Freitag, 31. Dezember 2021

Musa Dagh – Musa Dagh

 



Musa Dagh – Musa Dagh


Besetzung:

Aydo Abay – vocals
Aren Emirze – guitar
Thomas Götz – drums


Gastmusiker:

Friedrich Paravicini – string arrangements




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Rock


Trackliste:

1. Coin Bank (2:04)
2. Superhuman Gift Shop (3:56)
3. Less Morphine (3:24)
4. Halo (3:24)
5. Plural Me (4:04)
6. I‘m Fine, Thanks (3:07)
7. Like / Love (2:58)
8. Life Fucked Balance (2:37)
9. Kool Aid (3:04)
10. Musa Dagh (4:26)

Gesamtspieldauer: 33:09



Musa Dagh ist nicht nur ein 1355 m hoher Berg der im Nurgebirge im Süden der Türkei liegt. Nach diesem benannte sich auch die deutsche Band um Aydo Abay, Thomas Götz und Aren Emirze. Am 26. November 2021 erschien ihr Debutalbum auf dem Plattenlabel Cargo Records.

Den Gesang von Aydo Abay hatte ich bereits auf der Veröffentlichung „Love And Distortion“ kennen und schätzen gelernt. Musa Dagh stehen für Independent Rock mit progressiven Einschüben, für Heavy Rock, der nicht nur auf Härte setzt, sondern trotzdem auch mit wunderschönen Melodien aufwartet. Vieles dieser Eingängigkeit bewirkt jener Aydo Abay, der mit seiner Stimme so unfassbar gut ins Ohr geht und den Liedern das gewisse Etwas, das Besondere verleiht. Thomas Götz und Aren Emirze treiben die Lieder voran, rhythmisch perfekt abgestimmt und mit einem Groove versehen, der die Füße ganz automatisch zum Mitwippen bewegt. Coole Musik, die hoffentlich viele Hörerinnen und Hörer findet.

Dabei wirkt die Musik vom ersten bis zum letzten Akkord. Ausfälle hört man auf dem selbstbetitelten Album keine und es endet ganz untypisch mit dem Titellied „Musa Dagh“. Die einzige Instrumentalnummer des Albums, die brachial beginnt und schließlich sanft mit Streichern endet. Und davor gibt es jede Menge weitere Höhepunkte, oftmals hart und düster, doch trotzdem immer eingängig. Die Höhepunkte mögen Freundinnen und Freunde des Rocks dabei genug für sich finden. Meiner heißt neben dem Titellied das kurze „Like / Love“. Apropos „kurz“. Das ist das einzige Manko, was man der band etwas ankreiden könnte. Mit 33 Minuten ist die Laufzeit nicht gerade üppig ausgefallen. Doch diese 33 Minuten haben es in sich. Lohnt sich.

Fazit: Spannenden und abwechslungsreichen Rock bekommt man auf dem selbstbetitelten Debut von Musa Dagh zu hören. Die Lieder rocken, knallen zum Teil richtiggehend aus den Boxen und gehen dabei doch auch immer ins Ohr. Man kann nur hoffen, dass dieses Album von vielen gehört wird. Verdient hätte es die Band allemal. Elf Punkte.

Anspieltipps: Like / Love, Musa Dagh



Mittwoch, 29. Dezember 2021

Jason Sharp – The Turning Centre Of A Still World

 



Jason Sharp – The Turning Centre Of A Still World


Besetzung:

Jason Sharp – amplified heartbeat & breath, baritone & bass saxophone, modular synthesizer, lyra 8, theravox, moog bass, acoustic preparations




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Elektronische Musik, Ambient, Avantgarde


Trackliste:

1. Intro (0:53)
2. Unwinding Surrender (5:41)
3. Velocity Of Being (7:47)
4. Blossoming Rest (8:19)
5. Upwelling Hope (8:03)
6. Humility Of Pain (6:59)
7. Everything Is Waiting For You (6:15)
8. Outro (1:13)

Gesamtspieldauer: 45:14



Das dritte Album des Montréaler Saxophonisten und elektroakustischen Komponisten Jason Sharp heißt „The Turning Centre Of A Still World“. Das Album erschien am 27. August 2021 auf dem Plattenlabel Constellation. Zum ersten Mal hat Jason Sharp eine Platte völlig allein eingespielt und auf Gastmusiker verzichtet. So kann man auf dem Album nachlesen, dass dieses „composed, arranged and performed by Jason Sharp“ ist.

Liest man weiter den Begleittext zur Veröffentlichung so „erforscht Jason Sharp mit diesem Album klanglich die Mensch-Maschine-Kalibrierung, deren Interaktion, Ausdruck und Biofeedback“. Sein Atem fließt in die Musik mit ein genau wie sein Puls, der über einen Herzmonitor in den Liedern umgesetzt wird. Dazu gesellt sich sein manchmal digital bearbeitetes, manches Mal akustisch zu hörendes Saxophon-Spiel und ergibt eine klangliche Melange aus akustischen und digitalen Sounds, die insgesamt – außer beim Intro und Outro – immer sehr elektronisch gehalten sind.

Das alles klingt durchaus interessant, mündet manchmal allerdings auch in eher unspektakulären Ambient-Sounds. Selbstverständlich darf man hier keine eingängigen Melodien erwarten, es ist eine Atmosphäre, die hier transportiert wird. Diese ist zumeist sehnsüchtig, frei, auch unspektakulär. Trotzdem wirkt diese Musik, wenn man solch elektronische Sounds mag. Ich höre hier am Rande ein paar Parallelen zu Klaus Schulze und Tangerine Dream.

Am Überzeugendsten klingt die Musik des Jason Sharp immer dann, wenn er es schafft diese in einem Lied zu steigern. Von daher ist es nur zu verständlich, dass „Velocity Of Being“ den Höhepunkt auf „The Turning Centre Of A Still World“ darstellt. Ein auch wieder sehnsüchtig beginnendes Lied, welches sich dann immer weiter steigert und dadurch seinen Reiz gewinnt. Doch diese Nummer ist eine Ausnahme auf dem Album, genau wie die akustisch gehaltenen Ein- und Ausstiege.

Fazit: Ambient, Avantgarde, elektronische Musik, und Saxophon? Wer auf diese Verschmelzung gespannt ist und vor allen Dingen der elektronischen Musik offen gegenübersteht, die oder der wird an diesem Album Gefallen finden. Man hört hier wenig „Atem“ und „Puls“. Etwas mehr Saxophon, jedoch auch zumeist verfremdet. Ambient-Fans werden es lieben. Neun Punkte.

Anspieltipps: Velocity Of Being



Montag, 27. Dezember 2021

Adele – 19

 



Adele – 19


Besetzung:

Adele Adkins – lead vocals, guitar (on "Daydreamer", "Crazy for You", and "My Same"), bass guitar (on "Best for Last" and "Make You Feel My Love"), celesta (on "First Love"), cowbell (on "Right as Rain")


Gastmusiker:

Jim Abbiss – glockenspiel
Matt Allchin – guitar
Pete Biggins – drums, percussion (on "Cold Shoulder")
Neil Cowley – piano, Hammond organ, Wurlitzer
Rosie Danvers – string arrangements
Tom Driessler – bass, bass guitar, tambourine
Chris Elliott – string arrangements, string conductor
Steven Holness – keyboards, piano
Sam Koppelman – glockenspiel
Life Gospel Choir – backing vocals
Wil Malone – string arrangements, string conductor, string writing
Perry Montague-Mason – strings
Jack Penate – backing vocals
Seb Rochford – drums (on "My Same")
Louis "Kayel" Sharpe – drums (on "Right As Rain")
Jason Silver – keyboards
Ben Thomas – guitar
Michael Tighe – guitar
Eg White – performer, string arrangements
Stuart Zender – bass




Erscheinungsjahr: 2008


Stil: Blues, Soul


Trackliste:

1. Daydreamer (3:40)
2. Best For Last (4:18)
3. Chasing Pavements (3:30)
4. Cold Shoulder (3:11)
5. Crazy For You (3:28)
6. Melt My Heart To Stone (3:23)
7. First Love (3:10)
8. Right As Rain (3:17)
9. Make You Feel My Love (3:32)
10. My Same (3:15)
11. Tired (4:18)
12. Hometown Glory (4:31)

Gesamtspieldauer: 43:39



Schlicht „19“ heißt das Debütalbum der englischen Sängerin Adele, welches am 28. Januar 2008 auf dem Plattenlabel XL Recordings veröffentlicht worden ist. Benannt ist das Album nach dem Alter der Sängerin während der Produktion und Veröffentlichung. Die Kritiken zu „19“ fielen überwiegend positiv aus, die Stimme der jungen Britin wurde immer wieder gelobt. Die Lieder „Hometown Glory“, „Chasing Pavements“, „Cold Shoulder“ sowie „Make You Feel My Love“ wurden als Singles ausgekoppelt. Bis jetzt hat sich „19“ knappe sieben Millionen Mal verkauft.

Auf „19“ hört man eine Mischung aus Blues und Soul mit einigen poppigen Einsprengseln. Und solch eine Nummer wie „Chasing Pavements“ könnte auch gut Teil eines Musicals sein. Diese zumeist poppigen Ohrwürmer, die Adele auf späteren Alben veröffentlichen sollte, fehlen hier noch. Im Zentrum steht der Gesang der Adele, der für eine 19-jährige Sängerin wahrlich überraschend ausgereift klingt. Die Musik selbst packt einen da deutlich weniger, wenn man auf eingängige Melodien steht. Blues- und Soul-Fans dürften mit „19“ allerdings durchaus ihren Spaß haben.

Adele singt toll, ihre Stimme ist klasse. Musikalisch erreicht mich das Ganze allerdings nicht. Die Lieder scheinen so an einem vorbei zu ziehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Dies gilt mit einer Ausnahme. Das letzte Lied des Albums, „Hometown Glory“, klingt wunderschön und ist auch der Höhepunkt auf diesem Debutalbum. Selbstverständlich steht auch hier der Gesang im Vordergrund, dazu gibt eine es wunderschöne Klavierlinie zu hören und unterstrichen wird dies durch sanfte Streicher. Wahrlich schön. Mit deutlich mehr Abstrichen sind auch noch die drei Titel „Daydreamer“, „First Love“ und „Make You Feel My Love“ hörenswert. Der ganze Rest weiß leider so gar nicht mehr zu überzeugen.

Fazit: Auf dem Album „19“ wurde die Stimme der Adele entdeckt. Die Musik selbst, zwischen Blues und Soul angesiedelt, weiß dagegen nicht allzu sehr zu überzeugen. Freundinnen und Freunde dieser musikalischen Genres werden das freilich anders sehen. Nähert man sich diesem Album allerdings von der eher rockigen oder poppigen Seite bekommt man nur wenige Höhepunkte geboten. Einer ist allerdings ganz gewiss das Lied „Hometown Glory“. Doch das genügt nicht, um ein gutes Album zu hören. Sechs Punkte.

Anspieltipps: Hometown Glory



Samstag, 25. Dezember 2021

Nick Cave And The Bad Seeds – Dig, Lazarus, Dig!!!

 



Nick Cave And The Bad Seeds – Dig, Lazarus, Dig!!!


Besetzung:

Nick Cave – vocals (1–11), organ (1,2,6,7), piano (3,8,9), tambourine (3,5,11), sleigh bells (3,11), toms (5), harmonica (5), electric guitar (9), vibra-slap (11)
Martyn P. Casey – bass (1–3,6–11)
Thomas Wydler – brushed snare (1), shaker (2,10), tambourine (2,5,10), drums (4,8,9), hand drums (7)
Warren Ellis – viola (1,6,9,11), loops (1,4,6,7,10,11), fender mandocaster (2–4,7–10), tenor guitar (3,5,8,10), maracas (3) 12 string lute (5), drum machine (6), piano (8), flute (9), mandolin (9)
Mick Harvey – electric guitar (1,4–6,10,11), acoustic guitar (2,5,7–9), bass (4,5), organ (10)
Jim Sclavunos – drums (1–3,5–7,10,11), bongos (1,5), cowbell (1), cuica (3), congas (3,4), finger cymbals (4), shaker (5), maracas (7), tambourine (8,9), sleigh bells (9)
James Johnston – organ (2,5,9), electric guitar (5)




Erscheinungsjahr: 2008


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. Dig, Lazarus, Dig!!! (4:11)
2. Today‘s Lesson (4:41)
3. Moonland (3:53)
4. Night Of The Lotus Eaters (4:53)
5. Albert Goes West (3:32)
6. We Call Upon The Author (5:11)
7. Hold On To Yourself (5:50)
8. Lie Down Here (& Be My Girl) (4:57)
9. Jesus Of The Moon (3:22)
10. Midnight Man (5:06)
11. More News From Nowhere (7:58)

Gesamtspieldauer: 53:40



„Dig, Lazarus, Dig!!!“ heißt das vierzehnte Studioalbum des australischen Musikers Nick Cave mit seiner Band The Bad Seeds. Das Album wurde am 3. März 2008 auf dem Plattenlabel Mute Records veröffentlicht. Die Lieder „Dig, Lazarus, Dig!!!“, „Accidents Will Happen“ sowie „More News From Nowhere“ wurden daraus als Singles veröffentlicht. In Australien kletterte das Album bis auf Platz 2, in Großbritannien bis auf Platz vier und in Deutschland bis auf Platz 6 der Charts. „Dig, Lazarus, Dig!!!“ ist das letzte Album mit Gründungsmitglied Mick Harvey, der die Bad Seeds 2009 verließ, und dem Organisten James Johnston, der die Band vor der Support-Tour verließ. Und gleichzeitig ist es die zweite Platte ohne das Gründungsmitglied Blixa Bargeld.

