Sonntag, 27. Februar 2022

Man – Live At The Padget Rooms Penarth

 



Man – Live At The Padget Rooms Penarth


Besetzung:

Deke Leonard – guitars, vocals
Martin Ace – bass, vocals
Michael Jones – guitars, vocals
Terry Williams – drums


Label: Parlophone


Erscheinungsjahr: 1972


Stil: Blues Rock, improvisiert


Trackliste:

1. Many Are Called But Few Get Up (11:05)
2. Daughter Of The Fireplace (8:04)
3. H. Samuel (Jam) (18:30)

Gesamtspieldauer: 37:41



„Live At The Padget Rooms Penarth“ heißt das fünfte Album der walisischen Band Man und wurde im September 1972 veröffentlicht. Es ist das erste vollständige Live-Album der Band, die zuvor ja bereits mit zwei Titeln auf dem „Various Artists“-Live-Doppelalbum „Greasy Truckers Party“ vertreten war. Ursprünglich war auf dem Cover der Platte nachzulesen: „Special Limited Edition For Man Fans“ und es waren lediglich 8000 Exemplare der Platte gepresst worden. Diese wurden zu einem günstigen Preis verkauft und waren innerhalb einer Woche ausverkauft, sodass das Album auf Platz eins der britischen LP-Charts einstieg und eine Woche später bereits wieder verschwunden war. Danach war „Live At The Padget Rooms Penarth“ 30 Jahre lang nicht mehr erhältlich, bis es im Jahr 2002 wieder auf CD veröffentlicht wurde.

Auf „Live At The Padget Rooms Penarth“ hört man Blues Rock, der immer wieder improvisiert aus den Boxen strömt. Das letzte Lied des Albums ist dann gleich eine knapp zwanzigminütige Improvisation. Für Blues-Fans sicherlich eine feine Sache und ganz bestimmt auch eine interessante und hier dokumentierte Phase in der Bandgeschichte. Doch wer weder etwas mit Blues anzufangen weiß, noch der oder dem die Band Man am Herzen liegt, bekommt mit solch einem Werk natürlich Schwierigkeiten.

Doch selbst Blues- und Man-Fans könnten beim Hören des Albums verzweifeln. Und das liegt an der miserablen Aufnahmequalität. Das gesamte Album klingt nur dumpf und brummig, als ob das Konzert mit einem Kassettenrekorder mitgeschnitten worden wäre, der zufällig seitlich auf der Bühne gestanden hätte. Schlimm und das Zuhören macht daher unabhängig von der Musik keinerlei Spaß.

Fazit: Blues-Improvisationen und -Jams gibt es auf „Live At The Padget Rooms Penarth“ zu hören. Das Problem ist dabei vor allem der Sound, der einfach unterirdisch klingt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn er ist einfach nur dumpf. Zwei Punkte.

Anspieltipps: Daughter Of The Fireplace



Freitag, 25. Februar 2022

D’Virgilio, Morse & Jennings – Troika

 





Besetzung:

Nick D’Virgilio
Neal Morse
Ross Jennings




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Pop, Rock, Folk


Trackliste:

1. Everything I Am (5:41)
2. Julia (6:07)
3. You Set My Soul On Fire (3:22)
4. One Time Less (4:53)
5. Another Trip Around The Sun (4:39)
6. A Change Is Gonna Come (4:24)
7. If I Could (4:03)
8. King For A Day (5:48)
9. Second Hand Sons (4:43)
10. My Guardian (3:43)
11. What You Leave Behind (4:16)

Gesamtspieldauer: 51:43



Nein, mit Progressive Rock hat das nichts zu tun, was die Herren Nick D‘Virgilio (Big Big Train, Ex-Spock‘s Beard), Neal Morse (Transatlantic, Neal Morse Band, Ex-Spock‘s Beard) und Ross Jennings (Haken, Novena) auf dem Debutalbum ihres neuen Nebenprojekts unter dem Titel „Troika“ veröffentlichen.

Initiiert wurde die Idee zu diesem Album von Neal Morse, der im Jahr 2020 während der Pandemie einige Lieder schrieb, die so gar nicht zu seinen bisherigen Bandprojekten passen wollten. So schrieb er Ross Jennings an und erklärte ihm seine neue musikalische Idee zu einem Album, welches überwiegend aus akustischen Tracks bestehen sollte, die mit mehrstimmigen Gesangsharmonien unterlegt werden würden. Jennings sagte sofort zu, genau wie Nick D’Virgilio, den Morse natürlich bestens von der gemeinsamen Zeit mit Spock’s Beard her kannte. Doch nicht nur Neal Morse steuerte Ideen zu den Liedern bei, auch Jennings und D’Virgilio beteiligten sich hier und ließen Kompositionen mit einfließen, sodass der Titel des Albums „Troika“ diesbezüglich durchaus seine Berechtigung hat.

Nun, auf „Troika“ hört man Musik, die hauptsächlich mit akustischen Instrumenten eingespielt wurde – Ausnahmen bestätigen hier wieder einmal die Regel, denn in die zweite Hälfte des Albums verirrt sich dann doch auch mal ein Rocker. Angefüllt wurden diese Titel mit sehr schön arrangierten Gesangsharmonien, die wohl auch nicht ganz überraschend an jene von Crosby, Stills und Nash erinnern. Auch wechseln sich die drei Musiker beim Leadgesang ab, was das Album zusätzlich auflockert. Neu klingen die Ideen dabei fraglos nicht, doch wurden Ideen der Siebziger Jahre durchaus überzeugend in die Zwanziger Jahres dieses Jahrhunderts transferiert. Folkige Einschlüsse sind hier zu hören genau wie Westcoast-Einflüsse, Pop und Rock. Die Melodien klingen eingängig, doch das einzig experimentelle an dieser Musik ist, dass die drei Musiker sich hier auf ein Terrain wagen, welches sie bisher noch nicht so mit dieser Konsequenz betreten hatten.

Hörerinnen und Hörer, die Haken-, Spock’s Beard-, Big Big Train- oder Transatlantic-Musik lieben und diese auch auf „Trioka“ aufgrund der Namen der mitwirkenden Musiker erwarten, werden sicherlich mit diesem Album überrascht, wenn nicht gar enttäuscht werden. Das „Progressivste“ auf „Troika“ sind nämlich die Gesangsharmonien gegen Ende des Liedes „Another Trip Around The Sun“, die mich beim ersten Hören ganz leicht an die Vokalakrobatik von Gentle Giant erinnerten – allerdings nur ganz leicht. Ansonsten klingt die Musik auf „Troika“ nett und tut niemandem weh.

Fazit: „Troika“ ist ein unaufgeregtes, hauptsächlich akustisch eingespieltes Album geworden, welches von seinen Vokalharmonien lebt, die die drei Musiker wirklich gelungen umsetzen. Mit Progressive Rock hat das wenig zu tun, von daher bewerte ich dieses Album auch nicht, da es nur aufgrund der Namen der Musiker auf diesen Seiten auftaucht. Der Vollständigkeit halber sei es aber immerhin erwähnt. Acht Punkte.

Anspieltipps: King For A Day, What You Leave Behind



Mittwoch, 23. Februar 2022

Kate Louisa – Alle Diese Jahre

 



Kate Louisa – Alle Diese Jahre


Besetzung:

Kate Louisa – Gesang


Gastmusiker:

Jo Varain – Instrumente
Malte Lehnung – Instrumente
Emil Bisping – zusätzliches Schlagzeug „Alle diese Jahre”
Carl Rueß – zusätzliches Keyboard „Alle diese Jahre”


Label: Großstadtmusik


Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Pop, Schlager


Trackliste:

1. Marie (2:52)
2. Kleine Luke (3:08)
3. Crazy schönes Life (2:48)
4. Wenn sie kommt (3:00)
5. Alle diese Jahre (2:46)
6. Wie wir sind (3:35)
7. Slowly (3:03)
8. One Day At A Time (2:50)
9. Löwenherz (2:56)
10. All In (The Wave) (3:07)
11. Einmal im Jahr (3:13)
12. Kannst du mich lieben? (3:35)
13. Ich fang gerade erst an (3:19)
14. Mum & Dad (2:35)
15. Morgens um 5 (3:12)

Gesamtspieldauer: 46:07



„Alle Diese Jahre“ heißt das Debut-Album der deutschen Musikerin Kate Louisa. Die Texte schrieb Kate Louisa selbst, die Musik entstand in Co-Produktion mit Jo Varain und Malte Lehnung, die das Album auch hauptsächlich einspielten und produzierten.

Auf „Alle Diese Jahre“ hört man Pop-Musik, welche ab und an auch mal ganz sanft das Genre des Schlagers streift. Dabei klingt die Musik jederzeit eingängig und geht bereits beim ersten Mal des Hörens ins Ohr. Umso intensiver werden die einzelnen Lieder, je sanfter die Titel angelegt wurden. Kate Louisa verarbeitet auf diesem Album eigene Depressionen und ihre nicht immer ganz leichte Vergangenheit und legt dabei ihre „Seele offen“, wie sie selbst sagt. Während der Entstehung des Albums und der damit einhergehenden Verarbeitung der bisherigen Geschehnisse in ihrem Leben entstand auch die Idee, dies alles zusätzlich in Buchform zu veröffentlichen, welches vielleicht sogar noch in diesem Sommer erscheint.

Es sind die nachdenklichen Töne, die musikalisch auf „Alle Diese Jahre“ im Vordergrund stehen. Dabei klingt das Album keineswegs zu traurig oder gar dunkel. Denn trotz der sehr emotionalen Texte verbreitet die Musik Optimismus und wirkt manchmal sogar richtiggehend beschwingt. Fast scheint es so, dass Kate Louisa ihre eigenen dunklen Episoden auf diesem Album aufbereitet, um damit anderen Kraft zu geben. Das glückt durchaus und wenn der Abstand zum Schlager durchgängig eingehalten worden wäre, wäre die Musik noch intensiver und noch spannender. Trotz der vier englischen Liedtitel singt Kate Louisa übrigens alle Lieder auf Deutsch ein.

Fazit: Ein schönes Album ist Kate Louisa mit ihrem Debut „Alle Diese Jahre“ gelungen. Hauptsächlich deutschen Pop mit bewegenden Texten gibt es auf der Scheibe zu hören. Lohnt sich und man darf sehr gespannt sein, in welche musikalische Richtung sich die Musikerin in Zukunft weiterentwickeln wird. Acht Punkte.

Anspieltipps: Kleine Luke, All In (The Wave), Kannst du mich lieben?, Mum & Dad



Montag, 21. Februar 2022

Big Chief – Dragon New Warm Mountain I Believe In You

 



Big Chief – Dragon New Warm Mountain I Believe In You


Besetzung:


Big Thief

Adrianne Lenker – acoustic guitar (1, 3–7, 11, 12, 14–20), vocals (1–20), prepared acoustic guitar (2), brush guitar (5), nylon guitar (8), electric guitar (9, 10, 13, 17), snaps (13), harmonics (17), synthesizer (20)
Buck Meek – electric guitar (1, 3, 6, 7, 9–11, 18, 20), vocals (1, 4, 13, 16, 19), prepared acoustic guitar (2), acoustic guitar (4), brush guitar (5, 16), shakers (8), acoustic 12-string guitar (13), snaps (13), drumset (14), bass (17), magic box guitar (17)
James Krivchenia – drumset (1–4, 6–11, 13, 16–18, 20), congas (1), vocals (1, 6, 13), vocal synthesizer (2), bells (5, 9), icicles (5), brushes (5, 20), computer synthesizer (5), tambourine (7, 9, 13, 20), claps (7), synthesizer (8, 10), electronic drums (8), shakers (9, 17), computer textures (9), snaps (13), drum machine (14)
Max Oleartchik – bass (1, 3, 4, 6, 7, 9, 11, 13, 14, 16–18, 20), synthesizer (1), arpeggio synthesizer (2), acoustic guitar (5), icicles (5), tack piano (6), shakers (8), fretless bass (10), vocals (13), snaps (13)


Gastmusiker:

Mat Davidson – fiddle (3, 11, 12), vocals (3, 5, 11, 12, 14), pedal steel (5)], recorder (5), piano (5, 17), accordion (14)
Noah Lenker – jaw harp (3), vocals (13), snaps (13)
Hannah Cohen – vocals (4)
Sam Griffin Owens – tambourine (4)
Richard Hardy – flute (13)
Scott McMicken – percussion (14)


Label: 4AD


Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Folk Rock, Alternative Country


Trackliste:

1. Change (4:55)
2. Time Escaping (3:48)
3. Spud Infinity (5:34)
4. Certainty (3:07)
5. Dragon New Warm Mountain I Believe In You (4:43)
6. Sparrow (5:11)
7. Little Things (5:44)
8. Heavy Bend (1:36)
9. Flower Of Blood (4:24)
10. Blurred View (4:06)
11. Red Moon (4:19)
12. Dried Roses (2:35)
13. No Reason (3:47)
14. Wake Me Up To Drive (3:43)
15. Promise Is A Pendulum (4:12)
16. 12,000 Lines (2:59)
17. Simulation Swarm (4:12)
18. Love Love Love (4:13)
19. The Only Place (3:14)
20. Blue Lightning 3:51)

Gesamtspieldauer: 1:20:26



„Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ heißt das fünfte Studioalbum der US-amerikanischen Band Big Thief. Es wurde am 11. Februar 2022 als Vinyl-Doppelalbum oder als CD auf dem Plattenlabel 4AD veröffentlicht. Insgesamt acht Singles waren bis zum Veröffentlichungstermin des Albums bereits erschienen. Produziert wurde das Album von Schlagzeuger James Krivchenia. Die zwanzig Lieder komponierte allesamt Gitarristin und Sängerin Adrianne Lenker, lediglich beim Titel „Certainty“ wurde sie diesbezüglich von Buck Meek unterstützt.

Auf „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ hört man eine Mischung aus Folk Rock und Alternative Country, denen ab und an auch Elemente des Pops und des Rocks hinzugemischt wurden. Die Musik von Big Thief klingt dabei immer eingängig und melodiös. Im Zentrum steht meist der mitunter fast schon zerbrechlich klingende Gesang der Adrianne Lenker, der durchgängig sanft und weich die Lieder begleitet. Dabei erklingen die einzelnen Stücke des Albums sehr abwechslungsreich. Mal verträumt, sanft und melancholisch, mal doch mit deutlich mehr Groove versehen und sogar etwas rockend. Doch insgesamt bleibt die Atmosphäre des Albums eher ruhig und niemals gehetzt oder gar anstrengend. Durch die verschiedenen Stimmungen der Lieder kommt somit auch nie Langeweile auf.

Dazu kommt, dass die Musik von Big Thief teilweise sogar etwas schräg klingt – und das lässt das Gehörte noch ein wenig spannender und anders klingen. Auf solch eine Nummer wie „Spud Infinity“, die schon sehr nach reinem Country klingt und auf der Adrianne Lenker im Refrain sogar etwas falsch zu singen scheint, hätte ich persönlich zwar verzichten können, an anderer Stelle passen scheinbar schräge Töne, die dieses Mal nicht vom Gesang herstammen, allerdings sehr gut.

Höhepunkte gibt es einige auf „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ zu hören. Wer auf modernen Folk und Alternative Country steht wird auf „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ ganz bestimmt etwas für sich finden. Und dann wohnt diesem Album noch etwas inne, welches häufig gute Platten von weniger guten unterscheidet. Es ist der Umstand, dass dieses fünfte Album von Big Thief mit jedem weiteren Durchgang zu wachsen scheint. Lieder werden vertraute Freunde, Melodien erschließen sich, die nur so klingen dürfen und schließlich findet man immer mehr Stücke auf dem Album, die zu Lieblingsliedern werden können.

Fazit: „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album geworden. Folk, Pop, Rock und Country fließen hier mit ein. Die Lieder gehen gut ins Ohr und wachsen noch mit jedem weiteren Durchlauf. Es macht Spaß hier zuzuhören. Und dann sollte man auch nicht unerwähnt lassen, dass man hier sehr viel Musik für sein Geld erhält. Über achtzig Minuten und das Fassungsvermögen einer CD voll ausgeschöpft. Selbstverständlich ist das nicht, dafür umso schöner. Neun Punkte.

Anspieltipps: Dragon New Warm Mountain I Believe In You, Promise Is A Pendulum



Samstag, 19. Februar 2022

Spoon – Lucifer On The Sofa

 



Spoon – Lucifer On The Sofa


Besetzung:

Britt Daniel – vocals (all tracks), electric guitar (tracks 2–4, 6, 7, 9), bass guitar (tracks 1, 7, 8), acoustic guitar (tracks 5 and 8), handclaps (track 2), keyboards (track 3), percussion (track 3), Mellotron (track 10)
Jim Eno – drums (all tracks), percussion (tracks 3, 6, 8)
Alex Fischel – electric guitar (tracks 2–5, 7, 9), piano (tracks 1, 3–7, 9), keyboards (tracks 1, 3, 6, 8–10), Melodica (track 3), drums (track 4), ARP Solina (track 7)
Gerardo Larios – electric guitar (tracks 1, 2, 4, 6, 7, 9), bass guitar (tracks 5–7), piano (tracks 4 and 5), handclaps (track 2), organ (track 3), bass drum (track 8)
Ben Trokan – bass guitar (tracks 2–4, 9, 10)


Gastmusiker:

Steve Berlin – horns (track 3)
Dave Fridmann – keyboards (track 10)
Jennifer Marigliano – percussion (track 7)
Caroline Rose – backing vocals (tracks 2 and 10)
Ted Tafaro – saxophone (track 10)




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Independent Rock


Trackliste:

1. Held (4:45)
2. The Hardest Cut (3:13)
3. The Devil & Mister Jones (4:37)
4. Wild (3:13)
5. My Babe (3:47)
6. Feels Alright (2:56)
7. On The Radio (3:19)
8. Astral Jacket (3:46)
9. Satellite (3:45)
10. Lucifer On The Sofa (5:10)

Gesamtspieldauer: 38:35



„Lucifer On The Sofa“ heißt das zehnte Studioalbum der US-amerikanischen Band Spoon und wurde am 11. Februar 2022 auf dem Plattenlabel Matador Records veröffentlicht. Bereits Ende 2018, nachdem die Tour des neunten Albums „Hot Thoughts“ beendet war, begann die Band mit dem Schreiben neuer Lieder. Und es dauerte pandemiebedingt bis zum Februar 2022, bis das Album nun endlich erschien. Die drei Lieder „The Hardest Cut“, „Wild“ sowie „My Babe“ waren allerdings bereits in den letzten Monaten als Singles veröffentlicht worden.

Wenn man überlegt, dass es Spoon bereits seit fast dreißig Jahren gibt – die Band wurde im Jahr 1993 mit den Gründungsmitgliedern Gitarrist und Sänger Britt Daniel und Schlagzeuger Jim Eno gegründet – überrascht „Lucifer On The Sofa“ durchaus ein wenig. Spoon sind ihrem Stil zwar treu geblieben, doch auf diesem zehnten Album klingt die Musik der Band unglaublich vital, frisch und immer wieder packend. Nicht, dass es nicht auch zuvor schon gute Spoon-Alben gegeben hätte, doch „Lucifer On The Sofa“ überzeugt eben sehr mit seinem frischen und aktuellen Sound und ist keineswegs ein Abklatsch alter Werke der Band.

Auf dem Album hört man eingängigen und auch groovenden Independent Rock, der ganz schnell ins Ohr geht. Die Stimmung des Albums ist eine optimistische, positive und das trotz Corona und den Schwierigkeiten bei der Herstellung. Die einzelnen Lieder überzeugen in der Melodieführung wie auch im Rhythmus, der immer wieder zum Mitwippen animiert. Zudem ist „Lucifer On The Sofa“ ein Album geworden, welches mit jedem weiteren Durchlauf wäschst. Macht Spaß.

Fazit: „Lucifer On The Sofa“ unterhält. Gut gemachten und eingängigen Independent Rock bekommt man auf dem Album zu hören. Spoon sind sich dabei treu geblieben aber kopieren sich nicht. Großartige Experimente unternimmt die Band dabei zwar nicht, doch gerade das ist auf diesem Album ein Pluspunkt, da die Musik im Stile von Spoon hier sehr lebendig und vital klingt. Neun Punkte.

Anspieltipps: Held



Donnerstag, 17. Februar 2022

Star One – Revel In Time

 



Star One – Revel In Time


Besetzung:

Arjen Lucassen – guitars, bass, keyboards and vocals
Ed Warby – drums
Erik van Ittersum – solina strings
Marcela Bovio – backing vocals
Irene Jansen – backing vocals


Gastmusiker:

Brittney Slayes – vocals "Fate Of Man"
Russell Allen – vocals "28 Days"
Michael Mills – vocals "Prescient"
Ross Jennings – vocals "Prescient"
Jeff Scott Soto – vocals "Back From The Past"
Brandon Yeagley – vocals "Revel In Time"
Joe Lynn Turner – vocals "The Year Of '41"
Will Shaw – vocals "The Year Of '41"
Damian Wilson – vocals "Bridge Of Life"
Dan Swanö – vocals "Today Is Yesterday"
Floor Jansen – vocals "A Hand On The Clock"
John Jaycee Cuijpers – vocals "Beyond The Edge Of It All"
Roy Khan – vocals "Lost Children Of The Universe"
Hellscore Choir – choir "Lost Children Of The Universe"
Michael Romeo – guitar "Fate Of Man"
Timo Somers – guitar "28 Days"
Ron "Bumblefoot" Thal – guitar "Back From The Past"
Adrian Vandenberg – guitar "Revel In Time"
Joel Hoekstra – guitar "The Year Of '41"
Jens Johansson – keyboards "The Year Of '41"
Marcel Singor – guitar "Today Is Yesterday"
Lisa Bella Donna – keyboards "Today Is Yesterday"
Joost van den Broek – organ "A Hand On The Clock"
Steve Vai – guitar "Lost Children Of The Universe"




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Metal, Progmetal


Trackliste:

CD1:

1. Fate Of Man (5:29)
2. 28 Days (Till The End Of Time) (7:21)
3. Prescient (6:34)
4. Back From The Past (4:50)
5. Revel In Time (4:37)
6. The Year Of ‘41 (6:20)
7. Bridge Of Life (5:13)
8. Today Is Yesterday (5:46)
9. A Hand On The Clock (5:52)
10. Beyond The Edge Of It All (4:52)
11. Lost Children Of The Universe (9:46)

CD2 (wie CD1 nur mit anderer Sängerin / anderem Sänger):

1. Fate Of Man (vocals: Marcela Bovio) (5:29)
2. 28 Days (Till The End Of Time) (vocals: John Jaycee Cuijpers) (7:21)
3. Prescient (vocals: Will Shaw) (6:34)
4. Back From The Past (vocals: John Jaycee Cuijpers) (4:50)
5. Revel In Time (vocals: John Jaycee Cuijpers) (4:37)
6. The Year Of ‘41 (vocals, keyboards: Alessandro Del Vecchio) (6:20)
7. Bridge Of Life (vocals: Wilmer Waarbroek) (5:13)
8. Today Is Yesterday (vocals: Arjen Lucassen) (5:46)
9. A Hand On The Clock (vocals: Marcela Bovio, Irene Jansen) (5:52)
10. Beyond The Edge Of It All (vocals: Mike Andersson) (4:52)
11. Lost Children Of The Universe (vocals: Tony Martin) (9:46)

Gesamtspieldauer CD1 (1:06:43) und CD2 (1:06:43): 2:13:26



Den Niederländer Arjen Lucassen kennen die meisten eher von seinem Bandprojekt Ayreon. Dort ist die Veröffentlichungsrate auch deutlich höher, als mit seiner zweiten Band Star One. Hier erschienen bisher die zwei Alben „Space Metal“ (2002) sowie „Victims Of The Modern Age“ (2010). Nun also ein drittes Studioalbum mit dem Titel „Revel In Time“. Zwar stellen die Star One Alben keine Rockopern mit Handlung wie die Ayreon-Veröffentlichungen dar, allerdings bearbeiten sie doch auch immer ein ganz bestimmtes Thema. Mit Star One lebt Arjen Lucassen seine Liebe zum Kino aus. So waren auf „Space Metal“ alle Stücke von Filmen inspiriert, die im Weltraum spielen wie zum Beispiel „Alien“. Auf dem zweiten Star One-Album „Victims Of The Modern Age“ basieren alle Stücke auf apokalyptischen, dystopischen Filmen wie „A Clockwork Orange“. Und nun bei „Revel In Time“ ließ sich Arjen Lucassen von Filmen inspirieren, die sich Manipulationen der Zeit, mit Zeitreisen beschäftigen. So entstammt der Albumtitel auch dem Film „Blade Runner“.

Musikalisch lehnt sich „Revel In Time“ durchaus an die vorherigen Star One-Alben an. Man hört auf diesem dritten Album sehr viel mehr rifflastigen Metal, als zum Beispiel auf einem Ayreon-Album. Es wird ordentlich gerockt auf „Revel In Time“. Arjen Lucassen besitzt dabei allerdings das Gespür für die eingängige Melodie, die sofort, gleich beim ersten Mal des Hörens zu überzeugen versteht. Alles klingt sehr schnell sehr vertraut und mit jedem weiteren Durchlauf noch ein bisschen eingängiger.

Durch die Verbindung der eingängigen Melodien, dem harten Rock und den sehr abwechslungsreichen Gesängen erklingt „Revel In Time“ an mancher Stelle fast wie eine Mischung aus Musical und Metal. Vierzehn verschiedenen Sängerinnen beziehungsweise Sängern darf man auf dem Album lauschen und durch wahrlich gut arrangierte mehrstimmige Gesangspassagen wirkt das Gehörte nochmals abwechslungsreicher. Zu kompliziert oder experimentell ist die Musik dadurch allerdings nicht. Natürlich hört man viele atmosphärische Wechsel und auch mal einen etwas krummeren Takt, zuallermeist bewegt sich die Musik von Star One allerdings auf ganz sicherem, für alle Hörerinnen und Hörer eingängigen Terrain. ProgMetal ist das lediglich in sehr leichten Ansätzen, was man auf „Revel In Time“ zu hören bekommt.

Die zwei CDs enthalten exakt dieselbe Musik, lediglich die Sängerinnen beziehungsweise Sänger wechseln hier. Das wiederum ist ein ganz interessanter Ansatz und spannend, wenn man beide Versionen hintereinander hört. Nicht immer ist der Unterschied sehr groß, doch manchmal weiß man sehr schnell, welche Version mit welchem Gesang der eigene Favorit ist.

Fazit: Arjen Lucassen ist einmal mehr musikalisch sehr aktiv. Dieses Mal bei Star One. Härter klingt die Musik, als bei Ayreon, doch die Eingängigkeit, die packende Melodie, die verliert der Niederländer auch auf „Revel In Time“ nicht aus den Augen oder aus dem Ohr? Unterhaltsam klingt das, wirklich neu allerdings nicht. Neun Punkte.

Anspieltipps: Prescient, Lost Children Of The Universe



Dienstag, 15. Februar 2022

Jonas Lindberg & The Other Side – Miles From Nowhere

 



Jonas Lindberg & The Other Side – Miles From Nowhere


Besetzung:

Jonas Lindberg – bass, keyboards, guitars, lead & backing vocals
Jonas Sundqvist – lead vocals
Jenny Storm – lead & backing vocals
Jonathan Lundberg – drums
Calle Stålenbring – guitars
Nicklas Thelin – guitars
Maria Olsson – percussion


Gastmusiker:

Simon Wilhelmsson – drums on “Little Man” & “Oceans Of Time”
Joel Lindberg – lead guitar on “Why I’m Here”
Roine Stolt – lead guitar on “Miles From Nowhere”




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Secret Motive Man (7:26)
2. Little Man (5:49)
3. Summer Queen (15:51)
4. Oceans Of Time (11:36)
5. Astral Journey (5:50)
6. Why I‘m Here (4:25)
7. Miles From Nowhere (25:31)
    Pt I: Overture (6:54)
    Pt II: Don't Walk Away (4:18)
    Pt III: I Don't Know Where You Are (4:39)
    Pt IV: Memories (3:00)
    Pt V: Miles From Nowhere (6:42)

Gesamtspieldauer: 1:16:31



Nach zwei EPs und dem ersten vollständigen Album „Pathfinder“ im Jahr 2016, veröffentlicht der Schwede Jonas Lindberg wieder unter der „Überschrift“ Jonas Lindberg & The Other Side sein zweites offizielles Studioalbum mit dem Titel „Miles From Nowhere“. Die musikalische Besetzung ist dabei fast identisch zum vorherigen Album. Es fehlt der Keyboarder der Band, Michael Ottosson, der leider im Sommer 2020 verstorben ist, was dazu führe, dass Jonas für das Album alle Keyboardparts selbst eingespielt hat. Dazu gesellt sich zusätzlich als Gastmusiker unter anderem Roine Stolt, der beim Titellied die Leadgitarre spielt.

Musikalisch hat sich nicht viel zum Vorgänger geändert. Auch auf „Miles From Nowhere“ hört man eine Mischung aus symphonischen Retro Prog, angereichert mit etwas Pop und Melodic Rock. Für alle diejenigen, die auf Eingängigkeit in der Musik stehen, ist das natürlich schon mal eine gute Nachricht, denn auf „Miles From Nowhere“ bekommt man eineinviertel Stunden Eingängigkeit geliefert. Wer es lieber frickeliger oder komplizierter in der Musik mag, wird hier deutlich weniger fündig. Mal ein 7/8-Takt, dann wieder eine überraschende Wendung und das Spiel mit den Atmosphären und Stimmungen, das bekommt man auf diesem Album zu hören. All dies immer versehen mit jederzeit eingängigen Melodien, jedoch ohne dabei Experimente einzugehen oder gar zu vertrackt zu klingen.

Beim ersten Titel „Secret Motive Man“ fühlt man sich fast an Styx der 70er Jahre erinnert. Eine Reminiszenz, hervorgerufen vor allen Dingen durch den mehrstimmigen Gesang. Unabhängig davon, dass Roine Stolt beim letzten Titel auch die Gitarre einspielt, erinnert ansonsten viel in der Musik von Jonas Lindberg & The Other Side an die Flower Kings, sodass Freundinnen und Freunde dieser schwedischen Band ebenfalls Gefallen an „Miles From Nowhere“ finden dürften.

Höhepunkt des Albums ist das Titellied, welches am Ende des Albums platziert wurde. Dieses besteht aus fünf Teilen und befasst sich inhaltlich mit dem Verarbeiten und der Befreiung aus einer gescheiterten Beziehung. 25 stimmungsmäßig sehr abwechslungsreiche Minuten erklingen da aus den Boxen oder Kopfhörern. Von sphärischen Klängen bis treibenden Rock gibt es alles zu hören und man glaubt fast zu spüren wie viel Spaß es den Musikern machte, dieses Lied einzuspielen.

Fazit: Wer den RetroProg der eingängigen Art aus Skandinavien mag, die oder der kann hier schon mal nichts falsch machen. „Miles From Nowhere“ klingt melodiös und die Musiker verstehen ihr Handwerk. Und somit ist Jonas Lindberg & The Other Side auch mit ihrem zweiten Album eine überzeugende Scheibe gelungen. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Miles From Nowhere



Sonntag, 13. Februar 2022

Eddie Vedder – Earthling

 



Eddie Vedder – Earthling


Besetzung:

Eddie Vedder – lead vocals, guitar
Josh Klinghoffer – guitar
Andrew Watt – bass guitar
Chad Smith – drums


Gastmusiker:

Abe Laboriel Jr.  – drums (track 11)
Ringo Starr – drums (track 12)
Stevie Wonder – harmonica (track 10)
Elton John – vocals, background vocals, piano (track 11)
Harper Vedder – background vocals (track 3)
Olivia Vedder – background vocals (track 10)
Benmont Tench – hammond organ (tracks 3, 11)




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Rock


Trackliste:

1. Invincible (4:46)
2. Power Of Right (3:33)
3. Long Way (4:45)
4. Brother The Cloud (4:22)
5. Fallout Today (3:20)
6. The Dark (3:56)
7. The Haves (5:07)
8. Good And Evil (2:41)
9. Rose Of Jericho (2:25)
10. Try (2:51)
11. Picture (3:59)
12. Mrs. Mills (4:04)
13. On My Way (2:08)

Gesamtspieldauer: 47:57



„Earthling“ heißt das dritte Soloalbum des Pearl Jam Sängers Eddie Vedder. Ganze elf Jahre hat es letztendlich gedauert, bis nach dem im Jahr 2011 erschienen „Ukulele Songs“ nun das neueste Solo-Werk des US-Amerikaners vorliegt.

Mit Grunge, für das Pearl Jam zu Beginn ihrer Karriere standen, hat die Musik auf „Earthling“ nichts mehr zu tun. Den hört man inzwischen aber auch bei Pearl Jam selbst nicht mehr. Und so bekommt man auf „Earthling“ Rock serviert, der manchmal auch das Genre des Pop ganz leicht streift. Eingängig klingt das immer und mit jedem Akkord. Viele Risiken ist Eddie Vedder auf seinem neuen Werk nicht eingegangen, denn die Musik setzt sich ganz schnell im Ohr fest, ist radiotauglich und kann intensiv oder auch nebenbei gehört werden.

