Freitag, 29. Juli 2022

Ryo Okumoto – The Myth Of The Mostrophus

 



Ryo Okumoto – The Myth Of The Mostrophus


Besetzung:

Ryo Okumoto – keyboards


Gastmusiker:

Ted Leonard – vocals
Alan Morse – electric and acoustic guitars, backing vocals
Nick D’Virgilio – drums and percussion, vocals
Dave Meros – bass guitar, backing vocals
Jonathan Mover – drums
Lyle Workman – guitars
Steve Hackett – guitars
Mike Keneally – guitars
Marc Bonilla – guitars
Doug Wimbish – bass
Michael Sadler – vocals
Randy McStine – vocals
Michael Whiteman – vocals




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Mirror Mirror (9:27)
2. Turning Point (6:53)
3. The Watchmaker (Time On His Side) (6:24)
4. Maximum Velocity (8:10)
5. Chrysalis (7:35)
6. The Myth Of The Mostrophus (22:13)

Gesamtspieldauer: 1:00:44



Ganze zwanzig Jahre ist es jetzt her, seitdem der japanische Rock-Keyboarder Ryo Okumoto, am besten wohl bekannt durch seine Mitgliedschaft bei Spock’s Beard, sein letztes Soloalbum veröffentlicht hat. Da er jedoch nie aufhörte zu komponieren, im November 2020 eine Band namens I Am The Manic Whale in einer Livestream-Veranstaltung hörte und dort sehr vom Sänger und Bassisten Michael Whiteman beeindruckt war, beschloss er ihn zu kontaktieren. Schnell sendete Ryo Okumoto ihm dann sein neues Material zu, welches Michael Whiteman überarbeitete und ergänzte und schon waren die Titel für das neue Soloalbum vorhanden.

Zum Einspielen der neuen Lieder konnte er neben seinen Kollegen von Spock’s Beard weitere namhafte Musiker gewinnen, wie die Besetzungsliste zeigt. Doch um es gleich vorwegzunehmen, auch wenn Michael Whiteman mit am Prozess des Komponierens beteiligt war und sich auch noch andere Musiker mit ihren Interpretationen eingebracht haben, die Musik auf „The Myth Of The Mostrophus“ klingt nach Spock’s Beard – vom ersten bis zum letzten Takt.

Etwas über eine Stunde gibt es auf „The Myth Of The Mostrophus“ modernen progressiven Rock zu hören, der immer wieder neue melodische Wege beschreitet und Wendungen durchläuft. Obwohl dem Keyboard selbstverständlich bei einem Album von Ryo Okumoto eine zentrale Rolle zukommt, tragen auch die Gitarristen und ebenso die unterschiedlichen Sänger viel zum Gesamthörerlebnis dieses Albums bei. „The Myth Of The Mostrophus“ klingt abwechslungsreich und spannend. Ryo Okumoto wollte mit diesem Album seine eigene Version von Spock’s Beard Musik produzieren und das ist ihm auch gelungen. Im Grunde genommen könnte „The Myth Of The Mostrophus“ auch die Diskographie von Spock’s Beard weiterführen.

Fazit: Wer die US-amerikanische Variante des Neo-Prog mag und hier speziell an der Musik von Spock’s Beard Gefallen findet, die oder der wird auch an „The Myth Of The Mostrophus“ von Ryo Okumoto Spaß haben. Zu hören gibt es hier eingängigen und melodiösen, nicht zu vertrackten, dafür rockigen Progressive Rock, der jederzeit zu unterhalten weiß. Die überzeugendsten Lieder befinden sich in der zweiten Hälfte des Albums, doch überzeugt das gesamte Album in seiner Gesamtheit, da man nie das Gefühl bekommt Füllmaterial zu hören. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Chrysalis



Donnerstag, 28. Juli 2022

Krisiun – Mortem Solis

 



Krisiun – Mortem Solis


Besetzung:

Moyses Kolesne – guitars
Alex Camargo – vocals, bass
Max Kolesne – drums




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Death Metal


Trackliste:

1. Sworn Enemies (3:46)
2. Serpent Messiah (4:38)
3. Swords Into Flesh (4:19)
4. Necronomical (4:12)
5. Tomb Of The Nameless (4:28)
6. Dawn Sun Carnage (Intro) (1:33)
7. Temple Of The Abattoir (5:22)
8. War Blood Hammer (4:07)
9. As Angels Burn (3:08)
10. Worm God (4:41)

Gesamtspieldauer: 40:19



Krisiun ist eine brasilianische Death-Metal-Band, die im Jahr 1990 gegründet wurde und inzwischen elf Studioalben veröffentlicht hat. Am 29. Juli 2022 erscheint nun ihre zwölfte Platte mit dem Titel „Mortem Solis“, zu Deutsch „Tod der Sonne“. Das Album erscheint auf dem Plattenlabel Century Media Records.

Nun, während andere Bands auch dieses Genres immer weiter in den Mainstream und damit in die kommerzielle Schiene abdriften, so halten Krisiun den Schild des unverfälschten, kompromisslosen Death Metal weiter hoch. Auf „Mortem Solis“ hört man keine Kompromisse, keine Unverfälschtheiten, man hört hier „nur“ Death Metal pur. Melodien? Völlig überschätzt. Es geht Krisiun um Härte, um Aggressivität und jeder Hauch der Kommerzialität wird im Keim erstickt. Aber war da überhaupt ein Hauch?

