-Box zu sehen und zu hören ist. Der kulturelle Verlust ist immens, um so wertvoller ist diese Sammlung einzuordnen. Das konnte Martin Koenig auch erfahren, als er vom Label beauftragt wurde, vor einer Veröffentlichung noch einmal nach Bulgarien zu reisen, um die Rechte von den Musikern und ihren Nachfahren einzuholen, wenn sie überhaupt gefunden werden konnten. Bei den Besuchen in den verschiedensten Dörfern stieß er vor allem auf Dankbarkeit, dass die Musik und diese Fotos aus einer längst vergangenen Zeit bewahrt wurden.

Einen Klangeindruck von „Sound Portraits from Bulgaria” kann man hier bekommen.

Donnerstag, 14. November 2019

Banco Del Mutuo Soccorso – Transiberiana




Banco Del Mutuo Soccorso – Transiberiana


Besetzung:

Vittorio Nocenzi – pianoforte, keyboards, backing vocals, lead vocals on "Campi Di Fragole"
Filippo Marcheggiani – lead guitars, backing vocals
Nicola Di Già – rhythm and acoustic guitars, balalaika
Fabio Moresco – drums
Marco Capozi – bass
Tony D’Alessio – lead vocals


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Stelle Sulla Terra (6:06)
2. L’Imprevisto (3:29)
3. La Discesa Dal Treno (6:16)
4. L’Assalto Dei Lupi (5:35)
5. Campi Di Fragole (3:36)
6. Lo Sciamano (4:01)
7. Eterna Transiberiana (6:20)
8. I Ruderi Del Gulag (6:06)
9. Lasciando Alle Spalle (1:47)
10. Il Grande Bianco (6:33)
11. Oceano: Strade Di Sale (3:38)

Bonus Tracks:

12. Metamorfosi (Live at Festival Prog di Veruno, 2018) (9:43)
13. Il Ragno (Live at Festival Prog di Veruno, 2018) (5:42)

Gesamtspieldauer: 1:08:57




Das dreizehnte Studioalbum der italienischen Progressive Rock Heroen der 70er Jahre Banco Del Mutuo Soccorso hieß „Il 13“, erschien im Jahr 1994 und war eine Mainstream-Scheibe ohne große Ausdruckskraft. Diese besondere Ausdruckskraft hatte zumindest immer die eindringliche, außergewöhnliche und häufig auch theatralische Stimme des Sängers Francesco Di Giacomo. Doch der starb leider im Alter von 66 Jahren am 21. Februar 2014 bei einem Autounfall während der Fahrt mit seinem Auto in Zagarolo, in der Provinz Rom. 25 Jahre nach der letzten Veröffentlichung eines Studioalbums und um das eindringliche Aushängeschild in der Band beraubt erschien am 10. Mai 2019 nun das vierzehnte Album von Banco Del Mutuo Soccorso mit dem Titel „Transiberiana“. Und man fragt sich wirklich: Musste das sein?

Die Antwort auf diese Frage ist kurz und einfach beantwortet und lautet: Ja! Denn „Transiberiana“ ist ein wunderschönes Album geworden – ganz im Stile der Musik von Banco Del Mutuo Soccorso zu Beginn ihrer Karriere. Die Musik zum Album schrieb wie bereits damals Vittorio Nocenzi, dieses Mal unter Mithilfe seines Sohnes. Vittorio Nocenzi ist auch das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Band. Auch bei den Texten brachte er sich ein, hier bekam er Unterstützung durch einen gewissen Paolo Logli. Eingesungen wurden die Texte durch den neuen Sänger Tony D’Alessio. Dessen Stimme hat zwar nicht die Ausstrahlung des unvergleichlichen Francesco Di Giacomo, doch er macht seine Sache sehr gut und ebenfalls überzeugend.

Die Musik, welche man auf „Transiberiana“ zu hören bekommt ist der klassische Progressive Rock der frühen 70er Jahre. Abwechslungsreich, spannend und an den allermeisten Stellen auch sehr eingängig. Die Musik ist sehr Keyboard-lastig, die Gitarre sorgt für den rockigen Touch. Steht man auf harmonische Melodien kann man auf „Transiberiana“ allerbestens darin schwelgen und sich diesen hingeben. Vieles auf dem Album geht schnell ins Ohr. Somit werden auch eher die Freundinnen und Freunde des Progressive Rocks angesprochen werden, die auf deren melodiöse Variante stehen. Leute, die das Frickelige und Experimentelle suchen, werden mit der Platte deutlich weniger „warm“ werden. Alles klingt und funktioniert auf „Transiberiana“ im Geiste der Musik zu Beginn der Karriere von Banco Del Mutuo Soccorso.

Höhepunkte sind für mich die Lieder „Campi Di Fragole“, „I Ruderi Del Gulag”, „Lasciando Alle Spalle” sowie „Il Grande Bianco”. Vier Nummern, die sehr schön die musikalische Bandbreite der Band auf dem Album widerspiegeln. Sanfte und eingängige Töne, neben fast schon hypnotisierenden Akkordredundanzen, wie man sie auf den beiden Sechsminütern „I Ruderi Del Gulag” und „Il Grande Bianco” hört. Da sich auch der Rest der Scheibe sehr gut anhören lässt, steht dem musikalischen Progressive Rock Erlebnis nichts mehr im Wege. Schließlich gibt es sogar noch zwei Bonus-Lieder in Form von im Jahr 2018 live eingespielten älteren Stücken. „Metamorfosi“ stammt aus dem selbstbetitelten Debut-Album aus dem Jahr 1972 und der Titel „Il Ragno“ wurde ursprünglich im Jahr 1976 für das Album „Come In Un‘Ultima Cena“ eingespielt. Schöne Zugaben, die neuen Hörerinnen und Hörern einen Einblick in die ersten Jahre der Band geben.

Fazit: Wenn sich Comebacks so anhören wie „Transiberiana“ von Banco Del Mutuo Soccorso, dann lohnen sich diese über alle Maßen. „Transiberiana“ ist ein tolles Album geworden, ganz im Stile des Progressive Rocks der früheren 70er Jahre. Wer jetzt noch dazu auch die alten Alben der Italiener zu schätzen weiß, die oder der kann hier bedenkenlos zuschlagen. Sehr überzeugend. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Campi Di Fragole, I Ruderi Del Gulag, Lasciando Alle Spalle, Il Grande Bianco



Dienstag, 12. November 2019

Elbow – Giants Of All Sizes




Elbow – Giants Of All Sizes


Besetzung:

Guy Garvey – vocals
Craig Potter – keyboards
Mark Potter – guitars, vocals (8)
Pete Turner – bass


Gastmusiker:

Alex Reeves – drums and percussion
Jesca Hoop – additional vocals (1)
Sarah Field – trumpet, tenor and soprano saxophones (1)
Violeta Barreña – violin (4)
Chilli Chilton – backing vocals (6)
Danny McTague – vocals (8)
Mat Skinner – vocals (8)
Dean Casement – vocals (8)
Andy Hargreaves – vocals (8)
Nathan Sudders – vocals (8)
Hallé Orchestra – strings (5 & 7):
Sarah Ewins – first violin
Tiberiu Buta – first violin
Nicola Clark – first violin
Peter Liang – first violin
Zoe Colman – first violin
Michelle Marsh – first violin
Steven Proctor – first violin
Helena Buckie – second violin
Philippa Heys – second violin
Rosemary Attree – second violin
Paulette Bayley – second violin
Elisabeth Bosworth – second violin
John Purton – second violin
Timothy Pooley – viola
Julian Mottram – viola
Cameron Campbell – viola
Chris Emerson – viola
Nicholas Trygstad – cello
Simon Turner – cello
Dale Culliford – cello
Jane Hallett – cello
David Petri – cello
Clare Rowe – cello
Daniel Storer – double bass
Yi Xin Salvage – double bass


Label: Polydor


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Art Pop, Art Rock


Trackliste:

1. Dexter & Sinister (6:59)
2. Seven Veils (4:36)
3. Empires (3:59)
4. The Delayed 3:15 (3:24)
5. White Noise White Heat (3:56)
6. Doldrums (3:02)
7. My Trouble (5:18)
8. On Deronda Road (4:02)
9. Weightless (4:45)

Gesamtspieldauer: 40:06




„Giants Of All Sizes“ heißt das achte Studioalbum der britischen Rock-Band Elbow, das am 11. Oktober 2019 auf dem Plattenlabel Polydor Records veröffentlicht wurde. Neben dem genialen Albumtitel und dem überragenden Albumcover hält „Giants Of All Sizes“ wieder all jene Musik für die Hörerinnen und Hörer bereit, die man an Elbow so sehr schätzt. Dies sind zumeist sanfte Melodien, die oftmals nur sehr zurückhaltend instrumentiert werden und mit viel Tiefgang versehen sind.

Diesen Tiefgang gibt es einmal mehr auch bei den Texten des Albums zu hören, die wieder allesamt aus der Feder des Guy Garvey stammen. Der Brexit wird zum Thema gemacht, die Feuer-Tragödie am Grenfell Tower, sowie der Tod seines Vaters und zweier guter Freunde. Die Musik von Elbow begleitet einen sanft, niemals aufdringlich doch häufig eindringlich. Schöne und warme Melodien gibt es da zu entdecken und die Texte werden getragen durch die leicht rauchige Stimme des Guy Garvey. Elbow Musik klingt nach Herbst, nach dunkler Zeit, ein wenig nach Melancholie. Doch diese Melancholie ist immer eine süße Melancholie, in die man nur allzu gerne eintaucht. Und der Herbst und die dunkle Jahreszeit? Diese wirken durch die Musik von Elbow deutlich wärmer und angenehmer. Irgendwo brennt da immer ein Licht, welches einem leuchtet, einen weist und tröstet.

Die Höhepunkte der Platte sind die Lieder „Dexter & Sinister“, „The Delayed 3:15“ sowie „My Trouble“. Drei Stücke, die perfekt als Blaupause für dieses sanfte Album herhalten können und mit wunderschönen und eingängigen Melodien versehen wurden, die es lohnt gehört zu werden. Es gibt zudem auf „Giants Of All Sizes“ keine Ausfälle zu beklagen. Jedes Lied wirkt und klingt. Und somit reiht sich dieses Album in die Reihe gelungener Scheiben der Band ein, die eine ganz besondere und einnehmende Atmosphäre verströmen.

Fazit: Wer Elbow mag, wird mit „Giants Of All Sizes“ ganz bestimmt nicht enttäuscht werden. Erneut hört man diese für die Band so typische leicht melancholische Stimmung – in jedem der neun Titel. Erneut kann man wunderschöne Melodien entdecken und erneut lohnt es auch, sich etwas den Texten zu widmen. Musik und Inhalt mit viel Gefühl. Einfach ein schönes Album. Elf Punkte.

Anspieltipps: Dexter & Sinister, The Delayed 3:15, My Trouble



Sonntag, 10. November 2019

Mott The Hoople – The Hoople




Mott The Hoople – The Hoople


Besetzung:

Ian Hunter – vocals, rhythm guitar, piano
Pete Overend Watts – bass guitar, vocals, lead vocals on "Born Late '58", rhythm guitar, 12-string guitar
Dale "Buffin" Griffin – drums, vocals, percussion
Ariel Bender – lead guitar, vocals, slide guitar
Morgan Fisher – keyboards, synthesizer


Gastmusiker:

Howie Casey – tenor saxophone on 1, 2, 3 & 7
Jock McPherson – baritone saxophone on 1, 2 & 7, tenor saxophone on 1, 2 & 7
Mike Hurwitz – cello on 2
Lynsey De Paul – backing vocals on 3 & 9
Mick Ralphs – backing vocals on 7, rhythm guitar on 9
Graham Preskett – violin on 8, conductor on 8, tubular bells on 8
Sue Glover & Sunny Leslie – backing vocals on 1 & 8
Barry St. John – backing vocals on 1 & 8
Thunderthighs:
Karen Friedman – backing vocals on 9
Dari Lalou – backing vocals on 9
Casey Synge – backing vocals on 9


Label: Sony Music


Erscheinungsjahr: 1974


Stil: Rock, Glam Rock


Trackliste:

1. The Golden Age Of Rock ‘N’ Roll (3:25)
2. Marionette (5:08)
3. Alice (5:20)
4. Crash Street Kidds (4:31)
5. Born Late ‘58 (4:00)
6. Trudi’s Song (4:26)
7. Pearl ‘N’ Roy (4:31)
8. Through The Looking Glass (4:37)
9. Roll Away The Stone (3:10)


Bonus Tracks der CD-Wiederveröffentlichung von 2006:

1. Where Do You All Come From (B-Side Of 2. "Roll Away The Stone"-Single) (3:26)
2. Rest In Peace (B-Side Of "The Golden Age Of Rock ‘N’ Roll"-Single) (3:55)
3. Foxy, Foxy (Non-LP Single A-Side) (3:31)
4. (Do You Remember) The Saturday Gigs (Non-LP Single A-Side) (4:20)
5. The Saturday Kids (Work In Progress Mixes) (6:03)
6. Lounge Lizzard (Aborted Single B-Side) (4:19 )
7. American Pie / The Golden Age Of Rock 'N' Roll (Live from Broadway) (4:15)

Gesamtspieldauer: 1:09:07



Nachdem die britische Band Mott The Hoople ihr sechstes Album „Mott“ genannt hatte, war der Weg nicht mehr weit das siebte Studioalbum „The Hoople“ zu taufen. „The Hoople“ erschien am 29. März 1974 in Europa auf dem Plattenlabel CBS Records. In den USA wurde es auf Columbia Records veröffentlicht. Im Jahr 2006 erschien die Platte dann schließlich in einer remasterten und erweiterten Version auf dem Label Sony Music. Das Album kletterte bei seiner Erstveröffentlichung bis auf Platz 11 der britischen Charts. „The Hoople“ ist das einzige Album mit dem Gitarristen Ariel Bender (der eigentlich Luther James Grosvenor heißt und unter seinem richtigen Namen unter anderem bei Spooky Tooth aktiv war). Der frühere Gitarrist Mick Ralphs hatte Mott The Hoople verlassen, um zusammen mit Sänger Paul Rodgers von Free die Band Bad Company zu gründen. Auch der langjährige Mott The Hoople Sänger Ian Hunter ist auf diesem Album das letzte Mal zu hören, da er danach eine Solo-Karriere startete.

Musikalisch hat sich mit dem Album „The Hoople“ ebenfalls etwas bei Mott The Hoople verändert. Ein wenig rockiger ist die Musik geworden, der Pop ist etwas mehr in den Hintergrund gedrängt worden. Die Lieder des Albums bewegen sich ein wenig im Dreieck Rock – Hard Rock – Glam Rock. Erneut gibt es ein paar schöne Melodien zu entdecken, den einen wirklich herausragenden Titel findet man auf „The Hoople“ allerdings nicht. Dafür verfügen die einzelnen Nummern der Platte über eine gleichbleibende Qualität, sodass man auch früher den Tonabnehmer der Stereoanlage nicht laufend auf das nächste Lied setzen musste. Dementsprechend kann man heutzutage auch die Fernbedienung getrost beiseite liegenlassen, das Album läuft gut in einem durch, wenn auch die ebenfalls vorhandenen Rock’n’Roll-Anwandlungen der Band nicht durchgängig überzeugen.

Der Höhepunkt der Platte ist das Lied „Marionette“. Eine vielschichtige und sehr abwechslungsreiche Nummer, die zudem noch melodiös aus den Boxen strömt. Auch dieser Wiederveröffentlichung wurde reichlich Bonus-Material hinzugefügt. Unter anderem befindet sich bei diesen Zugaben das Lied „The Saturday Kids“. Eine zunächst etwas getragene Ballade, die dann hymnische Züge annimmt und nun ebenfalls zu den Höhepunkten der Platte zu zählen ist.

