Sonntag, 31. Mai 2020

Stone Temple Pilots – Tiny Music... Songs From The Vatican Gift Shop




Stone Temple Pilots – Tiny Music... Songs From The Vatican Gift Shop


Besetzung:

Scott Weiland – lead vocals, percussion on "Press Play"
Dean DeLeo – guitar, bass on "Press Play" and "Big Bang Baby"
Robert DeLeo – bass, guitar on "Press Play," "And So I Know" and "Daisy," backing vocals on "Big Bang Baby" and "Lady Picture Show," vibraphone and electric harpsichord on "And So I Know," percussion on "And So I Know"
Eric Kretz – drums, percussion on "Pop’s Love Suicide," "Lady Picture Show" and "Art School Girl," piano on "Adhesive"


Gastmusiker:

Brendan O'Brien – piano on "Press Play" and "Big Bang Baby," percussion on "Pop’s Love Suicide," "Lady Picture Show," "Art School Girl" and "Seven Caged Tigers," organ and clavinet on "Art School Girl"
Dave Ferguson – trumpet on "Adhesive"


Label: Atlantic Records


Erscheinungsjahr: 1996


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. Press Play (1:21)
2. Pop‘s Love Suicide (3:43)
3. Tumble In The Rough (3:18)
4. Big Bang Baby (3:23)
5. Lady Picture Show (4:08)
6. And So I Know (3:57)
7. Trippin‘ On A Hole In A Paper Heart (2:56)
8. Art School Girl (3:35)
9. Adhesive (5:34)
10. Ride The Cliché (3:17)
11. Daisy (2:18)
12. Seven Caged Tigers (4:15)

Gesamtspieldauer: 41:51




„Tiny Music... Songs From The Vatican Gift Shop“ heißt das dritte Studioalbum der US-amerikanischen Rockband Stone Temple Pilots, welches am 26. März 1996 auf dem Plattenlabel Atlantic Records veröffentlicht wurde. Nach einer kurzen Pause im Jahr 1995 kam die Band wieder zusammen, um ihr drittes Studioalbum einzuspielen. Dieses nahmen die vier Musiker auf einer Ranch in Santa Ynez, Kalifornien auf, auf der sie während der Aufnahmen auch lebten.

Auf „Tiny Music... Songs From The Vatican Gift Shop“ hört man keinen Grunge mehr, vielmehr ist auf dem Album Alternative Rock zu hören, der an den Rändern auch andere musikalische Genres streift. Die Musik auf der Platte wurde sowohl von Fans wie von Kritikern sehr gemischt aufgenommen. Nicht mehr alle waren begeistert, nur einige beeindruckt. Insgesamt wurden mit den Liedern „Big Bang Baby“, „Lady Picture Show“ und „Trippin' On A Hole In A Paper Heart“ drei Singles aus dem Album ausgekoppelt, die allesamt Platz 1 der US Mainstream Rock Charts erklommen.

„Tiny Music... Songs From The Vatican Gift Shop“ ist musikalisch breiter aufgestellt als die Vorgängeralben. Dadurch klingt es sicherlich ein wenig uneinheitlicher, dafür auch ein wenig spannender. Neben Rock hört man da Shoegaze, poppige Töne und es swingt sogar mal. Ganz sicher ist die dritte Platte der Stone Temple Pilots auch ein kleines bisschen melodiöser geworden als die vorherigen Veröffentlichungen der Band. Nicht alle, doch einige der Lieder gehen schnell ins Ohr.

Insgesamt überzeugt „Tiny Music... Songs From The Vatican Gift Shop“ durch seinen Ideen- und Abwechslungsreichtum. Es wird auch gerockt, wenn auch nicht mehr so, wie auf den Vorgängern. Mein Favorit der Platte ist auch eine poppig-rockige Mischung, das Lied „Lady Picture Show“. Die Nummer geht gut ins Ohr und erinnert ein wenig an die Beatles.

Fazit: Sehr logisch, dass dieses Album bei Fans der ersten beiden Platten nicht mehr so gut ankam. Auf „Tiny Music... Songs From The Vatican Gift Shop“ hört man keinen relativ einheitlichen Grunge mehr, sondern weit gefächerten Alternative Rock, der sich auch durch andere musikalische Genres inspirieren lässt. Das Coverbild deutet schon auf den Wandel hin, da sollte niemand mehr überrascht sein. Oder etwa doch? Neun Punkte.

Anspieltipps: Lady Picture Show



Freitag, 29. Mai 2020

Bear’s Den – So That You Might Hear Me




Bear’s Den – So That You Might Hear Me


Besetzung:

Andrew Davie – lead vocals, acoustic guitar, electric guitar, op1, prophet, morse code, programming
Kevin Jones – electric guitar, bass, backing vocals, acoustic and high strung guitar, juno 60, morse code, high strung acoustic, piano, prophet, op1, tr8, percussion, fender rhodes, casio keyboard


Gastmusiker:

Jools Owen – drums, percussion
Christof Van Der Ven – backing vocals, op1, high strung acoustic
Harry Mundy – electric guitar, ebows
Marcus Hamblett – prophet, korg ms20, synthesizers
Seb Philpott – trumpet, flugelhorn
Johnny Abraham – trumpet, flugelhorn
Iain Maxwell – trombone
Paul Frith – horn arrangements


Label: Communion Records


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Folk Rock


Trackliste:

1. Hiding Bottles (4:05)
2. Fossils (3:58)
3. Fuel On The Fire (3:54)
4. Breaker / Keeper (4:31)
5. Not Every River (1:56)
6. Laurel Wreath (4:33)
7 Crow (4:56)
8. Conversations With Ghosts (4:08)
9. Evangeline (4:38)
10. Blankets Of Sorrow (4:28)

Gesamtspieldauer: 41:11




„So That You Might Hear Me“ heißt das dritte Album der englischen Folk Rock Band aus London. „So That You Might Hear Me“ erschien am 26. April 2019 auf dem Plattenlabel Communion Records. Das Album war verkaufstechnisch nicht mehr ganz so erfolgreich wie noch der Vorgänger „Red Earth & Pouring Rain“. In Großbritannien klettere die Platte bis auf Platz 13 der Charts, in Deutschland immerhin noch auf Platz 40.

Auf „So That You Might Hear Me“ hört man einmal mehr sehr eingängigen und melodiösen Folk Rock. Doch gewandelt hat sich die Musik der Briten dabei durchaus. Nicht von den Stimmungen und Atmosphären her, die mit den Liedern transportiert werden. Auch auf „So That You Might Hear Me“ klingt die Musik von Bear’s Den eher melancholisch, nachdenklich bis traurig. Viel ist hier in Moll gehalten und bedingt in Bezug auf die Stimmung eher ein herbstliches Album denn eine „sonnige Frühjahrsplatte“. Sanfte Musik, in die sich herrlich eintauchen lässt.

Der bereits angesprochene Unterschied zu den beiden vorherigen Veröffentlichungen der Band bezieht sich auf die Instrumentierung. Die Musik von Bear’s Den ist Synthesizer-lastiger geworden. Dies passiert ganz klar zu Lasten der akustischen Gitarren, die nicht mehr ganz so sehr die Musik der Engländer dominiert. Doch sie ist immer noch ein zentraler Bestandteil der Lieder von Bear’s Den auf „So That You Might Hear Me“. Diesen vermehrten Synthesizer-Einsatz mag man verteufeln oder gar preisen, er ändert jedoch nichts an der Grundausrichtung der Lieder von Bear’s Den. Diese klingen weiterhin sanft, warm, melancholisch, etwas sentimental und immer eher traurig denn fröhlich.

„So That You Might Hear Me“ ist ein in sich geschlossenes Album geworden. Alle Titel klingen, besitzen diese Qualität, die ein Lied hörenswert macht. Ausfälle gibt es dementsprechend auf dem Album glücklicherweise keine zu beklagen, dafür einige Höhepunkte. Meine sind die Titel „Fossils“, „Breaker / Keeper“, „Crow“ sowie „Evangeline“. Alles wunderschöne melodiöse und irgendwie leise Folk Rock Titel, bei denen manch Bläsereinsatz das jeweilige Lied zu etwas Besonderem werden lässt. Und dieses „leise“ in Verbindung zum Folk Rock bedeutet, dass hier auch kein Lauterstellen der Anlage oder der Kopfhörer etwas atmosphärisch bewirken würde. Natürlich werden die Töne dann lauter, aber die Musik bleibt trotzdem stets warm, sanft, zurückhaltend und eben leise.

Fazit: Auch das dritte Album von Bear’s Den ist eine sehr hörenswerte Platte geworden, wenn man denn die ruhigeren Momente in der Musik zu schätzen weiß. Melodiösität und Eingängigkeit stehen bei diesem Album im Vordergrund. Die Lieder gehen schnell ins Ohr und hallen nach. Schöne Musik für die stillen Momente des Tages, die Aufregung und Stress vergessen lassen. Elf Punkte.

Anspieltipps: Fossils, Breaker / Keeper, Crow, Evangeline



Mittwoch, 27. Mai 2020

Seals & Crofts – Summer Breeze




Seals & Crofts – Summer Breeze


Besetzung:

Jim Seals – vocals, fiddle, acoustic guitar, saxophone
Dash Crofts – vocals (except on "The Euphrates"), mandolin, electric guitar, piano


Gastmusiker:

Louie Shelton – electric guitar, bass, background vocals
Red Rhodes – steel guitar
John Hartford – banjo
Robert Lichtig – flute, clarinet, bass guitar
Jim Horn – flute
John Ford Coley – piano
Larry Knechtel – piano
Michael Lang – piano
Clarence McDonald – piano
Michael Omartian – piano
Harvey Brooks – bass
Wilton Felder – bass
Joe Osborn – bass
Jim Gordon – drums
John Guerin – drums
Jim Keltner – drums
Russ Kunkel – drums
Milt Holland – tambura, tabla
King Errisson – congas
Dee Higgins – background vocals
Don Shelton – background vocals
Marty Paich – string arrangement


Label: Warner Bros. Records


Erscheinungsjahr: 1972


Stil: Pop, Folk


Trackliste:

1. Hummingbird (4:40)
2. Funny Little Man (3:12)
3. Say (2:41)
4. Summer Breeze (3:29)
5. East Of Ginger Trees (3:49)
6. Fiddle In The Sky (3:32)
7. The Boy Down the Road (4:31)
8. The Euphrates (4:18)
9. Advance Guards (4:15)
10. Yellow Dirt (5:15)

Gesamtspieldauer: 39:46




Seals & Crofts waren ein amerikanisches Pop-Folk-Duo, bestehend aus James Eugene „Jim“ Seals und Darrell George „Dash“ Crofts. Beide spielten zunächst zusammen in der Band The Dawnbreakers, entschieden sich im Jahr 1969 allerdings als Duo weiterzumachen und gründeten Seals & Crofts. „Summer Breeze“ ist das bereits vierte Album von Seals & Crofts und wurde im Jahr 1972 auf dem Plattenlabel Warner Bros. Records veröffentlicht. Es stellt gleichzeitig den kommerziellen Durchbruch der Band dar, kletterte bis auf Platz 7 der US-Billboard-Album-Charts wobei das Titellied sogar Platz 4 der Single-Charts erreichte.

Auf „Summer Breeze“ hört man eine Mischung aus Folk, Pop und Soft Rock. Die einzelnen Lieder sind zumeist sehr sanft gehalten, erinnern ein klein wenig an die Musik von Crosby, Stills & Nash und gehen aufgrund von sehr eingängigen Melodien auch sehr gut ins Ohr. Der mehrstimmige Gesang klingt bei Seals & Crofts zwar nicht ganz so aufwendig ausklügelt wie bei Crosby, Stills & Nash – ist allerdings ebenfalls vorhanden – doch ansonsten ertappt man sich beim Hören automatisch dabei hier Parallelen herauszuhören.

Wenn man auf die etwas sanfteren Töne in der Musik steht, dann wirkt und klingt „Summer Breeze“ zweifellos. Natürlich hört man der Musik auch das Alter an, die bezüglich Musik und deren Arrangements nach den späten 60er und frühen 70er Jahren klingen. Trotzdem unterhalten „Jim“ Seals und „Dash“ Crofts gut auf dem Album. Besonders gelungen sind dabei das Titellied „Summer Breeze“ sowie das sich anschließende Stück „East Of Ginger Trees“. Beides sehr schöne poppig-folkige Nummern, die sehr schnell ins Ohr gehen. „The Euphrates“ schließlich klingt ebenfalls eingängig, ist allerdings ein wenig flotter eingespielt und das Saxophon wird in diesem Lied perfekt zur Untermalung der Musik eingesetzt.

Fazit: „Summer Breeze“ klingt nach poppigem Folk aus den 60er und 70er Jahren. Die Musik ist sanft und meist sehr eingängig. Richtige Verfechter des Rocks werden damit wohl kaum „warm“ werden, doch hat das Album durch seine Eingängigkeit durchaus seine Stärken. Interessanter Folk, der sich lohnt gehört zu werden. Neun Punkte.

Anspieltipps: Summer Breeze, East Of Ginger Trees, The Euphrates



Montag, 25. Mai 2020

Paul Simon – Songs From The Capeman




Paul Simon – Songs From The Capeman


Besetzung:

Paul Simon – guitar, acoustic guitar, hi string guitar, vocals, background vocals


Gastmusiker:

Bobby Allende – bell tree, bongos, cymbals
Robby Ameen – drums, guitar
Johnny Andrews – timbales
Marc Anthony – vocals
Angelo Aponte – vocals (background)
The Barrio Boyzz – vocals
John Beal – bass
Errol Crusher Bennett – shaker
Karen Bernód – vocals (background)
Rubén Blades – vocals
Laura Bontrager – cello
Bobby Bright – vocals (background)
Briz – vocals (background)
Marcia Butler – oboe
Pablo Calogero – clarinet (bass), saxophone (baritone)
Milton Cardona – claves, congas, guira, marimba, vocals (background)
Renee Connell-Adams – vocals (background)
Richard Crooks – drums
Steve Cropper – guitar
Barry Danielian – flugelhorn
David Davila – vocals (background)
Ray de la Paz – vocals (background)
Chris Eminizer – saxophone (tenor)
Krista Bennion Feeney – violin
Shannon Ford – drums
Bob Franceschini – saxophone (soprano)
Mitch Frohman – saxophone (tenor)
Tony Garnier – bass
Hans Giraldo – vocals (background)
Myrna Lynn Gomila – vocals, vocals (background)
Paul Griffin – piano
Juliet Haffner – viola
Kevin Harrison – vocals (background)
Oscar Hernandez – celeste, glockenspiel, horn arrangements, piano, synthesizer, vibraphone
Bill Holloman – saxophone (tenor), trumpet
Derrick James – vocals (background)
Kia Jeffries – vocals (background)
Bakithi Kumalo – bass
Saturnino Laboy – guitar (acoustic)
Jay Leonhart – bass
Paul Livant – guitar
Oriente Lopez – fender Rhodes, flute, horn arrangements, organ
David Mann – saxophone (baritone), saxophone (tenor)
Luis Marrero – vocals (background)
Diomedes Matos – guitar (acoustic)
Ozzie Melendez – trombone
Bernie Minoso – guitar (bass)
Edgardo Miranda – cuatro
Edwin Montalve – congas
Ednita Nazario – vocals
Vincent Nguini – guitar
Pablo Nunez – bongos, cowbell
Horace Ott – piano
Paul Peabody – violin
Sean Pulley – vocals (background)
Marc Quiñones – congas, timbales
Angel Ramirez, Jr. – vocals (background)
Sara Ramírez – vocals
Michael Ramos – accordion
Wallace Richardson – guitar
Danny Rivera – vocals
David "Piro" Rodríguez – trumpet
Rubén Rodríguez – bass
Teana Rodriguez – vocals, vocals (background)
Stewart Rose – french horn
Arlen Roth – guitar, guitar (acoustic)
Jimmy Sabater – congas, cowbell
Nestor Sanchez – vocals (background)
Stanley Silverman – conductor, orchestration
Harper Simon – guitar, harmonica
DeWayne Snype – vocals (background)
Edgar Stewart – vocals (background)
Dionte Sutton – vocals (background)
Trent Sutton – vocals (background)
Robby Turner – pedal steel
Hechter Ubarry – vocals (background)
Robert Vargas – vocals (background)
Ed Vasquez – vocals (background)
Ray Vega – trumpet
John Walsh – trumpet


Label: Warner Brothers Records


Erscheinungsjahr: 1997


Stil: Pop


Trackliste:

1. Adios Hermanos (4:42)
2. Born In Puerto Rico (5:03)
3. Satin Summer Nights (5:45)
4. Bernadette (3:33)
5. The Vampires (5:14)
6. Quality (4:18)
7. Can I Forgive Him (6:02)
8. Sunday Afternoon (3:25)
9. Killer Wants To Go To College (1:51)
10. Time Is A Ocean (5:23)
11. Virgil (2:49)
12. Killer Wants To Go To College II (2:09)
13. Trailways Bus (5:22)

Bonus Tracks der remasterten Wiederveröffentlichung:

14. Shoplifting Clothes (3:38)
15. Born In Puerto Rico (gesungen von José Feliciano) (5:02)
16. Can I Forgive Him (Original Demo) (1:45)

Gesamtspieldauer: 1:06:21




„Songs From The Capeman“ heißt das neunte Solo-Studioalbum des Paul Simon. Es wurde am 18. November 1997 auf dem Plattenlabel Warner Brothers Records veröffentlicht. Auf „Songs From The Capeman“ ist Musik zu hören, die Paul Simon für das von ihm geschriebene Broadway Musical „The Capeman“ komponiert hat. Diese Lieder werden auf dem Album zum Teil von ihm selbst interpretiert, zum Teil von Mitgliedern der Musical-Besetzung.

Als ich das Album zum ersten Mal hörte, wusste ich nicht, dass es sich dabei um die Musik aus einem Musical handelt. Und ich war entsetzt, über eine krude Mischung aus Pop, puertoricanischen Folklore-Klängen und Rock’n’Roll. Nichts will auf der Platte so richtig ins Ohr gehen, vieles davon überhaupt nicht und man ist dankbar, wenn das nächste Lied beginnt – um dann erneut eine Enttäuschung zu erleben.

Diese Platte hat also so gar nichts mit der Musik von Simon und Garfunkel zu tun, die allerdings auch bereits fast dreißig Jahre zuvor entstanden war. „Songs From The Capeman“ ist ein Album geworden, in dem alles durcheinandergewürfelt wurde, nichts so richtig passen möchte und die einzelnen Lieder auch überhaupt nicht zünden. Lediglich die drei Nummern „Born In Puerto Rico“, „Can I Forgive Him“ und „Virgil“ lassen mich den Finger von der Fernbedienung nehmen ohne, dass mich diese drei Nummern restlos überzeugen würden. Doch sie sind hörbar. Immerhin ein kleiner Lichtblick auf diesem, ansonsten sehr misslungenen Album.

Fazit: „Songs From The Capeman“ enthält keine Musik mit der man ansonsten den Namen Paul Simon in Verbindung bringt. Man hört eine unausgegorene Mischung aus Pop und Folklore-Klängen, die mit etwas Rock’n‘Roll unterfüttert wurde. Das war und ist nichts, was begeistern könnte. Das Musical floppte, Paul Simon machte damit elf Millionen Dollar miese und auch das Album floppte. „Songs From The Capeman“ ist bis heute jene Veröffentlichung des Paul Simon, welche sich am schlechtesten verkaufte. Es erreichte als Höhepunkt lediglich Platz 42 der US Billboard 200 Charts, die niedrigste Chartposition in Paul Simons Karriere. Drei Punkte.

Anspieltipps: Born In Puerto Rico, Can I Forgive Him, Virgil



Samstag, 23. Mai 2020

Korn – Issues




Korn – Issues


Besetzung:

Jonathan Davis – vocals, bagpipes, additional drums, programming
Fieldy – bass guitar, programming
Munky – guitars
Head – guitars, vocals
David Silveria – drums, percussion


Label: Epic Records


Erscheinungsjahr: 1999


Stil: Nu Metal


Trackliste:

1. Dead (1:12)
2. Falling Away From Me (4:30)
3. Trash (3:26)
4. 4 U (1:42)
5. Beg For Me (3:53)
6. Make Me Bad (3:55)
7. It‘s Gonna Go Away (1:30)
8. Wake Up (4:07)
9. Am I Going Crazy (0:59)
10. Hey Daddy (3:44)
11. Somebody Someone (3:47)
12. No Way (4:07)
13. Let‘s Get This Party Started (3:41)
14. Wish You Could Be Me (1:07)
15. Counting (3:38)
16. Dirty (7:50)

Gesamtspieldauer: 53:16




„Issues“ heißt das vierte Studioalbum der US-amerikanischen Nu-Metal-Band Korn, das am 16. November 1999 auf dem Plattenlabel Epic Records veröffentlicht wurde. Auch „Issues“ kletterte bis auf Platz 1 der US Billboard 200 Charts. Dieses Mal wurden mit den Liedern „Falling Away From Me“, „Make Me Bad“ und „Somebody Someone“ drei Singles aus dem Album ausgekoppelt.

Irgendwie sind Korn mit „Issues“ massentauglicher geworden. Vielleicht ist das auch der Grund, warum nicht alle Kritiker das Album besonders lobten. Die Bewertungen waren eher gemischt. „Issues“ klingt deswegen massenkompatibler, da auf dieser Platte sehr viel mehr Melodien zu hören sind. Melodien, die ins Ohr gehen. Korn gingen hier etwas weg von zu sehr brachialen oder verstörenden Tönen – die es allerdings noch zu hören gibt – hin zum etwas eingängigerem Metal. Aber dieser ist eben auch nicht mehr so konsequent hart, wie noch auf den vorherigen Platten. Obwohl ich auch in der Musik das Außergewöhnliche Suche, mich das Besondere fesselt, so ermöglichen mir die Musiker mit „Issues“ doch einen deutlich einfacheren Zugang zu ihrer Musik.

Wie gesagt, dies bedeutet nicht, dass man auf diesem Album nicht immer noch harten Metal zu hören bekommt, doch der klingt eben etwas harmonischer, dadurch wohl auch etwas entzerrt. Tolle Lieder auf „Issues“ sind „4 U“, „Wake Up“, eine der Singleveröffentlichungen „Somebody Someone“ und der Titel „No Way“. Ist „4U“ ein fast schon sphärisches kleines Experiment, so beweisen die Musiker mit den anderen drei Stücken, dass sie Nu Metal auch mit Eingängigkeit zu versehen wissen. Doch es sind noch deutlich mehr Lieder des Albums lohnenswert, sodass man ganz bestimmt auch keine Fernbedienung griffbereit liegen haben muss.

Fazit: Korn mal eingängiger und melodischer und dabei immer noch im Genre des Nu Metal unterwegs, das gibt es auf dem vierten Studioalbum der Band zu hören. Niemals ist die Musik langweilig, sie rockt und reißt mit. Für mich mit dem selbstbetitelten Debut einer der Höhepunkte in der Diskographie von Korn. Neun Punkte.

Anspieltipps: 4 U, Wake Up, Somebody Someone, No Way



Freitag, 22. Mai 2020

Caligula’s Horse – Rise Radiant




Caligula’s Horse – Rise Radiant


Besetzung:

Jim Grey – lead vocals
Sam Vallen – lead guitar
Adrian Goleby – guitar
Dale Prinsse – bass
Josh Griffin – drums


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Alternative Rock, Progressive Metal


Trackliste:

1. The Tempest (4:48)
2. Slow Violence (4:30)
3. Salt (7:41)
4. Resonate (2:36)
5. Oceanrise (4:33)
6. Valkyrie (5:09)
7. Autumn (7:43)
8. The Ascent (10:42)

Gesamtspieldauer: 47:45



Mit „Rise Radiant“ veröffentlicht die australische Band Caligula’s Horse bereits ihr fünftes Studioalbum, das dritte auf dem Major Label InsideOut Music. Bassist und Gründungsmitglied Dave Couper teilte im Dezember des Jahres 2018 mit, dass er Caligula’s Horse verlassen wird. Als Gründe nannte er hierbei seine Gesundheit, das Finanzielle und weil er nun einfach andere Musik machen wolle. Ziemlich viele Argumente und so hört man auf „Rise Radiant“ zum ersten Mal Dale Prinsse am Bass.

Caligula’s Horse machen Musik, die man intensiv, laut und oft anhören muss, sodass sich einem der ganze musikalische Kosmos der Australier vollends erschließt. Beim ersten Kontakt klingen die Lieder nach gut gemachtem ProgMetal, angereichert mit einer Prise Alternative Rock. Mit jedem weiteren Durchlauf der Scheibe eröffnen sich neue Facetten der Lieder. Melodien werden zu guten Freunden, Liedstrukturen zu spannenden Wendungen, auf welche man sich freut sie erneut zu hören.

Neben einer durchgängigen Eingängigkeit überzeugt „Rise Radiant“ auch mit den stimmlichen Arrangements. Mehrstimmig eingesungene und fein abgestimmte Gesangspassagen, die die Musik von Caligula’s Horse nochmals variabler und abwechslungsreicher erklingen lassen. Bezüglich dieses Abwechslungsreichtums lassen die fünf Musiker auch immer wieder unterschiedliche Stimmungen und Atmosphären in ihre Musik einziehen. Sanfte und härtere Passagen ergänzen sich ganz selbstverständlich zu einem gelungenen Ganzen. Auch beschreitet die Band auf „Rise Radiant“ genreübergreifende Wege. Neben vielen eher im ProgMetal angesiedelten Nummern erklingt plötzlich solch ein Lied wie „Resonate“, welches fast schon Erinnerungen an eine soulige Nummer von Sade aufkommen lässt. „Autumn“ wiederum ist ein eher ruhiger Titel, welcher über seine gesamte Laufzeit von knapp acht Minuten nur ab und an und lediglich zurückhaltend Fahrt aufnimmt, immer zwischen sanfter und Mid-Tempo-Ballade zirkuliert.

Bezüglich der Produktion lässt „Rise Radiant“ ebenfalls keine Wünsche offen. Der Sound klingt voll und fett, jedes Instrument ist perfekt abgemischt, nichts klingt verwaschen oder verschwommen. Gerade in den mehrstimmigen Passagen in Verbindung zu den härteren Gitarrenparts lässt sich dies uneingeschränkt genießen. Meine Höhepunkte auf „Rise Radiant“ heißen „Salt“ und „Valkyrie“. Beides sehr melodiöse und vor allen Dingen abwechslungsreiche ProgMetal Nummern, die begeistern und länger im Ohr nachhallen.

Fazit: Caligula’s Horse können auch auf „Rise Radiant“ überzeugen. Abwechslungsreicher und immer eingängiger ProgMetal, der mit jedem Durchlauf noch besser und mitreißender zu erklingen scheint. „Rise Radiant“ ist ein Album, welches die Fans der Band bestätigen und nicht enttäuschen wird und dabei auch Anhänger von Haken oder Leprous überzeugen dürfte. Elf Punkte.

Anspieltipps: Salt, Valkyrie, Autumn



Donnerstag, 21. Mai 2020

Jasmin Tabatabai – Jagd auf Rehe




Jasmin Tabatabai – Jagd auf Rehe


Besetzung:

Jasmin Tabatabai – Gesang


Gastmusiker:

David Klein – Saxophon
Olaf Polziehn – Piano
John Goldsby – Bass
Hans Dekker – Schlagzeug
Bastian Stein – Trompete
Adam Taubitz – Violine
Basile Auslaender – Cello
Zhubin Kalhor – Kamanche


Label: Jadavi Records


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Chanson, Swing, Vocal Jazz


Trackliste:

1. Ständchen (5:06)
2. La Rose (4:27)
3. Anymore (4:00)
4. Sei Mal Verliebt (3:56)
5. Männer Im Baumarkt (4:53)
6. Mein Mann Ist Verhindert (4:03)
7. Nichts Haut Mich Um (6:20)
8. Zeit Für Lyrik (5:27)
9. Shekare Ahoo (5:46)
10. A Place For Lovers (5:29)
11. Hey Jude (5:53)
12. Why (4:54)
13. Riverman (4:28)
14. Lass Mich Bei Dir Sein (4:39)
15. Schlafen Gehen (2:31)

Gesamtspieldauer: 1:11:58




Morgen, am 22. Mai erscheint mit „Jagd auf Rehe“ bereits das dritte Album der deutsch-iranischen Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai. Erneut entstand das Album in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Musiker, Komponisten und Produzenten David Klein. „Jagd auf Rehe“ wird auf dem Plattenlabel Jadavi Records veröffentlicht.

Auf dem Album hört man Chansons, Swing und Vocal Jazz, allesamt musikalische Genres, die Jasmin Tabatabai sehr ausdrucksstark und überzeugend zu interpretieren versteht. Die Musik auf „Jagd auf Rehe“ erklingt zum einen sanft und nachdenklich, wenn es allerdings swingt, dann nehmen die Lieder Fahrt auf, bewirken ein unweigerliches Mitwippen des Fußes. Die meisten Titel singt Jasmin Tabatabai auf Deutsch ein. Neben dem Französischen „La Rose“ und dem auf Farsi eingesungenen „Shekare Ahoo“ gibt es auch noch fünf englischsprachige Titel. Auch dies trägt zur Abwechslung auf „Jagd auf Rehe“ bei. Wo hört man auch schon eine Musikerin oder einen Musiker, die beziehungsweise der sich so sicher in den unterschiedlichsten Sprachen bewegt?

Genauso variabel wie die Texte, so ist es auch die Musik auf „Jagd auf Rehe“. Die Grundstimmung bleibt zwar immer eine entspannte, doch klingen die Lieder mal sanfter, melancholischer, ein anderes Mal beschwingter und losgelöster. Zwischen diesen Polen kreist die Musik auf „Jagd auf Rehe“. Melodiöse, eingängige Chansons und sehr viel losgelösterer, deutlich weniger eingeschränkter und deshalb swingender Vocal Jazz.

Fazit: Auf „Jagd auf Rehe“ hört man keinen Pop, schon gar keinen Rock, sondern zum Teil nachdenkliche, zum Teil „beswingte“ Musik. Für alle, die abseits des Mainstreams gerne Musik hören, dieses „Andere“ in der musikalischen Unterhaltung suchen, ist „Jagd auf Rehe“ sicherlich eine Empfehlung.

Anspieltipps: Ständchen, Shekare Ahoo, Riverman, Schlafen Gehen



Dienstag, 19. Mai 2020

Austra – Hirudin




Austra – Hirudin


Besetzung:

Katie Stelmanis – performance


Gastmusiker:

Kieran Adams – live drums and additional drum programming
Bram Gielen – bass
Pantayo – kulintang, agong and sarunay
Joseph Shabason – saxophone, synthesizer
Mika Posen – viola
Paul Refree – guitar
Alison Cameron – synthesizer and noise
Germaine – additional percussion
Arjuna Satchithananthan – trombone
Tom Richards – tuba
Raphael Weinroth-Browne – cello
Shahriyar Jamshidi – kamanche
Mocky – drums, bass
Wlkinson Public School Kids Choir – choir


Label: Domino Recording Co.


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Synthie Pop


Trackliste:

1. Anywayz (3:46)
2. All I Wanted (3:19)
3. How Did You Know? (4:20)
4. Your Family (1:42)
5. Risk It (3:38)
6. Interlude I (0:28)
7. It’s Amazing (4:18)
8. Mountain Baby (3:27)
9. I Am Not Waiting (4:34)
10. Interlude II (0:34)
11. Messiah (3:41)

Gesamtspieldauer: 33:50




„Hirudin“ heißt das vierte Studioalbum der kanadischen Band Austra. Nun, im Grunde genommen ist Austra keine Band, es ist eher das musikalische Projekt der Musikerin Katie Stelmanis, die lettische Wurzeln besitzt und über eine klassische Ausbildung als Sängerin, am Piano und an der Violine verfügt. Ihre Alben spielt die Kanadierin in unterschiedlicher Besetzung ein. „Hirudin“ wurde weltweit am 1. Mai 2020 auf dem Plattenlabel Domino Records veröffentlicht.

Austra klingt keineswegs alltäglich – auch nicht auf „Hirudin“. Man hört überwiegend elektronische, sehr Synthesizer-lastige Musik, zu der Katie Stelmanis singt. Die Stimme der Musikerin klingt dabei mal voller, dann wieder feenhaft sanft, verwunschen. Oftmals wird der Gesang dabei überarbeitet, manchmal sogar ein wenig bis stark verfremdet. Dazu gibt es viele Passagen, in denen wunderschön abgestimmter und mehrstimmiger Gesang zu hören ist, hier macht es Spaß zuzuhören. Insgesamt klingt das stimmlich interessant und anders, kann allerdings wie bei Refrain von „Risk It“ auch fast schon ungewollt komisch wirken. Singt da wirklich noch ein Mensch mit dieser piepsigen Stimme oder ist es doch schon Minnie Mouse? Man kann es eben auch mit den Effekten übertreiben.

