Am 31. Oktober 2024 erschien die EP „Last To Run“, es ist bereits die zweite Veröffentlichung von The Pineapple Thief im Jahr 2024. Nach dem großen Erfolg von „It Leads To This“ wollte man wohl passend zur beginnenden US-Tournee gleich noch mal ein paar Titel nachlegen. Die fünf Lieder EP sind auch während der Aufnahmesessions zu „It Leads To This“ entstanden, hatten es dann allerdings doch nicht auf die Platte geschafft.
Bruce Soord sagt über „Last To Run“, dass die einzelnen Stücke schließlich später noch weiterentwickelt wurden und somit ganz neue Facetten aufwiesen, die es dann doch noch lohnenswert machten, sie zu veröffentlichen.
Nun, „Last To Run“ klingt definitiv nach Pineapple Thief und Freunde der Band dürfte diese EP sicherlich auch zusagen – auch wenn sich darauf kein „Überlied“ befindet. Doch die Nummern klingen rockig, gehen gut ins Ohr und ergänzen das vorherige Album ein wenig. Muss man diese EP besitzen? Das ist natürlich wie immer eine Frage des Geschmacks, und ob man wirklich alles von „seiner“ Lieblingsband besitzen möchte. Essentiell im musikalischen Kosmos von The Pineapple Thief ist „Last To Run“ allerdings nicht.
Fazit: Eine schöne Ergänzung zum vorherigen Album „It Leads To This“. Nicht mehr und nicht weniger. Acht Punkte.
Rund um die Veröffentlichung ihres 2002er Werkes „It’s A Love Cult“ hatten die drei norwegischen Musiker noch etwas Material, welches ihrer Meinung nach wohl nicht auf das reguläre Album passte. Kurzerhand wurde im selben Jahr auch noch eine EP mit dem Titel „Serpentine“ veröffentlicht.
„Serpentine“ ist nicht nur der Titel der EP und auch gleich das erste Lied auf dieser Veröffentlichung, sondern dieses Lied befindet sich auch auf dem Album „It’s A Love Cult“ selbst. Überraschenderweise dort sogar in einer knapp zwei Minuten längeren Version. Musikalisch ist das Stück ansonsten identisch, es fehlen auf der EP allerdings der Mittelteil und das Ende. Nun, das ist sicherlich noch kein Grund zum Kauf der EP und auch kein Grund gesondert eine EP zu veröffentlichen.
Trotzdem lohnt diese kurze Scheibe, wenn man mal eine ganz andere Seite der Norweger hören möchte. Auf den ersten vier Titeln klingen Motorpsycho oftmals ruhiger, auch poppiger als auf anderen Veröffentlichungen des ersten Jahrzehnts in den 2000ern. Somit passt das Stück „Serpentine“ stilistisch sehr gut zu den nächsten drei Liedern. An einigen Stellen fühlt man sich sogar fast etwas an die Beatles erinnert. Erst im letzten Titel „Fade To Gray“ klingt es dann doch etwas rockiger und ab der Mitte dieses Titels gleitet die Musik schließlich in ein langes, vibrierendes Solo, welches einen kraftvoll – und für die EP ansonsten ganz untypisch – rockig aus der EP geleitet.
Fazit: Die EP „Serpentine“ ist sicherlich eher etwas für Leute, die alles von „ihrer“ Band besitzen wollen, Komplettisten soll es ja auch geben. Insgesamt ist „Serpentine“ eine kurze, überwiegend sehr eingängige Reise durch etwas andere Musik von Motorpsycho. Neun Punkte.