Fazit: „The Hoople“ ist das siebte und letzte Album der Band Mott The Hoople, welches auch unter diesem Namen veröffentlicht wurde. Die beiden nächsten Alben erschienen unter der „Überschrift“ Mott. Auch auf dieser siebten Platte der Band hört man guten und eingängigen Rock, der manchmal bis in die härteren Gefilde dieses musikalischen Genres hineinreicht. Viele Höhepunkte hält die Platte jedoch nicht bereit, allerdings gut hörbaren Rock der 70er Jahre. Acht Punkte.

Anspieltipps: Marionette, Trudi’s Song, The Saturday Kids



Freitag, 8. November 2019

The Flower Kings – Waiting For Miracles




The Flower Kings – Waiting For Miracles


Besetzung:

Roine Stolt – electric & acoustic guitars, keyboards, lead vocals
Jonas Reingold – bass, fretless bass
Hasse Fröberg – lead & backing vocals
Zach Kamins – guitar, keyboards
Mirko DeMaio – drums, percussion


Gastmusiker:

Michael Stolt – bass, vocals
John "Zach" Dellinger – viola
Paul Cartwright – violin


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

CD1:

1. House Of Cards (1:56)
2. Black Flag (7:39)
3. Miracles For America (10:03)
4. Vertigo (9:59)
5. The Bridge (5:30)
6. Ascending To The Stars (5:40)
7. Wicked Old Symphony (5:46)
8. The Rebel Circus (5:49)
9. Sleep With The Enemy (6:02)
10. The Crowning Of Greed (4:48)

CD2:

1. House Of Cards Reprise (1:21)
2. Spirals (5:06)
3. Steampunk (6:30)
4. We Were Always Here (7:35)
5. Busking At Brobank (0:52)

Gesamtspieldauer CD1 (1:03:17) und CD2 (21:26): 1:24:43





Nachdem Roine Stolt im letzten Jahr ein Album mit dem Titel „Manifesto Of An Alchemist“ unter der „Überschrift „Roine Stolt‘s The Flower King“ veröffentlicht hatte, erscheint am 8. November 2019 das offizielle dreizehnte Studioalbum der Flower Kings mit dem Titel „Waiting For Miracles“. Das Album wird auf dem Plattenlabel InsideOut Music veröffentlicht und weiß auch wieder mehr zu überzeugen, als noch der „Solo-Ausflug“ des Schweden im letzten Jahr.

Ebenso klingt „Waiting For Miracles“ wieder überzeugender, als viele jener Alben der 2000er Jahre. Die Musik auf „Waiting For Miracles“ ist abwechslungsreicher geworden, spielt mehr mit den Stimmungen und Atmosphären und hat dazu noch den großen Vorteil, dass sie Melodien enthält, in die sich leicht eintauchen lässt. Spannende Lieder größtenteils im Zeichen des RetroProg, die einen auf eine Reise mitnehmen, unterhalten zu einem gewissen Teil auch fesseln.

Beispielhaft hierfür stehen eine ganze Reihe hintereinander angeordnete Nummern auf der ersten CD. „Black Flag“, „Miracles For America“, „Vertigo“, „The Bridge“ und schließlich „Ascending To The Stars“ machen Spaß und Lust auf mehr. Melodiöser und moderner Progressive Rock, der ins Ohr geht und mit der Nummer „Ascending To The Stars“ seinen Höhepunkt findet. Das Lied beginnt wie ein Stück Filmmusik in einer Szene, in der sich gerade die Sonne am Horizont emporhebt, um ein wunderschönes grünbewaldetes Gebiet zu erwärmen – nun zumindest kommen diese Assoziationen bei mir auf. Man vernimmt noch eine E-Gitarre, jedoch wandelt sich das Lied immer mehr in ein Stück moderner Klassik mit Chor und viel Orchester. Klasse. Allerdings folgt der Tiefpunkt des Albums leider bereits unmittelbar danach. „Wicked Old Symphony“ ist eine poppige Nummer, langweilt sehr und will so gar nicht zum vorherigen Stück passen. Glücklicherweise ist dieses Mainstream-Pop-Lied allerdings eine Ausnahme auf „Waiting For Miracles“.

