Montag, 3. November 2014

Gentle Giant – Three Friends




Gentle Giant – Three Friends


Besetzung:

Kerry Minnear – keyboards, vibraphone, percussion, moog, vocals
Ray Shulman – basses, violin, 12 string guitar, vocals
Gary Green – guitars, percussion
Derek Shulman –vocals
Malcolm Mortimore – drums
Philip Shulman – saxophone, vocals


Gastmusiker:

Calvin Shulman – boy's voice on "Schooldays"


Label: Vertigo


Erscheinungsdatum: 1972


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Prologue (6:13)
2. Schooldays (7:36)
3. Working All Day (5:11)
4. Peel The Paint (7:30)
5. Mister Class And Quality (3:23)
6. Three Friends (5:24)

Gesamtspieldauer: 35:18




Wenn man mal progressive Rock Musik in seiner, wie ich finde, reinsten Form hören möchte, dann sollte man sich unbedingt ein Gentle Giant Album geben. Wenn möglich aus der frühen bis mittleren Schaffensphase der Band. Und gleich wird einem auch wieder klar, warum diese Band nicht den gleichen Erfolg ernten konnte, wie die Kollegen von Genesis oder Yes zum Beispiel. Gentle Giant Musik ist irgendwie noch sehr viel verschrobener, frickeliger und auf jeden Fall alles andere als einfach. Und genau so verhält sich auch mit ihrem dritten Album der Band aus dem Jahr 1972, „Thee Friends“, einem Konzeptalbum, auf dem die Geschichte dreier Freunde erzählt wird, die sich im Laufe ihres Lebens immer weiter auseinanderleben.

Nun, des Öfteren habe ich auch bereits auf diesen Seiten davon geschrieben, dass Musik mitunter erarbeitet werden muss oder auch erarbeitet werden will. Bei kaum einer anderen Band trifft auch dies so zu wie bei Gentle Giant. Beim ersten Hören von „Three Friends“ bleibt man mit offenem Mund zurück – wenn man nicht bereits bei Titel Nummer 2 die CD oder Schallplatte wieder entfernt hat. Die einzelnen Lieder sind so etwas von vertrackt und aufwendig arrangiert, dass man sehr viele Durchläufe benötigt, um dies überhaupt irgendwie einreihen zu können. Überbordende Instrumentierung, vielschichtige und vielstimmige Gesangspassagen, schnell wechselnde Rhythmen, die mitunter auch sehr „komisch“ wirken können und Melodieführungen, die man sonst, in dieser Art und Weise, eben nur bei Gentle Giant zu hören bekommt. Stellvertretend für diese Aussagen steht auf „Three Friends“ der Titel „Schooldays“. Kann man solch Musik wirklich beim ersten Mal verstehen? Zumindest ist das sehr schwierig.

So und dann passiert es allerdings doch. Beim fünften, sechsten oder vielleicht auch erst siebten Durchlauf des Albums. Plötzlich scheint es so, dass sich Türen, nein ganze Toren öffnen. Plötzlich erscheint die Musik überaus eingängig und gar nicht mehr so „jazzig“ zu klingen. Auf einmal spürt man, dass hier wirklich alles so sein muss, alles genau so klingen muss. Seltsame Harmonien werden zu Freunden und klingen jetzt überaus melodisch. Die Füße wissen urplötzlich, wie sie mitzuwippen haben, man schließt die Augen und kann das Ganze endlich genießen. Zum Unterschied zu anderen Gentle Giant Scheiben ist noch anzumerken, dass „Three Friends“ wohl jenes Album in der Diskographie von Gentle Giant ist, auf dem der E-Gitarre der größte Raum zugestanden wurde. Das rockt mitunter ziemlich kompromisslos, allerdings eben auf „Gentle Giant Art und Weise“.

Fazit: Nun, wer gibt der Musik heutzutage noch mehrere Chancen vielleicht doch noch im Ohr ankommen zu können? Wahrscheinlich nur wenige Musikkonsumenten. Lohnt sich allerdings wirklich es mal auszuprobieren, wie dieses Gentle Giant Album aus eigener Erfahrung zeigt. Aber selbstverständlich ist diese Art der Musik nichts für den Massenmarkt, dessen mussten sich die – hier noch sechs Briten – durchaus bewusst gewesen sein. Gegen Ende ihrer Karriere versuchten sie schließlich auch, sich einer größeren Hörerschaft gegenüber zu öffnen und zerbrachen daran. Aber das ist eine andere Geschichte. Für „Three Friends“ gilt dagegen: Extrem geeignet für Leute, die auf extrem komplizierte Musik stehen. Elf Punkte.

Anspieltipps: Prologue, Working Days



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