Auf „Dig, Lazarus, Dig!!!“ hört man Alternative Rock, der eher dunkel bis düster daherkommt. Zu viel „Frohsinn“ verbreitet das Album musikalisch gesehen definitiv nicht – auch nicht inhaltlich. Dabei klingen die Lieder zumeist – jedoch nicht durchweg – eingängig. Umso intensiver selbstverständlich, je mehr Zeit man der Platte gibt im Ohr der Hörerin beziehungsweise des Hörers zu reifen. Doch es ist auch diese dunkle Stimmung, die das Album verbreitet, welche einen sehr schnell packt – dies nun bereits beim ersten Mal des Hörens. Mitunter ist diese Atmosphäre fast schon hypnotisierend, wie beim experimentell monotonen „Night Of The Lotus Eaters“. Dann klingt alles wieder deutlich rockiger und man muss fast mit dem Fuß mitwippen. Als Beispiel steht hier das sich anschließende „Albert Goes West“.

Die Höhepunkte des Albums heißen „Hold On To Yourself“, „Jesus Of The Moon“ und „Midnight Man“. Tolle, eingängige Melodien, spannender Aufbau und ebenso gelungene Texte. Doch auch bei diesen Titeln überwiegt die Melancholie, die manchmal fast an Trauer erinnert. Aber genau das macht dieses Album auch so intensiv.

Nick Cave schrieb auf der Homepage seiner Band über das Album: „Seit ich mich erinnern kann, als Kind in der Kirche die Lazarus-Geschichte gehört zu haben, hat sie mich beunruhigt und beunruhigt. Ich war sogar traumatisiert. Natürlich haben wir alle Ehrfurcht vor dem größten Wunder Christi - der Auferweckung eines Mannes von den Toten - aber ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, wie Lazarus sich dabei fühlte. Als Kind war mir das unheimlich, um ehrlich zu sein. Ich habe Lazarus in New York City angesiedelt, um dem Lied einen hippen, modernen Touch zu geben. Ich habe auch an Harry Houdini gedacht, der einen Großteil seines Lebens damit verbracht hat, die Spiritisten zu entlarven, die mit den Hinterbliebenen Geld machen wollten. Er glaubte daran, dass nach dem Tod nichts weitergeht. Er war der zweitgrößte Entfesselungskünstler, Harry war es, Lazarus war natürlich der größte. Ich wollte eine Art Vehikel, ein Medium, für Houdini schaffen, damit er zu uns sprechen kann, wenn er es wünscht, Sie wissen schon, aus dem Jenseits.“

Fazit: Intensiv klingt das vierzehnte Studioalbum von Nick Cave and The Bad Seeds mit dem Titel „Dig, Lazarus, Dig!!!“. Nick Cave verarbeitet hier ein religiöses Thema und transportiert es in die Jetzt-Zeit. Dunkel klingt dieses Album und dabei auch spannend und packend. Wer auf eher „düstere“ Sounds steht, wird hier nichts falsch machen können. Elf Punkte.

Anspieltipps: Hold On To Yourself, Jesus Of The Moon, Midnight Man



Donnerstag, 23. Dezember 2021

Nine Inch Nails – The Downward Spiral

 



Nine Inch Nails – The Downward Spiral


Besetzung:

Trent Reznor – vocals, all instruments, drums on "Piggy"


Gastmusiker:

Mark "Flood" Ellis – hi-hat on "Closer", arp 2600 synthesizer on "The Becoming"
Chris Vrenna – drums on "Hurt", programming, sampling, additional drums on "Burn"
Adrian Belew – texture generating guitar on "Mr. Self Destruct", ring mod guitar on "The Becoming"
Danny Lohner – additional guitar on "Big Man With A Gun"
Andy Kubiszewski – drums on "The Downward Spiral"
Stephen Perkins – drum loops on "I Do Not Want This"




Erscheinungsjahr: 1994


Stil: Industrial Rock


Trackliste:

1. Mr. Self Destruct (4:30)
2. Piggy (4:24)
3. Heresy (3:54)
4. March Of The Pigs (2:58)
5. Closer (6:13)
6. Ruiner (4:58)
7. The Becoming (5:31)
8. I Do Not Want This (5:41)
9. Big Man With A Gun (1:36)
10. A Warm Place (3:23)
11. Eraser (4:53)
12. Reptile (6:51)
13. The Downward Spiral (3:56)
14. Hurt (6:14)

Gesamtspieldauer: 1:05:09



Nine Inch Nails das ist Trent Reznor, der sein „Projekt“, seine Band immer wieder um Gastmusiker erweitert und somit jede Menge Einflüsse in ein neues Album einfließen lässt. „The Downward Spiral“ ist das zweite vollständige Album der Nine Inch Nails und erschien am 8. März 1994 auf dem Plattenlabel Interscope Records. Ich habe mich diesem Album genähert, da ich unbedingt die Originalversion des Liedes „Hurt“ kennenlernen wollte, welches von Johnny Cash so unfassbar intensiv gecovert wurde.

Nun, die Nine Inch Nails stehen für Industrial Rock. Und was da nicht alles mit einfließt. Techno und Dance, elektronische Musik sowie Rock, bis hin zum Metal. Viele verschiedene musikalische Genres werden hier „verarbeitet“ beziehungsweise werden sie mit umgesetzt. Dabei klingen die Lieder auf „The Downward Spiral“ häufig sperrig bis dissonant. Gut, bis sehr dissonant. Das gilt für die Musik, wie für den Gesang. Oftmals steigert Trent Raznor diesen Gesang sehr langsam. Zunächst beginnt er fast schon flüsternd, schwillt an, bis alles in einem riesigen Geschrei mündet. Die Musik verhält sich dabei entsprechend. Nein, die Lieder auf „The Downward Spiral“ gehen nicht ins Ohr, sie sind eindeutig für den Moment des Hörens gemacht und nur für diesen und nicht für die Zeit danach. Im Grunde genommen gar kein schlechter Ansatz.