Fazit: Nach einigen etwas durchschnittlicheren Alben ist den Flower Kings mit „Waiting For Miracles“ wieder eine sehr viel überzeugendere Scheibe gelungen. RetroProg der guten und abwechslungsreichen Sorte, der zudem noch ins Ohr geht – auch das spielt für einige Hörerinnen und Hörer eine nicht unbedeutende Rolle. Macht Lust auf mehr. Zehn Punkte.

Anspieltipps: The Bridge, Ascending To The Stars



Mittwoch, 6. November 2019

Opeth – In Cauda Venenum




Opeth – In Cauda Venenum


Besetzung:

Mikael Åkerfeldt – lead & backing vocals, guitars and ramblings
Fred Åkesson – lead & rhythm guitars, backing vocals, whistles, coughs
Martin Axenrot – drums and percussion
Martin Mendez – assorterd bass guitars
Joakim Svalberg – keyboards & backing vocals


Gastmusiker:

Hidden Identities – bowed instruments
Bruno Oijer – spoken word
Olof Palme – spoken word
Melinda Åkerfeldt – spoken word
Mirjam Åkerfeldt – spoken word
Klara Rönningvist Fors – spoken word
Alva Åkesson/Ahlberg – spoken word
Tora Ahlberg – spoken word
Stefan Boman – effects and old rusty things


Label: Moderbolaget Records / Nuklear Blast


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

CD1:

1. Livets Trädgård (3:28)
2. Svekets Prins (6:36)
3. Hjärtat Vet Vad Handen Gör (8:30)
4. De Närmast Sörjande (7:10)
5. Minnets Yta (6:34)
6. Charlatan (5:29)
7. Ingen Sanning Är Allas (7:30)
8. Banemannen (6:45)
9. Kontinuerlig Drift (7:22)
10. Allting Tar Slut (8:33)

Gesamtspieldauer: 1:07:49

CD2:

1. Garden Of Earthly Delights (3:28)
2. Dignity (6:36)
3. Heart In Hand (8:29)
4. Next Of Kin (7:10)
5. Lovelorn Crime (6:34)
6. Charlatan (5:29)
7. Universal Truth (7:21)
8. The Garroter (6:43)
9. Continuum (7:23)
10. All Things Will Pass (8:31)

Gesamtspieldauer: 1:08:00

Gesamtspieldauer CD1 & CD2: 2:15:49



„In Cauda Venenum“ heißt das dreizehnte Studioalbum der schwedischen Band Opeth. Dieses Mal wollte Mikael Åkerfeldt, der wie immer die Musik sowie die Texte des Albums verfasste, einen anderen Weg einschlagen. Angeblich auf dem Weg zum Kindergarten, bei dem er seine Kinder abliefern wollte, kam ihm die Idee, doch auch mal ein Album in seiner Muttersprache Schwedisch zu veröffentlichen. Ganz so „mutig“ war er dann doch nicht, denn „In Cauda Venenum“ erscheint sowohl in einer schwedischen wie in einer englischen Version. Die Limited Edition Ausgabe des Albums erscheint in Form einer Doppel-CD, mit eben jener schwedischen und englischen Version des Albums und kostet nur wenig mehr. „In Cauda Venenum“ erschien am 27. September auf den Plattenlabeln Moderbolaget Records und Nuklear Blast.

Diesen ultraharten Metal gibt es bei Opeth nicht mehr zu hören – zumindest nicht durchgängig. Die Musik der Schweden ist im Laufe der Jahre sehr viel differenzierter geworden, reicht in das musikalische Genre des Progressive Rocks hinein. „In Cauda Venenum“ setzt diese Entwicklung logisch und konsequent fort. So sind die Lieder auf „In Cauda Venenum“ sehr vielschichtig angelegt. Laut oder leise, hart oder weich, melodiös und eingängig oder etwas vertrackter und schräger? Das alles sind auf „In Cauda Venenum“ keine Gegensätze mehr, sondern sich ergänzende Stilmittel, die die Musik von Opeth auf diesem Album abwechslungsreich und spannend klingen lassen. Wechseln sich die härteren oder sanfteren Passagen noch relativ gleichberechtigt ab, so wird es alle Freundinnen und Freunde schöner Melodien erfreuen, dass die Lieder allesamt gut und eingängig ins Ohr gehen. Das macht die Platte selbstverständlich auch ein wenig massentauglicher und die oder der eine der Headbanging-Fraktion wird etwas enttäuscht sein, wenn er sie mit sehr viel früher erschienenen Alben von Opeth vergleicht – doch die große Mehrheit der Fans dürfte es freuen.

Abwechslungsreichen und eingängigen Prog Metal gibt es also auf „In Cauda Venenum“ zu hören. Dieser erreicht in der Mitte des Albums seinen Höhepunkt. „De Närmast Sörjande“ („Next Of Kin”), „Minnets Yta” („Lovelorn Crime”), „Charlatan” oder „Ingen Sanning Är Allas” („Universal Truth”) sind allesamt tolle Nummern, die ins Ohr gehen und dort auch hängenbleiben. Bereits beim zweiten Durchlauf des Albums scheinen diese Lieder zu guten und bekannten Freunden geworden zu sein, denen man immer wieder gern zuhört. Da auch die restlichen Stücke der Platte überzeugen, kann man die Fernbedienung beim Hören getrost zur Seite legen.

Fazit: Erneut ist Mikael Åkerfeldt mit seiner Band Opeth ein sehr gelungenes und hörenswertes Album gelungen. Abwechslungsreichen Progressive Rock bis Progressive Metal bekommt man darauf geboten. Wer dem Rock zugetan ist und schöne und eingängige Melodien liebt, die oder der wird an „In Cauda Venenum“ viel Spaß haben. Hörenswert. Elf Punkte.

Anspieltipps: Minnets Yta



Montag, 4. November 2019

Crippled Black Phoenix – The Resurrectionists




Crippled Black Phoenix – The Resurrectionists


Besetzung:

Justin Graeves – electric guitars, acoustic guitars, ebow, left-handed drums, synthesizers, drums, feedback, saw, percussion, samples, bottle neck, effects, backup vocals
Joe Volk – vocals
Dominic Aitchison – bass guitar
Kostas Panagiotou – piano, mellotron, keyboards
Charlotte Nicholls – cello, vocals



Gastmusiker:

Matt Williams – hammond organ, synthesizers, accordion, gregorian vocals, rhodes organ
George Elgie – guitar
Thom Elgie – drums, right-handed drums
CBP Brutes Choir – gang vocals, congregation
Max Milton – trumpet
Suzi Gage – flute
Jack Rampling – violin
Dave Graeves – fucking awesome twin lead


Label: KScope


Erscheinungsjahr: 2009


Stil: Art Rock


Trackliste:

1. Burnt Reynolds (8:41)
2. Rise Up And Fight (5:45)
3. Whissendine (4:57)
4. Crossing The Bar (7:05)
5. 200 Tons Of Bad Luck (5:53)
6. Please Do Not Stay Here (3:17)
7. Song For The Loved (13:38)
8. A Hymn For A Lost Soul (2:24)
9. 444 (5:49)
10. Littlestep (5:52)
11. Human Nature Dictates The Downfall Of Humans (7:40)

Gesamtspieldauer: 1:11:06



„The Resurrectionists“ heißt das zweite Album, welches die englische Band Crippled Black Phoenix im Jahr 2009 neben dem Album „Night Raider“ veröffentlichte. Einige Titel aus beiden Alben wurden überraschenderweise im selben Jahr auf einem weiteren Album unter der Überschrift „200 Tons Of Bad Luck“ nochmals veröffentlicht. Nur auf „The Resurrectionists“ und nicht auf der Zusammenstellung sind damit die Lieder „200 Tons Of Bad Luck“, „Please Do Not Stay Here”, „Song For The Loved” und „Human Nature Dictates The Downfall Of Humans“ erschienen. Das 35 Sekunden lange Stück „A Real Bronx Cheer“, welches auf dem Album „200 Tons Of Bad Luck“ noch extra aufgeführt wird, stellt auf „Night Raider“ übrigens die ersten 35 Sekunden des Liedes „Onward Ever Downwards“ dar. Da blicke noch jemand durch. Da auf „The Resurrectionists“ und auf „Night Raider“ eine ganze Menge mehr zu hören ist, lohnen sich diese Alben im Vergleich zu „200 Tons Of Bad Luck“ für den Fan auf jeden Fall, so viel sei schon mal vorweggenommen.