Einmal mehr überzeugend ist dabei natürlich wieder die Stimme des Eddie Vedder. Unverwechselbar und immer wieder schön zu hören mit diesem leichten Tremolo in den langgezogenen Tönen. Das Album besitzt keinen Ausfall, alle Lieder klingen und wirken. Die Stimmung wechselt von sanft nach rockig und wieder zurück. Besonders gut gefällt mir persönlich das sanfte, melancholische und auch etwas getragene „The Hives“, bei dem die Stimme des Sängers besonders gut zur Geltung kommt. Und gleich im Anschluss daran folgt mit „Good And Evil“ ein kompromissloser Rocker. Für Abwechslung ist also auch gesorgt. Ebenso gelungen klingt „Mrs. Mills“, was stark an die Beatles erinnert und durch seine Orchestrierung nochmals besonders klingt.

Noch zu erwähnen ist das Lied „Picture“. Eine groovende Nummer, bei der Eddie Vedder im Duett mit Elton John singt. Von der Stimmung her passt es sogar etwas mehr zur Musik des Elton John, als zu der des Eddie Vedders. Und auch für dieses Lied gibt: absolut radiotauglich! Das Album klingt mit „On My Way“ aus, was zu Beginn tatsächlich leicht an eine Frank Sinatra Nummer erinnert. Ein schöner Abschluss.

Fazit: „Earthling“ von Eddie Vedder spielt im Mainstream des Rocks. Die Höhepunkte des Albums entdecke ich persönlich eher in den ruhigeren Liedern, obwohl ich gutem und hartem Rock keineswegs abgeneigt gegenüberstehe. Doch manchmal klingen gerade diese rockigen Lieder auf „Earthling“ etwas zu sehr im Mainstream verhaftet, zu gewöhnlich. Gut anzuhören ist das allerdings alles und das Album unterhält auch und hat seine Höhepunkte. Ein ganz besonderes Album ist Eddie Vedder damit allerdings nicht gelungen. Neun Punkte.

Anspieltipps: The Haves, Mrs. Mills



Freitag, 11. Februar 2022

Airbag – Identity

 



Airbag – Identity


Besetzung:

Asle Tostrup – lead vocals
Björn Riis – guitars & vocals
Jorgen Hagen – keyboards
Anders Hovdan – bassguitar
Joachim Slikker – drums


Gastmusiker:

Beate Schei – backing vocals on "Feeling Less"




Erscheinungsjahr: 2009


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Prelude (5:11)
2. No Escape (5:44)
3. Safe Like You (7:57)
4. Steal My Soul (8:00)
5. Feeling Less (5:07)
6. Colours (8:07)
7. How I Wanna Be (7:02)
8. Sounds That I Hear (7:29)

Gesamtspieldauer: 54:40



„Identity“ ist das erste offizielle Album der norwegischen Band Airbag. „Identity“ erschien im Jahr 2009 auf dem ebenfalls norwegischen Plattenlabel Karisma Records. Zuvor waren bereits drei EPs veröffentlicht worden. Airbag waren bisher als Pink-Floyd-Cover-Band unterwegs und ich finde das hört man auf „Identity“ nochmals stärker, als auf späteren Veröffentlichungen der Norweger.

„Identity“ klingt nach den letzten beiden Pink Floyd Alben, die nach „The Final Cut“ ohne Roger Waters entstanden sind. Die Gitarre klingt immer nach David Gilmour, die Stimmung spiegelt ebenfalls diese beiden Alben wider. Somit hört man auf „Identity“ sehr melodische, eingängige, meistens auch ruhige, sanfte Musik, die sofort ins Ohr geht. Alles auf diesem Album klingt melodiös und eingängig und ganz im Stile der späteren Pink Floyd Alben.

Was da jetzt besonders herausragt liegt sicherlich in und am Ohr der Hörerin oder des Hörers. Alles klingt gut auf „Identity“, wenn man Pink Floyd mag. „Steal My Soul“ klingt sehr abwechslungsreich. Doch es reiht sich im Grunde genommen auch nur in die Pink Floyd Reminiszenzen ein.

Fazit: Mit ihrem ersten offiziellen Album waren die norwegische Band Airbag noch nicht so innovativ, wie sie später klingen sollten. Auch auf späterem Alben war das Vorbild Pink Floyd präsent und unüberhörbar. Doch auf „Identity“ klingt es noch sehr viel mehr wie eine Band, die Pink Floyd Musk nachspielen möchte. Ihre Identität haben Airbag mit diesen Album noch nicht gefunden gehabt. Neun Punkte.

Anspieltipps: Steal My Soul



Mittwoch, 9. Februar 2022

Wovenhand – Silver Sash

 



Wovenhand – Silver Sash


Besetzung:

David Eugene Edwards – vocals, guitars, banjo, moog
Ordy Garrison – drums
Chuck French – bass, guitars, moog, piano, drones, samples, percussion
Neil Keener – bass


Gastmusiker:

Dylan Nadon – moog




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Alternative Rock, Gothic


Trackliste:

1. Temple Timber (3:56)
2. Acacia (3:28)
3. Duat Hawk (3:25)
4. Dead Dead Beat (3:21)
5. Omaha (3:44)
6. Sicagnu (2:37)
7. The Lash (4:10)
8. 8 Of 9 (4:29)
9. Silver Sash (3:24)

Gesamtspieldauer: 32:38



Ganze sechs Jahre ließ sich David Eugene Edwards dieses Mal Zeit, um das neunte Album von Wovenhand zu veröffentlichen. „Silver Sash“ heißt dieses und erschien am 4. Februar 2022 auf dem deutschen Plattenlabel Glitterhouse Records – wie auch viele der vorherigen Veröffentlichungen von Wovenhand.

Wovenhand entstand im Jahr 2001 als Soloprojekt des David Eugene Edwards, welches zunächst neben seinem Bandprojekt 16 Horsepower existierte. 16 Horsepower stand für Alternative Country, davon ist bei Wovenhand inzwischen so gut wie nichts mehr zu hören. Auf „Silver Sash“ bekommt man eine Mischung aus Americana und Gothic geboten. Dunkel, düster, bedrohlich und dieses Mal auch deutlich rockiger, als noch auf den vorherigen Veröffentlichungen. Die Texte behandeln selbstverständlich wieder christliche Themen. Diese werden mitunter fast schon beschwörerisch und dadurch noch intensiver eingesungen.

Das klingt insgesamt durchaus kantig. „Hübsche“ Melodien, die man mitsummen könnte, sucht man auf „Silver Sash“ vergeblich. Es ist diese Atmosphäre, mit der die einzelnen Lieder zu punkten verstehen. Sphärische Abschnitte entwickeln sich zu rockigen Passagen und die bedrohliche Stimmung wird ungebremst mit übertragen. Definitiv hört man auf diesem Album keine Gute-Laune-Musik, sondern dunkle und durchaus auch besondere Lieder. Und mit dem fast schon verstörenden Titellied wird man schließlich aus dem Album entlassen.

Mein Favorit auf „Silver Sash“ heißt „8 Of 9“. Dieses Lied erklingt irgendwie im Andenken an 16 Horsepower und besitzt trotz seiner ebenfalls gedrückten Stimmung eine zumindest phasenweise eingängige Melodie und das Banjo im Hintergrund lockert die Atmosphäre etwas auf. Eine spannende Nummer, die bereits beim ersten Mal des Hörens wirkt.

Fazit: „Silver Sash“ bedeutet auf Deutsch „Silberne Schärpe“. Würde das Album „Schwarze Schärpe“ heißen, wäre der Titel des Albums fast noch treffender gewählt, wenn er sich auf die Stimmung dieses Albums beziehen würde. Die Musik, die man hier zu hören bekommt ist dunkel, düster, mahnend und beschwörend. Keine Gute-Laune-Musik, dafür spannende Musik, die bewegt. Allerdings kreierte David Eugene Edwards auf seinen vorherigen Alben immer wieder auch Lieder, die eingängig sofort das Ohr umschwirrten. Diese gibt es auf „Silver Sash“ nun deutlich weniger zu hören. Hörenswert ist das für alle, die etwas Besonderes in der Musik suchen aber natürlich trotzdem. Neun Punkte.

Anspieltipps: 8 Of 9



Montag, 7. Februar 2022

The Slow Show – Still Life

 



The Slow Show – Still Life


Besetzung:

Robert Goodwin – vocals, guitar
Frederik ‘T Kindt – keyboards
Joel Byrne-McCullough – guitar
Christopher Hough – drums


Gastmusiker:

Kesha Ellis – backing vocals (2, 10)
Clare Foley – backing vocals (8, 9)
Matthew Palmer – trumpet & flugel (3, 7, 8, 10, 11)




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Indie Pop, Art Pop


Trackliste:

1. Mountbatten (5:03)
2. Anybody Else Inside (3:07)
3. Slippin' (3:21)
4. Rare Bird (3:39)
5. Woven Blue (3:41)
6. Blue Nights (3:13)
7. Breathe (4:44)
8. Blinking (3:41)
9. Hey Lover (3:35)
10. Who Knows (3:43)
11. Weightless (6:41)

Gesamtspieldauer: 44:31



The Slow Show wurde im Jahr 2010 in Manchester, England, gegründet und am 4. Februar 2022 erschien nun ihr viertes Studioalbum mit dem Titel „Still Life“. Und dieses ist ganz im Stile der vorherigen Veröffentlichungen von The Slow Show gehalten. Der Name der Band gibt einmal mehr bereits viel über die Musik von The Slow Show preis.

Auch auf „Still Life“ hört man sanfte, melancholisch bis dunkel klingende Lieder, die auch dieses Mal vom tiefen, brüchigen und unverwechselbaren Gesang des Rob Goodwin dominiert werden. Nichts auf „Still Life“ klingt hektisch oder aufgeregt. Alles dafür geerdet, nachdenklich und intensiv. Die einzelnen Titel werden dabei nicht mit Instrumenten überladen. Das Klavier spielt eine zentrale Rolle in der Musik von The Slow Show. Selbstverständlich hört man auch entspannte Gitarrenakkorde. Dort ertönt schließlich eine sehnsüchtig klingende Trompete, an anderer Stelle verträumte Streicher. Alles in einem Maße, die durch Zurückhaltung, manches mal fast schon Stille, überzeugt.

Besondere Musik ist das definitiv und auch solche, die man sonst nicht so ohne Weiteres hört. The Slow Show haben sich ihren eigenen musikalischen Kosmos geschaffen, in dem sie ihre Musik zelebrieren. Dabei sind die Lieder zwar fast durchweg im selben, sehr ruhigen Stil gehalten, trotzdem hat man nie das Gefühl, dass sich alles laufend wiederholt. Schöne Musik einfach, in die sich einzutauchen lohnt, um den ganzen Quatsch um einen herum endlich mal zu vergessen.

Ich höre das Album und versuche meinen Lieblingstitel auf „Still Life“ zu finden. Doch ich schaffe es einfach nicht. Ist es „Mountbatten“? Oder doch „Rare Bird“? Nein, „Blue Nights“! Oder doch ein anderes Lied? Es ist schwierig, denn es gibt keinen Ausfall auf diesem Album. Nun, welches Lied jetzt der eigene Favorit ist, ist wie immer ganz einfach Geschmackssache. Die Melodien der einzelnen Stücke sind allesamt eingängig und gehen schnell ins Ohr.

Fazit: „Still Life“ ist ganz im musikalischen Stil der vorherigen Alben gehalten. Wem die ersten drei Veröffentlichungen von The Slow Show gefallen haben, die oder der wird auch „Still Life“ mögen. Darauf zu hören gibt es unaufdringliche, sanfte, nachdenkliche Musik, die einen den Stress des Alltags vergessen lässt. Elf Punkte.

Anspieltipps: Blue Nights



Samstag, 5. Februar 2022

Eels – Extreme Witchcraft

 



Eels – Extreme Witchcraft


Besetzung (Ohne Instrumentenangabe):

E
John Parish
Koool G Murder
P-Boo




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Rock


Trackliste:

1. Amateur Hour (2:32)
2. Good Night On Earth (3:18)
3. Strawberries & Popcorn (3:43)
4. Steam Engine (3:14)
5. Grandfather Clock Strikes Twelve (3:22)
6. Stumbling Bee (3:37)
7. The Magic (3:12)
8. Better Living Through Desperation (2:31)
9. So Anyway (3:21)
10. What It Isn‘t (3:48)
11. Learning While I Lose (2:44)
12. I Know You‘re Right (3:06)

Gesamtspieldauer: 38:32



„Extreme Witchcraft“ heißt das vierzehnte Studioalbum der US-amerikanischen Band Eels. Mark Oliver Everett, Gründer und einziges festes Mitglied seit dem Beginn im Jahr 1991, arbeitet auf diesem Album zum ersten Mal seit dem 2001er Album „Souljacker“ wieder mit PJ Harvey Produzent John Parish zusammen. „Extreme Witchcraft“ erschien am 28. Januar 2022 auf dem bandeigenen Plattenlabel E-Works.

