Montag, 24. November 2014

Yes – Going For The One




Yes – Going For The One

Besetzung:

Jon Anderson – lead vocals, harp
Chris Squire – 4-, 6-, and 8-string bass guitars, backing vocals
Steve Howe – acoustic and electric guitars, pedal steel guitar, backing vocals
Rick Wakeman – polymoog and minimoog synthesizers, church organ, piano, mellotron, choir arrangement
Alan White – drums, tuned percussion


Gastmusiker:

Richard Williams Singers – choir


Label: Atlantic Records


Erscheinungsdatum: 1977


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Going For The One (5:36)
2. Turn Of The Century (7:43)
3. Parallels (6:11)
4. Wonderous Stories (3:53)
5. Awaken (15:35)

Gesamtspieldauer: 38:59




„Going For The One“ betitelten die fünf Musiker von Yes ihr achtes Studioalbum, welches im Sommer des Jahres 1977 veröffentlicht wurde. Hatten Yes in den ersten sechs Jahren ihres Bestehens bereits sieben Studioalben veröffentlicht, so waren nun bereits drei Jahre seit „Relayer“, dem Vorgängeralbum, vergangen. Rick Wakeman war zurückgekehrt und übernahm wieder die Tasteninstrumente, der Schweizer Patrick Moraz hatte die Band aufgrund musikalischer Differenzen verlassen. Für den Fan sprang noch eine Änderung sofort ins Auge. Waren vorher zumeist irgendwelche Fantasy-Landschaften auf den Covern abgebildet, so kann man das Cover für „Going For The One“ durchaus als steril bezeichnen. Man sieht einen unbekleideten Mann von hinten, der vor einem mehrfach angeordneten Wolkenkratzer steht. Dafür zeichnete sich dieses Mal nicht mehr der Fantasy-Künstler Roger Dean verantwortlich, sondern die Gestaltung wurde von Storm Thorgerson und seiner Firma Hipgnosis übernommen, die vor allem durch die Plattencover von Pink Floyd Berühmtheit erlangte.

Patrick Moraz wollte weiter den etwas jazzigen Stil der Band auf „Relayer“ ausbauen, womit die anderen Musiker so überhaupt nicht einverstanden waren, somit war eine Trennung unumgänglich geworden. Nachdem dann schließlich Rick Wakeman die ersten Ideen zum neuen Album gehört hatte und ihm zugesichert wurde, dass er sich zudem um seine Solokarriere kümmern könnte, stieg dieser wieder bei Yes ein. Der Sound der Band sollte nun nach dem Willen der Musiker wieder eingängiger und „massentauglicher“ werden.

Dann legt man die Platte auf, beziehungsweise die Scheibe ein, und ist erst mal überrascht. Nein, man ist sich sogar sicher, dass hier nur ein Fehler vorliegen kann. Irgendetwas muss bei der Verpackung schief gelaufen sein, man hat irgendeine Rock’n’Roll-Combo aus Versehen in die Hülle eines Yes Covers gepackt. Wirklich, das Album startet mit Rock’n’Roll-Musik. Gut bereits nach wenigen Sekunden weiß man dann, dass hier doch Yes zu hören sind und zwar mit dem Titellied des Albums „Going For The One“. Jetzt wird es nämlich durchaus ein wenig Yes-typischer und ist eben kein normaler Rock’n’Roll mehr, eher ein Rocker à la Yes. Nun richtig überzeugend ist das jedoch nicht, auch wenn Steve Howe sich hier mal so richtig im Solo ausleben kann. Mit jedem weiteren Hören geht die Nummer sogar sehr gut ins Ohr, jedoch absolute Begeisterung kann dieses Lied trotzdem nicht hervorrufen. Das gilt ebenfalls für den zweiten „Rocker“ der Scheibe, „Parallels“ aus der Feder Chris Squires. Dieses Mal ist die Nummer auch nicht so eingängig wie noch das Titellied. Rockig zwar, aber es klingt irgendwie ein wenig überladen, da die Soli auf der Gitarre und der Orgel gleichzeitig gespielt werden und Jon Anderson darüber auch noch singt. Nun und besonders melodiös ist das dann auch nicht mehr.

Das sieht beim zweiten Stück des Albums „Turn Of The Century“ allerdings schon ganz anders aus. Die Nummer ist zwar ein wenig proggig und vertrackt, klingt aber genau so, wie man Yes von früheren Alben, vor „Relayer“, her kannte. Zunächst sehr ruhig gehalten, entwickelt sich das Lied dann immer weiter, wird lauter und schneller, bleibt seinen Harmonien jedoch treu. „Wonderous Stories“ ist dagegen eine wunderschöne Ballade. Melancholisch verträumt, geht diese sofort in Ohr und besitzt auch diesen besonderen Wiedererkennungswert, der manchen Titeln einfach innewohnt.

Bliebe noch das Hauptstück der Platte „Awaken“, welches nicht nur wegen seiner Laufzeit von bald sechzehn Minuten an frühere Tage erinnert. Mit „Awaken“ sind Yes wieder einmal auf ihrem Höhepunkt angekommen. Ein unglaublich komplexes Lied, bestehend aus mehreren Teilen. Mal treibend, dann wieder sanft fließend, melodisch, aber auch fordernd und sehr, sehr spannend. Hier passt einfach alles. Yes nehmen einen mit „Awaken“ auf eine musikalische Reise, die es lohnt gehört und genossen zu werden. Progressive Rock von seiner besten Seite.

Fazit: Nicht alles auf „Going For The One“ ist überzeugend. Rock’n’Roll mag ich auch gar nicht von dieser Band hören. Da gibt es genügend andere Combos, die das sehr viel besser können. Aber ich möchte von Yes Progressive Rock hören und genau dieses Musikgenre zelebrieren die fünf Musiker mit „Awaken“ exzellent. Zweifellos der Höhepunkt der Platte. Dazu gibt es mit „Turn Of The Century” und „Wonderous Stories“ zwei weitere, wahrlich gelungene Tracks, die das Album für Freunde des Progressive Rock sehr lohnenswert werden lassen. Und noch etwas soll hier nicht unerwähnt bleiben. Der Punk hatte seinen Siegeszug begonnen, der Progressive Rock war den meisten Hörern viel zu komplex und ausufernd geworden. Und dann kommen Yes im Jahr 1977 daher und legen diese Platte vor. Vielleicht sind die beiden rockigen Titel kleine Zugeständnisse an den geänderten Musikgeschmack der damaligen Zeit. Dem Rest der Platte ist dieser Zeitgeist jedoch so etwas von egal. Hier wird weiter Musik gemacht, wie zu den Hochzeiten des Progressive Rock: kompromisslos kompliziert, vertrackt und melodiös harmonisch. Danke Yes. Elf Punkte.

Anspieltipps: Awaken



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