Donnerstag, 27. Oktober 2011

King Crimson – In The Court Of The Crimson King





King Crimson – In The Court Of The Crimson King


Besetzung:


Robert Fripp – guitar
Ian MacDonald – reeds, woodwind, vibes
Greg Lake – bass guitar, lead vocals
Michael Giles – drums, percussion, vocals
Peter Sinfield – words and illumination


Label: EG Records


Erscheinungsdatum: 1969


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. 21st Century Schizoid Man including Mirrors (7:21)
2. I Talk To The Wind (6:06)
3. Epitaph including March For No Reason and Tomorrow And Tomorrow (8:47)
4. Moonchild including The Dream and The Illusion (12:13)
5. The Court Of The Crimson King including The Return Of The Fire Witch and The Dance Of The Puppets (9:28)




Nun, was soll man zu diesem Werk schreiben. „In The Court Of The Cromson King“ ist das erste Album des Progressive Rock. Ein Album, ohne welches Bands wie Yes oder Genesis mit Sicherheit anders geklungen hätten, ein Album, welches so viele Musiker beeinflusste. Ein Album, welches auch heute noch, nach über 42 Jahren, kraftvoll und modern klingt und in den Jahren auch nichts von seiner Faszination verloren hat.

Und das beginnt schon mit der Covergestaltung, für die sich Barry Godber verantwortlich zeigte, ein Freund Peter Sinfields. Auf dem Außencover ist eine schreiende Fratze zu sehen, die auf dem Innencover zu einem freundlich einladenden Gesicht wird, welches allerdings beim Lächeln seine Vampirzähne nicht verbergen kann. Tragisch dabei, dass der Künstler, Barry Godber, bereits ein Jahr später, im Alter von 24 Jahren, an einem Herzinfarkt verstarb.

Nun zur Platte, die mit dem Stück „21st Century Schizoid Man“ beginnt. Dieser erste Track ist eine absolut verstörende Nummer, die schrill und kreischend aus den Boxen schießt. Deren Mittelteil fast wie Free Jazz klingt, den ich überhaupt nicht mag, mich in diesem Fall aber staunend, mit offenem Mund und begeistert zurücklässt. Ein Stück, welches wie kaum ein anderes, sich seinen Weg brachial in den Gehörgang ebnet und trotzdem auf seine ganz eigene Art und Weise melodiös ist. Ein Stück, welches bis dato, auch nicht in Ansätzen, von irgendeiner Band so gespielt wurde beziehungsweise hätte gespielt werden können.

Und so eindringlich der erste Track war, umso überraschender geht es im zweiten weiter. Mit dem nächsten Stück eröffnen sich dem Hörer nun nämlich ganz andere Töne. Einen völlig überraschenden Stilbruch gibt es hier zu hören, denn fast schon lieblich bahnt sich jetzt die Musik ihren Weg zum Hörer. Mellotrongeschwängert und schwebend, leicht und melodiös ist das Stück „I Talk To The Wind”. Unterstrichen wird diese Stimmung noch durch das wunderschöne Querflötenspiel Ian McDonalds.

Und melodiös geht es mit „Epitaph“ weiter, welches fast schon bombastisch eingeleitet wird. Wieder eine sehr schöne und ruhige Nummer, die eine der besten Gesangsleistungen Greg Lakes beinhaltet. Auf knapp neun Minuten gibt es in dem Stück lautere und leisere Passagen die, perfekt aufeinander abgestimmt, ineinander übergehen und sich schließlich wieder zu einem bombastischen Finale bündeln.

Es folgt „Moonchild“ inklusive „The Dream And The Illusion“. Dieses über zwölfminütige Stück muss man zweigeteilt betrachten. Da wäre zum einen der erste Teil, „Moonchild“. Auch hier gibt es wieder eine wunderschöne und melodiöse Gesangslinie. Das Ganze wird sehr leise und zurückhaltend instrumentiert, sodass Greg Lakes Gesang hier fast schon zerbrechlich wirkt, denn dieser passt sich, der durch die Instrumente versprühten Atmosphäre, an. Bis hierher, bis 2:20, ist das erneut ein ganz tolles Lied. Was nun allerdings folgt und zehn Minuten andauert, ist dann nur noch Sphäre. Es ist eine spontane Improvisation, die da auf Platte gepresst wurde, meist frei schwebend, an einigen Stellen auch abgefahren und dissonant klingend. Wenn dieses Album eine Schwäche hat, dann ist es genau dieser Part, denn der ist eindeutig zu langweilig und langwierig geraten.

Aber ein Highlight wartet noch mit dem letzten Stück auf den Hörer. „The Court Of The Crimson King“ ist wieder eine wundervolle und melodiöse Nummer, die uns am „Gerichtshof des Beelzebub“ einführt, denn nichts anderes bedeutet der Tracktitel übersetzt. Und das Stück klingt wie eine Hymne, was alleine schon durch den Chor im Refrain ausgelöst wird. An diesem Stück ist wiederum alles perfekt: Klasse Mellotronsound, wunderschöne Querflötenklänge, perfekt gespielte und aufeinander abgestimmte Instrumente, toller Gesang und ein wunderbar gesetztes Ende.

Fazit: Dieses Album ist ein Meisterwerk, da es einem ganz neuen musikalischen Genre die Tür öffnete: Dem Progressive Rock. Tolle Lieder und Sounds, die bis dahin so noch nie gehört wurden. Nur die zehn Minuten „The Dream And The Illusion“ sind irgendwie verschenkt. 14 Punkte.

Anspieltipps: Alle Stücke sind wärmstens zu empfehlen…




Mittwoch, 26. Oktober 2011

The Sensational Alex Harvey Band – Stories





The Sensational Alex Harvey Band – Stories


Besetzung:

Alex Harvey – lead vocals, harmonica, guitar
Zal Cleminson – guitars, backing vocals
Hugh McKenna – electric piano, organ, grand piano, backing vocals
Chris Glen – bass guitar, backing vocals
Ted McKenna − percussion, backing vocals


Label: Phonogram


Erscheinungsdatum: 1976


Stil: Rock


Trackliste:

1. Dance To Your Daddy (5:44)
2. Amos Moses (5:23)
3. Jungle Rub Out (4:30)
4. Sirocco (6:56)
5. Boston Tea Party (4:37)
6. Sultan's Choice (4:09)
7. $ 25 For A Massage (3:19)
8. Dogs Of War (6:12)

Gesamtspieldauer: 40:50



Nachdem das fünfte Studioalbum, „The Penthouse Tapes“, hauptsächlich aus Coverversionen bestand und weit davon entfernt war, in irgendeiner Art und Weise zu überzeugen, so hat sich die Sensational Alex Harvey Band auf ihrer sechsten Veröffentlichung, „Stories“, glücklicherweise wieder ihrer Stärken bedient und damit noch im selben Jahr ein deutlich besseres Album veröffentlicht.

Und auf dem Album finden sich wahrlich einige Perlen. Da ist zum Beispiel das Stück „Sirocco“ aus der Feder Hugh McKennas. Knappe sieben Minuten ist diese Nummer lang und man spürt beim Hören richtiggehend den warmen Wüstenwind auf der Haut. Das Lied ist sehr ruhig, fast schon getragen, erzeugt aber wunderbar genau die Atmosphäre, die der Titel allein schon durch seinen Namen vermitteln möchte.

Dann ist da das Stück „Boston Tea Party“, bei dem dieses Mal das Piano im Zentrum der Instrumentierung steht. Ein klasse Song mit tollem Rhythmus und ebenso guter Melodieführung. Wunderbar hier auch, wie von Strophe zu Strophe das Grundthema immer weiter gesteigert wird. Ein wahres Highlight im Schaffen der Sensational Alex Harvey Band.

„Dogs Of War“ sehe ich als Nummer, die stellvertretend für viele andere Lieder der Sensational Alex Harvey Band stehen kann. Das Stück beinhaltet viele Tempo- Rhythmus- und auch Melodiewechsel und weist trotzdem meist einen treibenden Sound auf. Ein richtig guter Rock-Song.

Und was ist mit den restlichen fünf Liedern? „Dance To You Daddy“ ist eine Rocknummer, die sich schon dadurch von vergleichbaren Stücken der Band unterscheidet, dass beim Refrain ein Chor im Falsettgesang „She wanna dance“ intoniert. Das Stück beinhaltet eine treibende Rhythmusfraktion und klingt im letzten Viertel sphärisch und melodiös aus.

„Amos Moses“ ist ebenfalls eine nach vorn gerichtete Rocknummer, die sich über die gesamte Laufzeit hinweg langsam weiter steigert. Klasse hier das Zusammenspiel des Keyboards Hugh McKennas mit der Gitarre Zal Cleminsons. „Jungle Rub Out“ ist, für Alex Harvey Verhältnisse, ungewöhnlich funkig, und weiß durchaus zu gefallen. „Sultan’s Choice“ wiederum ist ein Stück, welches zu Beginn schwer nach Hardrock klingt, sich im weiteren Verlauf allerdings zu einer ganz normalen Rocknummer wandelt, die noch am ehesten durch ihren, wiederum sehr hoch gesungenen, Chorrefrain in Erinnerung bleibt.

Bliebe noch „$ 25 For A Massage“, welches mit einem stampfenden Rhythmus eingeleitet wird und dann hautsächlich von der Gitarrenmelodie lebt. Sicherlich kein Highlight im Songmaterial der Sensational Alex Harvey Band.

Fazit: Nach dem schlechten „The Penthouse Tapes“ Album, fokussiert sich die Band um Alex Harvey wieder auf das, was sie kann: Eigene, gute Lieder schreiben und performen. Und es gibt einige gute Songs auf „Stories“. Zwar nicht mehr in der Fülle wie auf den ersten Platten der Band, aber immerhin sind sie noch da. Von mir gibt es dafür acht Punkte.

Anspieltipps: Sirocco, Boston Tea Party, Dogs Of War



Dienstag, 25. Oktober 2011

Laurie Anderson – Big Science





Laurie Anderson – Big Science


Besetzung:

Laurie Anderson – vocals, vocoder, farfisa, percussion, electronics, keyboards, sticks, violin, claps, ungar whistling, marimba, OBXa, wood blocks


Gastmusiker:

Roma Baran – farfisa bass, glass harmonica, sticks, claps, casio, accordion, ungar whistling, vocoder, tenor whistle
Bill Obrecht – alto sax
Peter Gordon – clarinet, tenor sax
David Van Tieghem – drums, roto toms, timpani, marimba, percussion
Perry Hoberman – bottles, sticks, claps, flute, sax, piccolo, backup vocals, walkie talkie, soprano whistle
Rufus Harley – bagpipes
Chuck Fisher – alto sax, tenor sax
Richard Cohenv – clarinets, bassoon, bari sax
George Lewis – trombones
D. Sharpe – drums
Brady – dogs


Label: Nonesuch Records Inc.


Erscheinungsdatum: 1982


Stil: ArtPop


Trackliste:

1. From The Air (4:29)
2. Big Science (6:14)
3. Sweaters (2:18)
4. Walking & Falling (2:10)
5. Born, Never Asked (4:56)
6. O Superman (8:21)
7. Example #22 (2:59)
8. Let X = X (3:51)
9. It Tango (3:01)


Bonustracks:

Walk The Dog (5:51)
O Superman (Video)

Gesamtspieldauer: 44:10




1982 veröffentlichte die New Yorker Performancekünstlerin Laurie Anderson ihr erstes Album, „Big Science“. Und einfach ist diese Musik wahrlich nicht zu beschreiben. Und ich würde da sogar noch einen Schritt weitergehen, denn einfach ist diese Musik auch nicht anzuhören. Auf ganz andere Töne muss man sich beim Durchhören dieses Albums einstellen. Andere Sounds, die man woanders so wohl noch nicht gehört hat.

Es beginnt mit „From The Air”, ein Lied, was vom Zusammenspiel verschiedener Saxophone, einer Klarinette und einem schwebenden Keyboardsound lebt. Die Krönung wird dem Ganzen noch durch Laurie Andersons Sprechgesang aufgesetzt. Obwohl hier immer wieder schräge Töne an das Ohr herangeführt werden, so ist das ganze Stück an sich betrachtet doch irgendwie eingängig und melodiös. „Big Science“ beginnt mit Wolfsgeheul und Laurie Andersons hoher Stimme, die so etwas wie „Uhukuuku“ singt. Dann setzt wieder ein Sprechgesang ein, dieses Mal spärlich instrumentiert durch einen Keyboardklangteppich. Im Refrain singt Laurie Anderson schließlich wieder sehr melodiös und fast schon zerbrechlich wirkend.

Weiter geht es mit „Sweaters“ einem völlig abgefahrenen Stück. Am Anfang klingt es so in etwa wie Kindergequengel und dieses Geräusch wird dann weiterhin von der Stimme Laurie Andersons imitiert, genau wie von den Backpipes Rufus Harleys. Passt alles sehr gut zur zentralen Aussage des Stücks: „I no longer love…“ Wirklich kein einfaches Stück Musik – und absolut unmelodiös. „Walking And Falling“, im Anschluss daran, ist eine sehr minimalistische Nummer. Sprechgesang und ganz dezente Hintergrundinstrumentierung ergeben einen Song, in dem uns Laurie Anderson erklärt, wie man gleichzeitig gehen und fallen kann. „Born, Never Asked“ wird wieder durch einen Sprechteil eingeleitet und entwickelt sich anschließend zu einer tollen und harmonischen Nummer, die von der Violine dominiert wird. Klasse hier auch der Marimba-Einsatz und das Hintergrundgeklatsche. Ein Höhepunkt des Albums.

Und dann kommt es, das Stück, durch welches Musikfreunde noch am ehesten mit dem Namen Laurie Anderson in Berührung gekommen sind: „O Superman“. Auf über acht Minuten Länge hört man hier dieses „Ha-ha-ha-ha-ha…“, nur ganz leicht elektronisch verzerrt. Dazu die vocodergefilterte Stimme Laurie Andersons und nur ab und zu Abwechslung in Form von Keyboard, Flöte oder Saxophon. Absolut genial das Stück in seinem Minimalismus. Aber ich bin mir bewusst, dass mit dieser Nummer nicht jeder etwas anfangen können wird.

Es folgt erneut ein sehr ungewöhnlicher Titel, „Example #22“. Auf Deutsch wird zuerst von einer Frau, dann von einem Mann, über „paranormale Tonbandstimmen“ referiert. Fast weinerlich wirkt in diesem Song die Stimme Laurie Andersons, bis sie am Ende der Nummer eine Art Refrain des Liedes, gepresst in Form eines „Nananana“, herausstößt. Richtig schön melodisch wird es anschließend wieder auf „Let X=X“. Auch dieses Mal spielt Laurie Anderson wieder mit ihrer Stimme, spricht den Text zum Teil, um dann wieder zum Singen überzugehen. Den Übergang zum letzten regulären Track bekommt man gar nicht richtig mit, denn der ist fließend. Außerdem klingt „It Tango“ ähnlich wie sein Vorgänger. Allerdings ist hier die Stimme Laurie Andersons nicht ganz so elektronisch verzerrt.

Bliebe noch das Bonusmaterial. Dieses muss man übrigens im Dateiverzeichnis der CD direkt im Computer aufrufen, es erscheint also nicht auf der Playliste im CD-Player. So minimalistisch wie das Lied „O Superman“ gehalten ist, so minimalistisch geht es auch in dem dazugehörigen Video zu. Hektik kommt da auf jeden Fall nicht auf. Und der Bonustrack „Walk The Dog“? Okay, da kommt man automatisch an seine Grenzen. Verzerrtes Hundegebell und Stimmen wie bei Mickey Mouse. Das ist nicht mehr die Avantgarde, das ist nur noch ein Klanggebilde, welches, na sagen wir mal „sehr gewöhnungsbedürftig“ ist. Es fällt schwer dieses Stück anzuhören ohne in Versuchung zu geraten, der Nummer mittels des „Aus-Knopfes“ der Anlage den Saft abzudrehen.

Fazit: Wer einmal Lust auf was ganz anderes hat, das nicht immer melodiös, dafür umso mehr spannend ist, was auch mal ungemein schräg klingen kann, anschließend aber wieder mit süßen Melodien verwöhnt, der sollte sich mal „Big Science“ von Laurie Anderson reinziehen. Wegen seiner Andersartigkeit und weil sich auch tolle Songs auf dieser CD befinden, gebe ich dem Werk zehn Punkte.

Anspieltipps: Big Science, Born Never Asked, O Superman, Let X=X, It Tango







Montag, 24. Oktober 2011

The Sensational Alex Harvey Band – The Penthouse Tapes





The Sensational Alex Harvey Band – The Penthouse Tapes


Besetzung:


Alex Harvey – lead vocals, harmonica, guitar
Zal Cleminson – guitars, backing vocals
Hugh McKenna – electric piano, organ, grand piano, backing vocals
Chris Glen – bass guitar, backing vocals
Ted McKenna − percussion, backing vocals


Label: Phonogram


Erscheinungsdatum: 1976


Stil: Rock


Trackliste:

1. I Wanna Have You Back (2:44)
2. Jungle Jenny (4:03)
3. Runaway (2:49)
4. Love Story (5:03)
5. School's Out (4:57)
6. Goodnight Irene (4: 32)
7. Say You're Mine (Every Cowboy Song) (3:22)
8. Gamblin' Bar Room Blues (4:06)
9. Crazy Horses (2:53)
10. Cheek To Cheek (3:51)

Gesamtspieldauer:  38:20




Das fünfte Album der Sensational Alex Harvey Band ist eigentlich kein reguläres Album, denn das Songmaterial auf der Platte setzt sich zum großen Teil aus Coverversionen zusammen.

Lediglich zwei Titel: „I Wanna Have You Back“ und „Jungle Jenny“ sind Titel aus der Feder der Sensational Alex Harvey Band. Ein weiterer Track, „Say You’re Mine“, hat Alex Harvey allein komponiert. Dabei ist „I Wanna Have You Back“ eine nicht gerade aufsehenerregende Rock’n’Roll-Nummer, „Jungle Jenny“ dagegen ein deutlich besseres und interessanteres Stück, welches an „The Tale Of The Giant Stoneater“ auf „Tomorrow Belongs To Me“ erinnert. Das dritte Stück, „Say You’re Mine“ hat den Untertitel „Every Cowboy Song“ und so klingt es auch, wie ein ganz gewöhnlicher Countrysong, mit allem was dazugehört. Man muss wohl diese Musikrichtung mögen, um an diesem Song gefallen zu finden. Für mich klingt es grauenvoll.

Der Rest des Albums, die Coverversionen, hätten auch nicht sein müssen. Zwar sind die Stücke meistens bekannt, allerdings richtig überzeugen kann hier nur die Coverversion von Del Shannons „Runaway“. Die ist klasse. Mit Abstrichen noch okay ist der „Gamblin‘ Bar Room Blues“, der Rest langweilt irgendwie und es genügt, diese Stücke im Original zu kennen.

Fazit: Vielleicht wurde die Band um Alex Harvey von der Plattenfirma unter Druck gesetzt, möglichst schnell wieder ein Album zu veröffentlichen, vielleicht gab es aber auch einen ganz anderen Grund, ich kenne ihn nicht. Ich kenne allerdings das Ergebnis und das ist mehr als bescheiden. Und wenn man dann bedenkt, dass im selben Jahr noch ein deutlich besseres Album der Sensational Alex Harvey Band das Licht der Welt erblicken sollte, dann kann man diese Veröffentlichung noch sehr viel weniger nachvollziehen. Das sind lediglich vier Punkte – wenn überhaupt.