Nein, da ist nichts dergleichen. „Mortem Solis ist geradliniger“ (Anm.: als die vorherigen Alben der Band), sagt Kolesne. „Wir haben alles herausgeschnitten, was wir für unnötig hielten, um es so brutal wie möglich zu machen. Ohne Computer oder Click-Tracks - ganz im Sinne des wahren Death Metal. Wir Drei teilen die gleiche Vision von Metal. Wir sind eine Armee von Dreien. Natürlich haben wir uns als Brüder, Menschen und Musiker weiterentwickelt. Wir haben eine Menge Spaß zusammen. Aber dieser Zusammenhalt hat uns den Krisiun-Weg gegeben, den Weg, den wir eingeschlagen haben und weitergehen.“

„Wir sehen eine Szene des Posertums“, sagt Kolesne weiter. „Der Death Metal wird weich. Wir werden nicht zu so etwas werden. Wir wissen, woher wir kommen und was Death Metal für uns bedeutet - es ist alles! Hass und Abscheu haben uns angetrieben. Deshalb ist „Mortem Solis“ entschlackt, die Intensität wurde erhöht, und wir haben es ohne die Krücken der Moderne aufgenommen. Ich denke, man kann hören, dass wir extrem wütend sind. Die Musik und die Stimmung, die sie ausstrahlt, sind absichtlich offensichtlich.“

Textlich wurde Mortem Solis von der Literatur inspiriert und ist von vielen Metaphern durchdrungen. Aber die Botschaft ist unmissverständlich. Alle guten Dinge kommen unweigerlich zu einem Ende, manchmal gewaltsam und unapologetisch. Auch darauf bezieht sich der Titel des Albums.

Fazit: Hart, aggressiv und konsequent. So klingt der Death Metal der brasilianischen Band Krisiun. Kein kommerzielles Anbiedern, keine Kompromisse. Wer also auf unverfälschten Death Metal steht, die oder den wird dieses Album packen. Acht Punkte.

Anspieltipps: Dawn Sun Carnage, Temple Of The Abattoir



Freitag, 22. Juli 2022

Witchery – Nightside

 



Witchery – Nightside


Besetzung:

Angus Norder – vocals
Jensen – rhythm guitars
Rickard Rimfält – rhythm and solo guitars
Victor Brandt – bass guitar
Chris Barkensjö – drums




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Trash Metal


Trackliste:

1. Witching Hour (3:03)
2. Don’t Burn The Witch (3:22)
3. Storm Of The Unborn (4:36)
4. Er steht in Flammen (1:45)
5. Popecrusher (3:08)
6. Left Hand March (4:28)
7. Under The Altar (1:31)
8. Churchburner (2:31)
9. Crucifix And Candle (4:31)
10. A Forest Of Burning Coffins (2:55)
11. Nightside (3:57)

Gesamtspieldauer: 35:51



„Nightside“ heißt das achte Studioalbum der schwedischen Trash Metal Band Witchery. Es erscheint am 22. Juli auf dem Plattenlabel Century Media Records und ist die erste Platte von Witchery, die ein Konzeptalbum darstellt. Es handelt von Hexen und Hexenjägern, von Flüchen und Zaubern und den Abartigkeiten religiöser Brutalität. Dabei durchlebt beziehungsweise durchhört man die Höhen und Tiefen des Schicksals der beteiligten Hauptprotagonisten.

Das Album ist mit einer Laufzeit von etwas über einer halben Stunde nicht allzu lang geraten und kommt bei jedem Lied auch ganz schnell und unmittelbar auf den Punkt. Trash Metal, kompromisslos, aggressiv, laut und hart. Dazu der infernale und halb geschriene, halb gegrowlte Gesang des Angus Norder und fertig ist dieses durchaus auch anstrengende Album, welches einem keine Pause zum Verschnaufen gibt.

Konsequent ist diese Scheibe zu 100% geraten, sodass Fans des Trash Metal Genres auf ihre Kosten kommen werden. Ein paar mehr Auflockerungen in Form von harmonischen Einschüben – die es durchaus, jedoch selten gibt – hätten das Hörerlebnis nicht nur angenehm verlängert, sondern auch aufgelockert. Steht man allerdings auf diese bereits angesprochene Konsequenz, mit all der Härte und dem trashigen Gesamtbild, wird einen „Nightside“ definitiv begeistern. Ist man in diesem Genre nicht ganz so beheimatet, glaubt man Vieles davon bereits gehört zu haben.

Fazit: Trash Metal in reiner Form bekommt man auf „Nightside“ von Witchery zu hören. Freundinnen und Freunde dieses Genres können mit dieser Scheibe definitiv nichts falsch machen. „Nightside“ klingt hart und trashig. Happy Headbanging. Acht Punkte.

Anspieltipps: Left Hand March



Donnerstag, 21. Juli 2022

Oceans Of Slumber – Starlight And Ash

 



Oceans Of Slumber – Starlight And Ash


Besetzung:

Cammie Beverly – vocals
Xan Fernandez – guitar
Jessie Santos – guitar
Mathew Aleman – synthesizers
Semir Ozerkan – bass
Dobber Beverly – drums and piano




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Rock


Trackliste:

1. The Waters Rising (4:23)
2. Hearts Of Stone (3:56)
3. The Lighthouse (3:35)
4. Red Forest Roads (4:08)
5. The Hanging Tree (4:03)
6. Salvation (5:04)
7. Star Altar (5:56)
8. The Spring Of ‘21 (3:20)
9. Just A Day (6:03)
10. House Of The Rising Sun (4:24)
11. The Shipbuilder‘s Son (4:59)

Gesamtspieldauer: 49:54



„Starlight And Ash“ heißt das fünfte offizielle Studioalbum der US-amerikanischen New-Southern-Gothic-Band Oceans Of Slumber. Es erscheint am 22. Juli 2022 auf dem Plattenlabel Century Media Records. War die Basnd früher eher im Progressive Metal beheimatet, so hört man auf „Starlight And Ash“ in den knapp fünfzig Minuten Laufzeit eingängigen und melodischen Rock, der immer wieder auch mal ins Bombastische abdriftet.