Die Musik selbst ist synthetisch, klingt auch so. Reine Rock-Fans werden mit „Hirudin“ keinen Spaß haben. Jedoch verfügen die Lieder über jede Menge Melodiösität gehen gut ins Ohr. Katie Stelmanis hat ein Gefühl für die schöne Harmonie und weiß dieses auch zu transportieren. Diese Klänge in Verbindung mit ihrer Stimme versetzen Hörerin und Hörer in eine Art Märchen- oder Zauberwelt. In dieser Art und Weise bekommt man Musik nur sehr selten geboten, von daher ganz bestimmt außergewöhnlich.

Noch ein paar Worte zum Veröffentlichungstermin. Viele Bands, Musikerinnen und Musiker verschieben gerade die Veröffentlichungstermine ihrer Alben, da sie ihre Musik nicht durch Konzerte unterstützen können und inzwischen zum großen Teil auch von den Einnahmen dieser Konzerte leben. Platten und CDs werden halt immer seltener gekauft. Umso bemerkenswerter ist es dann, wenn Katie Stelmanis mit ihrer Band Austra am ursprünglichen Veröffentlichungstermin festhält und so etwas Abwechslung in diese oft „heruntergefahrene“ Welt bringt – und damit wohl selbst auf Einnahmen verzichtet. Dafür schon mal ein Dankeschön.

Fazit: Definitiv keine Musik für Rocker. „Hirudin“ von Austra klingt synthetisch und ist es auch. Nur wenige Instrumente werden bei wenigen Liedern analog eingespielt, der Rest stammt aus dem Synthesizer. „Anders“ klingt die Musik von Austra allerdings auf jeden Fall. Sicherlich nicht jedermanns Sache, doch gerade das macht Musik manchmal eben auch spannend und hörenswert. Acht Punkte.

Anspieltipps: All I Wanted, Mountain Baby



Sonntag, 17. Mai 2020

Gösta Berlings Saga – Artefacts - Live




Gösta Berlings Saga – Artefacts - Live


Besetzung:

David Lundberg – fender rhodes, grand piano, mellotron & synthesizers
Gabriel Tapper – bass guitar & moog taurus pedals
Rasmus Booberg – guitars & synthesizers
Alexander Skepp – drums & percussion
Jesper Skarin – percussion


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Veras Tema (5:00)
2. The Shortcomings Of Efficiency (7:15)
3. Square 5 (7:32)
4. Artefacts (6:12)
5. Capercaillie Lammergeyer Cassowary & Repeat (8:46)
6. Brus Från Stan (2:06)
7. Fundament (11:56)
8. Terra Nova (6:40)
9. Sersophane (8:54)

Gesamtspieldauer: 1:04:25



Gösta Berlings Saga ist eine schwedische Instrumental- und Progressive-Rock-Band aus Stockholm, die bisher fünf Studioalben veröffentlichte. Die letzte Platte in dieser Reihe, das Album „ET EX“, erschien genau wie das vorliegende Live-Album „Artefacts“ auf ihrem neuen Plattenlabel InsideOut Music. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass jene Titel des fünften Studioalbums auch den Großteil der Lieder auf „Artefacts“ ausmachen. Die einzelnen Stücke werden live sogar in derselben Reihenfolge eingespielt. Nur der Titel „Over And Out“ fehlt auf dem Live-Album. Dafür gibt es im Anschluss an die „ET EX“-Live-Einspielung noch das bisher wohl unveröffentlichte Lied „Terra Nova“ sowie die Nummer „Sersophane“ vom gleichnamigen vierten Studioalbum zu hören.

Bei der Musik der Schweden handelt es sich um instrumentalen und überwiegend elektronischen RetroProg, auch wenn beim Titel „The Shortcomings Of Efficiency“ fast schon geschriene Worte zu hören sind. Nun bin ich des Schwedischen nicht mächtig und mir aber auch sonst nicht sicher, ob diese Worte oder doch nur Laute (?) überhaupt eine Bedeutung haben oder lediglich zur Dramaturgie des Titels beitragen.

Im Vergleich zur Albumeinspielung sind bis auf eine Ausnahme alle Titel um einige Sekunden bis zu zwei Minuten verlängert worden. Insgesamt klingt die Musik von Gösta Berlings Saga nun auch auf „Artefacts - Live“ sehr elektronisch. Die Band hat in ihrer Geschichte eine Entwicklung vollzogen, weg von der E-Gitarre hin zum mehr Synthesizer-dominierten Klang. Diese Entwicklung hört man dementsprechend ebenfalls auf der Live-Version der Titel. Doch auch Gitarrist Rasmus Booberg darf sich mal ausleben, wie beim wahrlich abwechslungsreichen und mitreißenden „Capercaillie Lammergeyer Cassowary & Repeat“. Da wird den Hörerinnen und Hörern neben elektronischen Klängen ein fetter Orgelsound aus den 70ern und ein sich immer weiter steigerndes Gitarren-Solo geboten. Gegen Ende erklingt sogar noch ein mitreißendes Saxophon-Solo – diesen Part gibt es so nicht auf der Studio-Version und lässt das gesamte Lied nochmals kraftvoller und mitreißender klingen.

Neben dem bereits erwähnten „Capercaillie Lammergeyer Cassowary & Repeat“ heißen die weiteren Höhepunkte auf „Artefacts - Live“ „Fundament“ und „Terra Nova“. „Fundament“ verfügt über eine nicht alltägliche Rhythmusfraktion, klingt zunächst rockig, abwechslungsreich und vielschichtig, da es sich aus mehreren, unterschiedlichen Passagen zusammensetzt, die auch mal sphärisch klingen können. Das Lied mündet in eine Phase sich steigernder musikalischer Redundanz, welche fast schon hypnotisch wirkt. „Terra Nova“ ist dagegen zunächst eine sanfte und verträumte Nummer, ehe dieses Lied ebenfalls an Energie zu gewinnen scheint und in eine ebenfalls redundante, rockige und melodiöse Passage mündet, die bis zum Ende des Stücks gesteigert wird.

Die Klangqualität der Live-Aufnahmen ist sehr gut und lässt keine Wünsche offen. Das Publikum ist dabei allerdings fast nur in den kurzen Phasen zwischen den einzelnen Titeln zu vernehmen. Würde man den Applaus dort nicht hören, käme man wohl kaum auf die Idee, dass es sich bei „Artefacts - Live“ um ein Live-Album handelt, auch wenn der Titel der Veröffentlichung bereits darauf verweist.

Fazit: Wer auf die eingängige, nicht zu sphärische Variante elektronischer Instrumentalmusik steht, die sich oft im Bereich des RetroProg abspielt, kann mit „Artefacts - Live“ nichts falsch machen. Die Klangqualität ist bestens, die Lieder zu den Originalen leicht variiert. Macht Spaß. Elf Punkte.

Anspieltipps: Capercaillie Lammergeyer Cassowary & Repeat, Fundament, Terra Nova



Freitag, 15. Mai 2020

Pattern-Seeking Animals – Prehensile Tales




Pattern-Seeking Animals – Prehensile Tales


Besetzung:

John Boegehold – synthesizers, keyboards
Ted Leonard – vocals & guitar
Dave Meros – bass
Jimmy Keegan – drums & vocals


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Raining Hard In Heaven (8:31)
2. Here In My Autumn (7:56)
3. Elegant Vampires (4:29)
4. Why Don‘t We Run (5:08)
5. Lifeboat (17:20)
6. Soon But Not Today (12:02)

Gesamtspieldauer: 55:28



Es scheint den Musikern Spaß gemacht zu haben. Gerade mal zehn Monate nach dem selbstbetitelten Debut erscheint auf dem Plattenlabel InsideOut Music mit „Prehensile Tales“ bereits das zweite Album der Pattern-Seeking Animals. Jener Band, die sich aus drei aktuellen oder ehemaligen Musikern der Band Spock’s Beard zusammensetzt. Dazu gesellt sich noch John Boegehold, der nach dem Weggang vom ehemaligen Songschreiber von Spock’s Beard – Neal Morse – die Pattern-Seeking Animals mit vielen Kompositionen versorgte, ohne selbst offizieller Teil von Spock’s Beard zu werden.

Die Musik der US-Amerikaner pendelt auf „Prehensile Tales“ zwischen melodischem Rock und NeoProg hin und her. Vor allen Dingen die beiden kürzeren Titel auf dem Album, die Nummern „Elegant Vampires“ sowie „Why Don‘t We Run“ haben einen poppig-rockigen Anstrich und gehen schnell ins Ohr. So gut und schnell, dass man bereits nach dem zweiten Mal des Hörens glaubt, diese Stücke schon sehr viel länger zu kennen. Die richtig guten Lieder – wie sollte es auch anders sein bei einer Band, die sich in einem musikalischen Bereich bewegt, der auch Freundinnen und Freunde des Progressive Rocks ansprechen soll – sind drei der vier längeren Stücke der Platte. Hier können John Boegehold, Ted Leonard, Dave Meros und Jimmy Keegan ihr Gespür und Gefühl für Harmonien und Eingängigkeit wunderbar ausleben.

Steht man eben auf diese Eingängigkeit, auf Melodiösität und einer gewissen Dramaturgie in der Musik, die sich entwickelt und wandelt, dann hält „Prehensile Tales“ jede Menge guter Lieder für die Hörerinnen und Hörer parat. Die Titel „Here In My Autumn“, „Lifeboat“ sowie „Soon But Not Today“ sind von daher sicherlich gerade für „Proggies“ interessant, denen besonders die Melodie einer Nummer wichtig ist. Vertrackte, frickelige oder gar experimentelle Passagen beinhaltet die Musik der Pattern-Seeking Animals nämlich nicht. Trotzdem sind die drei zuletzt genannten Nummern tolle musikalische Ausflüge, die die Reisenden mal dieser, mal jener Stimmung aussetzen. Viele unterschiedliche Eindrücke gibt es dabei einzusammeln. Mal eher verträumte, dann doch wieder eher rockige, schließlich schwelgerische, hymnische. Über allem steht dabei jedoch immer diese bereits erwähnte Eingängigkeit, in die man so wunderschön eintauchen kann.

Fazit: Die Pattern-Seeking Animals klingen melodischer als Spock’s Beard. Die musikalischen Vorbilder der Musiker, die in den frühen 70er Jahren in Großbritannien zu finden sind, werden auf „Prehensile Tales“ immer wieder zitiert – ohne dabei allerdings den Anschein des Plagiats aufkommen zu lassen. Auf dem Album erfinden die Pattern-Seeking Animals die Musik nicht neu, doch sie klingen einfach wunderschön und unterhalten. All jenen, denen der melodische Ansatz in der Musik von Bedeutung und Wichtigkeit ist, wird dieses Album viel Spaß bringen. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Here In My Autumn, Lifeboat, Soon But Not Today



Mittwoch, 13. Mai 2020

Mark Lanegan – Straight Songs Of Sorrow




Mark Lanegan – Straight Songs Of Sorrow


Besetzung:

Mark Lanegan – vocals, synthesizers, electric guitar


Gastmusiker:

Dylan Carlson – electric guitar
Jack Irons – drums, percussion
Alain Johannes – synthesizer, shakers, electric guitar, acoustic guitar, bass, vocals, frame drum, hang drum, drum programming, harmonium, flute, percussion, cigfiddle, mellotron strings, mandolin, buchla music easel
Mark Morton – acoustic guitar
Shelley Brian – vocals, synthesizer
Wesley Eisold – vocals
Ed Harcourt – piano, wurlitzer electric piano
Jack Bates – bass
Michael Parnin – drum machine
Sietse Van Gorkom – strings
Adrian Utley – acoustic and electric guitar, synthesizer
John Paul Jones – mellotron
Greg Dulli – vocals
Warren Ellis – fiddle
Somon Bonney – vocals


Label: Heavenly Recordings


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Rock, Pop


Trackliste:

1. I Wouldn’t Want To Say (5:46)
2. Apples From A Tree (1:55)
3. This Game of Love (4:48)
4. Ketamine (2:40)
5. Bleed All Over (3:35)
6. Churchbells, Ghosts (4:53)
7. Internal Hourglass Discussion (3:49)
8. Stockholm City Blues (3:38)
9. Skeleton Key (7:05)
10. Daylight In The Nocturnal House (3:05)
11. Ballad Of A Dying Rover (4:36)
12. Hanging On (For DRC) (2:10)
13. Burying Ground (4:46)
14. At Zero Below (4:40)
15. Eden Lost And Found (2:46)

Gesamtspieldauer: 1:00:19



Ich kenne Mark Lanegan von den Screaming Trees, von Queens Of The Stone Age und auch von seiner Zusammenarbeit mit Greg Dulli bei den Gutter Twins sowie bei den The Twilight Singers. Immer fand ich die Musik des Sängers, Gitarristen und Keyboarders irgendwie besonders. Erstens stand der US-Amerikaner nie für alltäglichen 08/15-Rock, zweitens hatte seine Musik häufig dieses gewisse Etwas, was Musik eben zu etwas Besonderem und Wertvollem werden lässt.

Neben seinen zahlreichen Band-Projekten ist Mark William Lanegan allerdings auch Solo unterwegs und dort ebenfalls sehr kreativ und fleißig. „Straight Songs Of Sorrow” ist bereits sein zwölftes Solo-Album. Und dieses Mal ist der Titel des Albums auch Programm „Lauter Lieder der Trauer“ hört man auf seiner neuesten Platte. Melancholische Musik, überwiegend sanfte Musik, zumeist traurige Musik, die auch mal ergreifend klingen und in die man wunderschön eintauchen kann, um sich dem eigenen inneren Blues hinzugeben.

Und dabei beginnt das Album mit „Straight Songs Of Sorrow“ völlig untypisch für die ganze Platte. Man hört hier treibende elektronische Klänge, die das Lied nach vorn preschen lassen. Doch bereits mit der nächsten Nummer, „Apples From A Tree“, ändert sich die musikalische Atmosphäre bereits völlig. Sanfte Klänge der akustischen Gitarre dringen nun ans Ohr und lassen jegliche Hektik des ersten Titels vergessen. Die Musik klingt nun viel wärmer und weicher. Und auf der nächsten Nummer „This Game Of Love“ wird die Atmosphäre sogar durch Streicher transportiert, die die sanfte und doch eindringliche Stimme des Mark Lanegan tragen. Dabei sind die beiden letztgenannten Nummern durchaus typisch für „Straight Songs Of Sorrow“. Doch spielt der Synthesizer auch auf anderen Titeln immer wieder mal eine Rolle – mal mehr zur Untermalung und eher im Hintergrund gehalten, ein anders Mal jedoch auch, um die Melodie eines Titels zu transportieren. Doch die Stimmung der Musik bleibt nun sanft, melancholisch nachdenklich, sentimental oder traurig – ganz wie man das für sich deuten möchte.

„Straight Songs Of Sorrow” ist eher ein November- denn ein Frühlingsalbum. Doch die Musik packt einen auch im Frühling, allerdings muss man eben auch auf die sanfteren Töne in der Musik stehen – dann hat man die Möglichkeit ganz tief in diese warmen und sanften Klänge einzutauchen.

Zum Abschluss möchte ich hier noch etwas anführen, was nur bedingt mit der Musik des Albums zu tun hat, mich aber ungemein freut. Ganz viele Bands, Musikerinnen und Musiker verschieben gerade die Veröffentlichungstermine ihrer Alben. Heutzutage dient die veröffentlichte Musik häufig dazu, eine anschließende Tournee zu unterstützen. Hier wird dann auf den einzelnen Konzerten das Geld verdient, wovon Musiker inzwischen oft leben. Mark Lanegan veröffentlicht sein Album trotzdem am 8. Mai und es ist abzusehen, dass dieses Jahr wohl weltweit keine Konzerte mehr stattfinden werden. Auch das ist was Besonderes, dass Mark Lanegan sein Album „Straight Songs Of Sorrow” trotzdem veröffentlicht und damit Leute erfreut.

Fazit: „Straight Songs Of Sorrow” ist ein trauriges Album geworden. Eine ruhige Platte, ein Album voller Melancholie, Sentimentalität, Nachdenklichkeit und eben tiefer Trauer. Das klingt immer wieder ergreifend und packend. Dabei schafft es Mark Lonegan akustische wie auch Klänge des Synthesizers in seine atmosphärischen Lieder einzubinden und entsprechende Stimmungen zu transportieren. Ein Album, überwiegend für die stillen Stunden des Tages. Elf Punkte.

Anspieltipps: Apples From A Tree, Ketamine, Stockholm City Blues, Daylight In The Nocturnal House



Montag, 11. Mai 2020

King’s X – Gretchen Goes To Nebraska




King’s X – Gretchen Goes To Nebraska


Besetzung:

Doug Pinnick – bass guitar, lead vocals
Ty Tabor – guitar, dulcimer, sitar, wooden flute, vocals
Jerry Gaskill – drums, percussion, vocals


Gastmusiker:

Sam Taylor – pipe organ and "drawkcab" piano


Label: A&M Records


Erscheinungsjahr: 1989


Stil: Hard Rock


Trackliste:

1. Out Of The Silent Planet (5:44)
2. Over My Head (4:47)
3. Summerland (3:17)
4. Everybody Knows A Little Bit Of Something (3:57)
5. The Difference (In The Garden Of St. Anne‘s On-The-Hill) (3:08)
6. I‘ll Never Be The Same (4:56)
7. Mission (5:01)
8. Fall On Me (4:05)
9. Pleiades (4:41)
10. Don‘t Believe It (3:07)
11. Send A Message (4:02)
12. The Burning Down (5:35)

Gesamtspieldauer: 52:25




„Gretchen Goes To Nebraska“ nannte die US-amerikanische Hard Rock Band King’s X ihr zweites Studioalbum welches am 27. Juni 1989 ursprünglich auf dem Plattenlabel Megaforce erschien. „Gretchen Goes To Nebraska“ basiert angeblich auf einer Kurzgeschichte des Schlagzeugers Jerry Gaskill. Dementsprechend kann man hier wohl von einem Konzeptalbum sprechen. Von den Kritikern und Fans wird die Scheibe hochgelobt, auch wegen der progressiven Ansätze, die auf der Platte zu hören sein sollen.

Diese höre ich leider nicht. Gar nicht. „Gretchen Goes To Nebraska“ klingt wie eine Hard Rock Scheibe, auf der sich auch mal eine Ballade verläuft. Zugegebenermaßen klingt die Musik etwas eingängiger als noch auf dem Debut „Out Of The Silent Planet“. Doch begeistern kann mich das alles nicht sonderlich. Das Lied mit diesem Titel des ersten Albums ist übrigens auf dem diesem Album enthalten und stellt einen der wenigen Höhepunkt dieser Scheibe dar. „Summerland“ klingt ebenfalls gut und überzeugend, genau wie das sanfte „The Difference (In The Garden Of St. Anne's On-The-Hill)“.

Dann gibt es auf „Gretchen Goes To Nebraska“ allerdings auch solch Titel wie „Over My Head“ zu hören. So ein Mitgröl-Lied, mit dem wahnsinnig „raffinierten“ Text: „Music, Music, I hear Music, Music over my head“. Ganz schlimm und eines der langweiligsten Hard Rock Titel, die ich kenne – obwohl darin sogar noch ein ganz gutes Gitarrensolo zu hören ist. Viele ordnen diese Scheibe dem Genre Progressive Metal zu, irgendwie fehlt mir da die Fantasie und letztendlich sogar völlig das Verständnis. Schön und gelungen sind allerdings auch auf dieser Platte – wie bereits beim Debut – die Arrangements zu den mehrstimmig eingesungenen Passagen. Hiermit können King’s X auch auf „Gretchen Goes To Nebraska“ überzeugen und heben sich damit von anderen Bands ab.

Fazit: „Gretchen Goes To Nebraska“ rauscht an einem vorbei, hinterlässt kaum Spuren. Ein paar guten Titeln stehen hier auch ein paar weniger gelungene Nummern gegenüber. Nicht alles auf dieser Scheibe ist schlecht, allerdings auch nur wenig so richtig überzeugend. Freunde des Hard Rocks finden ganz bestimmt ein paar coole Titel auf dem Album. Aber Progressive Metal? Nein, den höre ich hier nicht. Acht Punkte.

Anspieltipps: Out Of The Silent Planet, Summerland, The Difference (In The Garden Of St. Annes On-The-Hill)