Dazu hält das Album immer wieder Überraschungen parat, nach dem Ablauf Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Solo-Refrain funktioniert die Musik der Nine Inch Nails auf „The Downward Spiral“ sowieso nicht. Das ist auch bei anderen Bands so, die dann oftmals sehr spannend klingen. Doch genau das fehlt diesem Album. „The Downward Spiral“ packt nicht. „The Downward Spiral“ ist lediglich „Arbeit“, ein Album, welches man sich immer wieder erarbeiten muss. Doch auch nach dem zigsten Mal des Hörens fühlt man sich in dieser „Abwärtsspirale“ gefangen, diese Scheibe immer wieder neu erarbeiten zu müssen. Und irgendwann legt man sie dann nicht mehr auf.

Doch die Texte lohnen gehört beziehungsweise mitgelesen zu werden. Diesbezüglich klingen die Lieder durchaus intensiv. Die Musik schafft es jedoch aufgrund der vorherrschenden sperrigen Attitude dagegen nur phasenweise zu überzeugen. Und das Lied „Hurt“? Das klingt in der Cover-Version wesentlich besser als im Original. Sowas kommt selten vor und sagt einiges über dieses Album aus – oder über Johnny Cash.

Fazit: Industrial Rock ist anstrengend. Und genau den bekommt man auf „The Downward Spiral“ geboten. Meistens ist das Gehörte sehr sperrig und es wird eindeutig zu viel geschrien. Letzteres mag als Stilmittel mal ganz interessant sein, aber dauernd eingesetzt? Ins Ohr geht auch sonst kaum etwas, spannend klingt es nur teilweise, nimmt man die Texte aus, sodass diese Scheibe eher enttäuscht, denn begeistert. Sechs Punkte.

Anspieltipps: Hurt



Dienstag, 21. Dezember 2021

Boundaries – Maidan

 



Boundaries – Maidan


Besetzung (ohne Instrumentenangabe):

Jacob Brøndlund
Emil Sylvester
Mads Grene
Morten Christian Brock Danielsen


Label: Eigenverlag


Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Post Rock, Alternative Rock


Trackliste:

1. Erosion (3:59)
2. Mirror's Image (3:33)
3. Through The Reeds (3:29)
4. Separation Song (4:29)
5. A Song On The End Of The World (3:10)
6. Rites Of Passage (4:17)
7. Tusk (Revised) (3:04)
8. Indefinite Hours (3:23)
9. Witness (5:17)
10. Harness (6:00)

Gesamtspieldauer: 40:46



„Maidan“ nannte die dänische Band Boundaries ihr erstes Studioalbum, welches am 16. April 2021 im Eigenverlag erschien. Darauf zu hören ist tiefdunkler Post Rock bis Alternative Rock, der intensiv und zumeist düster aus den Boxen strömt.

Es ist eine ganz besondere Atmosphäre, die Boundaries mit ihrem Erstlingswerk verströmt. Diese transportierte, dunkle Stimmung wird durch zahlreiche, im Rock weniger beheimatete Instrumente noch vertieft. Mandoline, Cello und das chinesische Instrument Guzheng machen diese Musik noch spannender. Fröhlich klingt es an keiner Stelle auf „Maidan“. Rockig manchmal, psychedelisch immer wieder und eben traurig, dunkel und auf eine bestimmte Weise neblig grau.

Und dann bedienen sich die vier Musiker zusätzlich noch des Stilmittels der Redundanz. Parts werden Mantra-ähnlich wiederholt und entwickeln dabei eine fast schon hypnotisierende Wirkung. Sehr cool.

Über die Dauer des Albums von etwas über vierzig Minuten kann man wunderbar in diese Musik einsteigen und sich fallen lassen. Alle Lieder erklingen mit derselben Attitude und nichts rettet einen vor diesem dunklen Eindruck, den die Platte intensiv verströmt und schließlich auch hinterlässt. Von daher gibt es keine Ausfälle auf „Maidan“. Die Höhepunkte wird jede und jeder dagegen für sich selbst finden. In meinem Fall sind es die beiden Titel „Separation Song“ und „Witness“. Ich hätte an dieser Stelle allerdings auch jedes andere Lied des Albums anführen können.

Fazit: Post und Alternative Rock gibt es auf „Maidan“ von der dänischen Band Boundaries zu hören. Jederzeit klingt die Musik der vier Musiker intensiv und packend – und eben auch düster bis dunkel. Irgendwie hört sich das alles sehr besonders an, fällt aus dem Rahmen, ist weit davon entfernt Mainstream zu sein. Wer also „besondere“ Musik mag, die oder der wird hier fündig. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Separation Song, Witness



Sonntag, 19. Dezember 2021

Guano Apes – Offline

 



Guano Apes – Offline


Besetzung:

Sandra Nasić – vocals
Henning Rümenapp – guitar
Stefan Ude – bass
Dennis Poschwatta – drums


Label: Sony Music


Erscheinungsjahr: 2014


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. Like Somebody (4:53)
2. Close To The Sun (3:42)
3. Hey Last Beautiful (3:26)
4. Numen (4:07)
5. Cried All Out (4:07)
6. It‘s Not Over (3:45)
7. Water Wars (3:57)
8. Fake (2:55)
9. Jiggle (3:37)
10. The Long Way Home (4:00)

Gesamtspieldauer: 38:34



„Offline“ heißt das fünfte und bisher letzte Studioalbum der deutschen Rockband Guano Apes. Es wurde am 30. Mai 2014 auf dem Plattenlabel Sony Music veröffentlicht. Als Single war das Lied „Close To The Sun“ bereits im Februar ausgekoppelt und veröffentlicht worden. „Offline“ erreichte Platz 8 der Charts in Deutschland, in Österreich und der Schweiz kletterte das Album immerhin bis auf Platz 26 beziehungsweise 31.

Auf „Offline“ hört man eingängigen Alternative Rock, vom Funk Metal der ersten Veröffentlichungen der Guano Apes ist auf dem Album nichts mehr zu hören. Das mag man mögen oder bedauern, Spaß macht „Offline“ jedoch trotzdem. Man muss sich diese Scheibe nicht großartig erarbeiten, die Musik „zündet“ ganz schnell – und dies obwohl hier kein Lied anbiedernd oder direkt auf einen Massenmarkt hin produziert klingt. Die Mischung zwischen härteren Nummern und sanfteren Stücken stimmt. Und alles geht dabei gut ins Ohr, ohne sich langweilig anzuhören.

Es gibt keine Ausfälle auf „Offline“. Alles klingt und wirkt, wenn man denn auf Alternative Rock steht. Ein absolutes „Überlied“ befindet sich allerdings auch nicht auf der Scheibe. Die Qualität der Titel ist gleichmäßig gut und gelungen ohne, dass die Band dabei einen absoluten Ohrwurm produziert hätte. Höhepunkt für mich ist das Lied „Numen“. Das ist abwechslungsreicher und eingängiger Alternative Rock, der einfach Spaß macht gehört zu werden. Ebenfalls noch sehr gelungen ist der Opener des Albums, das Stück „Like Somebody“. Doch da auch die restlichen Lieder zu überzeugen wissen, macht das Durchhören des Albums einfach Spaß.

