Mittwoch, 7. März 2012

Deep Purple – In Rock





Deep Purple – In Rock


Besetzung:

Ian Gillan – vocals
Ritchie Blackmore – guitar
Jon Lord – organ
Roger Glover – bass
Ian Paice – drums


Label: EMI


Erscheinungsdatum: 1970 / 1995


Stil: Hard Rock


Trackliste:

1. Speed King (5:53)
2. Bloodsucker (4:13)
3. Child In Time (10:18)
4. Flight Of The Rat (7:55)
5. Into The Fire (3:29)
6. Living Wreck (4:32)
7. Hard Lovin' Man (7:11)
8. Black Night (Single Version) (3:28)


Bonus Tracks:

9. Studio Chat 1 (0:34)
10. Speed King (Piano Version) (4:16)
11. Studio Chat 2 (0:27)
12. Cry Free (Roger Glover Remix) (3:22)
13. Studio Chat 3 (0:06)
14. Jam Stew (Unreleased Instrumental) (2:32)
15. Studio Chat 4 (0:41)
16. Flight Of The Rat (Roger Glover Remix) (7:55)
17. Studio Chat 5 (0:32)
18. Speed King (Roger Glover Remix) (5:53)
19. Studio Chat 6 (0:24)
20. Black Night (Roger Glover Remix) (4:48)




Hört man sich beide Platten hintereinander an, damit meine ich die dritte Veröffentlichung von Deep Purple mit dem Namen „Deep Purple“, sowie das vierte Album, „In Rock“, welches zeitlich gesehen nur ein Jahr später erschien, so ist es fast nicht zu glauben, dass es sich dabei um dieselbe Band handeln soll. Klar, es hatte zwei Wechsel gegeben. Ritchie Blackmore vor allem, wollte “härtere“ Musik machen und dazu schien der Band die Mitgliedschaft von Nick Simper und Rod Evans nicht geeignet. Und so wurden die beiden Musiker kurzerhand durch Roger Glover am Bass und Ian Gillan beim Gesang ersetzt. Aber trotzdem, solch ein Stilwechsel! Wahnsinn, so etwas hat kaum eine andere Band zustande gebracht.

Und ganz klar, „Deep Purple In Rock“ ist ein Meisterwerk. Denn mit ihm wurde das Genre „Hard Rock“ mitbegründet. So kompromisslos hatte bisher noch keine andere Band losgerockt. Solch einen schnellen Sound gab es so durchgängig bisher noch von keiner anderen Musikformation zu hören. Und somit ist „In Rock“ von Deep Purple wahrlich ein Meilenstein in der Geschichte der Rock-Musik.

Und von der Musik her? Jetzt wird es deutlich schwieriger, beziehungsweise differenzierter. Auf dem Album befindet sich „Child In Time“! Ein absoluter Übersong. Ein, ganz ohne Zweifel, 15 Punkte Lied. Diese Orgelmelodie, dieser zunächst so zurückhaltende Sound, dieser zunächst leise, fast schon schwebende Gesang. All das wird im Verlauf des Stücks mehr und mehr über Bord geworfen. Mit jedem Takt gewinnt der Song an Kraft, um sich zu steigern, weiter und immer weiter. Und schließlich explodiert fast alles. Die Musik, der Rhythmus, der Gesang. Dann kommt dieser Part mit dem Gitarrensolo. Ritchie Blackmore entlockt hier seinem Instrument die Töne in einer Geschwindigkeit, die bis dato kaum von anderen Bands beziehungsweise Gitarristen zu hören waren. Einfach mitreißend. Und wieder geht es einen Schritt zurück, in den ersten, ruhigen Teil des Stücks. Erneut steigert sich die Nummer dann allerdings in bis dahin noch nie gehörte Dimensionen. Ian Gillan singt, nein er schreit, nein, er fleht in einer Art und Weise, die vorher und nachher ihresgleichen sucht, jedoch nie finden wird. „Child In Time“ ist eine Hard Rock Symphonie von allererster Qualität, die im Grunde genommen nicht übertroffen werden kann. Das Lied hätte 15 Punkte verdient, wenn man nur einzelne Lieder bewerten würde.

Aber da gibt es ja noch jede Menge andere Stücke auf der Platte. Und die sind auch nicht schlecht – aber sie sind allerdings auch nichts Besonderes. Sie sind musikalischer Durchschnitt. Die Lieder krachen und treiben und explodieren zum Teil. Und darin liegt auch das Besondere der Stücke: Hier wird durchweg Hard Rock zelebriert und dies, in dieser Konsequenz und auf diese Weise, zum ersten Mal in der Geschichte der Rockmusik. Dadurch wird eine Atmosphäre geschaffen, von der das ganze Album lebt. Das macht den Stellenwert dieses Albums aus. Musikalisch gesehen gibt es allerdings sehr viel bessere Hard Rock Stücke, nicht nur von Deep Purple, auch von anderen Bands. Ausnahme das schon erwähnte „Child In Time“. Und musikalisch interessanter, abwechslungsreicher und packender war insgesamt das Vorgängeralbum. Der Ehrlichkeit halber muss man hier allerdings auch anführen, dass genau dieses Vorgängeralbum bei vielen Deep Purple Fans als eines der schlechteren in der Discographie der Band angesehen, wohingegen „In Rock“ als der Meilenstein gehandelt wird. Liegt wohl mit an der Frage, die man sich bezüglich „In Rock“ unbedingt stellen sollte: Nähert man sich diesem Album eher vom Rock oder vom Prog?

Auf der remasteten Version von 1995 befinden sich auch noch einige Bonus Tracks. Diese fallen gegenüber den anderen Tracks des Albums nicht ab, ausgenommen natürlich gegenüber „Child In Time“. Dazu gibt es immer wieder Studiogesprächseinblendungen mit kleinen musikalischen Einlagen. Ein nettes Gimmick. Mehr allerdings auch nicht, da diese immer nur wenige Sekunden lang dauern.

Fazit: Ein Meilenstein ist Deep Purples „In Rock“ auf jeden Fall durch die Art der Musik, die hier dem Hörer dargeboten wird: Hard Rock pur. Das gab es 1970 so noch nicht. Und dann ist da auch noch dieser Titel, „Child In Time“, der so unglaublich begeistern kann und einen absoluten Höhepunkt im Schaffen der Band darstellt. Musikalisch gesehen ist der Rest der Titel allerdings nur Durchschnitt. Auf anderen Platten der Band gibt es bessere Rock-Stücke und auch Ritchie Blackmore’s Rainbow kann da mit noch tolleren Kompositionen aufwarten. Somit: Meilenstein in Bezug auf „Child In Time“ und der Innovation der Musik: Klares „Ja“! In Bezug auf die Musikalität der restlichen Stücke: Nein! Die sind lediglich Durchschnitt. Und somit würde das Album von seinem Stellenwert her hier fünfzehn Punkte verdienen. Ich bewerte allerdings nur die Musik und somit komme ich auf zehn Punkte.

Anspieltipps: Child In Time



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