Denn ist die Veröffentlichungsstrategie der Band um Justin Graeves noch schwer nachvollziehbar, umso überzeugender ist dann die Musik der Band – auch oder gerade auf „The Resurrectionists“. Dieses Album stellt nochmals eine Steigerung gegenüber „Night Raider“ dar. Auch auf „The Resurrectionists“ ist die Bewunderung des Justin Graeves für die Musik von Pink Floyd unüberhörbar, alles jedoch im Rahmen und nie so, dass es „kopiert“ klingt – eher ein wenig beseelt. Die Anzahl der genreübergreifenden musikalischen Stile hält sich auf diesem Album auch in engeren Grenzen. Irgendwo zwischen Alternative Rock und Progressive Rock angesiedelt spielt die Musik auf „The Resurrectionists“ – mal etwas mehr in die eine, dann wieder in die andere Richtung ausschlagend.

Musik und Texte stammen wieder einmal allesamt aus der Feder von Justin Graeves, lediglich beim Titel „Please Do Not Stay Here“ erhielt er Unterstützung von Kostas Panagiotou. Wer beim Hören von Musik auf die eingängige Melodie steht, die beziehungsweise der wird auf „The Resurrectionists“ mit Sicherheit fündig, denn die Lieder klingen ohne Ausnahme melodiös und eingängig. Insgesamt ist die Stimmung auf dem Album eine dunklere, traurigere als noch auf „Night Raider“. Viele Lieder in Moll lassen das Herz schwer werden und bei einer Nummer wie „200 Tons Of Bad Luck“ erwartet man auch keine Musik, welche einen bei den Freudesprüngen unterstützt. Von daher nur konsequent.

„The Resurrectionists“ klingt über seine gesamte Laufzeit von über siebzig Minuten abwechslungsreich. Das Spiel mit den musikalischen Atmosphären beherrscht die Band hier vortrefflich, sodass die Musik jederzeit abwechslungsreich, spannend klingt und auch manches Mal eine überraschende Wendung einschlägt. Dabei sind es gerade jene Titel, die auf „200 Tons Of Bad Luck“ fehlen, die mit am deutlichsten beeindrucken und überzeugen. Das verzweifelte „200 Tons Of Bad Luck“, welches auf dem gleichnamigen Album fehlt, wäre da zu nennen. Das tieftraurige und sanft instrumentierte „Please Do Not Stay Here“ geht ins Ohr und klingt fast schon ergreifend, wobei die „singende Säge“ ein Stilmittel darstellt, über welches man geteilter Ansicht sein kann. Der Titel „Song For The Loved“, der eine weitere Reminiszenz an Pink Floyd darstellt stellt ebenso einen Höhepunkt dar wie die letzte Nummer des Albums, das Lied „Human Nature Dictates The Downfall Of Humans“. Sanft startend, fast schon hymnisch und kraftvoll weitergeführt, schließlich das Genre des Kammer-Pop streifend, das Tempo erneut anziehend und weiter wunderschön mit den Atmosphären spielend.

Fazit: „The Resurrectionists“ ist für mich eines der bisher besten Alben von Crippled Black Phoenix. Abwechslungsreichen Rock gibt es darauf zu hören, der immer wieder auch mal in progressivere Gefilde eindringt. Langweilig klingt das nie, häufig jedoch spannend und abwechslungsreich – und eingängig. Freundinnen und Freunde der Musik von Crippled Black Phoenix werden die Lieder des Albums wohl lieben. Gut, Pink Floyd Fans sicherlich ebenso. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Please Do Not Stay Here, Song For The Loved, Human Nature Dictates The Downfall Of Humans