The Dream Syndicate – The Universe Inside
Besetzung:
Steve Wynn – lead vocals, guitar, harmonica
Jason Victor – guitar
Chris Cacavas – keyboards
Mark Walton – bass guitar
Dennis Duck – drums
Gastmusiker:
Stephen McCarthy – electric sitar, guitar, six-string bass, pedal steel, backing vocals
Marcus Tenney – saxophone, trumpet
Johnny Hott – percussion
Label: Anti-
Erscheinungsjahr: 2020
Stil: Psychedelic, Fusion
Trackliste:
1. The Regulator (20:27)
2. The Longing (7:36)
3. Apropos Of Nothing (9:32)
4. Dusting Off The Rust (9:55)
5. The Slowest Rendition (10:53)
Gesamtspieldauer: 58:26
Ich kannte The Dream Syndicate bisher nur von ihrem Album „Ghost Stories“ aus dem Jahr 1988. Dort hört man gut gemachten, abwechslungsreichen und eingängigen Alternative Rock. Eine der wirklich guten Platten der 80er Jahre. Als ich dann las, dass sich die Band um Steve Wynn bereits im Jahr 2012 wiedervereinigt hatte und nun, am 10. April 2020, bereits ihr drittes Album seit dieser Reunion veröffentlicht, da war ich durchaus überrascht, wie diese Entwicklung bisher so an mir vorbeigegangen war. Zum anderen war ich aber natürlich auch sehr neugierig auf das neue Album mit dem Titel „The Universe Inside“, welches ich mir deshalb sofort bestellte.
„The Universe Inside“? Klingt vom Namen her irgendwie ein wenig psychedelisch. Dann auch noch dieses farbenfrohe, fast schon grelle Cover, welches für mich so ein klein wenig die Unendlichkeit darstellt, betrachtet man die Hände dieser Phantasiegestalt genauer. Beides zusammen, Name und Cover wirken und klingen keineswegs mehr nach Alternative Rock. Bemerkt man dann beim Ansehen der Titelliste, dass die einzelnen Lieder eine Länge von siebeneinhalb bis zwanzigeinhalb Minuten aufweisen, dann ahnt man bereits, dass hier wohl ein Stilwechsel stattgefunden haben muss. Nichts mehr so sein kann wie früher. So zumindest erging es mir, der ich noch keinen Ton des Albums zuvor gehört hatte.
Und genauso ist es dann auch. Alternative Rock? Nein, das ist es definitiv nicht mehr, was uns die 1980 in Los Angeles, Kalifornien gegründete Band auf „The Universe Inside“ serviert. Auf dem Album hört man intensiven Psychedelic Rock, der mit einer gehörigen Prise an Fusion Jazz unterfüttert wurde. Gleich das erste Lied „The Regulator“ wird da zum musikalischen Trip. Melodien? Völlig überschätzt. „The Regulator“ erscheint vielmehr im Gewand einer transzendentalen Reise, hypnotisch und redundant. Viele „Aaahs“ gibt es da zu hören, einen seltsam eingesprochenen „Gesang“, einen nicht enden wollenden Rhythmus, schräge Gitarrentöne und ein Saxophon, welches immer wieder seine Erdung im Free Jazz zu suchen scheint. Klingt seltsam, ist es irgendwie auch. Laut gehört versetzt einen diese Nummer definitiv in einen hypnotischen Zustand.
Das folgende „The Longing“ ist mit über sieben Minuten Spieldauer das kürzeste Stück des Albums. Man hört Steve Wynn dieses Mal wirklich singen und zudem verfügt das Lied über eine eingängige Melodie. Verwunschen klingt die Nummer trotzdem – und erneut außergewöhnlich ungewöhnlich. „Apropos Of Nothing“ hört sich wieder etwas monotoner an, bei dem Titel des Liedes wäre alles andere allerdings auch eine Enttäuschung und gar nicht mehr passend. Gegen Ende des Stücks zieht das Tempo schließlich an und mündet in einen Part, der sich an keine musikalischen Regeln mehr zu halten scheint, um schließlich deutlich sanfter wieder auszuklingen. „Dusting Off The Rust“ groovt genial, Bläser sorgen für den melodischen Teil der Nummer, bis auch dieses Lied immer jazziger klingt, kurz in einen sehr viel psychedelischeren Teil übergeht und ähnlich dem Beginn des Stücks letztendlich ausläuft. Beendet wird „The Universe Inside“ vom elfminütigen „The Slowest Rendition“. Zu Beginn fühle ich mich da an die experimentelle Phase von Pink Floyd erinnert, es folgen Sprechgesang, sehnsüchtige Klänge diverser Instrumente, krumme Takte, es wird verworrener, bis das Lied in einen etwas sphärischen Rockteil übergeht, bei dem erneut dem Saxophon eine besondere Rolle zugedacht wurde. Und schließlich klingt sie aus, diese wahrlich außergewöhnliche Scheibe und man bleibt nachdenklich zurück – zumindest beim ersten Hören ist das Gehörte nur schwer zu verstehen und einzuordnen.
Fazit: Mit der Musik der Band The Dream Syndicate aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts haben die Lieder auf dem neuesten Album der US-Amerikaner nichts mehr zu tun. Gar nichts mehr. Ausgeprägten Psychedelic Rock mit ganz vielen Jazz-Einflüssen bekommt man auf „The Universe Inside“ zu hören. Keine Musik die im Radio gespielt wird, keine Musik, die für die diversen Streaming-Portale typisch wäre. Gefallen wird das jener Hörerinnen und Hörern, die das Außergewöhnliche suchen, experimentierfreudig sind, etwas mit Psychedelic Rock anzufangen wissen und auch dem Jazz nicht sehr abweisend gegenüberstehen. Und dann sollte man sich Zeit nehmen und alles immer und immer wieder wirken lassen. Alles wird gut. Ziemlich viel verlangt, oder? Elf Punkte.
Anspieltipps: The Regulator, The Longing
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