Dienstag, 31. August 2021

Various Artists – The Harry Smith B-Sides

 



Various Artists – The Harry Smith B-Sides




Erscheinungsjahr: 2020



Doch es gibt auch gute Nachrichten, zumindest solche, die mir wieder näherbringen, wie großartig die Vereinigten Staaten von Amerika sind. Ich liebe Musik, meine erst 45er kaufte ich als Zehnjähriger, kurz darauf meine erste Langspielplatte, damals im Nürnberger Hertie. Über die Jahre wandelte sich mein Geschmack, klar, was ich lieben lernte, waren historische Aufnahmen. Und da sind die USA eine klangliche Goldkammer, denn hier kann man Originalplatten genauso finden, wie hervorragende Wiederveröffentlichungen.

1952 erschien die “Anthology of American Folk Music”. Eine Sammlung amerikanischer Folk Musik, die Harry Smith auf Folkways Records herausbrachte. Musik, die zwischen Ende der 20er und bis Mitte der 30er Jahre auf 78er Schellackplatten veröffentlicht worden war. Diese “Anthology” wurde als “the founding document of the American folk revival” (Greil Marcus) gefeiert, jene Initialzündung für die große Zeit der Folkmusik in den 50er und 60er Jahren, man denke an Pete Seeger, Bob Dylan, Joan Baez und viele andere. Smiths Veröffentlichung beschreibt sicherlich nicht den gesamten amerikanischen Folk Musikbereich.

Vieles wurde ganz ausgelassen, zum Beispiel die Musik der Immigranten, die für sich die frühen Anfänge des Blues, des Country, der Cajun Musik beeinflussten. Aber das sind Feinheiten, die “Anthology of American Folk Music” war und ist eine herausragende Veröffentlichung des 20. Jahrhunderts, die 1997 erneut auf Folkways als CD Box erschienen ist.

Nun hat das kleine, aber sehr feine Independent Label “Dust to Digital” aus Atlanta in jahrelanger Kleinstarbeit die B-Seiten Anthology zusammengestellt. Smith hatte damals die A-Seiten von 78ern genutzt, “Dust to Digital” bringt jetzt die B-Seiten all dieser allen Scheiben heraus. Es ist wie die Vollendung eines Kreises, ein breiteres, ein umfassenderes Klangbild entsteht, dazu die vielen Geschichten und Einordnungen der Musik, der Songs und ihrer Musikerinnen und Musiker, die zum Teil auf Harry Smiths Anthology fehlten. Und ja, nicht alle B-Seiten wurden in dieser 4 Cd Box veröffentlicht, denn einige der Songs waren aus heutiger Sicht mehr als problematisch, offen rassistisch, beleidigend. Also entschloss man sich in letzter Minute, vier Songs aus der Liste zu streichen, und das, obwohl die Paletten mit dem fertigen Produkt im Druckwerk schon zur Auslieferung bereit standen.

Die Reaktionen kamen prompt, das sei eine Neuschreibung der Geschichte, eine “cancel culture”, eine Veränderung von Smiths Originalwerk. Doch davon wollten die beiden Labelbesitzer, Lance und April Ledbetter, nichts hören. Sie wollten einfach nicht in die Situation kommen, dass ihre CD öffentlich in Kneipen oder Cafes gespielt wird und dann problematische Texte erklingen. Da helfe kein “Warning Sticker” auf der Verpackung, keine erklärenden Worte im Begleitbuch, so die beiden. Und April Ledbetter fügt noch hinzu: “We like libraries, but we don’t work at one”, wir lieben Büchereien, aber wir arbeiten in keiner. Als Label habe man eben die Freiheit, nicht eine geschichtliche Vollständigkeit verfolgen zu müssen, sondern eben die Lehren aus der Geschichte ziehen zu können.

Die vier fehlenden Songs tun der Box “The Harry Smith B-Sides” keinen Abbruch. Wer die “Lost Tracks” dennoch haben will, findet sie problemlos online. Es ist erneut eine hervorragend recherchierte, historische Liedersammlung des kleinen Labels, das erst 2003 mit der ersten Veröffentlichung “Goodbye Babylon” auftauchte und seitdem nicht mehr übersehen werden kann. “Dust to Digital” wurde seitdem mehrmals für Grammys nominiert und ausgezeichnet.

Die jüngste Box ist ein Eintauchen in die bewegende, reiche, tiefe Musikwelt Amerikas. “Back to the roots”, beeindruckend aufbereitet, klanglich wie inhaltlich. Selbst 68 Jahre nach der Veröffentlichung der Harry Smith Anthology ist die Musik noch immer mitreißend, erfrischend und einfach gut. Die B-Seiten sind alles andere als ein B-Auswahl, hier spielen Musikerinnen und Musiker mit Herz und Seele, “handmade”, direkt und unmittelbar. Wer in diesen verrückten und unvereinten Tagen, Wochen und Monaten mal wieder etwas sinnvolles und sinnerfüllendes aus Amerika erfahren möchte, der sollte sich diese Sammlung anhören.

Sonntag, 29. August 2021

A.R. & Machines – 14 Pieces For Guitar And Echo Chamber - The Pure Stuff

 



A.R. & Machines – 14 Pieces For Guitar And Echo Chamber


Besetzung:

Achim Reichel – echo guitar (aufgenommen zwischen 1970 und 1974)


Gastmusiker:

Nils Hoffmann – ableton live operator




Erscheinungsjahr: 2017


Stil: Psychedelic Rock


Trackliste:

1. Melodia Echolalia / Melodie Echolalie (1:10)
2. Lost In A Mirror Maze / Verloren Im Spiegelkabinett (2:26)
3. Rockingchair On Cloud 7 / Schaukelstuhl Auf Wolke 7 (3:29)
4. Mermaid In A Whiskeytumbler / Meerjungfrau Im Whiskeyglas (7:02)
5. Perfect World With Little Bugs / Heile Welt Mit Kleinen Fehlern (9:32)
6. Warm Embrace On Thin Ice / Innige Umarmung Auf Dünnem Eis (5:24)
7. This Is Your Wake Up Call / Hier Ist Dein Weckruf (4:06)
8. Zhivago Shankar / Schiwago Shankar (8:27)
9. Echo Boogie (2:12)
10. Innovation Shuffle (2:45)
11. Swingin‘ Message / Schwungvolle Botschaft (1:42)
12. Awakening Beyond Good And Evil / Erwachen Jenseits Von Gut Und Böse (3:43)
13. Psychedelia Instrumenia (3:52)
14. Gentle Growth / Der Sanfte Wuchs (4:22)

Gesamtspieldauer: 1:00:17



Im Rahmen der Wiederveröffentlichung der A.R. & Machines-Alben wurde Achim Reichel seitens der Plattenfirma gefragt, ob er auch noch zusätzliches Material aus der damaligen Zeit beisteuern könnte. Gesagt, getan. Achim Reichel durchforschte sein Band-Archiv, was bereits mehrere Umzüge mitgemacht hatte und fand noch einige Bänder mit alten, damals entstandenen Aufnahmen. Diese wurden überprüft und anschließend, als sich herausstellte, dass sie noch in Ordnung waren, gesichtet.

Auf „14 Pieces For Guitar And Echo Chamber – The Pure Stuff“ hört man nun eine Auswahl jener Aufnahmen, die Achim Reichel 45 Jahre zuvor mit seiner Bandmaschine AKAI X-300S eingespielt hatte. Keine Overdubs, keine Synchronisationen, das pure Zeugs eben.

Die vierzehn Stücke klingen durch eine gewisse Monotonie hypnotisierend und trotz eben jener Monotonie keineswegs langweilig. Gerade für Freundinnen und Freunde der Musik von A.R. & Machines ein schönes Zeitdokument, um die Ursprünge dieser Musik kennenzulernen und zu verstehen.

Fazit: Ein musikalisch-historisches Zeitdokument, das zeigt, welche Klänge der Musik von A.R. & Machines zu Grunde liegt. Sicherlich nicht essentiell, trotzdem gerade für Fans der damaligen Musik eine schöne Zugabe. Neun Punkte.

Anspieltipps: Schiwago Shankar



Freitag, 27. August 2021

Leprous – Aphelion

 



Leprous – Aphelion


Besetzung:

Einar Solberg – vocals/keys
Tor Oddmund Suhrke – guitars
Robin Ognedal – guitars
Simen Børven – bass
Baard Kolstad – drums


Gastmusiker:

Raphael Weinroth-Browne – cello
Chris Baum – violin
Blåsemafiaen – brass




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: ArtPop, ProgMetal


Trackliste:

1. Running Low (6:30)
2. Out Of Here (4:15)
3. Silhouette (3:44)
4. All The Moments (6:52)
5. Have You Ever? (4:41)
6. The Silent Revelation (5:45)
7. The Shadow Side (4:28)
8. On Hold (7:48)
9. Castaway Angels (4:53)
10. Nighttime Disguise (7:04)

Gesamtspieldauer: 56:04



„Aphelion“ heißt das siebte Studioalbum der norwegischen Band Leprous. Es erscheint am 27. August 20121 auf dem Plattenlabel InsideOut Musik und darauf hört man wie die Norweger ihren Weg konsequent weitergehen. Weiter weg vom ProgMetal hin zu eher symphonischen Prog, eingängig und oftmals regelrecht hymnisch.

Einar Solberg nutzte die Corona-Pandemie, um neue Titel zu schreiben, nachdem die geplante Tournee aufgrund eben jener Pandemie abgesagt werden musste. Zuerst war auch nur eine EP geplant gewesen, doch dann entschied man sich um, genügend Zeit stand ja zur Verfügung und schrieb genügend Material für ein vollständiges Album. Der Prozess des Komponierens unterschied sich allerdings von den vorherigen Veröffentlichungen. Einige der Titel wurden im Studio improvisiert, einige hatte Einar Solberg zu Hause geschrieben und sie wurden anschließend gemeinsam ausgearbeitet. Und laut Aussage von Einar Solberg wurden beim Komponieren mancher Titel sogar die Fans mit einbezogen. So entstand Lied für Lied, bis sich alles als großes Ganzes zusammenfügte.

Einar Solberg greift in seinem Songwriting inhaltlich auf das vorherige Album zurück. Zum Inhalt sagt der Musiker: „Bei „Aphelion“ geht es um die psychische Gesundheit und um Angstzustände, mit denen ich vor allem in den letzten Jahren zu kämpfen hatte. „Pitfalls“ war eher die erste Phase davon, so nach dem Motto 'Oh, womit habe ich es hier zu tun?' Sich tief in Angst und Depression zu verstricken, fühlte sich wie eine neue Sache an. Auf diesem Album habe ich mich viel intensiver damit beschäftigt, wie man damit umgeht und wie man allmählich davon wegkommt, zumindest bis zu dem Punkt, an dem es das Leben nicht mehr beherrscht. Sowohl „Pitfalls“ als auch „Aphelion“ sind sehr persönliche Alben, vielleicht die einzigen wirklich persönlichen Alben, die wir je gemacht haben. Früher haben wir viel mehr aus einer allgemeinen Position heraus geschrieben. Aber bei diesem Album sind die meisten Texte aus meiner Perspektive geschrieben, so dass ich das Gefühl habe, dass es für jeden viel einfacher sein wird, zu verstehen, was wir sagen.

Die Musik auf „Aphelion“ klingt jederzeit packend, eingängig und melodiös. Sie wirkt vom ersten bis zum letzten Akkord und wer „Pitfalls“ mochte, wird sicherlich auch an „Aphelion“ Gefallen finden. Dieser fast schon theatralische Gesang in Verbindung mit den symphonischen Passagen und harten Rock Riffs, das hat was. Die Lieder wirken allesamt und gehen ins Ohr – ohne Ausnahme. Es ist auch diese Mischung aus härteren Abschnitten und den schwelgerischen Arrangements, die die Musik von Leprous auf „Aphelion“ so abwechslungsreich erklingen lassen. Festzuhalten bleibt allerdings auch, dass die Musik der Norweger nur noch wenig mit jener zu Beginn der Karriere von Leprous zu tun hat. Nicht mehr der ProgMetal steht im Vordergrund, auch wenn er noch vorhanden ist. Es sind diese schwelgerischen Momente, die das Album dominieren. Am ehesten an die ersten Alben der Band erinnert da noch das letzte Stück auf „Aphelion“, die Nummer „Nighttime Disguise“. Das epische Ende dieses Stücks allein wird allen ProgMetal-Fans das Herz höherschlagen lassen.

Fazit: Leprous klingen auf „Aphelion“ durchaus vergleichbar wie auf dem Vorgängeralbum. Textlich besteht auch eine Verbindung zwischen diesen beiden Alben. Der Gesang des Einar Solberg in Verbindung mit harten Riffs und orchestralen Momenten macht das Album aus und die Musik der Band unverwechselbar. Mich unterhält das sehr. Elf Punkte.

Anspieltipps: Nighttime Disguise



Mittwoch, 25. August 2021

Neal Morse Band – Innocence & Danger

 



Neal Morse Band – Innocence & Danger


Besetzung:

Neal Morse – vocals, guitar and keyboards
Mike Portnoy – drums
Randy George – abss
Eric Gillette – guitar and vocals
Bill Hubauer – keyboards and vocals




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Rock, Progressive Rock


Trackliste:

CD1:

1. Do It All Again (8:53)
2. Bird On A Wire (7:22)
3. Your Place In The Sun (4:12)
4. Another Story To Tell (4:50)
5. The Way It Had To Be (7:14)
6. Emergence (3:12)
7. Not Afraid Pt. 1 (4:53)
8. Bridge Over Troubled Water (8:08)

CD2:

1. Not Afraid Pt. 2 (19:30)
2. Beyond The Years (31:22)

Gesamtspielzeit CD1 (48:47) und CD2 (50:52): 1:39:40



Mit „Innocence & Danger“ veröffentlicht Neal Morse, dieses Mal unter der „Überschrift“ NMB, sein viertes Album mit seiner Band. „Innocence & Danger“ erscheint am 27. August auf dem Plattenlabel InsideOut Music in Form eines Doppelalbums. Nachdem die beiden vorherigen Alben der Neal Morse Band Konzeptalben waren, handelt es sich dieses Mal bei den Liedern auf dem Album um eine Reihe von nicht zusammenhängenden Songs.

Neal Morse ist wahrlich rege mit seinen Veröffentlichungen, wie seine letzten Alben mit Transatlantic, unter seinem Namen Neal Morse und ein weiteres „Worship“-Album belegen, die alle 2020 und 2021 erschienen. Auf „Innocence & Danger“ hört man dabei typische Neal Morse Musik. Das ist auch auf dieser neuen Veröffentlichung eine Mischung aus zum Mainstream tendierender Rock und dann doch wieder progressiver Rock, der sehr viel komplexer und anspruchsvoller erklingt. Diese Mischung macht die Musik des ehemaligen Spock’s Beard Masterminds aus und weiß auch auf „Innocence & Danger“ zu überzeugen.

Die Lieder gehen ins Ohr und sehr viele Durchläufe benötigt man hierfür nicht, um Gefallen an den Titeln zu finden. Gerade in der Mitte der ersten CD finden sich allerdings viele Lieder, die Freundinnen und Freunde der progressiven Musik des Neal Morse etwas ratlos zurücklassen dürften. Zu viel Risiko geht die Band hier nicht ein, dafür lässt sie die Musik für eine deutlich größere Hörerschaft erschließbar werden. Gut zu konsumieren und dabei immer eingängig und melodiös klingend. Spaß macht hier das Zuhören auch, wenn man es eigentlich etwas frickeliger liebt.

Mit der Cover-Version des Simon & Garfunkel Liedes „Bridge Over Troubled Water“ läutet die Neal Morse Band dann allerdings endgültig den Progressive Rock ein, der schließlich auf der gesamten zweiten CD im Mittelpunkt steht. War „Not Afraid Pt. 1“ auf der ersten CD noch eine sanfte und eingängige Nummer, welche melodiös das Ohr umspielte, so changiert das fast zwanzigminütige „Not Afraid Pt. 2“ mit den Stimmungen, Atmosphären, Tempi und Rhythmen. Ein wilder Ritt durch verschiedene Phasen des Liedes beginnt, der immer wieder Neues bereithält. Schließlich mündet das Album im längsten Lied „Beyond The Years“, einem progressiven Epos. Dies wird orchestral eingeleitet und hier ziehen die Musiker schließlich alle Register ihres Könnens. Fast zweiunddreißig Minuten RetroProg der begeisternden Art, abwechslungsreich und jederzeit packend. Alle Stilmittel, die ein Lied dieses musikalischen Genres benötigt, sind hier vorhanden. Und nun kommen absolut auch jene Hörerinnen und Hörer auf ihre Kosten, die die Musik von Neal Morse aufgrund seiner musikalischen Wurzeln bei Spock’s Beard zu schätzen oder gar zu lieben gelernt haben. Begeisternd.

Fazit: Mit fast einhundert Minuten Spielzeit bekommt man auf „Innocence & Danger“ viel Musik geboten. Einige davon spielt im Mainstream des Rocks, anderes ist Progressive Rock der noch ein wenig mehr begeisternden Sorte. Und genau diese Passagen und Lieder lassen „Innocence & Danger“ zu einem guten und überzeugenden Album werden. Wer allgemein die Richtung mag, in die die Musik von Neal Morse tendiert, der wird auch Spaß an dieser neuen Veröffentlichung haben. Auch wenn die weiteren beteiligten Musiker sich ebenfalls stark in das Album einbrachten, so bleibt es doch dabei, Neal Morse macht eben Neal Morse Musik. Elf Punkte.

Anspieltipps: Beyond The Years



Montag, 23. August 2021

Little Feat – The Last Record Album

 



Little Feat – The Last Record Album


Besetzung:

Paul Barrère – guitar, vocals
Sam Clayton – congas
Lowell George – vocals, guitar
Kenny Gradney – bass
Richard Hayward – drums, vocals
Bill Payne – keyboards, synthesizer, vocals


Gastmusiker:

Valerie Carter – backing vocals ("Long Distance Love" and "One Love Stand")
John Hall – guitar ("All That You Dream")
Fran Tate – backing vocals ("Long Distance Love" and "One Love Stand")




Erscheinungsjahr: 1975


Stil: Blues Rock, Funk


Trackliste:

1. Romance Dance (3:50)
2. All That You Dream (3:52)
3. Long Distance Love (2:42)
4. Day Or Night (6:26)
5. One Love Stand (4:25)
6. Down Below The Borderline (3:45)
7. Somebody‘s Leavin’ (5:08)
8. Mercenary Territory (4:23)

Gesamtspieldauer: 34:34



„The Last Record Album“ ist der Titel des fünften Studioalbums der US-amerikanischen Rockband Little Feat. Die Platte erschien am 17. Oktober 1975 auf dem Plattenlabel Warner Brothers Music und kletterte in den US Billboard 200 Charts bis auf 36. Platz.

„The Last Record Album“ ist ein kurzes Album geworden. Gerade mal acht Titel befinden sich darauf bei einer Gesamtspielzeit von etwas über 34 Minuten. Die Musik changiert zwischen Blues und Funk und schafft es an keiner Stelle zu begeistern – außer man ist wohl eingefleischter Little Feat Fan. Nichts klingt packend, nichts hört sich eingängig an und nichts verbleibt nach dem Ausklingen im Ohr.

Es mag sicherlich sein, dass mir das Blues-Gen, falls es dieses gibt, fehlt. Genauso verhält es sich bei mir leider auch in Bezug auf Funk. Beide musikalische Genres gibt es auf „The Last Record Album“ zu hören – über eine halbe Stunde lang. Doch wenn einen die Musik nicht packt, so gar nicht begeistert, wird es schwer hier zuhören zu wollen. Selbst das Benennen eines Höhepunktes fällt mir da sehr schwer. Um doch eines zu erwähnen sei hier auf die Nummer „All That You Dream“ verwiesen, die bei vielen Fans hoch im Kurs steht, wie ich nachlesen konnte.

Fazit: Blues und Funk in Kombination ist mal was anderes. Leider nicht meine Mischung. Für mich ist die musikalische Qualität von Little Feat nochmals gesunken, vergleiche ich diese Scheibe mit ihren vorherigen Veröffentlichungen. Für Fans, Nostalgiker oder auch Musikforscher wohl geeignet. Für Menschen, die diese Lieder in der heutigen Zeit zum ersten Mal hören wohl weit weniger gefällig. Drei Punkte.

Anspieltipps: All That You Dream



Samstag, 21. August 2021

Long Distance Operators – Long Distance Operators




Long Distance Operators – Long Distance Operators



Der Name Hugo Race ist wahrscheinlich nicht vielen geläufig. Doch der Australier Hugo Race ist seit über 30 Jahren eine feste Größe im Independent Musik Bereich. In seinem jüngst erschienenen Buch „Road Series“ beschreibt er seine vielen Projekte und Kollaborationen in zahlreichen Ländern. Lange Zeit lebte und arbeitete Race auch in Berlin. Nun legt er ein neues Album vor, diesmal tat er sich mit der Belgierin Catherine Graindorge zusammen.

„Long Distance Operators“ oder LDO heißt dieses neue Projekt des in Melbourne, Australien, lebenden Hugo Race. Race ist seit Mitte der 80er Jahre im Musikgeschäft, er war unter anderem Gründungsmitglied der Bad Seeds, der Band von Nick Cave. Doch schon nach einer Platte machte er sich selbständig, um seine musikalischen Ideen besser verwirklichen zu können.

„Ich habe eine Vielzahl von Projekten, die parallel existieren“, erklärt Hugo Race im Interview. „Da sind die Bands „True Spirit“ und „Dirtmusic“, die „Fatalists“ und „Sepiatone“. Ich kann oftmals in diesen Projekten Raum für neue Songs finden, die ich schreibe. Und dann habe ich aber auch immer mal wieder Ideen, die zu abstrakt sind, um in einer dieser etablierten Gruppen umgesetzt zu werden. Und diese Art von Ideen führen dann zu Außenprojekten, für die ich dann den richtigen Partner finde. Und „Long Distance Operators“ mit Catherine Graindorge ist so ein Beispiel. Keiner dieser Songs hätte für mich bei den anderen Projekten Sinn gemacht.“

„Long Distance Operators“ ist wahrlich so ganz anders, als das, was Hugo Race sonst macht. Die Lieder sind verspielter, mit Elektronik angereichert. Und doch klingt auch hier sein typischer Sound durch. Die Schwere und die Düsterheit, die Country und Western-Klangbilder und die melancholische Stimme von Race sind auch bei LDO tragend. Und Doch ging er für dieses Projekt ganz neue Wege:

„Ich war von den Streichquartetten von Komponisten wie Shostakovich und Beethoven fasziniert. Zum ersten Mal hörte ich diese Art von Musik und das an einem Punkt in meinem Leben, der für mich Sinn machte. Ich war davon begeistert und fragte mich, wie ich es anstellen könnte, damit etwas zu machen, denn ich wollte damit arbeiten. Aber ich wusste nicht genau wie. Und aus dem Nichts schickte mir Catherine Graindorge einige Lieder, an denen sie für eine Soloplatte arbeitete. Die Musik, die sie schickte, war vollklingend, wie diese Streichquartette, die ich hörte. Ich schrieb ihr zurück, denn ich kannte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich gerne mit ihr für einige Songs auf ihrer Platte zusammenarbeiten würde.“

Nach dieser Kollaboration merkten die beiden, dass sie durchaus gut miteinander arbeiten können. Die Idee für eine gemeinsame Platte war entstanden: „Der Aufnahmeprozess für Long Distance Operators fing damit an, dass mir Catherine ein Archiv an Samples und Loops schickte, die sie mit der Violine oder Viola gemacht hatte. Und ich setzte mich daran, diese Loops und Samples zu schneiden und ganz langsam daraus Songstrukturen zu fertigen. Dazu fand ich Wörter, die sich wie ein Umschlag um diese Arbeit legten. So arbeiteten wir eine zeitlang, das dauerte etwas, die Platte entstand in drei oder vier Jahren.“

Der Name „Long Distance Operators“ lässt vermuten, dass die beiden, hier in Melbourne, dort in Brüssel, mehr telefonisch miteinander verbunden waren und diese Platte voneinander getrennt entstehen ließen. Eigentlich hätte es so sein können, doch dann trafen sie sich in Brüssel: „Wir entschieden uns, den groben Rahmen, die Grundideen der Songs, die ich mit ihren Aufnahmen gemacht hatte, im Studio noch einmal komplett neu aufzunehmen. Die „Long Distance Operators“ sind also in Wahrheit direkt und an einem Ort eingespielt worden. Einen Großteil der Nachproduktion machte ich in meinem Studio in Australien. Gemischt wurde es dann in den Sono Studios in Prag von Milan Cimfe, mit dem ich schon viel für Dirtmusic gearbeitet habe. So ist das alles entstanden.“

„Long Distance Operators“ ist ein beeindruckendes Album. Es ist ein Wechselspiel zwischen den Weiten des Westens, die Hugo Race auf seiner Gitarre musikalisch entstehen läßt und den emotionalen Streich- und Streicheleinheiten von Catherine Graindorge. Dazu die Zwischentöne, die diese Musik zu einem ganz persönlichen Klangspiel werden lassen, das man als Hörer in aller Ruhe und mit Zeit genießen sollte.

Donnerstag, 19. August 2021

Mensch Moritz – Willkommen im Freak

 



Mensch Moritz – Willkommen im Freak




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Pop


Trackliste:

1. Junkie Heaven (3:21)
2. Notfall (3:09)
3. Findet nicht mich, findet euch selbst (3:40)
4. SOS da draussen (3:07)
5. Die Angst und ich (3:28)
6. Wichtig ist mir heute egal (3:47)
7. Doof arbeiten (3:46)
8. Freak ist los (3:19)
9. Die Angst und ich 2021 (4:41)
10. Song an die Tochter (4:13)

Gesamtspieldauer: 36:36



„Willkommen im Freak“ heißt das erste Album von Mensch Moritz, alias Moritz Franke. Das Album wird morgen am 20. August digital veröffentlicht. Die Veröffentlichung der Limited Vinyl Edition musste aufgrund des Corona-bedingten Rohstoffmangels zwar noch verschoben werden, soll allerdings zeitnah erfolgen. „Willkommen im Freak“ erscheint auf dem Plattenlabel Off Ya Tree Records.

Auf seinem Debut präsentiert uns Moritz Franke wunderschön eingängigen und zumeist sanften deutschen Pop, der mit sehr packenden und gleichzeitig nachdenklich machenden Texten versehen wurde. Auf „Willkommen im Freak“ verarbeitet Mensch Moritz seine Depressionen und Ängste, Drogen sind ebenso ein Thema und doch schimmert auch immer wieder diese Hoffnung auf Besserung durch, die das Album zu einer bewegenden Reise werden lässt. Neben den Texten ist es die Musik samt Instrumentierung, die auf dem Album überzeugt. Die akustische Gitarre und das Piano spielen eine große Rolle, doch auch der Synthesizer, der ebenfalls seine Einsätze erhält. Und diese Verbindung aus akustischen und digitalen Sounds ist Mensch Moritz sehr gut gelungen. Da klingt nichts aufgesetzt oder konstruiert, sondern fließend und genau richtig arrangiert.

Schließlich sind es auch die Melodien, die gefallen, eingängig und melodiös klingen. Gleich mit dem Opener „Junkie Heaven“ begrüßt uns das Album mit einem kleinen Ohrwurm. Tolles Lied, welches bereits nach dem zweiten Mal des Hörens wie ein Freund im Ohr erklingt. Und auch die sich anschließenden Titel können überzeugen, werden mit jedem weiteren Durchlauf noch vertrauter und wertvoller. Lieder, die eventuell nicht überzeugen, sucht man auf dem Album vergeblich, sodass „Willkommen im Freak“ vom Anfang bis zum Ende Spaß macht gehört zu werden – und dies bei den gar nicht mal so fröhlichen Texten.

Fazit: So spannend und packend kann deutscher Pop klingen wie der von Mensch Moritz. Weit ab vom Schlager oder sonstigen seltsamen Auswüchsen hört man auf „Willkommen im Freak“ Musik, ausgestattet mit spannenden Texten und tollen Melodien. Musik, die bestens unterhält und dabei sogar zum Nachdenken anregt. Sehr empfehlenswert. Elf Punkte.

Anspieltipps: Junkie Heaven, Doof arbeiten



Dienstag, 17. August 2021

Various Artists – American Epic




Various Artists – American Epic



Es ist schon seltsam in diesen Tagen. Eine fünf Cds umfassende Musikbox mit Songs aufgenommen in den späten 20er Jahren wird zu einem politischen Statement. Sicherlich war das nicht so gemeint, denn die Zusammenstellung dieser Sammlung hatte schon vor Jahren begonnen. Und dennoch, „American Epic“ ist genau das geworden, ein musikalisches Spiegelbild Amerikas, jenes Landes, das zu einem „Melting Pot“ wurde, das Menschen aus aller Welt, aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen anzog.

Im Begleitbuch heißt es: „Das musikalische Vermischen von Amerikas großartiger und vielfältiger Bevölkerung, hat die Grundlage für die populäre Musik gelegt, die wir heute genießen. Es war der Beginn einer neuen Ära: zum ersten Mal hörte sich Amerika selbst.“ Allein dieser Satz klingt wie eine Wohltat im polarisierten und immigrationsfeindlichen US Alltag dieser Tage. Die 1920er Jahre waren wie ein Aufbruch. Die Plattenindustrie boomte, das Radio begann seine unaufhaltsame Erfolgsgeschichte und brachte den Sound Amerikas in die Stuben zwischen New York und Los Angeles und gerade auch in die ländlichen Gegenden, die zuvor von der „Recording Industry“ vernachlässigt wurden.

Die Labels zogen in den späten 20er Jahren aus, um Musiker auch noch in den kleinsten Dörfern zu finden und sie aufzunehmen. Neue, mobile Technik machte es möglich, auch außerhalb von den Unterhaltungszentren New York, Chicago oder Atlanta einzelne Musiker oder Gruppen aufzuzeichnen. Beachtet wurden eben nicht nur all jene, die den Sound jener Tage spielten, sondern vor allem jene, die anders klangen, als in den Tanzhallen der Metropolen. Auf „American Epic“ wird das präsentiert. Entstanden ist ein umfangreiches Klangportrait des Reichtums Amerikas, der kulturellen Vielfalt dieses Landes. Es ist keine Genre-Box, es ist vielmehr eine Reise zurück in eine Zeit, die problembeladen war. Und dennoch, hier hört man ein Land zwischen Aufbruch, Hoffnung, Zuversicht.

Auf den 5 Cds ist eine unglaubliche Vielfalt an Musik zu hören. Das in einer Soundqualität, die mehr als beeindruckend ist. Dafür taten sich die Produzenten mit einem Techniker zusammen, der eine Originalabspielmöglichkeit für die alten Aufnahmen zusammenbaute, um so den ursprünglichen Sound zu kopieren. „Es ist nicht nur ein „Remastering“ im bekannten Sinne, es ist vielmehr wie die Restaurierung eines teuren Gemäldes, der sorgfältige Prozess die Fäden einer alten Leinwand zu weben und die chemische Zusammensetzung verblassender Farbe zu analysieren, um so alles wieder in seiner ursprünglichen Brillanz zu restaurieren.“

Sonntag, 15. August 2021

Fiddler’s Green – Winners & Boozers




Fiddler’s Green – Winners & Boozers


Label: Deaf Shepherd


Erscheinungsjahr: 2013


Stil: Irish Folk




„Winners & Boozers“ heißt die am 26. Juli 2013 erschienene Platte von Fiddler’s Green. Mittlerweile das 12. Studioalbum. Seit 1990 spielt die Band zusammen, damals hielten viele sie für bekloppt. Irish Folk Music aus Franken, das geht doch nicht zusammen. Doch über all die Jahre hat sich Fiddler’s Green zu einer der besten Live-Bands der Republik entwickelt. Und nicht nur das, sie haben auch immer wieder auf‘s Neue bewiesen, dass in Franken musikalisch der Bär steppt. Ihre Konzerte sind schweißtreibende Tanzparties. Und das weit über die fränkischen und deutschen Grenzen hinaus. Fiddler’s Green sind in Holland genauso gefragt, wie in Skandinavien, Russland und Japan.

Fiddler’s Green haben ihren Sound schon lange gefunden, das ist irisch angelehnte Folkmusik auf der Überholspur. Treibend, schnell, mitreißend. Und auch die neue CD steht diesem Ansatz in nichts nach. Hier spielt eine Band, die Spaß an dem hat, was sie macht. Von vorne bis hinten, kurz gedreht und wieder zurück. Und genau diese Energie bringen Fiddler’s Green auf „Winners & Boozers“ erneut rüber. Man ertappt sich selbst beim „neutralen“ Reinhören, dass man einfach mitgerissen wird. Eine hervorragende Platte, ein Riesenschritt für die Band. Es ist nicht einfach eine weitere Fiddler’s CD, die kommt, weil sie eben kommen muß. Nein, hier werden auch ganz neue Töne ausprobiert. „Winners & Boozers“ ist zweifellos eine der besten Fiddler’s Green Alben überhaupt.



Freitag, 13. August 2021

Asia – XXX

 



Asia – XXX


Besetzung:

John Wetton – vocals, bass guitar
Steve Howe – electric, acoustic and steel guitars, backing vocals
Geoff Downes – keyboards, backing vocals
Carl Palmer – drums, percussion




Erscheinungsjahr: 2012


Stil: Rock


Trackliste:

1. Tomorrow The World (6:47)
2. Bury Me In Willow (6:02)
3. No Religion (6:39)
4. Faithful (5:39)
5. I Know How You Feel (4:55)
6. Face On The Bridge (6:02)
7. Al Gatto Nero (4:38)
8. Judas (4:45)
9. Reno (Silver And Gold) (5:18)
10. Ghost Of A Chance (4:25)

Gesamtspieldauer: 55:16



„XXX“ nannte die britische Rockband Asia ihr zwölftes Studioalbum, welches am 20. Juni 2012 ursprünglich auf dem Plattenlabel Frontiers Records erschien. Es ist das fünfte und letzte Studioalbum in der Originalbesetzung, da Gitarrist Steve Howe im folgenden Jahr die Band verließ. 2014 folgte noch das Album „Gravitas“, die letzte Scheibe der Band, da Sänger und Bassist John Wetton im Jahr 2017 leider verstarb.

Auf „XXX“ hört man eingängigen Mainstream Rock, Musik, die bereits beim ersten Mal des Hörens gut ins Ohr geht. Dazu gibt es auch keine Ausfälle, jeder der inzwischen zehn Titel (auf der ursprünglichen Veröffentlichung fehlte noch das Lied „Reno (Silver And Gold)) des Albums klingt ganz nett. Und dieses „ganz nett“ besagt schon einiges. Zwar gibt es keine allzu schwachen Lieder zu hören, dafür jedoch auch keine herausragenden Titel. Alles klingt irgendwie ähnlich bis gleich, ist es dabei noch nicht mal. Doch glattgeschliffene Musik ohne Ecken und Kanten kann ganz schön langweilig sein.

Und so fällt es mir einigermaßen schwer, die Höhepunkte auf „XXX“ zu benennen. Alle Lieder vielleicht? Angebracht wäre das, da sich alle Titel auf einem Niveau bewegen. Aber bei dem Wort „Höhepunkt“ denkt man eben an tolle, herausragende Stücke. Die findet man nicht auf diesem Album, was trotzdem nicht bedeutet, dass es ein miserables Album geworden ist. Halt nur eine etwas langweiligere Scheiben. Und um an dieser Stelle dann doch einen Titel zu nennen, nehme ich gleich den ersten der Platte „Tomorrow The World“. Das klingt nach Asia, geht ins Ohr und wird trotzdem nie zu einem Lieblingslied.

Fazit: Auch auf dem zwölften Studioalbum von Asia mit dem Titel „XXX“ hört man Musik, die auch nach Asia klingt. Eingängig ist sie zudem, halt nur leider nicht allzu spannend. Doch wer auf Mainstream Rock steht, die oder der wird hier ganz bestimmt fündig. Acht Punkte.

Anspieltipps: Tomorrow The World



Mittwoch, 11. August 2021

A-ha – Memorial Beach

 



A-ha – Memorial Beach


Besetzung:

Morten Harket – vocals
Magne Furuholmen – keyboards, backing vocals
Pål Waaktaar – guitars, drum programming, backing vocals


Gastmusiker:

Jørun B. Bøgeberg – bass guitar
Per Hillestad – drums
J.D. Steele – backing vocals on (2, 6)
Jevetta Steele – backing vocals (2, 6)
Kat Wilson– backing vocal (2, 6)




Erscheinungsjahr: 1993


Stil: Rock


Trackliste:

1. Dark Is The Night For All (3:45)
2. Move To Memphis (4:22)
3. Cold As Stone (8:19)
4. Angel In The Snow (4:13)
5. Locust (5:08)
6. Lie Down In Darkness (4:31)
7. How Sweet It Was (6:02)
8. Lamb To The Slaughter (4:20)
9. Between Your Mama And Yourself (4:15)
10. Memorial Beach (4:36)

Gesamtspieldauer: 49:35



„Memorial Beach“ heißt das fünfte Studioalbum der norwegischen Band A-ha. Es erschien am 14. Juni 1993 auf dem Plattenlabel Warner Brothers Records. Das Album wurde hauptsächlich in Prince‘s Paisley-Park-Studios in den USA aufgenommen, war allerdings gleichzeitig das letzte Album von A-ha, was dort veröffentlicht wurde und konnte sich dort nicht einmal mehr in den U.S. Billboard 200 Charts platzieren. In England wie in Deutschland erreichte „Memorial Beach“ Platz 17 der Charts, in Norwegen selbstverständlich Platz 1.

Dabei klingt „Memorial Beach“ richtig gut, ist allerdings keine Mainstream-Pop-Musik mehr, wie noch das Debutalbum „Hunting High And Low“ acht Jahre zuvor. Auf „Memorial Beach“ hört man spannenden und auch eingängigen Rock, der erneut hauptsächlich von Pål Waaktaar geschrieben wurde. Lediglich „Lamb To The Slaughter“ stammt von Magne Furuholmen und das Lied „Move To Memphis“ ist eine Co-Produktion der beiden A-ha-Musiker. Das Album erklingt sehr abwechslungsreich mit rockigen und sanfteren Titeln, die niemals in die Belanglosigkeit abgleiten. Man hört keine Ausfälle auf „Memorial Beach“ und die Musik des Albums erinnert eher an U2 als an die Wurzeln von A-ha selbst.

Magne Furuholmen sieht das Eröffnungslied „Dark Is The Night For All“ als Höhepunkt des Albums an. Ein Lied, welches mich dann doch sehr an die Ursprünge der erinnert, was auf diesem Album jedoch eher die Ausnahme, denn die Regel darstellt. Mein klarer Favorit auf diesem Album ist das Lied „Cold As Stone“. In diesem achtminütigen Stück lassen A-ha die Musik, die Atmosphäre des Liedes wirken, sie geben dem Titel Zeit sich zu entwickeln. Der Höhepunkt des Albums und eines der besten Lieder von A-ha überhaupt. Und dazu gesellt sich der Umstand, dass auch die restlichen Lieder der Platte zu überzeugen wissen. Jede Nummer klingt und wirkt auf ihre Weise – rockig und spannend. Freilich hat diese Musik nichts mehr mit der zugegebenermaßen auch gelungenen Pop-Musik zu Beginn der Karriere der Band zu tun. Auf „Memorial Beach“ hört man, wie sich eine Band wirklich musikalisch anspruchsvoll entwickelt. Dass sich dies dann nicht mehr ganz so erfolgreich verkauft wie der Mainstream der Musik ist vielleicht bedauernswert, jedoch definitiv eine Tatsache.

Fazit: Nach diesem Album war erst mal Schluss mit A-ha. Obwohl nicht offiziell verkündet, gingen die Musiker anschließend Solo-Projekten nach. Das nächste Album sollte erst sieben Jahre später erscheinen. Schade, denn „Memorial Beach“ macht Spaß zu hören. Hier bekommt man fast keinen Pop mehr serviert, sondern spannenden und ebenfalls eingängigen Rock. Dieser variiert von sanft bis hin zum Mid-Tempo. Eine Hard Rock Band werden A-ha sicherlich nie, müssen sie auch nicht, denn auf „Memorial Beach“ haben sie ihren überzeugenden Stil gefunden. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Cold As Stone



Montag, 9. August 2021

Cheap Trick – At Budokan

 



Cheap Trick – At Budokan


Besetzung:

Robin Zander – lead vocals, rhythm guitar
Rick Nielsen – lead guitar, backing vocals
Tom Petersson – bass, backing vocals
Bun E. Carlos – drums




Erscheinungsjahr: 1978


Stil: Rock, Hard Rock


Trackliste:

1. Hello There (2:26)
2. Come On, Come On (3:18)
3. Lookout (3:01)
4. Big Eyes (3:55)
5. Need Your Love (8:57)
6. Ain't That A Shame (5:17)
7. I Want You To Want Me (3:45)
8. Surrender (4:24)
9. Goodnight Now (3:11)
10. Clock Strikes Ten (4:03)

Gesamtspieldauer: 42:22



„At Budokan“ ist das erste Live-Album der US-amerikanischen Band Cheap Trick und wurde im Oktober 1978 in Japan und anschließend im Februar 1979 in den USA auf dem Plattenlabel Epic Records veröffentlicht. In der Liste der „500 Greatest Albums Of All Time“ des Rolling Stone Magazins steht es auf Platz 426. Aufgenommen wurde das Album am 28. und 30. April 1978 im Nippon Budokan in Tokio. Im Jahr 1994 erschien schließlich auch noch das Album „Budokan II“, welches sich aus noch nicht veröffentlichtem Material dieser Japan-Tour sowie zusätzlichen Liedern aus den Japan-Tourneen von 1979 und 1994 zusammensetzt. „At Budokan“ ist das Album von Cheap Trick, welches sich weltweit am besten verkaufte.

Mit den Liedern „Lookout“ und „Need Your Love“ enthält „At Budokan“ zwei bis dahin unveröffentlichte Tracks. Ursprünglich war eine Veröffentlichung außerhalb Japans gar nicht geplant, erst durch den großen Erfolg dort und zahlreiche Importe in die USA wurde es weltweit veröffentlicht. Auf „At Budokan“ hört man ziemlich geradlinigen Rock bis Hard Rock, der auch ganz viel seiner Energie aus dem mächtigen und ohrenbetörenden Geschrei der wohl meist weiblichen japanischen Fans schöpft, die zwischen – und manchmal auch während – der einzelnen Titel zu hören sind.

Richtig wohltuend für heutige Ohren ist es da, dass mit dem Lied „Need Your Love“ auch eine Nummer enthalten ist, die nicht kurz und bündig ihre „Rock-Energie“ hinauskatapultiert, sondern sich entwickelt, eine lange Instrumentalpassage enthält und die Musik auch dort mit den Fans interagiert. Ansonsten klingt die Musik auf „At Budokan“ zwar kraftvoll, allerdings ist sie durchgängig – bis auf kurze Ausnahmen – immer im selben Stil gehalten. Das Album wurde zwar in Japan aufgenommen, klingt allerdings sehr viel eher nach AOR für männliche, amerikanische Jugendliche. Somit bleiben als Höhepunkte das bereits erwähnte „Need Your Love“ sowie der Smash-Hit von Cheap Trick schlechthin, das Lied „I Want You To Want Me“, welches in dieser Version sogar bis auf Platz 7 der Billboard Hot 100 Charts kletterte.

Fazit: Relativ geradlinigen Hard Rock bekommt man auf „At Budokan“ zu hören. Mag man es AOR oder Mainstream der 70er Jahre nennen, die Musik unterscheidet sich durch das Geschrei der japanischen Fans doch etwas von entsprechenden Studio-Aufnahmen. Die Lieder rocken und gehen ins Ohr. Lediglich die Abwechslung fehlt etwas – leider auch bei einer Spielzeit von lediglich knapp einer Dreiviertelstunde. Neun Punkte.

Anspieltipps: Need Your Love, I Want You To Want Me



Samstag, 7. August 2021

Bob Dylan – Shot Of Love

 



Bob Dylan – Shot Of Love


Besetzung:

Bob Dylan – guitar, harmonica, percussion, piano, keyboards, vocals


Gastmusiker:

Carolyn Dennis – background vocals
Steve Douglas – saxophone
Tim Drummond – bass guitar
Donald Dunn – bass guitar
Jim Keltner – drums
Ringo Starr – drums on "Heart of Mine"
Clydie King – background vocals
Danny Kortchmar – electric guitar
Regina McCrory – background vocals
Carl Pickhardt – piano
Madelyn Quebec – background vocals
Steve Ripley – guitar
Fred Tackett – guitar
Ronnie Wood – guitar on "Heart Of Mine"
William "Smitty" Smith – Hammond organ
Benmont Tench – keyboards
Monalisa Young – background vocals


Label: Sony Music


Erscheinungsjahr: 1981


Stil: Pop, Rock, Gospel


Trackliste:

1. Shot Of Love (4:21)
2. Heart Of Mine (4:35)
3. Property Of Jesus (4:36)
4. Lenny Bruce (4:35)
5. Watered-Down Love (4:13)
6. The Groom's Still Waiting At The Altar (4:05)
7. Dead Man, Dead Man (4:03)
8. In The Summertime (3:36)
9. Trouble (4:37)
10. Every Grain Of Sand (6:11)

Gesamtspieldauer: 44.57



„Shot Of Love“ heißt das 21. Studioalbum des US-amerikanischen Musikers Bob Dylan. Es wurde am 10. August 1981 ursprünglich auf dem Plattenlabel Columbia Records veröffentlicht. Es ist die letzte Platte Bob Dylan einer Trilogie mit christlichen Alben. „Slow Train Coming“ aus dem Jahr 1979 sowie „Saved“ im Jahr 1980 waren die beiden anderen Alben mit christlichen Texten. Auf „Shot Of Love“ hört man eine Mischung aus Pop und Rock mit ein paar Gospel-Einsprengseln.

Nun, die Musik auf „Shot Of Love“ klingt durchaus eingängig, geht also ins Ohr. Seine christlichen Botschaften stoßen natürlich nicht überall auf Gegenliebe, doch Bob Dylan versucht mit seinen Texten keinesfalls zu missionieren. Es bewegt ihn eben, von daher alles gut. Doch auch wenn die Musik eingängig und melodiös ist und klingt, so richtig hängenbleiben mag sie nicht. Die absoluten Höhepunkte… falsch. Die Höhepunkte fehlen auf der Platte, die so in einem Rutsch durchläuft ohne zu viele Spuren zu hinterlassen. Mal etwas poppig, dann wieder rockiger, Folk und dann sogar mal ein Rock’n’Roll. Schließlich auch Gospelmusik, Blues oder soll es lieber ein Reggae sein? Nun, all das gibt es auf „Shot Of Love“ zu hören. Meist ganz nett, doch so richtig einfangen kann mich diese Musik nicht. Vielleicht liegt es auch daran, weil Bob Dylan hier eine umfangreiche Reise durch so viele musikalische Genres angetreten ist.

Trotzdem befinden sich auf dem Album einige Titel, die sich lohnen gehört zu werden. Besonders die letzte Nummer des Albums „Every Grain Of Sand“. Mit dieser kann man so wunderschön in die Musik des Bob Dylan eintauchen. Vielleicht, weil sie das längste Lied auf dem Album ist? Nun, nicht nur dies. „Every Grain Of Sand“ erklingt mit schöner Melodie, klingt insgesamt getragen und Bob Dylan an der Mundharmonika war schon immer etwas Besonderes.

Fazit: Absolut überzeugen kann „Shot Of Love“ nicht. Liest man im Internet gehen die Meinungen auseinander. Einige meinen, dass dieses Album unterbewertet wären. Das empfinde ich im Gesamtwerk des Bob Dylan nicht so. „Shot Of Love“ ist kein schlechtes Album. Jedoch ist es auch nicht der Höhepunkt im Schaffen des Bob Dylan. Mich persönlich stören auch die vielen verschiedenen Genres, die hier bedient werden. Trotzdem höre ich einige Lieder sehr gern. Musiker haben es nicht leicht, oder? Neun Punkte.

Anspieltipps: Every Grain Of Sand



Donnerstag, 5. August 2021

Imagine Dragons – Evolve

 



Imagine Dragons – Evolve


Besetzung:

Dan Reynolds – lead vocals, keyboards, backing vocals, acoustic guitar
Wayne Sermon – electric guitar, backing vocals, acoustic guitar
Ben McKee – bass guitar, keyboards, backing vocals
Daniel Platzman – drums, percussion, backing vocals




Erscheinungsjahr: 2017


Stil: Pop


Trackliste:

1. I Don‘t Know Why (3:10)
2. Whatever It Takes (3:21)
3. Believer (3:24)
4. Walking The Wire (3:52)
5. Rise Up (3:51)
6. I‘ll Make It Up To You (4:22)
7. Yesterday (3:25)
8. Mouth Of The River (3:41)
9. Thunder (3:07)
10. Start Over (3:06)
11. Dancing In The Dark (3:53)

Gesamtspieldauer: 39:17



„Evolve“ nannte die US-amerikanische Band Imagine Dragons ihr drittes Studioalbum, welches am 23. Juni 2017 auf dem Plattenlabel Interscope Records veröffentlicht wurde. „Evolve“ erreichte Platz 2 der US Billboard 200 und auch in Deutschland kletterte das Album bis auf Platz 3 der Charts. Die Lieder „Believer“, „Thunder“, „Whatever It Takes“ und „Next To Me“ wurden zur Unterstützung des Albums als Singles ausgekoppelt.

Dass sich „Evolve“ erfolgreich verkaufte muss nicht weiter überraschen, denn die allermeisten Lieder des Albums sind sehr eingängig. Man benötigt zudem nicht zu viele Durchläufe der Musik, dass sie sich im Ohr festsetzt. Allerdings handelt es sich bei diesen „Ohrwürmern“ zumeist um Stücke, die bereits nach wenigen weiteren Durchläufen schon wieder nerven. Denn eines ist klar zu hören, alle Titel sind auf Massenkompatibilität getrimmt, so etwas nennt man dann wohl ein überaus erfolgreiches, kommerzielles Album. Die Band hat für ihren Erfolg also alles richtig gemacht, auch wenn kaum etwas anspruchsvoll auf dieser Platte klingt. Mitunter glaubt man sogar eine Boygroup herauszuhören. Ganz schlimm zum Beispiel beim Stück „Start Over“.

Nein, so richtig und endgültig kann mich bei diesem Pop-Album nichts überzeugen. Natürlich gibt es auch ein paar Nummern, die lassen sich noch hören. Wenn ich denn wirklich einen Höhepunkt benennen müsste, dann wäre dies das Lied „Believer“, leichte Rap-Ansätze und ein Refrain, der dann doch mal etwas länger hängenbleibt. Und der ganze Rest? Der bewegt sich irgendwo zwischen „Noch ganz okay“ und „Nein, brauche ich nicht“. Wo jemand welchen Titel dabei ansiedelt bleibt sicherlich Geschmackssache. Der kommerzielle Ansatz schwebt dabei allerdings immer über allem.

Fazit: Ein kommerzielles und erfolgreiches Pop-Album haben Imagine Dragons mit „Evolve“ veröffentlicht. Das tut natürlich keinem weh, doch die Scheibe ist halt leider überaus langweilig, getrimmt auf den schnellen Erfolg. Alles richtig gemacht Imagine Dragons, Geld sollt ihr ja auch mit Eurer Musik verdienen. Ich steige bei solchen Ansätzen aber leider aus, ist mir zu langweilig und geht auch anders. Sorry. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Believer, Walking The Wire



Dienstag, 3. August 2021

Alice Cooper – Killer

 



Alice Cooper – Killer


Besetzung:

Alice Cooper – vocals, harmonica
Glen Buxton – lead guitar
Michael Bruce – rhythm guitar, keyboards, backing vocals
Dennis Dunaway – bass guitar, backing vocals
Neal Smith – drums, backing vocals


Gastmusiker:

Bob Ezrin – keyboards
Rick Derringer – additional guitar "Under My Wheels" and "Yeah, Yeah, Yeah"




Erscheinungsjahr: 1971


Stil: Rock


Trackliste:

1. Under My Wheels (2:51)
2. Be My Lover (3:21)
3. Halo Of Flies (8:22)
4. Desperado (3:30)
5. You Drive Me Nervous (2:28)
6. Yeah, Yeah, Yeah (3:39)
7. Dead Babies (5:45)
8. Killer (6:58)

Gesamtspieldauer: 36:56



„Killer“ heißt das vierte Studioalbum der US-amerikanischen Band Alice Cooper und wurde am 27. November 1971 auf dem Plattenlabel Warner Brothers Records veröffentlicht. Das Album erreichte Platz 21 der US-Billboard 200 Albumcharts und die beiden ausgekoppelten Singles „Be My Lover“ und „Under My Wheels“ platzierten sich in den Billboard Hot 100 Charts auf Platz 49 beziehungsweise 59.

„Killer“ ist ein klasse Album geworden, welches rockt und dabei auch die Grenzgebiete des Rocks ausleuchtet. Zunächst möchte man das gar nicht vermuten, denn mit „Under My Wheels“ beginnt das Album mit einem fast schon alltäglichen Rock’n’Roll, der dafür natürlich massentauglich ist, wie die Platzierung in den Charts beweist. Sehr viel spannender klingen Alice Cooper allerdings zum Beispiel beim Titel „Halo Of Flies“. Angeblich der Versuch der Band auch progressiven Rock wie King Crimson zu spielen und dies auch zu können. Nun, das Lied klingt nicht nach King Crimson, ist allerdings sehr abwechslungsreich und durchaus auch dem Genre Progressive Rock zuzuordnen. Gewiss ein Höhepunkt auf Killer.

Auch die beiden Lieder „Dead Babies“ und das Titellied „Killer“ weisen schon durch ihre etwas längere Laufzeit darauf hin, dass sich in diesen Liedern einiges entwickeln könnte. Und das macht es auch. Das Lied „Dead Babies“ hatte nach der Albumveröffentlichung einige Diskussionen zur Folge, obwohl es sich inhaltlich um ein „Anti-Kindermissbrauch“-Lied handelt. Musikalisch entwickeln sich beide Stücke und spielen mit verschiedenen Atmosphären, was die Musik nochmals spannender werden lässt. Dass „Killer“ in kurzem „Lärm“ ausklingt, ist dabei zu verkraften.

Ansonsten sind auch die restlichen Lieder auf „Killer“ gut hörbar und wirken nicht so, als ob sie jetzt bereits ein halbes Jahrhundert alt seien. Jederzeit lässt sich „Killer“ gut hören und hält mit dem etwas langweilig ausgefallen Eröffnungslied lediglich einen Schwachpunkt für die Hörerin beziehungsweise den Hörer parat.

Fazit: „Killer“ von Alice Cooper ist ein kurzweiliges und spannendes Album geworden, welches auch heute noch nicht nach einem halben Jahrhundert Vergangenheit klingt. Gerade die längeren Stücke überzeugen sehr und weisen Merkmale des Progressive Rocks auf. Johnny Rotten von den Sex Pistols bezeichnete „Killer“ übrigens als das beste Rockalbum aller Zeiten. Und der muss es doch wissen, oder? Elf Punkte.

Anspieltipps: Halo Of Flies, Dead Babies, Killer