Donnerstag, 23. Februar 2023

Insomnium – Anno 1696

 



Insomnium – Anno 1696


Besetzung:

Niilo Sevänen – bass and vocals
Ville Friman – guitars
Jani Liimatainen – guitars and clean vocals
Markus Vanhala – guitars and clean vocals
Markus Hirvonen – drums




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Death Metal


Trackliste:

1. 1696 (6:19)
2. White Christ (feat. Sakis Tolis) (6:03)
3. Godforsaken (feat. Johanna Kurkela) (8:35)
4. Lilian (4:29)
5. Starless Paths (7:48)
6. The Witch Hunter (5:43)
7. The Unrest (3:52)
8. The Rapids (7:38)

Gesamtspieldauer: 50:30



„Anno 1696“ heißt das inzwischen bereits neunte Studioalbum der finnischen Band Insomnium. „Anno 1696“ wird am 24. Februar 2023 auf dem Plattenlabel Century Media Records veröffentlicht. Insomnium selbst wurden im Jahr 1997 in der karelischen Stadt Joensuu gegründet und erlangten 2002 mit ihrem Debüt „In The Halls Of Awakening“ erste Aufmerksamkeit. Darauf bauten die Finnen mit dem wütenden Death/Doom-Kracher „Above The Weeping World“ (2006) oder dem melancholischen Meisterwerk „One For Sorrow“ im Jahr 2012 auf und überraschten 2021 mit der eher ruhigen, sehnsuchtsvoll-verlorenen „Argent Moon“-EP, nur um sich mit „Anno 1696“ nochmals neu aufzustellen.

„Wir haben unser eigenes Ding und unseren Trademark-Sound gefunden, aber dennoch wollen wir uns nicht ständig wiederholen und immer wieder das gleiche Album machen“, betonte Sänger und Bassist Niilo Sevänen in einem Interview zur Veröffentlichung von „Anno 1696“. Und weiter: „Mit jedem neuen Mitglied haben wir uns ein bisschen weiterentwickelt, denn all diese unglaublich talentierten Musiker haben ihre eigene Magie mitgebracht. Falls jemand dachte, dass wir mit der Argent Moon EP weich geworden sind, ich denke, „Anno 1696“ zeigt, dass der alte Geist noch da ist.“

Und Niilo Sevänen hat Recht. Auf „Anno 1696“ hört man diese unverwechselbare Mischung aus wunderschönen und sanften Melodien gepaart mit knallhartem Death Metal. Genau diese kompromisslosen Metal-Passagen gibt es auf „Anno 1696“ eben auch wieder zu hören und sie stehen für Insomnium ebenso wie jene eingängigen Melodien in den sanfteren Abschnitten. Und genau das macht die Musik von Insomnium auch aus und damit zudem so unverwechselbar: Diese Verbindung von „heavy“ und „sanft“, welche Lieder erzeugt, die hängenbleiben und nachwirken.

Inhaltlich handelt „Anno 1696“ eben von diesem Jahr 1696 und den damaligen Gegebenheiten in Finnland. Es war ein Jahr im Zeitalter der Unruhen. Die Hexenjagd ist in ganz Europa in vollem Gange und die grausamen Hexenprozesse hatten sogar die abgelegenen und majestätischen Landschaften Finnlands und Schwedens erreicht. „Die Hexenprozesse von Torsåker waren eine schreckliche Quelle alptraumhafter Inspiration“, erzählt Niilo Sevänen erneut. „All das Gerede über 70 enthauptete Frauen in dieser kleinen schwedischen Gemeinde? Das ist echtes Material aus der Geschichte! Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es auch einige sehr düstere Geschichten über Kannibalismus und Kindermord aus den Jahren der großen Hungersnot.“ In den Jahren 1696 und 1697 wurden 30 Prozent der finnischen Bevölkerung durch Hungersnöte und diverse Auswüchse menschlicher Abgründe getötet. Und genau davon handeln die Texte auf „Anno 1696“.

Musikalisch wird der Inhalt packend umgesetzt, sodass man an mancher Stelle in Melancholie schwelgt, an anderer Stelle die Wut, Verzweiflung und die Grausamkeit hören und fast schon erfühlen kann.

Fazit: „Anno 1696“ ist ein tolles Album geworden. Musikalisch wie inhaltlich fordernd und niemals oberflächlich. Insomnium sind eine besondere Band, die besondere Musik veröffentlichen, was sie mit „Anno 1696“ nachhaltig beweisen. Diese Mischung aus wunderschönen Melodien und knallhartem Metal hat etwas, was nur wenige Bands so überzeugend zu verbinden imstande sind. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Starless Paths, The Unrest



Dienstag, 21. Februar 2023

Terry Reid – Rogue Waves

 



Terry Reid – Rogue Waves


Besetzung:

Terry Reid – guitar, vocals


Gastmusiker:

Doug Rodrigues – lead guitar
John Siomos – drums, percussion
Sterling Smith – organ
James E. Johnson – organ
Denise Williams – background vocals
Dyanne Chandler – background vocals
Maxinne Willard – background vocals
Terrence James – string arrangement




Erscheinungsjahr: 1978


Stil: Blues


Trackliste:

1. Ain‘t No Shadow (3:42)
2. Baby I Love You (3:52)
3. Stop And Think It Over (3:40)
4. Rogue Wave (5:42)
5. Walk Away Renée (4:18)
6. Believe In The Magic (6:32)
7. Then I Kissed Her (4:43)
8. Bowangi (4:15)
9. All I Have To Do Is Dream (5:23)

Gesamtspieldauer: 42:13



„Rogue Waves“ nannte der englische Sänger und Gitarrist Terry Reid sein fünftes Studioalbum. „Rogue Waves“ erschien im Jahr 1978 ursprünglich auf dem Plattenlabel Capitol Records. Das Album erzielte insgesamt wenig Aufmerksamkeit.

Rock hört man auf diesem Album, welcher meist sehr Blues-lastig klingt, aber auch Soul-Einflüsse beinhaltet. Fünf der neun Titel des Albums stammen aus der Feder des Terry Reid, vier Lieder sind Cover-Versionen. Das wären die Stücke „Baby I Love You“, „Walk Away Renée“, „Then I Kissed Her“ sowie „All I Have To Do Is Dream“. Musikalisch sind die einzelnen Nummern gut aufeinander abgestimmt.

Insgesamt klingt „Rogue Waves“ für heutige Ohren allerdings relativ bieder. Kennt man die Musik Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, so scheint das Album selbst da bereits aus der Zeit gefallen zu sein. Die einzelnen Titel würden eher in der Periode um das Jahr 1970 passen, wenn man sie mit damaligen Blues-Veröffentlichungen weißer englischer Musiker vergleicht – ohne leider an die Klasse so mancher dieser Musiker heranzureichen.

Ins Ohr geht da nichts, spannend klingt das Album auch nicht. Selbst für Freundinnen und Freunde des Blues gibt es das wenig zu entdecken. Somit ist „Rogue Waves“ heute wohl eher ein Album für Leute, die das Album schon länger kennen und vielleicht schon Ende der 70er Jahre lieben gelernt haben.

Fazit: Blues-Rock gibt es auf „Rogue Waves“ zu hören. Dieser klingt weder spannend, noch aufregend. Manchmal scheint die Zeit Musik wahrlich zu überholen und diese anschließend auch genauso überholt zurückzulassen. Vier Punkte.

Anspieltipps: Stop And Think It Over



Sonntag, 19. Februar 2023

Alessandro Cortini – Forse 1

 



Alessandro Cortini – Forse 1


Besetzung:

Alessandro Cortini – buchla music easel




Erscheinungsjahr: 2013


Stil: Elektronische Musik


Trackliste:

1. Basta (8:26)
2. Carta (5:56)
3. Stella (6:56)
4. Nebbia (6:54)
5. Festa (3:54)
6. Resta (4:54)
7. Gloria (4:51)
8. Manca (6:41)
9. Gira (5:10)
10. Sera (8:08)

Gesamtspieldauer: 1:01:53



Alessandro Cortini kennt man wohl am ehesten von den Nine Inch Nails, für die er von 2005 bis 2008 und seit 2013 wieder vor allem live am Bass, den Keyboards und dem Synthesizer zu hören ist. Ab dem Jahr 2013 veröffentlichte er auch immer wieder Soloalben mit elektronischer Musik.

Den Auftakt machte hier das erste Doppelalbum einer Trilogie, die allesamt auf dem im Jahr 1972 von Don Buchla entwickelten Synthesizer „Buchla Music Easel“ eingespielt worden sind. Anscheinend gibt es lediglich noch dreizehn dieser Synthesizer in ihrer ursprünglichen Form, im Jahr 2021 wurde dann schließlich eine erneuerte Version dieses Synthesizers vorgestellt. „Forse 1“ heißt der erste Teil der bereits erwähnten Trilogie, wobei das italienische Wort „forse“ im Deutschen „vielleicht“ bedeutet.

Auf „Forse 1“ hört man sehr sphärische Musik, bei der in zehn Liedern hauptsächlich eine Akkordfolge immer und immer wiederholt wird. Das Ganze entwickelt einen leicht hypnotisierenden Charakter, da sich außer Sphäre und Atmosphäre kein weiterer Eindruck herausbilden kann. Das klingt durchaus intensiv und packend, wenn man denn in der richtigen Stimmung ist. In dieser sollte man sich auch unbedingt befinden, denn auch wenn sich die einzelnen Lieder kaum bis nicht entwickeln, eignet sich „Forse 1“ keineswegs als Hintergrundmusik.

Insgesamt klingen die Stücke in ihrer Redundanz sogar leicht melancholisch bis sentimental. Die Stimmung ist allgemein eher eine unaufgeregte, entspannte. Manch einzelner Ton und Klang entwickelt sich dabei sogar fast schon enervierend. Umso befreiender ist es dann, wenn dieser sich schließlich doch sanft und harmonisch auflöst. Gerade in diesen Momenten hat Alessandro Cortini mit seinem Buchla Music Easel Besonderes erschaffen.

Fazit: Musik für die ganz persönlichen, ruhigen Momente im Leben hört man auf „Forse 1“. Alessandro Cortini entwickelt mit dem Buchla Music Easel Klangwelten, auf die man sich ganz einlassen muss, damit sie wirken können. Manch eine oder einer wird diese Musik trotzdem auch sehr langweilig finden. Widersprechen könnte man da auch nicht. Acht Punkte.

Anspieltipps: Gloria



Samstag, 18. Februar 2023

Deus – How To Replace It

 



Deus – How To Replace It


Besetzung:

Tom Barman – vocals, guitars, bass, piano, synthesizers, claps
Klaas Janzoons – violin, keyboards, synthesizer, piano, organ, percussion, clavichord, backing vocals, claps
Alan Gevaert – bass, guitars, backing vocals
Stephane Misseghers – drums, percussion, timpani, vocals, backing vocals


Gastmusiker:

Mauro Pawlowski – guitars, strings, backing vocals
Bruno De Groote – guitars, piano, banjo
Joris Caluwaerts – synthesizer
John Birdsong – trumpet
Bandoneon – Gwen Cresens
Sjoerd Bruil – guitars
Sebastian van den Branden – drums, percussion, synthesizer
CJ Bolland – synthesizer, programming
Steve de Bruyn – blues harp
Lies Lorquet – vocals, backing vocals
Sylvie Kreusch – backing vocals
Destiny Adia Andrews – choir
Naomi Leanne Parchment – choir
Kersha Bailey – choir




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. How To Replace It (5:30)
2. Must Have Been New (3:46)
3. Man Of The House (5:12)
4. 1989 (5:05)
5. Faux Bamboo (4:27)
6. Dream Is A Giver (4:34)
7. Pirates (4:42)
8. Simple Pleasures (3:32)
9. Never Gonna Get You High (3:36)
10. Why Think It Over (Cadillac) (5:07)
11. Love Breaks Down (3:42)
12. Le Blues Polaire (6:36)

Gesamtspieldauer: 55:54



Nach elf Jahren, nachdem wohl nur noch wenige Hörerinnen und Hörer damit gerechnet haben, veröffentlichen die Belgier endlich wieder ein neues, ihr achtes Studioalbum. „How To Replace It“ heißt dieses und erschien am 17. Februar auf dem Plattenlabel Pias Recordings.

Manchmal scheint die Zeit wahrlich still zu stehen beziehungsweise scheinen sich Dinge doch nicht zu ändern. Denn auch nach solch einer langen Zeit klingen dEUS immer noch nach dEUS. Das bedeutet, man hört auf „How To Replace It“ immer noch diesen unverwechselbaren Sound, der so typisch für die im Jahr 1991 in Antwerpen gegründete Band ist: Immer wieder überraschender Alternative Rock, der auch mal mit schrägeren Tönen daherkommt und sich trotzdem eingängig und melodisch anhört.

Auf „How To Replace It“ klingt es mal rockig, mal poppig, mal progressiv, dann wieder ein wenig experimentell, mal elektronischer, mal sehr viel „handgemachter“. Einige musikalische Stile werden hier miteinander kombiniert, ohne dass dies konstruiert klingen würde. Gemeinsam ist all den Stücken zudem, dass sie mit jedem weiteren Durchlauf noch besser zu klingen scheinen, denn auch so mancher „dissonanter“ Ton, so manch überraschende Wendung muss erst vom Ohr verarbeitet werden, um beim wiederholten Hören schon sehr viel vertrauter und schließlich genau richtig zu erklingen. Dies macht „How To Replace It“ zusätzlich spannend. Mit dem letzten Titel „Le Blues Polaire“ hat Tom Barman dieses Mal auch ein Lied ganz in Französisch eingesungen.

Mit den Favoriten auf einem Album ist das natürlich immer Geschmackssache. Mein Favorit auf „How To Replace It“ ist das Eröffnungs- und Titelstück. In diesem Lied kumuliert sich alles, was für mich die Musik der Belgier ausmacht. Besondere Musik, die anders klingt als andere Bands. Und da sich zudem kein Ausfall auf diesem achten Album von dEUS befindet, macht es einfach Spaß die Platte aufzulegen und in einem durchzuhören.

Fazit: Unverwechselbar dEUS, auch nach bald elf Jahren, seit dem letzten Studioalbum. Wer die Musik der Belgier von früheren Alben her kennt und mochte, wird sicherlich auch von „How To Replace It“ nicht enttäuscht werden. Alternative Rock, der irgendwie anders klingt. Für „Andershörerinnen“ und „Andershörer“ sehr lohnend. Zehn Punkte.

Anspieltipps: How To Replace It



Freitag, 17. Februar 2023

Transatlantic – The Final Flight: Live At L‘Olympia

 



Transatlantic – The Final Flight: Live At L‘Olympia


Besetzung:

Neal Morse – keyboards, acoustic guitar & vocals
Mike Portnoy – drums & vocals
Roine Stolt – guitar & vocals
Pete Trewavas – bass & vocals


Gastmusiker:

Ted Leonard – guitar, keyboards, percussion & vocals




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

CD1: 

1. The Absolute Universe Intro (1:52)
2. Overture (7:20)
3. Reaching For The Sky (5:39)
4. Higher Than The Morning (5:10)
5. The Darkness In The Light (5:24)
6. Take Now My Soul (3:52)
7. Bully (2:11)
8. Rainbow Sky (3:05)
9. Looking For The Light (4:15)
10. The World We Used To Know (9:22)

CD2:

1. MP Intro (3:20)
2. The Sun Comes Up Today (5:22)
3. Love Made A Way (Prelude) (2:22)
4. Owl Howl (6:40)
5. Solitude (5:37)
6. Belong (3:18)
7. Lonesome Rebel (2:46)
8. Can You Feel It (3:09)
9. Looking For The Light (Reprise) (4:59)
10. The Greatest Story Never Ends (3:55)
11. Love Made A Way (7:56)

CD3:

1. The Whirlwind Suite (34:57)
2. NM & RS Intro (2:38)
3. We All Need Some Light (6:18)
4. The Final Medley (28:21)

Gesamtspieldauer CD1 (48:14) und CD2 (49:29) und CD3 (1:12:15): 2:49:58



„The Final Flight“. Final? Wirklich? Oder hat dieses Wort in diesem Fall überhaupt nichts zu bedeuten? Doch hat es irgendwie schon, wie die Musiker in einem Interview zur Veröffentlichung des Albums auch zugeben.

Neal Morse: „Ihr wundert euch wahrscheinlich über die Verwendung des Wortes „Final“ im Titel des Albums. Um es ganz klar zu sagen: Keiner von Transatlantic denkt auch nur im Entferntesten daran, in den Ruhestand zu gehen. Die offizielle Haltung ist, dass die Zukunft der Gruppe „offen“ ist, obwohl jedes Bandmitglied die unausgesprochene Luft der Endgültigkeit bezeugt, die die Luft erfüllte, als wir am 28. Juli die Bühne im L‘Olympia betraten.“

„Niemand wusste, ob wir das jemals wieder tun würden, aber es fühlte sich so an, als könnte es das letzte Mal sein“, sagt Mike Portnoy und fügt hinzu: „Es gibt keine Probleme zwischen uns, aber bei dem üblichen Abstand zwischen den Veröffentlichungen von fünf bis acht Jahren würde das bis 2030 dauern, und dann wäre jeder von uns in seinen Sechzigern oder Siebzigern. Ich weiß nicht, ob wir das noch einmal machen könnten. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wollten wir, dass das Ende so übertrieben wie möglich ausfällt.“

Und Roine Stolt zu dem Thema: „Als ich in Paris von der Bühne ging, wusste ich, dass dies das Ende der Tournee und möglicherweise auch der Band war. Wenn wir das noch einmal machen würden, wären wir wirklich alte Leute. Für mich fühlte es sich wie das Ende an. Es lag Magie in der Luft.“

Und schließlich nochmals Neal Morse: „Wir sagen alle: Sag niemals nie, aber wenn es das Ende von Transatlantic ist, dann haben wir mit dem Live-Album einen sehr hohen Meilenstein gesetzt. Bei der Show in Paris hat jeder von uns Freudentränen geweint.“

Nun, man wird sehen, wie es mit der Band weitergeht. Auf dem diesjährigen „Morsefest“ werden Transatlantic allerdings auf jeden Fall nochmals zu hören sein.

Und die Musik auf „The Final Flight: Live At L‘Olympia“? Diese setzt sich in auf den ersten beiden CDs aus den drei Versionen des letzten Albums „The Absolute Universe“ zusammen. Die „Extended Version“, die „Abridged Version“ sowie die „The Ultimate Version“ wurden hier zu einer „The Ultimate Edition“ zusammengefügt. Diese gibt es allerdings auch bereits in Form einer Blu-Ray-Version im 5.1 Mix. Auf der dritten CD hört man schließlich noch eine etwas gekürzte Version des Albums „The Whirlwind“, das Lied „We All Need Some Light“ vom Debutalbum „SMPT:e“ sowie zum Abschluss ein Medley aus den ersten beiden Alben. Knappe drei Stunden Musik insgesamt, die einen schönen Einblick über das Schaffen von Transatlantic ermöglichen.

Die Lieder werden zum Teil leicht abgewandelt wie auf den Studioalben wiedergegeben. Die Unterschiede sind nicht zu groß, doch vorhanden. Der Sound der Musik ist klasse. Die Musik klingt voll und die einzelnen Instrumente sind sehr gut aufeinander abgestimmt und abgemischt, was auf einem Live-Album auch nicht immer selbstverständlich ist. Den Live-Charakter kann man trotzdem spüren und hören. Sehr schön natürlich beim Titel „We All Need Some Light“, wenn das Publikum den Refrain mitsingt.

Fazit: Nun, braucht man, wenn man die längeren Versionen des Albums schon besitzt, auch noch „The Final Flight: Live At L‘Olympia“? Nicht unbedingt, denn die Unterschiede sind eben nicht zu deutlich und die dritte CD macht zwar Laune, lohnt allerdings alleine den Kauf nicht. Trotzdem hört man hier sehr viel Spielfreude heraus und dass die fünf Musiker dort auf der Bühne durchaus Spaß beim Einspielen hatten. Wer also alles von „seiner“ Band besitzen möchte, der hört mit „The Final Flight: Live At L‘Olympia“ nochmals eine neue, zumindest etwas variierte Live-Version des Albums „The Absolute Universe“ mit einigen hörenswerten Zugaben. Und wer mal in das „musikalische Universum“ von Transatlantic eintauchen möchte, die oder der kann mit dem Album absolut nichts falsch machen. Spaß hatten eben nicht nur die Musiker auf der Bühne, Spaß macht es auch hier zuzuhören. Zehn Punkte.

Anspieltipps: We All Need Some Light



Freitag, 10. Februar 2023

Distant – Heritage

 



Distant – Heritage


Besetzung:

Alan Grnja – vocals
Elmer Maurits – bass guitar
Nouri Yetgin – lead guitar
Vladimir Golic – rhythm guitar
Jan Mato – drums


Gastmusiker:

Will Ramos – vocals




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Deathcore


Trackliste:

1. Acid Rain (1:54)
2. Paradigm Shift (3:23)
3. Born Of Blood (3:17)
4. The Grief Manifest (3:33)
5. Exofilth (3:28)
6. Argent Justice (7:04)
7. The Gnostic Uprising (3:26)
8. A Sentence To Suffer (3:53)
9. Human Scum (4:34)
10. Heritage (4:03)
11. Orphan Of Blight (4:40)
12. Plaguebreeder (3:51)

Gesamtspieldauer: 47:11



Distant, das ist eine niederländisch-slowakischen Deathcore Band, die mit „Heritage“ am 10. Februar 2023 ihr neuestes Werk auf dem Label Century Media Records veröffentlichte.

Deathcore? Genau, Deathcore, absolut kompromisslosloser Deathcore in einer sehr subtilen Art. Pickelharter Rock, der allerdings mit dem für Distant so typischen Downtempo eingespielt wurde. Nicht ohne Grund beschreibt Sänger Alan Grnja mit einem Lächeln im Gesicht die Musik mit: „Es ist leise und langsam“.

Nun, „langsam“ ist relativ, doch das Wort „leise“ mit diesem Album zu verbinden, bedarf zumindest einer gewissen Kreativität. Auf „Heritage“ wird gerockt, stakkatoartig gespielte Gitarren und wütende Drums fliegen einem um die Ohren und auch der Bass versucht zum Teil neue Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Doch über allem steht in der Musik von Distant der Gesang des bereits erwähnten Alan Grnja. Schreien oder Growlen? Nun, er verbindet beide Spielarten des Gesangs zu einem infernalen Ergebnis, welches direkt aus der Hölle zu steigen scheint. Unglaublich, muss man gehört haben. Das ist alles, aber ganz bestimmt nicht „leise“.

Ganz treffend wird ihre Musik im Pressetext zur Veröffentlichung mit „Verschmelzung von brutalem Death Metal, Slam, Noise und Beatdown mit einem hyperdissonanten dissonanten Orchester des drohenden Untergangs“ beschrieben. Ein Erlebnis ist das allemal.

Fazit: Hart, härter, verstörender, so klingen Distant auf Heritage. Für Freundinnen und Freunde des Genres Deathcore sicherlich eine lohnende Scheibe. In ihrer Konsequenz überzeugend, jedoch ganz bestimmt nicht massentauglich. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Heritage



Donnerstag, 9. Februar 2023

eMolecule – The Architect

 



eMolecule – The Architect


Besetzung:

Simon Collins – vocals, drums, keys, sound design, programming
Kelly Nordstrom – guitars, bass, vocals, keys, sound design, programming




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: ArtRock, Alternative Rock


Trackliste:

1. eMolecule (10:43)
2. The Architect (6:05)
3. Prison Planet (4:58)
4. Mastermind (8:39)
5. Dosed (5:07)
6. The Turn (5:56)
7. Awaken (5:09)
8. Beyond Belief (4:47)
9. The Universal (6:03)
10. My You (5:27)
11. Moment Of Truth (6:56)

Gesamtspieldauer: 1:09:54



Ganze zehn Jahre ist es bereits her, dass Simon Collins und Kelly Nordstrom mit ihrer Band Sound Of Contact das Album Dimensionaut veröffentlichten. Danach ging es erst mal solo weiter und die beiden Musiker blieben in Kontakt. Während der Arbeit zu Simon Collins viertem Soloalbum „Becoming Human“, welches stark von elektronischen Einflüssen beherrscht wurde, spielte Kelly Nordstrom Simon Collins ein Demo von eMoluecule vor. Das klang dann wieder eher nach Sound Of Contact. Simon Collins war begeistert und so beschlossen die beiden unter genau diesem Namen ein neues Album als Duo einzuspielen.

Und das hat sich gelohnt. Auf dem Erstlingswerk von eMolecule, „The Architect“, hört man eine Mischung aus New ArtRock, Alternative Rock, Heavy Metal und symphonischem Prog. Das Ganze wird abwechslungsreich und spannend zelebriert und geht ziemlich schnell ins Ohr. Oftmals sind es gerade jene Alben, die mit jedem weiteren Hören im Ohr nochmals zu wachsen scheinen und immer besser werden, sodass man sie auch nach Jahren immer wieder gerne auflegt. Nun, letzteres kann ich noch nicht beweisen, da „The Architect“ erst am 10. Februar 2023 erscheint, doch dieses Album wird definitiv mit jedem neuen Durchgang besser und besser.

Es gibt überraschende, proggige Passagen zu hören, wunderschöne sanfte Melodien und wenn man möchte, kann man mit „The Architect“ auch ganz kräftig mittels Headbanging das Haupthaar durchschütteln. Und dass wunderschöne und sanfte Melodien auch mit kompromisslosem, hartem Rock verbunden werden können, zeigt eindrucksvoll die Nummer „The Turn“. Nomen ist hier auch Omen, denn diese Wendung ist absolut gelungen, die Steigerung während des Stücks lohnt gehört zu werden.

Am besten klingen die beiden Musiker allerdings auf den – wie könnte es auch anders sein – beiden längsten Stücken der Platte. Das Lied, welches den Bandnamen trägt sowie die Nummer „Mastermind“ überzeugen durch ihre Abwechslung und die Entwicklung, die sie musikalisch vollführen. Immer wieder kommt es zu atmosphärischen Wendungen, die dabei ebenfalls niemals konstruiert klingen. Hier scheint der Albumtitel musikalisch gesehen sehr weit hergeholt. Alle Einflüsse und Genres auf „The Architect“ kumulieren in diesen beiden Stücken, bei denen man laufend etwas Neues zu entdecken glaubt. Unbedingt hörenswert.

Fazit: Das Spielen in einer Band scheint der Musik von Simon Collins, dem Sohn von Phil Collins, gut zu tun. Anspruchsvoller klingt das auf jeden Fall, verglichen mit seinen Solo-Werken. Aber war das nicht auch beim Papa so? Jupp, war es. Mit Kelly Nordstrom scheint Simon Collins einmal mehr einen inspirierenden Partner beim Songwriting gefunden zu haben. Beide haben mit „The Architect“ ein tolles Debutalbum vorgelegt. Hoffentlich ist es nicht die letzte Platte, die man von eMolecule zu hören bekommt. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: eMolecule, Mastermind, The Turn



Freitag, 3. Februar 2023

Sanguisugabogg – Homicidal Ecstasy

 



Sanguisugabogg – Homicidal Ecstasy


Besetzung:

Cody Davidson – drums
Cameron Boggs – guitars
Devin Swank – vocals
Ced Davis – bass




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Death Metal


Trackliste:

1. Black Market Vasectomy (2:56)
2. Face Ripped Off (2:53)
3. Pissed (3:18)
4. Testicular Rot (4:24)
5. Hungry For Your Insides (1:31)
6. Skin Cushion (3:07)
7. A Lesson In Savagery (4:27)
8. Narcissistic Incisions (4:41)
9. Mortal Admonishment (5:03)
10. Proclamation Of The Frail (4:15)
11. Necrosexual Deviant (4:07)
12. Feening For Bloodshed (4:34)

Gesamtspieldauer: 45:22



Sanguisugabogg. Sanguisugabogg? Seltsamer Name, aber dabei bleibt es nicht. Der Name stellt laut Bandinfo ein Anagram für „Bloody Toilet“ dar. Blutige Toilette also. Hört man dann die Musik der vier US-Amerikaner wird der Name der Band zwar auch nicht logischer, aber man weiß sofort, dass die Musiker noch mehr Überraschendes auf Lager haben.

„Homicidal Ecstasy“ ist bereits die dritte Veröffentlichung von Sanguisugabogg und deren zweite auf dem Plattenlabel Century Media Records. Zu hören bekommt man auf diesem neuen Album absolut kompromisslosen Death Metal. Melodien? Völlig überschätzt. Es geht hier um Kraft, Aggressivität und Lautstärke.

Dabei entwickeln sich die einzelnen Lieder von Sanguisugabogg niemals zu Hochgeschwindigkeitsnummern – lediglich phasenweise hörte man mal stakkatoartige Klänge. Meist bleibt die Musik im Mid-Tempo verhaftet und wird vom ersten bis zum letzten Takt gleichmäßig und eben kompromisslos durchgezogen. Abwechslung gibt es das keine, aber jede Menge dumpfen, krachenden Sound, der sich über das ganze Album zieht.

Devin Swank schreibt seine Texte nach eigener Angabe „mit Kaffee und einem Horrorfilm im Hintergrund“ So handeln seine, zum Teil fast verstörenden Inhalte auch von „Psycho-Sexualität, Körper-Horror und darum, warum das, was manche Leute als pervers oder fetischistisch ansehen, auch völlig normal sein kann“. In Verbindung zur Musik ist das definitiv ein Erlebnis, wenn diese Stimme aus der Unterwelt ihre Botschaften entlässt. Wie man dieses dann einordnet, wird jeder für sich selbst entscheiden müssen.

Fazit: Nun, wer Death Metal mag, auch jenen der dumpferen aber kompromisslosen Sorte, die oder der wird ganz bestimmt auch an Sanguisugaboggs neuestem Werk gefallen finden. Was dieses Album mit seiner Musik allerdings nicht darstellt, das ist musikalischer Mainstream. Von daher ist „Homicidal Ecstasy“ definitiv nicht für Mainstram- oder Pop-Hörer geeignet. Sechs Punkte.

Anspieltipps: Narcissistic Incisions