Von dem melancholischen bis sentimentalen Ansatz in der Musik des Mark Oliver Everett, den er zu Beginn der Eels häufig pflegte, hört man auf „Extreme Witchcraft“ zunächst nur noch wenig. „Stumbling Bee“ wäre solch ein Titel, der noch an diese Phase der Band erinnert. Doch die beiden vorab veröffentlichten Titel „Good Night On Earth“ und „The Magic“ zeichneten den Weg des Albums bereits vor. Der Sound auf „Extreme Witchcraft“ ist rauer und kantiger geworden und damit nicht mehr ganz so eingängig wie bei vielen Liedern früherer Veröffentlichungen.

Trotzdem hört man auf „Extreme Witchcraft“ eindeutig noch Musik der Eels. Viele Lieder – und das war schon immer so bei der Musik des Mark Oliver Everett – wachsen mit jedem weiteren Durchlauf, werden vertrauter und dann auch wieder eingängig. Und gegen Ende des Albums kommen auch die Freundinnen und Freunde der eher melancholischen Musik der Eels noch mehr auf ihre Kosten. „So Anyway“ besitzt bereits einen gewissen Nostalgiefaktor und mit dem folgenden Lied „What It Isn‘t“ variieren die Eels ihre Musik auf „Extreme Witchcraft“ zwischen sanfter Melodie gepaart mit einer gewissen Eskalation im Refrain. Die Eels bringen hier ihre Musik auf den Punkt. Und schließlich folgen mit „Learning While I Lose“ und „I Know You‘re Right“ nochmals zwei Stücke, die bereits beim ersten Mal des Hörens ins Ohr gehen und auch einen gewissen Nostalgie-Faktor bezüglich früherer Veröffentlichungen in sich tragen. Irgendwie ein schöner Abschluss für dieses Album.

Fazit: „Extreme Witchcraft“ ist ein eindeutiges Eels-Album geworden, was nicht nur am unverwechselbaren Gesang von Mark Oliver Everett liegt. Der Sound, die Melodiebögen, die Atmosphären, all das lässt sich problemlos den Eels zuordnen. Und auch wenn ein absolutes „Überlied“ nicht auf dem Album enthalten ist, so findet man doch viele hörenswerte Titel, die unterhalten und auch ins Ohr gehen – je öfters man das Album hört. Und gerade die Abwechslung der Lieder auf diesem Album hat ihren Reiz. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Stumbling Bee, What It Isn’t, I Know You‘re Right



Donnerstag, 3. Februar 2022

Big Big Train – Welcome To The Planet

 



Big Big Train – Welcome To The Planet


Besetzung:

Carly Bryant – vocals, piano, synthesizer
Nick D'Virgilio – drums, percussion
Clare Lindley – violin
David Longdon – vocals, flute
Rikard Sjöblom – guitars
Greg Spawton – bass guitar, bass pedals, spoken voice


Gastmusiker:

Des Desmond – trombone
Ben Godfrey – trumpet
Nick Stones – French horn
John Storey – euphonium
Jon Truscott – tuba




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Made From Sunshine (4:05)
2. The Connection Plan (3:55)
3. Lanterna (6:29)
4. Capitoline Venus (2:27)
5. A Room With No Ceiling (4:52)
6. Proper Jack Froster (6:38)
7. Bats In The Belfry (4:54)
8. Oak And Stone (7:12)
9. Welcome To The Planet (6:41)

Gesamtspieldauer: 47:12



„Welcome To The Planet“ heißt die bereits vierzehnte Studioveröffentlichung der englischen Band Big Big Train. Überschattet wir die Veröffentlichung des Albums am 28. Januar 2022 natürlich durch den tragischen Unfalltod von Sänger, Gitarrist, Keyboarder und Flötist David Longdon am 20. November 2021. Somit hört man das Album noch mal mit einer ganz anderen Grundstimmung. Erst recht, wenn man die Musik von Big Big Train mag.

Big Big Train stehen für Musik, die eine Mischung aus Pop, Rock und auch Progressive Rock enthält. Über allem steht dabei die Eingängigkeit, die Melodie, die das Ohr umschmeichelt, um sich manches Mal bereits nach dem ersten Hören darin festzusetzten. Nicht anders ergeht es einem beim Hören von „Welcome To The Planet“. Wunderschöne Melodien breiten sich aus, mal unterstützt durch den Klang des Mellotrons, dann wieder erklingen Bläser und lassen ein Lied so wunderschön hymnisch, fast schon leicht pathetisch klingen, ohne diesen Ansatz zu übertreiben.

Dass Big Big Train auch progressiv, mit unvorhersehbaren Wechseln und krummen Taken zu punkten wissen, beweisen sie auf den beiden Instrumentalnummern „A Room With No Ceiling“ und „Bats In The Belfry“. Erstgenanntes Lied klingt leicht jazzig angehaucht und bei „Bats In The Belfry“ darf sich schließlich Nick D’Virgilio sogar ausgiebig mit einem Schlagzeugsolo einbringen. Das folgende „Oak And Stone“ ist eine langsame Ballade, zunächst dominiert vom Gesang des David Longdon, einem Piano und mehrstimmigem Chorgesang an den richtigen Stellen. Ab etwa der Mitte des Liedes nimmt der Titel etwas Fahrt auf und wird sogar noch etwas eingängiger und schließlich auch hymnischer.

Das bewegendste Lied des Albums heißt allerdings „Capitoline Venus“. Auf lediglich zweieinhalb kurzen Minuten singt David Longdon dieses Lied mit so viel Gefühl ein, hauptsächlich begleitet durch eine akustische Gitarre, dass einem fast die Tränen in die Augen steigen. Das Album endet mit dem Titellied „Welcome To The Planet“. Hier bewegen sich Big Big Train jetzt allerdings am Rande von Musical Musik. Eingängig klingt das zwar, doch diese Annäherung hätte ich dann doch nicht unbedingt haben müssen.

Doch egal, insgesamt bewegt das vierzehnte Studioalbum von Big Big Train. Dieser Eindruck überwiegt bei Weitem. Auf „Welcome To The Planet“ spielt kein einzelner Titel die heraustragende Rolle, es ist die Gesamtheit dieses Albums, die überzeugt und das leider wirklich einen Abschied darstellt.

Fazit: Mag man die Musik von Big Big Train wird man ganz bestimmt auch dieses Album mögen. Selbstverständlich spielen beim Hören dieses Mal auch andere Emotionen eine Rolle, wenn man weiß, dass man Sänger David Longdon so nicht mehr hören wird. Doch auch unabhängig davon ist „Welcome To The Planet“ ein schönes Album geworden, welches sich lohnt aufgelegt zu werden, wenn man diese für Big Big Train so typische Mischung aus Pop, Rock und Progressive Rock mag. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Capitoline Venus, Bats In The Belfry