Und dies wird dabei von der Band sehr überzeugend umgesetzt. Die Musik von Oceans Of Slumber fängt einen ein und geht jederzeit ins Ohr. Cammie Beverly singt dazu flehend, verzweifelt, euphorisch, verträumt und mitreißend. Kurzweilig und unterhaltend klingt das an jeder Stelle des Albums – und rockig. Allerdings mit Metal hat die Musik auf „Starlight And Ash“ nur noch wenig zu tun. Möchte man das musikalische Genre „Rock“ noch genauer definieren, dann bewegen sich Oceans Of Slumber auf ihrem neuen Album im Bereich des Gothic Rocks. Die Ausnahme bildet hier das wunderschöne Piano-Solo „The Spring Of ‘21“ sowie das orchestral instrumentierte und allseits bekannte „House Of The Rising Sun“.

Die Musik auf „Starlight And Ash“ erklingt dicht und packend und deutlich weniger „hart“, als auf vorherigen Alben der US-Amerikaner. Das Zuhören macht dabei definitiv Spaß und es ist schwer einen Höhepunkt zu benennen, da alle Stücke überzeugen. Da es auch keine Ausfälle auf diesem Album zu beklagen gibt, kann man die Scheibe problemlos in einem durchhören und die Fernbedienung des CD-Players getrost zur Seite legen. Um allerdings doch einen Anspieltipp beziehungsweise Höhepunkt zu benennen, sei an dieser Stelle das sehr abwechslungsreiche und sich steigernde „Just A Day“ erwähnt, welches gleichzeitig auch das längste Stück des Albums darstellt.

Fazit: Sehr eingängigen Gothic Rock bekommt man auf „Starlight And Ash“ von Oceans Of Slumber geboten. Alles klingt melodiös, kratzt oftmals etwas am Bombast und kann dabei jederzeit überzeugen. Ein Album, welches man sicherlich nicht nur einmal auflegt und an dem man auch nach Jahren noch Spaß hat. Lohnt sich. Elf Punkte.

Anspieltipps: Just A Day



Dienstag, 19. Juli 2022

Imperial Triumphant – Spirit Of Ecstasy

 



Imperial Triumphant – Spirit Of Ecstasy


Besetzung:

Zachary Ezrin – vocals, guitar
Steve Blanco – bass
Kenny Grohowski – drums




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Black Metal, Avantgarde Metal


Trackliste:

1. Chump Change (7:49)
2. Metrovertigo (6:10)
3. Tower Of Glory, City Of Shame (7:55)
4. Merkurius Gilded (6:08)
5. Death On A Highway (5:34)
6. In The Pleasure Of Their Company (6:43)
7. Bezumnaya (7:27)
8. Maximalist Scream (6:57)

Gesamtspieldauer: 54:46



Am 22. Juli erscheint das fünfte Studioalbum der Avantgarde Metal Band Imperial Triumphant aus den USA. „Spirit Of Ecstasy“ heißt dieses neueste Werk und wird auf dem Plattenlabel Century Media Records veröffentlicht. Nach dem sehr überzeugenden Vorgängeralbum „Alphaville“, welches in der Zeitschrift Metal Hammer zu einem der zehn besten Metal-Alben des Jahres 2020 gekürt wurde, durfte man gespannt sein, welchen musikalischen Weg die New Yorker Band weiter beschreiten würde.

Hart, kompromisslos, experimentell und an manchen Stellen auch jazzig klingen Imperial Triumphant auf „Spirit Of Ecstasy“. Es ist genau diese Verbindung von Metal, jazzigen Einflüssen, orchestralen Passagen, einem Hauch Weltmusik verbunden mit Sphäre und harten Riffs, die „Spirit Of Ecstasy“ nicht nur zu einer sehr komplexen Scheibe werden lassen, sondern auch zu einer Platte, die alles andere als alltäglich und nach Mainstream klingt. Hochgeschwindigkeitspassagen wechseln sich da ab mit absolut vertrackten Abschnitten, leicht sphärische Stellen mit experimentellen Klanggebilden. All dies lässt einem beim Hören kaum Zeit zum Luftholen. Entspannt klingt da nichts, aggressiv und unnachgiebig alles.

Wenn „gesungen“ wird, dann zu allermeist in Form des Growlens. Melodien im herkömmlichen Sinne sucht man auf „Spirit Of Ecstasy“ vergeblich. Und wenn es diese doch mal zu hören gibt, klingen sie leicht schräg und ein wenig verquer. Langweile kommt da nie auf, da es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Selbstverständlich ist das keine Musik für Harmoniesüchtige, die für eine schöne Melodie alles geben würden. Steht man allerdings auf diese Ausprägung des Metal und der Musik allgemein, wird man mit „Spirit Of Ecstasy“ reich beschenkt.

Fazit: Hart, kompromisslos, komplex, vertrackt und experimentell, so klingen Imperial Triumphant auf „Spirit Of Ecstasy“. Nichts für musikalische Schöngeister, viel für alle, die das Besondere, das Außergewöhnliche in der Musik suchen. Für all jene also, denen es nie zu kompliziert, zu komplex oder zu hart klingen kann. Zehn Punkte.

Anspieltipps: In The Pleasure Of Their Company



Montag, 18. Juli 2022

Mikael Åkerfeldt – Clark

 







Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Divers


Trackliste:

1. Libertine Theme (1:55)
2. Tango Bizarre (1:48)
3. Druglord Panic (2:33)
4. Rockefellers (2:36)
5. Vintage Modern (3:34)
6. Wish You Were There (2:51)
7. The Weak Heart (2:12)
8. Happiness (2:22)
9. Ode To Confusion In A Minor (2:57)
10. La Shay‘ Jadid Taht Alshams (2:19)
11. The Real Me (1:37)
12. Here‘s That Sunny Day (3:00)
13. Perfect Horizon (1:57)
14. Sea Slumber (2:37)
15. Then (1:47)
16. The Hunted Are In The Clear (2:07)
17. Northern Hemispheres (1:18)
18. Ordinary Folks (2:57)
19. Distant Spring (1:57)
20. Funky Chicken (2:16)
21. Code To The Vault (1:55)
22. Two Mermaids (1:05)
23. Rags To Riches (1:31)
24. Sunrise (2:14)
25. Red & White (1:50)
26. Headfirst Into The Storm (2:42)
27. Ballad Of The Libertine In G Minor (3:55)
28. Lost In San Marino (2:16)
29. Rhodes Rat (2:15)
30. Mandag I Stockholm (2:08)
31. Mother Of One (3:18)
32. Vielleicht Später (1:49)
33. Battle For Love (2:09)
34. Night Life (2:19)

Gesamtspieldauer: 1:18:20



Mikael Åkerfeldt kennt man natürlich vor allem als Sänger und Gitarrist der schwedischen Band Opeth. Auch bei Katatonia hat er Spuren hinterlassen, ebenso bei der Band Bloodbath. Mit dem Soundtrack zur Netflix-Serie „Clark“ veröffentlicht der Schwede nun sein erstes Soloprojekt.

In einem Interview verweist Mikael Åkerfeldt darauf, wie viel Spaß es gemacht habe, die Musik zu dieser Netflix-Serie zu schreiben, durfte er sich doch kompositorisch praktisch uneingeschränkt ausleben. Nicht verwunderlich also, dass die 34 Lieder sehr viele musikalische Genres beinhalten. Pop, Rock, Funk, Jazz, einen Tango, orchestrale Musik und auch mal sphärische Ausflüge. „Musikalisch macht das nicht wirklich Sinn…“, so Mikael Åkerfeldt. Aber es geht in diesem Fall auch um die Vertonung einer ganzen Serie. Mit verschiedenen Szenen und verschiedenen Stimmungen.

Festzuhalten bleibt auf jeden Fall, dass das Gehörte gut und vor allen Dingen auch abwechslungsreich klingt. Es wird sogar mal gesungen. Trotzdem bleibt dieses Album eher etwas für den Hintergrund, etwas für alle, die die Serie lieben und natürlich etwas für alle Mikael Åkerfeldt-Fans, die alles von „ihrem“ Musiker kennen und besitzen möchten.

Fazit: Wer Mikael Åkerfeldt mal anders kennenlernen möchte und durchaus entspannte Musik zu schätzen weiß, die oder der sollte hier mal ein Ohr riskieren. Die Lieder klingen eingängig und durchaus gelungen. Es ist allerdings ein Soundtrack. Das bedeutet auch, wenn man denkt, das Lied startet nun richtig durch, ist es meist schon wieder vorbei. Für Fans der Serie und des Musikers trotzdem interessant. Neun Punkte.

Anspieltipps: Mother Of One



Donnerstag, 14. Juli 2022

And You Will Know Us By The Trail Of Dead – XI: Bleed Here Now

 





Besetzung:

Conrad Keely – vocals, guitars, keyboards, piano, programming
Jason Reece – vocals, drums, guitars
Alec Padron – bass, percussion, drums
Ben Redman – guitar, drums, and percussion
A.J. Vincent – vocals, keyboards, percussion
John Dowey – guitars, additional vocals


Gastmusiker:

Britt Daniel – vocals
Amanda Palmer – vocals
Tosca String Quartet – strings




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Alternative Rock, Progressive Rock


Trackliste:

1. Our Epic Attempts (2:49)
2. Long Distance Hell (1:27)
3. Field Song (4:32)
4. Penny Candle (3:27)
5. No Confidence (5:15)
6. String Theme (0:38)
7. Kill Everyone (1:22)
8. Growing Divide (3:23)
9. Pigments (0:52)
10. Golden Sail (5:31)
11. A Life Less Melancholy (1:50)
12. Taken By The Hand (11:12)
13. Contra Mundum (5:16)
14. Darkness Into Light (1:29)
15. Water Tower (5:06)
16. Sounds Of Horror (0:57)
17. Protest Streets (6:09)
18. The Widening Gyre (1:18)
19. Millennium Actress (4:23)
20. Salt In Your Eyes (2:28)
21. English Magic (2:57)
22. Calm As The Valley (2:23)

Gesamtspieldauer: 1:14:54



Zu Beginn kurz ein paar Anmerkungen von Conrad Keely, die er zur Entstehung von „XI: Bleed Here Now“ erzählt: „Erst als der anfängliche Schock und das Entsetzen über ein Jahr voller pandemiebedingter Absagen überwunden war - und wir die Tatsache verarbeitet hatten, dass die Band absolut nichts zu tun hatte - wachte ich eines Tages mit einem plötzlichen, überwältigenden Gefühl von Frieden, Gelassenheit und Zentriertheit auf. Es dauerte einige glückselige Monate, in denen wir in den Hügeln um Austin wanderten, mit den Hunden spazieren gingen, zu Hause kochten und Bücher lasen (tatsächlich wieder Bücher lasen!), bis ich anfing zu denken, hmmmm... vielleicht sollten wir ein neues Album aufnehmen. Ich meine, warum nicht, oder? Zu dieser Zeit kamen einige wirklich großartige Musikdokumentationen heraus, die in mir das Gefühl weckten, das oft nostalgisierte (das ist übrigens kein richtiges Wort) Goldene Zeitalter der Rockmusik wieder aufleben zu lassen. Sie wissen schon: Damals, bevor Autotune (aus irgendeinem Grund mit deutschem Akzent ausgesprochen), bevor Pro Tools, bevor diese lähmenden, betäubenden Komprimierungsgrade die Sounddateien wie perfekte Legosteine aussehen ließen, anstatt wie steigende und fallende Gezeiten der atmosphärischen Entwicklung.“ Und aus diesem Ansatz heraus wurde das elfte Studioalbum der texanischen Band mit dem Titel „XI: Bleed Here Now“ im quadrophonischen Surround-Sound eingespielt. Und ich nehme es vorweg, das lohnt wirklich gehört zu werden.

Am Besten man setzt die Kopfhörer auf und lässt sich auf diese musikalische Reise ein, ganz entspannt auf dem Sofa oder sonstigen Lieblingsplätzen. Und ich komme bereits bei den ersten Takten nicht umhin „XI: Bleed Here Now“ mit einem früheren Werk der US-Amerikaner zu vergleichen. Ich besitze alle Alben von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead, wobei meine Lieblingsplatte ihr im Jahr 2005 erschienenes Album „Worlds Apart“ ist. Und genau zu dieser Platte kommen zwangsläufig Erinnerungen auf. Beginnt „Worlds Apart“ mit dem orchestral eingespielten Titel „Ode To Isis“, an dessen Ende der Bandname von einer Frauenstimme eingesprochen wird, so hört man auf „XI: Bleed Here Now“ den übersetzten Bandnamen in vielen verschiedenen Sprachen eingesprochen. Die Musik wächst an, wird ebenfalls orchestral und beim Übergang zum zweiten Titel wird erneut der Bandname eingesprochen – dieses Mal jedoch von einer männlichen Stimme.

Und damit wären wir bei der Musik auf „XI: Bleed Here Now“. Diese spielt sich im Bereich des Alternative Rocks, des Hard Rocks und auch des Progressive Rocks ab. Mitunter fast schon folkige Abschnitte wechseln sich mit rockigen Passagen ab, um dann in deutlich progressivere Phasen zu münden. All diesen musikalischen Ausflügen ist dabei gemein, dass man sie zum einen sehr schnell als Musik von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead erkennt. Enttäuscht wird der Fan diesbezüglich schon mal nicht. Der mehrstimmige Gesang, die Dramaturgie in den Liedern selbst, das klingt eindeutig nach den Texanern. Zum anderen schafft es die Band einmal mehr wunderschöne Melodien zu kreieren, die ziemlich schnell ins Ohr gehen. Und mit jedem weiteren Durchlauf klingt das alles noch viel vertrauter, wunderschön vertraut und macht einfach Spaß gehört zu werden.

Dabei erklingt auf deutlich über einer Stunde Spielzeit auch jede Menge Abwechslung. Es sind nicht nur die musikalischen Genres, die auf „XI: Bleed Here Now“ variiert werden. Es sind auch die Stimmungen, die sich ändern, ineinander übergehen und sich schließlich zu neuen Atmosphären verbinden. Da klingt es mal sphärischer, dann wieder sanft und melodiös, schließlich getrieben und rockig. Alles perfekt aufeinander abgestimmt. Doch dies sind nicht die einzigen Zutaten, die das elfte Studioalbum der Band so überaus abwechslungsreich werden lassen. Wir hören auf „XI: Bleed Here Now“ zwei Freunde der Band beim Gesang, die ihre Sache ebenfalls sehr gut machen. Schließlich ist es zu guter Letzt auch die Instrumentierung, die dazu beiträgt, dass auf diesem Album niemals Langeweile aufkommt, niemals Langeweile aufkommen kann. Dieses Wechseln zwischen orchestralen und den typischen Rock-Instrumenten hat einfach was und erinnert ebenfalls einmal mehr an das bereits erwähnte Album „Worlds Apart“.

Und so hörte ich „XI: Bleed Here Now“ das erste Mal durch und musste es sofort wieder auflegen. Meist lasse ich Musik nach dem ersten Hören zunächst mal etwas sacken, um es mir später nochmals anzuhören. Das war bei diesem Album definitiv anders, denn „XI: Bleed Here Now“ begeisterte mich sofort so sehr, sodass ich es einfach sofort nochmals hören wollte. Dabei ist es übrigens keineswegs der Fall, dass diese Platte einen Aufguss des siebzehn Jahre zuvor veröffentlichten „Worlds Apart“ darstellt. Auch wenn die Musik Erinnerungen diesbezüglich aufkommen lässt, so klingt das elfte Album von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead jederzeit eigenständig. Irgendwie ist es eine Reminiszenz an dieses Album, jedoch ganz gewiss kein Klon. Da fällt mir ein, dass ich diesen Vergleich noch nirgendwo gelesen habe, von daher kann dieser Vergleich auch nur mein ganz persönlicher Eindruck sein.

Und ganz zum Schluss noch ein paar abschließende Worte zum Sound. Der ist hervorragend. Das Hören des Albums auf guten Kopfhörern lohnt definitiv. Aus allen Ecken scheinen die Stimmen und Instrumente zu kommen. Surround Sound eben, der auch im Jahr 2022 funktioniert.

Fazit: Wer die Musik von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead mag wird auch ihr elftes Album „XI: Bleed Here Now“ mögen. Das Album klingt abwechslungsreich, melodiös und immer wieder mitreißend. Mich persönlich erinnert es etwas an „Worlds Apart“ ohne, dass die Band sich hier selbst kopieren würde. Somit bleibt schlussendlich festzustellen, dass „XI: Bleed Here Now“ ein klasse Album geworden ist, welches sich für alle lohnt, die auf abwechslungsreichen, spannenden und melodiösen Rock stehen. Für …And You Will Know Us By The Trail Of Dead-Fans definitiv sowieso. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Taken By The Hand, Millenium Actress



Freitag, 8. Juli 2022

Neil Young – Toast

 



Neil Young – Toast


Besetzung:

Neil Young – vocals, guitars, piano


Gastmusiker:

Ralph Molina – drums, percussion, vocals
Billy Talbot – bass, vocals
Poncho Sampredo – guitars, vocals
Tom Bray – trumpet
Astrid Young – vocals
Pegi Young – vocals




