Yes – The Quest
Besetzung:
Steve Howe – guitars, vocals
Alan White – drums, backing vocals
Geoff Downes – keyboards
Jon Davison – lead vocals, acoustic guitar
Billy Sherwood – bass guitar, vocals
Gastmusiker:
Jay Schellen – percussion
Paul K. Joyce – orchestrations
Oleg Kondratenko – conductor
Fames Orchestra – orchestra
Label: InsideOut Music
Erscheinungsjahr: 2021
Stil: Pop, Rock, Progressive Rock
Trackliste:
CD1:
1. The Ice Bridge (6:59)
2. Dare To Know (5:57)
3. Minus The Man (5:34)
4. Leave Well Alone (8:05)
5. The Western Edge (4:24)
6. Future Memories (5:08)
7. Music To My Ears (4:39)
8. A Living Island (6:51)
CD2:
1. Sister Sleeping Soul (4:49)
2. Mystery Tour (3:33)
3. Damaged World (5:19)
Gesamtspieldauer CD1 (47:40) und CD2 (13:42): 1:01:23
Sieben Jahre ist es her, dass das letzte Yes-Album veröffentlicht wurde. Das im Jahr 2014 erschienene „Heaven And Earth“ war auch gleichzeitig die letzte Platte an der Chris Squire beteiligt war. Chris Squire verstarb leider im Jahr 2015 an Leukämie und schlug als seinen Nachfolger am Bass Billy Sherwood vor. Dieser hatte Yes bereits bei den beiden „Keys To Ascension“- (1996) und „Keys To Ascension 2“-Alben (1997) produktionstechnisch unterstützt. Für die zwei folgenden Platten „Open Your Eyes“ (ebenfalls 1997) sowie „The Ladder“ (1999) war er dann sogar festes Bandmitglied vornehmlich an der Gitarre geworden. Nun, „Heaven And Earth“ klang für Yes-Fans wenig erbaulich und ist meiner Meinung nach ein Pop-Album geworden, was man von Yes nicht unbedingt hören möchte.
Umso gespannter durfte man also sein, wie „The Quest“, das 22. Studioalbum von Yes, klingen würde, zumal die Band mit InsideOut Music bei einem Plattenlabel gelandet ist, welches etwas von Progressive Rock versteht und Gitarrist Steve Howe das Album dieses Mal sogar selbst produzierte. Um es gleich vorweg zu nehmen, „The Quest“ stellt eine deutliche Steigerung gegenüber „Heaven And Earth“ dar. Zwar gibt es diese sehr poppigen „Einschläge“ immer noch zu hören, jedoch auch Musik, die dann doch zumindest etwas an frühere, progressive Veröffentlichungen von Yes erinnert.
Das beginnt sofort mit dem ersten Titel „The Ice Bridge“, der mittels einer Fanfare eingeleitet wird. Energiegeladen klingen Yes hier. Die Nummer changiert zwischen verschiedenen Passagen und rockt sogar. In den Credits ist neben Jon Davison und Geoff Downes ein gewisser Francis Monkman angegeben, den einige vielleicht noch von Curved Air her kennen. Nun, auf einem Tonband aus dem Jahr 1977 im Besitz von Geoff Downes hatte sich das Riff zum Lied befunden, welches dieser nun für Yes weiterentwickeln wollte. Nur war Francis Monkman allerdings auch auf diesem Tonband mit Ideen vertreten und über die Jahre hinweg hatte Geoff Downes diesen Umstand wohl nicht mehr ganz „auf dem Schirm“. Das war allerdings kein großes Problem, denn als dies bemerkt wurde, wurde eben auch Francis Monkman kurzerhand als Co-Komponist aufgeführt.
Noch mehr nach Yes und längst vergangenen Tagen klingt dann jedoch sowieso die nächste Nummer, „Dare To Know“. Steve Howe hat sie geschrieben und bei diesem Lied kommt es auch zum gelungenen Einsatz des Fames Orchestras. Ein spannendes und ebenfalls abwechslungsreiches Lied, welches wunderschön mit akustischer Gitarre ausklingt. Mit dem anschließenden „Minus The Man“, erneut einer Co-Produktion von Davison und Downes, wird es nun sanfter. Die Streicher des Orchesters tragen viel zum Gesamteindruck des Stücks bei. Klingt ganz nett, allerdings ist das ganz bestimmt kein Höhepunkt im Schaffen von Yes.
Apropos „Höhepunkt“. Jener von „The Quest“ folgt für mich mit der nächsten Nummer „Leave Well Alone“. Dieses Mal wieder von Steve Howe geschrieben. Mehrere musikalische Themen werden in diesem Lied sehr gelungen verbunden und genau dieses Stück klingt für mich am ehesten und typischsten nach Yes, so wie ich die Band seit vielen Jahrzehnten mag. Klar, das ist auch das längste Stück des Albums. Irgendwie scheint Progressive Rock eben doch auch was mit Liedlängen zu tun zu haben. „Leave Well Alone“ ist Progressive Rock, der dabei auch gut ins Ohr geht.
Die folgenden Lieder verfügen über schöne Momente wie „The Western Edge“ oder auch „Future Memories“. Letzterer Titel, geschrieben von Jon Davison, ist eine sanfte Nummer, die mich sehr an das Album „Anderson, Bruford, Wakeman, Howe“ erinnert, als sich diese vier Musiker aufgrund von Rechtsstreitigkeiten gerade mal nicht „Yes“ nennen durften. Neben Jon Davisons Gesang steht hier das Gitarrenspiel des Steve Howe stark im Vordergrund. Das folgende „Music To My Ears“ stammt wieder aus der Feder von Steve Howe, klingt allerdings leider sehr poppig und reißt einen wahrlich nicht aus dem Sitz. Beendet wird das „offizielle“ Album durch den Titel „A Living Island“. Eine Davison-Downes-Ballade, die im weiteren Verlauf das Tempo etwas anzieht und dann im Mid-Tempo verharrt. Auch diese Nummer ist ganz bestimmt kein Höhepunkt im Schaffen von Yes und klingt bei aller Eingängigkeit im Enddefekt trotzdem langweilig.
Schließlich gibt es auf der zweiten CD noch drei Zugaben. Diese sind wohl absichtlich nicht mit auf die erste Scheibe gepackt worden, um den Gesamteindruck des Albums nicht zu schmälern. Denn das würden die drei Pop-Liedchen definitiv. Ich freue mich immer über Zugaben, ob ich jedoch diese drei Nummern öfters hören werde, wage ich stark zu bezweifeln. Keine Musik, die ich von Yes hören mag und im Radio würde sie mir nicht auffallen. Doch, „Mystery Tour“ würde auffallen. Es klingt nicht nur von der Melodie her langweilig, sondern vor allen Dingen vom Text her peinlich.
Fazit: Insgesamt klingt „The Quest“ deutlich besser und überzeugender als noch das Vorgängeralbum „Heaven And Earth“. Dies liegt in dem Umstand begründet, dass man auf „The Quest“ auch Musik hört, die dann doch vom Stil her etwas an frühere Veröffentlichungen von Yes erinnern, ohne hier zu kopieren. Die Höhepunkte sind da, melodiös und eingängig klingt das Album sowieso fast durchgehend. Und die Pop-Musik? Die gehört inzwischen bei Yes eben auch dazu. Muss man ja nicht mögen, aber man überlebt es und konzentriert sich eben mehr auf die schönen Passagen. Neun Punkte.
Anspieltipps: Dare To Know, Leave Well Alone, Future Memories