Anspieltipps: Little Ricky Massenburg, Fade To Gray
Jonathan Schenke – synthesizer, piano, rhodes, samples, snaps
Cameron Kapoor – electric guitar
William Logan – drums, percussion, additional piano
Kevin Copeland – electric bass
Oli Deakin – electric guitar, keyboards
Mauro Refosco – percussion
Kristina Moore – background vocals
Label: selfrelease
Erscheinungsjahr: 2025
Stil: Independent Rock
Trackliste:
1. Savage Thunder (3:44)
2. Lead On Desire (3:01)
3. Sister Wave (2:55)
4. Midnight Shakes The Memory (3:36)
5. That Was Me (2:56)
6. Sanctuary (3:09)
7. Heaven (6:22)
8. Black Masses (3:22)
9. Nothing Lies Beyond (2:59)
10. Hollow Eyes (3:29)
11. Sea Of Tears (4:29)
Gesamtspieldauer: 40:07
Manches Mal hat man sehr viel Glück und entdeckt etwas Neues in der Musik, eine Musikerin, einen Musiker, eine Band, die man noch nicht kannte und die oder der einen schon nach den ersten Takten des Hörens mitreißt. Adam Lytle ist solch ein Musiker, von dem ich gestehen muss noch nie gehört zu haben. Ein Fehler, denn der ehemalige Frontmann von Quicksilver Daydream und Wild Leaves ist inzwischen auf Solopfaden unterwegs und hat mit „Altars“ ein Album veröffentlicht, das einen packt und begeistert und welches unbedingt gehört gehört.
Auf „Altars“ erklingt wunderbar eingängige, rockende, sanfte und vor allen Dingen auch sehr abwechslungsreiche Musik welche mich atmosphärisch ein wenig an Mark Lanegans Platte „Straight Songs Of Sorrow“ erinnert. Auch auf „Altars“ schwebt über allem eine gewisse Schwere bis Melancholie, die perfekt jene Geschichten transportiert, die Adam Lytle in seinen Liedern erzählt. Er selbst sagt dazu:
„Ich bin daran interessiert, ein breites Spektrum menschlicher Emotionen in meinen Liedern auszudrücken. Es gibt eine Dualität von Licht und Dunkelheit in allem. Ich glaube, es liegt in der Verantwortung des Künstlers, beide Seiten zu erforschen, auch wenn es manchmal unangenehm ist.“
Nun, „unangenehm“ klingt da musikalisch sicherlich nichts – außer man steht nicht so sehr auf Emotionen. Denn auf „Altars“ hört man vierzig Minuten Musik, verteilt auf elf Lieder, die ohne Ausnahme ins Ohr gehen und einen auch emotional packen. Die Texte handeln von unterschiedlichsten Geschehnissen, die Adam Lytle aufgreift und zu packenden Geschichten verarbeitet, welche zum Nachdenken anregen und sich lohnen gehört zu werden. Die Dualität von Licht und Dunkelheit ist hier wahrlich vorhanden. Die Musik klingt perfekt auf die jeweilige Dramaturgie abgestimmt, eine Vorgehensweise, die man in der heutigen, schnelllebigen Musikwelt kaum mehr zu hören bekommt.
Fast schon schwebend und leicht in sanften Passagen oder kurz vor dem Eskalieren im Verlauf von „Heaven“, das ist die Bandbreite, die man auf „Altars“ geboten bekommt. All dies perfekt arrangiert, vom Gitarrenspiel, über die Rhythmusfraktion und den Synthesizer- und Piano-Einsatz. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle auch der wunderschöne Hintergrundgesang der Kristina Moore. Und so ergibt sich der Umstand, dass die Lieder gleich beim ersten Hören ins Ohr gehen, doch man glaubt bei jedem weiteren Durchgang wieder etwas Neues herauszuhören und zu entdecken. Absolut spannend und überzeugend geschrieben und gespielt.
Die Platte wird mit dem starken und doch sanften „Savage Thunder“ eingeleitet und klingt mit „Sea Of Tears“ genau so aus, wie es der Titel bereits sagt. Ist das Lied schließlich ausgeklungen, atmet man tief durch und fängt wieder mit der ersten Nummer an – denn auch die neuen Lieder dazwischen möchte man schnell wieder hören.
Fazit: Ein wahrlich überzeugendes Album ist dem aus Brooklyn, New York, stammenden Musiker Adam Lytle mit „Altars“ gelungen. Independent Rock, melancholisch und abwechslungsreich, der ins Ohr geht und den man einfach immer wieder hören muss. Zwölf Punkte.
Anspieltipps: Savage Thunder, That Was Me, Sea Of Tears