Fazit: Die Guano Apes waren mit „Offline“ vollkommen im Alternative Rock angekommen, doch das „Ergebnis“ klingt durchaus gelungen und hörenswert. Zehn Lieder befinden sich auf dem Album, die durchgängig Spaß machen und ins Ohr gehen. Wer hier wo ihre oder seine Höhepunkte sieht beziehungsweise hört wird sicherlich Geschmackssache bleiben. Leute, die auf Alternative Rock stehen, dürften mit „Offline“ sicherlich ein lohnendes Album hören. Neun Punkte.

Anspieltipps: Numen, Like Somebody



Freitag, 17. Dezember 2021

Sigrid & Marina – A Weihnacht wie‘s früher war

 



Sigrid & Marina – A Weihnacht wie‘s früher war


Besetzung:

Sigrid Hutterer – Gesang
Marina Hutterer – Gesang


Gastmusiker:

Keine weiteren Angaben




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Volkstümlicher Schlager, weihnachtliche Volksmusik


Trackliste:

CD 1:

1. A Weihnacht wie’s früher war (2:58)
2. Zünd ma a Kerzerl an (3:24)
3. Aber heidschi bumbeidschi (2:53)
4. Heimatgefühle zur Weihnachtszeit (3:05)
5. Herrgottsjodler (3:30)
6. Da drinnen im Stalle (3:11)
7. Kalenderlied (3:24)
8. Boid is Weihnacht (3:18)
9. Wenn ich ein Glöcklein wär (2:50)
10. Winterzeit (2:52)
11. An Jodler für’s Christkind (2:52)
12. Santa Lucia (3:17)
13. Werst mei Liacht ume sein (2:45)
14. Sterne der Heiligen Nacht (3:15)
15. Andachtsjodler (2:54)

CD 2:

1. Danke für die stille Zeit (3:35)
2. Des Jahr macht langsam zua (2:59)
3. Traditionelles Weihnachtsliedermedley (5:45)
4. Es ist Winterzeit (3:18)
5. Steht’s auf ihr Hirten (3:19)
6. Christrose (3:52)
7. Sankt Josef (2:33)
8. Weihnachten is nimmer weit (3:25)
9. Misteln vom Bam (3:06)
10. Wenn es weiße Sterne schneit (2:55)
11. Die stillste Zeit in unsren Bergen (3:21)
12. Auf der ganzen Welt ist Weihnacht (3:19)
13. Jetzt ist sie da (2:21)
14. Wie groß bist Du (3:27)
15. Stille Nacht, Heilige Nacht (3:28)

Gesamtspieldauer CD1 (46:34) und CD2 (50:49): 1:37:23



Sigrid und Marina klingen immer dann in Ordnung, wenn sie sich an traditionelle Stücke heranwagen. Volkstümlicher Schlager mit Schlagzeug-Computer klingt dagegen auch bei den beiden Schwestern deutlich weniger erträglich – außer man befindet sich vielleicht auf einer Kirchweih im Bierzelt.

Nun und entsprechend klingen auch die Lieder auf diesem Weihnachtsalbum. Sind es traditionelle Lieder so vermitteln diese durchaus ein entsprechendes Weihnachtsgefühl. Verstecken sich in den Liedern allerdings volkstümliche Schlagerweisen, die auf Weihnacht hingetrimmt wurden, ist es entsprechend schwer dem Ganzen zu lauschen.

Somit hinterlässt „A Weihnacht wie‘s früher war“ einen durchwachsenen Eindruck, zumal viele der Lieder bereits auf früheren Weihnachtsalben der beiden Schwestern zu hören waren. Und ein paar Veränderungen an den Arrangements machen die Titel da auch nicht zu neu eingespielten Stücken.

Fazit: Wenn es traditionell klingt, dann ist „A Weihnacht wie‘s früher war“ ein schönes Weihnachtsalbum geworden. Wenn es nach volkstümlichem Schlager klingt, deutlich weniger. Schade auch, dass viele Lieder bereits veröffentlicht wurden. Sechs Punkte.

Anspieltipps: Traditionelles Weihnachtsliedermedley, Aber heidschi bumbeidschi



Mittwoch, 15. Dezember 2021

Kate Bush – The Dreaming




Kate Bush – The Dreaming


Besetzung:

Kate Bush – vocals, piano, fairlight cmi synthesizer (1, 2, 5–10), yamaha CS-80 (2), strings (4)


Gastmusiker:

Paddy Bush – sticks (1), mandolins and strings (4), bullroarer (6), backing vocals (1, 6, 10)
Geoff Downes – fairlight cmi trumpet section (1)
Jimmy Bain – bass guitar (1, 5, 10)
Del Palmer – bass guitar (2, 4, 8), fretless and 8 string bass (7)
Preston Heyman – drums (1, 3, 5, 10), sticks (1)
Stuart Elliott – drums (2, 4, 6–9), sticks (4), percussion (8)
Dave Lawson – synclavier (2, 4)
Brian Bath – electric guitar (3)
Danny Thompson – string bass (3)
Ian Bairnson – acoustic guitar (5), backing vocals
Alan Murphy – electric guitar (5, 10)
Rolf Harris - digeridoo (6)[a]
Liam O'Flynn – penny whistle and uilleann pipes (7)
Seán Keane – fiddle (7)
Dónal Lunny – bouzouki (7)
Eberhard Weber – double bass (9)
Stewart Arnold – backing vocals (1)
Gary Hurst – backing vocals (1)
David Gilmour – backing vocals (3)
Percy Edwards – animals (6)
Gosfield Goers – crowd (6)
Richard Thornton – choirboy (8)
Gordon Farrell – "Houdini" (9)
Del Palmer – "Rosabel Believe" (9)
Paul Hardiman – "Eeyore" (10)
Esmail Sheikh – drum talk (10)


Label: EMI


Erscheinungsjahr: 1982


Stil: Pop, Art Pop


Trackliste:

1. Sat In Your Lap (3:30)
2. There Goes A Tenner (3:24)
3. Pull Out The Pin (5:25)
4. Suspended In Gaffa (3:54)
5. Leave It Open (3:19)
6. The Dreaming (4:40)
7. Night Of The Swallow (5:22)
8. All The Love (4:28)
9. Houdini (3:49)
10. Get Out Of My House (5:27)

Gesamtspieldauer: 43:24



„The Dreaming“ heißt das vierte Studioalbum der englischen Sängerin Kate Bush. Es wurde am 13. September 1982 auf dem Plattenlabel EMI veröffentlicht. Kate Bush hat das Album selbst produziert und von Juni 1981 bis November 1982 wurden daraus die Lieder „Sat In Your Lap“, „The Dreaming“, „There Goes A Tenner“, „Suspended In Gaffa“ sowie „Night Of The Swallow“ als Singles veröffentlicht. „The Dreaming“ kletterte zwar bis auf Platz 3 der britischen Charts, verkaufte sich allerdings schlechter, als noch die drei Vorgängeralben. Inzwischen taucht die Platte jedoch in zahlreichen Besten- und Lieblingslisten auf.

Durchgängig eingängig ist „The Dreaming“ auch nicht. Kommerziell klingt das keineswegs, der Art Pop Aspekt wird auf dem Album groß geschrieben, welches man sich durchaus erst erarbeiten muss. Doch es klingt eindeutig nach Kate Bush und dies ist nicht nur dem außergewöhnlichen Gesang der Engländerin zu verdanken. Es sind auch die Arrangements der Lieder und deren Wendungen, die „The Dreaming“ zu einem Kate Bush Album werden lassen. Klasse dabei einmal mehr der vielschichtige Hintergrundgesang, den es sonst so, in dieser Art, nirgendwo anders zu hören gibt. Und einige schrägere Töne haben sich auch mit eingefunden. All diese Zutaten zusammen hört man bestens auf dem Lied „Pull Out The Pin“.

Mag man es dagegen lieber sehr eingängig, dann sollte man sich die beiden Lieder „There Goes A Tenner“ und vor allen Dingen „Suspended In Gaffa“ genauer anhören. Gerade letztgenanntes Lied ist für mich der Höhepunkt auf „The Dreaming“ und auch ein Höhepunkt im Schaffen der Kate Bush überhaupt. Außergewöhnliche und beeindruckende Vokalarrangements und eine wunderschöne Melodie machen dieses Lied zu etwas ganz Besonderem. Begeisternd. Ansonsten ist „The Dreaming“ ein Album, welches sich lohnt öfters gehört zu werden, da es umso besser zu werden scheint, je vertrauter man mit ihm wird.

Fazit: Mit Sicherheit ist „The Dreaming“ nicht das kommerziellste Album der Kate Bush. Einiges darauf muss man sich dieses Mal „erarbeiten“. Es ist allerdings eine Platte, die einwandfrei und unverwechselbar nach Kate Bush klingt und mit „Suspended In Gaffa“ einen sehr schönen Höhepunkt aufweist. Kate Bush Fans werden es sicherlich mögen. Für Menschen, die ihre erste Begegnung mit Kate Bush unternehmen möchten, wäre dafür jedoch wohl das Nachfolgealbum „Hounds Of Love“ besser geeignet. Neun Punkte.

Anspieltipps: There Goes A Tenner, Suspended In Gaffa



Montag, 13. Dezember 2021

Isildurs Bane & Peter Hammill – In Amazonia

 



Isildurs Bane & Peter Hammill – In Amazonia


Besetzung:

Peter Hammill – vocals
Katrine Amsler – keyboards & electronics
Klas Assarsson – vibraphone, marimba, vives, percussion
Luca Calabrese – trumpet
Axel Croné – bass, clarinets, saxophones, flute, string arrangements, additional electric guitars, additional synthesizers
Samuel Hällkvist – guitars
Mats Johansson – synthesizer & treatments
Liesbeth Lambrecht – violin & viola
Kjell Sverinsson – drums & percussion


Gastmusiker:

Karin Nakagawa – koto & voice
Pat Mastelotto – electronic drums & percussion
Xerxes Andren – drums, percussion
Adam Sass – trumpet
Zhazira Ukeyeva – violin
Mette Gerdle – violin
John Aderberg – backing vocals


Label: Ataraxia


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Art Rock, Progressive Rock


Trackliste:

1. Before You Know It (7:48)
2. Under The Current (4:48)
3. Aguirre (5:19)
4. This Is Where? (10:09)
5. The Day Is Done (9:07)
6. This Bird Has Flown (3:03)

Gesamtspieldauer: 40:16



„In Amazonia“ heißt die erste Zusammenarbeit der schwedischen Band Isildurs Bane und Peter Hammill, dem Sänger, Gitarristen und Hauptkomponisten von Van der Graaf Generator. Dass sich die schwedische Band und der englische Progressive Rock Pionier gefunden haben, darf man nach dem Hören von „In Amazonia“ mit Sicherheit als Glücksfall bezeichnen. „In Amazonia“ erschien am 10. Mai 2019 auf dem Plattenlabel Ataraxia.

Nun, diese Kollaboration ist dann ein „Glücksfall“ für alle Hörerinnen und Hörer, wenn sie denn auf Musik stehen, die ganz bestimmt nicht in der Dauerschleife im Radio läuft. „In Amazonia“ ist Atmosphäre pur, ein Album, abwechslungsreich, spannend, fordernd und mitunter auch etwas dergestalt unangepasst, dass man es sich erst erarbeiten muss. Und trotzdem ist diese Platte melodisch und eingängig. Es ist eines jener Alben, die sich lohnen öfters gehört zu werden, da sie sich einem mit jedem weiteren Durchlauf noch mehr, noch besser erschließen. Gleich beim ersten Hören geht einem jedoch „Under The Current“ ins Ohr. Diese fast schon mystische, verzauberte Stimmung, die dieses Lied transportiert, packt einen sofort und die Melodie fühlt sich bereits bei diesem ersten Durchgang wie ein „alter Bekannter“ an, obwohl „Under The Current“ nichts kopiert.

„This Is Where?“ erinnert mich durch seine Marimbas sofort an Peter Gabriels „No Self Control“, doch beide Titel haben beim genauen Vergleich gar nicht so viel gemein. Allerdings ist es auch hier die transportierte Atmosphäre, die ähnlich wie schon bei „Under The Current“ zu begeistern weiß. Die restlichen vier Lieder muss man sich dann wahrscheinlich etwas mehr „erarbeiten“, doch auch diese überzeugen mit jedem weiteren Durchlauf mehr. Und auch wenn „This Bird Has Flown“ ganz am Ende von „In Amazonia“ zunächst eher eine Klangkollage, denn ein Lied im eigentlichen Sinne darzustellen scheint, wirken Rhythmus und die schließlich doch vorhandene Melodie wie ein hymnisches Finale dieses tollen Albums.

Fazit: Die Zusammenarbeit zwischen Isildurs Bane und Peter Hammill, welche im Jahr 2017 begann und im Jahr 2019 in diesem ersten gemeinsamen Album mündete, lohnt sich wahrlich gehört zu werden. Progressive Rock gibt es auf „In Amazonia“ zu hören, der ganz im Hier und Jetzt angesiedelt ist und nicht nach den Ursprüngen dieses musikalischen Genres klingt. Damals entstand jene Musik, die ich lieben gelernt habe. Mit diesem Album gibt es auch im Jahr 2019 noch Musik, die ebenso begeistern kann. Für Andershörer. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Under The Current, This Is Where?



Samstag, 11. Dezember 2021

Neil Young – Barn




Neil Young – Barn


Besetzung:

Neil Young – guitar, harmonica, piano, vocals


Gastmusiker:

Nils Lofgren – accordion, piano, guitar, vocals
Billy Talbot – bass, vocals
Ralph Molina – drums, vocals




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Folk, Rock


Trackliste:

1. Song Of The Seasons (6:04)
2. Heading West (3:22)
3. Change Ain’t Never Gonna (2:53)
4. Canerican (3:12)
5. Shape Of You (2:55)
6. They Might Be Lost (4:32)
7. Human Race (4:14)
8. Tumblin‘ Thru the Years (3:19)
9. Welcome Back (8:28)
10. Don‘t Forget Love (3:48)

Gesamtspieldauer: 42:50



Mit „Barn“ betitelte Neil Young sein bereits 41. Studioalbum und es ist seine 14. Platte, die er zusammen mit der Band Crazy Horse einspielte. Das Album wurde am 10. Dezember 2021 auf dem Plattenlabel Reprise Records veröffentlicht. Auf was man sich mit dem Album freuen kann, das konnte man bereits im Oktober und Anfang Dezember mit den Liedern „Song Of The Seasons“ und „Welcome Back“ hören, denn diese beiden Stücke waren bereits vorher veröffentlicht worden.

Jetzt höre ich bereits so lange Musik. Immer wieder freut man sich, wenn Musik von Bands, Musikerinnen oder Musikern veröffentlicht wird, die einen bereits eine lange Zeit durch das Leben begleiten. Neil Young gehört als Musiker in meinem Falle definitiv dazu. Und wie es so ist, nicht immer klingt das, was man dann zu hören bekommt, letztendlich auch wirklich überzeugend. Manches Mal hört man einem Musiker beim „Sich-Weiterentwickeln“ zu und merkt, dass diese Entwicklung – zumindest für einen selber – in eine Richtung geht, bei der man nicht mehr mitgenommen wird und nicht mehr mitgehen kann. Sprich, die Musik packt einen nicht mehr. Immer Schade.

Doch glücklicherweise fällt Neil Young mit „Barn“ im Jahr 2021 nicht in diese Kategorie. Und da wird es sicherlich nicht nur mir so gehen, sondern auch anderen, die auch die früheren Alben des gebürtigen Kanadiers kennen und sehr mögen. Auf „Barn“ klingt Neil Young nach Neil Young. Es ist diese Mischung aus Folk, leichten Blueseinflüssen und Rock, die schon immer seine Musik prägte. Und genau das bekommt man auch auf „Barn“ zu hören.

Viel Gitarre, ab und an die Mundharmonika und dazu eine zerbrechlich und unverwechselbar klingende Stimme, das sind die Zutaten, die es auch auf diesem neuen Neil Young Album zu hören gibt. Beim ersten Mal des Hörens gefiel mir das Album gut, bereits nach dem vierten Durchlauf fand ich es klasse. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich manche Melodien erst entwickeln und dann, ganz schnell zu Vertrauten werden. So erging es zumindest mir, als ich mir diese Platte nun mehrmals intensiv angehört habe.

Meine Favoriten des Albums sind selbstverständlich reine Geschmackssache. Gleich mit dem Einstieg in das Album, dem Lied „Song Of The Seasons“ fühle ich mich um Jahrzehnte, zu den ersten Veröffentlichungen des Neil Young zurückversetzt. Ebenso ergeht es mir beim Hören von „They Might Be Lost“. Das nachfolgende „Human Race“ ist dagegen eine eingängige Rocknummer, allerdings ebenso mit einer Melodie ausgestattet, die schnell ins Ohr geht. Und dann mochte ich auf früheren Veröffentlichungen auch immer die längeren Stücke von Neil Young. „Cowgirl In The Sand“ aus dem Jahr 1970, „“Cortez The Killer“ von 1975, aber auch spätere Longtracks wie „Change Your Mind“ aus dem Jahr 1994 wären hier Beispiele. Und mit dem Lied „Welcome Back“ gibt es auch auf „Barn“ wieder ein über acht-minütiges Lied zu hören. „Welcome Back“ ist eine wunderschöne, atmosphärisch dichte Nummer, in die man immer weiter eintauchen kann. Völlig unaufgeregt und mit ganz viel Zeit ausgestattet bekommt dieses Lied die Möglichkeit zu wirken. Tolle Musik. Und da auch die nun nicht extra erwähnten Lieder zu überzeugen wissen, ist „Barn“ ein weiteres hörenswertes Neil Young Album geworden.

Fazit: Mit „Barn“ ist Neil Young ein sehr schönes Album gelungen. Die Zutaten früherer, überzeugender Veröffentlichungen sind auch auf dieser Platte vorhanden, sodass auch Fans der ersten Alben des Musikers hier auf ihre Kosten kommen dürften. Mich überzeugt „Barn“ auf jeden Fall, mir gefällt die Musik gut, die mich oftmals an frühere Zeiten erinnert, ohne dabei lediglich eine Kopie darzustellen. Lohnt sich. Elf Punkte.

Anspieltipps: Song Of The Seasons, Human Race, Welcome Back



Donnerstag, 9. Dezember 2021

Killer Be Killed – Reluctant Hero

 



Killer Be Killed – Reluctant Hero


Besetzung:

Greg Puciato – guitars, vocals
Max Cavalera – guitars, vocals
Troy Sanders – bass, vocals
Ben Koller – drums




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Metal


Trackliste:

1. Deconstructing Self-Destruction (4:33)
2. Dream Gone Bad (4:15)
3. Left Of Center (3:30)
4. Inner Calm From Outer Storms (3:52)
5. Filthy Vagabond (3:47)
6. From A Crowded Wound (7:11)
7. The Great Purge (4:12)
8. Comfort From Nothing (4:18)
9. Animus (1:07)
10. Dead Limbs (4:48)
11. Reluctant Hero (6:04)

Gesamtspieldauer: 47:42



„Reluctant Hero“ heißt das zweite Studioalbum der US-amerikanischen Heavy-Metal-Band Killer Be Killed. Es wurde am 20. November 2020 auf dem Plattenlabel Nuclear Blast veröffentlicht und enthält elf ziemlich konsequent durchgezogene Metal-Stücke. Insgesamt vier Singles wurden mit den Liedern „Deconstructing Self-Construction“, „Dream Gone Bad“, „Inner Calm From Outer Storms“ sowie „From A Crowded Wound“ aus dem Album ausgekoppelt.

Killer Be Killed spielen im oberen Härtebereich des Metals. Melodien spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle. Es geht bei der Musik von Killer Be Killed um Geschwindigkeit und knallharte Riffs. Und das zelebrieren die vier Musiker auf dem Album in Perfektion. Keineswegs überraschend wäre es von daher, dass Head Banging in diesem Fall eine Gehirnerschütterung nach sich ziehen würde. Solch schnelles Kopfherumschleudern könnte durchaus gefährlich werden.

Dazu gesellt sich ein Gesang, der immer wieder in Geschrei und Growling versinkt. Zugegeben, knallharte Metal Fans lieben das sicherlich, doch genau hier gibt es das Problem, dass die Musik zwar durchaus noch einige Hörerinnen und Hörer einfangen könnte, durch den Gesang werden andere wiederum abgeschreckt. Ich leider auch. Und so überrascht es nicht weiter, dass für mich gerade das letzte und gleichzeitig Titellied „Reluctant Hero“ den Höhepunkt des Albums darstellt. Auch hier eskaliert der Gesang zwar etwas, trotzdem besitzt das Lied noch eine tolle Melodie und steigert sich, wirkt abwechslungsreicher.

Fazit: „Reluctant Hero“ von Killer Be Killed ist sicherlich eine klasse Scheibe für Hardcore Metal Fans. Die Musik ist laut, hart und aggressiv. Wer Melodien mag, wird auf diesem Album allerdings nur selten fündig werden. Doch diese Stellen gibt es auch auf dem Album, wenn auch nur vereinzelt. Heavy Metal ohne Kompromisse. Sechs Punkte.

Anspieltipps: Reluctant Hero



Dienstag, 7. Dezember 2021

Eminem – The Marshall Mathers LP

 



Eminem – The Marshall Mathers LP


Besetzung:

Eminem – vocals (tracks 1–3, 5–19)


Gastmusiker:

Dr. Dre – vocals (track 15)
Mike Elizondo – bass (tracks 2, 3, 5, 7–10, 14, 15), guitar (tracks 7, 8), keyboards (tracks 15)
Thomas Coster, Jr. – keyboards (tracks 2, 5, 7, 8, 10, 12)
DJ Head – drum programming (tracks 11, 13, 14, 17–19)
Sean Cruse – guitar (tracks 2, 3)
John Bigham – guitar (tracks 5, 10)
Jeff Bass – vocals (track 1)
Dido – vocals (track 3)
Paul "Bunyan" Rosenberg – vocals (track 4)
Steve Berman – vocals (track 6)
RBX – vocals (track 9)
Sticky Fingaz – vocals (track 9)
Camara Kambon – keyboards (track 9)
Dina Rae – vocals (track 13)
Bizarre – vocals (track 14)
Snoop Dogg – vocals (track 15)
Xzibit – vocals (track 15)
Nate Dogg – vocals (track 15)
D-12 – vocals (track 17)




Erscheinungsjahr: 2000


Stil: Rap, Hip Hop


Trackliste:

1. Public Service Announcement 2000 (0:25)
2. Kill You (4:24)
3. Stan (6:44)
4. Paul (0:10)
5. Who Knew (3:47)
6. Steve Berman (0:53)
7. The Way I Am (4:50)
8. The Real Slim Shady (4:44)
9. Remember Me? (3:38)
10. I'm Back (5:10)
11. Marshall Mathers (5:20)
12. Ken Kaniff (1:01)
13. Drug Ballad (5:00)
14. Amityville (4:14)
15. Bitch Please II (4:48)
16. Kim (6:17)
17. Under The Influence (5:22)
18. Criminal (5:19)

Gesamtspieldauer: 1:12:15



„The Marshall Mathers LP“ ist das dritte Studioalbum des US-amerikanischen Rappers Eminem. Es wurde am 23. Mai 2000 auf dem Plattenlabel Aftermath veröffentlicht. Das Album wurde hauptsächlich von Dr. Dre und Eminem produziert und enthält Texte, die selbst in deutschen Radios aufgrund der vielen Kraftausdrücke kaum gespielt werden können. Inhaltlich beschäftigt sich Eminem mit seinem Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär, die Kritik an seiner Musik auf den vorherigen Alben und seiner Entfremdung von seiner Familie und seiner Frau Kim. Als Gastmusiker sind unter anderem Dr. Dre, Dido, Bizarre und Snoop Dogg zu hören.

„The Marshall Mathers LP“ besteht aus „hartem“ Rap, was vor allen Dingen die Texte betrifft. Des Weiteren befinden sich auf der Platte kurze, eingesprochene Einspielungen, die ebenfalls nicht jugendfrei sind und in dieser Konsequenz fast schon langweilen. Provozieren um des Provozieren Willens? Keine Ahnung, aber genau so wirkt dieses Album, was nichtsdestotrotz zu den meistverkauften Alben aller Zeiten gehört. Aber genau dieser Umstand macht das Zuhören auch etwas schwierig. Vielleicht bin ich auch zu alt für sowas, aber so häufig das „F“-Wort in allen möglichen Konstellationen und weitere wahrlich üble Ausdrücke zu benutzen, langweilt irgendwann nur noch. Mich zumindest.

Der Rap des Marshall Mathers ist dagegen eingängig und beruht auf ins Ohr gehenden Melodien. Klar wird vermutet, dass dieses Album, bei dem sogar der richtige Name Eminems im Titel erscheint, eines seiner persönlichsten Alben darstellt. Ob das stimmt kann ich nicht beurteilen. Ich bin, wenn man diese Seite hier liest, kaum ein Freund von Hip Hop und Rap, trotzdem hat die Musik was, lässt selbst mich mitwippen. Wenn da nur nicht diese Sprache wäre. Ach so, das hatten wir schon.

Fazit: Viele Melodien auf „The Marshall Mathers LP“ gehen schnell ins Ohr. Vieles darauf klingt auch durchaus bewegend, selbst wenn man dem Rap nicht so zugetan ist. Doch ebenso Vieles an Text lassen einen manches Mal ein wenig sprachlos zurück. Zu ordinär, zu direkt, manches kann man nämlich genauso drastisch, jedoch intelligenter umschreiben. Über dreißig Millionen Verkäufe geben Marshall Mathers alias Eminem allerdings Recht. Gute Musik, schlechte Sprache. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Kill You, Stan, Kim