Golden Earring - Eight Miles High
Besetzung:
Marinus Gerritsen: Bass Guitar, Organ, Piano;
George Kooymans: Guitars, Vocals;
Barry Hay: Flute, Rhythm Guitar, Vocals;
Sieb Warner: Drums and all other Percussion Instruments;
Label: Red Bullet
Datum: 1969
Trackliste:
Landing 4:27
Song Of A Devil’s Servant 6:00
One Huge Road 3:05
Everyday’s Torture 5:19
Eight Miles High 19:00
Gesamtspieldauer: 37:51
Ende der 60er Jahre haben Golden Earring, mit ihrer fünften Veröffentlichung, eine erste sehr experimentelle Platte herausgebracht, die durchaus auch den Progfan begeistern kann. Gleich das erste Lied, „Landing“, beinhaltet den typischen Orgelsound, den man Ende der Sechziger beziehungsweise Anfang der Siebziger unter anderem auch bei Emerson, Lake und Palmer hören konnte. Die Orgel ist bei diesem Lied ganz klar das beherrschende Instrument, wenn auch die Gitarre im weiteren Verlauf an Einfluss gewinnt. Und so ist diese Nummer in ihrer Gesamtheit auch deutlich rockiger, als vergleichbare Stücke von Emerson, Lake und Palmer.
“Song Of A Devil’s Servant” beginnt mit einer schwebenden Querflöte, die im Kopf Bilder einer antiken griechischen Landschaft erzeugt. Schließlich setzt die Akustikgitarre ein und das Ganze wirkt sehr viel schräger, bis dann bei 3:15 Schlagzeug, Bass, Gitarre, Orgel und Gesang die Instrumentierung übernehmen und man sich in einem Rocksong wiederfindet. Klasse hier auch die treibenden Drums von Sieb Warner. „Song Of A Devil’s Servant“ ist ein toller Rocksong, der nicht nur im ersten, etwas sphärischeren Teil sehr nach progressiver Rockmusik klingt.
„One Huge Road“ ist ein kurzes Bluesrockstück, welches in seiner Gesamtheit nicht so überzeugen kann, wie die restlichen Tracks auf dem Album. Es ist mit 3:05 auch das kürzeste Stück und wirkt irgendwie wie ein Füller, da die sonst ehemalige erste Plattenseite mit lediglich sechszehn Minuten einfach zu kurz geworden wäre.
„Eyeryday’s Torture“ ist dann wieder ein Klassiker Golden Earrings aus den späten Sechzigern. Klasse hier der tolle zweistimmige Gesang, den Kooymans hier so wunderschön verzweifelt vorträgt, sodass man ihm seine „Tortur“ sofort abnimmt. Das Stück selbst ist melodiös und etwas härter als die anderen Nummern des Albums und erzeugt eine irgendwie düster gelagerte Stimmung. Ein richtig guter Rocksong.
Dann folgt „Eight Miles High“, das absolute Highlight der Platte. Nicht nur die Dauer von neunzehn Minuten sowie die Zeit des Entstehens lassen auf einen Progsong schließen, an diesem Stück ist alles progressiv. Allerdings geht diese Version des Byrds-Klassikers durchaus auch in die Richtung „Krautrock“ und man könnte sich beim Hören durchaus auch Erke Eroc, Wildsau und Co auf der Bühne vorstellen. „Solar Music“ lässt grüßen. „Eight Miles High“ in der Version von Golden Earring beinhaltet alles: Schwebende Parts, melodiöse Abschnitte, groovige Teile und treibende Parts. Und es beinhaltet auch einen Abschnitt, der bei 8:40 beginnt und „mit Musik gar nichts mehr zu tun hat“, wie mir meine Frau erklärte. Dieser Abschnitt beginnt mit einem Drumsolo, bei dem Sieb Warner alles rauslässt, was ihm gerade auf der Seele liegt. Und dann kommt bei 10:50 der Part, der dem irgendwie „abgefahrenen Teil“ noch die Krone aufsetzt. War es vorher der Drummer, der die Instrumentierung beherrschte, so ist es jetzt Marinus Gerritsen, der ein Basssolo hinlegt, wie man es kaum vorher gehört hat. Dabei wird ein Ton so lange gehalten, dass es schon einer gewissen „Offenheit für Neues“ bedarf, hierin interessante und tolle Musik zu entdecken. Bei 14:50 ist der Spaß vorbei und wir befinden uns wieder in einem treibenden und erneut absolut genialen Stück Musik. Hier gibt es neben vielen „Jaaaaahs und Da, da, das“ klasse Melodien und dann wieder Gestöhne, was etwas an Pink Floyds „Several Species Of Small Furry Animals Gathered Together In A Cave And Grooving With A Pict“ auf Ummagumma erinnert. Gegen Ende des Stücks schließt sich wieder der Anfangsteil an, um das Lied doch noch zu einem harmonischen Ende zu führen.
Fazit: Diese Version von „Eight Miles High“ ist einfach genial und erhält von mir 14 Punkte. „Song Of A Devil’s Servant” und „Everyday’s torture“ sind ebenfalls richtig gute Nummern, die auch noch im zweistelligen Punktebereich liegen, sodass mir das Album summa summarum elf Punkte wert ist.
Anspieltipps: Die erwähnten Stücke: Eight Miles High, Song Of A Devil’s Servant, Everyday’s torture
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