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Rock, Blues


Trackliste:

1. Quit (5:24)
2. Standing In The Light Of Love (4:20)
3. Goin’ Home (7:53)
4. Timberline (4:11)
5. Gateway Of Love (10:11)
6. How Ya Doin’? (7:00)
7. Boom Boom Boom (13:07)

Gesamtspieldauer: 52:06



Ich muss zugeben, der inzwischen 76-jährige Neil Young überrascht mich immer wieder. Nachdem er „Homegrown“ am 19. Juni 2020 veröffentlichte, ein Album was bereits zwischen dem 16. Juni 1974 und dem 21. Januar 1975 eingespielt worden war, folgt nun eine Platte, die bereits 2001 aufgenommen wurde. Und in einem Interview sagt der gebürtige Kanadier dazu: „Wie kein anderes Album war „Toast“ so traurig, dass ich es nicht herausbringen konnte. Ich habe es einfach übersprungen und ein weiteres Album gemacht. Ich konnte damals nicht damit umgehen.“ Das nachfolgende Album heißt übrigens „Are You Passionate?“, auf dem man zum ersten Mal soulige bis funkige Musik von Neil Young hört. Dazu später auch noch mehr, da dieses Album für die Musik auf „Toast“ durchaus von Bedeutung ist.

„Toast“ ist nach einem Studio in San Francisco benannt, in dem die Platte aufgenommen wurde. Das Album handelt inhaltlich laut Neil Young von Beziehungen, „die schlecht laufen, der Zeit, lange vor der Trennung, in der es einem der Menschen, vielleicht beiden, dämmert, dass es vorbei ist.“, so Neil Young. Kurz vor der Veröffentlichung von „Toast“ steckte der Musiker ebenfalls in einer Beziehungskrise mit seiner damaligen Frau Peg – und diese Gefühle sind selbstverständlich in die sieben Lieder dieses Albums mit eingeflossen.

Doch jetzt zur Musik auf „Toast“. Auf diesem Album hört man all das, was diesen Musiker ausmacht. Es ist dieses Gespür des Neil Young für die packende und eingängige Melodie in Verbindung zu einem gewissen Groove und diesem besonderen Gesang. Diese Zutaten lassen die Musik des Neil Young ziemlich unverwechselbar werden und man erkennt sie bereits nach wenigen Takten. So verhält es sich eben auch auf „Toast“.

„Toast“ klingt gut und ist gut. Wer Neil Young mag, wird auch dieses Album mögen. Vielleicht sogar lieben. Und klingt es zu düster? Finde ich weniger. Neben durchaus etwas getrageneren Stücken wie dem Opener „Quit“ finden sich auf dem Album auch einige „Rocker“ wie zum Beispiel gleich das zweite Lied „Standing In The Light Of Love“, die unweigerlich zum Mitwippen animieren. Somit bezieht sich dieses „traurig“, welches Neil Young dazu bewegte das Album erst 21 Jahre nach der Produktion zu veröffentlichen, eher auf die Texte, die die oben bereits erwähnten Beziehungsprobleme thematisieren. Von der musikalischen Grundstimmung her klingt demnach „Toast“ gar nicht so düster.

Nicht alles ist allerdings ganz neu auf „Toast“. Hier eine entsprechende Auflistung der Titel: „Standing In The Light“, „Timberline“ sowie „Gateway Of Love“ waren noch nie auf einem Studioalbum vertreten, wurden zum Teil allerdings bereits live gespielt. Die restlichen vier Lieder entstammen dem oben erwähnten Nachfolgealbum „Are You Passionate?“. Alle Lieder liegen auf „Toast“ jedoch in anderen Versionen vor. „Quit“ und „Goin‘ Home“ haben dabei auf beiden Alben dieselben Titel. Das Lied „Boom, Boom, Boom“ ist eine längere und strukturell veränderte Version von „She’s A Healer“ und „How Ya Doin’” war ebenfalls schon in veränderter Form auf „Are You Passionate?“ als „Mr. Disappointment“ zu hören. Kein Wunder, dass die Lieder auf „Toast“ anders klingen, war doch die Begleitband des Neil Young auf „Are You Passionate?“ die R&B und Funk Band Booker T. & The M.G.‘s. Lediglich das rockige „Goin‘ Home“ wurde dann auch auf „Are You Passionate?“ von Crazy Horse eingespielt. Somit hält man mit „Toast“ durchaus ein neues Neil Young Album in Händen, denn die vier bereits veröffentlichten Lieder klingen in ihren ursprünglichen Versionen, wie sie jetzt auf „Toast“ zu hören sind, deutlich anders.

Fazit: „Toast“ ist ein weiteres „verschollenes“ Album des Neil Young, welches nun endlich das Licht der Welt erblickt. Die Veröffentlichung lohnt sich wie ich finde. Es gibt darauf neue Stücke zu hören und vier Lieder, die im ursprünglich nachfolgenden Album in ganz anderer Form veröffentlicht worden sind. Von daher werden sich Neil Young Fans sicher freuen, denn die Musik des Kanadiers macht auch auf diesem Album Spaß. Elf Punkte.

Anspieltipps: Timberline



Donnerstag, 7. Juli 2022

Al Stewart – Last Days Of The Century

 



Al Stewart – Last Days Of The Century


Besetzung:

Al Stewart – vocals, guitar


Gastmusiker:

Peter White – accordion, acoustic guitar, electric guitar, keyboards
Tim Renwick – electric guitar
Steve Farris – electric guitar
Steve Recker – acoustic guitar, electric guitar
Tim Landers – bass
Vinnie Colaiuta – drums
Steve Chapman – drums on "Helen And Cassandra", percussion
Dave Camp – flute, saxophones
Phil Kenzie – saxophones
Lee R. Thornburg – trumpet
Robin Lamble – background vocals
Tori Amos – background vocals on "Last Days Of The Century" and "Red Toupée"
Carroll Sue Hill – background vocals


Label: Parlophone


Erscheinungsjahr: 1988


Stil: Pop, Rock


Trackliste:

1. Prelude (1:11)
2. Last Days Of The Century (6:08)
3. Real And Unreal (3:35)
4. King Of Portugal (4:25)
5. Red Toupée (3:39)
6. Where Are They Now (5:57)
7. Bad Reputation (4:58)
8. Josephine Baker (4:13)
9. License To Steal (3:55)
10. Fields Of France (2:54)
11. Antarctica (4:05)
12. Ghostly Horses Of The Plain (2:28)

Gesamtspieldauer: 47:32



„Last Days Of The Century“ nannte der schottische Musiker Al Stewart sein bereits elftes Studioalbum. „Last Days Of The Century“ erschien am 24. August 1988 ursprünglich auf dem Plattenlabel Enigma und wurde später auf Parlophone wiederveröffentlicht. Interessant ist dabei in den Liner Notes zu lesen, dass Tori Amos bei den Liedern „Last Days Of The Century“ und „Red Toupée“ im Hintergrundgesang zu hören ist. Man sollte diesbezüglich die Lieder auch laut hören. Trotzdem erkennt man Tori Amos kaum.

Al Stewart klang immer dann gut, wenn er sich im Bereich des Folk bewegte, in dem er zu Beginn seiner Karriere auch sehr verwurzelt war. Im Laufe der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts sprang der Musiker dann (wie viele andere Bands, Musikerinnen und Musiker) auf den „Elektro-Zug“ auf. Die Musik wurde einerseits poppiger und andererseits sehr viel mehr vom Synthesizer dominiert.

Sehr schön kann man das auch auf „Last Days Of The Century“ hören. Hier gibt es poppige Stücke zu hören und solche, die dann doch zumindest etwas mehr im ursprünglichen Genre des Al Stewart verwurzelt sind. Selbst bei diesen hört man zwar eine poppige Attitude heraus, was häufig am Schlagzeug oder Keyboard und dessen Rhythmusmöglichkeiten liegt. Trotzdem macht es hier noch etwas mehr Spaß zuzuhören. Von daher wäre mein Höhepunkt des Albums auch das Lied „Where Are They Now“.

Möchte man Al Stewart mit reinem Folk hören, so muss man bis zum letzten Lied, der Instrumentalnummer „Ghostly Horses Of The Plain“ warten. Doch die Ansätze dazu gibt es immer wieder, wenn sie dann auch durch poppige Anwandlungen leider etwas „zerstört“ werden.

Fazit: Al Stewart war immer dann gut, wenn er zu seiner Gitarre griff, schöne Melodien erfand und dazu mit seiner sanften Stimme sang. English Folk. In diesem Fall sogar Scottish Folk. Der ganze Pop überzeugt nicht mehr. Somit hört man auf „Last Days Of The Century“ noch ein paar schöne Ansätze, doch restlos überzeugen kann das Album längst nicht mehr. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Where Are They Now, Ghostly Horses Of The Plain



Sonntag, 3. Juli 2022

The Incredible String Band – The Hangman‘s Beautiful Daughter

 



The Incredible String Band – The Hangman‘s Beautiful Daughter


Besetzung:

Robin Williamson – vocals, guitar, gimbri, penny whistle, percussion, pan pipe, piano, oud, mandolin, jaw harp, chahanai, water harp, harmonica
Mike Heron – vocals, sitar, hammond organ, guitar, hammered dulcimer, harpsichord


Gastmusiker:

Dolly Collins – flute organ, piano
David Snell – harp
Licorice McKechnie – vocals, finger cymbals
Richard Thompson – vocals on “The Minotaur’s Song”
Judy Dyble – vocals on “The Minotaur’s Song”


Label: Elektra


Erscheinungsjahr: 1968


Stil: Psychedelic Folk


Trackliste:

1. Koeeoaddi There (4:48)
2. The Minotaur's Song (3:20)
3. Witches Hat (2:34)
4. A Very Cellular Song (13:03)
5. Mercy I Cry City (2:46)
6. Waltz Of The New Moon (5:07)
7. The Water Song (2:52)
8. Three Is A Green Crown (7:44)
9. Swift As The Wind (4:51)
10. Nightfall (2:30)

Gesamtspieldauer: 49:40



„The Hangman‘s Beautiful Daughter“ heißt das dritte Album der schottischen Psychedelic Folk Band The Incredible String Band. Das Album wurde ursprünglich im März 1968 auf dem Plattenlabel Elektra Records veröffentlicht. „The Hangman‘s Beautiful Daughter“ wurde zum erfolgreichsten Album der Band. Es erreichte Platz 5 der britischen Albumcharts und Platz 161 der US-Billboard 200 in den USA und ist damit das meistverkaufte Album der Incredible String Band in beiden Ländern.

Robin Williamson und Mike Heron scheinen sich einmal mehr auch auf diesem dritten Album einfach auszuprobieren. Das klingt gerade zu Beginn des Albums auch ganz überzeugend, entwickelt sich im weiteren Verlauf allerdings in wahrlich gewöhnungsbedürftige musikalische Gefilde. Natürlich loten die beiden Musiker Robin Williamson und Mike Heron auf diesem Album erneut Grenzen aus, hören sich mitunter dabei phasenweise durchaus experimentell an. Warum man dazu jedoch so falsch singen muss, das erschließt sich einem heute kaum noch.

Doch genau das ist es, was dieses Album zu einer manchmal schwereren Kost werden lässt. Klingt der Gesang zu Beginn des Albums noch einigermaßen tonal, so ändert sich dies im weiteren Verlauf der Platte und zerrt mitunter an den Nerven der Zuhörerin und des Zuhörers. Einzelne Lieder, die durchaus hörenswert klingen, kann man immer wieder anhören. Doch das gesamte Werk in einem Zug durchzuhören bereitet immer wieder Probleme.

Die Lieder „Koeeoaddi There“, „Witches Hat“ sowie „A Very Cellular Song“ lohnen dabei und sind eingängige Nummern mit nur leichten atonalen Anspielungen. In diesen drei Titeln hört man Psychedelic Folk, der auch unterhält und dabei sogar spannend klingt. Bei den anderen Nummern des Albums ist das mal mehr oder sehr viel weniger der Fall.

Fazit: Die Musik der Incredible String Band macht es den Hörerinnen und Hörern nicht immer ganz leicht. Auch auf „The Hangman‘s Beautiful Daughter“ gibt es gelungene und hörenswerte Lieder und solche, bei denen man sich verwundert das Ohr tätschelt: „Höre ich das falsch oder singen die wirklich falsch?“ Sie singen falsch. Kann man mögen, muss man aber nicht. Doch die Höhepunkte lohnen trotzdem. Acht Punkte.

Anspieltipps: Koeeoaddi There, Witches Hat, A Very Cellular Song



Freitag, 1. Juli 2022

Klaus Schulze – Deus Arrakis




Klaus Schulze – Deus Arrakis


Besetzung:

Klaus Schulze – synthesizers


Gastmusiker:

Wolfgang Tiepold – cello
Eva-Maria Kagermann – voice noises




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Elektronische Musik


Trackliste:

1. Osiris (Part 1-4) (18:28)
2. Seth (Part 1-7) (31:47)
3. Der Hauch des Lebens (Part 1-5) (27:08)

Gesamtspieldauer: 77:23



Leider ist Klaus Schulze am 26. April dieses Jahres verstorben. Seit 1981 begleitet mich dieser elektronische Soundtüftler, als ich ihn auf meinem ersten selbstbezahlten Konzert in Nürnberg sah. Knapp zehn Mark Eintritt kostete damals die Karte, krass viel Geld für mich damals, doch ein Kumpel, der mich mitschleppte meinte, es würde sich lohnen. Klaus Schulze spielte dort vor dem Altar, eingerahmt von Synthesizer-Bergen. Ich hatte keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde, stellte nur fest, dass wir die Jüngsten in dieser Kirche waren. Das, was ich dann hörte, überraschte mich unglaublich und beamte mich damals in völlig fremde Sphären. Ich verließ die Kirche in diesem Herbst 1981 sehr beeindruckt und Klaus Schulze sollte von nun an mit seiner Musik mein Leben begleiten. Mal mehr, mal weniger, doch war er nie ganz verschwunden.

„Deus Arrakis“ ist nun sein letztes und 48. Werk, welches unter seinem Namen erscheint, rechnet man die offiziellen Studioalben, Soundtracks und Live-Alben zusammen. Veröffentlicht wurden allerdings mehr als 100 Werke, zählt man auch Box-Sets oder Alben mit, an denen der zweite Schlagzeuger von Tangerine Dream „nur“ beteiligt war. Inspiriert durch die Neuverfilmung des Film-Klassikers „Dune“ schrieb Kaus Schulze die Musik zu „Deus Arrakis“ und wollte damit dem Autor des Romans „Dune“, Frank Herbert, ein kleines Denkmal setzen.

Auf „Deus Arrakis“ hört man alles, was die Musik von Klaus Schulze schon immer ausgemacht hat. Sphärische Passagen, die sich kaum zu bewegen scheinen, Sequenzer-Abschnitte, die in die Beine fließen und einen automatisch mitwippen lassen. Überlagerte Klangteppiche, die sich entwickeln, ergänzen, ablösen und ineinander übergehen. Dazu jede Menge Atmosphäre. Auf „Deus Arrakis“ erklingt Musik, die für den Moment, in dem sie gehört wird, gemacht wurde und in dem sie wirkt. Keine Chance hier etwas unter der Dusche nachzupfeifen. Es ist der Augenblick, der in der Musik des Klaus Schulze zählt – und dieser kann sich so unglaublich intensiv anhören und anfühlen. Kann man mit dieser Art der Musik etwas anfangen, so überreicht einem Klaus Schulze zum Abschied nochmals ein wunderschönes Geschenk.

„Osiris“, „Seth“ und „Der Hauch des Lebens“ heißen die drei Titel des Albums. Ich bin nicht esoterisch veranlagt und habe auch keine Ahnung was Klaus Schulze dazu bewegte, nach zwei ägyptischen Götternamen dem dritten Lied diese „Überschrift“ zu geben. Doch irgendwie kommt man nicht drum herum, dem Ganzen etwas beizumessen, da es eben das letzte Lied der letzten Platte des Klaus Schulze ist, die er zu Lebzeiten fertigstellte. Das Lied beginnt minimalistisch und traurig, um dann im mittleren Abschnitt etwas an Fahrt zu gewinnen. Doch das währt nur kurz, die Musik fällt zurück in lange, ausgedehnte und sphärische Passagen. Dann, ganz zum Schluss, wirkt alles nochmals freundlicher und lebendiger, durch entsprechende Sequenzer-Passagen unterstrichen, bis alles schließlich völlig frei und atmosphärisch ausklingt, so als ob der Hauch des Lebens ausgehaucht wäre.

Fazit: Einen wahrlich hörenswerten letzten Höhepunkt hat Klaus Schulze mit seinem letzten Album „Deus Arrakis“ nochmals veröffentlicht. Alle Zutaten einer gelungenen Klaus-Schulze-Platte enthält dieses Album. Wer also auf sphärische, elektronische Musik steht, wird sicherlich Gefallen an dem Gehörten finden. Dazu kommt noch, dass es eben die letzte Platte des Klaus Schulze ist. Und das ist sehr, sehr schade… Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Alle drei Lieder