Various Artists – American Epic
Es ist schon seltsam in diesen Tagen. Eine fünf Cds umfassende Musikbox mit Songs aufgenommen in den späten 20er Jahren wird zu einem politischen Statement. Sicherlich war das nicht so gemeint, denn die Zusammenstellung dieser Sammlung hatte schon vor Jahren begonnen. Und dennoch, „American Epic“ ist genau das geworden, ein musikalisches Spiegelbild Amerikas, jenes Landes, das zu einem „Melting Pot“ wurde, das Menschen aus aller Welt, aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen anzog.
Im Begleitbuch heißt es: „Das musikalische Vermischen von Amerikas großartiger und vielfältiger Bevölkerung, hat die Grundlage für die populäre Musik gelegt, die wir heute genießen. Es war der Beginn einer neuen Ära: zum ersten Mal hörte sich Amerika selbst.“ Allein dieser Satz klingt wie eine Wohltat im polarisierten und immigrationsfeindlichen US Alltag dieser Tage. Die 1920er Jahre waren wie ein Aufbruch. Die Plattenindustrie boomte, das Radio begann seine unaufhaltsame Erfolgsgeschichte und brachte den Sound Amerikas in die Stuben zwischen New York und Los Angeles und gerade auch in die ländlichen Gegenden, die zuvor von der „Recording Industry“ vernachlässigt wurden.
Die Labels zogen in den späten 20er Jahren aus, um Musiker auch noch in den kleinsten Dörfern zu finden und sie aufzunehmen. Neue, mobile Technik machte es möglich, auch außerhalb von den Unterhaltungszentren New York, Chicago oder Atlanta einzelne Musiker oder Gruppen aufzuzeichnen. Beachtet wurden eben nicht nur all jene, die den Sound jener Tage spielten, sondern vor allem jene, die anders klangen, als in den Tanzhallen der Metropolen. Auf „American Epic“ wird das präsentiert. Entstanden ist ein umfangreiches Klangportrait des Reichtums Amerikas, der kulturellen Vielfalt dieses Landes. Es ist keine Genre-Box, es ist vielmehr eine Reise zurück in eine Zeit, die problembeladen war. Und dennoch, hier hört man ein Land zwischen Aufbruch, Hoffnung, Zuversicht.
Auf den 5 Cds ist eine unglaubliche Vielfalt an Musik zu hören. Das in einer Soundqualität, die mehr als beeindruckend ist. Dafür taten sich die Produzenten mit einem Techniker zusammen, der eine Originalabspielmöglichkeit für die alten Aufnahmen zusammenbaute, um so den ursprünglichen Sound zu kopieren. „Es ist nicht nur ein „Remastering“ im bekannten Sinne, es ist vielmehr wie die Restaurierung eines teuren Gemäldes, der sorgfältige Prozess die Fäden einer alten Leinwand zu weben und die chemische Zusammensetzung verblassender Farbe zu analysieren, um so alles wieder in seiner ursprünglichen Brillanz zu restaurieren.“
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