Anspieltipps: Runaway, Jungle Jenny, Gamblin’ Bar Room Blues



Sonntag, 23. Oktober 2011

Asia – Asia





Asia – Asia


Besetzung:

John Wetton – bass, vocals
Geoff Downes – keyboard
Steve Howe – guitar
Carl Palmer – drums


Label: Geffen Records


Erscheinungsdatum: 1982


Stil: Mainstream Rock, AOR


Trackliste:

1. Heat Of The Moment (3:55)
2. Only Time Will Tell (4:48)
3. Sole Survivor (4:52)
4. One Step Closer (4:18)
5. Time Again (4:49)
6. Wildest Dreams (5:11)
7. Without You (5:08)
8. Cutting It Fine (5:41)
9. Here Comes The Feeling (5:41)

Gesamtspieldauer: 44:23




Na, was erwartete man damals wohl im Jahre 1982, als sich vier Musiker zusammentaten, um unter dem Namen „Asia“ eine Platte einzuspielen? Man erwartete viel, denn bei den vier Musikern handelte es sich um keine Geringeren als John Wetton, ehemals King Crimson, Roxy Music, Uriah Heep, UK und Wishbone Ash. Um Steve Howe, ehemals Yes. Um Carl Palmer, ehemals Emerson, Lake und Palmer sowie um Geoff Downes, ehemals Buggles und Yes. Bei so viel Kompetenz in Bezug auf progressiver Rockmusik, da musste ja das Überwerk dieses Genres erschaffen werden. Sicherlich, wir waren bereits im Jahr 1982, die Zeit der progressiven Rockmusik war eigentlich vorbei. Aber diese Namen, da musste doch was Geniales entstanden sein.

Nein, ich nehme es vorweg, ist es leider nicht. Die Vier präsentieren uns mit „Asia“ eine Mainstream Rock Platte. AOR, wie es so schön heißt, Adults Orientated Rock, Rockmusik für Erwachsene, zugeschnitten auf den nordamerikanischen Musikmarkt. Und erfolgreich wurde das Album auch, denn es verkaufte sich millionenfach und mit dem ersten Stück, „Heat Of The Moment“, warf es auch gleich einen Hit ab.

Nun, wenn man allerdings die Sache losgelöst von der Vergangenheit der Musiker betrachtet, dann muss man unumwunden zugeben, dass die vier handelnden Personen hier, mit dem Debut von Asia, wirklich etwas geschaffen haben, was tatsächlich überaus eingängig ist und bereits beim ersten Hören hängenbleibt. Das gilt für „Heat Of The Moment“ genau wie für das zweite Stück „Only Time Will Tell“. Und – oh Wunder – auch für das dritte Stück „Sole Survivor”. Alles geht in dieselbe Richtung und schnellstens ins Ohr. Nun ich brauche die Titel nicht alle aufzählen, sie funktionieren alle auf die gleiche Art und Weise. Und dabei meine ich das noch nicht einmal negativ, denn manchmal hat man einfach Lust auf eingängige Musik und zum Beispiel beim Autofahren, kommt diese Musik doch entspannter, als eine frickelige Passage von Emerson, Lake & Palmer oder King Crimson.

Und so finde ich mit „One Step Closer“ auch wirklich nur ein Lied, was mich wirklich tierisch nervt. Ich habe bei diesem Stück auch immer das Gefühl, mein Handy klingelt. Aber und das sei hier auch nicht verschwiegen, ab und an kann man dann ja doch noch ein geniales Gitarrenstück von Steve Howe entdecken, wie zum Beispiel im ersten Teil von „Cutting It Fine“.

Fazit: Die Namen der teilnehmenden Personen sagen in diesem Fall nichts über den Inhalt aus. Der ist Mainstream Musik, aber immerhin gut gemachte Musik, wenn sie mir allerdings meist viel zu rund und glattgeschliffen daherkommt. Aber die Vier verstehen ihr Handwerk, der Sound ist erstklassig und auch der Gesang Wettons gefällt. Gute Musik zum, ja, Autofahren. Zu mehr reicht es dann leider nur noch ab und zu. Neun Punkte.

Anspieltipps: Heat Of The Moment, Only Time Will Tell, Time Again, Wildest Dreams, Cutting It Fine



Samstag, 22. Oktober 2011

The Sensational Alex Harvey Band – Tomorrow Belongs To Me






The Sensational Alex Harvey Band – Tomorrow Belongs To Me


Besetzung:


Alex Harvey – lead vocals, harmonica, guitar
Zal Cleminson – guitars, backing vocals
Hugh McKenna – electric piano, organ, grand piano, backing vocals
Chris Glen – bass guitar, backing vocals
Ted McKenna − percussion, backing vocals


Label: Phonogram


Erscheinungsdatum: 1975


Stil: Rock


Trackliste:

1. Action Strasse (3:16)
2. Snake Bite (4:00)
3. Soul In Chains (3:57)
4. The Tale Of The Giant Stoneater (7:20)
5. Ribs And Balls (1:56)
6. Give My Compliments To The Chef (5:36)
7. Sharks Teeth (5:01)
8. Shake That Thing (4:10)
9. Tomorrow Belongs To Me (3:51)
10. To Be Continued (0:54)

Gesamtspieldauer: 40:00




1975 erschien die vierte Veröffentlichung der Sensational Alex Harvey Band mit dem Namen „Tomorrow Belongs To Me“. Und wie bereits auf den ersten drei Alben, so gab es auch auf dieser Platte wieder viel zu entdecken für den Hörer.

Der erste Track auf dem Album heißt „Action Strasse“. Eine Rock’n’Roll Nummer, nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Das außergewöhnlichste an dem Titel ist noch die Aussprache Harveys, wenn er das Wort „Strasse“ singt. Anschließend folgen mit „Snake Bite“ und „Soul In Chains“ zwei Bluesnummern, mit denen ich nicht sehr viel anfangen kann. Beide Titel plätschern so vor sich hin und gehören wahrlich nicht zu den herausragenden Kompositionen der Sensational Alex Harvey Band.

Ganz anders sieht das dann schon beim nächsten Titel aus, beziehungsweise ganz anders hört sich das beim nächsten Titel an. Wie ein Märchenerzähler führt uns Alex Harvey in das Stück ein: „Hear this: The tale of the giant stone eater. Gather round boys and girls and listen.“ Und was jetzt folgt ist ein Stück, welches so typisch ist für die Sensational Alex Harvey Band. Langsame Teile wechseln sich mit treibenden Abschnitten ab und über allem schwebt die Stimme des Märchenerzählers Alex Harvey. Mit Sicherheit kein radiotaugliches Lied, allerdings ein Stück, welches herrlich verschiedene Stimmungen heraufbeschwört und niemals langweilig wird.

„Ribs And Balls“ ist eine kurze Nummer, welches trotz, ihrer weniger als zweiminütigen Dauer, genau das Gegenteil des Vorgängers darstellt. Ein treibender Rhythmus und Gesang wiederholt sich immer wieder auf das Neue - und wird schnell langweilig.

