Paul McCartney – III
Besetzung:
Paul McCartney – vocals, electric and acoustic guitars, bass guitar, double bass, acoustic piano, harpsichord, mellotron, harmonium, fender rhodes, synthesizers, wurlitzer electric piano, drums, percussion, recorder
Gastmusiker:
Rusty Anderson – electric guitar (track 7)
Abe Laboriel Jr. – drums (track 7)
Label: Capitol Records
Erscheinungsjahr: 2020
Stil: Pop, Rock
Trackliste:
1. Long Tailed Winter Bird (5:16)
2. Find My Way (3:54)
3. Pretty Boys (3:00)
4. Women And Wives (2:52)
5. Lavatory Lil (2:22)
6. Deep Deep Feeling (8:25)
7. Slidin‘ (3:23)
8. The Kiss Of Venus (3:06)
9. Seize The Day (3:20)
10. Deep Down (5:52)
11. Winter Bird / When Winter Comes (3:12)
Gesamtspieldauer: 44:48
Nein, Paul McCartney hat mit „III“ kein neues Beatles- oder Wings-Album veröffentlicht. Oder doch? Im Grunde genommen stellt dieses Album vom Ansatz her die Fortsetzung einer Reihe dar, die 1970 mit seinem ersten Solo-Album „McCartney“ begann. Damals erntete der Musiker sehr negative Kritiken. Er hatte das Album völlig alleine eingespielt und nur seine Frau Linda war mit etwas Hintergrundgesang zu hören. Damals einhellige Meinung der Kritiker und vieler enttäuschter Fans: Auf der Platte befänden sich lauter nicht fertig produzierte und irgendwie auch nicht fertiggestellte Lieder.
Auch „McCartney II“ fiel zunächst in Ungnade. Das Album wurde im Jahr 1980 veröffentlicht – erneut hatte darauf Paul McCartney alle Instrumente selbst eingespielt und wiederum erneut war nur seine Frau Linda mit etwas Gesang beteiligt. Musikalisch bedeutete „McCartney II“ eine Abkehr von der bisherigen Musik des Ex-Beatle. Auf dem Album hört man Lieder, die stark vom Synthesizer beherrscht werden und dementsprechend – wohl auch der Zeit des Entstehens geschuldet – irgendwo zwischen Synthie-Pop, New Wave und Electronica angesiedelt sind.
Ungeachtet der zunächst schlechten Kritiken besitzen „McCartney“ und „McCartney II“ inzwischen eine Art Kultstatus bei Fans und auch die Kritiker denken heute anders darüber.
Nun also „McCartney III“, sehr schön stilisiert durch die drei Punkte eines Würfels. Eines gleich vorweg, die Kritiken werden bei diesem Album von Anfang an positiv ausfallen. Auf „McCartney III“ hört man ausgereifte und gut arrangierte Lieder. Lieder, die sich im Bereich Pop bis Rock bewegen, manchmal auch leicht folkig angehaucht sind und wahrlich gut ins Ohr gehen. Gleich geblieben ist der Ansatz des Paul McCartney, das gesamte Album fast alleine einzuspielen. Eine Ausnahme stellt hier die rockige Nummer „Slidin'“ dar, bei der Rusty Anderson an der E-Gitarre sowie Abe Laboriel Jr. am Schlagzeug zu hören sind.
Nach vielen Durchläufen der Platte muss ich meinen ersten Satz dieser Rezension nochmals in Frage stellen. Denn auf „McCartney III“ hört man überaus eingängige und melodische Lieder, die ins Ohr gehen. Die Stimme des Paul McCartney klingt selbstverständlich etwas gealtert, lässt in Verbindung zu den schönen Melodien jedoch jede Menge Melancholie aufkommen. Doch, die Musik auf diesem Album erinnert mich an vielen Stellen an die Beatles und auch die Wings. Paul McCartney hat kein bisschen von seinem Gespür für die wunderschöne Melodie eingebüßt. Das, was man auf „McCartney III“ zu hören bekommt klingt – falls einen die Musik des Paul McCartneys und der Beatles schon lebenslang begleitet – zum Teil sogar durchaus bewegend.
Fazit: Auf „McCartney III“ hört man Musik, die eindeutig nach Paul McCartney klingt. Sie ist deutlich weniger experimentell gehalten, als auf seinen ersten beiden selbst eingespielten Platten aus den Jahren 1970 und 1980. Dafür gibt es auf diesem Album wunderschöne Melodien zu hören, eingängige Lieder, die viele Erinnerungen aufkommen lassen. Für Menschen, die Melancholie lieben, einfach schön. Zehn Punkte.
Anspieltipps: Women And Wives, Deep Down
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