Donnerstag, 17. Juli 2014

Marius Müller-Westernhagen – Bittersüß




Marius Müller-Westernhagen – Bittersüß


Besetzung:

Marius Müller-Westernhagen – Gesang


Gastmusiker:

Dieter Horns – Horns
Peter Hesslein – Gitarren, Perkussion
Peter Hecht – Flügel, Orgel, Fender Rhodes Piano, Synthesizer, Celesta, Solina
Karl Hermann Lüer – Flöte, Tenor Saxophon
Bob Lanese – Flügelhorn, Trompete
Curt Cress – Schlagzeug
Herbert Bornhold – Perkussion
Heinz Habermann – Trompete
Herb Geller – Alt Saxophon
Waldemar Erbe – Posaune
Heino Reese – Posaune
Rale Oberbichler – Chor
Freya Wippich – Chor
Brigitte Blunck – Chor


Label: Warner Brothers Records


Erscheinungsdatum: 1976


Stil: Pop, Deutscher Schlager


Trackliste:

1. 36 (4:02)
2. Paula - Du hast mich nie gekannt (4:50)
3. Franz Stumpf - Paula ist fort (5:57)
4. Ich geh' meistens bei Rot (Kinderlied) (3:57)
5. Armer Star (4:00)
6. Einer wie er (4:14)
7. Endspurt (4:03)
8. Ich hab' Dich so schrecklich lieb (2:57)
9. Rudi Carell (3:57)

Gesamtspieldauer: 40:01




„Bittersüß“ heißt die zweite Platte von Marius Müller-Westernhagen, die 1976 erschien. Hört man sich das Album heutzutage an, dann klingt das, was man da zu hören bekommt, schon ganz schön abgefahren. Eine krude Mischung aus deutschem Schlager, Big Band Sound, Pop-Anleihen, Funk-Versuchen, Liedermacher-Einschüben und was nicht noch alles. Ganz schön starker Tobak, der einiges an Durchhaltevermögen vom Hörer abverlangt.

Später sollte Marius Müller-Westernhagen für seine genialen Melodien und seine geistreichen Texte bekannt und erfolgreich werden – hier scheint er allerdings definitiv noch geübt zu haben. Das fängt bei der Musik an, die mit Bläsereinsätzen überfrachtet ist, die mitunter wie Fremdkörper und überhaupt nicht stimmig wirken. Gleiches ließe sich für das immer wieder einsetzende Orchester sagen. Irgendwie schien das mit den Bläsern und Streichern damals hip zu sein, deswegen wurde es eingefügt, nicht weil es passen würde. Fast schon unfassbar schlecht ist dabei der Titel „Ich geh' meistens bei Rot (Kinderlied)“, der so eine Mischung aus Big Band Sound und Funk darzustellen scheint. Kaum auszuhalten. Nicht viel besser wird es bei „Ich hab' Dich so schrecklich lieb“, einer Mischung aus deutschem Schlager und Easy Listening. Könnte mir durchaus vorstellen, dass Marius Müller-Westernhagen das heute auch überhaupt nicht mehr toll findet.

Dann die Texte, die heute oftmals unfreiwillig komisch wirken und jedem einfältigen deutschen Schlager wie zur Versöhnung die Hände reichen. Bestes Beispiel hierfür sind die Titel 2 und 3, „Paula - Du hast mich nie gekannt“ und „Franz Stumpf - Paula ist fort“, in denen die Trennungsgeschichte von Franz und Paula erzählt wird – aus unterschiedlichen Perspektiven. Wahrlich seltsam in heutigen Zeiten, vielleicht aber auch schon 1976. „Ich hab' Dich so schrecklich lieb“ wurde bereits oben erwähnt. „Ich hab' Dich so schrecklich lieb“ – das sagt irgendwie schon alles.

Genug gelästert, denn ein Titel befindet sich doch noch auf dem Album, der wirklich gelungen ist. Auf „Endspurt“ erzählt Marius Müller-Westernhagen die Geschichte einer Frau, die erfährt, dass sie nicht mehr lange zu leben hat und nun die letzten Monate ihres Lebens aktiv angeht und schließlich „mit einem Lächeln auf dem Gesicht“ stirbt. Das löste einen kleinen Skandal in Deutschland aus, denn so etwas durfte man damals noch nicht auf Deutsch singen. Klar, die Nummer klingt pathetisch, ist gegen Ende hin ebenfalls tief orchestriert, kann allerdings durch die Melodie, das schöne Zusammenspiel von Piano und Gesang zu Beginn und diesen sehr traurigen Text punkten.

Fazit: Sehr gewöhnungsbedürftig ist „Bittersüß“ geraten, zumindest klingt das heutzutage so. Jede Menge Musik, die einem fast schon Schmerzen bereit, befindet sich darauf. „Endspurt“ stellt die Ausnahme dar. Überzeugen kann ansonsten fast nichts, außer vielleicht mal ein kurzer, witziger Textausschnitt, eine dreißig Sekunden dauernde Sequenz, das war es dann aber auch schon. Später sollte Marius Müller-Westernhagen deutlich besser werden. Fünf Punkte.

Anspieltipps: Endspurt



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