„Give My Compiments To The Chef“ stellt dann einen Höhepunkt der Platte dar. Das Stück hört sich nach progressiver Rockmusik an: Tempo- und Rhythmuswechsel lassen sich in dem Stück genauso finden wie schöne Melodien und etwas schrägere Abschnitte. Obwohl nur fünfeinhalb Minuten lang, sprüht die Nummer nur so vor Einfällen. Ein sehr gutes Stück Musik.

Deutlich schlechter ist dann der nächste Track: „Sharks Teeth“. Irgendwie nicht Fisch noch Fleisch und zudem auch noch meist atonal, ist das Stück die schlechteste Nummer auf dem Album. Deutlich besser ist dann wieder „Shake That Thing“, ein Lied, für das sich Alex Harvey als alleiniger Komponist auszeichnet. Das Stück groovt, hat eine schöne Melodieführung, eine tolle Steigerung und einen klasse Refrain. Sicherlich wieder ein Höhepunkt auf dem Album.

Und darauf folgt ein zweites Highlight: „Tomorrow Belongs To Me“, gleichzeitig Namensgeber des gesamten Albums. Wunderschön getragen beginnt das Stück, um sich dann immer weiter zu steigern, bis Alex Harvey den Refrain, unterstützt von einem Chor, geradezu schmettert. Klasse gemacht.

Den Abschluss bildet dann noch eine 54 Sekunden dauernde Spielerei, in der „Vambo“ nach Hause geht, nicht ohne festzustellen, dass er eines sonnigen Tages auch wiederkehren wird. In diesem Sinne „Gegrüßt seist Du Vibrania“.

Fazit: Auf dem Album sind mit “Give My Compliments To The Chef”, “Shake That Thing” und “Tomorrow Belongs To Me” drei Klassiker im Schaffen der Sensational Alex Harvey Band vertreten. Auch “The Tale Of The Giant Stoneater” ist ein Höhepunkt, wohingegen die restlichen sechs Stücke, vielleicht mit Ausnahne von “Action Strasse”, stark abfallen. Für den Fan ist diese CD ein „Muss“, wer allerdings in den Kosmos der Sensational Alex Harvey Band neu einsteigen will, der ist wohl mit einem der drei Vorgängeralben besser bedient. Von mir gibt es acht Punkte für „Tomorrow Belongs To Me“.

Anspieltipps: Give My Compliments To The Chef, Shake That Thing, Tomorrow Belongs To Me



Freitag, 21. Oktober 2011

Kansas – Point Of Know Return





Kansas – Point Of Know Return


Besetzung:

Kerry Livgren – guitars, keyboards
Robbie Steinhardt – violin, viola, vocals
Steve Walsh – keyboards, vocals
Rick Williams – guitars
Dave Hope – bass
Phil Ehart – drums


Label: Sony Music


Erscheinungsdatum: 1977


Stil: Progressive Rock, Hard Rock


Trackliste

1. Point Of Know Return (3:14)
2. Paradox (3:51)
3. The Spider (2:05)
4. Portrait (He Knew) (4:37)
5. Closet Chronicles (6:32)
6. Lightning´s Hand (4:24)
7. Dust In The Wind (3:29)
8. Sparks Of The Tempest (4:19)
9. Nobody´s Home (4:40)
10. Hopelessly Human (7:18)
11. Sparks Of The Tempest (Live) (5:18)
12. Portrait (He Know) (Remix) (4:50)

Gesamtspieldauer: 54:37




1977 veröffentlichte die amerikanische Band Kansas mit „Point Of Know Return“ bereits ihr fünftes Album. Und was man auf diesem Werk zu hören bekommt, ist gut gemachter, amerikanischer, progressiver Rock, bei dem häufig eine Violine die zentrale Rolle spielt.

Das Album beginnt mit dem Titelstück „Point Of Know Return“, eine Nummer die hauptsächlich durch ihr „Tony-Banks-Gedächtnis-Keyboard“ in Erinnerung bleibt. Ansonsten ist das Stück nicht schlecht, fällt allerdings gegenüber den Highlights auf dieser CD ab. Weiter geht es mit „The Spider”, einer Nummer, die zu Beginn sehr an Gentle Giant erinnert und dies in den Passagen auch durchhält, die ohne Gesang auskommen.

Reichlich schräg, in bester Prog-Manier, startet dann „The Spider“. Und das ändert sich bei dem Instrumentalstück auch während seiner gesamten Dauer nicht. Klasse gesetzte Dissonanzen lassen hier immer wieder aufhorchen. „Portrait (He Knew)“ beginnt anschließend ebenfalls wieder wie ein schönes Stück progressiver Musik und wird dann, beim Einsetzen des Gesangs, zu einer richtig guten Rocknummer  mit treibender Rhythmusfraktion und klasse Melodieführung.

„Closet Chronicles”, das fünfte Stück des Albums, fängt mit breitem Orgelsound an und auf diesem Teppich breitet sich dann der Gesang aus. Dann wird es richtig ruhig und sphärisch, der Gesang nimmt sich ebenfalls zurück und schließlich beginnt die „frickelige Phase“, bis das Lied gegen Ende wieder in den Gesangspart übergeht. In den gut sechseinhalb Minuten haben die sechs Mannen von Kansas unglaublich viel hineingepackt, ohne, dass das Ganze irgendwie aufgesetzt oder konstruiert klingen würde.

Etwas langweilig kommt dann zunächst „Lightning´s Hand” daher. Das ändert sich bei diesem Stück erst, wenn die Gitarre zum Solo ansetzt, das ist nämlich klasse. Die Melodieführung beim Gesangspart will allerdings bei mir nicht so recht zünden. Das nächste Stück „Dust In The Wind“ ist dann mit Sicherheit das bekannteste Lied von Kansas überhaupt. Und vom Stil her will es so gar nicht zu den anderen Tracks dieses Albums passen. Macht aber nichts, ich finde es klasse und ich hatte in meiner Jugend einen Freund, der wegen diesem Stück Geige lernen wollte und es auch tat. Was kann ein Lied mehr erreichen?

„Sparks Of The Tempest” beginnt dann gleich wieder sehr viel rockiger und ist phasenweise fast schon funkig. Nicht ganz so mein Ding, die Nummer wird dann im Verlauf allerdings auch wieder sehr viel rockiger, bis hin zum Hard Rock. Wesentlich besser gefällt es mir deswegen allerdings auch nicht.

Zwei wahre Perlen haben sich Kansas für das ursprüngliche Ende des Albums aufbewahrt: „Nobody´s Home“ und „Hopelessly Human“. Bombastisch beginnt „Nobody’s Home“, um dann sofort eine zerbrechlich wirkende Violine ins Zentrum zu stellen. Leise geht es weiter, wenn das Piano und der Gesang einsetzen und es entwickelt sich ein ganz tolles Stück Musik. Wunderschön melodiös wird der Violine sehr viel Platz eingeräumt, sodass das Lied ganz knapp am Gütesiegel „Kitsch“ vorbeischrammt. Aber nein, Kitsch ist das wahrlich nicht, nur eben sehr eingängige und melodiöse Rockmusik. Und gar nicht süßlich, aber wieder genau so unglaublich melodiös geht es dann mit „Hopelessly Human“ weiter. Das letzte und längste Stück auf der Platte vereinigt dann so ziemlich alles, was es zu vereinigen gibt: Langsame, aber auch bombastische Passagen, leise und laute Klänge und ganz viele Ideen. Toll gemacht.

Auf der remasterten Ausgabe befinden sich dann noch zwei Bonustracks. Der erste heißt „Sparks Of The Tempest“, wurde live eingespielt, geht in die Richtung Hard Rock und passt so gar nicht zum Rest der Platte. Und schließlich gibt es noch einen Remix des Stückes „Portrait“, der sich allerdings nicht sooo sehr vom Original unterscheidet.

Fazit: Ein tolles und abwechslungsreiches Album haben Kansas hier vorgelegt, welches in keiner gut sortierten Prog-Plattensammlung fehlen sollte. Wer auf Abwechslung, Prog und wunderschöne Melodien steht, der kann hier rein gar nichts falsch machen. Das sind verdiente elf Punkte.

Anspieltipps: Portrait, Dust In The Wind, Nobody’s Home, Hopelessly Human

Donnerstag, 20. Oktober 2011

The Sensational Alex Harvey Band – The Impossible Dream



The Sensational Alex Harvey Band – The Impossible Dream


Besetzung:


Alex Harvey – lead vocals, harmonica, guitar
Zal Cleminson – guitars, backing vocals
Hugh McKenna – electric piano, organ, grand piano, backing vocals
Chris Glen – bass guitar, backing vocals
Ted McKenna − percussion, backing vocals


Label: Phonogram


Erscheinungsdatum: 1974


Stil: Rock


Trackliste:

1. The Hot City Symphony (13:21)
2. River Of Love (3:16)
3. Long Hair Music (4:43)
4. Hey (0:40)
5. Sergeant Fury (3:32)
6. Weights Made Of Lead (2:41)
7. Money Honey (2:11)
8. Tomahawk Kid (4:38)
9. Anthem (7:56)

Gesamtspieldauer: 42:58




Und auch mit ihrer dritten Veröffentlichung „The Impossible Dream“ kann die Sensational Alex Harvey Band überzeugen. Denn auch auf diesem Album befinden sich wieder sehr gute Songs, gepaart mit sehr viel Abwechslung.

Es beginnt mit dem über 13 Minuten langem Stück „The Hot City Symphony“. Und das Stichwort „Abwechslung“ muss bei diesem Track einfach fallen. Hier finden sich Hard Rock, Progressiv Rock, Big Band Sound und bluesige Abschnitte. Das Lied hat zwei Untertitel; Part 1 – „Vambo“ und Part 2 – „Man in the jar“. Und man hört auf dem Track treibende Parts genau wie fast schon schwebende Teile. Aber genau darin befindet sich auch das Manko dieses Stückes. Hier trifft nämlich das Sprichwort „Zu viele Köche verderben den Brei“ zu. Die einzelnen Teile wissen zwar zu begeistern, allerdings zusammengezogen in einem einzigen Lied, wirkt das Ganze mitunter zusammengestöpselt. Kein schlechter Track, aber doch irgendwie zusammengeschustert.

Es folgt „River of love“, eine schöne, treibende Nummer, in der sich Alex Harvey mit seinem „Lalalala“ zu Beginn der Strophen anscheinend selbst auf die Schippe nimmt. „Long hair music“ langweilt dann ein bisschen. Im Grunde genommen wird hier, ab Mitte des Liedes, nur die Zeile „I can’t get enough of this long hair music“ mit unterschiedlicher Begleitmusik immer wieder wiederholt. „Hey“ ist anschließend eine sehr kurze Spielerei, die nur 38 Sekunden dauert.

Dann folgt mit „Sergeant Fury“ wieder ein Klassiker der Sensational Alex Harvey Band, der ein wenig an Ragtime erinnert. Und auch in diesem Lied hört man die Bandbreite, mit der die Band um Alex Harvey in den 70ern aufwarten konnte. „Weights made of lead“ ist anschließend ein Blues, der vom Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Gesang und Gitarre lebt. Schließlich gibt es dann mit „Money Honey / Impossible Dream“ noch eine Coverversion, die mit etwas über zwei Minuten nicht allzu lang ist und auch so keinen Höhepunkt der Platte darstellt.

Dieser Höhepunkt folgt allerdings anschließend mit zwei Gipfeln, denn sowohl das Lied „Tomahawk Kid“ wie auch das sich anschließende „Anthem“ stellen die beiden Highlights der CD dar. „Tomahawk Kid“ ist ein klasse Rocksong mit toller Melodie und schön treibendem Rhythmus. Und „Anthem“, im Anschluss daran, vereinigt alles in sich, was man sich von einer guten „Hymne“ auch wünscht: Eine klasse Melodie sowie das Tragende und die Schwere, welches einem Song mit diesem Titel innewohnen sollte, findet sich hier. Dazu die geniale Steigerung – einfach ein wunderschönes Stück Musik.

Fazit: Neben einigen „Füllern“ weist „The Impossible Dream“ gerade am Ende auch wieder Highlights im Schaffen der Sensational Alex Harvey Band auf. Die CD ist sehr abwechslungsreich und viele verschiedene Stile werden bedient. Manchmal nach meinem Geschmack ein paar Stile zu viel. Trotzdem ist „The Impossible Dream“ ein Album, welches ich nicht missen möchte. Ich gebe der CD neun Punkte.

Anspieltipps: The Hot City Symphony, Tomahawk Kid, Anthem



Mittwoch, 19. Oktober 2011

Golden Earring - Eight Miles High






Golden Earring - Eight Miles High


Besetzung:

Marinus Gerritsen: Bass Guitar, Organ, Piano;
George Kooymans: Guitars, Vocals;
Barry Hay: Flute, Rhythm Guitar, Vocals;
Sieb Warner: Drums and all other Percussion Instruments;


Label: Red Bullet


Datum: 1969


Trackliste:

Landing 4:27
Song Of A Devil’s Servant 6:00
One Huge Road 3:05
Everyday’s Torture 5:19
Eight Miles High 19:00

Gesamtspieldauer: 37:51




Ende der 60er Jahre haben Golden Earring, mit ihrer fünften Veröffentlichung, eine erste sehr experimentelle Platte herausgebracht, die durchaus auch den Progfan begeistern kann. Gleich das erste Lied, „Landing“, beinhaltet den typischen Orgelsound, den man Ende der Sechziger beziehungsweise Anfang der Siebziger unter anderem auch bei Emerson, Lake und Palmer hören konnte. Die Orgel ist bei diesem Lied ganz klar das beherrschende Instrument, wenn auch die Gitarre im weiteren Verlauf an Einfluss gewinnt. Und so ist diese Nummer in ihrer Gesamtheit auch deutlich rockiger, als vergleichbare Stücke von Emerson, Lake und Palmer.

“Song Of A Devil’s Servant” beginnt mit einer schwebenden Querflöte, die im Kopf Bilder einer antiken griechischen Landschaft erzeugt. Schließlich setzt die Akustikgitarre ein und das Ganze wirkt sehr viel schräger, bis dann bei 3:15 Schlagzeug, Bass, Gitarre, Orgel und Gesang die Instrumentierung übernehmen und man sich in einem Rocksong wiederfindet. Klasse hier auch die treibenden Drums von Sieb Warner. „Song Of A Devil’s Servant“ ist ein toller Rocksong, der nicht nur im ersten, etwas sphärischeren Teil sehr nach progressiver Rockmusik klingt.

„One Huge Road“ ist ein kurzes Bluesrockstück, welches in seiner Gesamtheit nicht so überzeugen kann, wie die restlichen Tracks auf dem Album. Es ist mit 3:05 auch das kürzeste Stück und wirkt irgendwie wie ein Füller, da die sonst ehemalige erste Plattenseite mit lediglich sechszehn Minuten einfach zu kurz geworden wäre.

„Eyeryday’s Torture“ ist dann wieder ein Klassiker Golden Earrings aus den späten Sechzigern. Klasse hier der tolle zweistimmige Gesang, den Kooymans hier so wunderschön verzweifelt vorträgt, sodass man ihm seine „Tortur“ sofort abnimmt. Das Stück selbst ist melodiös und etwas härter als die anderen Nummern des Albums und erzeugt eine irgendwie düster gelagerte Stimmung. Ein richtig guter Rocksong.

Dann folgt „Eight Miles High“, das absolute Highlight der Platte. Nicht nur die Dauer von neunzehn Minuten sowie die Zeit des Entstehens lassen auf einen Progsong schließen, an diesem Stück ist alles progressiv. Allerdings geht diese Version des Byrds-Klassikers durchaus auch in die Richtung „Krautrock“ und man könnte sich beim Hören durchaus auch Erke Eroc, Wildsau und Co auf der Bühne vorstellen. „Solar Music“ lässt grüßen. „Eight Miles High“ in der Version von Golden Earring beinhaltet alles: Schwebende Parts, melodiöse Abschnitte, groovige Teile und treibende Parts. Und es beinhaltet auch einen Abschnitt, der bei 8:40 beginnt und „mit Musik gar nichts mehr zu tun hat“, wie mir meine Frau erklärte. Dieser Abschnitt beginnt mit einem Drumsolo, bei dem Sieb Warner alles rauslässt, was ihm gerade auf der Seele liegt. Und dann kommt bei 10:50 der Part, der dem irgendwie „abgefahrenen Teil“ noch die Krone aufsetzt. War es vorher der Drummer, der die Instrumentierung beherrschte, so ist es jetzt Marinus Gerritsen, der ein Basssolo hinlegt, wie man es kaum vorher gehört hat. Dabei wird ein Ton so lange gehalten, dass es schon einer gewissen „Offenheit für Neues“ bedarf, hierin interessante und tolle Musik zu entdecken. Bei 14:50 ist der Spaß vorbei und wir befinden uns wieder in einem treibenden und erneut absolut genialen Stück Musik. Hier gibt es neben vielen „Jaaaaahs und Da, da, das“ klasse Melodien und dann wieder Gestöhne, was etwas an Pink Floyds „Several Species Of Small Furry Animals Gathered Together In A Cave And Grooving With A Pict“ auf Ummagumma erinnert. Gegen Ende des Stücks schließt sich wieder der Anfangsteil an, um das Lied doch noch zu einem harmonischen Ende zu führen.

Fazit: Diese Version von „Eight Miles High“ ist einfach genial und erhält von mir 14 Punkte. „Song Of A Devil’s Servant” und „Everyday’s torture“ sind ebenfalls richtig gute Nummern, die auch noch im zweistelligen Punktebereich liegen, sodass mir das Album summa summarum elf Punkte wert ist.

Anspieltipps: Die erwähnten Stücke: Eight Miles High, Song Of A Devil’s Servant, Everyday’s torture



Dienstag, 18. Oktober 2011

Smoke Fairies – Through Low Light And Trees

 


Smoke Fairies – Through Low Light And Trees


Besetzung:

Katherine Blamire – guitar, vocals, fender rhodes, piano, percussion, rhythmical organ sounds
Jessica Davies – guitar, vocals, concertina, hammond organ, percussion, rhythmical organ sounds


Gastmusiker:

Neil Walsh – viola
Kristofer Harris – bass
Martin Dean – drums
Jenny Blamire – recorder


Label: Cooperative Music


Erscheinungsdatum: 2010


Stil: Folk


Trackliste:

1. Summer Fades (4:12)
2. Devil In My Mind (4:47)
3. Hotel Room (4:12)
4. Dragon (2:37)
5. Erie Lackawanna (4:35)
6. Strange Moon Rising (3:25)
7. Morning Blues (3:39)
8. Storm Song (4:16)
9. Blue Skies Fall (3:05)
10. Feeling Is Turning Blue (3:51)
11. After The Rain (3:17)

Gesamtspieldauer: 41:56




Musik, die nur sehr schwer zu kategorisieren ist, präsentieren uns hier die beiden Musikerinnen der Smoke Fairies, Katherine Blamire und Jessica Davies. Die elf Titel auf dem Album sind durch die Bank weg äußerst melodisch. Aber nicht nur melodisch sind diese Nummern, auch sentimental und melancholisch und manchmal sogar richtig traurig. Und die zwei Britinnen haben lange geübt, bis sie diese Scheibe veröffentlichten, denn bereits als junge Teenagerinnen haben sie zusammen musiziert - nachdem sie sich durch die alten Platten ihrer Eltern haben inspirieren lassen.

„Through low light and trees“ geht zwar in die Richtung einer Folk-Platte, aber richtiger Folk ist das nicht, was man da zu hören bekommt. Vielleicht „sehr melancholischer Folk“? Auf melancholischen Pfaden bewegen sich die beiden Britinnen auf jeden Fall. Unterstrichen wird diese süße Melancholie, die jeder der einzelnen Nummern anhaftet, auch durch die Instrumentierung. Neben der akustischen Gitarre findet sich auch meistens die Viola Neil Walshs, die die jeweilige Stimmung noch bestens unterstreicht.

Und dann ist da noch der schöne, zweistimmige Gesang, der feengleich und süßlich aus den Boxen fließt. Das kann man mit Sicherheit nicht immer hören, aber es gibt genug Momente, wo diese Musik absolut passt und Spaß macht.

Aber vielleicht liegt auch in diesem Punkt das Manko der Smoke Fairies: Ihre Lieder hören sich irgendwie alle sehr ähnlich an. Das beginnt bei der Instrumentierung (Gitarre, Viola), bei der nur das pianolästige „Dragon“ aus dem Rahmen fällt, und endet beim Gesang der beiden Musikerinnen. Der ist zwar immer wunderschön, allerdings auch immer sehr ähnlich.

Fazit: Mit ihrem Erstling „Through low light and trees“ haben die Smoke Fairies ein sehr schönes Debut vorgelegt. Musik für düstere Herbsttage wird auf der CD geboten. Das ist zunächst auch sehr spannend, denn allein der Duett-Gesang hat etwas, was man so noch nicht gehört hat. Bei zu häufigem Hören läuft die Musik allerdings auch Gefahr, ganz schnell langweilig zu werden. Zu langweilig finde ich die CD aber noch nicht, bei mir überwiegt noch die süße Melancholie, deshalb ist mir das Album auch neun Punkte wert.

Anspieltipps: Devil In My Mind, Hotel Room, Strange Moon Rising





Samstag, 8. Oktober 2011

Emerson, Lake & Palmer – Emerson, Lake & Palmer





Emerson, Lake & Palmer – Emerson, Lake & Palmer


Besetzung:

Keith Emerson - keyboards
Greg Lake - vocals, guitar, bass
Carl Palmer - drums


Label: Atlantic Recording Corporation


Erscheinungsdatum: 1970


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. The Barbarian (4:27)
2. Take A Pebble (12:32)
3. Knife-Edge (5:04)
4. The Three Fates (7:46)
a. Clotho (Royal Festival Organ)
b. Lachesis (Piano Solo)
c. Atropos (Piano Trio)
5. Tank (6:49)
6. Lucky Man (4:36)

Gesamtspieldauer: 41:14 



1970 gründete sich die Formation Emerson, Lake & Palmer. Alle drei Musiker waren zuvor bereits in anderen Bands erfolgreich: Keith Emerson mit „The Nice“, Greg Lake mit „King Crimson“ und Carl Palmer mit „Atomic Rooster“.

41 Jahre hat dieses Album nun bereits auf dem Buckel. 41 Jahre und gleichzeitig ist es das Erstlingswerk dieser Formation. Und was für ein Debut-Album haben die drei Musiker Keith Emerson, Greg Lake und Carl Palmer hier geschaffen: Progressive Rockmusik vom Allerfeinsten. Progressive Rockmusik, die auch elf Jahre nach der Jahrtausendwende immer noch begeistert. Zu den einzelnen Stücken: Die Platte beginnt mit dem Instrumentalstück „Barbarian“, einer tollen Nummer, die zunächst von verzerrten Gitarren und dem Orgelspiel Keith Emersons lebt. Dann folgt ein treibender Pianoteil, bis schließlich wieder Orgel und E-Gitarre das Kommando übernehmen. Abgerundet wird das Ganze durch den genial gespielten Drumpart Carl Palmers. Heraus kommt ein Musikstück, welches nur so vor Kraft strotzt.

Und dann schließt es sich schon an, das Überlied auf dem Album: „Take A Pebble“, aus der Feder von Greg Lake. Auf gut zwölfeinhalb Minuten wird hier so viel geboten, was andere Bands noch nicht mal in zwölf verschiedenen Liedern unterbekommen. Das Lied beinhaltet alles: Rock, Klassik, Jazz und Folk. Wunderschöne Melodien, klasse Gesangparts, genial gesetzte Breaks, ruhige wie treibende Passagen, tolle Gitarrenparts, ein klasse Pianosolo und unglaublich viel Atmosphäre. Wirklich ein absolutes Meisterwerk, das niemals langweilig wird und auch heute, nach 41 Jahren, nichts von seiner Magie verloren hat.

Dann folgt „Knife-Edge“. Ein Stück, das wie ein Heavy Metal Song beginnt, dann aber von seinem Spiel mit lauteren und leiseren Passagen lebt. Und hier hört man sie auch wieder, die Drums, wie man sie sich immer wünscht: kraftvoll, manchmal verspielt, aber immer auf den Punkt gesetzt.

Als nächstes gibt es das Stück „The Three Fates“ zu hören. Im ersten Teil, „Clotho“, ist es ein sehr kraftvolles Orgelstück, welches nur von einer leicht verspielten Passage durchbrochen wird. Der zweite Teil „Lachesis“ ist eine wunderschöne Piano-Solo-Nummer, die zum Träumen einlädt. Schließlich folgt der dritte Teil, „Atropos“, der wieder vom Orgelspiel eingeleitet wird. Hier wirkt alles verspielt, zum Teil sogar fast improvisiert. Und in diesem Part gibt es auch die etwas schrägeren Pianoläufe, die ein Stück progressiver Musik immer wieder bereichern.

„Tank“ ist für mich das schwächste Stück auf dem Album. Klasse hier zwar das Schlagzeugsolo Carl Palmers in der Mitte der Nummer, aber mit dem Rest, vorne wie hinten, kann ich nicht mehr ganz so viel anfangen. Das klingt nach reiner Improvisation auf dem Synthesizer, unterstützt vom Bass - ist es aber mit Sicherheit nicht.

Zum Schluss gibt es dann noch den bekanntesten Titel auf dem Album: „Lucky Man“. Das Lied ist eigentlich eine ganz nette Nummer, die aber so überhaupt nicht zum Rest der Platte passt. Trotzdem nicht schlecht, bis bei etwa 3:20 das Synthesizer-Solo einsetzt. Wie mein Vorrezensent schon schrieb: Das wirkt heutzutage unfreiwillig komisch. Ich habe mir die Platte das erste Mal 1987 gekauft – und auch damals klang das Ende des Liedes schon nicht gut…

Fazit: Das erste Emerson, Lake und Palmer Album ist ein absoluter Klassiker und sollte in keiner Rockmusik-Sammlung fehlen. Auf diesem Album wurden die Weichen für viele andere Bands gestellt, die sich davon inspirieren ließen - und es enthält mit „Take A Pebble“ auch noch ein absolutes Überlied. 11 Punkte.

Anspieltipps: Take A Pebble, The Three Fates, Lucky Man