Syd Barrett – The Madcap Laughs
Besetzung:
Syd Barrett – guitars, vocals
Gastmusiker:
Mike Ratledge – keyboards (2, 3)
Hugh Hopper – bass (2, 3)
Robert Wyatt – drums (2, 3)
Willie Wilson – bass (4, 6)
Jerry Shirley – drums (4, 6)
David Gilmour – guitar (7, 8)
Roger Waters – bass (7, 8)
Richard Wright – organ (8), vibraphone (8)
Label: EMI / Harvest
Erscheinungsdatum: 1970
Stil: Psychedelic Rock
Trackliste:
1. Terrapin (5:05)
2. No Good Trying (3:26)
3. Love You (2:30)
4. No Man's Land (3:03)
5. Dark Globe (2:02)
6. Here I Go (3:12)
7. Octopus (3:48)
8. Golden Hair (2:00)
9. Long Gone (2:51)
10. She Took A Long Cold Look (1:55)
11. Feel (2:18)
12. If It's In You (2:26)
13. Late Night (3:11)
Bonus Tracks:
14. Octopus (Takes 1 & 2) (3:09)
15. It's No Good Trying (Take 5) (6:23)
16. Love You (Take 1) (2:29)
17. Love You (Take 3) (2:11)
18. She Took A Long Cold Look At Me (Take 4) (2:45)
19. Golden Hair (Take 5) (2:28)
Gesamtspieldauer: 57:13
Anfang 1968 wurde Syd Barrett durch seine Bandkollegen von Pink Floyd einfach nicht mehr zu den gemeinsamen Konzerten abgeholt. Er war zu sehr den Drogen verfallen, hatte viel mit LSD experimentiert und war absolut unzuverlässig geworden – sowohl im Studio, wie auch auf der Bühne, auf der er zeitweise bei Konzerten nur noch rumstand und vor sich hinstarrte. David Gilmour hatte schließlich seinen Platz in der Band eingenommen. Und eben jener David Gilmour unterstützte hier seinen alten Freund Syd Barrett bei der Fertigstellung dieser Platte, genau wie die jetzt Ex-Kollegen Roger Waters und Rick Wright. Das Ergebnis ist das durchaus beeindruckende erste Soloalbum Syd Barretts mit dem Titel „The Madcap Laughs“, welches Anfang 1970 veröffentlicht wurde.
Man scheint auf „The Madcap Laughs“ Musik von einem Musiker zu hören, der weder singen noch Gitarre spielen kann, so schräg klingt das alles. Hier ist offensichtlich und hörbar jemand am Üben, denn nicht anders klingen Titel wie „Dark Globe“, „Here I Go“, „Feel“ oder „If It's In You“. Da ist kaum mehr zu erkennen, dass es sich bei Syd Barrett um den Gründer und genialen Songschreiber von Pink Floyd handelt, der nun, nur ganz kurze Zeit später, noch auf dem Höhepunkt seiner Karriere mit Anfang 20, anscheinend anfing geistig zu verbrennen. Von diesem Genius ist hier nichts mehr zu hören, weder von den Ideen her, noch in Bezug auf die Umsetzung der Musik. Die Lieder wirken mitunter so, als ob sie gerade beim Spielen auch komponiert werden würden. Alles ist unausgereift und endet zum Teil völlig abrupt.
Auf der Platte wurden manchmal - nicht nur bei den Bonus Tracks - die Studiokonversationen am Ende oder zu Beginn eines Songs mit wiedergegeben, die zusätzlich die Verwirrtheit Syd Barretts widerspiegeln. Das wirkt schon alles sehr abgefahren. Meist ist auch nur Syd Barrett mit seiner Gitarre zu vernehmen, die Begleitmusiker halten sich vornehm zurück.
Ein „Pink Floyd-Feeling“ der frühen Tage kommt am ehesten noch in der Mitte des ursprünglichen Albums bei den Titeln „Golden Hair“ und „Long Gone“ auf. Ersteres Lied wirkt unglaublich düster und bei „Long Gone“ ist sogar eine interessante Melodie mit Background-Gesang auszumachen. Beide Lieder wirken zudem so, als ob das, was hier zu hören ist, auch so geplant war, denn auch großartige Verspieler sind dieses Mal nicht mehr auszumachen – ganz im Gegensatz zu den meisten übrigen Titeln der Platte.
Fazit: Was man diesem Album garantiert nicht absprechen kann ist der Umstand, dass es irgendwie spannend ist. Dieses wirre Gitarrenspiel, die falschen Töne, der nölende Gesang und das Studiogebrabbel - all das zusammen ergibt eine ganz seltsame Melange aus atmosphärischen Stimmungen, die es so wohl sonst nirgendwo zu hören gibt. In seiner Gesamtheit wirkt dieses Album düster, klingt auf seine Art irgendwie ungesund und ist mit Sicherheit nur etwas für den eingefleischten Pink Floyd Fan – oder für den Hörer, der mal was ganz „Abgefahrenes“ erhören möchte. Wäre Syd Barrett nicht der Gründer von Pink Floyd gewesen, wäre dieses Album mit Sicherheit nie veröffentlicht worden. So stellt es irgendwie ein Dokument über den geistigen Verfall eines Menschen dar. Spannend, aber musikalisch alles andere als überzeugend. Sechs Punkte.
Anspieltipps: Golden Hair, Long Gone, Late Night
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen