Die Toten Hosen – Unsterblich
Besetzung:
Campino – vocals
Andreas von Holst – guitar
Michael Breitkopf – guitar
Andreas Meurer – bass
Vom Ritchie – drums
Wolfgang Rohde – drums
Gastmusiker:
Big Noise Orchestra – brass instruments
Birte Schuler – cello
Label: Eastwest Records
Erscheinungsdatum: 1999
Stil: Rock, Punk
Trackliste:
1. Entschuldigung, es tut uns leid! (4:05)
2. Lesbische, schwarze Behinderte (2:28)
3. Warum werde ich nicht satt? (3:28)
4. Wofür man lebt (3:18)
5. Helden und Diebe (6:05)
6. Sonntag im Zoo (2:37)
7. Schön sein (3:12)
8. Container-Lied (1:07)
9. Alles wie immer (2:49)
10. Unsterblich (3:46)
11. Inter-Sex (0:40)
12. Call of the Wild (3:23)
13. Unser Haus (3:22)
14. Regen (2:09)
15. König der Blinden (3:32)
16. Bayern (4:16)
17. Der Mond, der Kühlschrank und ich (2:43)
18. Die Unendlichkeit (1:28)
Gesamtspieldauer: 54:28
Als ich dieses 1999 erschienene und bereits neunte Studio-Album der Toten Hosen das erste Mal auflegte und der Titel „Entschuldigung, es tut uns leid!“ erklang, dachte ich mir „Oh mein Gott, scheint wohl irgendwie ein Spaßalbum zu werden“. Wohl definitiv nichts für mich. Die nächste Nummer „Lesbische, schwarze Behinderte“ ist zwar eine Punk Nummer, allerdings ebenfalls gespickt mit Satire. Da muss dann schon der eigene Humor irgendwie getroffen werden, um damit etwas anfangen zu können – logischerweise.
Das Album läuft weiter und überraschte mich plötzlich immer mehr. Von Pop über Rock zum Punk wird auf „Unsterblich“ den Hörerinnen und Hörern so einiges geboten. Zum Teil wahrlich klasse Texte und Lieder, die absolut überzeugen. Mal sanft, dann wieder sehr viel rockiger. Trotzdem spaltet diese Scheibe viele Tote Hosen Fans. Zum einen gibt es hier deutlich weniger Punk zu hören, die Musik und damit die einzelnen Lieder sind sehr viel poppiger und auch eingängiger geworden. Für einige Fans der ersten Stunde haben die Toten Hosen hiermit ihre Seele verkauft und wurden kommerziell. Na und dann gibt es da auch noch die Bayern München Fans, die mit solch einem Schmäh-Song wie Bayern überhaupt nichts anfangen können, sich auf den Schlips getreten fühlten und mit diesem Album auch ihr Fan-Sein bezüglich der Toten Hosen beendeten. Na klar, in solchen Textzeilen wie „Was für Eltern muss man haben, um so verdorben zu sein, einen Vertrag zu unterschreiben bei diesem Scheißverein?“ steckt einige Brisanz. So etwas verträgt nicht jeder. Humor pur.
Es gibt einige Höhepunkte auf der Platte, von „Ausverkauf“ merke und höre ich da nichts, erst recht bin ich kein Bayern Fan. Die Sonne scheint also für mich beim Hören des Albums. Ganz besonders sogar bei solch einem Titel wie „Helden und Diebe“, in dem Campino anscheinend die eigene Badgeschichte etwas aufarbeitet. Ich liebe von jeher den Beginn von Songs, wenn dort ein Thema langsam gesteigert wird. Immer kraftvoller und schneller wird es. Immer mehr Instrumente setzen ein, alles klingt immer voller, wie eben bei „Helden und Diebe“. Hier wird in den ersten zweieinhalb Minuten nur gesteigert. Klasse gemacht. Dann folgt ein wirkliches überzeugendes Rock-Lied. Guter Text, guter Groove, schöne Melodie. Allein dafür lohnt sich diese Scheibe.
Dann gibt es, ich möchte sie irgendwie mit „sanft“ umschreiben, obwohl diese Titel gar nicht alle so sanft klingen, einige Nummern, die so (hm) „sanft“ klingen. Da ist der Titelsong „Unsterblich“. Eine poppige Rocknummer, sehr eingängig und mit einer Melodie ausgestattet, die sofort in Ohr geht. Da gibt es solche Lieder wie „Wofür man lebt“, „Unser Haus“ und „Die Unendlichkeit“. Zum Steinerweichen schön. Der Rocker „Call Of The Wild“ klingt jetzt nicht mehr „sanft“ und ist jenes Lied, welches das einzige in englischer Sprache ist. „Bayern“ macht gute Laune, wenn man denn drüber lachen kann. Konnte Uli Hoeneß übrigens nicht und meinte in einem Interview „Das ist der Dreck, an dem unsere Gesellschaft irgendwann ersticken wird“. „Warum werde ich nicht satt?“ mit dem Big Band Sound, der dann auch mal zu Punk wird und das kurze „Container-Lied“, mit tollem Text überzeugen ebenfalls. Doch auch die anderen Nummern lohnen wahrlich, Ausfälle habe ich keine entdeckt. Übrigens sind auch zwei Cover Versionen anderer Künstler enthalten. „Sonntag im Zoo“ stammt von Frank Ziegert und „Lesbische, schwarze Behinderte“ von Funny van Dannen, welcher auch bei „Schön sein“, „Bayern“ und „Der Mond, der Kühlschrank und ich“ mit komponierte.
Fazit: „Unsterblich“ überrascht nach einem etwas „komischen" Anfang. Ich kannte die Toten Hosen mit „Hier kommt Alex“, „Bommerlunder“ und so weiter. Hier auf „Unsterblich“ zeigen die Düsseldorfer sehr vielschichtige Musik, die mal rockt, mal swingt und manchmal irgendwie streichelt. Die Toten Hosen machen keinen Punk mehr, zumindest nicht mehr nur. Die Toten Hosen sind sehr viel vielschichtiger geworden. Das überzeugt durchaus – mich zumindest. Elf Punkte.
Anspieltipps: Unser Haus, Helden und Diebe
2 Kommentare:
Ich finde ein sehr vielschichtiges Album, dass die ganze Breite der Band zeigt. Für mich eines Ihrer Besten.
Habe nichts anderes behauptet ;-). Ich kenne allerdings gar nicht so viel von den Toten Hosen. Zumindest noch nicht.
Markus
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