Kraftwerk – Kraftwerk 2
Besetzung:
Ralf Hütter – Orgel, elektrisches Klavier, Bass, Rhythmusmaschine, Glocken, Harmonika
Florian Schneider-Esleben – Flöte, Geige, Gitarre, Mischpult, Glocken
Label: Philips
Erscheinungsdatum: September 1972
Stil: Experimentalmusik
Trackliste:
1. KlingKlang (17:27)
2. Atem (2:55)
3. Strom (3:49)
4. Spule 4 (5:27)
5. Wellenlänge (9:37)
6. Harmonika (3:17)
Gesamtspieldauer: 42:31
Das, was für das Debut von Kraftwerk aus dem Jahr 1971 galt, das gilt auch für den Nachfolger, passenderweise mit Kraftwerk 2 betitelt, der ein Jahr später erschien: Ralf Hütter und Florian Schneider-Esleben, inzwischen zum Duo geschrumpft, versuchen sich am „Entlocken von Tönen“. Und dies ist beim ersten Stück „KlingKlang“ auch recht vielfältig. Hier werden Glocken eingesetzt, Gitarre, Querflöte, Orgel, Klavier, Bass und Geige. Das volle Programm eben. Auch ein Cello ist gegen Ende des Stücks zu hören, obwohl dieses in den Credits keine Erwähnung findet. Dazu kommt es hier auch zum ersten Einsatz einer Rhythmusmaschine, da den beiden Musikern in der Zwischenzeit der Drummer abhandengekommen war. Und diese Art der Perkussion klingt dann schon sehr ähnlich zu der Musik, mit der Kraftwerk berühmt werden sollten. Nun, „KlingKlang“ klingt wirklich. Mal etwas hektischer, mal etwas sphärischer und beruhigter, je nachdem wie diese Rhythmusmaschine gerade eben programmiert war. Das Stück hat was und erzeugt eine ganz eigene Stimmung und Atmosphäre, die sich so nicht allzu häufig in der Musik antreffen lässt. Das ist schon etwas Besonderes und Spezielles über die ganzen siebzehneinhalb Minuten lang.
Fünf weitere Titel sind auf der Platte enthalten. Und jetzt wird es wahrlich schwierig. „KlingKlang“ klingt und hatte eine Melodie, der man folgen konnte. Beim zweiten Stück „Atem“ ist das schon sehr viel schwieriger. Man hört Atemgeräusche, die immer mehr elektronisch verfremdet werden. Das ganze drei Minuten lang. „Strom“ klingt zunächst nach dem Stimmen einer Gitarre. Dem Stimmen einer E-Gitarre. Anschließend wird ein minimalistisches Motiv auf einer Akustik-Gitarre wiedergegeben. Sphärisch hinterlegt mit Klängen aus dem Keyboard und schließlich auch mit Querflöte, wächst das Stück und gewinnt an Intensität.
„Spule 4“ erscheint dann eher wie ein Experiment pur. „Was passiert eigentlich, wenn ich diesen Ton mal so, mal so verzerre, verfremde, bearbeite?“ Solche Gedankengänge scheinen den beiden Düsseldorfern hier mit Sicherheit nicht ganz fremd gewesen zu sein. „Spule 4“ hat keinerlei Struktur, keine Melodie, keinen Rhythmus. Nicht viel anders startet es beim fünften Stück des Albums „Wellenlänge“. Die Nummer ist allerdings etwas ruhiger und schwebender gehalten als sein Vorgänger. Und ab etwa Minute sechs passiert dann auch noch richtig was, was man wieder deutlicher als Musik identifizieren kann. Das wiederum hört sich dann auch gar nicht schlecht an.
Bliebe noch „Harmonika“. Erneut ein Improvisationsstück ohne jegliche Struktur, bei dem der Harmonika-Klang erneut elektronisch bearbeitet wurde. Ein reines Experiment, nicht anders klingt diese letzte Nummer.
Fazit: Kein alltägliches Album ist Kraftwerk 2. Hier wird wieder experimentiert was das Zeug hält. Allerdings gibt es auch immer wieder und mal mehr und mal weniger Melodien und Rhythmen zu hören. Die können dann durchaus gefallen. Ich glaube allerdings nicht, dass der Fan von Kraftwerk ab Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts etwas mit dieser Art von Musik anfangen kann. Daher scheint es aus Sicht von Ralf Hütter und Florian Schneider-Esleben sogar durchaus gerechtfertigt, auf eine Wiederveröffentlichung des Albums zu verzichten. Wegen den paar guten Stellen gibt es acht Punkte.
Anspieltipps: KlingKlang, Strom, Wellenlänge
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