Jethro Tull – A
Besetzung:
Ian Anderson – flute, vocals, acoustic guitar
Martin Barre – electric guitar
Dave Pegg – bass, mandolin
Mark Craney – drums
Gastmusiker:
Eddie Jobson – keyboards, electric violin, synthesizer
Label: Chrysalis
Erscheinungsdatum: 1980
Stil: Art Rock
Trackliste:
1. Crossfire (3:55)
2. Fylingdale Flyer (4:35)
3. Working John - Working Joe (5:04)
4. Black Sunday (6:35)
5. Protect And Survive (3:36)
6. Batteries Not Included (3:52)
7. Uniform (3:34)
8. 4.W.D. (Low Ratio) (3:42)
9. Pine Marten's Jig (3:28)
10. And Further On (4:21)
Gesamtspieldauer: 43:42
So schnell kann es manchmal gehen in der Musik. Diese Aussage bezieht sich auf den Stil des dreizehnten Jethro Tull Albums mit dem Titel „A“ aus dem Jahr 1980 und auf die Besetzung der Band. Eigentlich wollte Ian Anderson ein Solo-Album aufnehmen und fragte deshalb Martin Barre und Dave Pegg, seine Jethro Tull Kollegen, ob sie ihn dabei unterstützen könnten. Die sagten sofort zu und für das Schlagzeug konnte Mark Craney gewonnen werden. Ergänzt wurde dieses Quartett noch durch Eddie Jobson, der hier die Band als Gastmusiker an den Keyboards, Synthesizern und der Violine unterstützte. Wie immer zeigte sich für die Musik und die Texte hauptsächlich Ian Anderson verantwortlich und da man sich für das Album größere Verkaufserfolge durch die „Überschrift“ Jethro Tull versprach, wurde daraus kurzerhand das dreizehnte Studio-Album von Jethro Tull gemacht.
Das wiederum hatte zur Folge, dass für die vorherigen Jethro Tull Musiker Barriemore Barlow, John Evan und David Palmer plötzlich kein Platz mehr in der Band war. Sie wurden dementsprechend dann auch von Ian Anderson entlassen. Wenn man sich nun allerdings überlegt, dass alle drei Musiker schon Teil von Jethro Tull zu Zeiten von „Thick As A Brick“ waren und David Palmer bereits seit dem ersten Jethro Tull Album „This Was“, wenn auch zunächst nur als Gastmusiker, John Evan seit dem dritten Album „Benefit“ beteiligt war, dann ist das schon einigermaßen überraschend.
Aber das ist nicht die einzige Überraschung auf „A“. Stand die letzten drei Alben eine Art Progressive Folk Rock im Zentrum der Musik von Jethro Tull, so hört man auf „A“ plötzlich sehr viel mehr synthetische Klänge. Sowohl Keyboards als auch Synthesizer hatten einen ganz dominanten Part in der Musik der Band eingenommen. Bereits das Cover der Platte weist auf diesen Wechsel in der Musik hin. Dies wirkt technisch und deutlich steriler, allein schon durch die hier abgebildete Szene sowie die grelle Farbe.
Musikalisch ist das, was Jethro Tull hier abliefern als durchaus solide für Jethro Tull-Verhältnisse zu bezeichnen. Die Musik wirkt nun zwar etwas technischer, trotzdem ist sie als Jethro Tull Musik eindeutig zu erkennen. Die einzelnen Titel überzeugen dabei wieder durch jede Menge Melodiösität. Jedoch wäre „A“ ein sehr durchschnittliches Album geworden, wenn, ja wenn es da nicht diese drei Höhepunkte gäbe, die aus der Scheibe, neben den durchschnittlich guten Titeln, deutlich herausstechen.
Das wäre zum einen jener Titel, der auch als Single ausgekoppelt worden war: „Fylingdale Flyer”. Einmal gehört, setzt sich die Nummer Titel sofort im Ohr fest und hat diesen ganz speziellen Wiedererkennungswert. Hier klingt die Querflöte des Ian Anderson so wunderbar kraftvoll, das Piano- und Keyboardspiel in Zusammenhang mit der Gitarre einfach umwerfend. Dazu gesellt sich ein mindestens vervierfachter Gesang, der ebenfalls ein ganz eigenes Flair ausstrahlt. Wahrlich eine tolle Nummer. Das gilt auch für „Black Sunday“. Jetzt klingt die Band sogar wieder ein wenig nach Progressive Rock, allerdings zunächst in einer etwas synthetischen Ausführung. Dann wird auch ordentlich und handwerklich gerockt, hier stehen jetzt allerdings die eher klassischen Rock-Instrumente im Vordergrund. Es macht dieses Zusammenspiel aus, verbunden mit einem treibenden Rhythmus, einigen Stimmungswechseln und einer sehr überzeugenden Melodie, die dieses Lied zu einem Höhepunkt nicht nur auf „A“ werden lassen. Bliebe zum Schluss noch „And Further On“. Eine Nummer, die vielleicht nicht ganz die Klasse der beiden zuvor erwähnten Stücke aufweist, jedoch erneut sehr melodiös und harmonisch geraten ist und mit welchem Jethro Tull wieder ein wenig wie früher klingen, ohne sich dabei selbst zu kopieren. Startet die Nummer zunächst etwas bedächtiger und trotzdem kraftvoll, so wird sie im zweiten Teil fast schon elegisch orchestral. Eine schöne Abwechslung und ein sehr gelungener Schluss für dieses Album.
Fazit: Neue Musiker und einen ganz neuen Sound präsentieren Jethro Tull hier ihren Hörern. Dass das Ganze trotzdem wirkt, liegt an der wirklich beeindruckenden Fähigkeit des Ian Anderson, tolle Songs schreiben zu können. Und das jetzt schon über ein Jahrzehnt lang auf hohem Niveau und nahezu allen der dreizehn Jethro Tull Alben. „A“ ist sicherlich nicht das beste Jethro Tull Album, jedoch auch wieder ein gutes, welches sehr lohnenswert ist gehört zu werden. Zehn Punkte.
Anspieltipps: Fylingdale Flyer, Black Sunday, And Further On
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen